identifier
stringlengths
6
14
collection
stringclasses
1 value
word_count
int64
12
10k
processed_text
stringlengths
2
12.3k
chunk_character_count
int64
2
12.3k
chunk_id
stringlengths
64
69
chunk_word_count
int64
1
500
59696-0-4
Gutenberg
9,482
Sobald die Lagerungsverhältnisse dieser Formationen genauer untersucht sein werden, wird sich auch die Frage besser beantworten lassen, warum der tertiäre Stufenbau Cubas in der Vuelta Abajo so wohl erhalten geblieben ist, während er in der Vuelta Arriba sowie in den Las Villas und in dem Camaguey größtenteils zerstört wurde. Einstweilen wagen wir in dieser Beziehung nur daraus hinzuweisen, daß die betreffende Thatsache aller Wahrscheinlichkeit nach sowohl mit der veränderten Längsachseneinrichtung der Insel im Zusammenhange steht, als auch mit den vergleichsweise geringeren Niederschlagsmengen, die die Landschaft seit der Zeit ihres Emportauchens aus dem Meere empfangen hat. Als der ganze Stufenbau in der Vuelta Arriba noch erhalten war, bezugsweise als sich daselbst viel höhere Gebirge emportürmten, als heute, da lag die Vuelta Abajo natürlich in einem sehr bedeutenden Grade „in dem Regenschatten“ derselben. [Sidenote: Die Mittelpunkte des Tabakbaues.] Einer starken Verdichtung der Bevölkerung und dem Gedeihen größerer Städte ist der dem Kleinbetriebe anheimgegebene Tabakbau beinahe ebensowenig günstig gewesen wie die Viehzucht, der Abbau der Kupfer-, Eisen- und Manganerzlagerstätten, die die erwähnten älteren Formationen enthalten, ist aber durch die politischen Wirren und die allgemeine Unsicherheit auf der Insel niemals in hohen Schwung gekommen. Als die hauptsächlichsten Ortschaften des Inneren haben wir daher nur zu verzeichnen: Artemisa (5000 Einw.), das den Mittelpunkt einer wichtigen Zuckerrohrbau- und Viehzuchtgegend bildet und das als der stärkste Punkt der während der letzten Insurrektion von der spanischen Heeresleitung gezogenen „Trocha“ von Mariel-Majana viel genannt und umkämpft wurde; Candelaria (1200 Einw.), das außer durch seinen vorzüglichen Kaffee auch durch seine Heilquellen namhaft ist; San Cristobal (3500 Einw.), den Hauptmarkt für den „Semi-Vuelta-Tabak“; San Diego de los Baños (1200 Einw.), durch heiße Schwefelquellen berühmt und gleich Viñales (1000 Einw.) ein Hauptübergangspunkte über das höhere Gebirge; und Consolacion del Sur (3000 Einw.), an einem Zuflusse des Rio Hondo, Pinar del Rio (5500 Einw.), San Luis (1000 Einw.) und Guane (1000 Einw.), am Cuyaguateje, die Hauptmittelpunkte und Märkte des Vuelta-Abajo-Tabakbaues. Pinar del Rio ist gleichzeitig die Regierungshauptstadt der nach ihm benannten politischen Provinz, die den größten Teil der Vuelta-Abajo-Landschaft umfaßt, sowie auch der Endpunkt der Eisenbahn, welche die Osthälfte der Landschaft mit Habana in bequeme Verkehrsverbindung setzt. [Illustration: Abb. 89. +Der Rio San Juan in Matanzas.+] [Sidenote: Die Küstengebiete der Vuelta Abajo.] Um die Zugänglichkeit der Vuelta Abajo von der Seeseite her ist es nur im Nordosten wohl bestellt.
2,779
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1200
386
59696-0-4
Gutenberg
9,482
Dort sind die tiefen und weiten Buchten von Mariel, von Cabañas und von Bahia Honda der Habanabucht in einem hohen Grade ähnlich, und bei der zuerst- und der zuletztgenannten ist nur die Einfahrt viel enger und schwieriger. Die Verbindung mit ihrem ferneren Hinterlande und namentlich mit den Haupttabakdistrikten sperren diesen Buchten aber die beschriebenen hohen Gebirgsstufen, über die, abgesehen von der Fahrstraße zwischen Mariel und Guanajay, nur schlechte Reitwege führen. Der Ausfuhrhandel der betreffenden Orte Mariel (2000 Einw.), Cabañas (1200 Einw.) und Bahia Honda (2000 Einw.), beschränkt sich also auf die der Zucker- und Tabakproduktion der unmittelbar anstoßenden Küstengegend. Von der Cabañasbucht an begleitet die Küste dann ein Korallenriff -- das sogenannte Coloradoriff --, und von der Bahiabucht an gesellen sich diesem Riff in der von ihm begrenzten Flachsee eine beträchtliche Zahl von Korallenkeys zu -- der Cayo Ines de Sato, der Cayo Rapado, der Cayo de Buenavista und andere. Die betreffende Flachsee ist zwar im allgemeinen genügend tief für die Schiffahrt (2-20 ~m~), und das Riff sowie die Keys lassen eine Reihe von Durchfahrten offen, im allgemeinen liegen die Verhältnisse aber bei dieser Colorados-Key-Flur ebenso wie bei den anderen Fluren, und die Küstenstrecke gilt durch ihr Barriereriff mit gutem Grunde für die gefährlichste von ganz Cuba. Es sind also auch an ihr nur einige sehr unbedeutende Landungsplätze für den Küstenverkehr entstanden -- Coyetano für die Kupfererzverladung des Bergbaurevieres bei Viñales, Arroyos für die Tabak- und Rinderverschiffung von Mantua und Puerto Guadiana für die ähnlich beschaffene Ausfuhr von Guanes. An der Südseite der Vuelta Abajo liegt dann die gewaltigste der cubanischen Riff- und Keyfluren, die man Jardinillos- oder Pinosflur nennen kann. Dieselbe erstreckt sich aber ostwärts weit über das Küstengebiet der Vuelta Abajo hinaus, und wir widmen ihr daher eine kurze Besprechung erst in dem nachfolgenden Abschnitte. Hier betonen wir nur, daß die ganze Südküste der Vuelta Abajo durch diese Flur und die damit verbundene Seichtsee bloß für kleine Küstenfahrzeuge nahbar ist. Der einzige Punkt, der an ihr einen nennenswerten Seeverkehr -- besonders nach Batabano und Pinos -- unterhält, ist demgemäß Coloma, das Hafendorf von Pinar del Rio, mit dem es durch eine verhältnismäßig gute Landstraße verbunden ist. [Illustration: Abb. 90.
2,421
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1201
361
59696-0-4
Gutenberg
9,482
+Straßenbild aus Matanzas.+] Der Außenverkehr der Vuelta Abajo ist nach diesen Ausführungen in noch viel zwingenderer Weise auf die Habanabai hingewiesen, als derjenige der Vuelta Arriba, und mit vollem Rechte benennt die Welt das kostbare Erzeugnis derselben also auch mit dem Namen „Habana“. XI. [Sidenote: Ansegelung von Pinos.] Wer die Insel Pinos, die größte unter den zahllosen Nebeninseln Cubas (2100 ~qkm~), von dem Karibischen Meere her erblickt -- etwa auf einer Fahrt von Veracruz oder Progreso nach Cienfuegos --, dem stellt sich dieselbe anfangs nur in der Gestalt von drei Bergmassen dar, von denen jede für sich allein von den Wogen umspült zu sein scheint. Die am weitesten links stehende ist ein gewöhnlicher Brotlaibberg, bezugsweise ein an den Kanten abgeschliffener und abgestumpfter Tafelberg, der am weitesten rechts stehende ein schwach eingekerbter Sattelberg, und der mittlere, höchste, ein gekrümmter Rücken mit einer aufgesetzten scharfen Spitze -- ein regelrechter „~Pico~“ --, Bergformen, die uns aus Cuba zur Genüge vertraut sind, alle drei übrigens mit einem etwas steileren Abfalle gegen West. Man kann sich bei dem seltsamen Anblicke des Gedankens nicht erwehren, daß um diese Höhen herum ein ausgedehntes Land ertrunken sein müsse. Kommt man näher, so gesellt sich der Dreizahl der Berge eine Mehrzahl anderer, teils ferner liegender, teils niedrigerer, zu. Der Eindruck, als ob man nur die Gipfelteile eines im Meere versunkenen Berglandes vor sich habe, ändert sich aber auch dann nicht, und ebenso bleibt er in voller Stärke bestehen, wenn man endlich das niedrige und ebene koralline Vorland der Berge gewahr wird.
1,655
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1202
252
59696-0-4
Gutenberg
9,482
Abgesehen von ein paar Zufluchtsstätten für sturmbedrohte Fischerboote und andere kleine Fahrzeuge, sowie von einem Nothafen für größere Schiffe unmittelbar an der Westspitze (Puerto Frances), ist ein Landen an der dem offenen Meere zugekehrten Südküste aber nicht möglich, denn obwohl man 5 ~km~ von derselben über 1000 ~m~ lotet, so zieht sich ein gefährliches Korallenriff ihr entlang, und die ganze Südhälfte der Insel ist von ähnlicher Naturbeschaffenheit wie die Halbinsel Guanahacabibes, teils niedrige Sanddüne, teils Mangrovesumpf, teils bienenwabenartig zerfressene und zerrissene, kahle Korallenkalksteinfläche Eine vom Westen her eindringende lagunenartige Verlängerung der weiten Siguaneabucht, in der sich große Scharen von Krokodilen und Schildkröten ziemlich ungestört ihres Daseins freuen, trennt den Südteil überdies beinahe vollständig von dem Nordteile ab, und ein Sinken der verbindenden Landenge um weniger als 1 m würde hinreichen, zwei selbständige Inseln aus ihnen zu machen -- einen großen südlichen Key von der Art des Cayo Romano und eine nördliche Berginsel. Wir können hierbei nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß ein sehr geringfügiges Sinken der lagunenübersäten Niederung zwischen der Guadiana- und Cortezbai ebenso die Guanahacabibeshalbinsel als einen Key von der Vuelta Abajo abtrennen würde, wenn auch als einen verhältnismäßig hohen Key. [Illustration: Abb. 91. +Die Plaza von Matanzas.+] [Illustration: Abb. 92. +Der Rio de San Antonio.+] [Sidenote: Das Korallenmeer.] [Sidenote: Schiffsverbindungen mit Pinos.] Wollten wir es versuchen, in einem flach gehenden Küstenfahrzeuge von Cienfuegos aus thunlichst gerade gegen Pinos vorzudringen, so würden wir uns von neuem in den Bahnen von Christoph Kolumbus befinden. Sehr wahrscheinlich würden wir aber in dem Meeresraume, der die Insel in dieser Richtung umgibt, auch ähnliche Erfahrungen sammeln, wie sie der Entdecker der Neuen Welt mit seinen kleinen Karavelen vierhundert Jahre vor uns (1494) sammelte. Das offene Fahrwasser mit seiner tiefblauen Farbe und seinen zu weißen Schaumköpfchen emporgetriebenen, bewegten Wellen, wäre rasch durchmessen. Hiernach würden wir uns aber allenthalben jenem Heere von zierlichen Astraeen, Maeandrinen, Poriten und Madreporen gegenüber sehen, das die Tausende von kleinen Nebeninseln Cubas sowie auch einen guten Teil von Pinos und Cuba selbst aufgebaut hat und das an dieser wie anderen Stellen noch rastlos am Werke ist.
2,463
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1203
345
59696-0-4
Gutenberg
9,482
Und hätten wir glücklich eine Durchfahrt zwischen den Korallenriffen gefunden, so würden wir uns abermals in einem Meere befinden, das für gewöhnlich so ruhig und sanft ist, „wie der Strom von Sevilla“, und wir würden angesichts des Mangrovenwuchses der darin liegenden Keys, in den sich hier und da Kohl- und Fächerpalmen (~Oreodoxa oleracea~ und ~Thrinax argentea~), sowie Opuntien und anderes Gebüsch beimischt, wohl mannigfaltige Veranlassung finden, uns geradeso wie Kolumbus schwärmerischer Naturbetrachtung hinzugeben und zu würdigen, wie treffend und feinsinnig derselbe die Korallen- und Key-Flur der großen Isabella zu Ehren Jardinillo de la Reyna -- Gärtchen der Königin -- nannte. An vielen Orten würde sich das Meer aber wunderlich entfärben -- weiß, gelb, grün, braun, grau --, und auch das kleinste Schiffchen würde es nicht vermeiden können, wieder und wieder den Schlammgrund aufzuwühlen und wieder und wieder auf diesem Grunde festzusitzen. Bräche sodann, wie es in den Sommermonaten beinahe täglich der Fall ist, eine schlimme Gewitterböe oder wohl gar ein Orkan los, so wäre die Gefahr für das Fahrzeug innerhalb der angegebenen natürlichen Wogenbrecher sicherlich eine viel größere als außerhalb derselben. In jedem Falle hätten die Schiffsführer und die Schiffsmannschaft unsägliche Mühe und Anstrengung in dem Gewässer. Kolumbus und seine Begleiter hatten davon ein volles Maß zu genießen, ganz besonders auch von den Gewitterstürmen, da sie die Gegend im Frühsommer erreichten, sie arbeiteten sich aber bis Pinos, dessen Bergspitzen ihnen aus weiter Ferne entgegenwinkten, tapfer hindurch, und der Admiral nannte sie zum Dank gegenüber den Mächten, die ihn bis dahin hatten gelangen lassen, Evangelista. Als die See im Norden und Westen von Pinos aber weit und breit den gleichen Charakter bekundete wie im Osten und als das so ungeheuer in die Länge erstreckte Cuba auch dort noch kein Ende nahm -- kaum eine gute Tagesfahrt vom Kap San Antonio, wenn das Meer ein offenes gewesen wäre --, da stand er von dem Bemühen ab, und er ließ nur noch von seinen Genossen urkundlich und unter hochnotpeinlichem Eide feststellen und bestätigen, daß Cuba keine Insel, sondern ein Teil von dem festländischen Asien sei. Man weiß, daß Kolumbus in diesem guten mittelalterlichen Glauben gestorben ist, niemand, der die Pinos-Key-Flur und die Pinosseichtsee in ihrer Tücke kennen gelernt hat, wird ihn aber feige oder kleinmütig dafür schelten, daß er die Fahrt in derselben nicht weiter fortsetzte.
2,509
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1204
383
59696-0-4
Gutenberg
9,482
Ferdinand Cortez erlitt in derselben See westlich von Pinos traurigen Schiffbruch, und er rettete sein Leben dabei nur durch sein besonderes Glück. [Illustration: Abb. 93. +Vega am Ariguanabosee.+] Dank den genannten und anderen großen Bahnbrechern in der Neuen Welt, die die Spanier entsandt haben, und um deren Willen dieselben wohl ein besseres Geschick mit ihrem daselbst aufgerichteten Reiche verdient hätten, als es ihnen thatsächlich zu teil geworden ist, steht uns heute ein bequemerer und gefahrenfreierer Weg nach Pinos offen. Um auf ihm einher zu dampfen, müssen wir uns aber erst zurückbegeben nach Batabano oder nach Coloma, und weil die große Nebeninsel Cubas für den allgemeinen Verkehr nur von diesen Punkten aus erreichbar ist, so wundert es uns nicht, daß auch sie Habana in strenger Weise tributpflichtig ist, sowie sie politisch zu der Provinz Habana gerechnet wird. Ein Auffurchen des Schlammgrundes kann der kleine Dampfer (von kaum 1,5 ~m~ Tiefgang) an verschiedenen Stellen auch auf diesen betretenen Pfaden nicht vermeiden, und es bedarf der ganzen Behutsamkeit und Vorsicht des ortskundigen Piloten, ihn langsam und sicher an den drohenden Gefahren vorüber zu führen. [Sidenote: Die Keys nördlich von Pinos.] Den Eindruck, als ob es aus einer Anzahl einzelner Inselberge bestände und als ob der zusammenhängende Sockel dieser Berge unter den Wellen gesucht werden müsse, macht Pinos auch von Norden aus. Von vornherein wird dieser Eindruck hier aber dadurch etwas verdunkelt und maskiert, daß die vorgelagerten Keys das Auge fesseln und abziehen, und später bemerkt man zu deutlich, daß ein gemeinsamer Unterbau der Berge allerdings auch über dem Meeresspiegel vorhanden ist. Als eine eng geschlossene Keygruppe liegen an diesem Wege besonders die Islas de Mangles (die „Mangroveinseln“ schlechthin), die nur eine einzige Durchfahrt von mehr als 0,5 ~m~ Tiefe zwischen sich lassen und die zusammen mit der Cayos de Dios und der Cayos de los Indios einen eigentümlichen Inselgürtel um die ganze Nordhälfte von Pinos herum bilden, der von physikalisch-geographischem Standpunkte aus Beachtung verdient. Eine Hebung von weniger als 2 ~m~ würde die Mangle- und Dioskeys in landfeste Verbindung mit Pinos bringen, und dasselbe würde dadurch im Nordosten ein ähnliches halbinselartiges Anhängsel erhalten, wie es im Südwesten thatsächlich besitzt -- eine interessante geographische Homologie. Die Insel würde gewissermaßen zwei lange Arme in der Richtung auf die Vuelta Abajo ausstrecken.
2,511
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1205
376
59696-0-4
Gutenberg
9,482
Fände aber eine weitere Hebung um 4 oder 5 ~m~ statt und nähme die ganze Pinos-Key-Flur an der betreffenden Bewegung teil, so würden sich die beiden Arme nicht bloß zusammenschließen, sondern es würden in ihrer Verlängerung auch zwei andere, längere wachsen, und es würden durch diese neuen Arme in der Richtung auf das Kap Frances der Guanahacabibeshalbinsel und auf die Batabanolandenge landfeste Verbindungen zwischen Pinos und der Vuelta Abajo hergestellt werden. Überdies würde der gegen Norden gerichtete Arm einen Nebenarm bis zur Halbinsel der Cienaga de Zapata von sich abzweigen, und im Osten würde sich die Jardinillosbank einerseits an Pinos und andererseits (über die Cazones- oder Canarreosbank) an die Zapatahalbinsel anfügen. Pinos wäre also dann auch mit der Vuelta Arriba fest verwachsen, und was von der ganzen Pinossee übrigbliebe, wäre nichts als eine Anzahl seichter Lagunen -- ein paar größere namentlich an der Stelle der heutigen Broabucht und nördlich von den Cayos de San Felipe, d. i. in der Verlängerung des flachen Längsthales, in dem der Rio Gonsalo dem Matamanogolfe zufließt. [Illustration: Abb. 94. +Hauptstraße von San Antonio de los Baños.+] [Sidenote: Kulturen auf Pinos.] Den kleinen Schiffchen, welche die Pinossee durchfahren haben, bereitet das Einlaufen in die breiten und verhältnismäßig tiefen Mündungen des Rio de Casas, des Rio de Malpais und des Rio de Santafé keinerlei Schwierigkeiten, und die Hauptorte von Pinos -- Nueva Gerona (900 Einw.), Santa Rosalia und Santafé können auf die Weise bequem zu Wasser erreicht werden. Zur Entfaltung eines stärkeren Verkehrslebens haben diese Zugänge aber weder an den genannten Örtchen noch anderweit auf der Insel beigetragen, und die Landesprodukte, welche von ihnen aus verschifft werden, bestehen im wesentlichen nur aus geringfügigen Mengen von Vieh, Holz, Früchten und Marmor. Beherbergt doch die Insel insgesamt nur etwa 2000 Einwohner, während Guadeloupe auf einer annähernd ebenso großen Landfläche deren 165000 enthält. Man erkennt hieraus wohl ohne weiteres, daß man es auf Pinos mit dem hintersten Hinterlande Habanas zu thun hat, und daß die kolonisatorische Kraft Spaniens bei der Nutzbarmachung seiner Hilfsquellen in einem noch viel höheren Maße unzureichend gewesen ist, als an gewissen Stellen Cubas. Erfreute sich nicht die Heilkraft der heißen Alkaliquellen von Santafé eines hohen Rufes bei der cubanischen Bevölkerung und hätte die spanische Kolonialregierung Pinos nicht als Deportationsort -- als eine Art cubanisches Sibirien, wenn auch mit sehr unsibirischem Klima -- benutzt, so wäre seine Volkszahl wahrscheinlich eine noch geringere.
2,654
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1206
395
59696-0-4
Gutenberg
9,482
Dabei ist die Fruchtbarkeit seiner Ebenen und Thäler ebenso groß als auf Cuba, und sowohl dem Tabak- und Zuckerbaue als auch der Fruchtkultur wären daselbst wohl ansehnliche Strecken zu gewinnen. Wird die neue Ära in dieser Beziehung einen günstigeren Einfluß auf das Wirtschaftsleben der Nebeninsel Cubas geltend machen als die alte? Und wird sie die schönen Kiefernbestände, von welchen die Insel ihren Namen hat, weise benutzen, ohne sie zu verwüsten? Daß die letzteren trotz allem, was wir über die Pinossee gesagt haben, leichter zugänglich sind, als in den Gebirgen der Vuelta Abajo, kann man nicht bestreiten. [Illustration: Abb. 95. +Guanajay.+] [Sidenote: Physisch-geographischer Rückblick.] In einem höheren Grade als die wirtschaftsgeographischen Fähigkeiten von Pinos beanspruchen aber seine physikalisch-geographischen Eigentümlichkeiten unsere Aufmerksamkeit. In dieser Beziehung erhellt aus der oberflächlichsten Betrachtung ihrer palmen- und kiefernbestandenen Rot- und Schwarzerdeebenen und ihrer ostwestlich streichenden Bergzüge eine sehr vollkommene Übereinstimmung mit Cuba. Die Bergzüge -- die Sierra de Caballos (300 ~m~) über Nueva Gerona, die Gruppe des Pico de la Daguila (413 ~m~) über Santafé und die Sierra de la Cañada (464 ~m~), gegen die Siguaneabucht hin -- zeigen ganz ähnliche Gipfel- und Thalformen wie in der Vuelta Arriba und in der westlichen Vuelta Abajo, nur sind sie zum Teil beträchtlich höher, steilwandiger und malerischer, und durch ihre Gesteinszusammensetzung erinnern sie füglich am allermeisten an die Bergzüge von Trinidad und Sancti-Spiritus. Wie bei diesen so sind auch bei ihnen die älteren geologischen Formationen verhältnismäßig vollständig vertreten und man darf füglich schon bei der dermaligen lückenhaften Durchforschung von Pinos annehmen, daß dasselbe in seinem Nordteile ein außer Verband geratenes Stück von Alt-Cuba, d. i. von dem vortertiären Cuba sei. Daß es aber zugleich auch ein außer Verband geratenes Stück von Neu-Cuba -- von dem spät-tertiären und nachtertiären Cuba -- sei, und daß seine Trennung von der Hauptinsel, geologisch gesprochen, erst neuerdings erfolgt sein kann, bezeugt seine gesamte Organismenwelt, die sich in keinem wesentlichen Punkte von derjenigen der benachbarten cubanischen Landschaften unterscheidet. Nicht bloß das bunte Gemisch hochstämmiger Königspalmen, Kiefern, Mahagoni-, Cedrelen-, Ebenholz- und Kerbsbäume ist dasselbe wie dort, sondern auch das Gewirr der Lianen, der Wuchs der Farne und Orchideen u. s. w., und nicht minder sind es dieselben Hutias, Iguanas, Schlangen, Krokodile, Insekten und Mollusken wie dort, die in den schönen Wäldern ihr Wesen treiben.
2,671
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1207
379
59696-0-4
Gutenberg
9,482
Eröffnet sich damit aber nicht für uns auf Pinos eine Art physisch-geographischer Rückblick auf Cuba und seine kleineren und größeren Nebeninseln? Wenn Pinos noch vor kurzem fest mit der Hauptinsel verbunden war, so versteht es sich von selbst, daß dies auch der Fall war mit den sämtlichen Hauptkeys der Pinossee. Wenn es aber die Keys der Pinossee waren, wie sollte es anders gewesen sein mit den Keys der Laberintoflur, mit denen der Romanoflur und mit denen der Coloradosflur, bei denen die morphologischen und geologischen Verhältnisse durchaus ähnlich lagen? Derselbe Korallenkalkstein jungen (tertiären und quartären) Alters setzt die Inselchen zusammen, die größeren ragen zum Teil zu ansehnlichen Höhen auf, und daß der Schichtenbau ihres Untergrundes mit demjenigen der Hauptinsel zusammenhängt, läßt sich aus den darauf zu Tage tretenden Süßwasserquellen schließen. Ganz so lazertenhaft schmächtig und graziös, wie er heute auf der Karte erscheint, war also der Inselkörper Cubas bei seinem Auftauchen auf dem Tertiärmeere aller Wahrscheinlichkeit nach nicht, und sowohl seine allgemeine Gliederung durch die beschriebenen Randmeere und Golfe, als auch seinen großartigen Reichtum an Naturhäfen und seine Umgürtung mit dem vielgliederigen Kranze von Nebeninseln erhielt derselbe erst durch nachfolgende Einbrüche und Senkungen. Der ungeheure Grabeneinbruch der Bartletttiefe, der sich von der Windwarddurchfahrt zum innersten Winkel der Hondurasbai zieht, und der sich unter häufigen Erd- und Seebodenerschütterungen noch beständig erweitert und vertieft, zog die ganze Südostküste in starke Mitleidenschaft. Ähnliches bewirkt in etwas abgeschwächtem Maße auch der Einbruch der Yucatantiefe betreffs der Südküste in der Gegend von Cienfuegos und Trinidad, derjenige des Mexicanischen Golfes betreffs der Nordwestküste und derjenige des Alten Bahamakanales betreffs der Nordostküste. In der Gegend der vier großen Korallenkeyfluren war die Senkung dagegen in der unmittelbaren Nachbarschaft der Hauptinsel nur eine geringfügige. Weitaus am besten zugänglich für den Verkehr von außen sind aber die Küstenstrecken von der zuerst angegebenen Art. Daß alle die angegebenen tiefen Grabeneinbrüche in ihrer ganzen Ausdehnung jungen geologischen Alters sind und daß Cuba sowohl in der mesozoischen Zeit als auch in der späteren Tertiärzeit in fester Verbindung mit Jamaica, Haiti, Puertorico und den Jungferninseln gestanden hat, ist wahrscheinlich. Ebenso spricht auch mancherlei dafür, daß die Bahamainseln und Südflorida sowie Yukatan und Honduras seiner Zeit damit verwachsen gewesen sind.
2,598
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1208
364
59696-0-4
Gutenberg
9,482
Mit Sicherheit läßt sich in dieser Beziehung aber nichts behaupten, und ein haltbares Gebäude von Schlußfolgerungen hinsichtlich der Entstehungsgeschichte der Insel sowie hinsichtlich ihrer natürlichen Beziehungen zu den Nachbarinseln und zu den Nachbarerdteilen wird sich erst aufbauen lassen, wenn ihre Durchforschung sowie die Durchforschung von Haiti und Puertorico weitere Fortschritte gemacht haben wird. Von der neuen Ära, welche über Cuba hereingebrochen ist, wird man vielleicht in dieser Hinsicht am ehesten eine wirkliche Wendung zum Besseren erwarten dürfen. [Illustration: Abb. 96. +In der Sierra de los Organos.+] [Sidenote: Die Zukunft Cubas.] Erwägen wir die Aussichten für die Zukunft der schönen Insel Cuba, so müssen wir die politischen Verhältnisse und die Verwaltung erst gefestigt wissen, da erst dann eine wirksame Wiedergeburt auf wirtschaftlichem Gebiete erfolgen kann. Cuba ist ein altbesiedeltes Land, wo der größte Teil des Bodens in festen Händen ruht, so daß eine Zuwanderung im großen ausgeschlossen ist, wenn auch zugegeben werden muß, daß das Land eine um vieles zahlreichere Bevölkerung zu ernähren vermöchte, als dies heute der Fall ist. Hierzu kommen auch noch die oben erwähnten ungünstigen Einwirkungen des Klimas. Aber die Erweiterung des Landbaues könnte gefördert werden einerseits durch weitere Trennung von Anbau und Fabrikation, anderseits durch Anlage von kleineren Farmen; diese hätten gewissermaßen einen Übergang zu bilden von den jetzigen Riesenfarmen zu den elenden halbverfallenen Ranchos. Vieles würde auch gebessert werden durch eine allmähliche Umwandelung des Pächters zum selbständigen Grundbesitzer, was die Schaffung eines thätigen Mittelstandes bedeuten würde. Dazu würde noch eine genaue Aufnahme des Bodens und im Zusammenhange eine richtigere und gerechtere Festlegung der Besteuerungsverhältnisse kommen. Zur weiteren Erschließung gehört aber auch das Einströmen von Kapital zur Errichtung großer öffentlicher Unternehmungen, zum Ausbau der Eisenbahnen und der Straßen, zur Verbesserung bestehender Landkulturen und Fabrikbetriebe. Mit der thätigeren Anteilnahme der Vereinigten Staaten am Geschicke Cubas werden die zuletzt genannten Punkte hoffentlich in allernächster Zeit ihre Verwirklichung finden. Statistische Übersicht. +Übersicht der politischen Provinzen Cubas nach Flächeninhalt, Volkszahl und Wirtschaftsverhältnissen.+ ============+=======+===========+=========+=========+=========+======== | | Einwohner-| Einw. | Ingenios| Tabak- | Kaffee- zahl auf | vegas | gärten | ~qkm~ | 1887 | 1 ~qkm~ | 1890 | 1890 | 1890 ------------+-------+-----------+---------+---------+---------+-------- 1. Pinar | | | | | | del Rio | 14510 | 225891 | 15,6 | 71 | 5411 | 33 2. Habana | 8345 | 451928 | 54,1 | 156 | 2 | 22 3.
2,970
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1209
388
59696-0-4
Gutenberg
9,482
Matanzas | 8225 | 259578 | 31,7 | 467 | -- | 3 4. Santa Clara | 22380 | 354122 | 15,8 | 332 | 816 | 46 ------------+-------+-----------+---------+---------+---------+-------- Westcuba | 53460 | 1,291519 | 24,1 | 1026 | 6229 | 104 insgesamt | | | | | | | | | | | | 5. Puerto | | | | | | Principe | 31345 | 67789 | 2,2 | 5 | -- | -- 6. Santiago | 34028 | 272379 | 8 | 88 | 2256 | 84 ------------+-------+-----------+---------+---------+---------+-------- Ostcuba | | | | | | insgesamt | 65373 | 340168 | 5,2 | 93 | 2256 | 84 ------------+-------+-----------+---------+---------+---------+-------- Die ganze | | | | | | Insel |118833 | 1,631687 | 13,7 | 1119 | 8485 | 188 [Illustration: Kulturkarte von Cuba Geogr. Anstalt von Velhagen & Klasing in Leipzig. Karte zu Deckert, Cuba. Verlag von Velhagen & Klasing in Bielefeld u. Leipzig. ] FOOTNOTES: [1] In Humboldts Fußstapfen gingen dann andere einher: ein Ramon de la Sagra mit seiner ausführlichen ~Historia fisica, politica y natural~ (Madrid 1849), ein Felipe Poey mit seiner ~Historia natural~ (Madrid 1851), ein Estéban Pichardo mit seiner ~Geografia~ (Habana 1854), ein José Maria de la Torre mit seinem ~Elementos de Geografia~ (Habana 1856), ein José de Pezuela mit seinem ~Diccionario geografico~ (Madrid 1863) -- nicht zu vergessen der mühevollen kartographischen Leistungen eines Estéban Pichardo (21 Blätter) und Francisco Coëllo. Eine von der spanischen Kolonialregierung geplante geologische Landesaufnahme (1844) scheiterte freilich an den unzureichenden Mitteln. [2] Das meiste thaten in neuerer Zeit zur Förderung der wissenschaftlichen Landeskunde Ausländer, Deutsche und Amerikaner: J. Gundlach, der die Insel 54 Jahre lang in den verschiedensten Teilen und Richtungen durchstreifte, um vor allem ihre tiergeographischen Verhältnisse in umfassender Weise klar zu legen, A. Grisebach, der auf Grund der von dem Amerikaner C. Wright gemachten Sammlungen seinen „~Catalogus plantarum Cubensium~“ (1866) zusammenstellte, und Alexander Agassiz, R. T. Hill und J. W. Spencer, die die Grundzüge der geologischen Entwickelungsgeschichte der Insel und den Anteil der Korallentierchen an ihrem Aufbau festzustellen suchten. Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright law means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties.
2,846
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1210
388
59696-0-4
Gutenberg
9,482
Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. If you do not charge anything for copies of this eBook, complying with the rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose such as creation of derivative works, reports, performances and research. They may be modified and printed and given away--you may do practically ANYTHING in the United States with eBooks not protected by U.S. copyright law. Redistribution is subject to the trademark license, especially commercial redistribution. Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm electronic works 1.A. 1.B. It may only be used on or associated in any way with an electronic work by people who agree to be bound by the terms of this agreement. See paragraph 1.C below. See paragraph 1.E below. 1.C. Nearly all the individual works in the collection are in the public domain in the United States. 1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in a constant state of change. The Foundation makes no representations concerning the copyright status of any work in any country outside the United States. 1.E. 1.E.2. copyright law (does not contain a notice indicating that it is posted with permission of the copyright holder), the work can be copied and distributed to anyone in the United States without paying any fees or charges. 1.E.3. 1.E.4. 1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this electronic work, or any part of this electronic work, without prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with active links or immediate access to the full terms of the Project Gutenberg-tm License. 1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary, compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any word processing or hypertext form. 1.E.7. 1.E.8. Royalty payments must be paid within 60 days following each date on which you prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax returns.
2,223
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1211
360
59696-0-4
Gutenberg
9,482
* You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the electronic work is discovered and reported to you within 90 days of receipt of the work. 1.E.9. Contact the Foundation as set forth in Section 3 below. 1.F. 1.F.1. copyright law in creating the Project Gutenberg-tm collection. 1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all liability to you for damages, costs and expenses, including legal fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGE. 1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a written explanation to the person you received the work from. If you received the work on a physical medium, you must return the medium with your written explanation. The person or entity that provided you with the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a refund. If you received the work electronically, the person or entity providing it to you may choose to give you a second opportunity to receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy is also defective, you may demand a refund in writing without further opportunities to fix the problem. 1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS', WITH NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. 1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages.
2,391
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1212
396
50669-0-1
Gutenberg
9,986
ERSTER TEIL. MEYERS REISEBÜCHER mit zahlreichen Karten, Plänen, Grundrissen und Panoramen. =Süddeutschland, Salzkammergut, Salzburg u. Nordtirol.= 10. Aufl. Geb. 6 M. =Rheinlande= (von Düsseldorf-Aachen bis Heidelberg). 13. Aufl. Geb. 5,50 M. =Schwarzwald, Odenwald, Bergstraße, Heidelberg und Straßburg= (unter Mitwirkung des Schwarzwald-Vereins). 13. Aufl. Gebunden 2,50 M. =Thüringen und Frankenwald= (unter Mitwirkung des Thüringerwald-Vereins). _=Große Ausgabe.=_ 20. Aufl. Gebunden 2,75 M. ---- _=Kleine Ausgabe.=_ 20. Aufl. Kartoniert 1,75 M. =Harz= und das Kyffhäusergebirge. _=Große Ausgabe.=_ 20. Aufl. Geb. 2,50 M. ---- _=Kleine Ausgabe.=_ 20. Aufl. Kartoniert 1 M. =Dresden, Sächsische Schweiz=, Böhmisches Mittelgebirge und Lausitzer Gebirge (Vereinsbuch des Gebirgsvereins). 9. Aufl. Kartoniert 2 M. =Riesengebirge, Isergebirge und die Gebirge der Grafschaft Glatz= (unter Mitwirkung der Gebirgsvereine). 17. Aufl. Kartoniert 2 M. =Ostseebäder und Städte der Ostseeküste.= 4. Aufl. Gebunden 4,75 M. =Nordseebäder und Städte der Nordseeküste.= 3. Aufl. Gebunden 4,50 M. =Norwegen, Schweden und Dänemark.= 10. Aufl. Gebunden 6,50 M. =Österreich-Ungarn, Bosnien und Herzegowina.= 8. Aufl. Gebunden 7 M. =Deutsche Alpen.= _=Erster Teil=_: Bayerisches Hochland, Algäu, Vorarlberg; Tirol: Brennerbahn, Ötztaler-, Stubaier- u. Ortlergruppe, Bozen, Schlern und Rosengarten, Meran, Brenta- und Adamellogruppe; Bergamasker Alpen, Gardasee. 11. Aufl. Gebunden 5,50 M. ---- _=Zweiter Teil=_: Salzburg--Berchtesgaden, Salzkammergut, Giselabahn, Hohe Tauern, Unterinntal, Zillertal, Brennerbahn, Pustertal und Dolomiten, Bozen. 10. Aufl. Gebunden 5 M. ---- _=Dritter Teil=_: Wien, Ober- u. Niederösterreich, Salzburg, Salzkammergut, Steiermark, Kärnten, Krain, Kroatien, Istrien. 7. Aufl. Geb. 5,50 M. =Der Hochtourist in den Ostalpen=, von _L. Purtscheller_ und _H. Heß_. _=I. Band=_: Bayerische und Nordtiroler, Nordrätische, Ötztaler, Ortler- und Adamello-Alpen. 4. Aufl. Gebunden 6 M. ---- _=II. Band=_: Kaisergebirge, Salzburg-Berchtesgadener, Oberösterreichische, Steirische und Zillertaler Alpen, Hohe und Niedere Tauern. 4. Aufl. Gebunden 4,50 M. ---- _=III. Band=_: Dolomiten, Südöstliche Kalkalpen. 4. Aufl. Gebunden 5,50 M. =Schweiz= (mit den Italienischen Seen). 21. Aufl. Gebunden 7 M. =Paris und Nordfrankreich= (nebst Brüssel). 5. Aufl. Gebunden 6 M. =Riviera, Südfrankreich, Korsika, Algerien und Tunis.= 8. Aufl. Geb. 7,50 M. =Oberitalien und Mittelitalien= (bis vor die Tore Roms), von _Gsell Fels_. 8. Aufl. Gebunden 8 M. =Rom und die Campagna=, von _Gsell Fels_. 7. Aufl. Gebunden 12,50 M. =Unteritalien und Sizilien=, von _Gsell Fels_. 5. Aufl. Gebunden 7 M. =Italien in 60 Tagen= (bis einschließlich Neapel und weitere Umgebung), von _Gsell Fels_. 9. Aufl. Gebunden 9 M. =Türkei, Rumänien, Serbien, Bulgarien.= 7. Aufl. Gebunden 7,50 M. =Griechenland und Kleinasien.= 6. Aufl. Gebunden 7,50 M. =Ägypten= (Unter- und Oberägypten, Obernubien und Sudân). 5. Aufl. Geb.
3,098
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1213
398
50669-0-1
Gutenberg
9,986
9 M. =Palästina und Syrien.= 4. Aufl. Gebunden 7,50 M. =Das Mittelmeer und seine Küstenstädte=, Madeira und Kanarische Inseln. 4. Aufl. Gebunden 6,50 M. =Weltreiseführer.= 2. Aufl. 2 Bände. Gebunden, mit Schutzhülle 25 M. MEYERS REISEBÜCHER. WELTREISE. ERSTER TEIL: INDIEN, CHINA UND JAPAN. ZWEITE AUFLAGE. MIT 22 KARTEN, 39 PLÄNEN UND 2 TAFELN. LEIPZIG UND WIEN. BIBLIOGRAPHISCHES INSTITUT. 1912. Alle Rechte vom Verleger vorbehalten. Vorwort. Die überaus günstige Aufnahme, die unsre »Weltreise« in ihrer ersten Auflage bei dem reisenden Publikum wie bei den im Ausland lebenden Deutschen gefunden hat, beweist, wie sehr die Herausgabe des »Führers« in der von uns gewählten knappen Fassung und handlichen Form dem jetzigen Bedürfnis entsprach. Wir haben daher in der nun vorliegenden zweiten Auflage die Anordnung des Stoffes nicht geändert, sondern die Grundidee des Buches, dem _eiligen_ Reisenden auf einer Reise um die Erde einen zuverlässigen und übersichtlichen Führer an die Hand zu geben, beibehalten und uns in erster Linie auf eine gründliche Durcharbeitung des gesamten Stoffes beschränkt; nur die Routen und Ausflüge, die inzwischen durch Verbesserung der Verkehrswege mehr und mehr an Bedeutung gewonnen haben, sind neu aufgenommen worden. Die Bearbeitung des I. Teils, der Alten Welt, lag wiederum in der bewährten Hand des Verfassers, des Herrn Admiralitätsrats _Georg Wislicenus_ in Berlin, während den amerikanischen Teil des Buches Herr _Max Wiederhold_, Redakteur der »New Yorker Staatsbürgerzeitung«, übernommen hat. Beiden Herren gebührt für ihre mühevolle und sachkundige Arbeit unser wärmster Dank. Wesentlich erleichtert wurde die Herausgabe der neuen Auflage durch die wertvollen und zahlreichen Beiträge, die uns aus aller Herren Länder von ortsansässigen Deutschen zugingen, unter denen wir besonders der Herren Beamten der deutschen Konsulate sowie der Vertreter großer deutscher Handelshäuser und Schiffahrtsgesellschaften gedenken müssen; ihnen reihen sich alle die Reisenden, Touristen wie Berufsreisende, an, die uns ihre Erfahrungen zugute kommen ließen und dadurch es ermöglichten, daß der Text des Buches, auch der entlegensten Orte, bis auf den heutigen Tag richtiggestellt werden konnte. Allen diesen freundlichen Förderern des Unternehmens sei auch an dieser Stelle unser verbindlichster Dank ausgesprochen.
2,366
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1214
333
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Ein größeres Gewicht als in der ersten Auflage des Buches haben wir diesmal auf alle _=landeskundlichen=_ Angaben gelegt, weil wir es für überaus wichtig halten, daß der Weltreisende, der sich ja vor Antritt der Reise an der Hand ausführlicher Werke eingehend unterrichten wird, nochmals an Ort und Stelle in kurzen Zügen über die Eigenart von Land und Leuten nachlesen und sich dadurch das richtige Verständnis für die Verhältnisse des jeweilig bereisten Landes, somit den echten Genuß einer Reise verschaffen kann. Anderseits soll ebenso der weniger gut vorbereitete Tourist auf der Reise, wo ihm ausführliche Literatur selten zur Verfügung steht, in dem »Führer« auch auf dem Gebiete der Landeskunde schnell die nötigste Belehrung finden. Zu dem Zweck hat der Geograph Herr Dr. _W. Gerbing_ in Leipzig das Buch vom geographischen Gesichtspunkt aus durchgearbeitet, indem er jedem Band einen knappen geographischen Abriß beigab oder bereits vorhandene vervollständigte sowie in den einzelnen Routen auf alle charakteristischen Erscheinungen landeskundlicher Art hinwies. Wenn dies auch, um den Umfang des »Führers« nicht zu sehr zu vergrößern, auf Kosten einiger, uns weniger wichtig erscheinender wirtschaftlicher Angaben geschehen mußte, so wird dieser Fortfall wohl weniger vermißt, als jene Bereicherung freudig begrüßt werden. Die äußerst schwierige Frage der _=Schreibweise=_ fremder Ortsnamen haben wir in der Weise zu lösen versucht, daß wir nach Möglichkeit die _ortsübliche_ Schreibweise wählten, d. h. also diejenige, der der Weltreisende zunächst begegnet. In Indien ist daher durchweg die englische, in Niederländisch-Indien die holländische und in Japan die kürzlich eingeführte amtliche Namensschreibung zugrunde gelegt.--Von _=neu=_ aufgenommenen Routen nennen wir, abgesehen von zahlreichen kleinern Ausflügen: _Lahore--Karachi_, von _Penang_ über Land nach _Singapore_, _Hanoï--Yünnanfu_, _Peking--Jehol_, _Dairen_, _Mukden--Söul--Fusan_, ferner _Chicago--Saint Orleans--New York_. Wie der Text, ist auch das gesamte _=Kartenmaterial=_ sorgfältig revidiert sowie durch neue Karten und Pläne ersetzt und bedeutend erweitert worden.
2,151
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1215
294
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Neu sind der zweiten Auflage beigegeben worden die _=Karten=_: _Vorderindien_ (nördlicher Teil und südlicher Teil), _Zentral-Ceylon_, _Penang--Singapore_, _Kiautschou_, _Tōkyō--Fuji-no-yama_, _Japanische Binnenlandsee_, _Zeitenkarte_ (Vereinigte Staaten), _Grand Cañon des Colorado_; ferner die _=Pläne=_ von _Simla_, _Darjeeling_, _Anuradhapura_, _Maduratempel_, _Mandalay_, _Saïgon_, _Soerabaja_, _Hongkong_, _Kanton_, _Manila_, _Schanghai_, _Wladiwostok_, _Dairen_ (Dalny), _Nagasaki_, _Kōbe-Hyōgo_, _Ōsaka_, _Nagoya_, _Yokohama_, _Honolulu_, _San Francisco_, _Buffalo_, _Niagara Falls_, _Milwaukee_, _New Orleans_, _Cincinnati_, _Boston_.--Außerdem fügten wir der Flaggentafel eine neue Tafel der _Hausflaggen_ und _Schornsteinabzeichen_ der größern Schiffahrtsgesellschaften bei, die dem Weltreisenden auf weiter Fahrt oder im Hafen manche erwünschte Auskunft geben soll.--Sehr freudig begrüßt werden wird die aus Gründen möglichst großer Handlichkeit von uns vorgenommene Teilung des »Führers« in zwei mit gesonderten Registern versehene Bändchen: I. Teil: Indien, China, Japan; II. Teil: Vereinigte Staaten von Amerika. An alle Benutzer des »Führers« richten wir zum Schluß die Bitte, durch Mitteilungen ihrer Reiseerfahrungen und etwaiger Berichtigungen zur weitern Vervollkommnung des Buches beitragen zu wollen. Alle derartigen an die »_Redaktion von Meyers Reisebüchern in Leipzig_« gerichteten Beiträge (Beschwerden möglichst unter Hinzufügung schriftlicher Belege) werden dankend entgegengenommen und bei spätern Abdrücken des Buches bestens verwertet. _=Leipzig=_, März 1912. Die Redaktion von Meyers Reisebüchern. Inhalts-Verzeichnis des ersten Teils. Seite Einleitung zur Weltreise 1-20 Reisezeit. Reiseplan S. 2.--Rundreisen. Reisegesellschaft S. 3.--Gesellschaftsreisen. Reiseausrüstung S. 4. --Reisekosten S. 6.--Geldverhältnisse. Reisepaß S. 7.--Zoll. Dampfer S. 8-13.--Post u. Telegraph S. 13.--Zeitvergleichung S. 14.--Sprache. Gasthöfe S. 15.--Landesübliche Ausdrücke S. 16.--Seewesen. Signalwesen S. 17.--Statistisches S. 18-20. I. Vorderindien und Hinterindien: Birma, Straits Settlements, Siam, Indochina, Sumatra und Java. 1. Aus Europa durch den Suezkanal nach Bombay 22-41 Von Triest, Brindisi, Genua, Neapel, Marseille nach Port Saïd S. 22-25.--Port Saïd u. Suezkanal S. 25.--Rotes Meer S. 30.--Suakin S. 33.--Djibouti S. 36.--Eisenbahn Djibouti-Addis-Harrar. Abessinien S. 37.--Aden S. 38. _=Vorderindien=_ 42-52 2. Bombay 53-63 Malabar Hill. Türme des Schweigens S. 60.--Byculla. Elephanta. Ellora S. 61. 3. Von Bombay über Jaipur, Agra, Delhi und Benares nach Calcutta 63-96 I. Von Bombay nach Delhi S. 63.--Ahmedabad S. 65. --Ajmer S. 67.--Jaipur S. 68.--Amber S. 69.--Delhi S. 70.--Kutab Minar. Delhi-Umballa-Simla S. 74.-- Delhi-Amritsar-Lahore-Peshawar S. 75.--Von Rawal Pindi nach Srinagar (Kaschmir) S. 78.--Khaiber-Paß. Lahore-Karachi S. 80.--Delhi-Agra S. 82.-- Sikandarah. Fatehpur. Sikri S. 86.--Gwalior S. 87.-- Cawnpore. Lucknow S. 88.--Allahabad S. 89.--Benares S. 90.--Buddh Gaya S. 95. 4. Von Bombay nach Madras 96-104 Mahabaleshwar S. 97.--Bijapur. Hyderabad S. 98. --Secunderabad. Golkonda S. 99.--Tirupati. Madras S. 100. 5. Aus Europa durch den Suezkanal nach Colombo. Die Insel Ceylon 104-125 A.
3,696
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1216
398
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Von Genua oder Neapel S. 104; von Marseille, von Brindisi S. 105.--Triest. Die Insel Ceylon S. 106.-- Colombo S. 110.--Mount Lavinia S. 114.--Kandy S. 115.--Peradeniya (Botanischer Garten) S. 117.-- Anuradhapura S. 119.--Adams Peak S. 121.--Nuwara Eliya S. 122.--Hakgala. Badulla. Pedrotallagalla. Bandarawela S. 123.--Küstenfahrt rund um Ceylon S. 124.--Point de Galle S. 125. 6. Von Colombo über Madras (-Ootacamund) nach Calcutta. Darjeeling 125-143 Tuticorin. Madura S. 126.--Trichinopoly. Tanjore S. 127.--Ootacamund S. 129.--Mysore. Seringapatam. Bangalore S. 131.--Puri Jagganath S. 133.--Calcutta S. 134.--Darjeeling. Tiger Hill S. 141.--Phalut S. 142. 7. Von Calcutta nach Rangoon. _=Birma=_ 143-155 Birma S. 143.--Rangoon S. 145.--Pegu S. 150.-- Mandalay S. 151.--Von Mandalay nach Bhamo und Talfahrt auf dem Irawaddy S. 153.--Pagan S. 154. 8. Von Colombo über Penang nach Singapore. _=Sumatra=_ 155-169 Penang (Georgetown) S. 156.--Medan S. 158.--Padang. Merapi S. 159.--Krakatau. Penang-Singapore S. 160.--Taiping S. 161.--Kuala Kubu. Kuala Lumpur S. 164.--Malacca Town S. 165.--Singapore S. 166.-- Johor Bahru S. 169. 9. _=Siam=_. _=Indochina=_ 169-190 Singapore-Bangkok S. 169.--Siam S. 170.--Bangkok S. 171.--Phrabat S. 176.--Ayuthia. Singapore-Saïgon S. 177.--Indochina. Cochinchina S. 178.--Kambodja. Saïgon S. 179.--Saïgon-Angkor-Thom S. 183.-- Saïgon-Hanoï. Annam S. 185.--Hué S. 186.--Haïphong. Alongbucht S. 187.--Hanoï. Tonkin S. 188.-- Hanoï-Yünnanfu S. 189. 10. Von Singapore nach Batavia. _=Java=_ 190-214 Java S. 191.--Batavia S. 195.--Buitenzorg S. 200.-- Sindanglaja. Pangerango S. 202.--Bandoeng. Tangkoeban-Prahoe. Garoet S. 203.--Papandajan. Telaga Bodas S. 204.--Djokjakarta. Prambanan S. 205. --Bora-Boedoer. Magelang S. 206.--Soerakarta. Samarang S. 207.--Soerabaja S. 208.--Pasoeroean S. 210.-- Tosari. Bromo S. 211.--Probolinggo S. 212. =II. China, Philippinen, Sibirische Bahn, Korea und Japan.= _=Südchina=_ 214 11. Von Singapore nach Hongkong. Kanton. Macao. Philippinen: Manila 214-240 Südchines. Meer S. 214.--Südchina S. 215.--Hongkong S. 220.--Kanton S. 225.--Macao S. 233.--Hongkong-Manila S. 234.--Philippinen S. 235.--Manila S. 236.-- Baguio S. 240. 12. Von Hongkong nach Schanghai. Die Yangtse-Fahrt 240-263 Swatau. Amoy S. 241.--Futschou S. 243.--Kuschan. Jungfu. Ningpo S. 244.--Insel Formosa S. 245.-- Ostchinesisches Meer. Schanghai S. 246.--Yangtse-Fahrt Schanghai-Hankau-Itschang S. 254.--Nanking S. 256.-- Minggrab S. 257.--Nganking. Kiukiang S. 258.-- Hankau S. 259.--Yangtse-Fahrt von Itschang nach Tschungking S. 262.--Tschöngtu S. 263. _=Nordchina=_ 264 13. Von Schanghai nach Tsingtau, Tientsin und Peking 265-280 Kiautschou S. 266.--Tsingtau S. 267.--Lauschangebirge S. 270.--Tsinanfu S. 272.--Taischan. Küfu S. 273.--Tientsin S. 275.--Weihaiwei. Tschifu S. 278.--Tongku S. 279. 14. Peking und Umgebung 280-301 Pi-yün-sse S. 294.--Chinesische Mauer. Minggräber S. 296.--Jehol S. 298--Peking-Hankau S. 299.-- Hsiling S. 300. 15. Von Berlin nach Moskau und auf der _=Sibirischen Bahn=_ über Charbin nach Wladiwostok, Dairen und Peking 301-329 Moskau S. 305.--Omsk S. 313.--Kraßnojarsk. Jenissei.
3,761
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1217
399
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Irkutsk S. 315.--Baikalsee S. 316.--Kjachta. Maimatschin. Amurfahrt Strjetensk-Blagowjeschtschensk-Chabarowsk S. 317.--Mandschuria. Charbin S. 318.-- Wladiwostok S. 320.--Chabarowsk. Von Charbin nach Dairen S. 323.--Mukden S. 324.--Peiling S. 325.-- Dairen S. 326.--Port Arthur S. 327.--Von Charbin nach Peking. Yinkou S. 328.--Schanhaikwan S. 329. 16. _=Korea=_ 330-337 Von Mukden nach Söul S. 331.--Tschimulpo S. 332.-- Söul S. 333.--Diamantberge S. 335.--Von Söul nach Fusan und Shimonoseki S. 336. _=Japan=_ 337 17. Von Schanghai nach Nagasaki, durch die Binnenlandsee nach Kōbe, über Ōsaka, Kyōto nach Yokohama, Tōkyō und Nikkō 347-411 Ostchinesisches Meer S. 348.--Nagasaki S. 349.-- Eisenbahn Nagasaki-Moji. Kagoschima. Dasaifu. Hakata S. 353.--Von Nagasaki durch die Binnenlandsee nach Kōbe S. 354.--Shimonoseki S. 355.--Eisenbahn von Shimonoseki nach Kōbe S. 358.--Kōbe-Hyōgo S. 361.--Eisenbahn von Kōbe über Ōsaka und Nara nach Kyōto S. 365.--Kyōto S. 369.--Von Kyōto über den Hiyeisan zum Biwasee S. 377.--Ōtsu. Hozugawa (Katsuragawa) S. 378.--Katsura no Rikyū. Mamoyama. Eisenbahn von Kyōto über Nagoya nach Yokohama S. 379.--Yamada S. 381.--Futami S. 382.--Kunō-zan S. 383.--Fuji-no-yama S. 384.--Miyanoshita. Über den Hakonesee nach Atami S. 386.--Yokohama S. 388.--Kamakura S. 391.--Enoshima S. 392.--Tōkyō S. 393.-- Nikkō S. 404.--Chūzenjisee S. 407.--Yumotosee. Shiranezan. Kirifuri-no-taki. Nyohō-zan S. 408.--Ikao-Harunasee-Harunatempel S. 409. 18. Von Yokohama über Honolulu nach San Francisco 411-423 Stiller Ozean S. 411.--Haiwai-(Sandwich-) Inseln S. 413. --Honolulu S. 416.--Hawai S. 421.--Kilauea. Mauna Kea. Mauna Loa S. 422. Register 424-436 * * * * * _=[Hand] Wem der Umfang des Buches zu groß sein sollte, dem ist die Möglichkeit gegeben, es in zwei selbständige Teile zu zerlegen (Einlegedecken dazu sind in den Buchhandlungen für 50 Pf. zu haben); man zerschneide zu diesem Zweck das Rückenband des Buches zwischen den Seiten 20 und 21, 212 und 213, und erhält dann die Hefte: I. Vorderindien, Hinterindien, Sumatra, Java;-- II. China, Philippinen, Sibirische Bahn, Korea, Japan.=_ Verzeichnis der Karten und Pläne des ersten Teils. Karten. Seite Weltreise, _vor dem Titel_. Länder des Mittelmeers mit den Häfen Port Saïd und Suez 22 Rotes Meer und Suezkanal 30 Asien, Übersicht 40 Ostindien, nördlicher Teil 64 -- südlicher Teil 96 Ceylon, _im Text_ 106 Mittel-Ceylon 114 Hinterindien mit Java 155 Penang-Singapore, _im Text_ 162 Französisch-Indochina 177 China und Japan 215 Hongkong-Kanton-Macao 219 Länder des Gelben Meers 271 Tientsin -- Peking mit Umgebung von Peking 275 Sibirische Bahn 301 Japan 337 Japanische Binnenlandsee 356 Tōkyō -- Fuji-no-yama 384 Ikao-Haruna, _im Text_ 410 Hawai-Archipel mit Umgebung von Honolulu, _im Text_ 414 Weltverkehrskarte 424 Pläne.
4,030
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1218
391
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Port Saïd, auf der Karte 22 Suez, auf der Karte 22 Aden, Lageplan, _im Text_ 38 Bombay 53 Simla, auf der Karte 64 Darjeeling, auf der Karte 64 Delhi, _im Text_ 71 Agra, _im Text_ 84 Benares, _im Text_ 91 Madras, _im Text_ 101 Colombo, _im Text_ 111 Anuradhapura, _im Text_ 120 Tempel in Madura, _im Text_ 126 Calcutta 134 Rangoon, _im Text_ 147 Mandalay, _im Text_ 152 Singapore, Lageplan 166 Bangkok, Lageplan, _im Text_ 172 -- Stadtplan, _im Text_ 174 Saïgon, _im Text_ 180 Batavia, Stadtplan 195 -- Lageplan, _im Text_ 196 Soerabaja, _im Text_ 209 Macao, auf der Karte 219 Hongkong 220 Kanton 226 Manila, Lage- und Stadtplan, _im Text_ 237 -- Plan der innern Stadt, _im Text_ 239 Schanghai, innere Stadt 246 -- Umgebung 252 Tsingtau 267 -- Umgebung 267 Port Arthur, auf der Karte 271 Tientsin, auf der Karte 275 Peking 280 Moskau 305 Wladiwostok, _im Text_ 321 Dairen (Dalny) 326 Nagasaki, _im Text_ 350 Kōbe-Hyōgo, _im Text_ 363 Ōsaka, _im Text_ 366 Kyōto und Umgebung 369 Nagoya, _im Text_ 381 Yokohama 388 Tōkyō 393 Nikkō und Umgebung, _im Text_ 405 Honolulu, _im Text_ 418 * * * * * Flaggentafel 18 Hausflaggen und Schornsteinabzeichen 18 Abkürzungen. abds. = abends. B. = Bedienung. bzw. = beziehungsweise. c. = Cent. d = Pence (engl.). Di. = Dienstag. Dîn., Dinn. = Hauptmahlzeit. $ = Dollar. Do. = Donnerstag. F. = Frühstück. Fr. = Franc (franz.). Fr. = Freitag. Hst. = Haltestelle. km = Kilometer. L. (l.) = links. £ = Pfund Sterling. m = Meter. Die beigefügten Zahlen (75 m) geben die _Höhe über dem Meer_ an. M = Meile (engl., amerik.). M. = Mark. Mi. = Mittwoch. Min. = Minuten. Mitt. = Mittagessen. Mo. = Montag. m. W. = mit Wein. N. = Norden. Nm. = Nachmittag. NO. = Nordosten. nö. = nordöstlich. NW. = Nordwesten. nw. = nordwestlich. O. = Osten. Pens. = Pension (mit Zimmer). Pens. o. Z. = Pension ohne Zimmer. Pes. = Peseta. PTF = Post, Telegraph, Fernsprecher. R. = Route (Abschnitt des Buches). R. (r.) = rechts. S. = Seite. S. = Süden. Sa. = Sonnabend. Seem. = Seemeile. Sh. = Shilling (engl.). So. = Sonntag (u. Festtag). SO. = Südosten. sö. = südöstlich. St. = Stunden. Stat. = Station. SW. = Südwesten. sw. = südwestlich. T.d'h. = Table d'hôte. Tel. od. T = Telegraph. ü. M. = über dem Meer.
4,570
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1219
399
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Vm. = Vormittag. w = Werst (1,06 km). W. = Westen. Z. = Zimmer. Eingeklammerte Buchstaben mit Zahlen, z. B. (C4), (CD5), (F2, 3), sind Verweisungen auf die Quadrate des betreffenden Stadtplans. Die bei den Gasthöfen angegebenen Zimmerpreise verstehen sich für Ein Bett, einschließlich Licht und Bedienung, falls für letztere beide ein besonderer Preis nicht angeführt ist. Die Angaben vor einer Ortsbezeichnung und _in Klammer_, z. B. (18 km) _Batavia_, (1-1/2 St.) _Johore_, bedeuten stets die Entfernung des Orts vom _Ausgangspunkt der Strecke_; die Angaben _ohne Klammer_ im laufenden Text bezeichnen die Entfernung von der _zunächst vorher gemachten Zeitangabe_; z. B. »zuerst zum _Leuchtturm_ 1/4 St., dann durch Wald 1/2 St. nach _Gasturi_ und weiter in 1-1/4 St. zum (2 St.) _Biwa-See_.« Einleitung zur Weltreise. Der Pulsschlag des deutschen Volkes ist auf dem ganzen Erdenrund fühlbar. Deutscher Unternehmungsgeist betätigt sich heutzutage in den fernsten Gegenden der Erde, in den Bergwerken Sibiriens und Koreas wie auf den Zuckerpflanzungen der glücklichen Sandwichinseln mitten im Stillen Ozean. Allerwärts in der Alten wie Neuen Welt findet man angesehene Handelshäuser, große technische Unternehmungen, wissenschaftliche Anstalten, von Deutschen begründet oder von Deutschen geleitet. Nach diesen Plätzen in weiter Ferne spinnen sich unzählige Verkehrsfäden von der Heimat aus, alle sind durch feste Bande deutscher Empfindung mit dem Vaterlande verknüpft; sie sind Brennpunkte, wohin alljährlich jugendfrischer Nachwuchs hinausströmt, um die deutsche Kraft mitten im friedlichen, doch scharfen Wettbewerb zwischen den Völkern der Erde zur Geltung zu bringen und sich selbst da draußen eine Lebensstellung zu schaffen. Diesen Vorkämpfern der Ausbreitung deutschen Wesens in fernen Landen soll der »Weltreiseführer« ein treuer Begleiter und Berater sein; sie in erster Linie werden für ihre Reisen wie auch für die nähere und weitere Umgebung ihres Wirkungskreises das Sehens- und Wissenswerteste in ihm verzeichnet finden. In unsrer Zeit, die unser seekundiger Kaiser das Zeitalter des Verkehrs getauft hat, beginnt aber auch der deutsche Vergnügungsreisende die Scheu vor langer Seefahrt mehr und mehr zu überwinden. Zahlreiche deutsche Weltreisende haben als besten Gewinn ihrer weiten Fahrten weltmännischen Blick und reifes Urteil über das Völkergetriebe unsers Planeten heimgebracht. Seitdem wächst überall in deutschen Landen die Sehnsucht, ferne Länder, Meere und Völker mit eignen Augen zu schauen, Stätten uralter oder junger, überreifer oder unreifer Kultur zu betreten, Lebensart fremder Völker kennen zu lernen, um Vorzüge und Fehler des eignen Kulturlebens an ihnen zu messen und den eignen Gesichtskreis zu erweitern.
2,764
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1220
393
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Darum ist eine Weltreise ein Vergnügen im besten, gediegensten Sinne des Wortes. Schon vor einem Vierteljahrhundert konnte ein bekannter Weltreisender aussprechen, »daß heutzutage eine Reise um die Welt ganz und gar kein Kunststück, sondern vielmehr ein köstlicher, wenn auch mitunter etwas schwer zu erringender Genuß ist«. Inzwischen ist das Reisen auf dem großen Reisewege um die Erde sehr bequem geworden, wenn man die richtigen Gelegenheiten auszunutzen versteht.--Der »Weltreiseführer« gestattet freie Wahl für den besten Weg; er führt durch den Suezkanal nach Vorderindien, Ceylon, Hinterindien, Java, China, Korea und Japan, dann über die Sandwichinseln und San Francisco auf den großen Pacificbahnen nach New York und von da nach Europa zurück; verschiedene Seitenausflüge, z. B. nach Abessinien, Sumatra, Siam und den Philippinen, sind eingeflochten; auch ist der Weg durch Rußland auf der Sibirischen Bahn mit beschrieben, den Reisende, die nur Asien besuchen wollen, zur schnellern Rückreise benutzen werden. Ob die Weltreise ostwärts oder westwärts am zweckmäßigsten auszuführen sei, das hängt davon ab, wann die Reise begonnen wird und welchem Lande der Reisende längern Aufenthalt widmen will. Da die alte Kulturwelt Ostasiens mit ihrem Völkergemisch dem gebildeten Deutschen viel mehr Wunder zu weisen hat als das moderne Amerika, und es wohl logischer ist, mit dem Ausgang der Kultur zu beginnen und mit dem Lande der jüngsten Kulturentwickelung zu schließen, empfiehlt sich die Ostwärtsreise, wie der »Weltreiseführer« sie schildert, weil erfahrungsgemäß die meisten Reisenden gegen Ende der Reise nicht mehr den gleichen Genuß an Reiseeindrücken empfinden. Wer schnell nach Japan reisen und dort längere Zeit verweilen will, tut gut, westwärts, über Amerika, zu fahren, falls er nicht den Landweg über Sibirien vorzieht, der für Ostasien der schnellste Reiseweg ist. Reisende nach Ostindien, Insulindien und Indochina wählen stets den östlichen Reiseweg. =Reisezeit.= Für _Indien_ ist die beste Zeit Mitte November bis Mitte März, für die nördl. Gegenden auch etwas früher und später; unbedingt meiden sollte man den Aufenthalt im April, Mai und Juni, weil ungesund. Für _Ceylon_ ist Mai, September, Oktober, November und für das Gebirge Januar bis März die günstigste Zeit. Für _Java_ empfiehlt sich Mai und Juni (die Regenzeit ist November bis April); für die _Philippinen_ Januar und Februar (Regenzeit August bis Dezember); für _Indochina_ November bis Februar.
2,485
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1221
365
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Für _China_ und _Japan_ ist die beste Zeit der Frühling (in Japan die Zeit der Kirschblüte, April und Mai) und der Spätherbst von Mitte Oktober bis Mitte Dezember, in China auch der Winter bis zum April. =Reiseplan.= Um den in Ostasien meist heißen und nassen Sommer zu meiden, tut man gut, Europa im Hochsommer oder Anfang Herbst zu verlassen, wobei freilich zu beachten bleibt, daß die Fahrt durchs Rote Meer zwischen Port Saïd und Aden, d. h. etwa 5 Tage lang, im Sommer sehr heiß ist; im Golf von Aden trifft man meist frische Winde. Im Oktober, November und Dezember, der Hauptreisezeit, muß man Plätze auf den Dampfern nach Indien und Ostasien schon lange im voraus bestellen. August und September sind die Hauptzeit für Reisen von Europa nach den Vereinigten Staaten, für diese Monate ist Vorausbestellung der Plätze dringend nötig. Wer eine etwa einjährige Reise rund um die Erde machen will, verzichte darauf, alle im Reiseführer beschriebenen Länder Ostasiens zu besuchen. Er wird etwa im August von Triest nach Bombay oder von Genua nach Colombo fahren, dann quer durch Indien nach Calcutta (September und Oktober für Indien), von da über Rangoon und Singapore (November) nach Java (Dezember) und wieder über Singapore nach Saïgon und Hongkong (Januar), dann Schanghai, Tsingtau, Peking (Februar), Hankau, Yangtsefahrt (März), über Schanghai nach Nagasaki, Kobe-Kyōto-Tōkyō-Nikko (April, Mai), Honolulu (Juni), San Francisco-New York (Juli). =Rundreise= nach dem Spezialprogramm der Weltreise 1912 des Reisebureaus der =Hamburg-Amerika Linie=: _=Ostwärts=_ (7-1/2 Monate): Ab Berlin über Triest nach Bombay;--_Vorderindien_ (Jaipur, Delhi, Agra, Benares, Calcutta, Darjeeling);--von Madras über Trichinopoly, Madura, Tuticorin nach _Ceylon_ (Colombo, Kandy, Nuwara Eliya);--_Singapore_;--_Java_ (Batavia, Weltevreden, Buitenzorg, Garoet, Papandajan, Djokjakarta, Soerabaja, Toesari, Bromo);--_China_ (Saïgon, Hongkong, Canton, Schanghai, Tsingtau, Tientsin, Peking, Hankau, Schanghai);--_Japan_ (Kobe, Osaka, Kyōto, Nara, Miyanoshita, Yokohama, Tōkyō, Nikko);--_Sandwich-Inseln_ (Honolulu);-- _Nordamerika_ (San Francisco, Monterey, Yosemitetal, Yellowstone Park, Salt Lake City, Manitou, Denver, Chicago, Niagara Falls, Hudson, Washington, Philadelphia, New York);--von New York nach Hamburg. Ausführliche Programme beim Reisebureau der Hamburg-Amerika Linie erhältlich.
2,383
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1222
324
50669-0-1
Gutenberg
9,986
=Reiseplan des Norddeutschen Lloyd= für 1912 (etwa 225 Tage): Ab Genua über Neapel, Port Saïd, Suez, Aden nach Colombo-Kandy-Nuwara Eliya, Colombo-Madura, Madras, Bombay, Jaipur, Delhi, Agra, Benares, Darjeeling, Calcutta, Rangoon, Penang, Singapore, Batavia, Buitenzorg, Garoet, Djokjakarta, Batavia, Singapore, Hongkong, Canton, Macao, Hongkong, Schanghai, Tsingtau, Tientsin, Peking, Nankou, Peking, Tientsin, Tschifu, Tsingtau, Schanghai, Nagasaki, Kobe, Osaka, Nara, Kyōto, Miyanoshita, Yokohama, Tōkyō, Nikko, Yokohama, Honolulu, San Francisco, Yosemitetal, Monterey, Yellowstone Park, Salt Lake City, Manitou, Denver, Chicago, Niagara Falls, Albany, New York, Washington, Philadelphia, New York, Bremerhaven, Bremen. Wer seinen Reiseplan selbst aufstellen will, lese den »Weltreiseführer« und die unter Reiseliteratur (auch bei den einzelnen Ländern) angegebenen Reisebeschreibungen _vor_ Aufstellung des Plans, um je nach Neigung die Länder auszuwählen, wo bei günstigster Reisezeit längerer Aufenthalt erwünscht ist. Das Reisebureau der Hamburg-Amerika Linie veranstaltet auch Reisen nach Indien, Ceylon, Java, China, Japan und zurück mit der Sibirischen Bahn nach besonderm Programm. Es ist unmöglich, alle zweckmäßigen Zusammenstellungen für die Weltreise, die in hundertfältiger Weise genußreich ausgeführt werden kann, zu beschreiben; es muß genügen, daß der »Weltreiseführer« alle Haupt- und Nebenwege zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten angibt. Mit Hilfe des »Weltreiseführers« kann der Reisende auch unterwegs nach Bedarf und Wahl seinen Plan ändern, Seitenfahrten in seltener besuchte Länder (z. B. Abessinien, Sumatra, Birma, Siam, Philippinen, Korea usw.) ausführen. =Reisegesellschaft.= Solange die Weltreise nicht in Plätze führt, die weit abseits vom Hauptstrom des Reiseverkehrs liegen, können auch Damen unbedenklich allein reisen; besonders gilt dies für alle englischen und amerikanischen Länder wie auch für Niederländisch-Indien und Japan; fast überall reist man dort in den Gebieten des lebhaftem Europäerverkehrs so sicher wie in Deutschland. Nur Ausflüge ins Innere von Ländern wie Birma, Siam, China, Korea und die Philippinen unternimmt man besser mit einem Gefährten zusammen, zumal sich auch dadurch viele Nebenausgaben verringern. =Gesellschaftsreisen= nach festem Plan unternehmen unter andern das _Reisebureau der Hamburg-Amerika Linie_ (Berlin W. 64, Unter den Linden 8) jährlich auf etwa 7-1/2 Monate zum Preise von 11900 Mark (gewöhnlich Mitte Januar beginnend), oder der _Norddeutsche Lloyd_ (Abteilung Passage), Bremen, auf etwa 7-1/2 Monate für 11600 Mark (Schiff und Bahn I. Kl., 50 kg Freigepäck), oder der _Österreichische Lloyd_ nach Ostasien auf etwa 6 Monate für 8000 Mark (Mittelmeer- Reisebureau H. Osc. Cahn & Co.
2,769
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1223
369
50669-0-1
Gutenberg
9,986
in Hamburg 36, Neuer Jungfernstieg 6, Hauptagentur des Österreichischen Lloyd übernimmt Leitung dieser Weltreisen, stellt auch kombinierte Touren für Einzelreisende zusammen).--Auch unternimmt die _Hamburg-Amerika Linie_ jährlich zwei je viermonatliche =Vergnügungsreisen um die Welt= auf einem ihrer großen Ozeandampfer zum Preise von 2750-34000 Mark (eingeschlossen programmäßige Landausflüge und Eisenbahnfahrt zwischen San Francisco und New York); Abfahrt im November von Neapel ostwärts, im Februar von San Francisco westwärts, Anschluß zur Fahrt zwischen Hamburg und New York auf einem beliebigen Dampfer der Gesellschaft. Ausführliche Prospekte bei der Hamburg-Amerika Linie erhältlich.--Wer sich einer solchen Gesellschaftsreise anschließt, ist aller Sorgen bei den Ausflügen überhoben, muß allerdings auf freie Wahl der Orte und auf längern Aufenthalt an Orten, die ihm besonders gefallen, sowie überhaupt auf Bewegungsfreiheit, die höchste Lust des Reisephilosophen, verzichten; dafür werden ihm in kurzer Zeit viele Sehenswürdigkeiten programmgemäß vorgeführt. Da diese Reisen nur in zusammenpassender Gesellschaft erträglich sind, erkundige man sich vorher genau nach den Teilnehmern der Fahrt. In den genannten Reisebureaus erhält man auch Fahrkarten für selbständige Weltreisen und Auskunft über die neuesten Fahrpläne aller Dampferlinien und Eisenbahnen, die für die Weltreise in Betracht kommen. Die Zweigbureaus sind im Text überall genannt.--Das englische Reisebureau von _Thos. Cook & Son_ (London, E. C. Ludgate Circus) hat Filialen in allen Hauptplätzen der Erde (sie sind im Text des Buches genannt) und unternimmt ebenfalls die Führung von Reisegesellschaften, die aber meist aus Engländern bestehen. Monatlich erscheint _Cook's Ocean Sailing List_ mit praktischen Winken für See- und Weltreisende, deren Beschaffung vor Antritt der Reise sehr zu empfehlen ist, da sie sehr genaue Übersichten über die neuesten Fahrpläne und Fahrpreise bietet, besonders auch für Reisen um die Welt. =Reiseausrüstung.= Je weniger Gepäck, desto besser; indessen muß man für eine Weltreise sich doch gründlicher ausrüsten als für einen Pfingstausflug. Auf Dampfern kann man meist viel Gepäck zu mäßigem Preise mitführen (vgl. S. 12). Unentbehrlich ist ein Kabinenkoffer (90 zu 60 zu 33 cm), für den Gepäckraum ein größerer (bis zu 1/2 cbm Raum); außerdem (möglichst wenig) Handgepäck, am besten feste Ledertasche und Segeltuchsack (für wollene Decke, Stiefel und schmutzige Wäsche).
2,487
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1224
342
50669-0-1
Gutenberg
9,986
_Herrenkleidung_: zwei bequeme Reiseanzüge aus kräftigem Wollenstoff, ein dunkler warmer, ein heller leichter; ein guter Gesellschaftsanzug aus leichtem schwarzen Kammgarn mit Gehrock, Smoking und Frack, der im Ausland unentbehrlich ist, da überall bei Besuchen, im Klub, an der Tafel auf Dampfern und in bessern Gasthöfen sehr viel mehr auf äußere Form gegeben wird, als dies in Deutschland der Fall zu sein pflegt. Ein Reitanzug aus derber Reithose mit Flanellhemd und Flanelljacke, Leder- oder Wickelgamaschen. Weiße Waschanzüge sind schon im Roten Meer unentbehrlich, daher nehme man etwa vier Paar Jackets nebst Beinkleidern aus gutem Drillichstoff schon von Hause mit; später kann man den Vorrat preiswürdig in Bombay, Colombo, Singapore oder Yokohama ergänzen. Anzüge aus Rohseide (empfehlenswert) erhält man billig in Colombo etc. Reichlichen Vorrat an Unterzeug, wollenes wie leichtes (seidenes kaufe man in China); Netzunterjacken nach Lahmann oder Schießer sind sehr zu empfehlen (sie schützen, wenn oft gewechselt, gegen den »Roten Hund«, einen lästigen, stark juckenden, durch Schweiß und Baden im Salzwasser hervorgerufenen ungefährlichen Hautausschlag, durch Frischwasserwaschung und Einfetten mit Byrolin, Mentholsalbe oder ähnlichen Hautsalben zu heilen); ferner reichlich farbige und weiße Hemdenwäsche (die überall schnell gewaschen und dabei stark verdorben wird), leichte Schlipse, wollene und leichte Strümpfe. An Schuhzeug: zwei Paar derbe, doch nicht zu schwere Reiseschnürstiefel aus braunem Leder; Lackschuhe (für den Frackanzug), weiße Segeltuchschuhe (unterwegs einkaufen); ein Paar schwarze, kräftige Stiefel mit Doppelsohlen, innere Sohle Leder, äußere Sohle Gummi, zum Gebrauch an Bord bei schlechtem Wetter. Reisehut, Klapphut, blaue und weiße Schiffsreisemütze mit Schirm oder Sportmützen (leichte und wärmere), Strohhut; Tropenhelm kauft man in Port Saïd (meist schlecht), in Bombay etc. (sehr gut) in den verschiedensten Formen. Warmer Reisemantel (»Mackintosh«) ist unentbehrlich, leichter Staub- und Regenmantel zweckmäßig; dazu Plaid oder eine seidene oder Kamelhaardecke. Sonnenschirm kaufe man unterwegs. Zwei tüchtige Leibbinden, zwei seidene Halstücher, Glacéhandschuhe (in Stanniol gewickelt oder in kleiner Blechbüchse verlötet, weil sie im feuchten Tropenklima Stockflecke bekommen); Vorrat der Lieblingszigarren (ebenfalls in Blechkasten verlöten!). Visitenkarten mit heimischer Adresse und Lebensstellung (lateinische Buchstaben). Wer einen photographischen Apparat mitnimmt, verpacke die Films oder Platten sorgfältig in Blechbüchse, mit Heftpflaster verklebt, da sie sonst durch Seeluft sehr leiden; auch lasse man nach Aufnahme _bald_ entwickeln, was, ebenso wie das Abziehen, in allen größern Plätzen ausführbar, in China und Japan z. B. sehr gut. _Damenkleidung_ unterliegt verschiedeneren Ansprüchen als die Herrenkleidung.
2,877
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1225
382
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Unentbehrlich ist für Damen ein dickes englisches Reisekleid mit sehr fußfreiem Rock und Paletot, dazu passend in der Farbe Mütze und Blusen; ferner ein weißwollenes oder hell gestreiftes Kostüm mit weißseidener und Batistbluse nebst weißer Mütze für die Seefahrt; ein dunkles Foulard- oder ganz leichtes Alpakakleid für Bahnfahrten in Indien, Japan etc.; ein Nachmittagskleid und zwei Abendtoiletten, darunter eine dekolletiert; drei weiße Waschkleider, einfach gemacht und einige Blusen mehr. Ein warmer Reisemantel (Ulster) und ein gegen Regen imprägnierter Staubmantel, ferner ein leichter Schlafrock für Schiff und Nachtfahrten mit der Bahn. Unterzeugausrüstung ähnlich wie für Herren; Ergänzung für die Tropen ist sehr billig und zweckmäßig in Port Saïd bei _Simon Arzt_ oder in Bombay im _Army & Navy-Basar_ zu kaufen, ebenfalls Tropenhut, Schirm, Schuhe und Razais (baumwollene Steppdecken als Matratze für indische Schlafwagen). An Schuhzeug: ein Paar feste braune Lederstiefel, ein Paar weiße Segeltuchstiefel, je ein Paar braune und weiße Halbschuhe, ein Paar Gesellschaftsschuhe und ein Paar elegante Morgenschuhe (auf dem Schiff zu tragen). Strümpfe hauptsächlich dünn und hellfarbig. Leibbinden sind auch für Damen dringend zu empfehlen und von Port Saïd an zu tragen. Sehr nützlich sind etwa sechs kleine Seidenbeutel zum Anhängen, um nachts Toilettensachen, wie Haarnadeln, Schmucksachen etc. unterzubringen, weil der Raum in der Kabine beschränkt ist und beim Schlingern alles vom Tischchen fällt. In der Toilettenreisetasche sorge man für kleines Nähzeug mit Reserve-Hemd- und Hosenknöpfen etc., für Nagelschere, Pflaster, Verbandwatte und etwas Verbandstoff sowie »russische« Choleratropfen und andre Augenblicksheilmittel in einer kleinen Reiseapotheke zusammengestellt; wobei Chinin und Rizinus nicht vergessen werden sollten. Ein Vorlegeschloß kann zuweilen nützlich sein. Ferner ein kräftiges Taschenmesser mit Kork- und Schraubenzieher nebst Dosenbrecher (für Konservenbüchsen). Revolver oder Browningpistole, in Ledertasche am Gürtel unter der Jacke zu tragen, ist nur außerhalb der Hauptverkehrsgebiete erforderlich; Büchse oder Jagdflinte ist je nach dem Zweck der Reise auszuwählen, doch ist zu beachten, daß die Einfuhr von Waffen in manchen Ländern nur mit obrigkeitlicher Erlaubnis gestattet ist, auch tragen Waffen meist hohen Einfuhrzoll (der beim Austritt nur manchmal zurückvergütet wird). Wer die Handwaffe verheimlicht, kann damit, zumal in den Vereinigten Staaten, in recht üble Lage geraten. Ein gutes Doppelfernglas und ein guter, nicht zu kleiner Kompaß sind unentbehrlich, ein (vorher geprüfter) Aneroid-Barometer (oder Hypsometer) angenehm. =Reiseliteratur.= Für die Vorbereitung zur Reise besonders zu empfehlen: _Victor Ottmann_, Rund um die Welt (Berlin 1905); _Julius Meurer_, Weltreisebilder (Leipzig 1906); _Cäcilie v.
2,878
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1226
391
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Rodt_, Reise einer Schweizerin um die Welt (Neuenburg 1903); _A. G. Plate_, Der ferne Osten (Bremen 1907); _Doflein_, Ostasienfahrt (Leipzig 1906); _Walter Frhr. v. Rummol_, Erster Klasse und Zwischendeck (Berlin 1912); _K. Günther_, Einführung in die Tropenwelt (Leipzig 1911); als medizinischer Ratgeber: _Kohlstock_, Ratgeber für die Tropen (Stettin 1910). Spezielle Literatur ist bei den einzelnen Ländern erwähnt. Die =Reisekosten= richten sich natürlich nach den Ansprüchen des Weltreisenden; man muß 1200-1800 M. monatlich, einschl. Fahrpreise, also für die Gesamtkosten, bei einer etwa sechsmonatigen Reise rechnen; längere Reisen sind entsprechend billiger, kürzere teurer für jeden Monat. Eine Weltreisekarte Tour 1, via Japan und China, des _Norddeutschen Lloyd_ kostet 2695 M., 2 Jahre gültig, nicht übertragbar; mit solcher Karte würde eine dreimonatige Reise um die Erde etwa 5000 M. kosten. Die 7-1/2 monatige Gesellschaftsreise um die Erde des Reisebureaus der _Hamburg-Amerika Linie_ kostet für 1912: 11900 M., Kosten der viermonatigen Vergnügungsreise s. S. 4. =Reisegeld, Geldverhältnisse.= Bargeld nehme man für eine Weltreise wenig mit. Auf den Dampfern gilt das Geld der Landesflagge, also deutsches auf den deutschen Linien etc. Für den Bedarf der ersten Tage versehe man sich mit kleinen Banknoten oder etwas Gold- und Silbergeld des nächsten Hafenplatzes schon im voraus im letzten Abgangshafen oder an Bord beim Zahlmeister oder Obersteward (meist etwas teurer). Beim Geldwechseln unterrichte man sich vorher genau über den Wert des fremden Geldes, bevor man sich den in jedem Hafen an Bord kommenden Wechslern anvertraut. Im übrigen versehe man sich schon in Deutschland mit einem _Weltkreditbrief der Disconto-Gesellschaft in Berlin W._, Unter den Linden 35, oder einer andern größern Bank in Deutschland, der den großen Vorteil bietet, an allen größern fremden Hafenplätzen und Binnenstädten nach Bedarf Geld abzuheben; jedem Weltkreditbrief wird eine Liste von Korrespondenten (bei der Disconto-Gesellschaft am zahlreichsten, etwa 2000) beigefügt, bei denen die Weltkreditbriefe ohne vorhergehendes Avis zahlbar sind, und die auch in andern Angelegenheiten dem Reisenden Ratschläge und Auskünfte erteilen. Im »Weltreiseführer« sind für alle Plätze die Korrespondenten der Disconto-Gesellschaft in Berlin, der Deutschen Bank und der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig unter »Banken« angeführt. _Reise-Schecks des Reisebureaus der Hamburg-Amerika Linie_ werden in Verbindung mit der Disconto-Gesellschaft vorläufig im Werte von 50 und 100 M. sowie von $ 10, 20, 50 und 100 ausgegeben, als Zahlungsmittel auf der Weltreise. Auch der _Norddeutsche Lloyd_ gibt derartige Schecks aus. Diesen Schecks sind die Gegenwerte der meistbesuchten Länder aufgedruckt (vgl.
2,830
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1227
393
50669-0-1
Gutenberg
9,986
die Münztabelle); sie werden wie die Weltkreditbriefe an etwa 2000 Bankzahlstellen im In- und Ausland (zum Tageskurs) eingelöst. Der Käufer der Schecks erhält zugleich ein Einführungsschreiben, das er persönlich unterschreiben muß; bei Einlösung eines Schecks ist das Schreiben vorzuzeigen und gleichzeitig die eigene Unterschrift in Gegenwart des die Zahlung leistenden Bankkorrespondenten auf die Rückseite des Schecks zu setzen. Diese Reise-Schecks haben 3 Jahre Gültigkeit, werden aber nur im ersten Jahre bei allen im Einführungsbrief aufgeführten Firmen eingelöst; im zweiten und dritten Jahre können sie nur noch bei der Direktion der Disconto-Gesellschaft in Berlin eingelöst werden; später verfallen sie. =Reisepaß= sollte jeder Weltreisende zur Legitimation bei sich führen. Für Rußland bestehen besondere Vorschriften, auch für den Durchgangsverkehr auf dem sibirischen Landweg, vgl. S. 301. Für Reisen auf Java (S. 194) ist ebenfalls ein Paß vorgeschrieben, in Indochina ist er oft nützlich. In China besorgt der deutsche Konsul des Ankunftshafens einen Reisepaß für die chinesischen Behörden, wenn man ins Innere reisen will; dazu sind auch Visitenkarten in chinesischer Schrift (mit Namen, Rang, Heimat und Reisezweck) erforderlich. Innerhalb eines Landes besorgen auch oft die Gasthöfe die Pässe. =Zollwesen= macht in Asien weniger Schwierigkeiten als bei Reisen innerhalb der europäischen Zollvorschriften. Näheres im Texte des Buches bei den Ankunftshäfen. =Konsulate.= Man suche nach der Ankunft sein Konsulat auf und gebe dort seine Karte ab (schon wegen dahin nachgeschickter Briefe), belästige aber die Konsulatsbeamten nicht mit Kleinigkeiten, suche nur ihre Unterstützung, wo man von fremden Behörden und deren Beamten nicht mit gebührender Achtung behandelt wird. In Ägypten, Siam und China steht der Deutsche unter deutscher Konsulargerichtsbarkeit, sonst überall unter der Gerichtsbarkeit des Landes, wo er sich aufhält. =Eisenbahnen.= Das Reichskursbuch enthält die Fahrpläne für die Sibirische Bahn Berlin-Mandschuria-Wladiwostok, für die Nordchinesische und die Schantung-Eisenbahn. Die Fahrpläne der übrigen Bahnen etc. muß man sich an Ort und Stelle beschaffen. =Dampferlinien.= _Norddeutscher Lloyd in Bremen_ (Abteilung Passage, Papenstraße; Belegung von Dampferplätzen kann auch in dessen Hauptagenturen, z. B. Berlin, Unter den Linden 5/6; ferner durch Reisebureaus, wie das _Weltreisebureau Union_, Berlin, Unter den Linden 22; das _Amtliche Bayerische Reisebureau_ in München, Promenadeplatz 16; _Thos. Cook & Son_, London, E. C. Ludgate Circus; _Schenker & Co._, Wien I, Schottenring, u. a.
2,629
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1228
363
50669-0-1
Gutenberg
9,986
erfolgen): Reichspostdampfer alle 14 Tage nach Ostasien (abwechselnd von Hamburg und Bremerhaven) über Rotterdam (nur die Dampfer von Bremerhaven), Antwerpen, Southampton, Gibraltar, Genua, Neapel (hier können Reisende von Berlin 14 Tage nach Abfahrt des Dampfers aus Deutschland ihn mit der Bahn noch erreichen), dann über Port Saïd, Suez, Aden, Colombo, Penang, Singapore (Anschluß nach Bangkok und Batavia etc.), Hongkong (Anschluß nach Manila), Schanghai (Anschluß nach Hankau), Tsingtau (nur die Dampfer von Hamburg), Nagasaki (nur die Dampfer von Bremerhaven), Kobe, Yokohama und ebenso zurück (ohne Anlaufen von Rotterdam). Vgl. Reichskursbuch Nr. 697. Außerdem die Australlinie bis Colombo, Reichskursbuch Nr. 707a. Schnellpostdampfer zwischen Bremerhaven und New York alle 8-14 Tage, vgl. Reichskursbuch Nr. 711a in 7 Tagen.--Eine _Weltfahrkarte des Norddeutschen Lloyd_ kostet 2695 M. I. Kl. für Tour 1 via China und Japan; die Reise kann westwärts oder ostwärts gemacht werden, die Fahrkarte ist 2 Jahre gültig und nicht übertragbar. Reiseunterbrechung ist in jedem Hafen gestattet, doch Anmeldung beim Agenten der betreffenden Gesellschaft erforderlich mit Angabe, wann die Weiterreise angetreten werden soll. Anspruch auf freien Platz auf dem Dampfer für die Weiterreise hat der Reisende nicht. Alle Kosten am Lande hat der Reisende selbst zu tragen. Verlust der Weltfahrkarte wird nicht vergütet. Die Weltfahrkarte gibt Anrecht auf einen Platz in Außenzimmern niedrigster Preislage, wenn der Platz rechtzeitig bestellt wird; bei Benutzung eines Innenzimmers tritt keine Preisermäßigung ein. Die Anweisung für die Reise über den Atlantischen Ozean kann in New York durch die Firma Oelrichs & Co. (in Bremen durch den Norddeutschen Lloyd) ohne Nachzahlung auf Wunsch des Reisenden auf eine andre atlantische Linie übertragen werden. Wenn der Weltreisende sich in Gibraltar, Genua oder Neapel ein- oder ausschifft, ermäßigt sich der Preis der Fahrkarte um 88 M. Der Preis erhöht sich um 110 M., wenn man von Port Saïd nach Bombay mit Dampfer des Österreichischen Lloyd fährt. Die Reisekosten von Bombay durch Indien bis Colombo sind in den Fahrpreis nicht mit eingeschlossen. Statt des Reichspostdampfers von Colombo nach Singapore darf man einen Dampfer der British India S. N. Co. (nicht empfehlenswert!) von Calcutta nach Singapore benutzen. Gleiches gilt für die Westwärtsreise, auf der man schon bei der Platzbelegung in Ostasien anmelden muß, falls man die Reise in Singapore, Penang oder Colombo unterbrechen will; Meldung beim Schiffszahlmeister vor Abfahrt von Colombo ist erforderlich, wenn man in Suez oder Port Saïd die Rückreise unterbrechen will.
2,672
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1229
390
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Von Japan nach San Francisco berechtigt die Weltfahrkarte zur Fahrt mit den Dampfern der Pacific Mail S. S. Co. und der Toyo Kisen Kaisha, wobei Reiseunterbrechung in Honolulu (bei den japanischen Schiffen nicht über 30 Tage) zulässig ist. Eisenbahnfahrten in Japan hat der Reisende selbst zu bestreiten. Die Weltfahrkarte gestattet auch, mit Küstendampfer des Norddeutschen Lloyd von Singapore über Bangkok (mit Fahrtunterbrechung dort) nach Hongkong ohne Mehrkosten zu reisen. Für die Bahnfahrt von San Francisco via Chicago oder via St. Louis oder via New Orleans nach New York sind die Reisenden berechtigt, sich einen der vielen auf der Fahrkarte genannten Reisewege auszuwählen; die Reise kann in weniger als fünf Tagen ausgeführt, aber auch an jedem größern Platz unterbrochen werden, wenn man dies dem Zugführer vorher anmeldet. Mahlzeiten und Schlafwagenbenutzung (s. II. Teil, S. 4) hat der Weltreisende selbst zu zahlen. Wenn die Eisenbahnfahrt von San Francisco nach New York nicht in die Weltfahrkarte eingeschlossen werden soll, ermäßigt sich deren Preis um 210 M.--Bei _Einschiffung_ für die Reichspostdampfer in Bremen oder Hamburg müssen die Reisenden am Tage vor der Abfahrt des Dampfers in Bremen (Papenstraße 5/6) oder in Hamburg (Baumwall 3) sich zwischen 10 Uhr vormittags und 5 Uhr nachmittags melden und Verladung des Gepäcks (das vorausgesandt werden kann) veranlassen. In Rotterdam legen die Dampfer (von Bremerhaven kommend) am Rynhaven am Kai an; die Reisenden tun gut, schon am Tage vorher sich bei Wm. H. Müller & Co., Willemsplein 5, zu melden. Antwerpen verlassen die Reichspostdampfer der ostasiatischen Linie Montags, sie liegen am Quai van Dyck 20 und 21; Agentur in Antwerpen von Bary & Co., Place de Meir 23, die Reisenden müssen sich meist schon am Abend vor der Abfahrt einschiffen. Reisende, die die Seefahrt durch die nordeuropäischen Gewässer scheuen, benutzen den _Lloyd-Expreßzug_ (täglich früh 6 Uhr 55 Min. von Altona, Hamburg über Bremen, Düsseldorf, Köln, Wiesbaden, Straßburg, Basel, Luzern etc. nach Genua in 28 Stunden, Fahrpreis Hamburg-Genua 168,40 M.). Empfehlenswert ist Platzvorausbestellung bei den Lloydagenturen, der Internationalen Schlafwagengesellschaft, bei Thos. Cook, Union-Weltreisebureau oder Schenker & Co. für den Lloydexpreßzug. Das _eingeschriebene_ Gepäck der Passagiere, die mit Lloyddampfer von Genua weiterfahren, unterliegt im Lloydexpreßzug keiner Zollrevision; man mache den den Zug begleitenden Beamten der Internationalen Schlafwagengesellschaft darauf aufmerksam. Diese Beamten übernehmen Überführung des Gepäcks von Genua-Bahnhof an Bord des Dampfers gegen 1,50 Fr. Gebühr für jedes Gepäckstück.
2,678
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1230
387
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Genua verlassen die Reichspostdampfer der Ostasiatischen Linie jeden Donnerstag Mittag 12 Uhr, 1 Stunde nach Ankunft des Lloydexpreßzugs. Wer den Lloydexpreßzug nicht benutzt, schifft sich am besten in _Neapel_ ein; Abfahrt des Dampfers von dort Freitags um Mitternacht, 14 Tage nach Abfahrt aus Deutschland. Während der Bahnfahrt sollten diese Reisenden die Zolluntersuchung ihres Gepäcks an der italienischen Grenze _selbst_ überwachen und sich vergewissern, daß es mit ihrem Zuge wirklich mitkommt, da sonst ihr Gepäck [Hand] _trotz gegenteiliger Zusicherung der Bahnbeamten oft nicht rechtzeitig nach Neapel kommt_! In Neapel melde man sich sofort bei Aselmeyer & Co., Corso Re Umberto I (Rettifilo) Nr. 6; dort erhält man eine kostenfreie Fahrkarte für den Tender, der zu jeder vollen Stunde von Land zum Dampfer fährt. (Genauere Angaben enthält das neueste »Handbuch des Norddeutschen Lloyd für die Reichspostdampferlinien nach Ostasien und Australien«.) _Hamburg-Amerika Linie_ (Hamburg, Ferdinandstraße 58/62 und Alsterdamm 25, Abteilung: Personenverkehr, Reisebureau in Berlin, Unter den Linden 8, s. S. 4). In Ostasien Anschlußlinie (Reichskursbuch Nr. 697) von Schanghai nach Tsingtau, Tschifu und Tongku (Tientsin) sowie nach Dairen; im Winter statt Tientsin nur Dairen (Dalny). Außerdem sind mehrere Dampfer des ostasiatischen Frachtdampferdienstes zur Aufnahme von Reisenden eingerichtet; diese Dampfer laufen von Hamburg nach Penang, Singapore, Manila, Hongkong, Schanghai, Tsingtau, Tongku (Tientsin), Yokohama und Kobe, einzelne auch bis Wladiwostok; auch die Dampfer des arabisch- persischen Dienstes, die Port Sudan, Djibouti, Aden, Maskat, Bender-Abbas, Lingah, Bahrein, Buschir, Basra, Mohammerah anlaufen, nehmen gelegentlich Reisende mit.--Schnelldampfer zwischen Hamburg und New York s. Reichskursbuch Nr. 711 a. _Österreichischer Lloyd_ (Triest, Kommerzielle Direktion; Berlin, Generalagentur: Unter den Linden 47) unterhält die Linien: Triest- Bombay, monatlich zwei-(Mai-August ein-) mal, in 15-16 Tagen; Triest-Calcutta (über Port Saïd, Suez, Port Sudan, Djibouti, Aden, Karachi, Colombo, Madras und Rangoon) in 40-44 Tagen, am 12. und 25. jedes Monats; Triest-Kobe (über Port Saïd, Suez, Aden, Bombay, Colombo, Penang, Singapore, Hongkong, Schanghai, Yokohama, Kobe in 70-72 Tagen) am 27. jedes Monats ab Triest (Reichskursbuch Nr. 700). Auswechselbare Rückfahrkarten mit den Messageries Maritimes. Billige Fahrpreise: nach Bombay Salonkl. 33,6 und 30 £, je nach Kabinenlage; Intermed.-Kl. 23,6 £, nach Colombo 36 £, nach Rangoon 38,10 £, nach Calcutta 40,3 £, nach Hongkong 44 £, nach Schanghai 47,6 £, nach Kobe und Yokohama 50,1 £. Rückfahrkarten für alle Plätze mit zweijähriger Gültigkeit. (Man wähle eins der neuern Schiffe.) _Messageries Maritimes_ (Paris, Rue Vignon 1; Berlin, Unter den Linden 17/18; Hamburg, Eug.
2,855
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1231
394
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Cellier, Dovenfleet 21) von Marseille jeden zweiten Sonntag über Port Saïd, Suez, Djibouti oder Aden, Colombo, Singapore, Saigon, Hongkong, Schanghai, Kobe nach Yokohama in 38 Tagen, mit Anschlußlinien: Singapore-Batavia in 2 Tagen und Colombo-Pondicherry-Calcutta in 5 Tagen (Reichskursbuch Nr. 699). Außerdem monatlich die Australlinie nach Bombay (Reichskursbuch Nr. 707 b). _Società Nazionale di Servizi Marittimi_ (Rom, Piazza Venezia 11), eine Linie ab Genua am 17. jedes Monats über Neapel, Messina, Catania, Port Saïd, Suez, Aden nach Bombay in 17 Tagen (Reichskursbuch Nr. 701); eine Linie am 18. jedes Monats von Bombay über Singapore nach Hongkong. Ferner: _Stoomvaart Maatschappij Nederland_ (Amsterdam, Prins Hendrikkade 159-160) und _Rotterdamsche Lloyd_ (Rotterdam, Veerkade 8), je alle 14 Tage von Amsterdam und Rotterdam und Anschluß an die Dampfer des Österreichischen Lloyd ab Port Saïd nach Batavia, erstere über Sabang und Singapore, letztere über Padang (Reichskursbuch Nr. 699 a).--_Peninsular and Oriental Steam Navigation Co._ (London, E. C. 122 Leadenhall Street) von London, Marseille und Brindisi wöchentl. nach Bombay, 14tägig nach Singapore, Hongkong und Schanghai (schnellste Fahrgelegenheit Brindisi-Bombay, dann mit Sonderzug nach Calcutta); Erkundigung durch Cooks Reisebureau (Reichskursbuch Nr. 698 u. 707 c).--Für Fahrten im Roten Meer: _Khedivial Mail S. S. & Graving Dock Co._ (Alexandrien) von Suez über Port Sudan oder Dschidda nach Suakin und Aden (Reichskursbuch Nr. 698).--Für Fahrten nach und in Vorderindien: _British India Steam Navig. Co._ (Reichskursbuch Nr. 698).-- Für Fahrten von Antwerpen nach Japan, Korea, Golf von Petschili und Wladiwostok: _Nippon Yusen Kaisha_ (Reichskursbuch Nr. 703).-- Zwischen Wladiwostok und Schanghai sowie Tsuruga: _Russische Freiwillige Flotte_ (Reichskursbuch 705).--_Pacific Mail und Toyo Kisen Kaisha_ von Hongkong über Schanghai oder Manila, Kobe, Nagasaki, Yokohama, Honolulu nach San Francisco (Reichskursbuch 704).-- _Canadian-Pacific S. S. Line_ ab Vancouver, _Nippon Yusen Kaisha_ und _Great Northern S. S. Co._ ab Seattle nach Yokohama, Kobe, Nagasaki, Schanghai und Hongkong (Reichskursbuch Nr. 704), die schnellste Verbindung zwischen Asien und Amerika.--Für Fahrten von New York nach Europa: s. II. Teil, S. 201 (Reichskursbuch Nr. 711 a).--Die zahlreichen Küstendampferlinien sind im Texte des »Weltreiseführers« da, wo sie in Betracht kommen, angeführt. =Allgemeines über die Dampferfahrt.= Die Schiffe sind nicht gleichgroß und bequem; auch die Kabinen jedes Dampfers sind sehr verschieden im Wert, hinsichtlich Lüftung und Sonnenbestrahlung. Für die deutschen Reichspostdampfer sind genaue Preislisten (für jedes Zimmer verschieden) festgesetzt. Man suche stets Außenzimmer (mit Fenster nach außenbords) zu erhalten, und zwar, der Hitze wegen, auf der der Sonnenbestrahlung abgewendeten Seite des Schiffes.
2,907
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1232
397
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Man meide Zimmer in der Nähe der Maschinen und über den Kesselanlagen sowie solche im Vorschiff. Die besten Zimmer liegen in den Decksaufbauten des Mittel- und Hinterschiffs. Je länger die Seefahrt, um so sorgfältiger sei man in der Wahl des Zimmers. Auf englischen Schiffen ist es für Ausländer erfahrungsgemäß sehr schwer, im voraus ein Zimmer zu belegen; man verliert den in Aussicht gestellten guten Platz oft, wenn im letzten Augenblick noch ein englischer Fahrgast sich um denselben Platz bewirbt. Deshalb sollte man stets deutschen und österreichischen Schiffen den Vorzug geben; sogar Engländer und Amerikaner bevorzugen deutsche Schiffe. Im Fahrpreis ist die Verpflegung einbegriffen, auf einigen Linien (z. B. den französischen und italienischen) auch leichter Tischwein. Die Verpflegung ist die guter Gasthöfe (auf deutschen Schiffen sogar »Mastkur« I. Ranges); 1/2 Stunde vor den Mahlzeiten Signal zur Vorbereitung des Anzugs (Hauptmahlzeiten stets im Gesellschaftsanzug, Gehrock oder Smoking). Früh bringt der Kabinensteward Tee mit Zwieback auf Wunsch in die Kabine; dann 20 Min. Badezeit, die man mit dem Bademeister genau verabreden muß; von 8-10 Uhr Frühstück im Speisesaal (kalte und warme Fleischgerichte etc.); 11 Uhr bringen die Deckstewards Fleischbrühe mit Brötchen; um 12 oder 1 Uhr »Tiffin« (zweites Gabelfrühstück mit mehreren Gängen nach Wahl); um 4 Uhr an Deck Tee oder Limonade mit Gebäck; 7 Uhr »Dinner« (Hauptmahlzeit mit 5-10 Gängen). Auf den Reichspostdampfern vormittags und zum Dinner Konzert der Bordkapelle; abends häufig Tanz und Festlichkeiten, auch Skat mit Bier und amerik. Poker mit Whisky, bis Mitternacht. Die Trinkgelder am Ende der Fahrt sind nicht unbeträchtlich: Obersteward und Kabinensteward (etwa je 1/4), Tafelsteward, Decksteward, Bademeister oder Badefrau, Gepäckmeister und Stiefelputzer (etwa je 1/8 des Gesamttrinkgeldes, das bis Colombo etwa 40 M., bis Yokohama etwa 70 M. insgesamt ausmacht). Je nach Leistungen genügt es auch, etwa 3 M. auf den amerikanischen und 2 M. auf den asiatischen Linien an Trinkgeld für den Tag zu rechnen, wenn man keine besondern Anforderungen (durch Seekrankheit etc.) gestellt hat. Seekranke, die an Mahlzeiten nicht teilnehmen, erhalten nach Bedarf Tee und Gebäck vom Steward im Zimmer oder an Deck, ohne dafür zu zahlen. Nebenausgaben beschränken sich auf Getränke, Wäsche und Speisen außerhalb der Mahlzeiten. _Seekrankheit_ zeigt sich auf großen Dampfern oft nur als leichtes Unwohlsein, ähnlich wie nach zu reichlichem Genuß geistiger Getränke; sie ist bei gehöriger Willensstärke zu überwinden, wenn man ihr von vornherein geringe Bedeutung beilegt.
2,646
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1233
389
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Es empfiehlt sich, dem Magen durch Leibbinde Wärme und Halt zu geben und ihn gut zu füllen, auch zwischen den Mahlzeiten Rostbrot, Schokolade, Kakes, Rotwein zu sich zu nehmen. Andre alkoholische Getränke meide man, ebenso Kaffee, der bei Anwandlung der Krankheit unbedingt Explosionen herbeiführt; dagegen ist Tee mit Zitronenscheiben oder Zitronensaft sehr wohltätig. Man überwinde die ersten Anwandlungen des Übels in frischer Luft an Deck in bequemer Ruhelage (nach Beseitigung beengender Kleidung) in der Mitte des Schiffes; schlechte Luft, Maschinenöl- und Essengeruch werden leicht verhängnisvoll. Riechfläschchen belebt. Bei starken Schiffsbewegungen lasse man die Augen öfters an der unbeweglichen Horizontlinie Ruhe finden. Man liege flach auf dem Rücken und hebe, wenn es schlimm ist, die Beine hoch; dadurch fließt das Blut wieder in das Gehirn zurück. Sicherster Schutz für willensschwache Personen, die sich nicht zusammennehmen können, ist Ruhelage in einer längsschiffs aufgehängten Hängematte. Nahrungsverweigerung erhöht das Unbehagen bei der Seekrankheit. =Kajütsgepäck= für die Fahrt auf Reichspostdampfern nach Ostasien muß den Namen des Reisenden, des Dampfers, des Abfahrttages und des Bestimmungsorts tragen sowie die Bezeichnung: »_Kabine_« oder »_Gepäckraum_«. Gepäckzettel mit Vordruck liefern die Agenturen des Norddeutschen Lloyd. Für Kabinengepäck und Gegenstände, die während der Reise im Verwahrsam und Gebrauch der Reisenden verbleiben, sowie für Gepäckstücke ohne vorschriftsmäßig ausgefüllten Gepäckzettel des Norddeutschen Lloyd übernimmt der Norddeutsche Lloyd keine Verantwortlichkeit. Ansprüche wegen beschädigten oder abhanden gekommenen Gepäcks müssen sogleich nach Ankunft des Dampfers am Bestimmungsorte beim Norddeutschen Lloyd oder dessen Vertreter erhoben werden, wenn der Eigentümer nicht seines Anspruchs auf Schadloshaltung verlustig gehen will. Kaufmannsgüter, Gelder, Wertpapiere, Juwelen und Kostbarkeiten dürfen sich nicht im Gepäck befinden und erklärt sich der Norddeutsche Lloyd für solche Artikel frei von jeder Verantwortlichkeit. Wertsachen sind während der Reise dem Kapitän oder Zahlmeister des Schiffes zur Aufbewahrung zu übergeben. Wein, Bier und Spirituosen dürfen von den Reisenden nicht mit an Bord gebracht werden, solche sind zu den tarifmäßigen Preisen an Bord zu kaufen. Die Mitnahme von feuergefährlichen, explosiven oder ähnlichen Gegenständen ist strengstens untersagt; Zuwiderhandelnde werden für allen Schaden haftbar gemacht und gerichtlich zur Verantwortung gezogen. Jeder Reisende hat Anspruch auf freie Beförderung seines Handgepäcks, eines Stuhls und eines Kabinenkoffers von höchstens 1 m Länge, 0,6 m Breite und 0,4 m Höhe sowie andrer Gepäckstücke mit persönlichen Gebrauchsgegenständen, insgesamt 1 cbm Rauminhalt und 200 kg Gewicht nicht übersteigend (halbzahlende Kinder 100 kg bei 1/2 cbm Raumgehalt Freigepäck), zur Unterbringung im Gepäckraum. Für Gepäck-Überfracht im Gepäckraum wird 50 M.
3,111
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1234
399
50669-0-1
Gutenberg
9,986
per cbm oder 200 kg berechnet. Mitnahme von Waren als Gepäck ist nicht gestattet. Ähnliche Bedingungen auf den andern Linien des Norddeutschen Lloyd und auf andern Dampferlinien. [Hand] Man achte stets auf sein Handgepäck und lasse Wertsachen nie unbewacht liegen; Abfahrt und Ankunft in Häfen sind bevorzugte Stehltage für »Händler« und Gelegenheitsdiebe! Auch vor Beginn der Seekrankheit alles abschließen! =Seereise-Unfallversicherungen= durch Weltpolicen auf Todes- und Invaliditätsfall (für Hin- und Rückreise und Aufenthalt in überseeischen Ländern), Prämie 80 M. für 1 Jahr und je 10000 M. Versicherungssumme sowie Reisegepäckversicherung (für je 1000 Seemeilen etwa 1/10 Proz. des Wertes) übernimmt die Assekuranz-Abteilung des Norddeutschen Lloyd; ähnlich auch in Cooks Reisebureau. =Post und Telegraph.= Besondere Angaben für die einzelnen Länder findet man im Texte. Briefe und Depeschen adressiere man: _Herrn N. N._, an Bord des Reichspostdampfers ... N. N...., am ... (Datum) von (Neapel) nach (Colombo), Adresse Herren (Agent der Dampferlinie) in (Port Saïd). Man erhält dann die Postsachen bei Ankunft in dem Hafen. Ebenso kann man Briefe etc. an deutsche Konsulate (wo kein deutsches Postamt ist: _Care of Imperial German Consulate in ..._), oder an die Agenturen von Cooks Reisebureau, oder an die Dampferagenturen oder gute Gasthöfe adressieren lassen. Während Landreisen in Indien, Siam, Indochina, Java, China und Japan lasse man sich Briefe nicht direkt nachschicken, sondern beauftrage einen Agenten (z. B. Cook) im Hafenplatz, sie auf Anweisung an bestimmte Plätze nachzuschicken. Briefe im Weltpostverein kosten 20 Pf. Depeschen von Deutschland kosten: jedes Wort (bis 15 Buchstaben) nach: Indien 2,05 M., Ceylon 2,15 M., Singapore 3,60 M., Java 4,10 M., Schanghai 4,55 M., Japan 5 M., San Francisco 1,60 M., New York 1,05 M. Wer viel zu telegraphieren hat, kann viel sparen, wenn er einen _Telegraphenschlüssel_ (z. B. den _Familientelegraphenschlüssel von Carl Bödiker_, Hamburg, Verlag E. S. Mittler & Sohn, Berlin), mitnimmt. Verabredungen über den Sinn der gekürzten Depeschen sind nicht erforderlich, wohl aber empfiehlt sich vorherige Bestimmung einer abgekürzten Telegrammadresse. _Nachsendungen von Telegrammen, Geld, Paketen etc._ an Weltreisende übernimmt die Firma _Bödiker_ (s. oben; Telegrammadresse, auch für die Filialen in Tientsin und Tsingtau ist »Bödiker«); sie depeschiert mit _Bödikers Familientelegraphenschlüssel_, der sehr beträchtliche Ersparnisse gewährt; erteilt Auskunft, stellt Reisepläne auf, besorgt Kabinenplätze, expediert Gepäck und Mobilar etc. =Zeitvergleichung:= a) Mitteleuropäische Zeit (M. E. Z.) in Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien; b) Osteuropäische Zeit (O. E. Z.) 1 Stunde vor gegen M. E. Z.: Ägypten (Rußland noch 1 Min.
2,849
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1235
395
50669-0-1
Gutenberg
9,986
früher); c) Ostindische Eisenbahnzeit (Indian Standard Time) 4 Stunden 30 Min. vor gegen M. E. Z. (in den Städten wird nach Ortszeit gerechnet); d) Chinesische Küstenzeit 7 Stunden vor gegen M. E. Z.; e) Japanische Zeit 8 Stunden vor gegen M. E. Z; f) _Pacific Time_ (San Francisco) 9 Stunden nach gegen M. E. Z.; g) _Mountain Time_ (Salt Lake City) 8 Stunden nach gegen M. E. Z.; h) _Central Time_ (New Orleans) 7 Stunden nach gegen M. E. Z.; i) _Eastern Time_ (New York) 6 Stunden nach gegen M. E. Z.; k) Westeuropäische Zeit (W. E. Z.) in England, Frankreich, Belgien, Niederlande, Spanien und Portugal 1 Stunde nach gegen M. E. Z.--Über den Datumwechsel im Stillen Ozean s. S. 412. _Um 12 Uhr mittags Mitteleuropäischer Zeit zeigt die Uhr in:_ Moskau 1 Uhr 1 Min. Nm. Port Saïd 1 - -- - - Suez 1 - -- - - Aden 2 - -- - - Bombay 3 - 51 - - Colombo 4 - 19 - - Madras 4 - 20 - - Calcutta 4 - 53 - - Rangoon 5 - 25 - - Penang 5 - 41 - - Bangkok 5 - 42 - - Singapore 5 - 55 - - Irkutsk 5 - 58 - - Saïgon 6 - -- - abds. Batavia 6 - 7 - - Peking 6 - 46 - - Hongkong 7 - -- - - Schanghai 7 - -- - - Tsingtau 7 - -- - - Manila 7 - 6 - - Charbin 7 - 25 - - Wladiwostok 7 - 48 - - Yokohama 8 - -- - - ------------------------------------- Honolulu 0 Uhr 28 Min. früh San Francisco. 3 - -- - - Salt Lake City 4 - -- - - Chicago 5 - -- - - New York 6 - -- - Vm. London 11 - -- - - Antwerpen 11 - -- - - =Sprache.= Die vorherrschende Sprache für Weltreisende ist das Englische; _=nur=_ französische Sprachkenntnisse genügen _nicht_! Verkehrssprache auf den Dampferlinien ist die des Landes ihrer Flagge (auf dem Österreichischen Lloyd ist sie italienisch). Für die fremden Sprachen leisten im Verkehr »=Meyers Sprachführer=« (Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig), als Ergänzungen zu Meyers Reisebüchern, ausgezeichnete Dienste.
2,368
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1236
370
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Sie sind eine eigenartige Verschmelzung von Konversationsbuch und Taschenwörterbuch (in äußerst handlichem Format), indem jenes in dieses hineingearbeitet wurde und erst so, durch die _alphabetische Anordnung_ des ganzen Stoffs, wirklichen Nutzen gewährt. Der Reisende findet _im Nu_ das gewünschte Wort, daneben grammatische Anweisungen, lehrreiche Winke über Sitten und Gebräuche und unter leicht zu merkenden Stichwörtern eine Fülle zusammengehöriger Vokabeln und Redewendungen, die ihn befähigen, seine Wünsche richtig auszudrücken und über die landläufigen Themata eine jedermann verständliche Unterhaltung zu führen. Folgende Bändchen sind wichtig für die Weltreise: _Englisch_, geb. 2,50 M.; _Französisch_, geb. 2,50 M.; _Portugiesisch_, geb. 3,50 M.; _Spanisch_, geb. 3 M.; _Italienisch_, geb. 2,50 M.; _Russisch_, geb. 3 M.; _Arabisch_, geb. 3 M.; _Türkisch_, geb. 3 M. =Gasthöfe.= Weltreisende finden in den Gasthöfen ersten Ranges aller großen Hafenplätze Asiens europäische Bequemlichkeit; im Innern der Länder darf man keine hohen Ansprüche stellen. In Indien gibt es nur in Bombay, Colombo und Kandy Gasthöfe, die allen Ansprüchen genügen; im übrigen sind sie mäßig, zuweilen schlecht nach heimischen Begriffen, aber stets den Eigentümlichkeiten des Europäerlebens in Indien angepaßt. Die Häuser sind meist einstöckig mit vielen Veranden und Hallen in tropischen Gärten. An den hellen Speisesaal stoßen die oft dunkeln Wohn- und Schlafzimmer mit Bade- und Toiletteraum nebenan; die Betten sind hart. Bedienung und Reinlichkeit lassen zu wünschen. Man zahlt fast in ganz Ostasien im Gasthof Pension für den Tag und erhält dafür gegen 9 Uhr früh Gabelfrühstück, gegen 1 Uhr Lunch (Tiffin) und gegen 7 Uhr abends Dinner; außerdem Tee mit Brot früh und nachmittags. Das Essen ist sehr gewürzt, am besten Curry mit Reis; Rindfleisch ist schlecht, Hammel und Geflügel sind in ganz Ostasien die Hauptfleischnahrung; Wild ist selten. Man speist nach gemeinsamem Speisezettel an kleinen Tischen, zum Dinner im Gesellschaftsanzug. Getränke: Whisky mit Soda am bekömmlichsten, auch für Damen, Rotweine erträglich (nirgends Weinzwang), Weißweine meist ungenießbar. In den von der indischen Regierung unterhaltenen _Dâk Bungalows_ (Rasthäusern für reisende Europäer) findet man meist bequeme Unterkunft (Bettzeug mitbringen, wie für die Gasthöfe!), auch Baderaum und meist einfache Beköstigung nach fester Preisliste; aber man kann die Plätze in den D. B. nicht vorausbestellen; wer zuerst kommt, erhält zuerst Platz, ist aber verpflichtet, nach 24 Stunden den nächsten Bewerbern Platz zu machen; der Zimmerpreis ist mäßig. Wesentlich besser als in Britisch-Indien sind die Gasthöfe in Niederländisch-Indien, besonders auf Java; sie sind reinlich und luftig, die Verpflegung meist recht gut, Bedienung gut.
2,808
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1237
397
50669-0-1
Gutenberg
9,986
Den verwöhntesten Ansprüchen genügen die (allerdings nicht billigen) ersten Hotels in Bombay, Singapore, Schanghai, Tsingtau, Peking, Yokohama, Tōkyō, Kyōto, Miyanoshita und Honolulu.--Die _Wäsche_ wird in den Gasthöfen oder durch Vermittelung von deren Manager in ganz Ostasien schnell, gut und preiswürdig besorgt.--Über amerikanische Gasthöfe vgl. II. Teil, S. 2. =Restaurants= findet man nur in Hafenstädten; man ist meist auf die Gasthöfe angewiesen; nach der Karte wird selten bedient. =Bäder= sind in jedem, auch dem minderwertigsten Gasthof zu haben. =Automobile= geben dem Reisenden beste Gelegenheit, in kurzer Zeit viel zu sehen; sie sind in ostasiatischen Städten sehr verbreitet und entweder durch die Gasthöfe oder in den »Automobile« bzw. »Motorcargarages« zu mieten. Erklärung einiger landesüblicher Ausdrücke: a) Für Indien und Ceylon: _Dâk Bungalow_, staatliches Rasthaus für Reisende (s. oben). _Dandy_, Himalaja-Sänfte. _Chota hasri_, Morgentee (»kleines Frühstück«). _Bandar_, Hafen. _Catamaran_, Brandungsfloß. _Dagoba_, buddhist. Heiligenschrein. _Dharamsala_, Pilgerherberge. _Fakir_, mohammedan. Bettelmönch. _Ghat_, Flußtreppe, auch Bergpaß. _Gopura_, Pagodentor. _Jogi_, Hindu-Bettelmönch. _Maidan_, Platz. _Masjid_, Moschee. _Monsun_, Regenzeit (Juni bis Sept.). _Náuch_, ein Tanz. _Pagode_, südindischer Tempel. _Palankin_, Tragstuhl alter Art. _Sahib_, Herr (Anrede für Europäer). _Sarai_, Rasthaus für Reisende. _Kitmitgar_, Diener. _Tonga_, indischer Wagen. _Ekka_, Einspänner, Ochsenwagen. _Tikka Gharri_, Droschke. _Razai_, indische Steppdecke. _Gymkhana_, Spielplatz. _Eurasier_, europ.-ind. Mischling. _Kummurbund_, wollene Leibbinde. _Sampan_, Flußboot (Indochina). b) Für ganz Ostasien: _Bungalow_, Wohnhaus. _Godown_, Lagerraum. _Rikscha_, von einem Mann gezogenes leichtes Wägelchen für einen Fahrgast, bei Regen geschlossen. _Tiffin_, 2. Gabelfrühstück (1-2 Uhr). _Easy chair_ } bequemer Liegestuhl _Long chair_ } aus Bambusgeflecht. _Sedan chair_, Tragstuhl aus Bambus. _Curry_, scharfe, aromatische Tunke. _Peg_, Sodawasser mit Whisky. _Punkah_, Zimmerdeckenfächer. _Bombay duck_, getrockneter Fisch. _Chutney_, scharfes Eingemachtes. _Bund_, Kaistraße am Hafen. _Sarong_ (niederl.-ind.), Hauskleid. _Kabaja_ (niederl.-ind.), Morgenkleid. _Pyjama_, Morgen- und Nachtkleid (Hemdhose; Kombination). _Hock_, Rheinwein. _Sandwich_, belegtes Butterbrot. _Lime drink_, Limonade. _Sado_ (= dos à dos), niederländ.-ind. Droschke. _Spada_ (niederländ.-ind.), Diener. _Soja (Soy)_, japan. Pilztunke. _Curios_, altertümliche Kunst- und Nippsachen etc. _Cloisonné_, Schmelzfarbenkunst. _Kimono_, japanischer Hausrock. _Scrupkin_, Sekt auf Eis. c) Für Japan: _Daibuts_, große Buddhastatue. _Daischi_, buddhistischer Heiliger. _Gohai_, schintoist. Papierstreifen. _Hatoba_, Bootshafen, Landungsplatz. _Kagura_, schintoistischer Tanz. _Kakemono_, Hängebild. _Kawa_, Bach. _Kiku-no-mon_, das kaiserliche Chrysanthemum-Wappen. _Kuruma_ = Rikscha (Djinrikscha). _Kwaisha_ = Gesellschaft. _Kwankoba_, ein Basar. _Mitsu-aoi_, die drei Blätter des Tokugawawappens. _Nippon_ = Japan. _Torii_, schintoistisches Tempeltor. _Yama_, Berg. =Seewesen.= Als Hilfsmittel für die Schiffsführung _=in der Nähe von Land=_ dienen _Landmarken_ (Türme, Berggipfel, Gerüste, sogen.
3,305
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1238
384
50669-0-2
Gutenberg
9,994
_=Auf hoher See=_ wird die Koppelkurs- oder Loggrechnung berichtigt durch _astronomische Bestimmung_ des Schiffsorts, indem mit dem Sextant Sonnen- oder Gestirnshöhen gemessen, dazu die Chronometerzeiten (nach Greenwich-Zeit) beobachtet werden. Einfachste Bestimmung der geographischen Breite erfolgt durch Beobachtung der Mittagshöhe der Sonne; die geographische Länge wird aus Sonnenbeobachtungen vor- oder nachmittags gefunden, indem man den Stundenwinkel der Sonne aus den Messungen berechnet und die daraus gefundene Ortszeit mit der Greenwich-Zeit des Chronometers vergleicht; der Unterschied ist die geographische Länge. Peilungen des Sonnenauf- und -untergangs geben durch einfache Rechnung die wahre Nordrichtung; mit ihr berichtigt man die Fehlweisung des Kompasses, d. h. die örtliche magnetische Mißweisung und Ablenkung des Kompasses, verursacht durch die Stahl- und Eisenmassen des Schiffs. Das tägliche _Mittagsbesteck_ (geographische Breite und Länge) auf hoher See wird den Reisenden bekannt gegeben. =Signalwesen und Flaggen.= Wichtig für die Seeschiffahrt sind die Signalsysteme zur Verständigung der Schiffe untereinander auf See. Das Signalisieren mit _=Flaggen=_, vom englischen Kapitän Marryat 1848 eingeführt, geschieht mit Hilfe des (in allen Sprachen seefahrender Völker herausgegebenen) _Internationalen Signalbuchs_. Die 26 _Signalflaggen_ des Internationalen Signalbuchs zeigen die Farben Rot, Gelb, Blau und Weiß und sind mit Buchstaben bezeichnet. Die Flaggen können wie folgt zusammengestellt werden: 650 Signale mit je zwei Flaggen, 15600 Signale mit je drei Flaggen und 358800 Signale mit je vier Flaggen. Zum Austausch von Mitteilungen sind nur Signale mit zwei oder drei Flaggen erforderlich. Alle dringenden Mitteilungen, z. B. Gesuche um Aufmerksamkeit, Anzeigen von Gefahr oder Not, Aufforderung zur Hilfeleistung, werden nur mit zwei Signalflaggen gemacht; z. B. bedeutet Signal NC (Flagge N, darunter Flagge C): »Bin in Not, habe unverzügliche Hilfe nötig.« Mit drei Flaggen werden ganze Sätze und Satzteile, mit vier Flaggen geographische Namen, andre (zu buchstabierende) Namen und Schiffsnamen signalisiert. Die Signalgruppen von GQBC bis GWVT sind als Unterscheidungssignale für Kriegsschiffe, die Gruppen von HBCD bis WVTS für Handelsschiffe einer Landesflagge bestimmt. Von jedem Staat werden Listen der eignen Schiffsnamensignale (Unterscheidungssignale) jährlich veröffentlicht. Auf Entfernungen, welche die Farben nicht mehr erkennen lassen, treten an Stelle der bunten Flaggen die _=Fernsignale=_, für die das Signalbuch nur Körper: Ball, Kegel, Zylinder etc., eingeführt hat. Kein Fernsignal besteht aus mehr als drei Zeichen, und höchstens zwei sind von gleicher Form. Die 18 Signalbuchstaben werden durch Fernsignale wiedergegeben, die aus drei Signalzeichen bestehen. _=Nachtsignale=_ werden auf Grund besonderer Vereinbarungen durch Zeigen weißer oder farbiger Lichter, oft auch nach dem Morsesystem durch lange und kurze Lichtblinke gegeben.
3,120
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1239
399
50669-0-2
Gutenberg
9,994
=Flaggen.= _Handelsschiffe_ sind als solche kenntlich an ihrer (am Heck gehißten) Nationalflagge, die sie im Hafen stets, in See in der Regel nur bei Begegnung von Schiffen führen. Die Reederei erkennt man an der am Großmast gesetzten Reedereiflagge und bei Dampfern auch am Anstrich oder Abzeichen des Schornsteins.--_Kriegsschiffe_ führen die Kriegsflagge am Heck und das Kommandozeichen (Wimpel, Stander, Admiralsflagge) am Topp. Die beifolgenden =Flaggentafeln= geben die Handels- und Kriegsflaggen der seefahrenden Nationen sowie die Reedereiflaggen und Schornsteinabzeichen der wichtigsten Dampfergesellschaften wieder. [Einige nützliche Angaben für Weltreisende.] =Entfernungen in Seemeilen= (1 Seemeile = 1852 Meter). A. _=Von Hamburg nach=_: Cuxhaven 56 Helgoland 90 London 430 Dover 390 Southampton 510 Plymouth 620 Amsterdam 290 Rotterdam 320 Boulogne 420 Havre 500 Ouessant 693 Lissabon 1340 Gibraltar 1614 Marseille 2300 Genua 2469 Neapel 2589 Malta 2594 Brindisi 2926 Port Saïd 3543 Alexandrien 3420 Suez S 3630 Aden S 4929 Bombay S 6576 Colombo S 7030 Calcutta S 8243 Rangoon S 8253 Singapore S 8560 Batavia S 8834 Bangkok S 9354 Saïgon S 9204 Manila S 9883 Hongkong S 10000 Schanghai S 10800 Tsingtau S 11100 Tschifu S 11250 Wladiwostok S 11570 Yokohama S 11450 Nagasaki S 10970 Vancouver M 14673 San Francisco M 13844 New Orleans 5090 Baltimore 3910 Philadelphia 4080 New York 3610 Boston 3444 Quebec 3286 Montreal 3430 B. _=Zwischen andern Häfen=_: Bremerhaven-New York 3555 Harwich-Hoek van Holland 108 Antwerpen-London 191 Calais-Dover 23 Havre-New York 3110 Cherbourg-New York 3070 Liverpool-New York 3040 Southampton-New York 3190 Bordeaux-New York 3187 Genua-New York 4040 -- -Alexandrien 1300 Brindisi-Port Saïd 934 -- -Alexandrien 840 Triest-Port Saïd 1305 New York-Hongkong S 11610 -- - K 13590 -- -Yokohama S 13040 -- - K 15020 New York-San Francisco M 13090 -- -Honolulu M 13200 Colombo-Calcutta 1254 Bombay-Madras 1480 Hongkong-Yokohama 1560 Yokohama-San Francisco 4530 Yokohama-Honolulu 3400 -- -Vancouver 4340 Honolulu-San Francisco 2100 San Francisco-Shanghai 5800 S bedeutet durch den _Suezkanal_, K um das _Kap der Guten Hoffnung_, M durch die _Magalhãesstraße_.--Tabelle B kann mit A zusammen benutzt werden, um noch zwischen andern Plätzen die Dampferwege zu bestimmen. Städte über 500000 Einwohner. New York (1910) 4766883 London (1911) 4522961 Paris (1911) 2846986 Tōkyō (1908) 2186079 Chicago (1910) 2185283 Berlin (1910) 2070695 Wien (1910) 2030850 Philadelphia (1910) 1549008 Moskau (1909) 1459800 St. Petersburg (1909) 1454700 Buenos Aires (1910) 1272124 Osaka (1908) 1226590 Konstantinopel ca. 1200000 Peking (1911) 1017209 Tschöngtu ca. 1000000 Bombay (1911) 972892 Hamburg (1910) 932166 Kanton ca.
3,752
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1240
398
50669-0-2
Gutenberg
9,994
900000 Calcutta (1910) 890493 Budapest (1910) 881601 Rio de Janeiro (1908) 858000 Hankau ca. 820000 Tientsin ca. 800000 Glasgow (1911) 783401 Warschau (1909) 764054 Liverpool (1911) 746566 Manchester (1911) 714427 St. Louis (1910) 687029 Boston (1910) 670585 Kairo (1907) 654476 Schanghai ca. 651000 Bangkok (1910) 628675 Tschungking ca. 610000 Sydney (1909) 605900 Neapel (1910) 596000 München (1910) 595053 Leipzig (1910) 587635 Mailand (1910) 584000 Rom (1909) 574666 Amsterdam (1909) 568130 Melbourne (1909) ca. 562300 Cleveland (1910) 560663 Barcelona (1910) 560080 Baltimore (1910) 558485 Madrid (1910) 549416 Dresden (1910) 546882 Pittsburg (1910) 533905 Odessa (1909) 520000 Marseille (1906) 517498 Madras (1911) 517335 Köln (1910) 516167 Breslau (1910) 511891 Sutschou ca. 500000 Vergleichung der Thermometerskalen. ============================== Celsius | Réaumur | Fahrenheit --------+---------+----------- -40 | -32 | -40 -35 | -28 | -31 -30 | -24 | -22 -25 | -20 | -13 -20 | -16 | -4 -15 | -12 | 5 -10 | -8 | 14 -5 | -4 | 23 0 | 0 | 32 5 | 4 | 41 10 | 8 | 50 15 | 12 | 59 20 | 16 | 68 25 | 20 | 77 30 | 24 | 86 35 | 28 | 95 40 | 32 | 104 45 | 36 | 113 50 | 40 | 122 55 | 44 | 131 60 | 48 | 140 65 | 52 | 149 70 | 56 | 158 75 | 60 | 167 80 | 64 | 176 90 | 72 | 194 100 | 80 | 212 ============================== =Windstärke= (Beaufortskala): 0. Still; 1. Leiser Zug; 2. Leichter Wind; 3. Schwacher Wind; 4. Mäßiger Wind; 5. Frischer Wind; 6. u. 7. Starker Wind; 8. Stürmischer Wind; 9. Sturm; 10. u. 11. Starker Sturm; 12. Orkan. Flächeninhalt und Bevölkerung der Staaten über 5 Mill. Einwohner.
2,428
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1241
301
50669-0-2
Gutenberg
9,994
-------------------------------+-----------+-------------------+------- | Fläche in | | Auf Staaten | qkm | Bevölkerung | 1 qkm -------------------------------+-----------+-------------------+------- Argentinien | 2806400 | 7121822[1] | 2,5 Belgien | 29456 | 7516730 (10)[1] | 255 Kongokolonie | 2382800 | 18000000[1] | -- Brasilien | 8550000 | 20515000[1] | 2,5 China | 11138880 | 426000000[1] | 30 Deutsches Reich | 540778 | 64903423 (10) | 120 Davon: | | | Preußen | 348702 | 40163333 | 115 Bayern | 75870 | 6876497 | 90 Sachsen | 14993 | 4802485 | 320 Württemberg | 19512 | 2435611 | 124 Kolonien | 2658500 | 13920000[1] | -- Frankreich | 536464 | 39252267 (06) | 73 Kolonien | 11319400 | 49286000[1] | -- Großbritannien und Irland | 314433 | 45365599 (11) | 144 Kolonien und Schutzstaaten | 30526214 | 356642113 (01) | -- Davon: Vorderindien | 4860000 | 316084000 (11) | 65 Kanada | 9700600 | 7081869 | 0,7 Australien und Südsee | 8259900 | 6235000 | 0,8 Italien | 286682 | 34686653 (11)[1] | 121 Kolonien | 484050 | 596000[1] | -- Japan | 382415 | 51591361 (11)[1] | 138 Kolonien | 291252 | 17015312 (11)[1] | 58 Mexiko | 1987201 | 15063207 (10) | 8 Niederlande | 33079 | 5857949 (09) | 180 Kolonien | 2045647 | 38101800[1] | -- Österreich-Ungarn | 676077 | 51304249 (10) | 75,9 Persien | 1645000 | 9000000[1] | 5,6 Portugal | 91943 | 5423132 (00) | 59 Kolonien | 2093000 | 8580000[1] | -- Rumänien | 131353 | 5956690 (99) | 45,3 Rußland in Europa | 5744058 | 114847043 (97) | 20 Sibirien und Mittelasien | 16061468 | 13505540 | 1,2 Schweden | 447864 | 5521943 (10) | 12 Siam | 600000 | 7000000[1] | 17 Spanien | 504530 | 19588688 (10) | 39 Kolonien | 238900 | 330000 | -- Türkisches Reich in Europa | 169300 | 6130200 | 36 Türkischer Besitz in Asien | | | und Afrika | 2817800 | 17898700[1] | -- Außerdem Ägypten ohne Sudan | 994300 | 11287359 (07) | 11 Vereinigte Staaten | 7692225 | 91927267 (10) | 11,9 Kolonien und Alaska | 1854287 | 8361963 | -- -------------------------------+-----------+-------------------+------- I. Ostindien, Siam, Sumatra, Indochina, Java. 1. _Aus Europa durch den Suezkanal nach Bombay_ S. 22-41 Von Triest, Brindisi, Genua, Neapel, Marseille S. 22-25. -- Suezkanal S. 26. -- Rotes Meer S. 30. -- Port Sudan S. 32. -- Suakin S. 33.
3,643
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1242
398
50669-0-2
Gutenberg
9,994
-- Djibouti S. 36. -- Abessinien S. 37. -- Aden S. 38. 2. _Bombay_ S. 53-63 3. _Von Bombay über Jaipur, Agra, Delhi und Benares nach S. 63-96 Calcutta_ Ahmedabad S. 65. -- Ajmer S. 67. -- Jaipur S. 68. -- Amber S. 69. -- Delhi S. 70. -- Kutab Minar. Delhi - Umballa - Simla S. 74. -- Delhi - Amritsar - Lahore - Peshawar S. 75. -- Von Rawal Pindi durch den Baramulapaß nach Srinagar (Kaschmir) S. 78. -- Khaiber Paß. Lahore - Karachi S. 80. -- Delhi - Agra S. 82. -- Sikandarah. Fatehpur Sikri S. 86. -- Gwalior S. 87. -- Cawnpore. Lucknow S. 88. -- Allahabad S. 89. -- Benares S. 90. -- Buddh Gaya S. 95. 4. _Von Bombay nach Madras_ S. 96-104 Mahabaleshwar S. 97. -- Bijapur. Hyderabad S. 98. -- Golkonda S. 99. -- Tirupati. Madras S. 100. -- Mahabalipuram S. 104. 5. _Durch den Suezkanal nach Colombo. Ceylon_ S. 104-125 Von Genua oder Neapel S. 104; von Marseille; von Brindisi S. 105. -- Von Triest, Ceylon S. 106. -- Colombo S. 110. -- Mount Lavinia S. 114. -- Kandy S. 115. -- Peradeniya S. 117. -- Anuradhapura S. 119. -- Adams Peak S. 121. -- Nuwara Eliya S. 122. -- Hakgala. Badulla. Pedrotallagalla. Bandarawela S. 123. -- Küstenfahrt um Ceylon S. 124. -- Point de Galle S. 125. 6. _Von Colombo über Madras (-Ootacamund) nach Calcutta. Darjeeling_ S. 125-143 Tuticorin. Madura S. 126. -- Trichinopoly. Tanjore S. 127. -- Ootacamund S. 129. -- Mysore, Seringapatam, Bangalore S. 131. -- Puri Jagganath S. 133. -- Calcutta S. 134. -- Assam S. 140. -- Darjeeling. Tiger Hill S. 141. -- Phalut S. 142. 7. _Von Calcutta nach Rangoon. Birma_ S. 143-155 Oberbirma. Pegu S. 150. -- Mandalay S. 151. -- Von Mandalay nach Bhamo u. Talfahrt auf dem Irawaddy S. 153. -- Pagan S. 154. 8. _Von Colombo nach Singapore. Sumatra_ S. 155-169 Penang S. 156. -- Medan S. 158. -- Padang. Merapi. Krakatau S. 160. -- Malacca S. 161. -- Singapore S. 166. -- Johore S. 169. 9. _Siam. Indochina_ S. 169-190 Von Singapore nach Bangkok S. 169. -- Siam S. 170. -- Phrabat S. 176. -- Ajuthia. Von Singapore nach Saïgon S. 177. -- Indochina. Cochinchina S. 178. -- Cambodja. Saïgon S. 179. -- Cholon S. 182. -- Pnom-penh S. 184. -- Angkor Thom. Anam S. 185. -- Hué S.
2,468
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1243
399
50669-0-2
Gutenberg
9,994
186. -- Haiphong S. 187. -- Hanoï S. 188. -- Hanoï - Yünnanfu S. 189. 10. _Von Singapore nach Batavia. Die Insel Java_ S. 190-212 Java S. 191. -- Batavia S. 195. -- Buitenzorg S. 200. -- Sindanglaja S. 202. -- Bandoeng. Tangkoeban. Garoet S. 203. -- Papandajan. Telaga Bodas S. 204. -- Djokjakarta. Prambanan S. 205. -- Boro-Boedoer. Magelang S. 206. -- Soerakarta. Samárang S. 207. -- Soerabaja S. 208. -- Pasoeroean S. 210. -- Bromo. Tosari S. 211. -- Probolinggo S. 212. 1. Aus Europa durch den Suezkanal nach Bombay. Vgl. die beifolgende Karte. A. Von Triest nach Bombay. =Dampfer des Österreichischen Lloyd= am 1. und 16. jeden Monats (Mai bis August nur am 1.) von _Triest_ über (1305 Seem.) _Port Saïd_ durch den _Suezkanal_ nach (2690 Seem.) _Aden_ und von da nach (4340 Seem.) _Bombay_ in 15-16 Tagen. _=Fahrpreis=_ Triest-Bombay: Salonklasse 33,6 und 30 £ nach Kabine; Intermediateklasse 23,6 £, Deckfahrt mit Kost 10 £. Rückfahrkarten, zwei Jahre gültig, das Anderthalbfache. Reisende, welche die Ausreise voll bezahlt haben, erhalten bei Rückreise innerhalb zwölf Monate 25 Proz. Ermäßigung auf den Fahrpreis der Rückreise. Auswechselbare Rückfahrkarten mit der Messageries Maritimes: von Triest nach Bombay und von da nach Marseille oder umgekehrt Lloyd-Salonklasse --Messageries Maritimes I. Kl. 66,12, 63,12 und 61,12 £; Lloyd-Salonklasse --Messageries Maritimes II. Kl. 53,14 und 51,14 £; Lloyd-Intermediateklasse-- Messageries Maritimes II. Kl. 49,14 £. In =Triest= (_Excelsior Palast-Hotel: De la Ville_, Z. von 3,50 K an; _Delorme_, Z. von 3 K an; _Volpich zum Schwarzen Adler_, ebenso; _Europa_, Z. 2-6 K) legen die Schiffe des Lloyd am Kai an. Die Ausfahrt gewährt ein prachtvolles Landschaftsbild. Die Westseite des _Adriatischen Meeres_ ist flach, einförmig und arm an Buchten und Häfen; die Ostküste ist reich gegliedert, hafenreich, felsig und umsäumt von zahllosen Kalkinseln, denn das Meer ist infolge einer Senkung des Landes zwischen die parallelen Kalkzüge eingedrungen und hat diese teils in Inseln, teils in Halbinseln verwandelt. Wohl infolge des geringen Zuflusses von Süßwasser (außer Etsch und Po nur geringe Küstenflüsse) ist der Salzgehalt der Adria sehr hoch, 3,8 Proz. (sonst Mittel 3,5 Proz.). Ebbe und Flut sind schwach, wie im Mittelmeer überhaupt (1/2-1 m); die durchschnittliche Tiefe beträgt nur 300 m, erreicht jedoch zwischen Bari und Ragusa 1030 m.
2,486
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1244
372
50669-0-2
Gutenberg
9,994
Das Schiff umfährt die Halbinsel _Istrien_, so daß man nach und nach die Städte _Capo d'Istria_, _Pirano_ mit altem Kastell, _Parenzo_, _Rovigno_ und zuletzt =Pola=, den Hauptkriegshafen der österreich.-ungarischen Marine, meist noch am Horizont auftauchen sieht. Weiter behält man l. die Küste Dalmatiens, reich an vorgelagerten Felseninseln, darunter die weit vorgeschobene bergige Insel =Lissa=, die einen der besten Häfen des Adriameers (Kriegshafen) hat und bekannt ist durch die Seeschlacht zwischen der österreichischen und italienischen Flotte am 20. Juli 1866, wo der österreich. Admiral Tegetthoff mit der Panzerfregatte Ferdinand Max das italienische Admiralschiff Re d'Italia in den Grund bohrte.--Nach etwa 24 St. Fahrt läuft der Dampfer mit SO.-Kurs durch die nur 70 km breite Meerenge von Otranto, l. die Küste Albaniens mit der Landmarke des über 2000 m hohen Kaps _Linguetta_, des Akrokeraunischen Vorgebirges der Alten, und gelangt aus dem Adriatischen in das _Ionische_ Meer. Weiterhin erblickt man l. die Ionischen Inseln _Korfu_, _Kephalonia_ und _Zante_. Das Schiff durchläuft dann den Golf von Arkadia mit den Bergen Messeniens l., passiert die Westseite der Insel _Kreta_ (_Kandia_) mit großartiger Gebirgskette (bis 2498 m hoch) und durchschneidet dann, außer Sicht von Land, das _Levantische_ _Meer_, um am 5. Reisetag vor (1305 Seem.) =Port Saïd= anzukommen, dessen hoher, schlanker Leuchtturm die einzige Landmarke ist. Port Saïd und Fahrt durch den Suezkanal s. S. 25. B. Von Brindisi nach Bombay. =Expreßdampfer der Peninsular and Oriental Steam Nav. Co.= jeden Sonntag abend, sobald die englisch-indische Post eingeschifft ist, von Brindisi nach (930 Seem.) _Port Saïd_, wo die Reisenden auf den über (2325 Seem.) _Aden_ nach (3989 Seem.) _Bombay_ bestimmten Postdampfer umsteigen. Die Expreßdampfer fahren im Anschluß an den »Brindisi-Peninsular and Oriental Limited-Express«, der als Luxuszug jeden Fr. 9 Uhr abds. von London (Charing Cross) abfährt und über Calais, Dijon, Mont Cenis, Turin, Ancona So. gegen Abend ankommt. Der Zug nimmt nur Reisende für den Expreßdampfer der P. & O.-Linie auf. Fahrpreis: London-Bombay nur I. Klasse 57 £ 10 sh. 2 d; Brindisi-Bombay I. 48 £. Näheres in _Cooks_ Reisebureau (London: Ludgate Circus; Berlin: Weltreisebureau Union; Brindisi: Strada Marina). Die Route ist für deutsche Reisende wenig geeignet. In =Brindisi= (_Grand Hôtel International_; _Europa_), dem alten _Brundusium_, dem besten und bedeutendsten Naturhafen der Ostküste Italiens, legen die Schiffe am Kai an.--Das Schiff nimmt SO.-Kurs und folgt der unter A. beschriebenen Fahrt von Triest, um am 3. Tage in (943 Seem.) =Port Saïd= (S. 25) einzutreffen. Weiterfahrt s.
2,767
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1245
399
50669-0-2
Gutenberg
9,994
S. 27. C. Von Genua und Neapel nach Bombay. =Dampfer der Società Nazionale di Servizi Marittimi= am 17. jeden Monats von _Genua_ über _Neapel_, _Messina_, _Port Saïd_, _Massaua_, _Aden_ nach (4440 Seemeilen) _Bombay_ in 18 Tagen. Fahrpreis I. Kl. 33,7 £ (Innenkabine 26,14 £), II. Kl. 23,7 £, III. Kl. 11 £; Wein bei Tisch frei. Für Rückfahrkarten und Familien Ermäßigungen. In =Genua= (_Miramare_, Z. von 6 L. an; _Eden Palace_, ebenso; _Bristol_, Z. von 7 L. an; _De la Ville_, Z. von 4 L. an; _Gr. Hôtel Savoia_, ebenso; _Continental_, Z. 4-10 L.; _Central_, Z. 2-4,50 L.) gelangt man mit Boot an Bord. Die Ausfahrt gewährt prächtigen Blick auf die amphitheatralisch aufgebaute Stadt. Das Schiff läuft mit sö. Kurs durch das Ligurische Meer, l. die Insel Elba, passiert Civitavecchia, die Tibermündungen und das über 500 m hohe Vorgebirge _Monte Circello_ (der Mythe nach Wohnsitz der Zauberin Kirke). Dann erscheint am Horizont der Vesuv und die Küste des Golfs von Neapel, in den das Schiff, unweit der (l.) Insel _Ischia_ mit Monte Epomeo vorbeidampfend, einläuft, eins der berühmtesten Landschaftsbilder. Neben dem erdbebenreichen Ischia liegt die Insel Procida, dann folgen am Festland Bajä, Pozzuoli, mit der Vulkangruppe der Phlegräischen Felder dahinter, das Vorgebirge des Posilipp, die Stadt Neapel, beherrscht vom Castel Sant' Elmo, dann Portici, Resina, darüber der Vesuv, weiter Torre Annunziata und jenseits der Sarnoebene die Kalkberge der Halbinsel Sorrent mit den Küstenstädtchen Castellamare und Sorrent, südl. die Insel Capri. (Das Schiff wird von Führern und Händlern überschwemmt, vor denen man sich hüte.) (340 Seem.) =Neapel= (_Grand Hôtel Hauser_, Z. von 6 L. an; _Continental_, Z. 3,50-7 L.; _Haßler_, Z. von 4 L. an; _Café-Restaurant Gambrinus_, Piazza S. Ferdinando), die reichste, belebteste und größte Stadt Italiens mit 596000 Einw. Man hat meist Zeit, eine Promenade an der _Riviera di Chiaja_ (Villa Nazionale) und durch die _Strada di Roma_ (Toledo) zu unternehmen und nach _San Martino_ (10-4 Uhr 1 L., So. 9-2 Uhr frei) hinaufzusteigen (bzw. zu reiten), um die wundervolle *_=Aussicht=_ zu genießen. (Der Norddeutsche Lloyd veranstaltet Führungen durch die Stadt.) Man benutze Taxameterdroschken. Bei der Weiterfahrt läßt das Schiff die Insel _Capri_ l. und steuert dann südl. Nach etwa 16 St. erscheinen die vulkanischen _Liparischen Inseln_, deren nördlichste, _Stromboli_, mit stets schwach tätigem, 920 m hohem Vulkan, man sieht.
2,488
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1246
380
50669-0-2
Gutenberg
9,994
Dann taucht die Küste von Kalabrien (l.) und die von Sizilien (r.) auf, alsbald läuft das Schiff in die an ihrer schmalsten Stelle nur 3150 m breite *_Straße von Messina_ ein, ein prachtvolles Landschaftsbild! Die Meerenge ist erst in geologisch junger Vergangenheit durch einen Einbruch entstanden, der noch jetzt fortdauert, wie die häufigen und starken Erdbeben beweisen. L. das Städtchen _Scilla_, das antike Scyllaeum, am Abhang des hohen Felsens _Scilla_, an den die Phantasie der Alten den Mythus von dem allen Schiffen Verderben bringenden Seeungeheuer Scylla knüpfte, überragt vom Granitmassiv des _Aspromonte_ (im _Montalto_ 1964 m), bekannt durch den Angriff der Italiener auf den Nationalhelden Garibaldi am 27. Aug. 1862. Vor Scilla, Torre di Faro und an andern Stellen der Straße liegen Stromwirbel, von denen der durch die Gezeitenströmung erzeugte _Charybdis-Strudel_ einer der gefährlichsten für kleinere Fahrzeuge ist; auch Dampfer meiden dessen Nähe. R. das flache _Capo di Faro_ (oder _Peloro_) mit Leuchtturm, die NO.-Spitze Siziliens; im Hintergrund die Trümmer des vom Erdbeben 29. Dez. 1908 zerstörten =Messina=, Provinzhauptstadt Siziliens, in reizender Lage. Gegenüber zeigt sich weiter l. =Reggio=, die Hauptstadt von Kalabrien, wie in einem großen Garten gelegen, doch von Erdbeben besonders arg heimgesucht. L. folgt _Kap Pellaro_, r. die Küste Siziliens, vom 3313 m hohen Ätna beherrscht; dann steuert der Dampfer östl. in die offene See, man behält noch lange den Ätna in Sicht und erblickt nach 24 St. l. die Berge der Insel _Kreta_, überragt vom _Psiloriti_ (2498 m), dem _Ida_ des Altertums. Dann nimmt das Schiff Kurs auf (1410 Seem.) _Port Saïd_ (S. 25). Weiterfahrt s. S. 27. D. Von Marseille nach Bombay. =Dampfer der Peninsular and Oriental Steam Nav. Co.= jeden Fr. von Marseille über _Port Saïd_ (Anschluß von Brindisi, S. 23) und _Aden_ nach (4545 Seem.) _Bombay_. Umschiffung in Aden mit jedem 2. Dampfer, Fahrzeit etwa 16 Tage, Fahrpreis Marseille-Bombay I. 48 u. 42 £, II. 36 u. 30 £. Anschluß an den _Bombay-Marseille-Expreßzug_, der Do. von London (Victoria-Holborn) abfährt. =Dampfer der Messageries Maritimes= alle 4 Wochen Mi. von _Marseille_ über _Port Saïd_, _Suez_, _Aden_ nach (4545 Seem.) _Bombay_ (und weiter über Colombo nach Australien). Fahrzeit etwa 15 Tage.-- Über auswechselbare Rückfahrkarten mit dem Österreichischen Lloyd s. S. 22. --Direktion der Messageries Maritimes in _Marseille_, Quai de la Juliette 2, Bureau des Passages, Rue Cannebière 16 (Telegrammadr. »Sicorne Marseille«). In =Marseille= (_Grand Hôtel Noailles_; _De Russie et d'Angleterre_, Z.
2,667
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1247
395
50669-0-2
Gutenberg
9,994
5-12 Fr.; _De Genève_, Z. 3,50-5 Fr.) legen die Schiffe am Kai an. Bald nach Ausfahrt nimmt der Dampfer SO.-Kurs, den er behält, bis nach etwa 20 St. die Inseln _Korsika_ (l.) und _Sardinien_ (r.) auftauchen, getrennt durch die 12 km breite, flache, klippenreiche und daher nicht ungefährliche _Straße von Bonifacio_, die das Schiff nun passiert. L. auf 60 m hohem Kalkfelsen, an der Südspitze von Korsika, liegt die Stadt _Bonifacio_, mit alten Befestigungen und Leuchtturm.--Der Dampfer nimmt dann Kurs zwischen Sardinien, dessen mäßig hohe Berge mit niedrigem Gestrüpp bewachsen sind, und kleinen Eilanden (l.): erst _Isola della Maddalena_, dann die kahle Felseninsel _Caprera_ (Ziegeninsel), Wohnsitz (1854-82) Garibaldis, der auch dort begraben ist. Das weiße Haus Garibaldis ist im Hintergrund einer kleinen Bucht sichtbar. Das Schiff durchfurcht dann sö. das _Tyrrhenische Meer_; dabei erscheinen die vulkanischen _Liparischen Inseln_ (S. 24). Dann taucht die Küste von Kalabrien (l.) und die von Sizilien (r.) auf, alsbald läuft das Schiff durch die *_Straße von Messina_ (S. 24) und folgt dem S. 24 beschriebenen Kurs; nach 5 Tagen erreicht man (1516 Seem.) =Port Saïd= (s. unten). Weiterfahrt durch den Suezkanal s. S. 27. [Hand] Wer =Ägypten=: Alexandrien, Kairo und die Pyramiden besuchen will, findet Näheres in =Meyers »Ägypten«=. Port Saïd und der Suezkanal. Vgl. die Kartons auf den Karten bei S. 22 und S. 28. =Ankunft.= Die Schiffe ankern nahe am Kai; Ausbooten 1-1/2 Piaster, nachts 2-1/2 Piaster, Gepäck 1 Piaster das Stück, großer Koffer 4 Piaster; Gepäckträger zum Zollamt 2, zum Hotel 3, zum Bahnhof 4 Piaster. =Gasthöfe:= _Savoy_ (Pl. a), Quai François-Joseph, deutsches gutes Haus in schöner Lage; 60 Z. 22, F. 8, Lunch 20, Dîn. 25, Pens. 62 (16 Fr.) Piaster.-- _The Eastern Exchange_ (Pl. b), Rue Sultan Hassan, 13-15 sh.--_Continental_ (Pl. c), Mitte der Stadt, am Schnittpunkte der beiden Hauptstraßen, Faßbierausschank, 10-1/2-12 sh. tägl.--_De la Poste_, Rue Hassan, tägl. von 12 Fr. an.--_Port Saïd Casino_, in schöner Lage an der Hafeneinfahrt, Konzertrestaurant (Mai bis September geöffnet). --=Cafés chantants:= _Eldorado_, Rue du Commerce.--_Café Khédivial_, Quai François-Joseph. =Straßenbahn= durch die Stadt, Europäern nicht zu empfehlen! =Post:= _Französische_ (Pl. 2);--_Ägyptische_ (Pl. 1), beide Rue Sultan Hassan. --Das _=Postwesen=_ in Ägypten ist gut. Briefe läßt man am besten an ein Hotel adressieren.--=Telegraph:= _Englischer_ (für das Ausland), Quai François-Joseph (Pl. 4).--_Ägyptischer_, Rue du Commerce (Pl. 3). =Konsulate:= _Deutsches Reich_, Rue El Nil, Gerent Rickmers; _Österreich-Ungarn_, Vizekonsul Probizer.
2,760
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1248
392
50669-0-2
Gutenberg
9,994
=Geld:= _Ägyptisches Pfund_ (= 20,80 M.) zu 100 _Piaster_ (ca. 20 Pf.) zu je 10 _Millièmes_ (ca. 2 Pf.). Ägyptisches Gold sieht man nicht häufig. Dafür gelten englische Pfund Sterling (_Gineh inglisi_ = 97-1/2 Piaster), Zwanzigfrankstücke (_Bento_ [venti] = 77 Piaster) und türkisches Pfund (_lira turk_ = 87-3/4 Piaster). Deutsches Gold ist nur beim Bankier (mit Verlust) zu wechseln, wird aber in den Hotels genommen. Von Silber- und Scheidemünzen kursieren _nur_ ägyptische Stücke: Silbertaler (20 Pi.), 1/2 Silbertaler (10 Pi.), 1/4 Silbertaler (5 Pi.), 2 Silberpiaster, 1 Silberpiaster, 1/2 Piaster in Nickel, 8-Parastücke (ca. 4 Pf.), 4-Parastücke (2 Pf.) in Kupfer und Nickel.--=Banken:= _Deutsche Orient-Bank_; _National Bank of Egypt_; _Anglo-Egyptian Bank_; _Bank of Egypt_; _Comptoir National d'Escompte de Paris_. =Sprache:= Arabisch, doch wird im Verkehr viel Englisch, Französisch und Italienisch gesprochen oder geradebrecht. =Eisenbahn= von _Port Saïd_ über (80 km) _Ismailia_, dann westl. nach (236 km) _Kairo_, tägl. zwei Schnellzüge mit Speisewagen in 4 St., südl. nach (160 km) _Suez_ in 4 St. =Dampferagenturen:= Norddeutscher Lloyd, W. H. Müller & Co.; _Hamburg-Amerika-Linie_, Deutsches Kohlendepot; _Deutsche Ostafrika-Linie_ und zahlreiche Schiffahrtsgesellschaften andrer Nationen. =Port Saïd=, Hauptstadt des ägyptischen Gouvernements Isthmus, im O. der Nehrung, die den Mensalehsee vom Mittelmeer trennt, unter 31° 16' nördl. Br. gelegen, wurde erst im Jahre 1860 beim Bau des Suezkanals gegründet und zählte 1909: 60000 Einw., darunter 23000 Europäer (viele Griechen und Franzosen). Durch die Lage an der Mündung des Suezkanals ist das Geschäftsleben auf den Durchgangsverkehr von Fremden zugeschnitten. Die Stadt, in deren höhern Klassen das französische Element überwiegt, ist regelmäßig angelegt, die neuern Straßen sind mit Bäumen bepflanzt; 2-4stöckige Gebäude haben im europäischen Stadtteil die Holzhäuser fast ganz verdrängt. Ihren Mittelpunkt bildet die _Place Lesseps_ mit Anlagen (zuzeiten Militärmusik). Hauptgeschäftsstraßen sind: _Rue de Commerce_ mit Läden, _Quai François-Joseph_ mit den Konsulaten und Dampferagenturen, _Rue Osman_ mit Banken und Gasthäusern. Sehenswert ist der Hafen, _Grand Bassin Ismaïl_, 8 m tief, dessen Teile, von S. nach N. gezählt, das _Bassin Chérif_, das _Bassin de l'Arsenal_ und das _Bassin du Commerce_ bilden; weitere Hafenanlagen sind im Bau. In den Kohlenlagerplätzen hat auch das _Deutsche Kohlendepot_, G. m. b. H., eine große Niederlage. Am Ostufer des Kanals die Werkstätten der Kanalgesellschaft. Etwas nördl. vor der Stadt, am Kanal- und Meeresufer, der 53 m hohe _Leuchtturm_, mit elektrischem Blitzfeuer, 20 Seemeilen weit sichtbar; außerdem weiße Leuchtfeuer zu beiden Seiten des Kanals und Leuchtbojen mit grünem und rotem Licht.
2,900
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1249
398
50669-0-2
Gutenberg
9,994
Zwei riesige _Molen_, die östliche 1600 m, die westliche 2250 m lang, beide aus Blöcken, die aus hydraulischem Kalk und Wüstensand bestehen, schützen die Hafeneinfahrt. Der westliche Damm soll die vom Nil ins Meer geführten Schlammmassen, die die Strömung des Mittelmeers nach O. treibt, vom Hafen fernhalten; auf ihm ein 16 m hohes _Standbild Ferdinand von Lesseps'_ (von Frémiet), 1899 von der Kanalgesellschaft errichtet. Östl. vom Hafenkanal sind große Salinen angelegt. Der =Suezkanal=, 1859-69 durch den französischen Ingenieur Lesseps erbaut, hat eine Länge von 160 km, die Breite ist am Wasserspiegel 100-130 m, an der Sohle 38,5 m, die Tiefe 9,50 m; durch Erweiterungsbauten soll die Sohlenbreite auf 45 m, die Tiefe auf fast 11 m gebracht werden. Die Baukosten beliefen sich auf etwa 19 Mill. Pfd. Sterl., von denen 12800000 durch Aktienzeichnungen aufgebracht wurden, während den Rest der Khedive deckte. Letzterm kaufte England 1875 die übernommenen Aktien (177602 Stück im Werte von 3,5 Mill. Pfd. Sterl.) ab. Die Einnahmen der Gesellschaft ergaben 1910: 133,7 Mill. Fr., die Ausgaben nur 43,8 Mill. Fr., also Überschuß 89,9 Mill. Fr., wovon 31,6 Proz. Dividende gezahlt wurden. Es benutzten den Kanal 1910: 4533 Schiffe von 16581898 Nettotonnen, darunter 2778 englische, 635 deutsche, 259 holländische, 240 französische, 191 österreichische, 103 russische, 87 italienische, 72 japanische, 34 dänische, 26 spanische, 26 türkische, 25 schwedische, 20 norwegische, 14 griechische, 11 siamesische, 8 amerikanische, 3 ägyptische, 1 belgisches. Die Abkürzung der Entfernungen zwischen Europa und den östlichen Ländern beträgt für die Dampferfahrt nach Bombay von Brindisi und Triest etwa 37, von Genua 32, von Marseille 31, von Liverpool, London, Amsterdam oder Hamburg 24 Tage. Der Kanalzoll beträgt 7,25 Fr. für die Netto-Reg.-Tonne, so daß z. B. ein Dampfer von nur 3000 Ton. 21750 Fr. Kanalzoll zahlt. Die Taxe für Passagiere beträgt 10 Fr. Die Benutzung des Kanals, zu der alle Nationen berechtigt sind, ist Schiffen bis 8,53 m (in nächster Zeit sogar bis 9,45 m) Tiefgang mit elektrischem Leuchtapparat auch bei Nacht gestattet. Die Durchfahrtszeit beträgt 16-22 St. Die Fahrt ist landschaftlich teilweise recht interessant, besonders abends bei Mondschein.
2,272
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1250
342
50669-0-2
Gutenberg
9,994
Der _Kanal_ durchschneidet die an ihrer schmalsten Stelle nur 112 km breite und ganz flache (in der Linie des Suezkanals nur bis zu 16 m hohe) _Landenge von Suez_, ein verhältnismäßig junges Gebilde, das einst eine Bucht des Mittelmeeres war, aber dann zum Teil mit den Absätzen dieses Meeres, zum Teil mit Sedimenten des Nils ausgefüllt wurde, der in alter Zeit einen Arm weit ostwärts entsandte. Der Südteil der heutigen Landenge ist aus Absätzen des Roten Meeres gebildet. Ihre landfest gewordene Oberfläche wurde darauf von den benachbarten Festlandsteilen aus mit einer Sandschicht überweht und ist heute ebenso sandig und wüstenhaft wie diese. Reste der einstigen Meeresbucht sind der _Menzalehsee_ bei Port Saïd und die übrigen Seen, die der Kanal durchschneidet (siehe unten). Als einzige Landverbindung zwischen zwei gewaltigen Erdteilen mußte die Landenge von Suez, seitdem Menschen sich betätigen, eine sehr wichtige Völkerstraße werden. Der Zugang aus Vorderasien zu dem reichen Niltal führte über sie hinweg, und umgekehrt drangen die Ägypter oft genug über sie nach den alten Kulturländern Syriens und Mesopotamiens vor. Wie oft spielt sie in den Erzählungen der Bibel eine Rolle! Wichtige Handelsstraßen führten seit der ältesten Zeit über sie hinweg, und noch heute wird sie von einem viel benutzten Karawanen- und Pilgerweg zwischen Ägypten einerseits, Palästina und Arabiens heiligen Stätten anderseits gekreuzt. Während die Landenge von Suez so eine wichtige Landbrücke für den friedlichen und kriegerischen Verkehr darstellt, mußte sie umgekehrt schon bald als ein lästiges Hemmnis für die Schiffahrt empfunden werden, und so entstand schon vor mehr als 3000 Jahren (um 1400 v. Chr.) die erste Wasserstraße zwischen dem Mittelländischen und dem Roten Meer, die, wie die Mehrzahl ihrer Nachfolger, vom Unterlaufe des Nil nach dem Nordende des Roten Meeres lief, also weit westlich vom heutigen Kanal. =Kanalfahrt Port Saïd-Suez.= Der Kanal geht von Port Saïd südl. und tritt bei (14km) _Râs el-Esch_ in den fischreichen =Menzaleh-See=, einen flachen, durch eine Nehrung vom Mittelmeer getrennten Strandsee; auf den Sandbänken hausen Millionen von Sumpf- und Wasservögeln (Pelikane, Flamingos). Der Kanal durchschneidet zwischen Dämmen den See in schnurgerader Linie; die östl. Teile sind bereits trocken gelegt, gleiches wird für die westl. beabsichtigt. Am Südende des Sees folgt die Ausweichestelle (44 km) Stat. =El-Kantara= (»die Brücke«), eine niedrige Bodenschwelle, über die seit alters die Heerstraße von Ägypten nach Syrien führte, noch jetzt von Karawanen benutzt. An Stelle der alten Brücke ist jetzt eine Fähre getreten.
2,797
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1251
396
50669-0-2
Gutenberg
9,994
--Dann tritt der Kanal in den kleinen _Ballâh_-(Dattel)-_See_, durch den ebenfalls Sanddämme gelegt sind. Südl. vom Ballâh-See wird bei (63 km) _El-Ferdân_ und _El-Gisr_ (r.) eine 14 km lange Kalk- und Sandsteinbank, die höchste, nur 16 m hohe Erhebung der Landenge, durchschnitten. Man passiert eine Moschee und eine Schwimmbrücke sowie die Kapelle der _Vierge du Désert_ auf einer Anhöhe. Beim Eintritt in den tiefblauen =Timsâh-= (Krokodil) =See= liegt r. am Kanalufer eine Villa (Chalet) des Vizekönigs; der See war früher eine Lagune mitten in der Wüste; sein erhöhtes Ostufer heißt das Hyänenplateau. Am NW.-Ende des Sees liegt (76 km) =Ismailia= (_Hôtel des Voyageurs_; gute Bahnwirtschaft; PT am Bahnhof), während des Kanalbaues entstandenes, stilles, hübsches Städtchen (7000 Einw.), Zentralamt und Hauptstation der Dampfer der Kanalgesellschaft, durch Eisenbahnen mit Kairo (2-1/2 St.), Suez (2 St.) und Port Saïd (1-1/2 St.) verbunden. Hier mündet der vom Nil bei Kairo kommende _Süßwasserkanal_, der die Ortschaften am Suezkanal mit Trinkwasser versorgt.--Am SW.-Ufer des Timsâh-Sees der _Djebel Marjam_, nach arabischer Sage die Stätte, auf der Mirjam, die Schwester von Moses und Aaron, sieben Tage fern vom Lager der Israeliten zubrachte (4. Mos., Kap. 12). Bei (85 km) _Tusûn_ (r.) ein weit sichtbares Schêchgrab. Der Kanal führt nun durch Sandsteinlagen und erreicht (bei 90 km) die Bahnstat. _Serapeum_ (r.), kleinen, durch den Kanalbau entstandenen Flecken; westl. ein _Darius-Denkmal_ auf einem Hügel zum Andenken an den ältesten Kanalbau. 2 km südl. durchbricht der Kanal harte Kreidefelsen und tritt dann in die blaugrünen =Bitterseen= ein, an deren Ein- und Ausgang je ein Leuchtturm steht; das Fahrwasser ist mit Leuchttonnen und Pfahlbaken bezeichnet. Vor dem Kanalbau lag die Mulde der Bitterseen trocken, am 18. März 1869 lief das Mittelmeerwasser in sie hinein, am 15. Aug. wurde der südliche Damm durchstochen und die Begegnung beider Meere hergestellt. Der Große (nördliche) Bittersee ist ca. 20 km lang; auf dieser Strecke dürfen Dampfer mit »Volldampf« laufen und sich auch überholen, da das Fahrwasser breit genug ist. Eine ausgebaggerte Fahrrinne führt vom Großen in den Kleinen Bittersee, an dessen NW.-Ufer die Ruinen eines andern Perserdenkmals liegen. Nw. sieht man die Hügel und die Bahnstat. von _Geneffe_. Im Kleinen Bittersee sind zwei Anlegestellen für Schiffe. Südl. von den Bitterseen ist harter Boden; bei (139 km) Stat. _Schalûf_ (r.) führt der Kanal durch Sandstein; dann folgen Sandhügel. Der Kanal wird hier breiter, seine Dämme sind höher als vorher. Beim sogen.
2,614
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1252
394
50669-0-2
Gutenberg
9,994
(150 km) _Campement Madama_ bestehen die Ufer aus festem Mergel und weichem Ton; westl. Ruinen zweier Denksteine mit Inschrift von Darius in Hieroglyphen- und Keilschrift. Eine Wüstenstraße (Pilgerstraße nach Mekka) kreuzt hier auf einer Schwimmbrücke den Kanal. Östl. in einiger Entfernung liegen die Trümmer der alten Stadt _Arsinoë_. Die Ausfahrt aus dem Suezkanal ins Rote Meer mündet an der Ostseite der großen Bai von Suez; die Stadt Suez, die Hafenanlagen von Port Ibrahim, die Ausweichestelle und die Kaianlagen von Port Taufik bleiben r., ebenso die Avenue Hélène (S. 29); l. ein starker Wellenbrecher zum Schutze der Kanalmündung.--(160 km) _Port Taufik_ (_Tewfik_), Ausweiche- und Anlegestelle an der Südeinfahrt des Suezkanals, ist mit Hafenanlagen ähnlich wie Port Saïd ausgerüstet; Einrichtungen zum Bekohlen von Dampfern nahe dem Gebäude der Kanalgesellschaft. Die Dampfer halten hier gewöhnlich etwa 2 St. (160 km) =Suez= (vgl. den Karton auf der Karte »Rotes Meer«). =Gasthöfe:= _Bel Air_, in Stadt Suez, Rue Colmar, am Bahnhof; 22 Z. 4 Fr., Pens. 13 Fr., gut.--_Sinai_, auf Port Taufik, nahe dem Landeplatz der Dampfer; 16 Z., Pens. 13 Fr. =Bierstube:= _Bayer. Bierhalle_, gutes Essen u. Schlafzimmer.--=Cafés:= _Paradies_ und _Mahroussa_ (in beiden Konzert). =Post= (ägyptische), Hauptamt in Port Taufik, Avenue Hélène, Nebenamt in Suez-Stadt, nahe dem Zollamt.--=Telegraph:= Ägyptischer (für Ägypten) in Port Taufik, nahe dem Bahnhof (Suez-Dock), in Suez-Stadt im Gouvernementsgebäude; --_fürs Ausland:_ der englische Telegraph in Port Taufik, neben Hotel Savoy, in Suez-Stadt gegenüber Hotel Bel Air. =Konsulate:= _Deutsches Reich_, Konsul Geo. Meinecke (zugleich Vertreter des Deutschen Kohlendepots).--_Österreich-Ungarn_, Vizekonsul A. Pacho. =Banken:= _Geo. Meinecke_ (Deutsche Orientbank, Banque Imperiale, Ottomane etc.).--_Bank of Egypt Ltd._ =Eisenbahn= über Ismailia nach (247 km) _Kairo_ in 4-1/2-5-1/2 St. =Dampfschiffagenturen:= _Norddeutscher Lloyd:_ W. H. Müller & Co.; _Hamburg-Amerika-Linie:_ Geo. Meinecke (deutsches Kohlendepot) und viele andre. Auf dem (unbedeutenden) =Basar= schöne Korallen, Muscheln etc. aus dem Roten Meer. Handeln! _Suez_ liegt an der Nordecke des Meerbusens von Suez, eines Busens des Roten Meers, im W. überragt vom Djebel Atakah. Die Stadt, mit etwa 18000 Einw., darunter 2774 Europäer, Sitz eines Gouverneurs, besteht aus dem arabischen Viertel östl. vom Bahnhof, mit einigen unbedeutenden Moscheen, und dem regelmäßig angelegten, sauberen europäischen Viertel westl. und nördl. vom vorigen, mit einigen großen Häusern und Warenlagern. Nw. vom europäischen Viertel die schmutzige arabische Matrosenvorstadt _Arbaïn_.--Im N. der Stadt liegt auf dem Hügel Kôm el-Kolzum ein verfallenes _vizekönigliches Landhaus_ mit schönem Umblick. Von hier nö.
2,882
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1253
390
50669-0-2
Gutenberg
9,994
die _Mündung des Süßwasserkanals_ mit Schleusenwerk; der Kanal liegt hier 2 m ü. M. Etwas weiter nw. das _Wasserhebewerk_ der Suezkanalgesellschaft; auf dem Ostufer des Süßwasserkanals der frühere _Karawanenlagerplatz_.--Zu den im S. der Stadt weit ins Meer hinausgebauten _Hafenanlagen_ führt ein 3,5 km langer, 15 m breiter _Damm_, auf dem auch die Bahn läuft (stündl. ein Zug zum Port Taufik [»Suês-Docks«]), die den Ankerplatz der Schiffe mit Stadt und Bahnhof verbindet. Der Damm bildet einen aussichtsreichen Spazierweg; östl. sieht man die Berge der Sinaihalbinsel, westl. den Djebel Atakah. Am Ende des Dammes l. das _Bassin der Kanalgesellschaft_ und der _Port Taufik_ am Südausgang des Suezkanals; sodann Gebäude, die, von den Kanallotsen und -beamten bewohnt, ihre Front dem Kanal zukehren und die _Avenue Hélène_ bilden. Am Ende dieser Avenue das von Lesseps errichtete _Standbild des Leutnants Waghorn_ (gest. 1850), eines angeblich in Deutschland geborenen englischen Offiziers, der sein Leben erfolglos der von Lesseps mit Glück durchgeführten Idee gewidmet hatte und im Elend starb. Das Fahrwasser ist von hier nach S. noch 4 km weit durch Pfähle und Bojen bezeichnet. Westl. von der Avenue Hélène liegt das große Hafenbassin _Port Ibrahîm_, mit Trockendock (124 m lang), durch eine mächtige Mauer in den Kriegs- und den Handelshafen geschieden. Eine Bootfahrt im Hafen bei ruhigem Wetter ist lohnend. Der Ausflug nach der am Ostufer des Golfs von Suez gelegenen =Mosesquelle= (_Ain Musa_) erfordert 1/2 Tag mit Dampfpinnasse, sonst einen Tag Zeit und ruhiges Wetter. Man macht ihn entweder zu Esel (20 Pi. sowie 20 Pi. für Überfahrt des Esels) oder fährt mit Dampfpinnasse (1-2 £) in 1 St. hin, oder Segelboot (15 Pi. finden Tag) in 3-6 St. ans Ostufer und geht 3/4 St. durch die Wüste zu den Gärten an der Quelle (nach früherer Annahme das Schilfmeer, das die Juden bei ihrem Zug durch das Rote Meer passierten). Wahrscheinlicher ist es, daß die Israeliten weiter nördlich durch die Bitterseen gewatet sind.-- Die Mosesquelle ist eine kleine Oase, mit salzigbittern Quellen (natronhaltig), die nach der Tradition von Moses durch Hineinlegen eines Baumes aus einer bittern süß gemacht wurden (2. Mos. 15, 23-25). Die Oase ist von Arabern bewohnt, die Gemüsebau treiben. Tagesausflüge zu Kamel oder Esel ins Atâkahgebirge sind für Jäger und Naturfreunde lohnend. Das =Rote Meer= (vgl.
2,466
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1254
374
50669-0-2
Gutenberg
9,994
beifolgende Karte), ein 2250 km (entsprechend der Entfernung von Berlin bis Batum) langes, aber im Mittel nur 275 km (= Berlin-Sangerhausen) breites Meeresbecken, trennt als ein gewaltiger Graben zwei wüstenhafte Hochländer ganz ähnlichen Charakters, die Libysche Wüste und das Arabische Hochland. Im N. läuft es in die beiden schmalen Zipfel des _Golfs von Suez_ und des _Golfs von Akaba_ aus, im S. wird es durch die nur 26 km breite Einschnürung der Straße von _Bab el-Mandeb_ vom Indischen Ozean geschieden. Dieser grabenartigen Umrißgestalt des Roten Meeres entspricht auch seine Entstehungsweise: es nimmt die Stelle eines in grauer Vorzeit (am Ende der sogen. Tertiärzeit) in die Tiefe gesunkenen Stücks der nordostafrikanischen Wüstentafel ein. Von der gleichen Entstehung ist auch der die SO.-Seite der Sinaihalbinsel begrenzende Golf von Akaba (s. oben), der sich als »Syrischer Graben« in dem landfest gebliebenen Wadi el Araba und dem Jordantale noch weit nordwärts fortsetzt (vgl. S. 32). Die Küsten des Roten Meeres zeigen noch heute seine Natur als Grabenbruch: hinter einem schmalen, flachen Küstensaum (der Tihama), einer jungen Meeresanschwemmung, erheben sich sowohl auf der ägyptischen wie auf der arabischen Seite die Steilabfälle der benachbarten Hochländer, die aus flachgelagerten Schichten von Kreidekalk und tertiärem Sandstein bestehen, durch zahlreiche Trockentäler (Wadis) zerrissen sind und durchaus ein gebirgsartiges Aussehen haben. Der Gebirgscharakter der Küstenabfälle wird noch erhöht durch wirkliche Gebirgszüge aus altkristallinen Gesteinen, die sie namentlich auf der ägyptischen Seite überragen, sowie durch jungvulkanische, gleichzeitig mit dem Einbruch des Roten Meeres aufgequollene Gebirgsstöcke, vor allem in Südwestarabien; zu den erstern gehört der _Sinai_, zu den letztern der _Djebel Schamschan_, die Berge um Aden.--Aber auch unterhalb der heutigen Strandlinie setzt sich der Steilabfall noch fort, so daß das Rote Meer trotz seiner geringen Breite namentlich in seiner nördlichen Hälfte bedeutende Tiefen, bis zu 3000 m, aufweist. Größere Buchten fehlen fast ganz, dafür ragen viele kleine Felsvorsprünge ins Meer hinaus, und teilweise umsäumen zahlreiche Klippen die Küsten, die bei der Wärme des Wassers auch reich an Korallenbauten sind.--Seinen Namen trägt das Rote Meer zu Unrecht; es ist meist tiefblau und nur stellenweise durch nahe der Oberfläche in großen Massen schwebende niedere Organismen (sogen. Plankton) grünlich, gelblich oder rötlich gefärbt. Das Tierleben in dem sehr warmen (bis 34,5°) Wasser ist überhaupt reich, das Meeresleuchten oft prächtig. Das _=Klima=_ des Roten Meeres ist verrufen wegen seiner hohen Temperaturen.
2,701
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1255
385
50669-0-2
Gutenberg
9,994
Schon Suez an seinem Nordende hat eine Jahrestemperatur von 22°, gehört also bereits der heißen Zone an, aber die südl. Küstenorte sind noch viel heißer, die Insel Perim in der Bab el-Mandeb-Straße hat mit 30° die höchste mittlere Jahrestemperatur von ganz Asien, und Massaua und Assab stehen ihr nicht nach. Als verhältnismäßig schmale Einsenkung zwischen den im Sommer gewaltig erhitzten großen Wüstenflächen Nordostafrikas und Arabiens verwandelt sich das Rote Meer, allseitig zwischen Steilabfälle eingebettet, im Sommer in einen wahren Glutkessel. Das Meerwasser selbst bringt der Luft keine Abkühlung, denn die Meeresoberfläche wird selbst sehr stark erwärmt, und durch die schmale und wenig über 300 m tiefe Bab el-Mandeb-Straße findet das kalte Tiefenwasser des Indischen Ozeans keinen Zutritt. So macht die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und die Verhinderung nächtlicher Abkühlung nur die Hitze unerträglicher, zumal auch keine stärkeren Luftströmungen herrschen. Die Dampfer sind daher gezwungen, für die Rote Meer-Fahrt arabische, somalische oder chinesische Heizer anzunehmen, und die Reisenden werden häufig von einem lästigen Hautausschlag, dem »Roten Hund«, befallen. Die beste Zeit zur Fahrt durchs Rote Meer ist deshalb der Winter. Regenfälle treten über dem Roten Meer im Sommer fast nie, im Winter selten ein; Stürme bedrohen die Schiffahrt nur selten, doch hat diese in der klippenreichen Küstenzone unter starken Strömungen zu leiden, und die Luft ist oft mit Staub erfüllt, der über den benachbarten Wüstenflächen aufgewirbelt ist. Bei der großen Regenarmut sind die Küsten des Roten Meeres wüstenhaft und schwach besiedelt, Küstenstädte bei der Hafenarmut spärlich vorhanden und von geringer Bedeutung, da auch ihre Hinterländer arm an Menschen und an Erzeugnissen sind. Der gewaltige Verkehr dieser wichtigen Weltverkehrsstraße flutet an den Küsten des Roten Meeres nur vorbei. Dagegen bestand im Altertum ein reger Handel zwischen Südarabien und Ägypten und Palästina (Salomo bezog von der Königin von Saba Weihrauch, Myrrhen etc.). Im Mittelalter hatte Südarabien als Kaffeeproduktionsgebiet eine gewisse Bedeutung, jetzt deckt es aber kaum noch ein Hundertstel des Weltverbrauchs, und der einst wichtige Kaffeeversandhafen Mocha ist ganz vereinsamt. Auch die Küstenplätze der europäischen Kolonien, die an der dem abessinischen Hochlande benachbarten Küste entstandenen sind, vermögen wegen des Fehlens regerer Handelsbeziehungen zum Binnenland und wegen eines mörderischen Klimas vorläufig zu keiner Blüte zu gelangen. Nur das schon außerhalb des eigentlichen Roten Meeres nahe der SW.-Spitze Arabiens gelegene Aden ist als wichtiger strategischer Stützpunkt der Engländer und durch seinen guten Hafen zu größerer Bedeutung gekommen. =Fahrt durch das Rote Meer= (Suez-Aden 1318 Seem.).
2,933
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1256
399
50669-0-2
Gutenberg
9,994
Auf der Reede von Suez, außerhalb der Kanalmündung (s. S. 29) sind gute Ankerplätze für große Dampfer, doch müssen mehrere gefährliche Riffe, die aber mit Leuchtbaken bezeichnet sind, gemieden werden; das große mittlere Korallenriff _Kalaa el-Kebira_ hat drei rote Gerüstbaken. Die Küsten an beiden Seiten der Suezbai sind kahl und öde; an der Westseite erhebt sich der auffällige _Djebel Atakah_ zu 831 m Höhe. Die Mosesquelle (S. 30) an der Ostseite der Bai erkennt man an den Palmen, die sie umgeben, sowie an der Quarantäneanstalt für Reisende. Bei der Fahrt durch den Golf von Suez halten sich die Schiffe näher der Westküste, die Leuchttürme auf _Râs Safarana_, _Râs Gharib_, auf den _Aschrafi-Riffen_ und auf der _Schadwan-Insel_ hat. Das Land ist an beiden Seiten sichtbar, an der afrikanischen die gleichförmigern Steilabfälle der Wüstentafel, die stellenweise rötliche Färbung haben und im _Djebel ed-Dêr_ 1450 m Höhe erreichen; an der Ostseite, auf der Sinaihalbinsel, erheben sich die »mächtig trotzigen, scharfzackigen Wände« des _Sinai_, ein schönes Alpenland zerklüfteter Felsmassen, das sich hinter wallartigen Vorbergen aufbaut und keine Spur von Pflanzenwuchs zeigt. Der Hauptgipfel, _Djebel Musa_ (2270 m), und der etwas westlichere Gipfel _Djebel Katherina_ (2602 m) treten für das Auge zurück gegenüber der kühnen und großartigen Gestalt des _Djebel Serbâl_ (2050 m), der neuerdings als der Berg der mosaischen Gesetzgebung angesehen wird. Den =Sinai= besucht man vom Hafenplatz =Tor= aus (Quarantäneplatz für heimkehrende Mekkapilger, deren 1907 dort 45000 die Quarantäne durchmachten), von wo man in 2-1/2 Tagen auf Kamelen das _Kloster auf dem Sinai_ erreicht; der Reitweg ist aber sehr schlecht und durch Räuber gefährdet. Nach Tor laufen Postdampfer der Khedivial Mail Line der Linie Suez-Djidda wöchentlich; auch führt ein Reitweg längs der Küste nach Suez. Vom Golf von Suez gelangt man durch die ziemlich enge, mit vielen gefährlichen Riffen an beiden Seiten besetzte _Djobal-Straße_ in das Rote Meer; auf den Aschrafi-Riffen (r.) ein Leuchtturm. Östl. von der Djobal-Straße zweigt längs der Ostküste der Sinaihalbinsel der wenig befahrene _Golf von Akaba_ (S. 30) ab, in dessen Fortsetzung das Jordantal mit dem Toten Meer und dem See Genezareth liegt.-- Am Roten Meer liegen auf ägyptischer Seite ein neuer Phosphathafen in der _Safadjabucht_ sowie der nur monatlich einmal von einem Regierungsdampfer besuchte Handelsplatz =Kossêr= mit 2200 Einw. an der Mündung des Trockentals _Wadi Ambagni_; die Stadt ist sauber und hat eine gute Reede. Eine Karawanenstraße führt nach _Kench_ am Nil nahe bei Karnak.
2,666
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1257
397
50669-0-2
Gutenberg
9,994
Weiter südl., am Fuße der _Berenice-Berge_ (1350 m), liegt unter dem _Râs Benas_ der gute Ankerplatz _Port Berenice_ dicht bei den Ruinen der altägyptischen Handelsstadt _Berenike_, von Ptolemäus II. Philadelphus gegründet und nach seiner Mutter benannt; eine alte Stationsstraße führte von dort nach Kench. In der Nähe Smaragdminen. Die Umgegend ist reich an Antilopen.--Einer der besten Häfen an der Küste von Nubien ist =Port Sudan= (früher _Mirsa Schêch Barud_ genannt) auf 19° 35' nördl. Br., der durch Eisenbahn und Telegraph mit Suakin und Berber am Nil verbunden ist und im Jahre 1906 eröffnet wurde. Die Einsteuerung in den gut geschützten Hafen ist sehr bequem. Die Hafenanlagen sind modern und mit elektrischen Kohlentransportern, Ladebrücken, Kranen, Werkstätten, Lagerhäusern etc. reich ausgestattet. Port Sudan hat sich schnell zum Haupthandelshafen für den Sudan und Nubien entwickelt; Ausfuhr umfaßt besonders Baumwolle, Gummi, Vieh und Häute. Die junge Stadt hat bereits an 5000 Einw., darunter 1000 Europäer, besitzt Elektrizitätswerk, Wasserwerk, Post und Telegraph. Zollamt und Bahnhof in der Oststadt, europäische Geschäftshäuser, Gouvernementsgebäude, Schule, Krankenhaus in der Weststadt; Garnison und Polizei. Port Sudan soll gesund sein, trotz großer Hitze im Juni-September. Die Stadt liegt auf baumloser Ebene, im Hintergrund mit malerischer Gebirgsgegend. =Eisenbahn=: Mehrere Züge tägl. in 24 St. nach (792 km) _Chartum_, über (39 km) _Sallom Junction_, von da Anschluß nach (20 km) Suakin. =Dampferlinien=: Wöchentlich ein Dampfer der Khedivial Mail nach _Suez_; außerdem laufen Dampfer der Hamburg-Amerika Linie (Vertreter Geo. Meinecke), des Norddeutschen Lloyd, der British India Steam Nav. Co. und der Società Nazionale di Servizi Marittimi Port Sudan an. =Suakin= (_Sauakin_), bisher wichtigster englisch-ägyptischer Hafen, hat sehr viele Riffe und Inseln vorgelagert, die die drei Einfahrten sehr schwierig machen, so daß 1903 während des Bahnbaues hier 10 Dampfer strandeten. Die Stadt hat etwa 7000 Einw., liegt auf einer Insel mitten in vorzüglicher Hafenbucht, die während des englischen Sudanfeldzugs (1884-91) gegen den Mahdi und seinen Nachfolger als Hauptstützpunkt der kriegerischen Unternehmungen diente, aber auch von den Mahdisten mehrmals belagert und hart bedrängt wurde. Auf dem Festlande liegt die Arabervorstadt _El-Kef_, nach der von Suakin ein Damm führt; die Vorstadt besteht meist aus Lehmhütten, hat mehrere Moscheen aus Lehmziegeln und einen guten Basar. Die Landseite ist durch einen halbkreisförmigen Befestigungsgürtel geschützt. Die Stadt Suakin hat Post und Telegraph, zwei Krankenhäuser, katholische Missionskapelle, mehrere Moscheen. Gouverneur ist der rangälteste englisch-ägyptische Offizier der Garnison.
2,805
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1258
386
50669-0-2
Gutenberg
9,994
Suakin ist in (20 km) _Sallom Junction_ mit der Bahnlinie Port Sudan-Berber-Chartum verbunden (vgl. _Meyers_ »Ägypten«). Dampfer der Khedivial Mail laufen wöchentlich an und gehen nach Suez, Massaua, Dschidda, Hodêda und Aden alle 14 Tage. Suakin ist wichtig als Einschiffungsplatz der sudanesischen Pilger, die von hier nach Dschidda überfahren. Die Hitze ist im Juni, Juli und August am größten, bei Sandstürmen über 40° C; Sonnenstich und Unterleibstyphus sind dann für Europäer besonders gefährlich. An der wüstenhaften _=arabischen=_ Küste des Roten Meeres liegen folgende Seeplätze und heilige Städte: =Janbo el-Bahr=, auf 24° 5' nördl. Br., ist Anlegeplatz für Pilgerschiffe mit geschützter kleiner Hafenbucht. Die Stadt ist verfallen und ärmlich; das Landtor führt auf den Karawanenweg nach Medina. Die Bewohner sind Araber, Besatzung und Kaimakam (»Landrat«) sind Türken. Der Handelsverkehr nimmt etwas zu; ägyptische, britische und türkische Dampfer laufen den Hafen an. Etwa 200 km östl. von Janbo liegt =Medina=, die Stadt des Propheten mit dem Heiligtum _El-Haram_, einer Moschee auf der Stelle, wo Mohammed starb. Der Zutritt zur Stadt ist Ungläubigen streng verboten, doch haben einige Europäer die Stadt verkleidet besucht und beschrieben (Burton 1852). =Dschidda=, auf 21° 28' nördl. Br., mit etwa 20000 Einw., ist der bedeutendste Seehandelsplatz dieser Küste und Hauptlandungsplatz der zahlreichen Dampfer und Segler mit Mekkapilgern (jährlich etwa 40000). Der Ort hat seine Bedeutung wahrscheinlich durch den Umstand erlangt, daß der Wintermonsun die Segelschiffe von Südosten her gerade noch bis hierher zu treiben vermag; anderseits waren die Schiffer häufig gezwungen, hier länger liegen zu bleiben, um günstigen Wind abzuwarten, und benutzten diese unfreiwillige Muße zu einem Besuche der heiligen Stätte im Hinterlande, der Ka'aba (s. unten), die dadurch bis in weit entfernte Gegenden bekannt wurde. Von See macht die Stadt mit hohen weißen Häusern und vielen Minarets sowie den Türmen und Basteien der Stadtmauer einen großartigen Eindruck. Im Hintergrund erhebt sich hohes Gebirgsland. Dem Ankerplatze vor der Stadt sind gefährliche Riffketten vorgelagert, durch die schwierige Fahrwasser hindurchführen. Vom Seetor am Strande gelangt man durch enge, schmutzige Straßen geradeaus auf den Basar; am Ostende der Stadt liegt das Mekkator. Die Tore bleiben von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang geschlossen.
2,453
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1259
349
50669-0-2
Gutenberg
9,994
Die fanatische Bevölkerung ist christenfeindlich; die Einwohner und die Beduinen aus der Umgegend gehen stets bewaffnet; außer einigen Konsuln (England, Frankreich, Rußland, Holland und Österreich) gibt es fast keine Europäer in der Stadt; außerhalb der Stadt lasse man sich nicht sehen und sei auch in der Stadt sehr vorsichtig!--Dampferlinien für den Pilgerverkehr sind die Ocean Steamship Co., die Khedivial Mail, drei britisch-indische und drei niederländische Linien. Telegraph nach Suakin, Medina, Mekka. =Mekka=, die Geburtsstadt Mohammeds und Hauptstadt des Hedschas, liegt etwa 95 km östl. von Dschidda und 400 km südl. von Medina und hat etwa 60000 Einw. Um die _Ka'aba_ (den heiligen schwarzen Stein) zu besuchen, der in der Mitte des Mekkatals in der SO.-Ecke des _Beit Allah_ (Haus Gottes) eingemauert ist, strömen dort jährlich bis zu 100000 mohammedan. Pilger zusammen. Mekka ist Hauptpflegestätte der mohammedanischen Theologie. Die Dampfer im Hauptfahrwasser des Roten Meeres steuern, nachdem sie bei der Insel Schadwan die Djobal-Straße verlassen haben (S. 32), SSO.-Kurs und sichten zunächst nach etwa 6 St. den Leuchtturm (mit neuem Blitzfeuer) der beiden Koralleninseln _Die Brüder_, behalten dann SSO.-Kurs 100 Seem. weiter, bis der Leuchtturm des _Dädalus-Riffs_ in Sicht kommt. Von da 656 Seem. bis zur Insel _Djebel Tair_; dabei sieht man r. die 213 m hohe _St. John-Insel_, die _Elba-Berge_ und andre Gipfel der ägyptischen Küste. Nur einzelne Dampfer nehmen etwa vom 18.° nördl. Br. südl. Kurs, um innerhalb der nördl. _Dahlak-Inseln_ längs der Küste der italienischen Kolonie _Eritrea_ nach deren Haupthafen =Massaua= zu steuern, der, von mehreren Inseln und einer Halbinsel eingeschlossen, einen vorzüglichen Ankerplatz bildet. Die Stadt mit etwa 35000 Einw. liegt auf der gleichnamigen Insel; am Hafen liegen Kaufhäuser, Kaffeehäuser und Kolonialgebäude, Marinewerft, Vorratslager, Marinelazarett. _=Bank=_: _Società Coloniale Italiana_ (Korresp. der Deutschen Bank). Aufblühender Handel, Ausfuhr von abessinischem Kaffee, Elfenbein, Gold, Gummi, Fellen, Perlen u. a. Funkentelegraphenstation, Post und Telegraph. Die Dampfer der Società Nazionale di Servizi Marittimi laufen wöchentlich an. Das Klima ist eins der heißesten auf der Erde, vom Juni bis September sinkt das Thermometer im Durchschnitt nicht unter 30° herab; im April und Mai herrscht Malaria. Der vorzügliche Hafen diente schon 1867/68 Lord Napier (of Magdala) als Landungsplatz und Hauptstützpunkt beim Feldzug gegen Abessinien, wurde später von den Engländern wieder aufgegeben und 1885 von den Italienern besetzt. Eine Eisenbahn führt von Massaua westl. über _Dogali_ nach _Sahati_. Der militärische Statthalter der Kolonie Eritrea wohnt in _Asmara_, etwa 45 km sw. von Massaua.
2,808
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1260
398
50669-0-2
Gutenberg
9,994
Von Massaua laufen die Dampfer mit sö. Kurs längs der Eritrea-Küste nach =Assab=, dem südlichsten Hafen und Handelsplatz der italienischen Kolonie, von dem ein Karawanenweg nach _Magdala_ in Abessinien führt. Assab liegt auf 13° nördl. Br. in einer durch Inseln und Riffe geschützten Bucht und hat 5000 Einw.; die Einfahrt ist schwierig, besonders durch das Ostfahrwasser. Die italienischen Dampfer laufen Assab an. Schiffe, welche die Hafenplätze der Küste von _Jemen_ besuchen, müssen schon auf dem 20.° nördl. Br. aus dem Hauptfahrwasser des Roten Meeres ostwärts auf die Stadt _el-Lid_ zusteuern und dann das _=Innere Fahrwasser=_ innerhalb der Korallenriffe vor der arabischen Küste benutzen. =El-Lid= liegt auf 20° 7' nördl. Br.; Dampfer des Österreichischen Lloyd besuchen etwa vierteljährlich diesen und die folgenden Hafenplätze, von denen der nächste im S., =Kunfuda=, eine befestigte türkische Stadt mit etwa 10000 Einw., auf 19° 8' nördl. Br. liegt. Beträchtlichern Handel mit Kaffee und Getreide hat die kleinere Stadt =Lohêja=, mit 2000 Einw., auf 15° 42' nördl. Br.; der Ankerplatz liegt etwa 4 Seem. von der Stadt.--Als Quarantäneplatz für indische Pilgerschiffe ist der =Kamaran-Hafen= an der Ostseite der großen Insel _Kamaran_ wichtig. Gegenüber liegt auf dem Festland die Stadt _Saliff_, aus deren Steinsalzwerken viel Salz verschifft wird. Durch den _Kamaran-Paß_ führt die Küstenfahrt dann nach dem wichtigen Handelsplatz =Hodêda= (_Hodeida_) auf 14° 47' nördl. Br.; die aufblühende Stadt hat etwa 45000 Einw. und regen Schiffsverkehr; Ausfuhr: Kaffee, Felle, Korn. Kleiner Schutzhafen für Sambuks und Boote ist neu gebaut. Etwa wöchentlich Dampfer der Khedivial Mail nach Suez und Aden und italienische nach Massaua. Der Telegraph ist selten gebrauchsfähig, man sendet schneller Telegramme mit Dampfer nach Aden. Cholera tritt in Hodêda häufig auf. Der _=Hauptdampferweg=_ führt l. an der 245 m hohen, vulkanischen Insel _Djebel Tair_ vorbei, dann südl. und l. von den _Sebajir-Inseln_. _Djebel Sugur_ und die _Hanisch-Inseln_ werden auf der Ausreise meist r. gelassen, wobei aber die gefährliche _Avocet-Klippe_ auf 14° 22' nördl. Br. gemieden werden muß; sie hat nur 4,6 m Wassertiefe und ist rings von tiefem Wasser umgeben, auch nicht zu erkennen, so daß schon mehrere Dampfer auf ihr Schaden erlitten haben. Die meisten Dampfer steuern durch die _Abu Ail-Durchfahrt_ östl. von Djebel Sugur und halten dann auf Mocha zu, wobei die _Hanisch-Inseln_ r.
2,578
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1261
370
50669-0-2
Gutenberg
9,994
bleiben.--=Mocha= (_Mokka_) ist von Bord aus an den Minarets und Moscheen zu erkennen; im Hintergrund der Stadt erheben sich hohe Berge, an deren Abhängen der berühmte Kaffee wächst; während nämlich der Küstenstrich selbst wüst und öde ist, empfangen die terrassenförmig abfallenden Gehänge des Hochlandes von Jemen oberhalb von 800 m Meereshöhe ziemlich ergiebige Niederschläge und sind daher reich bewässert und bebaut. Die Gipfel sind meist in Dunstschleier gehüllt. Früher war Mocha wichtigste Handelsstadt von Jemen, ist aber jetzt von Hodêda weit überholt; die Stadt sieht wie ein Trümmerhaufen aus. Die Reede hat viele Riffe.-- Dampfer nach Aden steuern in Sicht von Mocha südl. längs der arabischen Küste durch die _Kleine Straße Bab el-Mandeb_ (S. 30) und dann östl. meist in Sicht der im _Djebel Churruz_ bis 829 m hohen Küste nach _Aden_ (S. 38). =Perim=, englische Insel in der Straße Bab el-Mandeb, ist kahl, felsig und vulkanischen Ursprungs; auf dem 65 m hohen Gipfel der Insel am SO.-Ende liegt eine Lloydsignalstelle, die passierende Schiffe telegraphisch nach London meldet; Telegraphenkabel führen von der Insel nach Aden, Suez, Obock, Assab, Massaua und Suakin. Der bequeme natürliche Hafen an der SW.-Seite der Insel ist an die _Perim Coal Comp._ verpachtet, die ein großes Lager an Kohlen zur Ausrüstung von Dampfern unterhält. Indische Mekkapilger-Schiffe müssen die Insel zur ärztlichen Untersuchung anlaufen. Perim ist strategisch als englischer Flottenstützpunkt wichtig, aber unbefestigt. Zur Brutzeit Schildkrötenfang am Hafen. Dampfer nach Djibouti laufen westl. von Perim durch die _Große Straße Bab el-Mandeb_ zwischen _Râs Sijan_, einem 135 m hohen rötlichen Küstenvorsprung, und den _Sechs Brüdern_ (_Djesiret es-Sawahib_), sechs auffälligen Felseninseln, hindurch, steuern dann um _Râs el-Bir_ herum in den _Golf von Tadjura_, an dessen NO.-Ecke der von Riffen eingeschlossene Hafen von _Obock_ liegt, früher Haupthafen der französischen Somali-Küste, jetzt, weil ungesund, verlassen. Im Innern des Golfs von Tadjura liegen die unwichtigen Handelsplätze _Tadjura_, _Ambabo_, _Sagallo_ und das schwer zugängliche Becken _Ghubbet Charab_. Am SO.-Ausgang des Golfs liegt die Hauptstadt der französischen Kolonie _Somali_. =Djibouti=, Stadt mit ca. 16000 Einw., davon 1800 Europäer, Sitz eines Gouverneurs; zwei deutsche Firmen; Stadt mit steinernen Häusern, gut gebaut. Polizeitruppe von 500 Gallaleuten. =Gasthöfe=: _Continental_ (gelobt);-- _Des Arcades_;--_De France_, Pens. 10-12 Fr.--=Cafés= am _Place du Port_ und am _Place de Menelik_.--=Dampfer=: _Messageries Maritimes_, 14tägig nach Marseille, Ostasien, Australien, Madagaskar und Mauritius; Küstendampfer der _Cie. de l'Afrique Orientale_ nach Aden, außerdem Dampfer des _Österreichischen Lloyd_, der _Hamburg-Amerika Linie_ und der _Cie.
2,861
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1262
397
50669-0-2
Gutenberg
9,994
Harraise_ etwa monatlich einmal.--=Post u. Tel.= französisch; =Telephon= nach Harrar und andern abessinischen Orten bis Addis-Abeba. --=Eisenbahn= bis Diré-Daua (vgl. S. 37), Fortsetzung bis Addis-Abeba im Bau.--=Geld= französisch: die Eingebornen nehmen auch indische Rupien und Silber-Annas in Zahlung. =Konsulate=: _Abessinischer Konsul_ Ato Joseph, bei dem man vorspreche vor einem Ausflug nach Abessinien zur Ausstellung eines Waffenscheins (gratis). --=Bank=: Filiale der _Banque de l'Indochine_. =Geschichtliches=: Erste französische Niederlassung 1862 in Obock, gekauft vom Sultan Ibrahim Abu Bekr; Kohlenlager wurden erst 1883 dort eingerichtet; 1896 wurde Djibouti Hauptstadt der Kolonie »_Côte Française des Somalis_«. An der Landungsbrücke für Leichter mit Schmalspurbahn liegen die Kohlenlager und Gebäude der Messageries Maritimes. An der kleinern südlichen Landungsbrücke, die dem Bootsverkehr zum Dampfer dient, das Regierungsgebäude. Krankenhaus für Europäer. Trotz der Hitze sind die Gesundheitsverhältnisse für Europäer gut, nur Sonnenstich kommt häufig vor. Größte Hitze im Juli, August und September. Man trage stets Tropenhelm!--Trinkwasser aus Wasserleitung ist nicht einwandfrei, Darmkatarrhe treten häufig auf. Lebhafter Handel mit Elfenbein, Kaffee, Gold und Häuten; Waffenausfuhr nach der arabischen Küste. Handelshäuser am _Place du Port_ und _Place de Menelik_. =Eisenbahn Djibouti-Diré-Daua=, 310 km in 16 St., zweimal wöchentl. Personenverkehr für I. 180, II. 62, III. (nur Eingeborne) 15,50 Fr., Rückfahrkarten mit 8 Tagen Gültigkeit I. 220, II. 75 Fr. Spurweite der Bahn 1 m. Die Bahn durchläuft die wasserarme, hügelige Küstenebene und fährt dann in Trockentälern in das innere Gebirgsland hinein. Nachdem bei (89 km) _Ali Sabiet_ in 734 m Höhe der französische Grenzposten passiert ist, kommt man durch besonders schöne Gebirgslandschaften hindurch. In 831 m Höhe bei (106 km) _Daouanlé_ ein Bahnhofsgasthaus. Das Gebirgsland endet bei (132 km) _Adelé_, die Bahn tritt auf eine unabsehbare, mit einzelnen Büschen und Bäumen besetzte Hochebene, erreicht (190 km) _Col du Harr_ (887 m) und, zuletzt wieder durch Bergland, den vorläufigen Endpunkt in (310 km) _Diré-Daua_ (1100 m), 1905 gegründeter Stadt mit 15000 Einw., darunter 500 Europäer. _=Gasthöfe=_: _Continental_; _De France_; _Vigier_; _Hermelides_; _Michaelides_. _=Geld=_: Mariatheresientaler und Meneliktaler (Bör) = 12-16 Mahalek (abessinische Silbermünze, etwa 12-13 Piaster [Girsch]). Französisches Geld wird in Zahlung genommen. _=Ausflug=_ von Diré-Daua nach _Harar_, 60 km in 1-2 Tagen auf Kamelen, Pferden, Mauleseln oder Eseln; Preis für ein Tier 3-5 Taler. Die gebahnte Straße führt am See Hiramaya (abessinisches Wirtshaus zum Übernachten) vorbei, überschreitet einen Bergpaß von 2030 m Höhe und senkt sich dann nach der Stadt =Harar= (_Hôt. Universel_, Pens. 15 Fr.), die 1856 m ü.
3,034
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1263
399
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Die aus dem Roten Meere kommenden Dampfer halten geradeswegs auf die Leuchtbake auf _Elephants Back_ und die Leuchttonnen bei _Steamer Point_ zu. Die Dampfer des Norddeutschen Lloyd ankern meist sw. von den äußern Leuchttonnen im Außenhafen, nur während des stärksten Südwestmonsuns, im Juni, Juli und August, gehen sie des hohen Seegangs wegen in den innern Hafen (oder nehmen in Perim Kohlen). Alle übrigen (kleinern) Dampfer suchen stets den Binnenhafen auf.-- Die meisten Dampfer haben nur 3-6 St. Aufenthalt, man erkundige sich genau nach der Abfahrtszeit, ehe man an Land fährt, und bleibe bei starkem Seegang besser an Bord, weil dann die Bootfahrt nach _Steamer Point_ zeitraubend u. schwierig und rechtzeitige Rückkehr unsicher ist. Der äußere Ankerplatz liegt etwa 2 km vom Lande, die Überfahrt kann 1 St. dauern. Am Landungsplatz hängt ein Bootstarif (in Deutsch, Englisch und Französisch) mit allen Gebühren für Personen und Gepäck. Ein Bootsinspektor ist am Landungsplatz zu finden. --Aden ist Freihafen, Waffen und Munition dürfen nicht eingeführt werden, Weine und Spirituosen zahlen hohen Zoll. =Gasthöfe=: _Grand Hôtel de l'Univers_ (15 Z. 6-10, F. 2, Dîn. 3 sh.);--_De l'Europe_ (Z. 4, F. 1, Déj. 3, Dîn. 4, Pens. 10 sh.) sind die besten Gebäude am Strand von Steamer Point, gut mit Veranden geschützt und bequem eingerichtet; Pens. etwa 8 Rup. tägl. =Post= am Strand von Steamer Point. --=Telegraph= am Landungsplatz; nur Rupies oder englisches Gold wird in Zahlung genommen. Kabel nach Perim und Suez, Bombay, Zanzibar. _Funkentelegraphenstation_ bei Marbut Hill. =Wagen= sind knapp, viersitzige Einspänner; Kutscher hat gedruckten Tarif; bei Zweifel wende man sich an die Polizei an der Landungsbrücke. =Dampferagenturen:= _Norddeutscher Lloyd_, _Hamburg-Amerika Linie_, _Deutsche Ostafrika-Linie_ und _Deutsche Hansa-Linie_, Agentur für alle vorgenannten die Aden Coal Co. (Tel.-Adr. »Cory«).--_Österreichischer Lloyd_, Cowasjee Dinshaw & Br., ferner Agenturen mehrerer nichtdeutscher Dampfschiffgesellschaften. =Dampferlinien= nach Bombay s. S. 22 und nach Colombo S. 105; Deutsche Ostafrika-Linie viermal monatl. nach Mombasa und Daressalam; British India Co. und Messageries Maritimes monatl. nach Mombasa und Zanzibar; Küstendampfer nach Djibouti, Hodêda und Berbera wöchentl. =Geld.= Silberwährung: 1 (indische) Rupie = 16 annas; 1 anna = 12 Pie. Es gibt Silbermünzen zu 1/8, 1/4, 1/2, 1 Rup. (15 Rup. gleich 20 Mark).-- =Bank:= _National Bank of India_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank. =Sprache:= Englisch und Arabisch. =Konsulate:= _Deutsches Reich_, Konsul C. E. L. Kappelhoff jun., nahe der Landungsstelle in Prince of Wales Crescent.--_Österreich-Ungarn_ und _Holland_, zurzeit vom Deutschen Konsulat verwaltet.
2,957
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1264
398
50669-0-3
Gutenberg
9,995
=Krankenhaus= für Europäer in Steamer Point (European General Hospital mit europäischen Ärzten und Krankenschwestern) oberhalb der Postamtsbrücke auf einem Abhang in guter Lage. =Kaufläden= für Straußenfedern, Felle, Geweihe, Muscheln, Korallen und arabische Kuriositäten. Vorsicht im Einkauf bei den zum Dampfer kommenden Händlern! =Aden=, 54 qkm große, seit 1839 den Engländern gehörende Halbinsel an der Südspitze Arabiens, unter 12° 46' nördl. Br., hängt mit dem Festlande durch einen 1233 m breiten Flachlandstreifen zusammen (s. Plan). Sie besteht aus einer steilrandigen erloschenen Vulkanruine, die im Djebel Schamschan zu 531 m aufsteigt und deren nach dem Meere zu geöffneter Krater das Hafenbecken bildet. Am Ostabhang liegt, von hohen, völlig kahlen Felsmassen umgeben, die _Stadt Aden_, 37 m ü. M., gegenüber der befestigten Insel _Sirah_. Die Hafenstadt (»Steamer Point«) liegt nw. davon an der von Bergen umschlossenen Bai _Tawaji_ (Tawahe). Aden war schon im Altertum (als Adana) und im Mittelalter ein wichtiger volkreicher Handelsplatz, geriet aber später in Verfall, so daß 1838 die Einwohnerzahl auf 600 gesunken war. Die Engländer erstürmten die Halbinsel 1839, befestigten sie stark und machten sie zu einem wichtigen Stützpunkt für den indisch-ostasiatischen Seeverkehr. Auch die Ausfuhr von Kaffee, Aloe, Harz, Federn, Perlen, Häuten und Fellen ist bedeutend (mit Perim 1904/05: 43 Mill. Rupien). Aden mit Schech Othman und Perim hat (1901) 43974 Einw., darunter 23998 Araber, 8631 Inder, 7364 Somali und 2271 Europäer, meist Engländer. Seit Eröffnung des Suezkanals hat sich die Bedeutung der Stadt als stark befestigte Flottenstation, von der aus der Eingang zum Roten Meere blockiert werden kann, ungemein gehoben. Der vollen Ausnutzung der günstigen Lage steht nur die Schwierigkeit der Süßwasserbeschaffung entgegen. Quellen fehlen, und das Trinkwasser muß durch Destillation von Seewasser beschafft werden, wenn die vermutlich schon um 1700 v. Chr. in die Felsen gehauenen, von den Engländern wiederhergestellten Zisternen versagen. Neuerdings wird geplant, eine Wasserleitung vom Festlande bei Lahadsch (Lahedj) herzuführen. Die Halbinsel Aden ist der Präsidentschaft Bombay unterstellt; der politische Resident wohnt am Nordabhang von Râs Tarschein, der Westspitze der Halbinsel. Die Stadt Aden liegt am Ostende, das Geschäftsviertel mit Warenlagern am Innenhafen. Vom Landungsplatz _Steamer Point_ nach _Aden_ fährt man in etwa 3/4 St. In Steamer Point beginnt das Straßenleben der Europäer nach 5 Uhr Nm., wenn die Sonne hinter die Berge tritt; dann versammeln sich die Offiziere und Beamten nebst Familien beim Sportplatz.
2,678
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1265
382
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Die Straße nach Aden führt anfangs am Strand entlang, dann vorbei am Dorfe _Malla_ und durch mehrere Felsentunnel und Festungstore in die _Stadt Aden_, die regelmäßig erbaut ist und nur wenig Grün zeigt. Der _Basar_ ist sehenswert (Fettschwanzschafe, Kamele). Außerhalb der alten Stadt haben die Parsen einen Feuertempel und einen Turm des Schweigens (S. 60) angelegt. Die großen Zisternen liegen in einer Schlucht, wo das Regenwasser von den Bergen zusammenfließt; ihre Umgebung zeigt als einziger Punkt der Umgebung frisches Grün. Etwa 50 Zisternen sind vorhanden, doch bisher nur etwa 13 wieder instand gesetzt; sie liegen stufenförmig übereinander, am SO.-Ende der Stadt bildet ein großes Becken den untern Abschluß. Das Wasser wird auf Eseln und Kamelen zur Stadt geschafft. Die Zisternenanlage ist (auch landschaftlich) die größte Sehenswürdigkeit Adens. Das =Klima= von Aden ist nicht ungesund, doch in der großen Hitze während des Südwestmonsuns kommen Hitzschläge häufig vor. Passagiere von Europa sollten _stets_ mit Tropenhelm an Land gehen! In der kühlen Jahreszeit (Mitte Oktober bis Ende März) hüte man sich vor Erkältungen nach Sonnenuntergang. Gegen Sonne und Staub ist eine graue Sonnenbrille empfehlenswert. Der Regenfall beträgt im Jahresdurchschnitt 58 mm, bleibt jedoch manchmal jahrelang ganz oder fast ganz aus; die mittlere Jahreswärme ist 28° C. Bei längerm Aufenthalt wirkt das Klima sehr erschlaffend. =Fahrt von Aden nach Bombay=, 1650 Seem., in 4-5 Tagen. Um heißes Wetter und Regenzeit zu meiden, wähle man für die Fahrt die Zeit zwischen Ende Oktober und Ende Februar. Mai und September sind heiß; zwischen Mai und September, im Südwestmonsun, steht meist hoher Seegang zwischen Aden und Bombay, dann ist die Überfahrt sehr rauh, naß und unfreundlich. =Der Golf von Aden= und das _Arabische Meer_, der Nordwestteil des Indischen Ozeans, stehen wie das übrige Südasien während des ganzen Jahres unter dem Einfluß der _Monsunwinde_, jahreszeitlicher Luftströmungen, die durch den Temperaturgegensatz zwischen Festland und Ozean hervorgerufen werden. Das Innere der gewaltigen asiatischen Festlandsmasse erwärmt sich im Sommer viel stärker als die umgebenden Meere, kühlt sich aber auch im Winter viel stärker ab. Infolgedessen steigt im Sommer die erhitzte Luft über Innerasien in die Höhe, und die obern Luftschichten fließen gegen die kühlem Meere hin ab, während unten umgekehrt eine Strömung vom Meere zum Lande hin einsetzt. Diese äußert sich über dem Arabischen Meer als Süd- und Südwestwind, als sogen. _Südwestmonsun_, der als Seewind feucht ist und für den größern Teil Indiens die Regenzeit bringt.
2,733
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1266
395
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Die umgekehrte Luftzirkulation tritt im Winter ein; dann herrscht über dem Arabischen Meer der _Nordostmonsun_, ein trockner Landwind, der viel schwächer weht, weil die gegen 6000 m hohe Mauer des Himalaja die Luftmassen aus Innerasien nur in der Nordwestecke Vorderindiens in dieses eindringen läßt. Schwere Wirbelstürme sind im Arabischen Meer seltener als in der Bai von Bengalen und im Chinesischen Meer, kommen aber doch, besonders in den Monaten April, Mai, Juni sowie im November, vor und bringen zuweilen sintflutartigen Regen und Gewitter. Fallen des Barometers um 7-8 mm ist ein sicheres Anzeichen für einen Wirbelsturm, dessen Zentrum meist im Winkel von etwa 6 Strich (= 68°) zur Monsunrichtung fortschreitet. Auch große Dampfer suchen dem Zentrum nach Möglichkeit auszuweichen. Während der Fahrt bietet sich häufiger als im Roten Meere Gelegenheit, fliegende Fische, Delphine und auch Haie nahe am Bug und am Heck des Schiffes zu beobachten; gelegentlich sieht man Tintenfische und Prachtquallen (Siphonophoren), kreisrunde Scheiben von 5-6 cm Durchmesser, wie schwimmende Kokarden, gelber Fleck mit rotem Zentrum. Nach _E. Haeckel_ zeigt das _=Meerleuchten=_ im Arabischen Meere zweierlei Formen: zuweilen erscheinen abends Tausende von größern »Leuchtkugeln«, meist Medusen (_Pelagia_, _Rhizostoma_, _Zygocannula_ u. a.), geisterhaft aus der dunkeln Flut auftauchend und wieder verschwindend; von weitem leuchten sie nur schwach, doch von einer Welle erfaßt, leuchten sie heller auf. Bei der zweiten Form leuchten Milliarden kleiner Krebstiere (Ruderkrebse = _Copepoda_ und Muschelkrebse = _Ostracoda_, von letztern hat eine kleine eiförmige Cythere besonders starke Leuchtkraft); zwischen ihnen sind viele kleine leuchtende Radiolarien und Infusorien, Peridineen und Pyrocysten. Dieses Leuchten des Meerwassers erscheint am prächtigsten in den kämmenden Bugwellen des Schiffes und im Kielwasser oder wenn Delphine dem Schiffe folgen, auch ist es sehr schön zu beobachten, wenn man es zum Baden benutzt und den Strahl einer Pumpe im Dunkeln auf den Körper richtet; dann ist der Badende wie mit Phosphor übergossen.--Land sichtet man gewöhnlich nicht zwischen Aden und Bombay. Die entlegene, selten von Schiffen besuchte Insel _Sokotra_ bleibt meist außer Sicht r.; sie liegt 500 Seem. östl. von Aden und 130 Seem. vor Kap Guardafui. Die über 1400 m hohen Berge der Insel sind meist in Dunst gehüllt, so daß man oft die Insel nicht sehen kann, auch wenn man ihr nahe ist. Der Lloyddampfer »Oder« strandete 1887 bei der Insel im Nebel infolge von Stromversetzung. Etwa 700 Seem. onö. von Aden und 100 Seem. nördl.
2,682
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1267
391
50669-0-3
Gutenberg
9,995
vom Dampferkurs liegen vor der arabischen Küste die fünf, ebenfalls englischen _Churja-Murja-Inseln_, die im Notfalle geschützte Ankerplätze bieten. --Bei der Ansteuerung Bombays erscheint die niedrige Küste der Insel, auf der die Stadt liegt; ihr höchster Punkt, Malabar Hill, ist nur 55 m ü. M. Näher kommend erkennt man die Back Bay mit der Stadt. Prächtig wird das Landschaftsbild, wenn der Prong-Leuchtturm vor Colaba Point umsteuert ist und der Dampfer in den Hafen von Bombay an der Ostseite der Stadt einläuft. Die Colaba-Kirche, das Taj Mahal Hotel und der schlanke Turm der Universität sind besonders auffällig. Im N. und O. sieht man kleine Inseln, darunter auch _Elephanta_. Die Festlandberge im O. erheben sich bis zu 800 m, auffällig unter ihnen ist der _Funnel Hill (Karnala)_ wegen seiner seltsamen Form und ganz l. der _Cathedral Rock (Bawa Malang)_, auch Mallangadh genannt, dessen Gipfel ein senkrechter Felsenabhang mit einem verfallenen Fort krönt. Vorderindien. Vgl. die Karten S. 64 und 96. =Allgemeines über die Tropen.= Mit Vorderindien oder Ceylon betritt der Weltreisende, der der in unserm Führer beschriebenen Route folgt, zum erstenmal ein auch seinem äußern Ansehen nach _tropisches_ Land. Zwar gehören, rein klimatisch betrachtet, auch das Rote und das Arabische Meer der Tropenzone an, aber die Pracht und Fülle der Pflanzenwelt, die das Wesen und den Hauptreiz der Tropen ausmacht, fehlt den öden Gestaden des Roten Meeres gänzlich. Die Vegetation ist ihrerseits abhängig von den _=Klimaverhältnissen=_, in erster Linie von Temperatur und Niederschlag. Ein allen Tropengebieten der Erde gemeinsames Merkmal ist die _=hohe Temperatur=_, die durch den hohen Stand der Sonne hervorgerufen wird. Zugleich ist aber auch die Schwankung der Temperaturverhältnisse im Laufe des Jahres viel geringer als bei uns, denn der Sonnenstand wechselt viel weniger als in unsern Breiten, und damit bleibt ihre Strahlungskraft und auch die Tageslänge während des ganzen Jahres ziemlich gleich. Der höhere Stand, den das Tagesgestirn am Himmel erreicht, offenbart sich durch die Kleinheit der Schatten, die auch hohe Gegenstände um die Mittagszeit werfen, und vor allem in der Kürze, mit der sich der Auf- und Untergang der Sonne vollzieht. Bei der Steilheit ihres Auf- und Abstieges sind die Übergänge zwischen Tag und Nacht viel plötzlicher als bei uns, und eine eigentliche Dämmerung fehlt fast ganz.
2,523
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1268
368
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Wenn nun auch in einem großen Teile der Tropen trotz der ziemlich gleichbleibenden wärmespendenden Kraft der Sonne ein Wechsel der Jahreszeiten vorhanden ist, so ist dies auf den zweiten Hauptklimafaktor zurückzuführen, die _=Niederschlagsverhältnisse=_. Die Hauptjahreszeiten sind nicht wie bei uns Winter und Sommer, sondern _=Regenzeit=_ und _=Trockenzeit=_. Der Regenfall aber ist wieder abhängig von den Luftströmungen im indischen Klimagebiet, also von den Monsunwinden, die schon (S. 40) erläutert worden sind. Die Niederschläge drücken die Temperaturen herab, und infolgedessen geht die größte Hitze der Regenzeit voraus, tritt also in Vorderindien im März bis Mai ein. Man unterscheidet zwar in Indien gewöhnlich drei Jahreszeiten, nämlich die kühle (während unsers Herbstes und Winters), die heiße (März bis Mai) und die Regenzeit; aber der Unterschied zwischen den beiden ersten ist viel geringer als der zwischen der trocknen und der Regenzeit. Innerhalb dieser Jahreszeiten ist das Wetter in den Tropen viel gleichmäßiger als in Mitteleuropa, dessen Witterung hauptsächlich durch die westöstl. wandernden Gebiete hohen und niedrigen Luftdruckes beherrscht wird. Während bei uns »gutes« und »schlechtes« Wetter so unregelmäßig aufeinanderfolgen, daß man die kommende Witterung kaum über einen Tag hinaus mit einiger Sicherheit voraussehen kann, besteht in den Tropen ein ähnlicher Wechsel nur in den Übergangszeiten zwischen den Jahreszeiten. Innerhalb der letztern aber ist der Witterungsverlauf mit seltenen Ausnahmen Tag für Tag derselbe, so daß man z. B. in Manila in der Regenzeit einen Spaziergang vor oder nach dem täglichen Nachmittagsgewitterregen zu verabreden pflegt. Das Tropenklima bedingt nun überall da, wo zur Wärme auch die Feuchtigkeit kommt, jenes _=üppige Pflanzenkleid=_, das gemeinhin als Hauptcharakterzug der Tropen betrachtet wird. Dieses Pflanzenkleid ist freilich innerhalb der Tropen je nach den Niederschlagsverhältnissen wieder sehr verschieden. Dauerndes Wachstum und das ganze Jahr hindurch fortdauernder Laubschmuck ist dem Tropenwalde nur in _den_ räumlich beschränkten Gebieten beschieden, die Regen zu allen Jahreszeiten empfangen, wie in Vorderindien z. B. am Westabfall des Dekhans und in Sikhim. Der größere Teil der Tropenwälder aber steht zur Trockenzeit ebenso entlaubt da wie unsere Laubwälder zur Winterszeit, und die Trockengebiete haben in den Tropen nicht weniger Steppen- und Wüstencharakter wie in den andern Klimagürteln der Erde auch. Den immergrünen wie den regengrünen Laubwald der Tropen unterscheidet von den Wäldern höherer Breiten vor allem die äußerste Mannigfaltigkeit der ihn bildenden Gewächse, während unsre europäischen Wälder aus nur wenigen Arten zu bestehen pflegen; zwar ist auch im gemäßigten und subtropischen O.
2,984
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1269
392
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Nordamerikas der Wald sehr mannigfaltig zusammengesetzt, aber diese Vielheit von Waldbäumen hat sich auch nur aus einer Periode mit tropischem Klima in unser Zeitalter herübergerettet. Im Tropenwald wird das Durcheinander der Pflanzenarten wieder einigermaßen ausgeglichen durch das Einerlei der ungeteilten, glänzend lederartigen, dunkelgrünen Blätter, die den meisten Tropenbäumen eigen sind. Man bezeichnet den Tropenwald meist schlechthin als _=Urwald=_, und in der Tat ist eine geregelte Forstkultur auch in den unter engerer europäischer Verwaltung stehenden Tropenländern kaum in den ersten Anfängen vorhanden. Trotzdem werden die meisten Reisenden wirklich unberührten »jungfräulichen« Urwald kaum zu sehen bekommen oder wenigstens sein Inneres nicht betreten. Der ursprüngliche, geschlossene Tropenurwald ist in seinem Innern vielfach kaum schwerer zu durchwandern als etwa der Buchenhochwald in unsern Breiten; das Laubdach, gebildet durch die mächtigen Baumkronen und noch verdichtet durch üppiges Lianengewirr, ist so geschlossen, daß unter ihm tiefe Dämmerung herrscht und Unterholz aus Lichtmangel wenig aufkommt. Anders ist es freilich an den sehr zahlreichen Stellen, wo alte, morsch gewordene Bäume gestürzt sind und bei ihrem Fall die Nachbarn mit zu Boden gerissen haben; in diesen Lücken entfaltet sich am Boden sofort der üppigste Pflanzenwuchs, den man nur mit Hilfe des Buschmessers durchdringen kann, und ebenso ist es überall da, wo der Mensch in den Urwald Breschen geschlagen hat, wo er Pflanzungen angelegt und vielleicht zum Teil wieder verlassen, wo er Straßen hindurchgebaut und auf beiden Seiten noch einen Urwaldstreifen niedergeschlagen hat, kurz, an den Stellen, die der Reisende meist berühren wird. Hier und an den ursprünglichen Waldrändern, namentlich entlang den Flußläufen sowie in den niedrigen Sumpfwäldern (in Indien Dschangel genannt), sind die Hauptstandorte für die niedrigern _Palmen_, die _Musazeen_ (Bananen), _Bambusarten_ und andre Gewächse, die uns als besonders charakteristische Vertreter der Tropenflora gelten, die aber doch nur die Kulissen für den Hochwald bilden. Im Hochwald selbst kommen an Palmen nur die ganz hochstämmigen Arten und die Kletterpalmen vor, die mit Hilfe ihrer Haftorgane bis hinauf ins Licht zu gelangen verstehen. Neben deren strickförmigen, blattlosen Stämmen enthält aber der Tropenurwald in seinen untern Partien auch zahlreiche Gewächse, die das Auge erfreuen: das sind die _Epiphyten_, Pflanzen, die an den Stämmen und auf den Bäumen wachsen, ohne doch auf ihren Wirtspflanzen zugleich zu schmarotzen und ihnen Nährstoffe zu entziehen. Sie entsprechen also nicht unsrer einheimischen Mistel, sondern unsern Flechten.
2,908
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1270
379
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Es sind vor allem Bromeliazeen und _Orchideen_, letztere häufig mit prachtvollen, stark duftenden Blüten, die vielerlei interessante Anpassungen an ihre eigenartige Lebensweise zeigen. Ein besonderer Schmuck des Tropenwaldes der höhern Bergzonen sind die hochstämmigen _Baumfarne_, die, zierlichen Palmen vergleichbar, unter den Kronen höherer Bäume anmutige Gruppen bilden.-- Eine besondere Art des tropischen Waldes ist der _Mangrovenwald_, der Flachküsten und die Flußmündungen innerhalb des Bereiches von Ebbe und Flut begleitet. Er hat sich den wechselnden Wasserständen durch Stelzwurzeln angepaßt, zwischen deren Geflecht das Wasser unschädlich ein- und ausströmt. * * * * * =Vorderindien= zerfällt seinem Aufbau nach in drei große Gebiete, die auch in ihrem landschaftlichen Charakter stark voneinander abweichen: das Hochland des Dekhans, das aus sehr alten Gesteinen besteht und schon längst landfest war, als Hindostan und der Himalaja noch vom Meer bedeckt wurden; das Punjab und Hindostan, ein Tiefland jungen Ursprungs, in seinen oberflächlichen Schichten von den mächtigen, dem Himalaja entströmenden Flüssen aufgebaut; und endlich den Himalaja, ein gewaltiges Faltengebirge, dessen Gebiet aber ebenfalls bis ins Tertiärzeitalter hinein vom Meer bedeckt war und das sich somit erst in verhältnismäßig sehr kurz verflossener Zeit emporgerichtet hat. Dieser Entstehungsgeschichte entspricht der allgemeine landschaftliche Charakter der drei Gebiete: Das _Dekhan_, in seinen obern Partien aus flach gelagerten Gesteinsschichten bestehend und seit unvordenklichen Zeiten der nivellierenden Tätigkeit von Wind und Wasser preisgegeben, hat trotz seiner ziemlich bedeutenden Erhebung über das Meeresniveau keinen Gebirgs-, sondern mehr Hochlandscharakter, und nur die Abfälle dieses Hochlandes gegen den Arabischen und den Bengalischen Meerbusen, die sogen. _Ghats_, erwecken den Eindruck von Gebirgen. Entlang diesen Steilrändern ist einst die Fortsetzung des Dekhans in die Tiefe gesunken. Nach N. zu fällt das Hochland langsam ab und geht schließlich ohne schroffen Abfall in die Tiefländer des _Punjabs_, _Hindostans_ und _Bengalens_ über. Ihre weiten Ebenen reichen bis an den Fuß des Himalaja im N. und des Grenzgebirges gegen Beludschistan und Afghanistan im W. Der _Himalaja_ zeigt alle Merkmale eines jungen Faltengebirges. Tiefeingeschnittene, steilwandige Längstäler verlaufen dem Gebirgsrande parallel ostwestl. und sind mit der Ebene durch enge, zuweilen schluchtartige Quertäler verbunden, deren schmale Sohlen fast ganz von rauschenden Flüssen eingenommen werden; Straßen wie Ortschaften sind dann auf die steilen Talflanken angewiesen. Von der Alpenlandschaft unterscheidet sich die Himalajalandschaft vor allem durch das Fehlen eiszeitlicher Spuren unterhalb 2500 m Seehöhe, wie Gebirgsseen, Kare etc.
3,062
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1271
381
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Die Bergketten steigen in so rascher Folge hintereinander bis zur Zentralkette, die die höchsten Gipfel der Erde trägt, auf, daß man vom tropischen Tieflande des östl. Gangesgebietes aus vielfach in nur 75 km Entfernung die Schneegipfel erblickt. Im Westen, z. B. in der Gegend von Simla, sind die mittelgebirgsartigen Vorketten des Himalaja breiter, und die Schneegipfelzone ist weiter zurückgerückt. Für Vorderindien besitzt der Himalaja in zweifacher Hinsicht eine ungeheure Wichtigkeit: einmal hält er die eisigen Winterwinde Zentralasiens ab, die z. B. den in gleicher Breite gelegenen Küstenorten Chinas rauhe Winter bringen, und sodann fangen seine Südhänge gewaltige Niederschlagsmassen auf, die dem nördl. indischen Tiefland in Gestalt der Ströme des Fünfstromlandes (Punjab) sowie des Ganges und des Brahmaputra nebst ihren Nebenflüssen wieder zugute kommen und die Kultivierung weiter Flächen des an sich trocknen nordwestl. Indiens überhaupt erst ermöglichen. =Klima.= Die beste Jahreszeit für den Besuch Indiens bildet unser Winter, etwa von Mitte November bis Mitte März (vgl. S. 2). Dann ist in der Regel nicht nur schönes, regenfreies Wetter, sondern die Temperaturen weichen auch, wie die kleine Tabelle auf S. 45 zeigt, von europäischen Verhältnissen kaum ab. Der _=kühlste=_ Monat, im größten Teile des Landes der Januar, hat an den Küsten des Dekhans immer noch dieselbe Mitteltemperatur wie der _=wärmste=_ Monat in Oberitalien; die Dezember- oder Januartemperatur im Dekhan und auch in Calcutta entspricht der Julitemperatur in Süddeutschland, und erst im mittlern Hindostan und östlichen Punjab sinkt die Wintertemperatur etwa auf die unseres Mai oder Juni herab. Am kühlsten wird es im nordwestl. Winkel Vorderindiens, gegen die afghanische Grenze hin. Im Sommer dagegen muß man im Himalaja schon auf 2000 m Seehöhe hinaufsteigen, um mitteleuropäische Temperaturverhältnisse anzutreffen; auch ist in dieser Jahreszeit die regelmäßige Abnahme der Temperaturen von S. nach N. und NW. nahezu aufgehoben; aus der Tabelle ist zu entnehmen, daß Agra, Peshawar und Allahabad sogar höhere Julitemperaturen aufweisen wie selbst Bombay und Madras: die weite Entfernung vom Meer und von den Seewinden steigert im Punjab die Temperaturgegensätze zwischen Winter und Sommer in demselben Maße wie etwa in Rußlands Steppen gegenüber Nordwesteuropa. Ebenso ist an diesen Orten auch die tägliche Temperaturschwankung, also der Gegensatz zwischen Mittags- und Nachttemperatur, viel größer als an den Küsten; einer sengenden Mittagshitze steht daher im Punjab in der heißen Jahreszeit wenigstens in den allerersten Morgenstunden eine erfrischende Kühle gegenüber. Im folgenden geben wir (im Anschluß an _Jul.
2,915
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1272
392
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Hanns_ »Handbuch der Klimatologie«) eine kleine Liste der Mitteltemperaturen des wärmsten und des kühlsten Monats an je einem Orte der Hauptlandschaften Indiens sowie an zwei Bergorten am Abhang des Himalaja, in die man sich zurückziehen kann, wenn es im Tiefland zu heiß wird. Die dritte Spalte gibt die hygienisch besonders wichtige mittlere tägliche Schwankung an. ======================================================================== | Heißester | Kühlster | Mittlere | Monat | Monat | tägl. _=Ort=_ | | | Schwankung -------------------------------+--------------+------------+------------ _Vorderindien:_ | | | Bombay (Westküste) | 29,2° Mai | 23,6° Jan. | 6,1° Agra (östl. Punjab) | 34,4° - | 15,6° - | 12,8° Peshawar (Nordwestgrenze) | 32,9° Juni | 9,8° - | 14,7° Simla (2160 m; Vorberge des | | | westl. Himalaja) | 19,4° - | 3,8° - | 6,1° Srinagar (1586 m; Kaschmir) | 22,8° Juli | -0,7° - | 12,2° Allahabad (mittleres | | | Hindostan) | 33,6° Mai | 15,8° - | 13,0° Calcutta (Bengalen) | 29,8° - | 18,4° - | 8,9° Darjeeling (2255 m; Vorberge | | | des östl. Himalaja) | 16,4° Juli | 4,5° - | 6,1° Nagpur (Zentralprovinzen) | 34,7° Mai | 19,5° Dez. | 12,9° Bangalore (920 m; | | | südl. Dekhan) | 27,6° April | 19,7° - | 11,1° Madras (Ostküste) | 31,5° Mai | 24,1° Jan. | 9,1° | | | _Ceylon:_ | | | Colombo | 27,8° - | 26,1° - | 6,4° | | | _Hinterindien:_ | | | Rangoon (Niederbirma) | 29,4° April | 23,7° - | 9,3° Mandalay (Oberbirma) | 31,8° - | 20,4° - | 7,4° Singapore (Malakka) | 27,5° Mai | 25,7° - | -- Bangkok (Siam) | 28,6° April | 23,8° Dez. | -- -------------------------------+--------------+------------+------------ Wie schon oben (S. 40) erwähnt, wird ganz Indien samt den umgebenden Meeren von dem Wechselspiel der _=Monsune=_ beherrscht, im Sommer vom feuchten Südwestmonsun, im Winter vom trocknen Nordostmonsun. Der Sommermonsun ist für den größten Teil Indiens der Regenbringer, wenngleich seine Spenden in den einzelnen Landesteilen sehr verschieden ausfallen; sie sind um so größer, je weniger der Monsun noch abgeregnet und je mehr er zum Aufsteigen an Gebirgen gezwungen ist. Da er nun zunächst das Dekhan von dessen Südwestseite her bis nach Assam und dem Himalaja hin überweht, durch diesen aber abgelenkt wird und nun nach NO.
3,138
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1273
378
50669-0-3
Gutenberg
9,995
zum Punjab weiterzieht, so sind am regenreichsten die Südwestabdachung des Dekhans, der Himalaja und der davorliegende Landstreifen, namentlich Assam, das auch aus dem Bengalischen Meerbusen direkt die Regenwinde zugeführt erhält. Hier, in den Khasiabergen, liegt bei Cherrapunchi die regenreichste Stelle des Erdballs, die eine jährliche Regenhöhe von 12-1/2 m hat (Deutschland 1/2-1 m). Das Innere des Dekhans und sein Ostabfall sind schon viel regenärmer, und am trockensten ist der Nordwesten des Landes. Die Regenzeit beginnt in Südindien zu Ende Mai oder Anfang Juni und breitet sich im Laufe des Juni über das ganze Land hin aus; ihr Ende fällt im allgemeinen in die erste Oktoberhälfte. Bei der großen Abhängigkeit der =Pflanzenwelt= von den Niederschlägen könnte eine Karte der Niederschlagshöhen Indiens beinahe auch zur Darstellung der wechselnden Üppigkeit des Pflanzenkleides dienen. Eigentlichen tropischen, immergrünen Regenwald tragen nur die Westghats (s. S. 42 die Bemerkungen über die Tropen). Das Innere des Dekhans und dessen Ostabfall sind schon mehr steppenartig und großenteils von lichtem Wald und von Grassavanne überzogen. Hier begegnet man Wäldern aus _Teakbäumen_, die in der Trockenzeit blattlos stehen, und Hainen der schönen _Palmyrapalmen_. Üppiger ist die Vegetation wieder in Assam und in Bengalens Niederungen, die großenteils von dichtem, teilweise sumpfigem Wald bedeckt sind, dem _Jungle_ (Dschangel). In diesen Gebieten wuchert der _Lotos_ in den Gewässern und wächst der _Banyanfeigenbaum_, der aus seinen Ästen rings Luftwurzeln zur Erde sendet und dadurch allmählich einen Säulenhain um sich herum aufbaut, sowie sein Verwandter, der _Bobaum_, ersterer den Brahmanen, letzterer den Buddhisten heilig. In Hindostan wird das Pflanzenkleid westwärts immer spärlicher, die laubabwerfenden Bäume nehmen immer mehr zu, und das Punjab gehört schon ganz dem vorderasiatischen Trockenraum an: _Dattelpalme_, _Mangobaum_ und _Gummiakazie_ sind seine Charakterbäume, die lange Dürrezeiten zu überstehen vermögen, in denen sonst alles oberirdische Pflanzenleben abstirbt. Nur in der Regenzeit bedeckt hier frisches Grün die weiten Ebenen, deren Kultur zum großen Teil nur durch künstliche Bewässerung möglich ist. Das untere Indusgebiet ist sogar großenteils gänzlich wüstenhaft und vegetationslos (Wüste Thar). Eigentliche Höhenzonen der Vegetation sind nur im Himalaja vorhanden, wo hinter einem Sumpfgestrüppsaum, dem Tarai, die untersten 1000 m von tropischem Regenwald bedeckt sind, der in den Flußtälern auch tief ins Gebirge eindringt. Darüber folgt bis 2500 m der schönste Teil des Himalajawaldes, ein äußerst mannigfaltig zusammengesetzter tropischer Gebirgswald, in dessen Gebiet unter anderm auch Simla und Darjeeling liegen.
2,983
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1274
387
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Ihm schließen sich bis 3700 m hinauf nichttropische Wälder an, dann die Zone der _Alpenrosen_ (Rhododendren) und Alpenkräuter bis zur Montblanchöhe, und dann erst beginnt der ewige Schnee. Der Artenreichtum der gesamten indischen Flora wird auf etwa 20000 geschätzt. Die hauptsächlichsten =Charaktertiere= Vorderindiens: _Elefant_, _Tiger_ und _Pfau_, sind Bewohner der Urwälder und Dschangeln, die auch _Affen_, _Tapir_ und _Wildschweine_, verschiedene _Wildrinder_, _Fasanen_, zahlreiche _Papageienarten_, in Südindien außerdem _Nashornvögel_ und _Halbaffen_ (Makis) beherbergen. In den Savannen und lichten Wäldern des Dekhans streifen das _Nashorn_, verschiedene _Antilopenarten_, die _gestreifte Hyäne_, der _Lippenbär_ und das _Schuppentier_ umher. In den Gewässern hausen _Krokodile_ und _Gaviale_. Zahlreich sind die _Schlangen_, namentlich die Giftschlangen (Brillenschlange!) des Dekhans, an deren Biß jährlich etwa 12000 Menschen zugrunde gehen. Der _Löwe_ kommt nur noch in den Gebirgen des Indusgebietes vereinzelt vor. Die =Bevölkerung= ist so dicht wie kaum sonst in einem großen Ländergebiet der Erde, China und Westeuropa ausgenommen. 1901 lebten im eigentlichen Vorderindien auf 3,5 Mill. qkm etwa 280 Mill. Menschen, d. h. 81 auf 1 qkm (Europa ohne Rußland: 4,4 Mill. qkm, 300 Mill. Einw., etwa 70 auf 1 qkm). Die Volksverdichtung Vorderindiens würde aber viel höher sein, wenn nicht selbst jetzt noch, unter der geordneten Verwaltung der Engländer, Pest, Cholera und Hungersnöte (letztere hervorgerufen durch die namentlich im Nordwesten öfters ausbleibenden Regenzeiten und darauffolgende Mißernten) alljährlich zahlreiche Opfer forderten. Trotz der Abgeschlossenheit der Halbinsel, die von zwei Seiten durch schwer überschreitbare Gebirgszüge, von den beiden andern durch inselarme Meere isoliert ist, ist die heutige indische Nation aus sehr mannigfachen Bestandteilen erwachsen, die größtenteils durch die einzige Zugangsstraße zu Lande, die Kabulpforte im NW., eingedrungen sind; erst seit dem 15. Jahrh. kamen sie übers Meer herüber (Portugiesen, Franzosen, Engländer). Zu Beginn der geschichtlichen Zeit kam um 2000 v. Chr. das Viehzüchter- und Kriegervolk der _Arier_, die Träger der Sanskritsprache, aus Iran ins Indusgebiet, und ihnen sind im Laufe von vier Jahrtausenden noch viele Völkerwellen -- Perser, Griechen, Skythen, Araber, Afghanen, Turktataren -- gefolgt. Aber schon die Arier fanden sowohl im Indusgebiet als auch im Gangestal, in das sie vom 14. Jahrh. v. Chr. an vorrückten, zahlreiche ältere Völkerschaften vor, die sie großenteils in die Himalajawälder und ins Dekhan verdrängten.
2,813
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1275
362
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Heute ist daher die Völkergruppierung im wesentlichen die folgende: das ganze Indus- und Gangesgebiet und das nordwestliche Dekhan nehmen die _Hindu_ ein, die im Tropenklima schlaff und weichlich gewordenen und stark mit andern Völkerstämmen vermischten Nachkommen der alten Arier. Den Südostteil der Halbinsel bewohnen die _Drawida_ oder Südindier, häufig auch nach einem ihrer Hauptstämme _Tamulen_ genannt; sie sind länger in Indien heimisch als die Arier. Eine noch ältere Völkerschicht stellen die _Mundavölker_ in der Nordostecke des Dekhans und dem angrenzenden Stück des Gangestales dar, die noch heute auf ziemlich primitiver Kulturstufe leben, und einige Naturvölker Südindiens, besonders die _Toda_ im Nilgirigebirge um Ootakamund (S. 130). _Mongolische_ Völkerstämme, Verwandte der Tibeter, wohnen im Himalaja, sowohl im W., in Kulu und Spiti, wie namentlich im O., in Nepal, Sikhim und Bhutan. Bei einem Ausflug nach Darjeeling kann man sie kennen lernen. Unter den außerordentlich mannigfaltigen Erscheinungsformen der indischen Halbkultur treten besonders das _=Kastenwesen=_ und die _=religiösen Verhältnisse=_ in den Vordergrund. Die _=Kasten=_, die auf die Berufsteilung und auf die Rassenunterschiede zurückgehen, sind unzählige, vom Brahmanen, dem Angehörigen der einstigen arischen Herrenschicht, bis zum verachteten Paria. Äußerlich unterscheiden sich die Kasten durch gewisse Abzeichen in der Tracht. Viel stärker als die Kasten machen sich die religiösen Gegensätze im Volksleben wie in den Volkstrachten bemerkbar. Die _=Religionsgeschichte=_ Indiens ist so reich, wie wohl die keines andern Landes der Erde. Am weitesten verbreitet ist heute der _Brahmanismus_ oder richtiger der Neu-Brahmanismus (_Hinduismus_). Die Idee des Brahma, der Weltseele, geht auf den in den Veden niedergelegten Dämonen- und Naturgötterglauben der alten Arier zurück. Diese Vedenreligion ist einerseits zu einem hochstehenden philosophischen System weitergebildet worden, anderseits aber durch Aufnahme immer neuer Ideen aus den religiösen Vorstellungen der ältern Volksstämme Indiens, wozu namentlich der Seelenwanderungsglaube und die Verehrung von Wischnu und Schiwa und ihrer Gemahlinnen Lakschmi und Kali zu rechnen sind, zu dem heutigen Hinduismus herabgesunken, der sich scheinbar ganz in Äußerlichkeiten, Prozessionen zu den prächtigen Tempeln, religiösen Aufführungen, Bajaderentänzen, Wallfahrten zum heiligen Gangesflusse, Fakirtum, erschöpft und in zahlreiche Sekten zerfällt. Indien ist ferner um 500 v. Chr. die Geburtsstätte des _Buddhismus_ geworden, der aber nach 1200 Jahren dem ältern Brahmanismus wieder hat weichen müssen; nur Tempel- und Klosterruinen halten die Erinnerung an seine indische Blütezeit wach. Bis heute hat sich dagegen der _Islam_ erhalten, der in Nordwestindien über 60 Mill.
3,029
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1276
383
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Bekenner zählt, und in Bombay und Umgegend die an Mitgliederzahl (etwa 95000) kleine, aber einflußreiche Sekte der _Parsen_, d. h. der Anhänger der Lehren Zoroasters (vgl. S. 61). Mohammedaner wie Parsen unterscheiden sich von den Hinduisten scharf durch ihre Kopfbedeckungen, die Mohammedaner durch den Turban, die Parsen durch ihre hohen schwarzen Glanzstoffhüte. =Wirtschaftliche Verhältnisse.= Die Nahrung der indischen Eingebornenbevölkerung ist fast ausschließlich vegetabilisch, und so ist auch der Bodenbau die Grundlage von Indiens Reichtum. _Reis_, _Weizen_, _Hirse_ und _Sorghum_ sind die wichtigsten angebauten Nahrungspflanzen. Davon werden die beiden letztgenannten im Lande verbraucht, während der Reis, die Hauptfrucht des östlichen, besonders des nordöstlichen Indiens (Bengalens und Assams), und der Weizen, der besonders im nw. Trockengebiet und den angrenzenden Teilen des Dekhans und des Gangestales angebaut wird, auch in großer Menge ausgeführt werden. Wichtige Zweige der Bodenkultur gelten den Genußmittel liefernden Pflanzen, nämlich dem _Mohn_ (zur Opiumgewinnung) und dem neuerdings in Assam mit großem Erfolg eingeführten _Teestrauch_. Noch weit bedeutungsvoller ist aber der Anbau von Industriepflanzen, nämlich der _Baumwolle_ in größern Teilen des Dekhans und des Indusgebiets und der _Jutepflanze_ im untern Gangestal und einiger _Ölpflanzen_. Jute und Baumwolle und die daraus hergestellten Waren stehen in der Ausfuhr mit mehr als 1 Milliarde Mark Wert an erster Stelle. Ein nicht geringer Teil der Baumwolle und Jute wird nämlich im Lande selbst verarbeitet, die Baumwolle in Bombay, die Jute in und bei Calcutta; beide Industrien beschäftigen zusammen etwa 400000 Arbeiter, und wenn man von Malabar Hill auf den Fabrikteil Bombays herabblickt, kann man sich nach Manchester versetzt glauben.--Die _=Tierzucht=_ (hauptsächlich Büffel und Buckelrind; das Schwein wird von allen Indern verabscheut) liefert große Mengen Häute sowie die berühmte Ziegenwolle aus Kaschmir. Gegenüber den Produkten der Landwirtschaft treten die des _=Mineralreiches=_ in bezug auf volkswirtschaftliche Bedeutung stark zurück; es werden Gold, Steinkohlen, Manganerze und Petroleum gewonnen sowie Edelsteine, während die früher beträchtliche Diamantengewinnung jetzt nur noch sehr geringfügig ist. * * * * * =Staatswesen.= Das _=Britisch-ostindische Kaiserreich=_ umfaßt an unmittelbaren Besitzungen 2815743 qkm mit 232 Mill. Einw. Die einheimischen Staaten (zus. 1759556 qkm mit 62 Mill. Einw.) sind Vasallen-, Schutz- oder Bundesstaaten; die wichtigsten: Kashmir mit Baltistan, Sikhim, die Fürstentümer der Rajputen und der Mahratten, Hyderabad, Baroda, Mysore, Cochin etc.
2,918
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1277
366
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Die allgemeine Aufsicht des indobritischen Reiches führt (mit Ausnahme von Ceylon, das einen eignen Gouverneur hat) der Generalgouverneur (Vizekönig) in Delhi, dem ein Ausführender und ein Gesetzgebender Rat zur Seite stehen; die Präsidentschaften Madras, Bombay und Bengalen stehen unter selbständigen, nicht vom Vizekönig ernannten Gouverneuren mit besondern Gesetzgebenden Räten, die vereinigten Provinzen von Agra und Audh, das Punjab, Birma und die neue Provinz Behar unter stellvertretenden oder Lieutenant-Governors, endlich die Zentralprovinzen, die nw. Grenzprovinz, Assam, sowie die Andamanen und Nikobaren unter Oberkommissaren.--_=Armee=_ 73668 Mann englische und 166090 Mann einheimische Truppen, außerdem 190000 Mann militärisch organisierte Polizei. =Geschichtliches= (vgl. auch S. 47). Die _=Europäer=_ begannen in Vorderindien alsbald nach Auffindung des Seewegs nach Ostindien (1498) festen Fuß zu fassen. Zahlreiche Forts und Faktoreien wurden an den Küsten Indiens durch die Portugiesen gegründet, die gegen Ende des 16. Jahrh. durch die Holländer und Engländer verdrängt wurden. Letztere stifteten 1600 die _Englisch-Ostindische Kompanie_ und kämpften seit dem 18. Jahrh. mit den Franzosen und den einheimischen Fürsten um die Herrschaft in Ostindien. Lord Clive begründete durch den Sieg bei Plassey (26. Juni 1757) über den Nabob von Bengalen die britische Macht in Ostindien. Die englische Macht wuchs dann durch die Kämpfe mit den Mahratten (seit Ende des 18. Jahrh.), die 1818 mit deren Ruin endigten. Ende 1843 wurde auch der Maharadscha Sindiah unterworfen. Das Reich der Sikh im Punjab wurde 1845-46 erobert. Der Aufstand, der im Mai 1857 unter den Sepoys zu Meerut ausbrach und, von den Mohammedanern genährt, sich rasch verbreitete, ward nur durch die größte Energie und Grausamkeit der Engländer bewältigt. Im September wurde Delhi, im März 1858 Lucknow, im Dezember Audh wiedererobert und im Februar 1859 der Aufstand unterdrückt. Schon vorher war 1. Nov. 1858 die Ostindische Kompanie aufgelöst und Ostindien unter Verwaltung der Krone genommen worden. Der Vizekönig Lord Lytton proklamierte 1. Jan. 1877 in Delhi die Erhebung zum Kaiserreich Indien und begann 1878 Krieg mit Afghanistan, in dem ein Grenzstrich am Chaiberpaß erworben wurde. 1886 kam Birma hinzu. =Reiseliteratur für Indien:= _Katharina Zitelmann_, Indien (Leipzig 1905); _Dahlmann_, Indische Fahrten (Freiburg 1908); _Eustace Reynolds-Ball_, The Tourist's India (London 1907); _Murray_, Handbook for Travellers in India, Burma and Ceylon (7. Aufl., London 1911); _O. Kaufmann_, Aus Indiens Dschungeln (Leipzig): _H.
2,803
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1278
369
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Zache_, Mit dem Kronprinzen durch Indien (Berlin 1911); _Winternitz_, Geschichte der indischen Literatur (Leipzig 1909); _Fergusson_, History of Indian and Eastern Architecture (London 1910); _Havell_, Ideals of Indian Art (London 1911). Reisen in Indien. Beste =Reisezeit=, s. S. 2. =Reiseausrüstung= wie für jede Tropengegend. Vm. Leinen- oder Rohseideanzug u. Tropenhelm, nach 4 Uhr leichter wollener Jackettanzug und Strohhut, abds. Frack oder Smoking; schwarzer Rock und Zylinder sind nicht gebräuchlich. Für Winterreisen ins Innere sind dicke Überröcke nötig, dazu wasserdichte Reitmäntel. Man beachte, daß der Abendtau die Kleidung naß macht, und daß Nächte und Morgen kalt sein können, wenn auch der Tag heiß war. Im südlichen Indien und an der Küste genügt leichtere Kleidung; Anzüge erhält man billig und gut überall von tüchtigen Schneidern und in guten Geschäften für europäische Bedürfnisse. Für Gebirgsreisen ist wollenes Unterzeug und lange wollene Leibbinde (»Kummurbund«) unentbehrlich. Derbe Reithosen nicht vergessen; Tropenhelm ist überall in indischen Häfen zu haben. In Ceylon ist leichteste Kleidung erforderlich, nur in den Bergen ist es kühl. Bettzeug (ein Kopfkissen, zwei Steppdecken nebst Laken sowie einige warme Decken, das Ganze in wasserdichtem Sack verpackt) muß man stets mit sich führen, auch auf der Eisenbahn (_Razais_, s. S. 16) und wenn man Bekannte besucht. In den Gasthäusern und den Dâk Bungalows im Innern findet man meist gar kein oder unsauberes Bettzeug. Wegen der Feuchtigkeit schimmeln verpackte Gegenstände leicht, das gesamte Gepäck, Kleidung, Wäsche, Bettzeug, Schuhzeug, muß also oft in der Sonne an trockenen Tagen gelüftet werden, Vorräte und Medikamente etc. müssen luftdicht verpackt sein. Auch Bücher und Papiere sehe man gelegentlich nach, damit sie nicht schimmeln. Moskitonetz findet man in den meisten Hotels und Bungalows vor. =Geld.= Goldwährung; Einheit ist die _Rupie_, 1,33-1,38 Mark. 15 Rupies = 1 £ = 20,40 M. 1 Rup. = 16 annas; 1 anna = 12 Pie (= 4 Pice). Silbermünzen zu 2, 4, 8 annas und 1 Rupie. Nickelmünzen zu 1 anna (etwa 8 Pf.), Kupfermünzen zu 1 Pie, 1 Pice (1/4 anna), 1/2 anna. Goldmünze (Pfund Sterling) kann nur in größern Geschäften gewechselt werden. Der Gold-Mohur (= 16 Rup.) ist nur noch im Sprachgebrauch (wie die englische Guinea) vorhanden. Banknoten zu 5, 10, 20, 50, 100, 500 und 1000 Rupies gibt es von Bombay, Calcutta, Madras und Rangoon, deren Noten über 50 Rupies meist nur in der betreffenden Provinz ohne Abzug genommen werden.
2,686
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1279
388
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Man lasse sich bei größern Summen nur die jetzt für ganz Indien gültigen Banknoten mit _rotem_ Aufdruck, _payable at any office_, geben!--_=Kreditbriefe=_ (_Letters of credit_, _circular notes_), zahlbar bei _Thos. Cook's Offices_, sind für Reisende sehr bequem (vgl. auch S. 7); sie werden von Cook's Banking Department (London, Ludgate Circus) ausgegeben. Die Agenturen wechseln indisches Geld. =Zoll.= Eigne Kleidung ist frei; sonst zahlt alles, auch Bettwäsche und Handtücher, photographische Geräte nebst Zubehör etc., etwa 5 Proz. vom Werte (in Bombay); Sportswaffen 10 Proz.; Tabak, Wein etc. wird ebenfalls höher verzollt; Opium 12 Rupien das Pfund. =Eisenbahn.= Das Bahnnetz ist weit verzweigt, das Reisen trotz der großen Entfernungen bequem und billig. Man sei mindestens 10 Min. vor Abfahrt zur Stelle; auf einigen Hauptstationen sind die Schalter den ganzen Tag offen zum Verkauf von Fahrkarten und zur Gepäckaufgabe. Man benutze stets den neuesten Fahrplan, da häufig Änderungen in den Zeiten und Wegen eintreten. Am besten sind _Newman's Indian Bradshaw_ (9 annas), erscheint monatlich neu; ferner _Indian ABC-Guide_ und _Indian Railway Traveller's Guide_; sie geben auch Auskunft über Fahrposten und andre Fahrgelegenheiten sowie über Flußdampferfahrten und andres mehr. Einen _=Platz=_ im Zuge bestelle man sich, besonders für Nachtfahrten, schon einen Tag oder an der Abgangsstelle des Zugs mehrere Stunden vor Antritt der Reise beim Stationsvorsteher; auf Zwischenstationen so frühzeitig, daß telegraphische Bestellung bei der Abgangsstelle _=vor=_ Abfahrt des Zugs noch möglich ist. Am Zuge weist der Stationsvorsteher (_station master_), nicht der Schaffner, die Plätze an. Wenn man zu viert reist oder vier Fahrkarten I. Kl. bezahlt, kann man ein Abteil für sich haben, in II. Kl. zu sechs. Die Abteile I. Kl. haben geräumige Längssitze und Liegestätten (2 obere, 2 untere), II. Kl. hat noch eine Mittelbank; Waschraum etc. ist neben jedem Abteil I. und II. Kl. Es gibt Damenabteile (_Ladies only_) I. und II. Kl. in allen Schnellzügen und vielen andern Zügen. In Schnellzügen dürfen Reisende I. Kl. drei eingeborne Diener, solche II. Kl. zwei Diener zum Preise III. Kl. in besondern Räumen mitführen. Alle Wagen sind hoch und luftig, mit Doppeldach und Jalousiefenstern. Für richtiges Aussteigen muß man selbst sorgen, die Stationen werden nicht ausgerufen, die Türen auch nicht überall geöffnet. Die Sicherheit des Reisenden und seines Gepäcks ist so gut wie in Deutschland. _=Eisenbahnzeit=_ (_Indian Standard Time_) geht 4-1/2 St. vor gegen mitteleuropäische Zeit, 39 Min. vor gegen Bombay-Ortszeit, 9 Min. vor gegen Madras-Ortszeit, 24 Min. nach gegen Calcutta-Ortszeit.
2,873
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1280
399
50669-0-3
Gutenberg
9,995
_Man achte also auf die Bahnhofsuhren!_ Die Eisenbahngesellschaften und ihre Fahrpläne rechnen den Tag (wie in Italien) zu 24 St., von Mitternacht zu Mitternacht gezählt (also 12 Uhr ist Mittag, 24 Uhr ist Mitternacht). _=Fahrkarten.=_ Gültigkeitsdauer für Strecken bis 25 M (40 km) 2 Tage, bis 300 M (483 km) 4 Tage, bis 450 M (724 km) 9 Tage, bis 600 M (966 km) 12 Tage, bis 750 M (1207 km) 15 Tage und auf größern Strecken 18 Tage. Außer den einfachen Fahrkarten gibt es zusammengestellte _Fahrscheinhefte (Specimen Tours)_ mit zweimonatiger Gültigkeit, die Fahrtunterbrechung an allen interessanten Plätzen unterwegs gestatten. Bei gewöhnlichen Fahrkarten (_single journey tickets_) ist Fahrtunterbrechung nur für einen Tag für je 100 M (161 km) und auch nur an Orten, die mindestens 101 M vom Abfahrtsort entfernt sind, erlaubt; deshalb sollten sich Vergnügungsreisende stets von _Cooks Reisebureau_ ein Fahrscheinheft (_Specimen Tours_) zusammenstellen lassen, weil sie dann billiger reisen, als wenn sie abschnittweise die Fahrkarten von Ort zu Ort (wo längerer Aufenthalt geplant ist) nehmen. _=Gepäck.=_ Jeder Reisende hat in I. Kl. 1-1/2 maund (etwa 56 kg) frei, in II. Kl. 30 seers (etwa 28 kg). Überfracht kostet zwischen Bombay und Calcutta über Delhi etwa 15 Rup. das maund (für je 37 kg), über Nagpur nur 7 Rup. 6 annas, zwischen Bombay-Delhi, Bombay-Madras, Delhi-Calcutta etwa 7-1/2 Rup. Schweres Gepäck, Deckstühle etc. übergebe man _Cook_ zur Versendung als Frachtgut (etwa halber Preis). Gepäck, das man unterwegs nicht braucht, kann gleich bis zur Endstation aufgegeben werden und lagert dort frei, solange der Fahrschein gültig ist; später kostet Tag und Stück 4 annas Lagergeld. Gepäckaufbewahrung für kurze Zeit auf Zwischenstationen übernehmen die Stationsvorsteher gegen Gepäckschein. _=Handgepäck.=_ Erforderlich für längere Fahrten sind ein wasser- und staubdichter Sack mit Bettzeug (weil Nachtfahrten oft sehr kühl sind), wollene Decken, eine seidene Decke und ein »Razai« (Baumwollsteppdecke, als Matratze dienend, zu 6 Rup., einige weiße Laken und Handtücher, Kopfkissen aus Leder mit Überzug; gesamte Reisebettausrüstung ist in den größern europäischen Geschäften der Hafenstädte für 20-25 Rup. zu kaufen); sehr zu empfehlen ist die Mitnahme von Mundvorrat in geschlossenem Frühstückskorb (_tiffin basket_), auch Rotwein, Sodawasser, einer Flasche mit abgekochtem Wasser zum Mundspülen (in den Zügen _=nicht=_ zu haben), Kognak und Teekocher oder kaltem Tee sowie Körbchen mit Früchten, denn nur die Schnellzüge (_mail trains_) haben zuweilen Speisewagen.
2,784
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1281
381
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Für alle Züge geben die Fahrpläne die Aufenthaltsorte für Frühstück und Mittagessen an, aber die Bahnhofswirtschaften (_refreshment rooms_) sind nur auf Hauptlinien gut, sonst oft schlecht und gesundheitsgefährlich; rohe Milch sollte man stets selbst abkochen. Mahlzeiten bestelle man in den Bahnhofswirtschaften telegraphisch (gratis) beim Zugführer, Schaffner oder Bahnhofsvorsteher voraus, da bei großem Andrang diese Wirtschaften nicht genügend vorbereitet sind; meist wird einige Stationen vorher angefragt, ob Vorausbestellung gewünscht wird. _=Gepäckträger=_ erhalten etwa 2 annas für nicht schweres Gepäck. Die =Gasthöfe= sind in letzter Zeit besser geworden, auch in kleinen Orten findet man jetzt meist gute Hotels. Man erkundige sich unterwegs bei europäischen Geschäftsreisenden, die das Land öfters besuchen, welche Häuser zurzeit am besten sind. Das Reisen ist in Indien nicht unverhältnismäßig teuer, aber man braucht viel Fahrgelegenheit, weil vieles Gehen in der Hitze gesundheitsschädlich ist. Die =Unterkunftshäuser= für Reisende (Dâk Bungalows) in den Dörfern gehören der Regierung; man erkundige sich vorher, ob sie frei sind, meist muß man nach 24 Stunden seinen Platz an Neuankommende abgeben; einzelne haben einen Wärter, der gute Verpflegung (Tee und Eier fast stets vorhanden) liefert sowie Beleuchtung, aber manche sind fast leer und ohne Bedienung. Ein =Reisediener= (Boy) muß mit Sorgfalt, womöglich durch Vermittelung des Konsuls oder eines Reiseagenten (S. 54), am besten durch _Cook_ oder den Hotelmanager ausgewählt werden und zuverlässige Zeugnisse beibringen; man miete nur nach genauer Prüfung des Dienstbuches, gebe außer 10 Rup. für Kleidung keinen Gehaltsvorschuß und nur Geld für kleine Auslagen, die der Boy billiger als man selbst macht. Auch als Dolmetscher muß der Boy dienen. Gute Boys, die Englisch, Singhalesisch, Tamulisch, Hindostanisch und Malaiisch sprechen, sind kaum unter 1-1/2 Rup. tägl. zu haben; es empfiehlt sich (außer wenn man besonders zufrieden ist), den jeweiligen Boy in Indien, Ceylon, Birma, Siam etc. zu entlassen, um Reisekosten (hin und zurück für den Boy) zu sparen. Der gewöhnliche Monatslohn ist 35-40 Rup., worin Selbstbeköstigung inbegriffen, dazu beim Dienstantritt 10 Rup. für »warme Kleidung«. Fahrkarte für den Boy auf den indischen Bahnen kostet ein Viertel der Fahrkarte I. Kl.; Heimreise muß ihm voll gezahlt werden. Einzelne gewandte Reisende mit nicht zu hohen Ansprüchen sehen neuerdings vom Mieten eines Boys ab; sie helfen sich für Gepäck etc. mit den in allen Hotels herumlungernden Boys, die gegen kleines Trinkgeld sehr dienstwillig sind und meist auch etwas Englisch verstehen.
2,863
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1282
383
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Nach Erfahrung einzelner Reisenden sind die Fremdenboys »eine dauernd auf den Geldbeutel ihrer Herren schielende, mit allen Hunden gehetzte Tagediebkaste«-- also ist Vorsicht mit ihnen geboten. Bei gutem Dienst verspreche man ein Extrageschenk zum Schluß. Diener aus dem Innern (_Up-country servants_) sind oft zuverlässiger und billiger als die der Hafenstädte; doch die Madras-Boys gelten als die besten in Indien. Hat man solchen sprachkundigen Eingebornen als Diener, kann man mit englischen Sprachkenntnissen überall auskommen. Den vollen Lohn zahle man erst bei der Entlassung. Die =Verpflegung= ist in Indien meist nicht gut, der Genuß frischer Milch und Butter ist gefährlich, Wasser muß filtriert und abgekocht werden (Filter allein genügt nicht!). Abseits von Hauptreisewegen führe man stets gut gefüllten Eßkorb (_tiffin basket_, in allen Ausrüstungsgeschäften zu haben) und Sodawasser mit, vgl. oben. Die =Lebensweise= soll in allem mäßig sein; nicht zu viel Schlaf; gymnastische Bewegungen zur Förderung des Blutumlaufs nicht versäumen, aber nur morgens vor der großen Hitze; früh aufstehen, zeitig zu Bett. Morgenspaziergänge und -ritte sind am besten, abends kann man sich im starken Tau leicht erkälten. Nach den Mahlzeiten ruhe man! Man bade täglich, aber nie mehr als zweimal. Wollene Leibbinde sollte man namentlich nachts tragen; sie schützt gegen Darmerkrankungen. Nachts schlafe man in Nachtanzug (Pyjamas) aus Rohseide oder leichtem Wollen- oder Baumwollenstoff und nie auf fremden Matratzen oder Kissen ohne reine Bezüge. Man hüte sich vor Zugwind, weil Europäer in Indien viel unter Rheumatismus zu leiden haben, und sitze nicht im Abendtau im Freien! Nicht zu schwere Fleischkost, nicht viel Bier, überhaupt wenig Alkohol. Unreife Früchte und rohe Früchte, deren Wirkung man nicht kennt, saure Weine, auch rohe indische Austern, trotzdem sie wohlschmeckend sind, sollte man stets meiden. Sehr stärkend für den Magen ist der indische Curry mit Reis, auch wenn er dem, der ihn noch nicht aß, zu scharf schmeckt. Sekt auf Ei (»Scrupkin«) wird als Mittel gegen Dysenterie empfohlen. Durchfall soll man nicht gleich stopfen, sondern nur durch Diät (nur Reis essen und gekochtes Reiswasser trinken!) mildern; wo ein Arzt ist, ziehe man ihn rechtzeitig zu Rate, weil er die klimatischen Einflüsse zu beurteilen versteht; auch Verstopfung nicht vernachlässigen! Tee genügt als Stimulans völlig. =Landreisen= sind auf Hauptstraßen im Anschluß an die Bahn mit Postwagen (Dâk) oder andern ortsüblichen Fuhrwerken ausführbar. Die eigne Verpflegung nehme man mit, für die Eingebornen ist fast in jedem Dorfe das Nötigste zu haben. Moskitonetz; übrige Ausrüstung dem Reiseziel anpassen.
2,884
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1283
397
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Chinin ist nötig. Als Vorbeugungsmittel wird Chinin in größerer Dosis (bis zu 1 g) an zwei aufeinanderfolgenden Tagen wöchentlich oder jeden fünften Tag 1/2 g zu nehmen empfohlen; kleine Dosen täglich sind unwirksam. Während Fieberanfall nehme man Phenazetin nach ärztlicher Vorschrift.--_=Empfehlungsbriefe=_ an englische Beamte oder Klubs und an Radschas sind nützlich und bei Reisen in Birma unentbehrlich. =Gefahren für Reisende.= _=Bisse wilder Tiere=_ (Pariahunde, Schakale) muß man, falls Wutverdacht vorliegt, im Pasteur-Institut in Kasauli nahe bei Kalka (S. 75) und in Coonoor (Nilgiris) behandeln lassen. In Bombay wird ein Pasteur-Institut eingerichtet. --Schlangen (namentlich Cobras, Brillenschlangen) zeigen sich gelegentlich (auch noch auf Malabar Hill in Bombay), Europäer verscheuchen die Tiere aber meist durch das Geräusch ihrer Schuhe. Schlangenbisse werden ähnlich wie Kreuzotterbisse behandelt: man verhüte, daß das Gift zum Herzen gelangt, durch Abschnüren des gebissenen Gliedes; die Wunde öffnen, ausbluten lassen, auswaschen mit Lösung von übermangansaurem Kali oder (falls dies nicht zur Hand ist) mit heißem Eisen oder Pulver ausbrennen, dazu tüchtig Bewegungen machen, Alkohol trinken etc., um das Gift »auszuschwitzen«. Als Gegengift erhält man in Indien »Calmette's Antivenene Serum« oder Chlorpastillen. -- Skorpionbisse sind schmerzhaft, aber selten gefährlich; man wasche sie mit Ammoniak oder Essig aus.--Bestreichen mit Eukalyptusöl schützt vor den wegen Malaria-Ansteckung gefährlichen Moskitostichen, die man auch mit Ammoniak oder Essig behandelt. _=Krankheiten=_, denen Reisende in Indien ausgesetzt sind: Cholera (Ansteckung meist durch Wasser); Verstopfung (man nehme Cascara-Tabletten); Durchfall (nie vernachlässigen); Dysenterie; Malariafieber; Augenentzündung; Typhus; Geschlechtskrankheiten. --Die Pest (engl. _plague_) ist fast überall in Indien heimisch, tritt unter den Eingebornen mehr oder minder stark auf, im März am schlimmsten. Europäer bleiben ziemlich verschont, wenn sie nicht in nahe Berührung mit dem Volke kommen. Die religiösen Feste der Hindus tragen viel zur Verbreitung der Pest bei. 2. Bombay Vgl. den beifolgenden Plan. =Ankunft zur See.= Die meisten Dampfer ankern auf der Reede; Reisende werden mit Dampfboot gelandet. Zolluntersuchung in der Halle bei der Landungsbrücke. Schußwaffen, auch gebrauchte, zahlen hohen Zoll (s. S. 49), wenn man sie nicht im selben Jahre schon in Indien verzollt hat. Der Zoll wird bei der Abreise gegen Vorzeigen der Quittung (Receipt) zurückerstattet. Meist erhält man schon auf dem Dampfer oder im Zollamt ein Formular, in das jeder Reisende Zahl der Gepäckstücke, Inhalt und Wert anzugeben hat. Wenn das schwere Gepäck innerhalb 24 St. nicht untersucht ist, wird es nach dem städtischen Zollamt (_Town Custom House_; C4) gebracht. 5 St., nachdem die Ankunft eines P.
3,073
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1284
399
50669-0-3
Gutenberg
9,995
& O.-Dampfers signalisiert ist, gehen Schnellzüge für Durchreisende nach dem Osten ab.--Beauftragte der bessern Hotels sowie von Thos. Cook & Son kommen mit den Zollbeamten an Bord und übernehmen Aufträge zur Besorgung des Gepäcks. Falls der Dampfer nachts ankommt, bleibt man am besten bis Tagesanbruch an Bord. [Hand]Man hüte sich vor aufdringlichen Agenten unbekannter Firmen! =Gasthöfe:= _Taj Mahal Palace Hôtel_ (Pl. e, C5), erstklassiges Prachthotel (meist deutscher Direktor) mit europäischer Einrichtung, der größte und schönste Gasthof in Indien, elektr. Licht, Fahrstühle etc.; 400 Z., Pens. (bei 7 Tagen Aufenthalt) von 10 Rup. an.--_Majestic_ (Pl. e, B5), Wodehouse Road, 95 Z., Pens. 10-25 Rup., modern eingerichtet.--_Great Western Hotel_ (Pl. b, C4), Apollostraße; bequem; Fahrstuhl, elektr. Licht.--_Apollo Hotel_ (Pl. c, B5), Colaba Causeway, nahe dem gleichnamigen Bootshafen. --Die größern Gasthöfe haben =Bars=, an denen man Bier erhält. =Restaurants:= _Victoria Station Restaurant_, im Hauptbahnhof.--_W. B. Green & Co._--_The Apollo Hotel Restaurant_ (Pyrke).--_The Majestic_ (gegenüber Apollo Hotel).--_Mongini_, Church Gate Street.--_Cornaglia_, Konditorei, Meadow Street 83. =Diener.= Je nach Bedürfnis nimmt man sofort nach Ankunft einen Diener (_Boy_), jeder Europäer in Bombay hat ihn; Gehalt vgl. S. 51. Doch können Reisende in Bombay ohne Diener durchkommen, je nach Ansprüchen auf Bequemlichkeit. Über Annahme etc. vgl. S. 51 (wichtig!). =Post, Telegraph, Telephon= (B4) neben dem Victoria Terminus (Hauptbahnhof) und in der Esplanade Road, etwa 10 Min. sw. vom Hauptbahnhof. Ein _Post Office Guide_ und ein _Indian Telegraph Guide_ (zu je 4 annas) sind bei jedem Amt zu haben. =Wagen und Droschken:= Man frage den Hotelportier, wieviel man zahlen soll, weil die Tarife zuweilen unverständlich sind. Die _Autodroschken_ (Taxicabs) haben Fahrpreisanzeiger. =Straßenbahnen= werden von Europäern wenig benutzt; ihre Endpunkte sind Colaba Station und Sailors Home am Südende der Stadt; sie laufen bis zum Nordende der Stadt, über Grant Road, nach Parell und nach den Docks. =Eisenbahnen.= Zwei Hauptlinien: 1) Die _Great Indian Peninsula Railway_ (G. I. P.) vom Hauptbahnhof Victoria Terminus (C3) für Fahrten nach Allahabad, Cawnpore, Lucknow, Agra und Delhi, Benares, Calcutta, Poona, Hyderabad, Madras und nach dem Süden. Schnellzüge nach Calcutta via Jubbulpore in 46 St., via Nagpur in 48 St.--2) Die _Bombay, Baroda & Central Indian Railway_ (B. B. & C.
2,637
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1285
356
50669-0-3
Gutenberg
9,995
I.), von Colaba Station (B5) für Fahrten nach Ahmedabad, Ajmer, Jaipur, Agra, Delhi, Lahore und nach dem Norden, hat mehrere Bahnhöfe in Bombay; Reisende, die nahe dem Fort wohnen, benutzen _Church Gate Station_ (B4) oder _Colaba Station_ (B5); die auf Malabar Hill oder in Byculla wohnen, benutzen _Grant Road Station_. Man erhält Rundreisekarten bei Thos. Cook & Son, s. S. 54. =Dampfer:= _Österreichischer Lloyd_, Agentur: W. Denso (Telegrammadr.: »Lloydiano-Bombay«, Church Gate Street 50; nach Triest jeden Monat zweimal (Mai bis August nur einmal) in 16 Tagen; ferner nach Colombo, Penang, Singapore, Hongkong und Schanghai monatl.--_Messageries Maritimes_, alle 4 Wochen nach Marseille, Agentur: Hornby Road, Albert Buildings; beide Gesellschaften haben gemeinschaftliche Rückfahrkarten (S. 9).--_Peninsular & Oriental S. N. Co._ (P. & O.), Agentur: 3 Rampart Row; jeden So. nach Brindisi und London, 14tägig nach Colombo, China, Japan und Australien; ähnlich _Ellerman Line_ und _Anchor Line_.--_Società Nazionale di Servizi Marittimi_, Agentur Hornby Road 59, nach Neapel und Genua.--_British India S. N. Co._, Agentur: Mackinnon, Mackenzie & Co., Ballard Road; wöchentl. nach indischen Küstenhäfen, Calcutta, Karachi, dem Persischen Golf, Birma und der Ostküste von Afrika.--_Deutsche Ostafrika-Linie_ (Hamburg), Agentur A. Strandes, 14tägig nach Ostafrika (Daressalam etc.). --Fahrpläne geben die Tageszeitungen. =Bankgeschäfte:= _Hongkong and Shanghai Banking Corporation Ltd._, Church Gate Street 40;--_Chartered Bank of India Australia & China Ltd._, Elphinstone Circle, gegenüber Telegraphenamt. --_National Bank of India Ltd._ (Korr. der Deutschen Bank und der Allgem. Deutschen Creditanstalt in Leipzig), Rampart Row;--Mercantile Bank of India, Esplanade Road; alle Korr. der Berl. Disconto-Gesellschaft. =Sprache.= Englisch wird in allen Hotels, auch in den meisten Rasthäusern (Dâk Bungalows) gesprochen. Von den vielen neuindischen Sprachen, die in den verschiedenen Gebieten Vorderindiens gesprochen werden, ist das _Hindostani_ oder _Urdu_ die verbreitetste; es ist ein Hindudialekt mit vielen persischen und arabischen Beimischungen, auch einigen malaiischen, portugiesischen und englischen Wörtern. Grammatik und Wörterbuch von _Forbes_ (London 1855 und 1846) gelten noch jetzt als beste Sprachführer. Zum Gebrauch für Reisende genügt aber der »_Hindustani Manual for Beginners_« (Times of India-Press, Bombay), der viele Wörter und Sätze enthält; ferner: »_Marlborough's Hindustani Self Taught_« (2 Rup. 4 annas); »_How to speak Hindustani in a Month_« (1 Rup.).--Betreffs der Aussprache englisch geschriebener geographischer Namen sei bemerkt, daß u im allgemeinen wie a gesprochen wird: Kalkatta (geschrieben Calcutta), Dschamna (geschrieben Jumna), Lackno (geschrieben Lucknow) etc. =Reisebureaus, Agenten.= _Norddeutscher Lloyd:_ Thos. Cook & Son.--_Hamburg-Amerika Linie_, Volkart Brothers. --_Thos.
3,130
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1286
389
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Cook & Son_ (B4), Esplanade Road 13 (Lesezimmer); geben »Cooks India. Information for Travellers landing at Bombay and Calcutta« mit Angaben über Reisewege und Fahrpreise heraus, ein sehr nützliches Heft. Fahrkarten sind oft für die Bahn billiger und schneller in Cooks Office zu haben als auf den Bahnhöfen. Cook gibt auch Hotelcoupons, für ganz Indien gültig, aus, seine Fahrkarten können getauscht oder zurückgegeben werden. Es empfiehlt sich, Briefe aus der Heimat an Cook schicken zu lassen, der sie dem Reisenden nach Verabredung nachschickt (Deutsch wird aber im Bureau nicht gesprochen!).--_=Reiseagenten=_, die Reise- und Geldgeschäfte, auch eingeborne Diener besorgen, Briefe nachsenden etc., sind: _Latham & Co._ (empfohlen), Apollo Street; _King King & Co._, Standard Buildings, Hornby Row; _Grindlay, Groom & Co._, Hornby Road. (Vorsicht ist bei Agenten geboten!) =Konsulate:= _Deutsches Reich_ (B5), Konsul Dr. Heyer.--_Österreich-Ungarn_ (B5), Konsul Graf Thurn. =Polizei= (_Police Courts_; C3) gegenüber dem Victoria-Bahnhof. Polizeiwache neben Apollo Hotel. Polizeipräsidium gegenüber Crawford Market. =Bäder= in allen Gasthöfen. Seewasserbäder zum Schwimmen in _Back Bay_ (B5) und _Breach Candy_ (im NW.); Badezeit im Hotel erfragen =Ärzte:= Dr. _Alphons Mayr_ (Deutscher), Konsulatsarzt, Roosevelt House, Apollo Reclamation (gegenüber Taj Mahal Hotel), zu empfehlen.--Zahnärzte: Dr. _Barr_, Mayo Road; Dr. _Davison_, Landsdowne Road. =Apotheken:= _Thompson & Taylor_, Esplanade Road; _Kemp & Co._, Elphinstone Circle (C4), Sassoon House und im Taj Mahal Hotel. =Buchhandlungen:= _Taraporevala_, Meadow Street; _Thacker & Co._; Esplanade Road (B4);--_Combridge & Co._, Esplanade Road.--_Presse:_ _The Times of India_; _The Bombay Gazette_; _Advocate of India_ (Abendblatt). =Photographien:= _Metzker_ (Deutscher, gelobt), Hornby Road, Whiteways Building.--_Bourne & Shepherd_, Esplanade Road 18, liefern Films und Platten jeder Art;--_Clifton & Co._ (Mitbesitzer: Schultz), Meadow Street, sprechen Deutsch. =Geschäftsadressen.= _=Indische Kuriositäten:=_ _Tarachund_, Meadow Street;--_Ramswamy_, ebenda;-- _Hurjimuli_ und in den Läden in der Kalbadevi Road und deren Nebenstraßen. --_=Reiseausrüstung:=_ _Army & Navy Stores_; _Badham & Pile_; _Asquith & Co._; _Whiteway, Laidlaw & Co._; _Hoar & Co._; sämtlich Esplanade Road. =Vergnügungen, Theater= (nur zeitweise): _Royal Opera House_, Queens Road; _Gaiety Theatre_ und _Novelty Theatre_ (BC 3), nahe Victoria-Bahnhof. --_Native Theatre_ (A1), Grant Road.-- _=Öffentliche Musik=_ an bestimmten Tagen im Yacht Club und am »Bandstand« (Musiktempel); Sa. in Byculla, Victoria Gardens; ebenda _Botanischer_ und _Zoologischer Garten_ und _Museum_. =Klubs, Vereine:= _Deutscher Klub_, Kennedy Sea Face.--_Byculla Club_, Bellasis Road, Byculla, mit Schlafgelegenheit. _Bombay Club_, 26 Esplanade.--_Yacht Club_, Apollo Bandar (C5).--_Bombay Gymkhana and Golf Club_, Esplanade Road.--_Ladies' Gymkhana_, The Ridge, Malabar Hill, abds. sehr besucht. =Zeiteinteilung.= 1.
3,229
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1287
392
50669-0-3
Gutenberg
9,995
Tag Vm.: Wagenfahrt Fort, Europäerstadt und Native Town (Eingebornenstadt), bequem in 4-5 St. zu durchfahren; Nm. 2 Uhr: Mit Cooks Dampfer (s. S. 61) nach Elephanta, zurück 7 Uhr;--2. Tag Vm.: Wagenfahrt nach Malabar Hill zu den Türmen des Schweigens (7-1/2-9) mit Eintrittskarte vom Hotelportier; Nm.: Native Town-Basar »shopping« und Wagenfahrt nach Victoria Gardens und Museum. Abendspaziergang zum Studium des Volkslebens gegen 6 Uhr;--3. und 4. Tag: Ausflug nach Ellora (S. 61);--5. Tag früh: Autofahrt nach Mahim und Vehar Lake. Weitere Ausflüge s. S. 62. =Geschichtliches.= Bombay wurde 1530 vom Sultan Balladur, dem König von Gujarat, an die Portugiesen abgetreten, die dort eine befestigte Handelsfaktorei einrichteten. Bei der Heirat Karls II. von England mit der portugiesischen Infantin Katharina ging Bombay als Mitgift an die englische Krone über, wurde aber schon 1668 der Ostindischen Kompanie gegen einen Pachtschilling von 10 £ jährlich übergeben. Diese Kompanie verstand die günstige Lage des Platzes zu würdigen und auszunutzen; schon 1686 wurde der Sitz der westlichen indischen Statthalterei aus Surate nach Bombay verlegt, gleichzeitig Postamt und Münze errichtet. Durch geschickte Maßregeln, Zoll- und Religionsfreiheit für die Ansiedler, Ausbau des Hafens entwickelte sich der Platz und übertraf schließlich den alten Handelsplatz Surate bedeutend. Im 19. Jahrh. bewirkte die Steigerung der Baumwollausfuhr infolge des nordamerikanischen Sezessionskrieges schnelles Aufblühen Bombays. Seit Eröffnung des Suezkanals ist Bombay die zweite Handelsstadt Indiens geworden, hat aber seit 1896 durch Mißernten und Pest gelitten. Das =Klima= von Bombay ist in der Trockenzeit nicht so heiß wie in andern indischen Plätzen. Der SW.-Monsun (Regenzeit) setzt etwa in der zweiten Juniwoche ein, der Regen dauert regelmäßig bis Ende September. Mai und Oktober sind die heißesten Monate, aber auch dann wird die Hitze durch kühle Seebrise gemildert, anderseits macht sie sich infolge der großen Luftfeuchtigkeit und der geringen nächtlichen Abkühlung oft fühlbarer als im Innern des Landes. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 26,3° C, zwischen 23,6° im Januar und 29,2° im Mai. Die mittlere jährliche Regenmenge beträgt 1880 mm, wovon 1800 mm allein in der Zeit von Juni bis Ende September fallen. =Bombay=, nach der Göttin Mumba benannt, wichtigster Seehafen der indischen Westküste und Hauptstadt der gleichnamigen Präsidentschaft des britisch-indischen Kaiserreichs, unter 18° 55' nördl. Br., liegt auf der 55 qkm großen Insel _Bombay_, die durch einen schmalen Sund von den Inseln _Salsette_ und _Trombay_ getrennt ist; von Bombay führen zwei Eisenbahnbrücken und eine Straßenbrücke (_Sion Causeway_) über diesen Sund.
2,902
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1288
394
50669-0-4
Gutenberg
9,998
Neben einem alten Leuchtturm steht östl. vom Kirchhofe das magnetische, astronomische und meteorologische _Observatorium_. Folgt man der Hauptstraße _Colaba Road_ nördl., so sieht man an beiden Seiten die Kasernen (_Barracks_) der europäischen Besatzungstruppen mit Familienwohnhäusern, Gärten und Schießplätzen; r. liegt eine Landungsbrücke (_Pilots Bandar_) für Lotsenboote sowie der Schuppen für das Rettungsboot. Dicht l. an der Straße folgt dann die hübsche _St. John's-Kirche_ (»Afghan Memorial Church of John the Evangelist«), zum Andenken an den Feldzug in Afghanistan (1838-43) erbaut; der Kirchturm ist zum Teil vom Parsen Cowasjee Jehangir 1864 gestiftet. Eine andre Stiftung der sehr wohltätigen und liberalen Parsen ist das _Parsi-Sanatorium_ l. am schmalsten Teile der Colaba Road, dicht an der Back Bay, mit Palmen umgeben. An dieser Stelle wird die Halbinsel plötzlich breiter; l. breitet sich das neue Villenviertel _Colaba Reclamation_ dicht am Meere aus, das durch die Brücke _Wodehouse Bridge_ mit Queens Road verbunden ist; r. von der Straße liegt das _Sassoon Dock_, das älteste künstliche Hafenbecken, jetzt fast nur zum Landen von Truppen benutzt. Daneben liegen Baumwollager, in denen die Baumwolle, zur Verschiffung in feste Ballen mit hydraulischen Pressen (bis zu 800 Ton. Druck auf jeden Ballen) zugerichtet, aufgestapelt liegt. Ein Baumwollballen hat über 100 Rup. (etwa 150 M.) Wert. Andre Fabriken und Warenlager liegen in der Nähe des Colaba-Bahnhofs, dessen Gleise bis zum Hafen führen. Colaba Station (B5) ist Endpunkt der _Bombay, Baroda & Central Indian Railway_ (S. 53). -- Nördl. von diesem Bahnhof heißt die Hauptstraße _Colaba Causeway_; sie führt am Schuppen der Straßenbahn vorbei, wo der sehenswerte Baumwollmarkt (jährlich über 4 Mill. Zentner) abgehalten wird. L. am Nordende des Colaba Causeway stehen das _Apollo Hotel_ (Pl. c) und das _Majestic Hotel_ an einem großen freien Platz mit dem neuen _Museum_ und den Standbildern des _Königs Eduard VII._ (Pl. 13) und des _Königs Georg IV._ Unweit davon in Wodehouse Road die römisch-katholische Kathedrale und der Wohnsitz des (deutschen) Erzbischofs Dr. Juergens, S.J. -- R. das _Royal Alfred Sailor's Home_ (BC5), Seemannsheim mit Schlafstätten, und einige noch freie Bauplätze, daran schließt sich die _Marinewerft_ (Dockyard, C5), 1767 vom Parsen Lowji Naushir begründet; hier wurden von parsischen Schiffbaumeistern und Zimmerleuten viele vorzügliche große Segellinienschiffe aus Teakholz erbaut; jetzt enthält die Werft 6 Docks und mehrere Schiffbauhelgen. -- Eine Seitenstraße führt vom Seemannsheim sö.
2,606
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1289
377
50669-0-4
Gutenberg
9,998
nach dem _Apollo Bandar_ (C5), Bootsanlegeplatz mit Flutmesserhäuschen, vor dem das _Haus des Jachtklubs_ (C 5) mit Signalmast steht und vor dessen Strand nur Jachten ankern dürfen; an zwei Abenden der Woche versammelt sich dort bei Musik die »Gesellschaft« Bombays. -- Vom Seemannsheim führt der Weg um den vorerwähnten Platz zur _Rampart Row_, an deren SO.-Ende, Ecke der Marine Street, die 1818 erbaute schottische _St. Andrew's Kirk_ (C4) steht. Daneben der ehemalige Eiskeller aus der Zeit, als das Eis noch in Segelschiffen von Nordamerika nach Indien gebracht wurde. Gegenüber der Rampart Row liegt _Sassoon's Mechanic's Institute_ (Pl. 14, B4), eine Gewerbeschule mit guter Bibliothek (auch für Fremde benutzbar), neben Watson's Hotel. Dicht dabei steht _Elphinstone College_ (B4) zur höheren Bildung Eingeborner, nach dem berühmten Gouverneur Sir Mountstuart Elphinstone benannt und hauptsächlich von dem Parsen Sir Cowasjee Jehangir Readymoney gestiftet, mit Freistellen für begabte unbemittelte Schüler. Die Rundfahrt führt um das Südende des _Institute of Science_ in die Mayo Road, wo der erste Prachtbau r. in venezianisch-gotischem Stil das =Presidential Secretariat= (B 4) ist, der Regierungspalast des Governor und der Members of Council, zugleich die Amtsräume der Finanz- und Rechtsverwaltung. Sw. davon liegt am Strande der Back Bay die Schwimmanstalt (B 5) und die Station für drahtlose Telegraphie; auf dem Platz in der Nähe ist eine Halle für die Musikkapelle, die hier abends spielt. Dahinter einige Sportklubs: _Commercial Gymkhana_, _Princess Victoria Gymkhana_, _Japanese Club_. -- Der nächste Prachtbau neben dem Regierungspalast ist die =Universität= (_University Hall_, B 4), auch von Sir Cowasjee Jehangir gestiftet; ihr prächtiger Glockenturm (oben hübsche Rundsicht über Bombay) ist gestiftet vom Parsen Premchand Raichand und zum Andenken an dessen Mutter _Rajabai Tower_ genannt; die Halle neben dem Turm enthält die Universitätsbibliothek. Diese »Universität« ist nur eine Prüfungsanstalt; Vorlesungen werden nicht gehalten; in den hübschen Gartenanlagen zwischen ihr und Esplanade Road sollen große Prüfungshallen erbaut werden. -- Der nächste Prachtbau, in englischer Frühgotik, ist der _High Court of Justice_ (höchster Gerichtshof, Pl. 6); hinter ihm liegt an der Esplanade Road der Bombayklub (S. 55). Der nächste Bau in Mayo Road ist das _Public Works Secretariat_ (Pl. 7), Regierungsamt für öffentliche Arbeiten (in der Nähe Standbilder von Sir Rich. Temple [Pl. 5] und Lord Reay [Pl. 4]), dessen Vorderseite nach der Querstraße Church Gate Street zeigt, an deren Westende dicht am Strande _Church Gate Station_, Verwaltungsgebäude und Bahnhof der B. B. & C. I.-Bahn, B 4) liegt.
2,723
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1290
398
50669-0-4
Gutenberg
9,998
Folgt man nördl. der Mayo Road, so passiert man r. das alte _Postamt_ (Post Office, B 4) mit drei weiten Hallen in venezianisch-gotischem Stil (Hauptamt östl. vom Victoria-Bahnhof kürzlich fertiggestellt), dann folgt das modern-gotische _Telegraphenamt_ (Telegraph Office), vor dessen Nordende ein gutes _Marmorstandbild der Königin Victoria_ (B 3/4) von Noble steht, gestiftet von dem indischen Fürsten Khande Rao Gaekwar.--Nun fahre man die Esplanade Road südl. zurück bis zur _Floral-Fontäne_ (Pl. 8), dann l. in die Church Gate Street bis zu dem Platz _Elphinstone Circle_ (C 4) mit Gartenanlagen, vor der =Town Hall= (C 4), die große Versammlungsräume enthält, darunter einen für die wissenschaftliche _Bombay Asiatic Society_, mit großer, 10-5 Uhr auch für Fremde (mit Empfehlungen) geöffneter Bibliothek und Museum mit Gemälden und Standbildern verschiedener Governors. Die _Anthropological Society_ und _Bombay Geographical Society_ sind mit der Bombay Asiatic Society verbunden. Auch Konzerte finden in der Town Hall statt. -- Gegenüber der Town Hall liegt die =Kathedrale=, _Cathedral of St. Thomas_ (Pl. 9, C 4), erbaut 1718; im Schiff historische Gedenksteine: für den Governor Duncan; für Kapitän Hardinge, der 1808 in einem siegreichen Seegefecht fiel; für Oberst Campbell, der die Festung Mangalur monatelang gegen Tippu Sahibs Übermacht hielt; für den Admiral Sir Frederic Maitland, der Napoleon I. auf dem Bellerophon nach St. Helena brachte, u. a. -- Nahebei in der Apollo Street Nr. 6 das kleine Museum der _Natural History Society_. Südl. neben der Town Hall das _Zollamt_ (C 4), wohl das älteste Gebäude Bombays, das 1665 noch portugiesische Kaserne war. Dicht nördl. von der Town Hall die _Münze_ (The Mint, C4); daneben an der Ballard Road ist das _Hafenamt_ (Port Trust, C4) mit Signalmast und vor diesem die alte Landungsbrücke (Ballard Pier, C4); dort werden Sturmsignale und andre Hafensignale gegeben, die am Centre Dock-Signalmast am Victoria Dock wiederholt werden. Nördl. von Ballard Pier wird ein riesiges neues Hafenbecken, _Alexandra Docks_, ausgeschachtet. -- Vor der Münze liegt ein rundes Süßwasserbecken, südl. davon die alte _Zitadelle_ (The Castle, C4), von der nur noch die Seeseite erhalten ist; auf dem Uhrturm fällt täglich 2 Uhr indischer Einheitszeit (Indian Standard Time) der Zeitball zum Uhrvergleich für Schiffe und Stadt. Mit dem Castle verbunden ist ein _Arsenal_ (C4), Zeughaus mit Waffensammlung. Nun zurück durch Church Gate Street zur _Floral-Fontäne_, dann nördl. in die Straße r., die Hornby Row, bis zum _Rathaus_ (Municipal Buildings, BC3) mit 76 m hohem Turm.
2,621
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1291
393
50669-0-4
Gutenberg
9,998
Daneben in Cruikshank Road das _Polizeigericht_ (Police Court), dann das _Kamahospital_ (Stiftung von Pestonji Hormusjee Kama, für Frauen und Kinder, von weiblichen Ärzten geleitet), weiter _St. Xavier's College_ (Pl. 1, B3), eine vorzügliche Jesuitenschule; weiterhin folgen _Elphinstone High School_, eine Hochschule mit 28 Klassen für den Mittelstand der Eingebornen, wo unterrichtet wird in Englisch, Guzerati, Sanskrit, Latein und Parsisch; daneben _St. Xavier's High School_, von deutschen Patres geleitet, an der Carnac Road. -- Weiter das _Gokaldas Tejpal-Hospital_ (nach dem Stifter benannt), für Eingeborne bestimmt, das jährlich an 13000 Kranke behandelt. Das Eckhaus von Carnac und Hornby Road ist das Polizeipräsidium; ihm gegenüber an der Hornby Road liegt der =Crawford Market= (C2) mit Markthallen, in deren Mitte ein Brunnen, gestiftet von Sir Cowasjee Jehangir Readymoney; sehenswerte Verkaufsstände mit indischen Früchten, Blumen, Gemüsen und Fischen (den Bombay duck [gedörrter Fisch] ißt man zum Curry; sehr gut ist auch der Sargutali oder Pomfret). In derselben Straße folgen die _School of Arts_ (C2), eine 1857 errichtete Kunst- und Kunstgewerbeschule, und daneben, gegenüber dem Victoria-Bahnhof, die _Anjuman-i-Islam School_ (Pl. 3, C3), eine mohammedanische höhere Schule (eröffnet 1893). An der Ostseite der Hornby Road liegt *=Victoria Terminus= (C3), ein gotisch-indischer Prachtbau; er gibt ein Bild vom Reichtum der Stadt und ist einer der schönsten Bahnhöfe der Erde. Gegenüber vom Bahnhof liegt der Neubau des Hauptpostamts und weiterhin, östl. vom Bahnhof, an der Frere Road, liegt das auch für Reisende empfehlenswerte Krankenhaus _St. George's General Hospital_, begründet 1889. Rückfahrt über Esplanade Road zum Hotel. =Native Town= (_Black Town_; A-C1), die Eingebornenstadt, dicht bevölkert, mit meist engen, oft krummen Gassen, beginnt nördl. vom Crawford Market; sehenswerte _Basare_, allerdings mit viel Trödel, aber mit interessantem Menschengetriebe an Indern (Hindus und Mohammedaner), Parsen, Afghanen, Arabern. Man achte auf die verschiedenen Kopfbedeckungen. Gelegenheit zur Teilnahme an parsischen Hochzeitsfesten oder hinduistischen Götterfesten (z. B. zu Ehren der Glücksspenderin Lakschmi) sollte man ausnutzen, um das Volk kennen zu lernen. Mitten im Eingebornenviertel liegt _Pinjrapol_ (B1/2), ein Tierasyl (sehenswert, aber nichts für schwache Nerven), wo altes Rindvieh, Ziegen, Schafe, Esel, Büffel und Hunde das Gnadenbrot erhalten; als Weihgeschenke sind auch gesunde starke Tiere dort. Verschiedene Wasserbehälter mitten in der Stadt sind mit Tempeln umgeben.
2,622
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1292
360
50669-0-4
Gutenberg
9,998
-- Im nördlichen Teile der Native Town liegt das _Grant Medical College_ (C1), eine medizinische Hochschule zur Ausbildung von Indern zu Ärzten; damit verbunden ist das große _Sir Jamsetjee Jeejeebhoy Hospital_ (für Parsen getrennt, doch auch für Brahmanen und Mohammedaner), ein Hospital für Unheilbare mit Baracken für ansteckende Krankheiten. -- An der Queen's Road, 10 Min. nördl. von Marine Lines Station, sind die _Leichenverbrennungsstätten_ (A2, Hindu Burning Ground), längliche Höfe mit Warteräumen, in deren Mitte auf eisernen Gabelständern der Leichnam mit Holz umgeben wird (bei Reichen kostbare Hölzer!); Asche und Knochenreste werden nachher ins Meer geworfen. =Umgebung:= 1) =Malabar Hill= (etwa 6 km von Colaba Station, zu erreichen mit Wagen vom Hotel aus, oder mit Bahn von Colaba bis Grant Road Station, wo man frühmorgens in der Bellasis Road die Araberställe und -pferde besichtige, die von Arabern nach Bombay zum Verkauf gebracht werden, dann mit Wagen) auf der Halbinsel an der Westseite der Back Bay; Fahrweg dahin sehr schön längs des Strandes. Auf der Südspitze der Halbinsel _Malabar Point_ stehen die Villengebäude des Gouverneurs; in ihrer Nähe eine Batterie. Die Spazierfahrt längs der Westseite des Malabar-Hügels bis nach Breach Candy ist eine der schönsten von Bombay und abends von Wagen und Reitern viel besucht. Auf Malabar Hill ist das gesündeste und vornehmste Viertel mit Villen und Gärten. Dicht beim Gouvernements-Bungalow sind die malerischen Tempelanlagen von _Walkeshwar_, ein berühmtes Hinduheiligtum. Gibbs Road, die nördliche Fortsetzung der Ridge Road, führt nach dem Gipfel des Malabar Hill. Dort nordöstlich der Villenanlage die *=Türme des Schweigens= (_Towers of Silence_), die Begräbnisstätte der Parsen, die größte Sehenswürdigkeit Bombays (Eintrittskarten zur Besichtigung [7-1/2-9, 2-1/2-4-1/2 Uhr] besorgt der Hotelportier). Der Eingang führt durch ein modernes eisernes Tor, eine steinerne Freitreppe hinauf in einen schönen Garten durch eine innere Mauer; von da nimmt ein Parsi-Priester die Führung. Bei dem steinernen Bethaus, in dem das ewige heilige Feuer brennt, hat man einen prächtigen Rundblick über ganz Bombay und die See. Der Führer zeigt ein Modell der Türme. Es sind fünf Türme, die _Hans Meyer_ wie folgt beschreibt: » ... sie können besser runde Terrassen genannt werden. Jeder hat nur einen Eingang, der durch einige Stufen von außen zugänglich ist. Nur den die Leiche begleitenden Trägern und Priestern ist der Zutritt zum Turm gestattet. Die innere Einrichtung ist sehr einfach. Der Turm ist in drei konzentrische Ringe geteilt, in deren jedem eine gewisse Anzahl von Mulden ausgehöhlt ist.
2,700
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1293
398
50669-0-4
Gutenberg
9,998
In die Mulden des äußern Ringes werden die männlichen Leichen, in die des mittlern die weiblichen und in die des innersten die Kinderleichen gelegt. Nach dem Zentrum hin sind die Ringe etwas geneigt. Dort ist ein runder Schacht in das Mauerwerk eingelassen, in den das Regenwasser abfließt und der später die Gebeine aufnimmt.« Sobald eine Leiche in den Turm gelegt ist, fallen Scharen von Geiern über sie her und fressen in kaum einer Stunde alles Fleisch auf. Beim Ausbruch der Pest mußten mit großen Kosten mehr Geier herbeigeschafft werden. Die Knochen werden in den Schacht geworfen und zerfallen da. Das aus dem Schacht abfließende Regenwasser wird durch eine Kohlenschicht geleitet und desinfiziert, ehe es in See fließt. Der größte Turm hat etwa 7,6 m Höhe und 84 m Umfang.« -- Diese Bestattungsweise der Parsi entspricht dem Gebote des Zendavesta, der Bibel der von Zoroaster gegründeten iranischen Nationalreligion, daß die Elemente nicht durch Berührung mit Verwesungsstoffen verunreinigt werden dürfen, und daß im Tode reich und arm sich begegnen müssen. Auf demselben Bergrücken, der die Türme des Schweigens trägt, liegt der Sportplatz _Ladies' Gymkhana_, mit Tennis- und andern Spielplätzen, abends sehr besucht; Ehrenmitglieder werden zugelassen. -- Nördl. von Malabar Hill liegt _Camballa Hill_ (88 m), ebenfalls mit vielen hübschen Bungalows und Villen besetzt und nahe bei Grant Road Station. Man achte in den Gärten auf Schlangen! 2) =Byculla= (etwa 4 km mit Bahn von Victoria Stat.), an der Parel Road das _Albert- und Victoria Museum_, mit Standbild des Prinzgemahls, im =Victoriapark= (_Victoria Gardens_), einem schönen Botanischen Garten mit Tiergarten; zweimal wöchentl. Militärmusik. -- In =Parel= (4 km nördl. von Byculla, an derselben Bahn) wird der alte Gouverneurspalast als Laboratorium für Pestuntersuchungen benutzt. 3) =Elephanta= (Fahrt von Apollo Bandar mit Cooks Dampfer in 1-1/2 St., 7 Rup. die Person, meist tägl. Nm. 2 Uhr ab Taj Mahal Hotel, Rückkehr 7 Uhr), eine kleine Felseninsel, 9,5 km östl. von Bombay, ist wegen ihres alten Hinduhöhlentempels sehenswert, der aus dem 8. Jahrh. stammt. Prächtige, aber meist heiße Fahrt durch den Hafen. Vom Landungsplatz vor der Ostseite der Insel führen bequeme Steinstufen zu dem Höhlentempel, der etwa 76 m über dem Meere liegt, 43 m breit und lang sowie 4 m hoch ist; er war durch 42 aus dem Felsen gehauene Säulen gestützt, die zum Teil zerstört sind.
2,579
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1294
382
50669-0-4
Gutenberg
9,998
Gegenüber dem Haupteingang ein 6 m hohes Brustbild der Dreieinigkeit Brahmas, Wischnus und Schiwas; die vielverschnörkelten Riesenreliefs sind schwülstig und ohne künstlerischen Wert, aber die Technik des Baues ist zu bewundern. Giftschlangen sollen zahlreich auf Elephanta vorkommen. Der Hinduname für Elephanta ist _Gharapuri_ (Felsen- oder Höhlenstadt). (Andre Höhlentempel findet man in _Kanhari_ in der Mitte der Insel Salsette; in _Montpezir_, Bahnstation Borivli; in _Jogeshivar_, Bahnstation Goregaon.) 4) *=Ellora= (_Elura_), ein Ausflug auf 2-3 Tage, beschwerlich, aber sehr lohnend; mit Great Indian Peninsula-Bahn von Victoria Station in etwa 9 St. zu erreichen; Fahrpreis I. 14 Rup., II. 7 Rup.; Entfernung 212 M. Erlaubnis zur Benutzung der Rasthäuser (Rest houses) in Ellora erhält man auf Antrag vom Residenten in Hyderabad. -- Die Fahrt zwischen Bombay und Igatpuri ist eine äußerst malerische Strecke und sollte bei Tage gemacht werden; man fahre mit Mittagszug bis Igatpuri dem Schnellzug, der abends fährt, voraus. Bei _Riva_ verläßt die Bahn die Insel Bombay und führt über einen Damm (_Sions Causeway_) nach (10 M) _Kurla_ mit früher berühmten Baumwollmühlen, dann an der Ostküste der Insel _Salsette_ nach (21 M) Stat. =Thana= (_Tanna_; Rasthaus), einer sehr alten portugiesischen Niederlassung (1298 erwähnt schon Marco Polo den damals blühenden Handelshafen), die im 16. Jahrh. blühende Seidenindustrie hatte, jetzt von Katholiken bewohnt; viele portugiesische Nachkömmlinge. Die Bahn führt südl. von Thana über eine Brücke zum Festland und dann am l. Ufer des Usher- und Ulhasflusses nach der sehr alten Stadt (34 M) Stat. =Kalyan= (_Bahnwirtschaft_), wo r. die Madras-Bahnlinie (S. 96) abzweigt. Dann steigt die Bahn nö. hinan auf das Dekhan-Hochland durch den Bergpaß _Thal (Thull) Ghat_; bei (75 M) Stat. _Kasara_ beginnt der Aufstieg mit Berglokomotive, Steigung von 320 m auf 9-1/2 M; er endet bei (85 M) Stat. =Igatpuri=, Sommerluftkurort für Bombay, mit Bungalows für die Bahnbeamten. Man befindet sich hier schon an der Wasserscheide der Halbinsel, die sich von hier an langsam ostwärts nach dem Golfe von Bengalen senkt. Im September ist der Pflanzenwuchs hier sehr schön. -- Dann ebene Strecke mit niedrigen Bergen bis --(117 M) Stat. =Nasik= (580 m); die hochheilige alte Hindustadt am Oberlauf des Godavery, des 1800 km (Rhein 1300 km) langen Hauptflusses des Dekhan (mit 35000 Einw., darunter 1300 Brahmanenpriester), liegt 10 km nw.
2,650
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1295
370
50669-0-4
Gutenberg
9,998
vom Bahnhof (Straßenbahn dahin; Dâk Bungalow; Tongas zu mieten); sie hat viele sehenswerte Tempel, darunter der _Kapáleshwar_, der _Sundar Narayan_, Rama's Kund; die Missionsschule Sharanpur; die Lena-Höhlentempel in einem Hügel 5 M sw. von Nasik.--Dann folgt (162 M) Stat. =Manmad= (_Manmar_; _Bahnwirtschaft_; _Dâk Bungalow_), Kreuzungspunkt, wo man in den Zug nach Aurangabad umsteigt; man fährt aber nur bis (212 M) Stat. =Daulatabad=, wo man auf dem Bahnhof speisen kann; man bestelle von Bombay aus vorher beim Stationsvorsteher telegraphisch einen Wagen (Tonga), Preis 12 Rup. Von Daulatabad 16 km Wagenfahrt nach =Ellora= (_Rasthaus_, für jedermann zugänglich, Verpflegung ist mitzubringen). Die berühmten Höhlentempel von Ellora besuchte schon 1306 Aladdin; sie sind in einen halbkreisförmigen, 2,5 km langen Abhang aus dem Fels herausgearbeitet. Am Südende liegen die ältesten buddhistischen Tempel, dann folgen brahmanische, zum Schluß Dschaintempel. Am prächtigsten ist der dravidische Tempel _Kailasa_, aus dem 8. Jahrh.; er ist von einem 45 m breiten und 84 m tiefen Hof umgeben, der innen 32 m hoch ist. Vor dem Hof ist ein steinerner Vorhang mit Riesengestalten Schiwas und Wischnus geschmückt, mit kleinem Eingang in der Mitte. Im Hofe steht der Tempel, aus einem einzigen Felsen gehauen, umgeben von riesigen Steinbildern von Elefanten, Löwen und Greifen. -- 16 Höhlentempel liegen südl. vom Kailasa und fast ebenso viele nördl. Unter den buddhistischen sind wichtig: der _Dherwara_ (der älteste), der _Vichwakarma_, der _Don Tal_ (mit 2 Stockwerken), der _Tin Tal_ (mit 3 Stockwerken). Eine der schönsten Hindutempelhöhlen ist der _Dumar Lena_ (46 m lang und breit). Von diesen Tempeln führt ein Fußsteig (1,5 km) nach den Dschaintempelhöhlen _Jagannath_ und _Indra Sabhas_. [Hand] Wer Ellora gesehen hat, braucht weiter keine Höhlentempel zu besuchen! Etwa 1 km vom Ellora-Rasthaus liegt das besuchenswerte, mit Ringmauer umgebene Städtchen _Roza_ oder _Khuldabad_ (2200 Einw.), 600 m ü. M., Hauptwallfahrtsort für die südindischen Mohammedaner; neben der großen Moschee das unscheinbare Grab Aurangzebs, des letzten bedeutenden Großmoguls (gest. 1707), sowie die Gräber Husan Shahs, des letzten Königs von Golkonda, und Asaf Shahs, des Begründers der jetzigen Dynastie von Hyderabad. Auf dem Hin- oder Rückweg von Ellora fahre man bis zur Bergfeste _Daulatabad_, um den höchsten Punkt der bis 180 m aus der Hochebene aufragenden Basaltfelsen der uralten Zitadelle zu besteigen (Erlaubnis erteilt der Stationsvorsteher von Daulatabad).
2,757
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1296
372
50669-0-4
Gutenberg
9,998
Dann folge man der Hauptstraße nach (25 km von Ellora) =Aurangabad= (Dâk Bungalow, gut, doch klein; 38000 Einw.), 1610 gegründet, Kaiser Aurangzebs bevorzugte Residenz, jetzt betriebsame Handelsstadt, im Dekhan mit prächtigem Mausoleum der Lieblingsgattin _Rabi'a Durrani_ des Kaisers Aurangzeb (Nachahmung des Taj Mahal in Agra). Außerdem sehenswert der _Pan Chakki_, ein Schrein, die große Moschee und viele holzgeschnitzte Häuserfronten. 5) =Mahim= und =Vehar Lake=, Ausflug von Bombay mit Auto, Vm. über Queen's Road, dann quer durch die Insel Bombay und den sehr schönen *_Palmenwald von Mahim_ in ihrer Mitte, der den Reisenden den ersten großen Eindruck der Tropenflora gibt; am Wege prachtvolle hängende Gärten. Das Dorf Mahim liegt malerisch am Nordweststrande der Insel; dort ist ein 1859 begründetes schottisches Waisenhaus (_Scottish Orphanage_). Mahim ist auch Station der B. B. & C. I.-Eisenbahn (14 km von Bombay). Die Landstraße führt dann über den _Sion Causeway_, einen Damm, auf die Insel Salsette, wo etwa 27 km von Bombay der künstlich aufgestaute See _Vehar Lake_ mit dem großen Wasserwerk der Stadt Bombay; der Weg führt durch dichte Dschungeln, die früher reich an Tigern waren; jetzt sind diese »_man eaters_« (Menschenfresser) dort seltener. Auch andres Wild ist frühmorgens dort zu treffen; der See ist sehr fischreich. 3 km nördl. liegt der Stausee _Tuki Lake_ und nochmals 3 km weiter die 109 Höhlentempel von _Kanhari_ (weniger sehenswert als die von Ellora, S. 62). _=Andre Ausflüge=_ (bei längerm Aufenthalt sehr zu empfehlen!) nach *_Bassein_ (S. 64), *_Matheram_ (S. 96), _Khandalah_ und _Karli_, _Poona_ und *_Mahabaleshwar_ (S. 97). 3. Von Bombay über Jaipur, Agra, Delhi und Benares nach Calcutta. Vgl. die Karten bei S. 96 und 64. =Eisenbahn von Bombay nach Calcutta.= 1) _Bengal-Nagpur Railway_, die kürzeste Verbindung durch die südl. Zentralprovinzen, 1221 M (1965 km), sogen. _Calcutta-Mail_ (Schnellzug) über Bhusawal, Nagpur in 41-3/4 St., Fahrpreise: I. Kl. 91 Rup. 1 anna, II. 45 Rup. 9 annas; Rückfahrkarten I. Kl. 171 Rup. 8 annas, II. Kl. 80 Rup. 8 annas, III. Kl. 15 Rup. 10 annas. Abfahrt von Bombay, Victoria Terminus Stat. mittags, Ankunft Calcutta (Howrah) Vm. 2) _Great Indian Peninsular Railway_ und _East India Railway_, 1400 M (2253 km), sogen. _Midland Route_ durch die nördl. Zentralprovinzen über Nasik, Jubbulpore, Allahabad in 42-1/4 St.; Fahrpreise: I. Kl. 99 Rup. 1 anna; II. Kl. 45 Rup. 14 annas; III. 16 Rup. 6 annas (für Diener).
2,658
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1297
387
50669-0-4
Gutenberg
9,998
Auf dieser Strecke läuft wöchentlich ein Sonderzug (_Special Train_) mit Speisewagen nach Ankunft des P. & O.-Dampfers in Bombay in 40 St., Fahrpreis 6 £ 12 sh, mit nur 32 Plätzen, daher Anmeldung vor Ankunft in Aden nötig. 3) _Bombay, Baroda and Central Indian Railway_ und _East Indian Railway_ durch Radjputana und Hindustan über Jaipur, Delhi, Lahore, Agra, Allahabad, Benares; die Radjputana-Route kombiniert mit der East India-Route. Es ist der beste Reiseweg für Weltreisende, zugleich die bestgeleitete Bahnlinie Indiens; wo die Unterkunft in den auf dieser Strecke gelegenen sehenswerten Städten zu mangelhaft ist, findet man im Stationsgebäude gute Verpflegung und bequeme Schlafräume (zuweilen etwas lärmend) mit Bädern. Von Bombay nach Delhi. Vgl. die Karten bei S. 96 und 64. =Eisenbahn:= Linie 3) (s. oben). Abfahrt von Bombay von _Colaba Station_ (am besten, um guten Platz zu bekommen, l. sitzen!). Schnellzug bis (849 M, 1367 km) _Delhi_ mit Bombay Baroda & Central Indian-Bahn in 35 St. für I. Kl. etwa 62 Rup. 7 annas, II. Kl. 31 Rup. 4 annas, Diener 8 Rup. Der Reisende gelangt auf dieser Linie aus dem regenreichen, von üppiger Tropenvegetation bedeckten Westküstengebiet des Dekhans, das den Regen bringenden Südwestmonsun aus erster Hand erhält, in immer trockenere Zonen; dementsprechend ändert sich auch die Vegetation, die in Radjputana schon mehr Ähnlichkeit mit der des trockenen Vorderasien hat, als mit der tropischen des südl. und östl. Vorderindien. Die Temperaturverhältnisse ändern sich im Sommer zwischen Bombay und Delhi nicht so sehr, als man es nach der etwa 10 Breitengrade betragenden Entfernung erwarten sollte; dagegen ist der Winter in Bombay ganz bedeutend wärmer als in Agra und Delhi (Januartemperatur in Bombay 23,6°, in Agra 15,6°). Die täglichen Temperaturschwankungen, die für das körperliche Befinden des Menschen besonders wichtig sind, sind in Nordwestindien viel größer als in dem beständig feucht-warmen Bombay. Die Bahn geht von _Bombay_ nördl. längs der Back Bay mit Blick auf Malabar Hill und die Türme des Schweigens, durchläuft die flache Insel Bombay, Dörfer mit Kokospalmen, und kreuzt bei (10 M) _Mahim_ das seichte Meer zwischen den Inseln Bombay und Salsette auf einem Damm (von hier ab vgl. die Karte S. 96). Jenseit des Dammes (11 M) _Bandra_ mit alten portugiesischen Kapellen, beliebtes Seebad mit frischerem Seeklima; ein Ritt längs der Westküste der Insel von Bombay nach Bandra ist sehr lohnend zum Kennenlernen tropischer Natur (s. S.
2,633
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1298
387
50669-0-4
Gutenberg
9,998
42).--Die Bahn führt nun nahe längs der Westküste der Insel Salsette nach (18 M) _Goregaon_, dicht am Meer; etwa 2 km nö. vom Bahnhof liegen die Tempelhöhlen von _Jogeshwar_ aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrh.--(22 M) _Borivli_. Von der Stat. _Borivli_ in 1 St. (mit Tonga) über waldige Hügel nach den interessanten Höhlen von _Kanhari_, 109 in Felsen gemeißelte buddhistische Mönchszellen (jetzt verlassen).--Bei (23 M) _Bhayndar_ (_Ghorbandar_) überschreitet die Bahn auf 2 M langer Brücke den _Basseïn Creek_, einen Meeresarm, der die Insel Salsette vom Festlande trennt; jenseits liegt (29 M) Stat. _Basseïn Road_ (Dâk Bungalow). Von Basseïn Road mit Tonga (stets bereit) auf Landstraße südwestl. nach (8 km) *=Basseïn= (Dâk Bungalow, Frühstückskorb mitnehmen, Unterkunft beim Stationsvorstand schriftlich vorausbestellen!), als starke Seefestung 1532 von den Portugiesen angelegt, 1674 von arabischen Piraten geplündert, 1739 von den Mahratten, 1744 und 1780 von den Engländern erobert, den Mahratten aber zurückgegeben, wurde erst 1817 englisch. Das Rasthaus nahe den Ruinen hat Tische und Stühle. Man fährt durch das mächtige Seetor (aus Teakholz, gut erhalten) in das Fort; der Hauptweg führt zur Kathedrale _Matriz St. Joseph_ mit gut erhaltenem Turm. Mitten im Fort liegt die Zitadelle, in ihr die älteste Kirche Indiens, _Nossa Senhora da Vida_, mit sehenswertem Kanzeldach. Im W. Hindutempel und Tank. Zwischen Tank und Municipal Road liegen Kirche und Hospital _Misericordia_, letzteres mit herrlichen Klosterhallen; die Kirchenfront ist das schönste Architekturstück Basseïns. Im Kloster pflegte der heilige Francis Xavier während seiner Besuche 1544 und 1548 auszuruhen. Auch das Landtor _Porto da Terra_ ist sehenswert. (Der Besuch der Ruinen Basseïns wird von Kennern sehr empfohlen!) Die Bahn berührt unbedeutende Stationen. Von (108 M) Stat. _Daman Road_ (Dâk Bungalow) führt eine Landstraße westl. nach (7 M) =Daman=, einer 1531 begründeten, noch jetzt portugiesischen Niederlassung, die zu Goa gehört; kleine befestigte Seehandelsstadt an einem Flusse mit seichter Barre und schlechtem Ankerplatz für Schiffe. -- Weiter nach (115 M) Stat. _Udvada_ mit dem ältesten parsischen Feuertempel in Indien, dessen Feuer aus Persien vor einem Jahrtausend (700 n. Chr.) mitgebracht wurde und seitdem brennt. Es folgt die kleine Stadt (149 M) _Navsari_, Erziehungsort für parsische Priester. -- (167 M) Stat. =Surat= (Dâk Bungalow), Stadt mit 114116 Einw., früher als Hauptort der englischen Handelskompanie im 18. Jahrh. mit über 3/4 Mill.
2,623
gutenberg_chunkingprocessed_de-00000-of-00003-f8e581c008ccc7f2_1299
374