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1919-05-21 23:00:00
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G-20-Gipfel: Hamburger Polizeisprecher Timo Zill zur Lage auf der Schanze
Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen im Rahmen der G-20-Proteste sind nach Angaben des Polizeisprechers Timo Zill 100 Personen in Gewahrsam genommen worden. Inzwischen seien auch Haftbefehle erlassen worden.
WELT
Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen im Rahmen der G-20-Proteste sind nach Angaben des Polizeisprechers Timo Zill 100 Personen in Gewahrsam genommen worden. Inzwischen seien auch Haftbefehle erlassen worden.
Deutschland
2017-07-07T23:09:12Z
2022-05-12T09:57:46Z
Hamburger Polizeisprecher Timo Zill zur Lage auf der Schanze
https://www.welt.de//politik/deutschland/video166426243/Hamburger-Polizeisprecher-Timo-Zill-zur-Lage-auf-der-Schanze.html
Gema-Gebühren: Discos schalten aus Protest die Musik aus
Stiller Protest: Wegen der geplanten neuen Gema-Tarife (verlinkt auf /wirtschaft/article107255372/Discos-sollen-300-Prozent-hoehere-Gebuehren-zahlen.html) stellen Discos und Clubs in ganz Deutschland am Samstag (30. Juni) um 23.55 Uhr für fünf Minuten die Musik aus. Schätzungen zufolge werden sich 500 bis 600 Lokalitäten an der Aktion beteiligen, wie der Geschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Discotheken und Tanzbetriebe, Stephan Büttner, auf dapd-Anfrage sagte. Die Betreiber befürchten wegen massiver Mehrkosten ab 2013 das Aus vieler Discos und Clubs. Am Montag hatten in Berlin bereits rund 5.000 Menschen gegen die Tarifreform der Rechteverwertungsgesellschaft demonstriert. Die Gema verteidigt ihr neues Tarifsystem dagegen als gerechter als bisher. Demnach werden künftig alle Veranstalter gleich behandelt und nach Raumgröße und Eintrittspreis lizenziert. Zehn Prozent des Umsatzes aus Eintrittsgeldern soll für die Vergütung der Urheber angerechnet werden. Der Hamburger Bezirksdirektor Lorenz Schmid sagte jüngst: "Ich sehe kein Problem für den Veranstalter, wenn er von 12 Euro 1,20 Euro abführen muss." Die Hamburger SPD-Bürgerschaftsfraktion hofft auf einen Kompromiss. "Die Gema sollte die Pläne überdenken und auf die Klubbetreiber zugehen", sagte Hansjörg Schmidt, Fachsprecher für Medien der Fraktion. Online-Petition verzeichnet 195.000 Gegenstimmen Büttner betonte derweil: "Wir wollen den Druck auf die Gema erhöhen." Diese müsse die Tarifreform zurücknehmen beziehungsweise aussetzen, bis die Gerichte darüber entschieden hätten. Ein Schiedsstellenverfahren beim Deutschen Patent- und Markenamt soll die neuen Tarife jetzt überprüfen. Eine Entscheidung muss laut Gema innerhalb eines Jahres getroffen werden. Büttner sagte, die Musik-aus-Aktion am Samstag sei wichtig, um die Gäste aufzuklären. Die DJs würden entsprechende Ansagen machen, und es würden Flyer verteilte. Zudem würde den Gästen empfohlen, die Online-Petition gegen die Tarifreform (verlinkt auf http://openpetition.de/petition/online/gegen-die-tarifreform-2013-gema-verliert-augenmass) zu unterschreiben. Aktuell finden sich dort bereits 195.000 Gegenstimmen.
WELT
Am Samstag um Mitternacht wird es still in den Discos, für fünf Minuten bleiben die Lautsprecher stumm. Der Bundesverband der Discotheken demonstriert damit gegen die Erhöhung der Gema-Gebühr.
Wirtschaft
2012-06-29T12:04:22Z
2017-08-23T23:53:25Z
Discos schalten aus Protest die Musik aus
https://www.welt.de//wirtschaft/article107303469/Discos-schalten-aus-Protest-die-Musik-aus.html
Putin besucht Xi: Russland und China fordern Pufferzone für Atommächte
Dieser Plan dürfte sich vor allem gegen einen Nato-Beitritt der Ukraine richten: Russland und China haben sich in einer gemeinsamen Erklärung für eine Pufferzone von Atommächten gegenüber anderen Militärbündnissen ausgesprochen. „Atommächte sollten die globale strategische Stabilität wahren und das Prinzip der gleichen und unteilbaren Sicherheit achten, sich gegenseitig nicht an den lebenswichtigen Interessen vergreifen“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung von Kremlchef Wladimir Putin und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Donnerstag. Insbesondere sei auf eine „Expansion von Militärbündnissen und -koalitionen und die Schaffung militärischer Brückenköpfe direkt an der Grenze anderer Atommächte“ zu verzichten. Russland hat den Krieg in der Ukraine (verlinkt auf /politik/ausland/article250692608/Dmitri-Peskow-Kreml-spricht-erstmals-offiziell-von-Krieg-in-der-Ukraine.html) auch mit der Nato-Osterweiterung begründet und erklärt, es fühle sich bedroht. Eine Pufferzone würde de facto einer russischen Einflusssphäre gleichen, da die Ukraine unter dieser Kondition nicht Mitglied der Nato werden könnte. Auch andere ehemalige Sowjetrepubliken wie Georgien (verlinkt auf /politik/ausland/plus251511310/Georgien-Auf-den-ersten-Blick-erinnert-die-Proteste-an-Kiew-vor-10-Jahren-aber-es-gibt-Unterschiede.html) wären von einer solchen Pufferzone betroffen. Moskau und Peking erklärten am Mittwoch, zur Lösung des Konfliktes komme eine politische Einigung infrage. „Beide Seiten sehen eine politische Einigung als den richtigen Weg, um die Ukraine-Krise zu lösen“, sagte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Donnerstag in Peking beim Staatsbesuch von Russlands Präsident Putin. China und Russland stören sich an US-Unterstützung für Taiwan Auch die Atommacht China hat ein Eigeninteresse, seinen Einfluss über eine Pufferzone abzusichern. Peking will eine Wiedervereinigung der Insel Taiwan mit dem Festland – notfalls auch unter Einsatz militärischer Mittel. Zudem beansprucht es die Straße von Taiwan, ein internationales Gewässer, für sich. Beide Länder warfen zudem den USA vor, Mittelstreckenraketen nach Europa und in den asiatisch-pazifischen Raum zu verlegen. „Es geht um die Schaffung eines globalen Flugabwehrsystems durch die USA und die Aufstellung ihrer Elemente in verschiedenen Erdteilen, im Kosmos sowie den Ausbau des Potenzials hochpräziser nichtatomarer Waffen in Europa und im südlichen Teil des Pazifik“, heißt es in der Erklärung. Putin war am Donnerstag zu einem zweitägigen Besuch in China angekommen. Zum Auftakt der Gespräche am Donnerstag hatte Xi seinen „alten Freund“ zu dessen fünfter Amtszeit gratuliert und sich zuversichtlich geäußert, dass Russlands Entwicklung unter ihm „große Fortschritte“ machen würden. Xi bezeichnete die Beziehungen als förderlich für den Frieden. Die chinesisch-russischen Beziehungen seien stärker geworden und hätten den „Test einer sich international verändernden Landschaft“ überstanden. Beide Seiten unterzeichneten ein Abkommen, das die bisherige Partnerschaft beider Staaten weiter vertiefen soll. Putin, der Anfang Mai eine weitere Amtszeit angetreten hatte (verlinkt auf /politik/ausland/plus251407140/Russland-Auf-Wladimir-Putin-wartet-seine-schwierigste-Amtszeit.html) , reiste mit einer Delegation hochrangiger Politiker und Firmenchefs an. Darunter sind Außenminister Sergej Lawrow, der neue Verteidigungsminister Andrej Beloussow und Zentralbankchefin Elvira Nabiullina. Begleitet wird Putin zudem von Chefs einiger wichtigster russischer Unternehmen wie Igor Setschin vom Ölkonzern Rosneft, German Gref von der Sberbank und dem Industriellen Oleg Deripaska. Zu den chinesischen Gastgebern zählt auch Ministerpräsident Li Qiang.
WELT
Wladimir Putin hat für seine erste Auslandsreise in seiner neuen Amtszeit wieder Peking ausgesucht. Xi Jinping stärkt dem russischen Präsidenten den Rücken. In einer Erklärung fordern Peking und Moskau eine Art Einflusssphäre für Atommächte ein.
Politik
Ausland
2024-05-17T12:45:29Z
2024-05-17T12:45:32Z
Russland und China fordern Pufferzone für Atommächte
https://www.welt.de//politik/ausland/article251542122/Putin-besucht-Xi-Russland-und-China-fordern-Pufferzone-fuer-Atommaechte.html
Bundesaußenminister: Maas wirft Deutschen Bequemlichkeit im Kampf gegen Rassismus vor 
Außenminister Heiko Maas (SPD) (verlinkt auf welt.de/themen/heiko-maas) hat die Bürger zu mehr Einsatz im Kampf gegen Rassismus und zur Verteidigung der Demokratie aufgefordert. „Es hat sich in unserer Gesellschaft leider eine Bequemlichkeit breitgemacht, die wir überwinden müssen“, sagte er der „Bild am Sonntag“ (verlinkt auf https://www.bild.de/bild-plus/politik/inland/politik-inland/aussenminister-heiko-maas-wir-muessen-gesicht-zeigen-gegen-neonazis-57009854,view=conversionToLogin.bild.html) . „Da müssen wir dann auch mal vom Sofa hochkommen und den Mund aufmachen. Die Jahre des diskursiven Wachkomas müssen ein Ende haben.“ Seine Generation habe Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie geschenkt bekommen. „Wir mussten das nicht erkämpfen, nehmen es teilweise als zu selbstverständlich wahr“, sagte Maas. Auf die rechtsextremen Aufmärsche in Chemnitz (verlinkt auf /politik/deutschland/article181391726/Demonstrationen-Die-Spaltung-liegt-in-Chemnitz-in-der-Luft.html) wurde der Außenminister nach eigenen Angaben „sehr oft“ von seinen europäischen Kollegen angesprochen. Wenn es um Ausländerfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Rassismus gehe, werde Deutschland zu Recht ganz besonders kritisch beäugt. „Wir dulden nicht, dass Rechtsradikale unsere Gesellschaft unterwandern“ Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) sagte der Zeitung, die Ermittlungen in Chemnitz müssten aufklären, inwieweit rechtsextreme Netzwerke hinter den Demonstrationen und ausländerfeindlichen Ausschreitungen stecken. „Wir dulden nicht, dass Rechtsradikale unsere Gesellschaft unterwandern.“ Der Generalbundesanwalt hat sich in dieser Woche in die Ermittlungen eingeschaltet, nachdem es bei Demonstrationen zu ausländerfeindlichen Ausschreitungen und zum Zeigen des Hitlergrußes gekommen war. Zuvor war ein 35-jähriger Deutscher bei einer Messerattacke in Chemnitz getötet worden, zwei weitere Männer wurden verletzt. Als Tatverdächtige sitzen ein Iraker und ein Syrer in Untersuchungshaft.
WELT
Außenminister Heiko Maas fordert die Deutschen zu mehr Einsatz gegen Rassismus auf. „Die Jahre des diskursiven Wachkomas müssen ein Ende haben.“ Deutschland werde vom Ausland zu Recht ganz besonders kritisch beäugt.
Politik
Deutschland
2018-09-02T02:43:30Z
2018-09-02T07:41:05Z
Maas wirft Deutschen Bequemlichkeit im Kampf gegen Rassismus vor 
https://www.welt.de//politik/deutschland/article181391828/Bundesaussenminister-Maas-wirft-Deutschen-Bequemlichkeit-im-Kampf-gegen-Rassismus-vor.html
„Arsch huh“: 15.000 demonstrieren in Köln gegen Fremdenhass
Rund 15.000 Menschen haben nach Polizeiangaben am Sonntag in Köln gegen Rechtsextremismus und Fremdenhass demonstriert. An dem friedlichen Protest unter dem Motto „Du bes Kölle! Kein Nazis he op unser Plätz!“ (Du bist Köln (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/koeln/) ! Keine Nazis hier auf unseren Plätzen!) beteiligten sich zahlreiche bekannte Musiker und Künstler. Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) sagte, mit der Veranstaltung setze Köln ein Zeichen gegen die Krawalle von Hooligans und Rechtsextremen, die Ende Oktober die Stadt in Angst und Schrecken versetzt hätten. An dem Protestmarsch und einer anschließenden Kundgebung beteiligten sich nach übereinstimmenden Angaben von Polizei und Veranstaltern deutlich mehr als die ursprünglich erwarteten 5000 bis 10.000 Menschen. Roters verwies in seiner Ansprache darauf, dass Köln „bunt und nicht braun“ sei. Die Stadt setze auf Toleranz und ein friedliches Zusammenleben. Auch die Gleichsetzung des Islams mit Terrorismus sei nicht zulässig, betonte Roters. „Der Islam ist eine friedliche Religion“, sagte er unter dem Applaus der Menge. Man werde sich in dieser Einschätzung nicht von Rechtsextremen „verleiten lassen“. Aber auch gegen radikale Islamisten wehrten sich die Stadt und ihre Bürger: „Wir wollen mit Salafismus nichts zu tun haben.“ Bühnenprogramm bekannter Kölner Bands Es folgten Auftritte bekannter Kölner Bands wie Bläck Fööss, Brings und Höhner. Auch Sänger Wolfgang Niedecken und Rapper Eko Fresh beteiligten sich an dem Bühnenprogramm. Der Kabarettist Jürgen Becker unterstrich, dass es in Köln „genauso viele rechte Säcke wie in jeder anderen Großstadt“ gebe. Zugleich kritisierte er, dass das kölsche Motto der Veranstaltung von Nicht-Kölnern nicht verstanden werden könne. Die Demonstration für Toleranz und Weltoffenheit war eine Reaktion auf die Krawalle von 4500 gewaltbereiten Hooligans und Rechtsextremisten Ende Oktober. Sie richtete sich aber auch gegen die Kundgebungen der islamfeindlichen Bewegung Pegida in mehreren deutschen Städten. Organisiert wurde die Demonstration gegen Rechts von der Künstlerinitiative Arsch huh, die sich seit über 20 Jahren gegen Rassismus und Ausgrenzung einsetzt, und der Stadt Köln. Aber auch Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Islamverbände, Fußballfans und Karnevalsvereine beteiligten sich an der Veranstaltung.
WELT
Es kamen dreimal mehr Demonstranten als erwartet: Unter dem Motto „Du bist Köln! Keine Nazis hier auf unseren Plätzen!“ setzten 15.000 Menschen in Köln ein Zeichen gegen Extremismus und Fremdenhass.
Regionales
Nordrhein-Westfalen
2014-12-14T17:11:32Z
2015-10-02T12:14:21Z
15.000 demonstrieren in Köln gegen Fremdenhass
https://www.welt.de//regionales/nrw/article135362702/15-000-demonstrieren-in-Koeln-gegen-Fremdenhass.html
Die Sagas kehren zurück
Das Land ist karg, so karg, dass mehr als die Hälfte aller Bewohner sich lieber den Vergnügungen Reykjaviks hingibt, als auf einsamen Gehöften mühevolle Landwirtschaft zu betreiben. So karg, dass man aber selbst in "the coolest place in the world", wie der "Guardian" die isländische Hauptstadt einmal beschrieb, froh ist, wenn der Bücherschrank gefüllt ist. Was in einem Land, in dem fünfzig Verlage pro Jahr rund 1500 neue Titel produzieren, davon gut die Hälfte von isländischen Autoren, allerdings kein Problem ist. Statistisch gesehen kauft jeder der 280000 Isländer pro Jahr vier Bücher, womit das Land die höchste Bücherdichte der Welt hat. Geschichten erzählen (und lesen) gilt in Island als Nationalsport, und das seit siebenhundert Jahren, als die Island-Sagas, insgesamt 40 an der Zahl, auf Kalbshaut niedergeschrieben wurden. Sie erzählen von Familienclans, von Feindschaften und Verfolgung, Kriegslisten und Schlachten, aber auch von Liebe, Inzest und Ehebruch, von Gatten- und Vatermord. Die Isländer waren die ersten Literaten, die den Menschen als Individuum entdeckten, lange vor dem europäischen Ritterroman. Anfang des vorigen Jahrhunderts rückten isländische Autoren, allen voran Gunnar Gunnarsson, mit ihren Werken das kleine Eiland erneut ins Zentrum der literarischen Welt, die dann der charismatische Nobelpreisträger Halldor Laxness endgültig für die isländische Nation eroberte. Mit den Sagas und ihren typischen Erzählmotiven, die Jon Grunnvikingur, ein Manuskriptenforscher des 18. Jahrhunderts kurz und knapp mit "Bauern verprügeln sich" umschrieb, hatte diese Literatur allerdings nur noch bedingt zu tun, da ihre Repräsentanten, der armen Heimat entflohen, oft lange im Ausland lebten, was nicht ohne Einfluss aufs Schreiben blieb. Mit der Rückgabe der Eddas (es gibt derer zwei) von Dänemark an Island Anfang der 70er Jahre und der Freigabe des Bierausschankes vor zehn Jahren scheinen die isländischen Autoren indessen neue spirituale und spirituose Kraft gefunden zu haben. Denn Trinken, Phantasieren und Schreiben gehören auf Island eng zusammen. Weit mehr als 300 Autoren zählt der Schriftstellerverband. Eigentlich müsste die Zahl doppelt so groß sein. Doch die Standeskammer, die einem Viertel ihrer Mitglieder eine teils üppige Apanage zahlt, nimmt nur jene in ihre Reihen auf, die mindestens zwei Bücher veröffentlicht haben. All dies zeige inzwischen Wirkung, derart, dass die isländische Literatur wieder isländischer werde, meint der Kritiker Thröstur Helgason: "Die Sagas kehren zurück." Und damit all die trinkfesten Haudegen, lebenslustigen Mädels, cleveren Kerle, wie sie beispielsweise ein Einar Karason so vitalistisch beschreibt. Oder ein Fridrik Thor Fridriksson mit surrealen Bildern in Szene setzt. Sein gerade in den deutschen Kinos angelaufener und von der Kritik wohlwollend aufgenommener Film "Engel des Universium", nach dem gleichnamigen Roman von Einar Mar Gudmundsson, ergänzt das Bild des schrillen Isländers um die Attitüde der Schrulligkeit mit einem Hang zur Schizophrenie. Sie habe "tiefe Wurzeln in der Volksseele" (Gudmundsson). Verfilmt und auf dem Toronto Film Festival 2000 preisgekrönt wurde auch der demnächst im Klett-Cotta-Verlag erscheinende Roman "101 Reykjavík" von Hallgrimur Helgason über die Kreuzzüge eines modernen Helden durch das feucht-fröhliche Nachtleben Reykjaviks. Neben Klett-Cotta, Kleinheinrich, Ammann und Hanser hat sich ferner der Steidl-Verlag auf die vor etwa vier Jahren über Deutschland hereinbrechende Welle isländischer Gegenwartsliteratur geschwungen und neben wunderbaren Laxness-Editionen vor allem den im Norden nicht minder populären Erzähler Gudbergur Bergsson ("Liebe im Versteck der Seele", "Der Schwan") verlegt. Im Herbst erscheinen nun von ihm die "Weihnachtsgeschichten aus der Jetztzeit", in denen Bergsson zu den erwähnten isländischen Charakteristika noch die der politischen Flexibilität hinzufügt. Wofür auch David Oddsson steht, der Ministerpräsident Islands, der seine Erlebnisse ebenfalls literarisch verarbeitet hat ("Schöne Tage ohne Gudny", Steidl, im Herbst 2001). Es scheint, als fühlten sich alle Isländer irgendwie zu Literaten berufen, was in einem Land, in dem außer den schriftlichen Zeugnissen nichts von Dauer ist (die ältesten Steinhäuser sind 200 Jahre alt), offenbar auch eine Form der Selbstfindung ist. Während in Europa die Architektur, die Musik, die bildenden Künste Eckpfeiler der Kultur schufen, war es in Island immer zuerst die Sprache in all ihren künstlerischen Ausdruckformen, die vom Selbstverständnis des Volkes zeugte. Und der deshalb sogar ein Museum gewidmet wurde: das Sögusetur in Hvolsvöllur, 100 Kilometer von Reykjavík entfernt. Am authentischen Ort der Njalssaga gelegen, wird bei Führungen in die wild-romantische Umgebung, deftigen Mittelalter-Gelagen und szenischen Spielen die Welt der Sagas wieder lebendig. Infos zum Saga-Zentrum telefonisch unter: 00 354 487 8781
Arthur Bollason, Bettina Seipp
Schrille Typen und schräge Geschichten - Islands Autoren und Regisseure spüren dem Individuum nach
Print-welt
2001-05-03T22:00:00Z
2011-11-16T18:45:45Z
Die Sagas kehren zurück
https://www.welt.de//print-welt/article448841/Die-Sagas-kehren-zurueck.html
Steuerhinterziehung: Haftbefehl – Hoeneß nur gegen Kaution auf freiem Fuß
Der Präsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß (verlinkt auf /sport/article115527056/Steuersuender-Hoeness-gibt-schweren-Fehler-zu.html) , befindet sich laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (verlinkt auf http://www.sueddeutsche.de/sport/verdacht-auf-steuerhinterziehung-richter-erliess-haftbefehl-gegen-hoeness-1.1657058) nur wegen der Zahlung einer Millionen-Kaution auf freiem Fuß. Hoeneß sei am 20. März vorläufig festgenommen worden, berichtete die Zeitung am Dienstag vorab aus ihrer Mittwochsausgabe. Gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von fünf Millionen Euro sei der Haftbefehl kurz darauf aber wieder außer Vollzug gesetzt worden. Dem Bericht zufolge kamen die Ermittler am 20. März mit einem Haftbefehl gegen Hoeneß zu einer Hausdurchsuchung. Die Justiz soll ursprünglich sieben Millionen Euro an Kaution gefordert haben, damit der 61-Jährige frei bleiben kann. Laut Nachrichtenagentur dpa bestätigten Justizkreise die Meldung. Hoeneß musste sich bei den Behörden melden Hoeneß habe sich dann in den vergangenen Wochen zweimal pro Woche bei den Behörden melden müssen. Warum ein Haftbefehl gegen Hoeneß erlassen wurde, ist der „SZ“ zufolge bislang unbekannt. Die Anwälte von Hoeneß äußerten sich demnach nicht dazu, auch vom FC Bayern (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/) gab es keinen Kommentar. Hoeneß hatte am Montag angekündigt, trotz der Umstände am Dienstag Abend das Champions-League-Halbfinale des FC Bayern gegen den FC Barcelona (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/fc-barcelona/) besuchen zu wollen. Was er auch tat. Dem Bundesligaspiel am Wochenende bei Hannover 96 (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/hannover-96/) war er fern geblieben. Gegenüber der „Sportbild“ hatte er gesagt: „Ich habe erkannt, dass ich einen schweren Fehler gemacht habe, den ich versuche, mit der Selbstanzeige zumindest halbwegs wiedergutzumachen. Ich will reinen Tisch machen. Das Gesetz bietet ja diese Möglichkeit.“ Dem „SZ“-Bericht zufolge ist ein Haftbefehl nach einer Selbstanzeige ungewöhnlich. Es sei ein ernster Hinweis, dass diese von Hoeneß im Januar beim Finanzamt wegen eines Kontos in der Schweiz erstattete Selbstanzeige möglicherweise nicht strafbefreiend sein kann. „Hoeneß ist kein Betrüger“ Rücktrittsforderungen an Hoeneß gibt es bislang nur aus der Politik. Groß-Unternehmen wie Audi, die Telekom oder Adidas, alle Partner des FC Bayern und zugleich strengen Compliance-Regeln für ihr Geschäftsgebaren unterworfen, verzichten ebenso auf öffentlichen Druck auf Hoeneß wie die Spitzenfunktionäre von DFB und Bundesliga. "Uli Hoeneß ist kein Betrüger, da ist ihm irgendein Fehler unterlaufen", sagte Franz Beckenbauer bei Sky: "Ich war genauso erschüttert wie alle anderen auch, als ich die Nachricht gehört habe. Ich bin mit dem Uli seit vielen Jahrzehnten befreundet, wir haben vieles gemeinsam durchgemacht. Ich halte zu ihm, ganz gleich, was passiert. Das habe ich ihm auch auf die Mailbox gesprochen. Nach dem Motto: You‘ll never walk alone."
WELT
Laut „SZ“ wurde Uli Hoeneß am 20. März wegen Steuerhinterziehung vorläufig festgenommen. Der Bayern-Präsident ist nur auf freiem Fuß, weil er eine Kaution von fünf Millionen Euro hinterlegt hat.
Sport
Fußball
2013-04-23T16:24:06Z
2015-10-06T05:43:07Z
Haftbefehl – Hoeneß nur gegen Kaution auf freiem Fuß
https://www.welt.de//sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article115547915/Haftbefehl-Hoeness-nur-gegen-Kaution-auf-freiem-Fuss.html
Mord in Berlin-Tiergarten: Ihre Leiche lag 30 Meter von der Polizeistation entfernt
Sie wirkte an einem „der schönsten Arbeitsorte der Stadt“. So umschrieb die „Berliner Morgenpost“ vor einem Jahr das an der Havel gelegene Schloss Glienicke im Berliner Stadtteil Wannsee, das Susanne F. verwaltete. Damals wurden die Verdienste der Bereichsleiterin für das „Lenné-Jahr“ gewürdigt, für die Erinnerung an jenen kongenialen Gartenkünstler, der auch den Schlosspark von Glienicke gestaltet hatte. Ihre Leiche wurde an einem der gefährlichsten Orte der Stadt gefunden. Im Tiergarten, knapp 30 Meter von einer Polizeistation entfernt, in der Nähe des Bahnhofs Zoo. Zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort? Versteckt an einem Bahndamm lag der Körper der promovierten Kunsthistorikerin, die sich immer für das Schöne starkgemacht hat. Die 60-Jährige ist das Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Vermutlich nur deshalb, weil sie zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war. An einem Ort, der schon seit Langem ein Brennpunkt ist. Drogensüchtige treffen sich hier, außerdem gibt es eine Prostitutionsszene. 2004 wurde ein Obdachloser getötet. Den Abend des 5. September hat sie mit drei Freundinnen im „Schleusenkrug“ verbracht, einem beliebten Biergarten am Landwehrkanal. Gegen 22.30 Uhr machten sich die Frauen auf den Heimweg. Susanne F. ging schließlich allein weiter zu ihrem Bus in Richtung Bahnhof Zoo. Als ihr Mann am nächsten Morgen merkte, dass ihr Bett unberührt war, versuchte er, sie telefonisch zu erreichen. Das Handy war ausgeschaltet. Er informierte die Polizei. Die nahm die Suche nach der Vermissten unmittelbar auf, ging mit Hunden den Weg zum Bus entlang, wertete Videomaterial vom Platz vorm Bahnhof Zoo aus. Von Susanne F. fehlte jede Spur. Ihr Todeskampf soll grausam gewesen sein Am Freitag, gegen 13 Uhr, entdeckte ein Passant ihre Leiche im Gebüsch. Einen Unfall oder Suizid schließt die Obduktion aus. Vermutlich wurde sie erwürgt. Laut „Berliner Kurier“ (verlinkt auf http://www.berliner-kurier.de/berlin/kiez---stadt/ehemann-von-susanne-f---susas-todeskampf-muss-schrecklich-gewesen-sein--28383994) muss sie einen minutenlangen Todeskampf erlitten haben. Das berichtete der Witwer von Susanne F. der Boulevardzeitung. Einem Sexualdelikt ist sie nicht zum Opfer gefallen. Die Umstände deuten auf einen Raubüberfall. Mehrere Wertgegenstände wurden ihr offenbar entwendet. Ihr Mann bekam zwei Tage nach ihrem Verschwinden per SMS eine Nachricht, dass irgendjemand versucht hat, ihr Handy anzuschalten. Vier Zeugenhinweise sind bis Montagvormittag bei der Berliner Polizei eingegangen. „Denen wird jetzt nachgegangen“, sagte eine Sprecherin. Einen Zusammenhang zu der ebenfalls am Freitag in Berlin-Steglitz entdeckten Leiche sieht die Polizei nicht. Bei dem 47-jährigen Mann handelt es sich um den wohnungslosen Klaus J., der ebenfalls Opfer eines Gewaltdelikts ist. Laut Polizei soll er unter Tuberkulose gelitten haben, der oder die Täter könnten sich ebenfalls infiziert haben. Noch ist nicht geklärt, ob Susanne F. im Tiergarten ums Leben kam. Dass die sofort nach ihrem Verschwinden eingeleitete Suche mit Spürhunden erfolglos blieb, kann an mangelnder Gründlichkeit gelegen haben, vielleicht auch daran, dass in dem Grünstreifen neben Müll auch menschliche Exkremente liegen, die die Hunde irritiert haben könnten. Möglich ist aber auch, dass die Leiche erst nachträglich zu dem Fundort gebracht wurde. Ungeheurer Anstieg der Kriminalität Tatsache ist allerdings, dass der Berliner Tiergarten zu den gefährlichsten Plätzen Berlins gehört. So wurden allein im Bereich zweier Straßen innerhalb des Parks im ersten Halbjahr des Jahres 2017 bereits fast doppelt (verlinkt auf /vermischtes/article165883241/Zahl-der-Verbrechen-im-Berliner-Tiergarten-fast-verdoppelt.html) so viele Straftaten registriert wie im ganzen Jahr 2016. Während die Zahl der Delikte im vergangenen Jahr noch bei 26 lag, verfolgte die Polizei zwischen dem 1. Januar und dem 14. Juni 2017 bereits 45 Straftaten. Dabei handelte es sich vor allem um Diebstähle von Fahrzeugen. Dazu kommen Körperverletzung, Raub und Sexualdelikte. Doch auch im Hinblick auf die ganze Stadt verzeichnet die Polizei einen Anstieg der Kriminalität. Berlin gilt als „Hauptstadt des Verbrechens“ (verlinkt auf https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2017/09/Datenauswertung-Kriminalitaetsbelastete-Orte-Berlin-Statistik.html) . Einer aktuellen Auswertung der Polizeistatistik zufolge, die der RBB vorgenommen hat, steht der Alexanderplatz in der Skala der Kriminalitätsschwerpunkte an erster Stelle. Zwischen 2008 und 2016 hat sich die Zahl der dort begangenen Delikte nahezu verdoppelt. 2016 wurden dort 7820 Straftaten gezählt. Die Betreiber des „Schleusenkrugs“ (verlinkt auf http://www.schleusenkrug.de/) , jener Gaststätte, in der Susanne F. ihren letzten Abend verbracht hat, haben auf ihrer Website ihr Entsetzen zum Ausdruck gebracht. Dabei betonen sie, dass sie schon seit Längerem die problematische Sicherheitslage des Parks beklagen. „Seit Jahren kämpfen wir für ein sicheres Umfeld hier in diesem Teil des Tiergartens“, heißt es – „und haben uns meist sehr alleine gelassen gefühlt.“ Susanne F. hinterlässt einen Mann, mit dem sie seit 40 Jahren zusammen war, und eine 38-jährige Tochter. Vielleicht musste sie nur deshalb sterben, weil jemand ihr Handy haben wollte.
Claudia Becker
Susanne F., eine bekannte Berliner Kunsthistorikerin, wurde nach dem Besuch eines Biergartens ermordet, ihr Handy geraubt. Die Anlieger fühlen sich in Anbetracht der hohen Kriminalität „alleingelassen“.
Vermischtes
2017-09-11T15:08:59Z
2017-11-09T15:36:02Z
Ihre Leiche lag 30 Meter von der Polizeistation entfernt
https://www.welt.de//vermischtes/article168541374/Ihre-Leiche-lag-30-Meter-von-der-Polizeistation-entfernt.html
Herbststürme: So schützen Sie Ihr Haus vor Unwettern
Jetzt im Herbst mehren sich die Unwetterwarnungen (verlinkt auf /themen/unwetter/) auf dem Handy. In den meisten Fällen gibt es keinen Grund zur Sorge. Aber wann wird es ernst? Und wie schützt man sein Haus davor? Grundsätzlich ist jeder Eigentümer verpflichtet, sein Eigentum zu sichern. Es soll keine Gefahr für einen selbst und andere werden. Das gebietet die Verkehrssicherungspflicht. Die Immobilie muss gepflegt und gewartet sein, damit nicht etwa lose Dachziegel oder morsche Äste herunterfallen und Passanten gefährden. Sind aber extreme Wetterereignisse angesagt, gibt es an einem Haus und auf dem Grundstück akute „Baustellen“, welche man im Blick haben sollte. Regenschirm-Test schützt vor Herbststürmen „Schon Windstärken um die 40 km/h reichen aus, um leichte Gartenmöbel (verlinkt auf /themen/gartenmoebel/) oder Sonnensegel herumfliegen zu lassen“, sagt Prof. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Ein Indiz ist der Regenschirm-Test: „Reicht die Windkraft aus, um ihn umspringen zu lassen, muss man damit rechnen, dass lose Gegenstände an Haus und Garten nicht mehr sicher sind.“ Markisen müssen dann eingefahren und die Gegenstände am besten eingesammelt und sicher im Haus oder Schuppen aufbewahrt werden. „Bei geöffneten oder gekippten Fenstern und Türen könnte der Wind sie zuschlagen und das Glas zerbrechen“, warnt Gebbeken weiter. Winddruck könne in den Räumen Schaden anrichten und Regenwasser ins Haus gelangen. Deshalb werden bei nahendem Unwetter alle Fenster und Türen, vor allem die Dachfenster, geschlossen. Wichtig: die Rollläden vollständig herunterzufahren oder aber ganz oben lassen. Teilweise geschlossene Läden sind gefährlich. „Der Wind dringt in die Lücke zwischen dem Rollladen und dem Fenster ein und drückt den Rollladen aus der Führung.“ Kellertür gegen Zufallen sichern „Oft wird unterschätzt, wie schnell sich das Wasser im Haus ausbreitet, wenn es erst einmal über Türschwellen und Kellerfenster eintritt“, sagt Andreas Braun vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin. Schon bei vergleichsweise geringen, aber stark lokal-konzentrierten Regenmengen oder moderatem Hochwasser kann das passieren. Wer dann noch schnell in den Heizungskeller will, begibt sich in Gefahr. „Schlägt die Tür zu, genügt schon ein Wasserstand von 20 bis 30 Zentimetern an der Außenseite und man bekommt sie von innen nicht mehr auf.“ Deshalb sollten Türen unbedingt gegen Zufallen gesichert werden, bevor bei Wassereinbruch ein Raum betreten wird. Eine gefährliche Kombination bilden Wasser und Strom. „Droht eine Überschwemmung im Haus, sollte man – wenn dies noch gefahrlos möglich ist – die Sicherung rausnehmen“, sagt Andreas Braun. „Allerdings kann dann eine Hebeanlage ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Sie sollte so lange wie möglich in Funktion bleiben, da sie das eindringende Wasser in den Kanal abführt.“ Dach sichern und Dachfolie bereithalten Das Dach ist empfindlich gegen Wind. Deshalb sollte man besonders vor und während Unwetterlagen ein Auge darauf haben. „Starke Winde wirken in zwei Richtungen auf die Dachkonstruktion“, erklärt Norbert Gebbeken. Zum einen drückt der Winddruck die Dachpfanne auf die Dachstruktur. Damit geht in der Regel nicht viel kaputt. Anders ist das beim Windsog, der die Dachpfanne wegzieht. Ist sie nicht gut gesichert, fliegen Ziegel und andere Dachteile weg. „Das beobachten wir ja immer wieder bei plötzlichen Windhosen und Tornados, wo ganze Dächer abgedeckt werden.“ Bei Stürmen schützen Sogklammern an jedem Dachziegel, sie sind bei neuen Dächern Standard. Bei alten Dächern können sie unkompliziert nachgerüstet werden. Für eventuelle Not-Reparaturen empfiehlt Gebbeken, stärkere Folie und Zeitungspapier bereitzuhalten. „Wenn der Wind doch ein Loch ins Dach gerissen hat, kann man nach dem Unwetter die Folie drüber legen, einige Ziegelsteine dick mit Zeitungspapier umwickeln oder ein Zeitungspaket schnüren und die Folie damit beschweren.“ Abflüsse von Laub und Schmutz befreien Spätestens jetzt sollten alle Abläufe auf der Terrasse, im Garten und die Bodenabläufe im Haus frei von Schmutz und Laub sein. Hintergrund: „Das Wasser läuft immer zum tiefsten Ablaufpunkt. Ist der durch Bewuchs, Laub, Erde, Sand oder sogar durch Tierkadaver verstopft, kann es nicht abfließen“, sagt Andreas Braun. Dann verteilt es sich im Garten oder auf der Terrasse und gelangt je nach Topographie schließlich auch ins Haus. Auch der Pumpensumpf der Pumpe, die das Wasser über die Rückstauebene transportiert, darf nicht zugesetzt sein. „Hier sammelt sich im Laufe der Zeit öliger Schlamm, der aus Tensiden, Haaren und Schmutzresten besteht.“ Bei einer Wartung der Abwasserinstallation sollte auch die Rückstauklappe mit einbezogen werden. Damit Kellerfenster und Lichtschächte keine Eintrittstore für das Regenwasser werden, müssen sie besonders geschützt werden. „Ein Brett drauf legen und mit einem Sandsack beschweren – das verhindert, dass zu schnell sehr viel Wasser in den Keller fließt“, meint Andreas Braun. Das gilt auch für offene Kellertreppen. Auch vor der Balkontür können Sandsäcke sinnvoll sein, damit das Wasser nicht über die Schwelle schwappt.
Katja Fischer
Gekippte Kellerfenster oder verstopfte Abflussrinnen können bei einem Herbststurm schnell für Probleme sorgen. Eigentümer sind verpflichtet, ihr Haus zu sichern. Experten erklären, wie man Haus und Garten auf die Schlechtwettersaison vorbereitet.
Wirtschaft
Webwelt & Technik
2021-10-01T14:50:34Z
2021-10-01T14:50:34Z
Herbststürme und Unwetter – so sollten Eigentümer jetzt ihr Haus sichern
https://www.welt.de//wirtschaft/webwelt/article234067306/Herbststuerme-So-schuetzen-Sie-Ihr-Haus-vor-Unwettern.html
Flüchtlinge in Idomeni: „Ihr lauft direkt in eine Falle“
Die Verzweiflung der Menschen im Lager von Idomeni wird jeden Tag größer. Immer wieder versuchen Flüchtlinge auf eigene Faust nach West- oder Nordeuropa zu gelangen. Doch das scheint ausweglos.
WELT
Die Verzweiflung der Menschen im Lager von Idomeni wird jeden Tag größer. Immer wieder versuchen Flüchtlinge auf eigene Faust nach West- oder Nordeuropa zu gelangen. Doch das scheint ausweglos.
Ausland
2016-03-15T18:58:21Z
2016-12-18T10:54:59Z
„Ihr lauft direkt in eine Falle“
https://www.welt.de//politik/ausland/video153335722/Ihr-lauft-direkt-in-eine-Falle.html
Bundesliga-Absage: „Wir Fußballer werden behandelt wie Affen im Zirkus“
Also doch – als letzte der großen europäischen Ligen hat sich die DFL entschlossen, den Spielbetrieb der Ersten und Zweiten Bundesliga sofort auszusetzen. Eigentlich sollte der aktuelle Spieltag noch ohne Zuschauer ausgetragen werden. Die zunehmenden Fälle von Corona-Erkrankungen und der Druck aus den Klubs wurde aber zu groß. Wie unzufrieden gerade manch Spieler mit der Maßgabe war, am Wochenende noch antreten zu müssen, zeigt das Zitat von Rafal Gikiewicz. Der Torwart des 1. FC Union brachte kurz vor Verkündung seine Gefühlslage auf den Punkt: „Fußballer werden in dieser Situation behandelt wie Affen im Zirkus. Wir reden miteinander, und es gibt sehr große Ängste.“ Wenig später nahmen die Klubs die Entscheidung der DFL mit Erleichterung auf. Es sei der einzig richtige Weg gewesen. Die Reaktionen Jérôme Boateng (Verteidiger FC Bayern (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/) ): „Es ist die richtige Entscheidung, das jetzt zu stoppen und alles dafür zu tun, die Ausbreitung des Virus aufzuhalten. Wir alle lieben das Spiel, aber am Ende gibt es viel wichtigere Dinge als Fußball.“ Hans-Joachim Watzke (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hans-joachim-watzke/) (Klubchef Borussia Dortmund (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/) ): „Wir müssen das jetzt alle gemeinsam solidarisch tragen und am Montag die entsprechenden Ableitungen diskutieren. Gleichwohl gilt – auch abhängig von dem, was am Montag beschlossen wird –, dass sich der deutsche Profi-Fußball in der größten Krise seiner Geschichte befindet. Es steht zu hoffen, dass die Bundesligaklubs in den vergangenen Jahren so viel Substanz gebildet haben, dass alle diese Krise überstehen.“ Michael Preetz (Manager Hertha BSC (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/hertha-bsc/) ): „Die Entscheidung ist nachvollziehbar, auch wenn die Meldung zur Verlegung kurzfristig kam. Vorausgesetzt, die Liga folgt am Montag der Empfehlung des Präsidiums, haben wir nun einige Wochen Zeit, die Entwicklungen bezüglich des Virus zu beobachten und dann die Situation neu zu bewerten.“ Thomas Hitzlsperger (Vorstandschef VfB Stuttgart (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/vfb-stuttgart/) ): „Ich begrüße die Entscheidung der DFL, weil die Gesundheit der Menschen vor den sportlichen und wirtschaftlichen Interessen stehen muss.“ Lukas Hradecky (Torwart Bayer Leverkusen (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/bayer-leverkusen/) ): „Ich spiele lieber gesund als ungesund. Es ist eine schlimme Situation in der Welt.“ Bernd Hoffmann (Vorstandschef Hamburger SV (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/hamburger-sv/) ): „Wir haben volles Verständnis für die Entscheidung der DFL, diesen Spieltag abzusagen und vorzuschlagen, den weiteren Spielbetrieb vorerst auszusetzen. Das Wohl der Gesellschaft steht über allem. Wir hoffen im Sinne der gesamten Bevölkerung, dass wir als Fußball mit dieser Maßnahme unseren Teil zur Eindämmung des Virus beitragen können.“ Frank Baumann (Sportchef Werder Bremen (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/werder-bremen/) ): „Keiner kann seriös sagen, wie es in den nächsten Wochen weitergehen wird. Deshalb macht es Sinn, auch diesen Spieltag abzusagen, um wieder etwas Zeit zu gewinnen.“
WELT
Kurz vor Beginn der Spiele rang sich die DFL doch zur Absage des Bundesliga-Spieltags durch. Die Erleichterung ist groß, aber es klingt auch Kritik durch. Der BVB-Boss spricht von der „größten Krise“ des deutschen Fußballs.
Sport
2020-03-13T16:49:06Z
2020-03-13T18:30:00Z
„Wir Fußballer werden behandelt wie Affen im Zirkus“
https://www.welt.de//sport/article206545369/Bundesliga-Absage-Wir-Fussballer-werden-behandelt-wie-Affen-im-Zirkus.html
Zieht jetzt drei Tonnen: Mitsubishi L200
Zum neuen Modelljahr hat Mitsubishi den Pick-up L200 leicht überarbeitet. Unter anderem wurde in den Versionen Plus und Top die gebremste Anhängelast von 2,7 auf drei Tonnen erhöht. Zudem wird die Basisversion nun auch mit elektronischem Stabilitätssystem und Traktionskontrolle ausgeliefert. Der Mini-Truck ist nach wie vor mit zweisitziger Einzelkabine, als Viersitzer mit verlängerter Karosserie und als Doppelkabine mit vier Türen und fünf Sitzplätzen lieferbar. Als Motorisierung stehen zwei Varianten des 2,5-Liter-Diesels zur Wahl. Die 100 kW/136 PS starke Basisvariante mit zuschaltbaren Allradantrieb und der 131 kW/178 PS leistende Selbstzünder für die Versionen Plus und Top mit permanentem Allrad und Geländeuntersetzung. Allein die Basisvariante mit dem kleineren Diesel als Einzelkabine wird aufgrund des zusätzlichen ESP 300 Euro teurer und kostet damit 24.590 Euro. Bei allen weiteren Varianten bleiben die Preise gleich.
WELT
Wer viel zu ziehen hat, den wird das neue Modelljahr beim Mitsubishi L200 freuen: An den Pick-up darf man nun bis zu drei Tonnen anhängen.
Motor
Auto-News
2014-07-16T14:43:03Z
2014-07-16T14:48:03Z
Mitsubishi L200
https://www.welt.de//motor/news/article130231461/Mitsubishi-L200.html
Duell des Tages: Britischer Asyl-Pakt – „Die Leute kommen wieder. Die Abschreckungswirkung wird nicht da sein“
Im Duell des Tages diskutieren Jörg Wimalasena, Politischer Korrespondent bei WELT, und CDU-Politiker Philipp Amthor über Rishi Sunaks Asyl-Politik: Sie diskutieren die Pros und Contras zu Großbritanniens Plan für Abschiebungen von Migranten nach Ruanda.
WELT
Im Duell des Tages diskutieren Jörg Wimalasena, Politischer Korrespondent bei WELT, und CDU-Politiker Philipp Amthor über Rishi Sunaks Asyl-Politik: Sie diskutieren die Pros und Contras zu Großbritanniens Plan für Abschiebungen von Migranten nach Ruanda.
Ausland
2024-04-24T17:38:49Z
2024-04-24T18:44:44Z
„Ich erzähle Ihnen mal etwas über Ruanda. Ich war nämlich schonmal da“
https://www.welt.de//politik/ausland/video251207222/Duell-des-Tages-Britischer-Asyl-Pakt-Die-Leute-kommen-wieder-Die-Abschreckungswirkung-wird-nicht-da-sein.html
Schackendorf: Mann soll Ehefrau in der Waschküche getötet haben
Im Fall der ermordeten 34-Jährigen aus Schackendorf bei Bad Segeberg (verlinkt auf https://www.google.de/maps?q=Schackendorf&um=1&ie=UTF-8&sa=X&ved=0ahUKEwjazv7FtLHXAhXRE-wKHSrQASIQ_AUICigB) haben die Ermittler einem Medienbericht zufolge möglicherweise den Tatort gefunden. Es gebe Indizien, dass der tatverdächtigte Ehemann die Frau in der Waschküche des Mehrfamilienhauses getötet haben könnte, berichteten die „ Kieler Nachrichten (verlinkt auf http://www.kn-online.de/News/Nachrichten-aus-Segeberg/Ehefrau-in-der-Waschkueche-getoetet-Todesfall-Nadine-L?utm_campaign=Echobox&utm_medium=Social&utm_source=Facebook#link_time=15102078388.6621844,702m/data=!3m1!1e3!4m5!3m4!1s0x47b46f613748b083:0xf2f0e3eaf4e42ead!8m2!3d54.29375!4d8.66147) “ am Donnerstag. Der Kieler Oberstaatsanwalt Axel Bieler wollte die Mutmaßungen nicht kommentieren. „Dazu machen wir keine Angaben“, sagte er. Offenbar habe jemand in dem Raum, den die Eheleute zusätzlich zu ihrer Wohnung als Waschküche und Abstellkammer nutzen durfte, den Fußboden mit großen Wassermengen bearbeitet, hieß es in dem Bericht weiter. Mit modernen kriminaltechnischen Methoden können aber auch kleinste, für das menschliche Auge unsichtbare Blutspuren sichtbar gemacht werden. Der Ehemann hatte seine Frau vor einer Woche als vermisst gemeldet. Einen Tag später meldete er der Polizei, dass er die 34-Jährige tot an einem Wirtschaftsweg in der Nähe der Autobahn 21 bei Schackendorf gefunden habe (verlinkt auf /regionales/hamburg/article170287665/Frauenleiche-an-Autobahn-gefunden-Ehemann-festgenommen.html) . Erste Ergebnisse der Obduktion deuten darauf hin, dass die Frau durch stumpfe Gewalt zu Tode gekommen ist.
WELT
Der Mord an einer Frau in der 800-Einwohner-Gemeinde Schackendorf bei Bad Segeberg ist noch immer nicht aufgeklärt. Ihr Ehemann gilt als tatverdächtig – nun könnte der genaue Tatort gefunden sein.
Regionales
Hamburg
2017-11-09T11:55:05Z
2017-11-09T11:55:05Z
Mann soll Ehefrau in der Waschküche getötet haben
https://www.welt.de//regionales/hamburg/article170461012/Mann-soll-Ehefrau-in-der-Waschkueche-getoetet-haben.html
2:1 Sieg: HSV siegt beim geheimen Testspiel gegen Hertha BSC
Fußball-Zweiligist Hertha BSC hat am Mittwoch ein kurzfristig angesetztes Testspiel beim Hamburger SV mit 1:2 (0:2) verloren. Fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit avancierte der schwedische Stürmer Marcus Berg auf einem Nebenplatz der Hamburger Arena zum Matchwinner. Der HSV-Edelreservist markierte in der 20. und 26. Minute per Kopf beide Tore für die Hanseaten. Hany Mukhtar (53.) traf für die Gäste. Für Hertha BSC war es nach dem 1:5 in Wolfsburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/wolfsburg/) die zweite Testspiel-Niederlage hintereinander. Adler und van der Vaart fehlten HSV-Coach Thorsten Fink bot vor der Pause eine B-Elf auf, in der Berg besonders zu gefallen wusste. Nach dem Wechsel spielte dann die mögliche Elf für den Rückrundenstart am Sonntag beim 1. FC Nürnberg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/nuernberg/) . Es fehlten lediglich der geschonte Stammtorhüter René Adler und Spielmacher Rafael van der Vaart, der trotz überstandener Oberschenkelblessur noch nicht spielen sollte. HSV-Mittelfeldakteur Jacopo Sala musste mit Verdacht auf Zerrung ausgetauscht werden.
WELT
Bei dem kurzfristig angesetzten Spiel auf dem Trainingsgelände erzielte Marcus Berg beide Tore für die Hamburger. Seinen Spielmacher Rafael van der Vaart schonte Trainer Torsten Fink allerdings noch.
Regionales
Hamburg
2013-01-16T15:40:58Z
2013-01-16T15:47:16Z
HSV siegt beim geheimen Testspiel gegen Hertha BSC
https://www.welt.de//regionales/hamburg/article112812932/HSV-siegt-beim-geheimen-Testspiel-gegen-Hertha-BSC.html
Milliardenverluste: Airlines fordern Ausgleich für Einnahmeausfälle
Das Flugverbot nach dem Vulkanausbruch auf Island hat die Fluggesellschaften nach eigener Schätzung bis Dienstag rund 1,7 Milliarden Dollar Umsatz gekostet. Diese Zahl nannte der Generaldirektor der Internationalen Luftfahrtvereinigung IATA, Giovanni Bisignani, am Mittwoch in Berlin. Wegen der insgesamt schwierigen Lage rechnet er für die Flugunternehmen in Europa in diesem Jahr mit einem Verlust von 2,2 Milliarden Dollar. Bisignani verlangte von den Regierungen in Europa einen Ausgleich für die Einnahmeausfälle durch das Flugverbot. Dieses sei nicht auf der Grundlage einer Risikoabschätzung, sondern auf Basis unsicherer Erkenntnisse erfolgt. Bisignani kritisierte auch die langsamen Entscheidungen der europäischen Länder. So habe es fünf Tage gedauert, bis die Verkehrsminister sich zu einer Konferenz zusammengefunden hätten. Die Bundesregierung will sich im Streit um Flugverbote nicht von der Kritik der Fluggesellschaften unter Druck setzen lassen. Die Sicherheit habe Vorrang. „Wir werden den Zuständigen deshalb nicht ins Handwerk pfuschen“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Fraktion, Peter Altmaier. Verkehrsminister Peter Ramsauer will die Haltung der Regierung am Mittwoch in einer Regierungserklärung erläutern. Anträge auf Staatshilfen liegen der Regierung nach Angaben des Wirtschaftsministeriums bisher nicht vor. Air Berlin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/air-berlin/) will dies allerdings prüfen. Ein Sprecher des internationalen Luftfahrtverband IATA sagte Reuters TV, sein Verband beobachte das Thema Staatshilfen sehr genau. Nach IATA-Schätzung verlieren die Fluggesellschaften täglich mindestens 200 Millionen Dollar Umsatz durch die Ausfälle. Der Chef der Monopolkommission, Justus Haucap, lehnte Staatshilfen im „Handelsblatt“ ab, da der Bakrott einer Fluggesellschaft das System nicht gefährde. Den volkswirtschaftlichen Schaden durch das Flugverbot schätzt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) auf etwa eine Milliarde Euro täglich. BMW (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bmw/) teilte mit, wegen fehlender Elektronikbauteile, die der Konzern weltweit einkaufe und einfliegen lasse, müssten ab Dienstagabend nacheinander die Werke Dingolfing, Regensburg und München die Produktion einstellen. Unterdessen hat die Deutsche Flugsicherung (DFS) den gesperrten Luftraum über Deutschland wieder komplett freigegeben. Auch in den Nachbarländern lief der Flugverkehr wieder an. Sind auch Sie vom Verkehrschaos betroffen? Dann berichten Sie hier! (verlinkt auf /debatte/debatten/article7206255/Wie-beeintraechtigt-das-Verkehrschaos-Ihren-Alltag.html)
WELT
Die Fluggesellschaften haben nachgerechnet: Das Flugverbot nach dem Vulkanausbruch auf Island hat sie bislang rund 1,7 Milliarden Euro Umsatz gekostet. Die Internationale Luftfahrtvereinigung IATA macht nun der Politik schwere Vorwürfe – und verlangt einen Ausgleich für die Einnahmeausfälle.
Wirtschaft
2010-04-21T09:23:12Z
2015-10-03T04:22:55Z
Airlines fordern Ausgleich für Einnahmeausfälle
https://www.welt.de//wirtschaft/article7271439/Airlines-fordern-Ausgleich-fuer-Einnahmeausfaelle.html
Vogelsterben: Die Hälfte der Feldvögel in Europa ist verschwunden
Der Bestand an Feldvögeln in Europa ist einer Studie zufolge in den vergangenen Jahrzehnten um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Von 1980 bis 2016 sind in der EU rund 56 Prozent aller Feldvögel wie Feldlerchen, Kiebitze (verlinkt auf /regionales/berlin/article165021610/Naturschuetzer-sorgen-sich-um-Kiebitz-Bestand.html) , Feldsperlinge oder Stare verschwunden, wie aus einem europaweiten Vogelmonitoring hervorgeht. Die Daten veröffentlichte (verlinkt auf http://dpaq.de/4B9o5) der Vogelzählrat (European Bird Census Council), ein Zusammenschluss europäischer Vogelexperten mit Sitz im niederländischen Nijmegen. Sie decken sich in etwa mit Beobachtungen des Umweltbundesamts (UBA) für Deutschland, das den Bestand repräsentativer Vogelarten in der Landschaft ebenfalls sinken sieht. Es fehlen Lebensräume und Nahrung Die wichtigsten Ursachen für weniger Feldvögel sind laut UBA die intensive landwirtschaftliche Nutzung von Flächen ohne Rückzugsräume für Tiere, die Zerschneidung und Zersiedelung von Landschaft sowie die Versiegelung von Flächen. Zu den Feldvögeln zählen auch der Große Brachvogel, der Wiesenpieper oder die Uferschnepfe. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) geht für Deutschland von einem Schwund von mehr als 40 Prozent der Feldvögel seit 1980 aus. „Diese Zahlen sind alarmierend“, urteilte Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Vögel (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/voegel/) zeigten zuverlässig an, wie gesund eine Landschaft sei. Ein Rückgang der Bestände sei ein Zeichen dafür, dass Wiesen und Felder verödeten. Viele Vögel fänden kaum mehr Brut- und Lebensräume. Es fehle auch an Nahrung wie Insekten und Wildkräutern. Seit 2012 verharrten die Feldvogelbestände in Europa auf einem äußerst niedrigen Niveau – Besserung sei nicht in Sicht. In jüngeren EU-Mitgliedstaaten wie Bulgarien, Polen oder Lettland gingen die Bestände sogar weiter zurück. Der Nabu sieht einen Hauptgrund in EU-Agrarsubventionen, die eine umweltschädliche Landwirtschaft förderten. Ende Januar verhandeln die EU-Agrarminister in Brüssel Umweltmaßnahmen für eine gemeinsame Agrarpolitik von 2021 bis 2028. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) müsse sich endlich für eine naturverträglichere Agrarpolitik einsetzen, forderte Miller.
WELT
Vögel wie Star, Kiebitz oder Feldlerche sind in Europa viel seltener zu sehen als noch vor wenigen Jahrzehnten. Das zeigen die Ergebnisse einer neuen Zählung. Doch warum geht es den Vögeln so schlecht?
Wissenschaft
2019-01-23T16:42:01Z
2019-01-28T16:15:21Z
Die Hälfte der Feldvögel ist verschwunden
https://www.welt.de//wissenschaft/article187596088/Vogelsterben-Die-Haelfte-der-Feldvoegel-in-Europa-ist-verschwunden.html
Maischberger: Falsche Gurus rauben uns die Lust am Essen
Wie fühlen Sie sich? Ganz gut? Einen Moment, das können wir ändern. Schauen Sie mal, wie Sie sein könnten . Sie brauchen nur mehr Disziplin, einen starken Willen und das richtige Know-how. Sie brauchen: den Guru. Einen Lehrer des Edlen, Schönen, Guten. Jemanden, der Ihnen fürsorglich, aber bestimmt den Weg weisen kann. „Kein Salz, kein Brot, keine Milch – Zu viel Stress ums Essen?“, fragt Sandra Maischberger Dienstagnacht. Die Bundesliga drängt die Sendung weit nach hinten, aber das Thema passt zum Fußball mit seinen Vorzeigeathleten perfekt: Die Deutschen müssen fit gemacht werden, ja, noch machen sie vieles falsch. „Haben Sie gerade beim Fußball Chips gegessen?“, moderiert Sandra Maischberger an. Das sei zwar keine gute Idee, aber die Deutschen würden es trotzdem tun. Da muss man ran. Um ihnen zu zeigen, wie es besser geht, sind die Gurus da. Maischberger hat gleich drei Typen von Gurus geladen. Ursula Karven, die Schauspielerin, sieht mit 50 noch so gut aus, erst vor zwei Jahren bat der „Playboy“ sie, sich zu entkleiden. Attila Hildmann, der selbst gelernte Koch, verzichtet aus gesundheitlichen Gründen auf Fleisch, Fisch, Eier, Milch, und das bewirke, dass er als Fitnessmodel durchgehen kann. Und Karl Lauterbach, der SPD-Politiker, gibt sich asketisch-intellektuell und warnt vor Salz, denn das fördere die Demenz. Ja, so sollten wir alle sein: schön, fettfrei, quietschgesund und geistig fidel bis ins hohe Alter hinein. Schauen wir in den Spiegel, schauen wir auf uns: Was davon sind wir nicht? Könnten wir nicht auch besser sein? Der Guru fährt Porsche Von diesen Gedanken ernähren die Gurus sich: 80 Prozent aller Deutschen essen mit einem mulmigen Gefühl im Bauch beziehungsweise Kopf. Seit Jahren stopfen sie ihr schlechtes Gewissen mit Ratgeberbüchlein voll. Die Gurus profitieren davon. Attila Hildmann ist zum Beispiel stolzer Porsche-Fahrer (verlinkt auf /vermischtes/article124747015/Veganer-Porsche-Fahrer-Provokateur.html) . 750.000 Bücher hat er schon verkauft. „Meine Arbeit“, sagt er, „ist, Menschen eine cholesterinfreie und tierfreundliche Ernährung näherzubringen.“ Gurus treten mit maximaler Selbstgewissheit auf: „Eine halbe Million Deutsche sterben an ernährungsbedingten Krankheiten“, erklärt Hildmann. Und haut Botschaften raus wie: „Vegan ist das neue Viagra.“ Einst war er selbst ein etwas dicklicher Mann. Dann fand er Wahrheit, nun hat er eine Mission. Er schleudert mit auswendig gelernten Chemiewörtern um sich, bis es den Leuten schummrig wird. Vielleicht taumeln sie so benommen ja in den nächsten Buchladen rein! „Ich bewundere, dass Sie das alles stolperfrei sagen können“, wirft Sandra Maischberger anerkennend ein. Ahnung ausstrahlen und Vorbild sein, das ist für den Guru zentral. Auch will er nicht wie ein Essigbrötchen wirken. Er bekehrt niemanden, er inspiriert! „Toleranz sollte im Vordergrund stehen“, sagt Attila Hildmann denn auch. Aber die Maske bleibt nicht lange auf: „Dieser maßlose Fleischhunger“, der zu Welthunger führe, zu Massentierquälerei und zu Deutschen, die zugrunde gingen – da spricht schon ein gewisses Maß an Verachtung raus. Transformation eines Familienvaters Stolz erzählt er, er habe einen Familienvater „vollkommen transformiert“. Und wehe, man widerspricht ihm, dann bricht es aus ihm heraus: „Wenn ich den Stuss von diesem Patienten höre“, blafft er den Widersprechenden an. Ja, ein Guru muss auch nachdrücklich sein. „Ich habe überhaupt keine Ideologie“, sagt Ursula Karven. Die Schauspielerin heilt gelenkschmerzende Mittfünfziger in ihrer Umgebung mit Fleischverzicht. Nach einem Monat wird es schon besser. Wenn der Körper basisch sei, könnten sich Krankheiten nicht so schnell ausbreiten. Außerdem wäre die „Verdauung ein Riesenthema“, so viel sei klar. Seit Karven zum Frühstück Gemüse-Obst-Algen-Shakes trinkt, ist ihre Haut besser geworden und sie „beweglicher, fitter, schneller, leichter und nicht so schlapp“. Davon ist sie überzeugt. „Alles ist sehr einfach, wenn man es simplistisch sieht“, sagt sie und schaut sehr ernst dabei drein. Fast so ernst wie Karl Lauterbach. Der SPD-Politiker ist beim Salz „relativ radikal“ und hält Brot für ein „Riesenproblem“. Lauterbach ist eine andere Guruform, er will nicht besonders durchtrainiert oder schön sein, sondern möglichst schlau. Dabei helfen nach außen Doktor- und Professorentitel und nach innen Salzentzug. Denn Salz verenge Gefäße und führe zu kognitivem Verfall. Lauterbach wäre dank seiner Expertise und Vorbildlichkeit mal fast Gesundheitsminister geworden. Auch er gibt sich als Guru vordergründig jovial: Jedem müsse erlaubt sein, Fehler zu machen. Gegen strengere Vorschriften will er also sein. Das Recht auf Dummheit Das klingt total liberal – jeder darf sein Recht auf Dummheit haben –, ist aber das Gegenteil. Denn als selbstbestimmte Wesen auf Augenhöhe sieht man die Menschen so nicht. Deswegen setzt Lauterbach zwar darauf, „dass die Leute kapieren“, fügt aber an, dass das dauern kann. Und sieht dabei ehrlich betroffen aus. Damit sind wir am Kern des Gurugehabes angelangt. Die vielen guten Tipps sind vor allem eins: Paternalismus. Das gemeine Volk soll demnach nicht mal in der Lage sein, richtig zu essen. Es ist längst noch nicht fit genug. Nicht so perfekt. Deshalb braucht es die Gurus, die ihm auf die Sprünge und zur rechten Speisenauswahl helfen wollen. Der Guru schenkt sich selbst das gute Gefühl, Vorbild zu sein, und drückt allen anderen ein schlechtes Gewissen rein. Medizinjournalist Werner Bartens regt sich als Einziger in der Runde darüber auf. Geht es nach ihm, machen Nährwerttabellen jedes lustvolle Essen kaputt: „Ich hasse diesen Dogmatismus“, sagt er, „genießen ist das Wichtigste.“ Zu den 80 Prozent der Deutschen mit schlechtem Gewissen beim Essen stöhnt er: „Was für ein Land!“ Ja, was für ein Land. Eins, das freie Entscheidungen ohnehin lieber als etwas betrachtet, was man wegregulieren kann. Hier wollen Gurus wie Karven, Hildmann und Lauterbach den Deutschen noch die letzte Freude vom Teller nehmen; die Butter vom Brot und das Brot gleich mit. Sie schrecken dabei auch nicht vor orangensaftgetränktem Müsli zurück. Das sollte uns eine Warnung sein. Und eine Mahnung, es uns schmecken zu lassen. P.S.: Der Autor hat während der Sendung eine ganze Tüte Gummibärchen gegessen.
Sebastian Pfeffer
Bekommen Sie schon bei Gummibären ein schlechtes Gewissen? Dann hätten Sie nicht bei Sandra Maischberger reinschauen sollen. Dort erklärten die Experten, dass man praktisch gar nichts mehr essen darf.
Vermischtes
2014-09-24T04:20:31Z
2015-10-27T12:08:37Z
Falsche Gurus rauben uns die Lust am Essen
https://www.welt.de//vermischtes/article132556195/Falsche-Gurus-rauben-uns-die-Lust-am-Essen.html
China: Hier wirbelt ein Staubteufel einen Schüler in die Luft
Eine Schule in der chinesischen Gemeinde Guazhou veranstaltet ein Sportfest als plötzlich ein Staubteufel über den Boden fegt. Der Wirbel schleudert alles weg, was sich ihm in den Weg stellt. Sogar einen Schüler.
WELT
Eine Schule in der chinesischen Gemeinde Guazhou veranstaltet ein Sportfest als plötzlich ein Staubteufel über den Boden fegt. Der Wirbel schleudert alles weg, was sich ihm in den Weg stellt. Sogar einen Schüler.
2016-04-21T19:29:00Z
2016-12-17T18:38:53Z
Hier wirbelt ein Staubteufel einen Schüler in die Luft
https://www.welt.de//vermischtes/video154622586/Hier-wirbelt-ein-Staubteufel-einen-Schueler-in-die-Luft.html
US-Vorwahlen Wisconsin: „Trump kann Niederlagen nicht gut hinnehmen“
Ein Dämpfer für Donald Trump: Bei den US-Vorwahlen in Wisconsin konnte er nicht gewinnen, auch Hillary Clinton musste sich geschlagen geben. US-Korrespondent Stephan Strothe schätzt die Situation ein.
WELT
Ein Dämpfer für Donald Trump: Bei den US-Vorwahlen in Wisconsin konnte er nicht gewinnen, auch Hillary Clinton musste sich geschlagen geben. US-Korrespondent Stephan Strothe schätzt die Situation ein.
Ausland
2016-04-06T05:58:17Z
2016-12-17T12:02:51Z
„Trump kann Niederlagen nicht gut hinnehmen“
https://www.welt.de//politik/ausland/video154044601/Trump-kann-Niederlagen-nicht-gut-hinnehmen.html
Mobiles Internet: O2-Kunden protestieren gegen schlechte Verbindungen
Gespräche reißen ab oder das Internet stockt: Tausende Kunden des Mobilfunkanbieters O2 klagen online über Probleme bei der Abdeckung. Auf der Seite „Wir sind Einzelfall“ pflegen sie dafür eine Liste, in denen O2-Nutzer aus ganz Deutschland auf Schwächen im Mobilfunknetz des Telefónica-Ablegers hinweisen. Bis zum Wochenbeginn meldeten sich dort etwa 6.400 „Einzelfälle“ und beschrieben ihre Probleme. Ein Sprecher des O2-Mutterkonzerns Telefónica bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dapd, dass das Mobilfunknetz aktuell Schwächen zeige. Als Begründung führte er an, O2 sei vom Erfolg der mobilen Internetnutzung über sogenannte Smartphones „überrascht“ (verlinkt auf /wirtschaft/article13701892/2016-gibt-es-acht-Milliarden-Mobilfunkanschluesse.html) . Dies habe auch Auswirkungen auf die Sprachtelefonie im Mobilfunknetz von O2. Überdurchschnittliches Datenwachstum Dass inzwischen neun von zehn der verkauften Geräte darauf ausgelegt seien, ständig mit dem weltweiten Datennetz verbunden zu sein, habe die Erwartungen „übertroffen“, hieß es in München. Sein Unternehmen verzeichne daher ein „überdurchschnittliches Datenwachstum“, sagte der Sprecher. Die Seite „Wir sind Einzelfall“ (verlinkt auf http://wir-sind-einzelfall.de/) wurde von dem Berliner IT-Experten Matthias Bauer ins Leben gerufen. Er berichtete, bei O2 selbst seit Monaten quer durch Deutschland „massive“ Probleme zu beobachten, die das Unternehmen aber als Einzelfall abtue. O2 habe sich inzwischen aber wieder ihm gemeldet – nachdem er die Aktion gestartet hatte. O2 will in Mobilfunknetz investieren Bauer notierte auf seiner Seite, er werde O2 nun anonymisierte Listen mit den Fehlermeldungen zukommen lassen. Telefónica gelobte wiederum am Montag Besserung: Der Sprecher sagte, das Mobilfunknetz werde derzeit ausgebaut. Für das kommende Jahr seien zudem „Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe“ geplant.
WELT
Tausende 02-Kunden kanalisieren ihren Protest im Internet gegen den Abbruch von Gesprächen. Die Gesellschaft räumt Probleme beim Datenfunk ein.
Wirtschaft
Webwelt & Technik
2011-11-21T16:40:31Z
2015-10-04T05:57:41Z
O2-Kunden protestieren gegen schlechte Verbindungen
https://www.welt.de//wirtschaft/webwelt/article13728438/O2-Kunden-protestieren-gegen-schlechte-Verbindungen.html
Corona: „Letzte Ausgabe“ – Die aktuellen Corona-Zahlen für Sie erklärt
Jeden Tag hören wir die neuen Corona-Fallzahlen. Aber was bedeuten sie, an welcher Stelle der Pandemie stehen wir und wie ist die Tendenz? Olaf Gersemann erklärt und bewertet kurz und kompakt die aktuellen Zahlen. Alles, was Sie am 20. Mai wissen müssen.
Olaf Gersemann
Jeden Tag hören wir die neuen Corona-Fallzahlen. Aber was bedeuten sie, an welcher Stelle der Pandemie stehen wir und wie ist die Tendenz? Olaf Gersemann erklärt und bewertet kurz und kompakt die aktuellen Zahlen. Alles, was Sie am 20. Mai wissen müssen.
2022-05-20T04:30:00Z
2020-11-30T05:45:24Z
„Letzte Ausgabe“ – Die aktuellen Corona-Zahlen für Sie erklärt
https://www.welt.de//wirtschaft/video221032152/90-Sekunden-Corona-Danke-Tschechien-Die-aktuellen-Corona-Zahlen-fuer-Sie-erklaert.html
Flüchtlingsintegration: Viele beenden den Deutschkurs nicht - aus mehreren Gründen
Nicht einmal die Hälfte der Zuwanderer beendet den Deutschkurs nicht erfolgreich. Warum das so ist, ist aber nicht eindeutig. Denn die Abbruchgründe werden statistisch nicht erfasst.
WELT
Nicht einmal die Hälfte der Zuwanderer beendet den Deutschkurs nicht erfolgreich. Warum das so ist, ist aber nicht eindeutig. Denn die Abbruchgründe werden statistisch nicht erfasst.
2017-09-18T10:37:43Z
2022-05-12T14:05:15Z
Viele beenden den Deutschkurs nicht - aus mehreren Gründen
https://www.welt.de//politik/video168744222/Viele-beenden-den-Deutschkurs-nicht-aus-mehreren-Gruenden.html
Köln-Übergriffe: Alice Schwarzer fordert neue Islam-Debatte
Das „Manzini“ ist eine elegante West-Berliner Institution. Deutschlands berühmteste Feministin ist hier Stammgast. Die schrecklichen Ereignisse von Köln haben Alice Schwarzer nicht die Laune verdorben. Sie lacht viel, auch und besonders über die unzähligen Kritiker ihrer Klartexte, die sie auch nach Köln über die Homepage (verlinkt auf http://www.emma.de/) ihres feministischen Magazins unter die Leute brachte. Die Welt: Auf „Emma.de“ sprachen Sie nach den Ereignissen von Köln von „falscher Toleranz“ und „Terror“. Hat Sie das Echo auf Ihre Aussage auf „Emma.de“ überrascht? Alice Schwarzer: Nein, überhaupt nicht. Das bin ich jetzt seit 36 Jahren gewöhnt. Die Welt: Was ist Ihr intellektueller Zugang zum Frauenbild im Islam? Schwarzer: Ich habe seit 36 Jahren sehr konkrete und vielfältige Kontakte zu Frauen im islamischen Kulturkreis, sowohl in Nahost wie in Nordafrika. Schon 1979 war ich ein paar Wochen nach der Machtergreifung von Khomeini (verlinkt auf /politik/article3839916/Ayatollah-Khomeini-praegt-bis-heute-den-Iran.html) mit einer Gruppe französischer Intellektueller auf den Hilferuf von Iranerinnen hin in Teheran. Und da war mir schon klar, was sich da entwickelte. Die Welt: Was denn? Schwarzer: Ich habe dort mit vielen beeindruckenden Menschen gesprochen. Vom Ministerpräsidenten – der wenig später ins Exil (verlinkt auf /politik/ausland/article138516318/Wir-haetten-besser-den-Mund-gehalten.html) flüchtete – bis hin zu starken Frauen, die den Schah mit der Kalaschnikow unter dem Tschador bekämpft hatten. Und die haben alle mit dem liebenswürdigsten Lächeln zu mir gesagt: „Ja, selbstverständlich werden wir ein Gottesstaat und führen die Scharia ein. Und ja, dann gilt: Steinigung bei außerehelichem Sexualverkehr der Frau oder bei Homosexualität.“ Als ich zurückkam, habe ich veröffentlicht, was ich gesehen und gehört hatte. Und was daraus erwachsen könnte. Ich habe leider mehr als recht behalten. Es ist eine Reportage, an der ich bis heute kein Wort verändern müsste. Die Welt: Wie sind Sie seitdem mit dem Thema umgegangen? Schwarzer: Das Thema hat mich nie mehr losgelassen. Über 25 Jahre lang war „Emma“ das quasi einzige Organ im deutschsprachigen Raum, das die Gefahr des politisierten Islam (verlinkt auf /debatte/kommentare/article136584841/Der-Islam-muss-endlich-erwachsen-werden.html) thematisierte: von Afghanistan (verlinkt auf /themen/afghanistan-politik/) über Tschetschenien (verlinkt auf /themen/tschetschenien/) und Algerien bis nach Köln. Ich habe auch zwei Bücher dazu herausgegeben. Das erste 2002, „Die Gotteskrieger und die falsche Toleranz“ (verlinkt auf /print-welt/article381668/Die-Gotteskrieger-und-die-falsche-Toleranz.html) . Das könnte ich heute so nachdrucken lassen, und Sie würden nicht merken, dass es vor 14 Jahren erschienen ist. Ich will sagen: Mindestens so lange schon hätte auch die Politik das Problem erkennen können. Die Welt: Das hat Ihnen nicht nur Lob eingebracht. Schwarzer: So kann man das sagen. Seither werde ich in gewissen Kreisen – Multikulti-Grüne, Linke, Konvertiten – munter als Rassistin beschimpft. Zum Glück bin ich mir ziemlich sicher, dass mir wenig ferner ist als Rassismus. Aber es ist doch eine enorme Einschüchterung. Ganze Bücher haben die gegen mich veröffentlicht und versucht, mich mundtot zu machen. In meinem Fall ist das nicht gelungen. Die Welt: Bei anderen schon? Schwarzer: Bei vielen. Und bis heute wagen Menschen, die ein berechtigtes oder auch unberechtigtes Unbehagen haben, das man aufklären könnte, es nicht, etwas Kritisches über die Entwicklung mancher Migranten und Flüchtlinge in Deutschland (verlinkt auf /themen/fluechtlinge/) sowie die versäumte Integration (verlinkt auf /vermischtes/article150911942/Hier-im-Osten-sind-Fluechtlinge-sehr-willkommen.html) zu sagen. Aus Angst vor dem Rassismusvorwurf. Diese Blase ist jetzt geplatzt. Die Welt: Woher rührt dieses Tabu? Schwarzer: Dieses Muster kenne ich als Feministin (verlinkt auf /themen/feminismus/) seit Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre, damals in der Form vom Hauptwiderspruch und Nebenwiderspruch. Bevor deutsche Frauenrechtlerinnen früher auch nur das Wort „Frau“ aussprachen, gab es erst mal einen langen Diskurs über den Hauptwiderspruch, den Klassenkampf. Erst dann wurde das Machtverhältnis zwischen Frauen und Männern angesprochen. Und dann stand man in der Linken sofort als sogenannte bürgerliche Frauenrechtlerin am Pranger. Das war das Totschlagargument. Die Welt: Was den Klassenstandpunkt nicht ändert … Schwarzer: Was den Klassenstandpunkt absolut überordnet. Von Klassen redet heute niemand mehr. Trotzdem haben wir heute bei den Grünen, in der linken Szene und in einer gewissen Internetszene eine ähnlich groteske Situation in der Feminismus-Debatte: Jetzt gilt der Rassismus als Hauptwiderspruch. Und wieder sollen wir die Klappe halten und nicht über unsere Probleme als Frauen reden – egal, welcher Hautfarbe oder Ethnie wir sind. Die Leugnung des Geschlechterwiderspruchs hat inzwischen in der Szene, die sich heute selbstgerecht als Hüterin des Antirassismus versteht, groteske Ausmaße angenommen. Und genau das ist rassistisch! Weil man mit diesem Argument verhindert, dass wir die Fremden, die zu uns kommen, ernst nehmen als Menschen wie wir. Die sind in Wahrheit nämlich gar nicht so fremd und könnten durchaus auch dazulernen. Aber für diese Szene bleiben sie die schönen Wilden sozusagen. Der Fremdenhass ihrer Eltern schlägt bei ihnen um in eine in Wahrheit nicht minder verachtende Fremdenliebe. Fremdenhass und Fremdenliebe sind ja nur zwei Seiten ein und derselben Medaille. Die Welt: Man sollte nicht paternalisieren? Schwarzer: Richtig, nicht bevormunden. Diese Stellvertreterpolitik ist ja genau das, was unsereins schon früher so wahnsinnig gemacht hat. Und man weiß inzwischen auch gar nicht mehr, was man überhaupt noch sagen darf. Es wechselt ja jeden Tag die politische Korrektheit. Das soll uns am freien Denken hindern. Form statt Inhalt. Da geht es nicht um die Menschen, sondern um Ideologie. Die Welt: Wie sollte man die Menschen behandeln? Schwarzer: Nicht ideologisch, sondern menschlich. Man sollte ihnen sagen: Ihr habt die gleichen Rechte – aber auch die gleichen Pflichten! Nach den Ereignissen in Köln (verlinkt auf /themen/uebergriffe-in-koeln/) habe ich bei einer der sogenannten jungen Feministinnen gelesen, auch „weiße Bio-Deutsche vergewaltigen“. Da kann ich nur sagen: Richtig, das sagen wir feministischen Pionierinnen seit 40 Jahren! Doch jetzt müssen wir weiterdenken, denn die Ereignisse in Köln und an anderen Orten hatten über die uns bisher bekannte sexuelle Gewalt (verlinkt auf /vermischtes/article150727430/Sexuelle-Gewalt-ist-fuer-Frauen-gegenwaertig.html) hinaus eine neue Qualität, eine ganz andere Dimension. Die Welt: „Emma“ analysiert die sexuelle Gewalt gegen Frauen mit kulturellen Hintergründen schon länger. Schwarzer: Bereits vor 20 Jahren hat ein Kölner Polizist zu mir gesagt: Frau Schwarzer, 70 bis 80 Prozent aller Vergewaltigungen in Köln gehen auf das Konto von Türken. Ich war entsetzt und habe geantwortet: Das müssen Sie unbedingt öffentlich machen! Denn auch ein Türke wird ja nicht als Vergewaltiger geboren. Das hat ja Gründe. Was ist los bei denen? Was können wir tun? Doch es kam die klare Ansage: „No way, das ist politisch nicht opportun.“ Und genau diese Art politischer Correctness (verlinkt auf /themen/political-correctness/) verschleiert die Verhältnisse. Reaktionärer geht es nicht. Die Welt: Spielt diese Einstellung nicht denen in die Hände, die den Medien nicht mehr glauben? Schwarzer: Ja, leider. Ich persönlich bin seit Langem davon überzeugt, dass die Erstarkung der Rechtspopulisten in Westeuropa nicht möglich gewesen wäre, wenn die Parteien nicht durch die Bank seit Jahren und Jahrzehnten die Politisierung des Islams völlig ignoriert oder verharmlost hätten. Und die Medien haben mitgespielt. Die Welt: Seit wann geht das so? Schwarzer: Die Machtergreifung Khomeinis 1979 war der Startschuss für die Politisierung des Islam. Die ideologische Munition kommt aus Iran und Pakistan, das Geld aus Saudi-Arabien, womit wir ja beste wirtschaftliche Beziehungen haben. Wir hatten auch vor den 80er-Jahren schon Millionen Türken im Land. Dabei spielte es damals keine Rolle, ob sie Moslems waren. Es spielte aber eine Rolle, dass sie arm waren und vom Land kamen. Die Welt: Zivilisationsfern, aber keine größere Differenz? Schwarzer: So ist es. Ab und zu sah man früher auch mal eine ältere oder junge Frau vom Land mit Kopftuch (verlinkt auf /themen/kopftuch-und-burka/) . Aber nicht mit dem islamistischen Kopftuch. Das gibt es bei uns erst seit Mitte der 80er-Jahre. Dieses Kopftuch, das jedes Haar abdeckt und auch den Körper verhüllt, weil eben die Frau an sich Sünde ist. Die Welt: Das ist eigentlich ein unfassbares Kompliment an den weiblichen Körper, oder? Schwarzer: Na ja, geht so. Es ist die Begrenzung der Frau auf ihren Körper und die Sexualität. Und was für ein Männerbild ist das eigentlich? Jeder Mann, der ein Haar oder eine Silhouette sieht, stürzt sich wie ein Tier auf sie. Ist natürlich auch ein drolliges Männerbild, wenn ich das mal sagen darf. Die Welt: Gegen das ich mich natürlich verwehren muss. Schwarzer: Ja, das sollten gerade Sie als emanzipierter Mann unbedingt! Übrigens: Aus einer großen Studie des Innenministeriums wissen wir: 70 Prozent der Musliminnen in Deutschland haben noch nie ein Kopftuch getragen. Selbst von denen, die sich selber als streng religiös definieren, hat jede zweite noch nie ein Kopftuch getragen. Das Kopftuch hat also nichts mit Glauben zu tun. Es ist ein politisches Signal. Die Welt: An die Väter, die Brüder? Schwarzer: An alle Männer und die Umwelt. Die individuellen Gründe für das Kopftuchtragen sind vielfältig: Identitätssuche, eine anständige Frau sein wollen etc. – aber es gibt auch Druck oder gar Zwang. Wir wissen ja, dass zum Beispiel Islamisten den Eltern Geld bieten, wenn ihre Töchter sich verschleiern. Ich bin viel dafür angegriffen worden, dass ich für ein Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst (verlinkt auf /print-welt/article262187/Streit-um-das-Kopftuch-Pro-und-contra.html) und in der Schule bin. Das scheint mir aber eine Selbstverständlichkeit. So wie in Frankreich (verlinkt auf /politik/deutschland/article149309204/Kopftuch-tragen-zaehlt-nicht-zu-den-Menschenrechten.html) . Und in einer weltlichen Schule hat das Kopftuch schon gar nichts zu suchen. Aber darüber hinaus bin ich natürlich nicht für ein Verbot, sondern für das Gespräch mit den Kopftuchträgerinnen. Die Welt: Die Frage ging bis vor das Verfassungsgericht. Schwarzer: Ja, ich werde nie den Fall von Fereshta Ludin (verlinkt auf /politik/deutschland/article139040559/Sie-wird-immer-die-mit-dem-Kopftuch-bleiben.html) vergessen. Tochter von Afghanen, Vater Diplomat, Mutter Lehrerin, die nie ein Kopftuch getragen hat. Dann haben die Eltern aber fatalerweise ein paar Jahre in Saudi-Arabien gelebt, wo das Mädchen zur Schule ging – und mit dem Kopftuch wieder rauskam. In Deutschland hat Ludin dann einen schwäbischen Konvertiten geheiratet, der seiner Mutter nicht mehr die Hand gab – wegen der Unreinheit der Frau. Fereshta Ludin ist dann von muslimischen Verbänden aufs Pferd gehoben und bis vor das Verfassungsgericht begleitet worden: um das Recht, als Lehrerin ein Kopftuch zu tragen, durchzusetzen. Die Welt: Viele Medien sahen das Kopftuchverbot nicht so streng wie Sie. Schwarzer: Ja, ich erinnere mich speziell in der „Zeit“ an den Satz: „So ein Kopftuch ist nur ein Stückchen Stoff; so harmlos wie das Kreuzlein um den Hals“. Seite an Seite mit der grünen Multikulti-Szene sind ja vor allem die linksliberalen Medien pro Kopftuch. Sie halten das für eine individuelle oder gar religiöse Neigung – und durchschauen nicht die politische Struktur dahinter. Im Fall Ludin hatte sich nur die „Emma“ die Mühe gemacht, investigativ zu recherchieren. Und herausgefunden, dass Muslimverbände dahinterstecken, die in Deutschland ja rückwärtsgewandt orthodox bis islamistisch sind. Die Welt: Was waren die Reaktionen? Schwarzer: Man hat mir gesagt: „Ausgerechnet Sie als Feministin wollen den Frauen absprechen, freiwillig das Kopftuch zu tragen?“ Entschuldigung, seit wann finde ich denn alles gut, was Frauen gerne machen? Hier darf man nicht nur individualistisch argumentieren, sondern muss durchschauen, dass das Kopftuch seit 1979 die Flagge der Islamisten ist. Die Welt: Kommen wir zu einem anderen Punkt, der Flüchtlingskrise. Wie nehmen Sie die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin (verlinkt auf /politik/deutschland/article151034627/Die-Kanzlerin-wird-sich-korrigieren-muessen.html) wahr? Schwarzer: Angela Merkel hat grundsätzlich menschlich recht. Sie kann auch keine Obergrenze (verlinkt auf /politik/deutschland/article150826345/Deutsche-sprechen-sich-mehrheitlich-fuer-Obergrenze-aus.html) nennen. Aber konkret müssen wir schon sehr genau hinschauen. Wir können und dürfen nicht alle nehmen. Aus Griechenland ist zu hören, dass früher drei Viertel der Flüchtlinge aus Nahost kamen. Jetzt sagen sie, die Hälfte kommt aus Tunesien und Marokko. Aber das sind erstens keine Kriegsländer. Und zweitens liegt der Verdacht nahe, dass gerade unter den Ankommenden aus diesen Ländern die Anzahl der Islamisten sehr hoch ist. Die Welt: „Wir schaffen das!“ Schwarzer: Sagen wir es besser so: Wir könnten das schaffen. Aber jetzt muss alles getan werden, um versäumte Integration nachzuholen und die Flüchtlinge sofort auf den Prüfstand zu stellen. Die Welt: Ist das Kind nicht schon zu tief in den Brunnen gefallen? Schwarzer: Irgendwann muss man ja anfangen, es richtiger zu machen. Wir müssen reingehen in diese Communitys, in diese Milieus, wir müssen den Müttern sagen: „Kommt heraus aus dem Haus, und lernt Deutsch!“ Bei Asylsuchenden verbunden mit Auflagen. Die Töchter müssen die gleichen Freiheiten haben wie ihre deutschen Freundinnen! Und die Söhne die gleichen Chancen. Wir müssen der seit 25 Jahren ungebremst laufenden islamistischen Agitation endlich etwas entgegensetzen. Und lernen, stolz zu sein auf das, was wir so hart errungen haben: Rechtsstaat, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Gleichberechtigung der Geschlechter. Die Welt: Sind mit Blick auf die Silvesternacht Gesetzesverschärfungen nötig? Schwarzer: Ich würde sagen, die bestehenden Gesetze anwenden wäre auch schon mal ganz schön. Und wenn jetzt der Justizminister die von der EU seit Jahren geforderte Verbesserung des Vergewaltigungsgesetzes endlich aus der Schublade holt, begrüße ich das. Aber Sie könnten 100 Grapscher vom Kölner Bahnhof überführen – denen droht gar nix. Denn das verharmlosend genannte Grapschen ist in Deutschland noch nicht einmal ein Straftatbestand. Die Welt: Viele dieser mutmaßlichen Täter haben Krieg erlebt. Schwarzer: Genau. Was bedeutet, diese Männer waren Täter oder Opfer oder beides. Sind verroht, brutalisiert, traumatisiert. Bei uns würde man zu so jemandem sagen: „Ab in die Therapie, damit du wieder lernst, dass du bei Konflikten nicht immer die Knarre ziehen kannst.“ Das ist ja auch ein Problem bei amerikanischen Kriegsveteranen. Die Welt: Früher war das bei uns auch anders. Schwarzer: Wohl wahr. Aber wir haben in diesen letzten 40 Jahren viel erreicht. Unendlich viel. Die Opfer wissen heute, dass nicht sie sich schämen müssen, sondern die Täter. Wir haben neue Gesetze, Frauenhäuser (verlinkt auf /regionales/nrw/article149223264/Zuflucht-aber-niemals-Endstation.html) , Notrufe, Hilfe für die Opfer. Wenn auch noch nicht genug. Die Welt: Auch bei der Toleranz gegenüber anderen Religionen gibt es Probleme. Schwarzer: Ja, der flagrante Antisemitismus (verlinkt auf /themen/antisemitismus/) der arabischen Welt wird ausgerechnet in Deutschland nicht benannt. Das hat Tradition. Gerade die Linke pflegt unter dem Vorwand der – ja durchaus berechtigten – Kritik an Israel schon lange einen schamlosen Antisemitismus. Die Welt: Zentralratschef Josef Schuster warnte in der „Welt“ vor Judenhass unter den Flüchtlingen (verlinkt auf /politik/deutschland/article147173550/Zentralrat-der-Juden-warnt-vor-arabischem-Antisemitismus.html) und erntete dafür jede Menge Kritik. Schwarzer: Das ist unerhört! Dabei hatte gerade der Zentralrat der Juden lange Zeit generös Antisemitismus mit einer vorgeblichen Islamophobie in Deutschland gleichgesetzt. Ich will sagen, gerade die offiziellen Vertreter der Juden in Deutschland haben sich wirklich Mühe gegeben, nicht unangenehm aufzufallen. Gut, dass sich das gerade ändert. Denn wie bekannt, haben die Migranten und Flüchtlinge aus dem islamischen Kulturkreis nicht nur ihren traditionellen Sexismus im Gepäck, sondern auch den Antisemitismus. Die Welt: Kommen wir noch mal zurück auf die Silvesternacht in Köln … Schwarzer: Gerne. Denn da stelle ich mir eine Menge Fragen. Zum Beispiel die: Könnte es sein, dass im Kern dieser sexuellen Gewalt eine kleine Gruppe von Provokateuren agiert hat, die gezielt zur Destabilisierung der Willkommenskultur in Deutschland gehandelt hat? Die Welt: Meinen Sie wirklich? Schwarzer: Es liegt nahe. Wenn Sie die Schriften der Islamisten und des IS (verlinkt auf /themen/islamischer-staat/) lesen, ist deren Besessenheit Nummer eins die Emanzipation der Frau. Das ist die große Obsession. Die Welt: Da gibt es Schnittmengen mit den erzkonservativen Katholiken. Schwarzer: Jede Religion ist missbrauchbar. Und in allen Kriegen war die systematische Vergewaltigung von Frauen Teil der Kriegsstrategie. Denn mit der sexuellen Gewalt gegen Frauen erreicht man zweierlei. Erstens: Man bricht die Frauen. Zweitens: Man demütigt deren Männer. Das hätte dann wirklich eine brisante politische Dimension: Zu den Kalaschnikows und Sprenggürteln käme jetzt noch die Waffe der sexuellen Gewalt. Die Welt: Also Teil einer Kriegsstrategie? Schwarzer: Ja. Und nicht zufällig in den Ländern, die die offensten waren. In denen die Emanzipation der Frauen am weitesten fortgeschritten ist: Deutschland, Dänemark, Schweden. Und dann kommt da noch ein demografisches Problem auf uns zu: Wir wissen seit Langem, dass ein starker Überhang an jungen, noch nicht gebundenen Männern zwischen 18 und 30 sehr heikel werden kann. Das kann sogar kriegsauslösend sein. China hat bei 117 auf 100 Frauen die Notbremse gezogen und die Ein-Kind-Politik (verlinkt auf /debatte/kommentare/article148284645/Chinas-Ende-der-Ein-Kind-Politik-kommt-zu-spaet.html) geändert. Schweden hat jetzt schon, dank der Flüchtlinge, 125 auf 100. Und in Deutschland wird es ähnlich werden bei 70 bis 80 Prozent junger Männer unter den Flüchtlingen. Dieser Männerüberschuss (verlinkt auf /debatte/kommentare/article147191323/Die-Energie-der-vielen-jungen-Maenner-kanalisieren.html) ist eine Gefahr, unabhängig von dem kulturellen Hintergrund. Die Welt: „In der Gefahr wächst das Rettende auch“, heißt es im „Patmos“ von Friedrich Hölderlin. Schwarzer: Dann sieht man auch das kleinste Licht. Die Welt: Wo sehen Sie es? Schwarzer: In dem wirklichen Erschrecken unserer gesamten Gesellschaft. Endlich reden wir offen darüber. Wenn jetzt die Medien einfach ihrer Informationspflicht nachkommen und die Parteien die Probleme klar erkennen, könnten endlich Gegenstrategien entwickelt werden. Die Welt: Haben Sie Flüchtlingen auch schon einmal direkt geholfen? Schwarzer: Vor ein paar Monaten habe ich zwei junge syrische Männer, sichtlich wohlerzogen, nachts in Berlin zusammen mit einer Freundin vom Lageso zu deren Schlafquartier gefahren. Und in meinem Dorf habe ich um Weihnachten die Patenschaft für eine junge afghanische Familie übernommen, mit zwei entzückenden Kindern. Der Junge ist ein bisschen schüchtern, und das Mädchen ist sehr keck. Anfang des Jahres hatte ich die beiden Kinder, sieben und zehn Jahre alt, zusammen mit Nachbarskindern zu mir eingeladen. Dass die kleinen Afghanen (bisher) ausschließlich Farsi sprechen, hat die Kinder nicht daran gehindert, drei, vier Stunden lang zusammen herumzutoben. Am liebsten haben sie Verstecken gespielt. Und zwei Tage später gingen die zwei zum ersten Mal in die Schule. Da sitzen sie jetzt neben ihren neuen Freunden. Mehr Informationen auf www.aliceschwarzer.de (verlinkt auf http://www.aliceschwarzer.de/start/) .
Ulf Poschardt
Nach den Köln-Übergriffen fordert Alice Schwarzer eine Islam-Debatte ohne politische Korrektheit. Sexuelle Gewalt könne auch Terrorwaffe sein. Das Kopftuch sieht sie als „Flagge der Islamisten“.
Politik
Deutschland
2016-01-15T16:21:54Z
2016-01-16T09:31:09Z
„Kalaschnikows, Sprenggürtel und jetzt die sexuelle Gewalt“
https://www.welt.de//politik/deutschland/article151065691/Kalaschnikows-Sprengguertel-und-jetzt-die-sexuelle-Gewalt.html
Nachruf: McNamara, Amerikas Mastermind im Vietnam-Krieg
Er verkörperte wie kaum ein zweiter Mann des 20. Jahrhunderts Amerikas Größe und Amerikas Elend: Robert McNamara starb im Alter von 93 Jahren. Am Ende der 1950er-Jahre Präsident der Ford Motor Company, damals noch ein Leuchtturm amerikanischen Managements und Fortschrittsglaubens, wurde er von Präsident John F. Kennedy 1961 an die Spitze des Pentagon berufen. Dort betrieb er mit modernsten Management-Methoden die Rationalisierung und Umrüstung des Militärs angesichts des strategischen Patts im Kalten Krieg. „Wechselseitig gesicherte Vernichtung“ war die Konsequenz, die nach Kennedys Ermordung die Johnson-Administration aus der nuklearen Konfrontation um Berlin und Kuba 1961/62 zog, und McNamara war es, der die strategische Umsetzung betrieb, zugleich aber auch schon der Rüstungskontrolle vorarbeitete. Insofern war er einer der Architekten des langen nuklearen Friedens, der den Kalten Krieg überwölbte. Als der hoch gelobte Industriemanager das Pentagon übernahm, belief sich die amerikanische Militärpräsenz in Südvietnam auf mehrere hundert Militärberater. Als McNamara sieben Jahre später das Verteidigungsministerium verließ, waren es mehrere hunderttausend Soldaten. McNamara setzte in dem fernen Dschungelkrieg auf Ausblutung des Vietkong und ließ die Stäbe ausrechnen, wann der Sieg eintreten würde. Er glaubte an mathematische Modellierung auch dort, wo alle Modelle versagen: im asymmetrischen Krieg. Den Amerikanern blieben ein kollektives Trauma und das Vietnam-Memorial zwischen Weißem Haus und Capitol Hill, wo in schwarzem Marmor die Namen von fast 60.000 Gefallenen eingemeißelt sind. McNamara wurde, als das Weiße Haus an die Republikaner ging, Präsident der Weltbank und hat sich dort von 1968 bis 1981 hohe Achtung erworben. In seinen späten Jahren wurde er zum Warner. Dass er George W. Bush abriet von der Irak-Invasion, war Teil seiner Wandlung vom Falken zur Taube. Dazu passt, dass McNamara auch zu den Unterzeichnern des „global zero“-Plans zur Abschaffung der Atomwaffen zählt.
Michael Stürmer
Er war Topmanager bei Ford, US-Verteidigungsminister, Weltbank-Chef: Jetzt ist Robert McNamara mit 93 gestorben. Der Mann, der die USA in den Vietnamkrieg führte, wurden in seinen späten Jahren zum Warner. Er riet George W. Bush von der Irak-Invasion ab und plädierte für die Abschaffung der Atomwaffen.
Politik
Ausland
2009-07-06T16:07:58Z
2015-10-03T18:27:24Z
McNamara, Amerikas Mastermind im Vietnam-Krieg
https://www.welt.de//politik/ausland/article4070116/McNamara-Amerikas-Mastermind-im-Vietnam-Krieg.html
Telekommunikation: 2015 gibt es mehr Mobilfunkanschlüsse als Menschen
Im kommenden Jahr wird es auf der Welt laut einer Studie erstmals mehr Mobilfunk-Anschlüsse als Menschen geben. Im ersten Quartal 2014 gab es nach Berechnungen des Netzwerk-Ausrüsters Ericsson bereits 6,8 Milliarden Mobilfunk-Verbindungen. In den kommenden Jahren werde vor allem die Zahl mobiler Internet-Anschlüsse explosiv ansteigen, prognostizierte das schwedische Unternehmen. So dürften zum Jahr 2019 rund 60 Prozent der dann prognostizierten 9,2 Milliarden weltweiten Mobilfunk-Anschlüsse mit Smartphones (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/smartphone/) genutzt werden. Darunter würden 2,6 Milliarden Verbindungen des schnellen Datenfunks LTE sein, hieß es. Über ein Viertel der weltweiten LTE-Nutzer kämen dann aus China, in den USA dürften 85 Prozent der Handys mit LTE laufen, erwartet Ericsson. Datenverkehr steigt rasant an Dadurch werde es 2019 zehn Mal mehr Datenverkehr von mobilen Geräten geben als 2013. Rund die Hälfte werde auf Videos entfallen. Schon im ersten Quartal 2014 seien mehr Daten durch mobile Netze geflossen als im gesamten Jahr 2011. Ericsson verdient an dem Ausbau der Telekomnetze. Der Konzern ist die Nummer eins in der Branche, aber es ist ein hartes Geschäft mit starken Rivalen wie Nokia und Alcatel-Lucent sowie Huawei und ZTE aus China. Die Industrie entwickelt derzeit noch schnellere Datennetze der nächsten Generation (5G).
WELT
Schon im kommenden Jahr wird die Zahl der Mobilfunk-Anschlüsse die Zahl der Menschen auf diesem Planeten übersteigen. Mit dieser Entwicklung vervielfacht sich auch der Datenverkehr.
Wirtschaft
Webwelt & Technik
2014-06-03T09:30:33Z
2015-10-15T19:19:39Z
2015 gibt es mehr Mobilfunkanschlüsse als Menschen
https://www.welt.de//wirtschaft/webwelt/article128667178/2015-gibt-es-mehr-Mobilfunkanschluesse-als-Menschen.html
Mit Lufttaxis von Haus zu Haus fliegen
Die Konzepte der großen Flugzeugbauer wie Airbus und Boeing widersprechen denen vieler Firmen und Tüftler. Der neue Airbus 380 nimmt 550 Passagiere auf und kostet einige hundert Millionen Euro. Dagegen wollen Entwickler Maschinen an den Markt bringen, mit denen Piloten jederzeit und überall starten und landen können. Letzte Woche hat zum Beispiel die Nasa Jets in Leichtbauweise auf einer Messe in den USA präsentiert, die nur kurze Start-und-Lande-Bahnen benötigen. Damit können Passagiere noch nicht wie im Film "Das fünfte Element" jederzeit und in Eigenregie durch die Luft schwirren. Doch auch solche Lufttaxis gibt es bereits. Moller International demonstriert derzeit auf der Chicagoer Innovationsmesse Nextfest aktuelle Modelle. Das zweisitzige Skycar M200 ist flug- und fahrtauglich. Die neuen Maschinen sind mit wesentlich leistungsfähigeren Motoren ausgestattet. Damit unternahmen Piloten erstmals Testflüge ohne Halteseile und Sicherungsleinen. Das Skycar hebt senkrecht von der Straße ab und erreicht im Flug eine Geschwindigkeit von 350 Meilen pro Stunde. Wie ein Helikopter kann das Skycar auch auf der Stelle landen. Die Moller-Techniker haben mit dem M400 bereits einen Nachfolger entwickelt, der vier Passagiere aufnimmt und mit ihnen 900 Meilen weit fliegen kann. Die Geschwindigkeit liegt bei etwa 300 Meilen pro Stunde. Die neue Konstruktion ist mit einem Cockpit ausgestattet, das etwa 1,2 mal 1,3 Meter mißt und damit größer ist als das einer Cessna 172. Derzeit integrieren Techniker Displays und Anzeigetafeln für neue Datendienste, zum Beispiel für Echtzeit-Wetterinformationen. Technisch problematisch bleibt der Senkrechtstart. Die dafür notwendigen Antriebssysteme sind massiv und schwer zu entwickeln. Moller International verwendet beim M400 acht Mazda-Wankelmotoren mit zusammen 1000 PS. Ein Motor davon beschleunigt das Vehikel auf der Straße auf 60 Kilometer pro Stunde. Für Schubkraft im Flug sorgen Gebläseräder, die einen Luftstrom produzieren. Für den Start stellt der Pilot die Gebläseräder nach unten, nach dem Abheben dreht er den Antrieb in die Horizontale. Bis Lufttaxi-Piloten nur einen einfachen Test absolvieren müssen und ihren Flieger aus der Garage holen können, wird es noch einige Jahre dauern. Die US-Luftfahrtbehörde will spätestens 2009 die ersten Kombinationen aus kleinem Flugzeug und Auto lizenzieren. Die Nasa will innerhalb der kommenden fünf Jahre einen privaten Flieger entwickelt haben, der weniger als 100 000 US-Dollar kostet und für den eine einfache Fahr- und Flugerlaubnis ausreicht. In zehn Jahren kommt dann ein Vehikel, das Piloten nach der Landung über kurze Entfernungen auf der Straße fahren können. Erst in 15 Jahren rechnet die Nasa mit einem Individualflugzeug, das vertikal - und somit auch abseits der Flughäfen - startet und landet. Das erste Ziel ist erreicht: Letzte Woche hat die Nasa auf dem Danville Airfield nahe Langley einen kleinen Jet präsentiert, mit dem Piloten alle 3400 Flughäfen in den USA ansteuern können, vor allem auch die kleineren Landeplätze. An dem Small Aircraft Transportation System (SATS) genannten Projekt sind diverse Technikfirmen sowie die US-Luftfahrtbehörde beteiligt, die 70 Millionen US-Dollar investiert hat. Nach Untersuchungen der SATS-Gruppe leben mehr als 90 Prozent aller Amerikaner höchstens 30 Fahrminuten von einem kleinen Flugplatz entfernt. Auf seiner Einführungsrede zur Projektdemonstration letzte Woche sagte SATS-Manager Jerry Hefner: "Ich glaube, das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert des individuellen Luftverkehrs." Anfangs soll ein Flug mit dem Minijet allerdings noch 1000 US-Dollar kosten. Derzeit entwickeln Hersteller weltweit diverse Modelle ähnlicher Bauweise. Dazu gehören auch Maschinen der Eclipse Aviation, die ungefähr eine Million US-Dollar pro Stück kosten. In den Eclipse-Jet 500 passen sechs Fluggäste, die selbst bestimmen, wann und wo sie landen wollen. Der Flieger benötigt nur eine 850 Meter lange Landebahn. Da alle Jets dieser Kategorie mittlerweile mit dem GPS-Ortungssystem ausgestattet sind, können sie auch unter ungünstigen Wetterbedingungen landen. Dazu kommen Sicherungssysteme wie Radar, die Kollisionen in der Luft vermeiden helfen. Dadurch benötigen die Flieger keine technisch aufwendigen und teuren Bodenkontrollen mehr. Vorab sind alle Flugrouten in ihre Bordcomputer eingegeben. Die Informationen darüber erhalten die Piloten, die sich dem Lufttaxi nähern. Schon jetzt hat Eclipse mehr als 2000 Aufträge erhalten, 260 davon will das Unternehmen im nächsten Jahr erfüllen. Vergleichbare Modelle entwickelt auch Boeing, das mit der Nasa im Projekt Phantom-Works zusammenarbeitet und vollautomatisierte Flieger konzipiert. Sie sollen deutlich unter 100 000 Euro kosten, relativ leise und leicht zu bedienen sein, dazu wenig Treibstoff verbrauchen. Konkurrent Avcen will im nächsten Jahr erste Testflüge mit seinem Jetpod durchführen. Die fünfsitzige Maschine kann auf einer 120 Meter langen Piste starten und landen, also auch in bebauten Gegenden. Das Vehikel fliegt in einer Höhe von 200 Metern. Da die Motoren um mindestens 20 Dezibel leiser sein werden als die herkömmlicher Passagiermaschinen, sollen die Motorengeräusche in geringer Flughöhe Anwohner nicht mit Lärm belästigen. So konkret ist Urban Aeronautics mit seinen Flugplänen noch nicht geworden. Immerhin konnte die israelische Firma ihr Modell Cityhawk in zehn technischen Testverfahren erfolgreich prüfen. Bei der Konstruktion arbeiten die Ingenieure mit Designern und Herstellern der Purdy-Corporation zusammen, die Motoren für die Hawk-Reihe liefert die Firma Bet-Shemesh Engines. Und es gibt schon eine konkrete Bestellung. Das Herzlis-Medicalcenter hat einen X-Hawk geordert, um ihn für Krankentransporte einzusetzen.
Thomas Jüngling
Weltweit arbeiten Firmen an Fliegern, die abseits großer Landebahnen starten. Auch die Nasa hat ihr erstes Modell präsentiert
Print-wams
2005-06-25T22:00:00Z
2011-11-15T18:46:42Z
Mit Lufttaxis von Haus zu Haus fliegen
https://www.welt.de//print-wams/article129232/Mit-Lufttaxis-von-Haus-zu-Haus-fliegen.html
Gipfeltreffen: Transatlantisches Streben nach Harmonie
Endlich ist er da, der Moment, auf den Amerikaner und Deutsche während der Ein-Tages-Stippvisite von Kanzlerin Angela Merkel so lange gewartet haben. Der Ort passte - die altehrwürdige Library of Congress, eine Bibliothek, die Reiseführer wegen ihrer umfangreichen Bestände als das „Gewissen der Menschheit“ preisen. Und auch der Anlass war ganz nach dem Gusto harmoniebedürftiger Deutscher und Amerikaner. Kurz vor dem Rückflug nach Deutschland präsentierte Merkel die 500 Jahre alte Weltkarte des deutschen Kartografen Martin Waldseemüller. Im Jahr 1507 tauchte darauf der kurz zuvor von Christoph Columbus entdeckte und noch namenlose Kontinent erstmals mit dem Namen „Amerika“ auf. Ein Deutscher also, der zum „Taufpaten Amerikas“ geworden ist, wie Merkel sagt. Eine Geschichte, wie gemacht, um zu verdeutlichen, wie fest und unverbrüchlich die transatlantische Partnerschaft nach dem Schisma während des Irakkrieges wieder dasteht. Das Dokument sei „der sichtbarste Ausdruck der deutsch-amerikanischen Freundschaft“, sagt die Kanzlerin. Der Redner, der sie begrüßt, stellt Merkel als „wichtigste Frau der Welt“ vor. Der Beifall kommt spontan und hält an. Die Menschen stehen auf und applaudieren. Die Politiker kommen wieder ohne große Gesten aus Endlich also ein wenig Gefühl auf einem ansonsten von technischen Themen geprägten EU-USA-Gipfel, den die Kanzlerin als EU-Ratspräsidentin an der Seite von Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso bestritt. Natürlich ging es auch dabei um viel Gewichtiges – um Klimaschutzziele und gemeinsame Rechnungslegungsstandards, um ein Luftfahrtabkommen und die Transatlantische Wirtschaftspartnerschaft. Doch das demonstrative Zurschaustellen, dass es persönlich zwischen Bush und Merkel stimmt, das Wohlwollen, in das der amerikanische Präsident seinen Gast bei den vergangenen Begegnungen eingewickelt hat, davon war dieses Mal weniger zu spüren. Vielleicht waren die EU-Themen zu sperrig, vielleicht die Teilnehmerzahl zu groß, die Agenda für die dreieinhalbstündige Begegnung zu lang. Vielleicht ist es aber auch einfach eine gute Nachricht: die amerikanisch-europäischen Beziehungen funktionieren weitgehend reibungslos – zumindest die Politiker kommen daher wieder ohne große Gesten aus. Bush grünt ein wenig, aber sein Motiv ist Eigennutz Die Sonne sticht vom grellblauen Himmel, flugs haben die Amerikaner die Abschlusspressekonferenz am Montagmittag in den „Rose Garden“ des Weißen Hauses verlegt, der besseren Fernsehbilder wegen. Doch es fehlt der Erfolg, den die USA hier inszenieren wollen. Freilich, einerseits bezeichnen Europäer und Amerikaner in ihrer Erklärung den Klimawandel als zentrale Herausforderung, die ein dringendes und nachhaltig globales Handeln erfordere. Zudem nimmt US-Präsident Bush heute Wörter wie Biodiesel selbstverständlich in den Mund. Mit einigem Recht also kann Merkel sagen, dass Amerikaner und Europäer „beim Thema Klima und Energieeffizienz einen Schritt nach vorne gemacht haben“. Einen Schritt, aber nicht weiter. Denn auf der anderen Seite haben sich die USA – natürlich – nicht auf verbindliche Reduktionsziele festlegen lassen. Der US-Präsident wehrt sich weiter dagegen, die Industrie auf Quoten zur Reduzierung der Treibhausgase zu verpflichten, und setzt auf freiwillige Bemühungen. Bush verwies auf die rasant wachsenden Schwellenländer wie China, ohne die ein weltweites Klimaabkommen nur geringen Erfolg haben werde. Ohnehin sieht er das Thema Klimawandel und Energieeffizienz zumindest teilweise unter einem anderen Blickwinkel als die Europäer. Für Bush geht es darum, die Abhängigkeit der USA von Rohstoffimporten zu verringern. Wenn diese von ihm angestrebte Energieeffizienz auch dem Klimaschutz dient, ist das nicht mehr als ein angenehmer Nebeneffekt. Weit stärker als die Europäer setzt Bush darauf, dass moderne Technologien den Ausstoß von Treibhausgasen schon verringern werden. Bush grünt also ein wenig, das stimmt schon, aber sein Motiv ist Eigennutz. Bush schlägt den Russen vor, beim Raketenschild mitzumachen Mehrmals betont Bush, wie sehr er Merkels Rat schätze. „Sie hat mir gesagt, rede mit den Russen und ich habe Verteidigungsminister Gates nach Moskau geschickt“, sagt er zum Streit um die US-Pläne eines Raketenschildes. Schon vor der Begegnung mit Bush hatte Merkel in einer Videokonferenz mit der US-Führung darauf gedrängt, die Russen in die amerikanischen Überlegungen zur Raketenabwehr verstärkt einzubeziehen. Jetzt geht Bush noch einen Schritt weiter: „Sie sollten sich überlegen, ob sie da mitmachen“, sagt er an die Russen gerichtet. Merkel unterstützte Bush. Sie weiß, dass die harsche Kritik des russischen Präsidenten Wladimir Putin an den wenigen Abwehrraketen, die die Amerikaner in Polen stationieren wollen, die Amerikaner ehrlich überrascht hat. Merkels Kalkül: Wenn sich Amerikaner, Europäer und Russen auf eine gemeinsame Analyse der ihnen von Staaten wie Iran drohenden Gefahren einigen könnten, ließe sich das Problem entschärfen. Bald wird sie Gelegenheit dazu haben. Mitte Mai reist Merkel als Ratspräsidentin zum Gipfel zwischen Russen und Europäern. Eine Nachricht von Bush an Putin dürfte sie dabei sicherlich mit im Gepäck haben.
Peter Müller
Wirtschaftspakt, Klimaschutz, Raketenstreit: Beim EU-USA-Gipfel in Washington wurden zwar teilweise nur kleine Schritte erreicht. Doch die Vereinbarungen zeigen: Die amerikanisch-europäischen Beziehungen funktionieren reibungslos.
Politik
2007-05-01T10:57:46Z
2015-09-01T09:40:00Z
Transatlantisches Streben nach Harmonie
https://www.welt.de//politik/article844387/Transatlantisches-Streben-nach-Harmonie.html
Koalitionsmöglichkeiten: Steinmeier und Müntefering hätten gern die Ampel
Führende SPD-Politiker haben das Werben um die FDP für eine Ampel-Koalition nach der Bundestagswahl verstärkt. Sowohl Kanzler-Kandidat Frank-Walter Steinmeier als auch Parteichef Franz Müntefering zeigten Sympathie für ein Dreier-Bündnis mit Grünen und FDP. „Ich bin überzeugt, dass die FDP weiß, dass sie in einer Koalition mit uns und den Grünen, ein größeres Alleinstellungsmerkmal hätte, als wenn sie mit CDU und CSU unterwegs wäre“, sagte Müntefering der „Augsburger Allgemeinen“. „In Sachen Bildungs-, Außen- und Innenpolitik, Menschenrechte und Datenschutz, kleine und mittlere Unternehmen könnten wir mit der FDP einiges bewegen“, fügte der SPD-Chef hinzu. Schwarz-Gelb könne aufgehalten werden. „Ein, zwei Prozentpunkte hin und her und Schwarz-Gelb hat keine Mehrheit: Dann ist die Tür des Kanzleramtes für Frank-Walter Steinmeier offen.“ Müntefering sprach sich gegen eine Fortsetzung der großen Koalition aus: „Wir wollen sie nicht, weil sie aus demokratie- hygienischen Gründen auf Dauer nicht gut ist.“ Eine Ampel könnte ähnlich stabil sein, schließlich habe auch die große Koalition aus drei Parteien bestanden: „Das war eine starke Herausforderung, dieser Dauerstreit zwischen CDU und CSU. Schwieriger als das wäre die Dreierkoalition Ampel sicherlich nicht.“ SPD-Spitzenkandidat Steinmeier bekräftigte in der „Frankfurter Rundschau“ seinen Wunsch nach einer Ampel-Koalition. „Ich wünsche es mir ", sagte er. Er wisse zwar, dass FDP-Chef Guido Westerwelle ein schwarz-gelbes Bündnis anstrebe. Westerwelle übersehe aber, dass Union und FDP keine Mehrheit hätten, sagte Steinmeier. Auch Finanzminister Peer Steinbrück, der zuvor Sympathien für eine Fortsetzung der großen Koalition hatte erkennen lassen, bezeichnete die Ampel am Dienstagnachmittag als eine Option, bei der es aber auf die FDP ankomme. Zu einem erneuten Bündnis zwischen Union und SPD sagte Steinbrück. „Wir suchen nicht die große Koalition, schließen sie aber auch nicht aus.“ Ähnlich äußerte sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Struck auf WELT ONLINE. (verlinkt auf /politik/bundestagswahl/article4542494/Peter-Struck-Opposition-ist-Mist-hoch-drei.html) „Große Koalitionen sollten (...) immer eine Ausnahme bleiben“, erklärte Struck. Gleichwohl sei eine Bestätigung des Regierungsbündnisses aus Union und SPD „nicht ausgeschlossen“. Struck warnte auch vor den Gefahren der Opposition: Man müsse nie beweisen, dass die eigenen Forderungen umsetzbar seien. „Das verführt zu Wunschdenken, was für eine Partei schädlich ist.
WELT
In der SPD geht die Debatte um mögliche Koalitionen nach der Wahl in eine neue Runde. Nachdem Finanzminister Steinbrück eine Neuauflage des Bündnisses mit der Union ins Spiel brachte, werben Parteichef Müntefering und Kanzlerkandidat Steinmeier nun für eine Ampelkoalition. Müntefering sieht darin großes Potenzial.
Politik
Bundestagswahl
2009-09-16T05:29:05Z
2012-11-20T12:55:46Z
Steinmeier und Müntefering hätten gern die Ampel
https://www.welt.de//politik/bundestagswahl/article4545365/Steinmeier-und-Muentefering-haetten-gern-die-Ampel.html
IS-Terroristen haben Teile von Kobani erobert
Seit drei Wochen kämpfen Kurden und Terroristen um die strategisch wichtige Stadt Kobani nahe der türkisch-syrischen Grenze. Nun sollen IS-Kämpfer Teile der Stadt im Südwesten eingenommen haben.
WELT
Seit drei Wochen kämpfen Kurden und Terroristen um die strategisch wichtige Stadt Kobani nahe der türkisch-syrischen Grenze. Nun sollen IS-Kämpfer Teile der Stadt im Südwesten eingenommen haben.
Ausland
2014-10-07T16:33:00Z
2016-12-16T14:22:35Z
IS-Terroristen haben Teile von Kobani erobert
https://www.welt.de//politik/ausland/video133025253/IS-Terroristen-haben-Teile-von-Kobani-erobert.html
Thomas Tuchel: Spiel bei FSV Mainz 05 von Schlammschlacht begleitet
Als Thomas Tuchel mit seiner Mannschaft am Donnerstagabend im "Hyatt" in Mainz eincheckte, kam ihm das sehr unwirklich vor. "Hier im Hotel zu wohnen, das ist ein bisschen komisch für mich", sagte Borussia Dortmunds Trainer. Mainz sei schließlich immer noch Heimat für ihn und werde es auch noch lange Zeit bleiben. "Ich habe dort eine sehr entscheidende Zeit meines Lebens verbracht: beruflich und privat. Meine beiden Kinder sind dort geboren worden, wir wurden dort zu einer Familie", erklärte der 42-Jährige. Heute (20.30 Uhr, Sky und Liveticker auf welt.de) kehrt Tuchel erstmals mit seinem neuen Team an die Stätte zurück, wo er zu einem Toptrainer reifte. Wo er sechs Jahre lang äußert erfolgreich arbeitete, erst als Trainer der U19 und dann in der Bundesliga, nachdem ihn Manager Christian Heidel (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/christian-heidel/) zum Chef der Profis befördert hatte. Tuchel fühlt sich daher besonders Heidel noch heute eng verbunden: "Er hat mir außerordentliches Vertrauen entgegengebracht." Tuchel hatte den Manager einmal als "Rulebreaker" bezeichnet, als Regelbrecher, innovativ und mutig, der sich traute, einen Nobody zum Trainer in der Bundesliga zu machen. Allein deswegen wird Tuchel gegenüber Heidel wohl ewig Dankbarkeit empfinden. Strutz attackiert Tuchel Es wird allerdings kein uneingeschränkt kuscheliges Wiedersehen werden zwischen den Mainzern und ihrem – statistisch gesehen – erfolgreichsten Trainer. Fünf Jahre hielt er den FSV im Oberhaus, setzte mit seiner flexiblen Offensivtaktik Maßstäbe, führte Mainz zweimal bis in Qualifikation für die Europa League (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/europa-league/) . Aber da war eben auch dieses abrupte Ende der Zusammenarbeit, als er gegen Ende der Saison 2013/2014 einfach aufhörte, obwohl er noch einen gültigen Vertrag für eine weitere Saison unterzeichnet hatte. Dies haben ihm einige in Mainz nicht verziehen. Allen voran Präsident Harald Strutz. "Wie das abgelaufen ist, war nicht okay", sagte Strutz nun erneut: "Da fehlte mir einfach der Respekt, nicht zuerst mit uns Verantwortlichen zu sprechen. Tuchel ist intelligent genug, genau nachvollziehen zu können, welche Gründe mich dazu bewogen haben, ihm diese Respektlosigkeit vorzuwerfen." Strutz hat bis heute nicht verwunden, dass er von Tuchel offenbar erst sehr spät über dessen Demission informiert worden war. Deshalb kann Strutz auch nicht wie bei Jürgen Klopp (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/juergen-klopp/) , der 2008 ebenfalls von Mainz zum BVB (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/) gewechselt war, uneingeschränkt positiv auf die Zeit der gemeinsamen Zusammenarbeit zurückblicken. Und dies tut Strutz auch unverändert so kund. Das wiederum ärgert Tuchel, auch wenn er es nie zugeben würde. "Über Herrn Strutz äußere ich mich nicht mehr, die Zeit ist vorbei. Ich möchte darauf nicht antworten. Das, was er gesagt hat, wie er es gesagt hat und wo er es gesagt hat, sagt über Harald Strutz mehr aus als über mich", erklärte Tuchel. Ein Konter, der suggeriert, dass Strutz sehr viel öffentlich rede, über die Medien kommuniziere. Dies, so heißt es, soll auch schon während ihrer gemeinsamen Zeit in Mainz so gewesen sein. Möglicherweise hat Tuchel deshalb auch damals zunächst Heidel von seinen Rücktrittsgedanken informiert, möglicherweise hat sich Strutz deswegen damals übergangen gefühlt. "Ich war nicht ausgebrannt" Strutz und Tuchel sind jedenfalls einander vollkommen wesensfremd. Da ist der joviale, kommunikative Vereinspatriarch, tief verwurzelt in seiner Region. Und auf der anderen Seite ein junger Trainer, der Besessenheit allenfalls für seinen Lehrauftrag empfindet. Der aber auch hypersensibel ist, wenn er das Gefühl hat zu stagnieren. Und in der Hinrunde der Saison 2013/2014 kamen bei Tuchel eben jene Zweifel auf, ob er das Team noch weiterentwickeln kann. Es war eine Mischung aus Ungeduld und Selbstzweifeln, die ihn scheinbar plötzlich beschlichenen. Tatsächlich aber, so Tuchel, war es ein Prozess. "Ich war nicht ausgebrannt, das war nicht der Grund", erklärte er: "Aber ich habe mich dabei ertappt, dass ich irgendwann mit der Mannschaft nicht mehr gut umgehen konnte. Ich wurde ungerecht, wurde sehr hart in der Kritik und konnte mich selber dabei beobachten, wie ich die Art, wie ich coachen wollte, gar nicht mehr leben konnte." Für jemanden wie ihn, der sich weniger über Verträge oder Verdienst definiert als ausschließlich über die Einstellung zu seiner Arbeit, muss dies eine irritierende Erfahrung gewesen sein. "Dann habe ich überlegt, was ich ändern könnte", so Tuchel. Er versammelte seine Vertrauten um sich, sprach darüber. Die Frage für ihn war: "Höre ich jetzt sofort auf, trete ich im Sinne der Mannschaft zurück, oder was ist die Lösung?" Seine Vertrauten hätten ihm geantwortet, dass es keinen Sinn machen würde, sofort zurückzutreten. Aber dass es vielleicht sinnvoll wäre, wenn er nach der Saison Schluss machen würde. So kam es dann auch: Tuchel informierte Manager Heidel von seinem Entschluss. Es wurde Stillschweigen vereinbart – auch weil Heidel darauf hoffte, Tuchel würde es sich noch einmal überlegen. Tuchel legt Sabbatjahr ein Tatsächlich kam der Trainer auch noch einmal ins Grübeln. Denn nachdem er für sich diese Entscheidung getroffen hatte, sei es ihm wie eine Befreiung vorgekommen. Er blühte wieder auf, der Erfolg stellte sich wieder ein, und gegen Ende der Rückrunde hätte er sich regelrecht zwingen müssen, an seinem Plan festzuhalten. Doch er habe zu sich gesagt: "Vertu dich nicht." Die scheinbar neue Leichtigkeit hätte sich nur deshalb eingestellt, weil er die Entscheidung, im Sommer aufzuhören, bereits getroffen hatte. "Ich habe gemerkt, da ist jetzt ein Ende erreicht", sagte er. Als er dann während der Rückrunde "mit einem anderen Verein" verhandelt hatte, hätte er festgestellt: "Das tut mir nicht gut. Ich kann nicht gleichzeitig Trainer sein und mit anderen verhandeln." Daraufhin hätte er für sich beschlossen, am Ende der Saison ein Sabbatjahr einzulegen. So kam es, doch dies ist freilich nur Tuchels Sicht der Dinge. Für die Mainzer war seine Entscheidung äußerst problematisch, wie selbst Heidel vor kurzem noch einmal zugab. "Aber das haben wir lange geklärt. Das ist für mich abgehakt", sagte er der "Bild": "Wir hatten sechs wunderbare gemeinsame Jahre, nur daran denke ich zurück. Thomas hat den Verein durch seine überragende Arbeit sehr geprägt und wesentlich dazu beigetragen, dass wir uns in der Bundesliga etablieren konnten." Deshalb könne er Tuchel – im Gegensatz zu Strutz – auch "nicht den Respekt absprechen".
Oliver Müller
Der Ton vor Thomas Tuchels Rückkehr nach Mainz wird rauer. Präsident Strutz wirft dem neuen BVB-Trainer Respektlosigkeit vor. Der reagiert dünnhäutig. Beide sind von unbändigem Ehrgeiz getrieben.
Sport
Fußball
2015-10-16T07:26:59Z
2015-10-16T07:26:59Z
Schlammschlacht um BVB-Trainer Thomas Tuchel
https://www.welt.de//sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/article147659626/Schlammschlacht-um-BVB-Trainer-Thomas-Tuchel.html
Weltwirtschaft: Merkel und Hu sind das mächtigste Paar der Welt
Als die mächtigste Frau der Welt gilt Angela Merkel– das hat sie seit 2006 sogar schriftlich, als das amerikanische „Forbes“-Magazin sie an die Spitze seiner legendären Liste setzte. Und der mächtigste Mann der Welt ist neuerdings Hu Jintao: Der chinesische Präsident verdrängte seinen amerikanischen Kollegen Barack Obama in den Augen der Magazinmacher in diesem Jahr zum ersten Mal vom begehrten Spitzenplatz. Nur eine journalistische Spielerei? Sicher, doch in dieser Woche konnte die Staats- und Regierungschef der wichtigsten Länder bei ihrem Treffen auf dem G-20-Gipfel erleben, was geschieht, wenn die mächtigste Frau und der mächtigste Mann der Welt sich einig sind: Dann bestimmen die beiden die Richtung. Schmerzhaft musste das ausgerechnet Obama erleiden – er biss sich an einer deutsch-chinesischen Allianz die Zähne aus. Zuerst versuchte er Hu Jintao zu knacken. Die riesige amerikanische Delegation war mit drei Jets und zweihundert Journalisten angereist und hatte das „Grand Hyatt“, das luxuriöseste Hotel der Stadt, gleich komplett gemietet. Doch der geschulte Kader Hu ließ sich weder von kristallenen Lüstern noch von martialischen Secret-Service-Agenten beeindrucken. Eineinhalb Stunden redete Obama auf ihn ein: Die Chinesen sollten endlich ihren riesigen Handelsüberschuss in die USA abbauen. Hu blieb verbindlich, versprach aber nichts. Er wusste: Nach ihm kam seine wichtigste Verbündete. Angela Merkel nahm Obama gleich nach Hu ins Gebet. Dass er sie fast zwanzig Minuten warten gelassen hatte, zahlte ihm Merkel gleich zurück: Mit den Deutschen könne man, anders als mit den Chinesen, doch gleich in die Arbeit eintauchen, ohne vorher wichtige Zeit darauf zu verschwenden, lange betonen zu müssen, wie gut die gegenseitigen Beziehungen seien, schmeichelte Obama. „Heute hätte ich es gerne gehört.“, antwortete die Kanzlerin schnippisch. Damit hatte sie einerseits den Versuch abgewehrt, einen Keil zwischen sich und Hu zu treiben und andererseits auf die harten Töne angespielt, die Berlin in den vergangenen Tagen aus Washington vernehmen musste. Merkel hatte sofort die Parole „Gegenfeuern!“ ausgegeben. Ihre Minister Wolfgang Schäuble und Rainer Brüderle nannten die US-Geldpolitik daraufhin „trostlos“ und „falsch“. Merkel hielt sich persönlich lange zurück, um die Amerikaner dann, kurz vor dem Gipfel, doch noch zu provozieren. Sie lobte ausgerechnet die Chinesen als „gute Begleiter unserer Haushaltspolitik“ und erwähnte die USA mit keinem Wort. Das meinte: China kann sparen, Amerika nicht. Wenn die Beziehungen schlecht laufen, kommt auch noch Pech dazu: Ein Brief, den Obama an alle anderen neunzehn Gipfelteilnehmer verschickt, kommt ausgerechnet im Berliner Kanzleramt nicht rechtzeitig an. Merkel ist schon im Anflug auf Seoul und kennt das Schreiben immer noch nicht, da berichten schon Nachrichtenagenturen darüber. Keine Brüskierung, sondern ein Ungeschick: Der amerikanische Botschafter wollte noch ein Begleitschreiben verfassen und so wurde der Abflug der Kanzlerin verpasst. Der Hintergrund des ganzen Ärgers ist: Wie China verkauft Deutschland mehr in die USA als es von dort kauft. Zwar handelt es sich bei „Made in Germany“ nicht um Billigprodukte, sondern um Hochwertiges. „Unsere Exporterfolge belegen, wie wettbewerbsfähig deutsche Produkte sind“, hatte Merkel schon vor dem Abflug WELT ONLINE gesagt. Aber der deutsche Überschuss ärgert Obama genau wie der chinesische. Merkels Administration sucht zwar immer zuerst die Absprache mit dem transatlantischen Verbündeten, doch wenn sich die Supermacht zu hegemonial gebärdet, setzt sie zur Gegenwehr auf andere Staaten, eben auch auf China. Die Maximalforderung der Amerikaner, Exportüberschüsse von mehr als vier Prozent künftig zurückzufahren, hatten Deutsche und Chinesen schon vor dem Gipfel zerschossen. Deutschland hatte Frankreich überzeugt, China viele Schwellenländer ins Boot geholt und so Amerika isoliert. Gemeinsame Interessen sind immer noch die härtere Währung als gemeinsame Werte. In der Abschlussrunde der Staatschef bekam ein frustrierter Obama von Merkel und den achtzehn anderen Staats- und Regierungschefs deshalb nicht mehr als vages Versprechen. Der Handel soll zwar tendenziell ausgeglichener werden, aber eine schlichte Prozentzahl wird dafür kein Kriterium. Vielmehr werden nun erst einmal mehrere „Indikatoren“ ermittelt, die ein Ungleichgewicht ausmachen. Im Klartext: Eine Arbeitsgruppe darf sich unterhalten. China und Deutschland exportieren derweil lustig weiter. Am zweiten Gipfeltag kann sich Obama endlich trösten, nicht mehr allein zu stehen. Er möchte mehr Freihandel durchsetzen, ebenso wie die anderen westlichen Länder. Hier stehen die Chinesen am Ende allein. Noch bevor das Abschlussdokument fertig ist, bricht Merkel auf. Aber während ihre Wagengruppe noch wartet, braust eine andere Kolonne vorbei. Auch Hu Jintao will schnell zum Flieger. So ist das mächtigste Paar der Welt auch noch gemeinsam in der Luft.
Robin Alexander
Gemeinsam mit dem chinesischen Präsidenten hat sich die Kanzlerin in Seoul ausgerechnet gegen Barack Obama durchgesetzt.
Politik
Specials
2010-11-13T15:58:54Z
2015-09-01T10:14:37Z
Merkel und Hu sind das mächtigste Paar der Welt
https://www.welt.de//politik/specials/g-20-gipfel/article10913157/Merkel-und-Hu-sind-das-maechtigste-Paar-der-Welt.html
1914–1918: Warum der Erste Weltkrieg ein Weltkrieg war
War der Erste Weltkrieg überhaupt ein Weltkrieg? Für viele Zeitzeugen war er schlicht „der Krieg“. In England gilt er noch heute als „Great War“. Erst die Erfahrung des Zweiten Weltkriegs hat aus ihm den „Ersten“ gemacht. Dagegen haben Autoren, die einem eurozentrischen Weltbild kritisch gegenüberstehen, Einwände erhoben: Der Krieg sei 1914 von europäischen Mächten in Europa wegen europäischer Konflikte ausgelöst worden. Zu einem weltweiten Ringen wurde er denn auch, weil die Krieg führenden Mächte ihre Kolonialreiche mobilisierten, deren Soldaten sie auf europäischen Schlachtfeldern verbluten ließen. Der Erste Weltkrieg sei daher ein Krieg Europas in der Welt, heißt es, ähnlich dem Siebenjährigen Krieg, der auch in Amerika, in Afrika und Asien ausgetragen wurde. Als Plädoyer gegen eine derartige Perspektive versteht Oliver Janz sein Buch „14 – Der große Krieg“. Militärisch, politisch und ökonomisch war er „nicht nur ein globaler, sondern auch ein langer Krieg, der eine eigene Epoche markiert“, schreibt der Historiker an der Freien Universität Berlin (verlinkt auf http://www.geschkult.fu-berlin.de/e/fmi/mitglieder/Professorinnen_und_Professoren/janz.html) . Denn der Krieg begann nicht erst 1914 und endete nicht 1918. An der Peripherie, in Marokko und Libyen, in Russland und der Türkei wütete er jahrelang weiter. Und er hinterließ tiefe Spuren in Indien, Australien oder Japan. Damit, so Janz, war der Krieg nicht nur von seiner welthistorischen Bedeutung her ein Weltkrieg, sondern auch weil er es schlicht war. Wenn der Autor in seiner Einleitung behauptet, er habe kein Handbuch schreiben wollen, dann ist das akademisches Understatement. Eine klarere, verständlichere Darstellung vieler zentraler Aspekte ist unter den Neuerscheinungen zum 100. Jahrestag des Kriegsausbruchs schwerlich zu finden. Janz gelingt mühelos die Verbindung zwischen großen Linien und ausdrucksstarken Details, zwischen – überkommenen – nationalen und globalen Perspektiven. Der erste globale Krieg der Geschichte Umso größer ist daher das Unverständnis über sein undiskutiertes Festhalten an der „deutschen Meistererzählung“ (verlinkt auf /geschichte/article124289827/Zocker-brachen-1914-den-grossen-Krieg-vom-Zaun.html) , nach der die Hauptverantwortung am Kriegsausbruch der Führung in Berlin zukommt. Vielleicht hängt das Ausblenden der seit Monaten tobenden Debatte darüber mit einem frühzeitigen Redaktionsschluss zusammen. Das maßgebliche Buch von Christopher Clark (verlinkt auf /geschichte/article121231599/Besessen-von-der-deutschen-Kriegsschuld.html) („Die Schlafwandler“) sucht man im Literaturverzeichnis vergebens, obwohl es auf Englisch bereits 2012 erschienen ist. Doch jenseits dieses alten-neuen Streits setzt Janz erstaunliche Schwerpunkte: „Der Erste Weltkrieg zeigt, wie globalisiert die Welt und das internationale Mächtesystem schon 1914 waren. Es war nicht nur der erste totale Krieg, in dem alle gesellschaftlichen Kräfte und wirtschaftlichen Ressourcen mobilisiert wurden, sondern auch der erste wirklich globale Krieg der Weltgeschichte.“ Das hatte nicht nur mit den Schlachtfeldern zu tun, auf denen er ausgetragen wurde. Spätestens mit dem Kriegseintritt des Osmanischen Reiches am 20. Oktober 1914 aufseiten Deutschlands und Österreich-Ungarns entstanden Fronten am Kaukasus, in Mesopotamien und Arabien. Zuvor schon war mit Japan eine außereuropäische Großmacht, die 1905 Russland besiegt hatte, aufseiten der Entente in den Krieg eingetreten. Später folgten mit Kuba, Ecuador, Panama, San Domingo, Siam, Liberia, China, Peru, Uruguay, Brasilien, Bolivien, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Haiti weitere außereuropäische Staaten, deren wichtigster und kriegsentscheidender die USA wurden. Das bedeutete, dass sich 1918 drei Viertel der Erdbewohner im Kriegszustand befanden. 1,2 Millionen Soldaten aus den Dominions Dass die meisten Schlachtfelder in Europa lagen, spiegelt die europäische Dominanz der Weltordnung Anfang des 20. Jahrhunderts wider. Hinzu kamen die Kolonialreiche vor allem Englands, Frankreichs und Russlands. Allein in den weiß geprägten britischen Dominions Australien, Neuseeland, Südafrika und Kanada wurden 1,2 Millionen Soldaten mobilisiert, von denen 900.000 auf europäischen Schlachtfeldern dienten. In ähnlicher Größenordnung trug Indien zum Krieg bei. Frankreich rekrutierte in seinen Kolonien 550.000 Soldaten, von denen 440.000 in den Krieg geschickt wurden. Hunderttausende kamen als Arbeiter zum Einsatz. Ähnlich wie im Spanischen Bürgerkrieg und im Siebenjährigen Krieg wurde auch in den Kolonialreichen gekämpft. Die Eroberung der deutschen Kolonie Tsingtau in China durch die Japaner war am 7. November 1914 abgeschlossen. Dagegen konnten sich Einheiten der Schutztruppe von Deutsch-Ostafrika unter Paul von Lettow-Vorbeck bis zum Kriegsende halten und starke britische und belgische Verbände binden. Einige Zahlen, die Janz nennt, lassen die Dimensionen ahnen: Auf deutscher und britischer Seite fielen jeweils rund 12.000 Soldaten, zumeist Afrikaner. Hinzu kamen allein 100.000 einheimische Träger auf britischer Seite. Hungersnöte und Seuchen rafften allein in Deutsch-Ostafrika 650.000 Menschen dahin, ein Zehntel der Einwohner. Zwar gelang es der Royal Navy bald, die wenigen deutschen Kreuzer in Übersee zu versenken. Dafür machten deutsche U-Boote (verlinkt auf /geschichte/article123249882/Kaiserliches-Super-U-Boot-vor-England-entdeckt.html) Ärmelkanal und Atlantik ab 1915 zum Schlachtfeld – mit fatalen Folgen. Der uneingeschränkte U-Boot-Krieg trieb die USA zum Kriegseintritt und konnte dennoch die globale Handelsblockade der Entente-Mächte nicht durchbrechen. Indem sie ihre Gegner von der Zufuhr strategischer Güter abschnitten, lieferten die Alliierten ein Beispiel für einen erfolgreichen Wirtschaftskrieg um industrielle Rohstoffe, der maßgeblich zur Niederlage der Mittelmächte beitrug. Mit Recht fordert Janz von seinen Kollegen eine Hinwendung nach Osten. Noch immer steht das Bild des statischen Grabenkampfes an der Westfront für das Bild des Krieges. Ganz anders dagegen die Fronten im Osten. Dort kam es immer wieder zu weiträumigen Truppenbewegungen und Durchbrüchen. Mehr Tote im Osten und in Asien Allein die Strategie der verbrannten Erde, die die Russen 1915 bei ihrem großen Rückzug anwendeten, machte drei Millionen Menschen heimatlos. Hunderttausende starben. Ebenfalls an der Peripherie Europas fielen zwischen 800.000 und 1,5 Millionen (verlinkt auf /print-welt/article666322/Auf-der-Nachtseite-der-Moderne.html) Armenier Deportationen und Hungerpolitik der Türken zum Opfer. Wahrscheinlich hat Janz mit seiner These recht, dass im Osten, zwischen Baltikum und Kaukasus, Tigris und Rotem Meer mehr Soldaten und Zivilisten ums Leben gekommen sind als an der Westfront. Diese Feststellung überzeugt umso mehr, wenn man die Kriege in Rechnung stellt, die sich aus dem Ersten Weltkrieg entwickelten und oft mehrere Jahre lang weitertobten. Allein der Russischen Revolution (verlinkt auf http://www.russland24.de/russland/der-russische-burgerkrieg) und den folgenden Bürgerkriegen und Hungersnöten dürften mindestens zehn Millionen Menschen zum Opfer gefallen sein, vor allem Zivilisten. Die griechische Invasion Anatoliens endete 1922 in einer Katastrophe. Hunderttausende starben, fast zwei Millionen Menschen wurden vertrieben. Die Aufteilung der osmanischen Gebiete im Nahen Osten, die entgegen früher gemachter Zusagen an England und Frankreich fielen, legte die Grundlage für den Nahost-Konflikt der Gegenwart. Japans Engagement in China (verlinkt auf /geschichte/zweiter-weltkrieg/article111997873/Das-Massaker-das-zwischen-China-und-Japan-steht.html) sollte 1931 zum Vorspiel des Zweiten Weltkriegs im Pazifik werden. Mit dem Hinweis auf Indiens Beitrag zu Englands Sieg eröffnete Mahatma Gandhi den Kampf gegen die Kolonialherrschaft. Noch stärker war der „antikoloniale Politisierungsschub“ in den französischen Kolonien. Schon 1921 erhoben sich die Rifkabylen in Marokko. Die Sieger des Krieges konnten sich nach dem Krieg zahlreiche Gebiete sichern. So erreichte das Britische Empire seine größte Ausdehnung. Aber die personellen und wirtschaftlichen Verluste des Krieges verunmöglichten es, diese Gewinne zu sichern. Auch dieses Ergebnis machte den Krieg zu einem wirklich globalen Ereignis, markierte er damit doch den Anfang vom Ende der Herrschaft Europas über die Welt.
Berthold Seewald
Weil er vor allem auf den Schlachtfeldern Europas geführt und entschieden wurde, halten Kritiker den Begriff „Erster Weltkrieg“ für eurozentrisch. Dem widerspricht der Historiker Oliver Janz heftig.
Geschichte
2014-10-26T03:54:23Z
2019-08-23T11:23:08Z
Warum der Erste Weltkrieg ein Weltkrieg war
https://www.welt.de//geschichte/article133611534/Warum-der-Erste-Weltkrieg-ein-Weltkrieg-war.html
Gen-Forscher Craig Venter: Warum Deutschland vom Aussterben bedroht ist
Frage: Herr Dr. Venter, was hat Sie damals zu den Wissenschaften und dann zur Genforschung gelockt? Craig Venter: Ich war ein sehr schlechter Schüler. Mir war in der Schule immer langweilig. Ich war Sportschwimmer und habe viel Zeit am Strand verbracht, beim Surfen. Ich habe nur mit Müh und Not den Highschool-Abschluss geschafft. Mit 17 bin ich dann nach Südkalifornien gezogen, wo das Meer wärmer ist. Ich wollte dort so eine Art Surferlaufbahn einschlagen. Ich bin dann aber buchstäblich vom Surfbrett weg zur Armee eingezogen worden, weil der Krieg in Vietnam damals eskaliert ist. Das war 1965, und ich hatte keine Wahl. Ich war ausgerechnet während der Tet-Offensive in Vietnam. Ich war ein Jahr lang dort, und meine Weltsicht hat sich in dieser Zeit komplett verändert. Nach meiner Zeit in Vietnam konnte ich dann nicht mehr in ein leichtfüßiges Surferleben zurückkehren. Ich war motiviert, etwas mit meinem Leben anzufangen. Und so kam es, dass ich mein gesamtes Studium inklusive Doktortitel in nur sechs Jahren abgeschlossen habe. Ich glaube, ich halte in der Geschichte der University of California bis heute den Rekord für den schnellsten Doktortitel in Biologie. Frage: Seit 2003 segeln Sie und Ihr Team von Wissenschaftlern rund um die Welt, um aus möglichst vielen verschiedenen Regionen der Weltmeere Genproben zu entnehmen. Welches Ziel verfolgen Sie mit dieser weltweiten Suche nach noch unbekannter DNA? Venter: Ich wollte einfach wissen, ob diese Werkzeuge, die ich mit meinem Team entwickelt hatte, auch brauchbar sind, um unsere Umwelt zu verstehen. Die Antwort darauf hat uns selbst verblüfft! Ein Kind könnte heute mit modernen biologischen Instrumenten in einer einzigen Tasse Meereswasser mehr neue Arten und Gene entdecken, als der Rest der Welt im Lauf der letzten paar Jahrzehnte entdeckt hat! Das ist ein ziemlich schockierender Gedanke. Und gleichzeitig macht das auch deutlich, wie wenig wir bisher über das Leben auf diesem Planeten wissen. Meine Motive für diese Reise hatten aber sicher auch mit Vietnam zu tun und einer Idee, die mich damals am Leben hielt. Ich habe damals immer davon geträumt, die Welt zu umsegeln. Während ich mitten in diesem Kriegsgebiet in einem Hospital festsaß, habe ich davon geträumt, frei zu sein. Intellektuelle Entdeckungen machen aber auch einfach Spaß. Es macht Spaß, etwas zu entdecken, was noch niemand vor dir entdeckt hat. Frage: Wir vermuten, dass es auch Spaß gemacht hat, das menschliche Genom schneller zu entschlüsseln als Ihre Konkurrenten, die mit Regierungsgeldern in Milliardenhöhe ausgestattet waren? Venter: Aber das war auch frustrierend. Wirklich Spaß gemacht hätte es, wenn diese Regierungen meine Ideen schneller übernommen hätten. Und das war ja nicht nur die US-Regierung, das waren auch die Regierungen Großbritanniens, Deutschlands und Japans. Das war ein riesiges Konsortium, eine gigantische Bürokratie, deren Mitglieder nicht bereit waren, neue Ideen oder Methoden auszuprobieren. Frage: Wie so viele europäische Länder verfügt auch Deutschland nicht über genügend Spitzenwissenschaftler und Ingenieure. Deutschland hat auch nur mäßigen Erfolg beim Versuch, ausländische Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler nach Deutschland zu locken. Venter: In meinem Leben gibt es nichts Aufregenderes oder Belohnenderes als die Fähigkeit, eine Entdeckung zu machen und zu wissen, dass du damit der Erste bist und dass du der Menschheit neue Erkenntnisse verschaffst und damit vielleicht sogar das Leben eines großen Teils der Menschheit beeinflusst. Das ist etwas, das eigentlich nicht gelehrt werden kann. Und trotzdem ist es das Aufregendste, was ein Mensch überhaupt nur tun kann. Und dass wir hier in den USA so viel Erfolg und Innovation haben, liegt, glaube ich, auch daran, dass es hier so viele verschiedene Wege gibt, ans Ziel zu kommen. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass ich auch als Europäer ein erfolgreicher Wissenschaftler geworden wäre. Mein Lebensweg war sehr ungewöhnlich. Ich war akademisch nicht sehr begabt, oder zumindest wollte ich nicht allzu viel Zeit investieren. Aus mir ist erst sehr spät ein Wissenschaftler geworden. Meine Karriere zeigt, dass es nie zu spät ist, etwas Neues zu probieren und sich dieser Sache dann hundertprozentig zu widmen. Aber: Die Gesellschaft, in der du lebst, muss das auch erlauben. Andernfalls suchen die Leute ihr Glück eben woanders. Frage: Welche Bedeutung haben risikobereite Außenseiter für die Wissenschaft? Venter: Werfen Sie nur einen Blick in die Geschichte der Wissenschaft, und Sie werden sehen, dass so gut wie jeder große wissenschaftliche Durchbruch Außenseitern zu verdanken war. Es gibt da für mich zwei Dinge, die wichtig sind. Ich habe gelernt, dass es Sinn macht, hundert Prozent meiner Energie in das zu investieren, was mir wichtig ist. Unsere Gesellschaft bringt uns das nicht bei. Das musst du dir selbst beibringen. Und oft lernst du das erst durch sehr unerfreuliche Erfahrungen, etwa einen Krieg, in dem dein Leben ständig bedroht wird. Zu lernen, Risiken einzugehen und mich hundertprozentig für die Dinge einzusetzen, an die ich glaube, war der Schlüssel meines Erfolges. Und zweitens sind Fortschritte jeglicher Art sehr oft Außenseitern zu verdanken. Das liegt daran, dass Außenseiter häufig neue Sichtweisen mitbringen und unbelastet sind von dieser langen Liste an Gründen, weshalb bestimmte Dinge angeblich unmöglich sein sollen. Naive Fragen zu stellen ist eine der erfolgreichsten Methoden, um wirklich voranzukommen. Frage: Und was ist Ihr optimistischster Traum für Deutschlands Zukunft? Venter: Wir müssen unsere Gesellschaften von Grund auf erneuern. Es kann nicht sein, dass wir immer mehr Kohlenstoff aus dem Boden holen, sei es in Form von Kohle oder Erdöl, die beide im Lauf von Milliarden Jahren entstanden sind, und diese jetzt innerhalb weniger Jahrzehnte verbrennen und damit unsere Erdatmosphäre aufheizen. Wir müssen Lösungen für diese Probleme finden! Ich setze meine Hoffnung auf die jungen Unternehmerinnen und Unternehmer aus Deutschland, auf Deutschlands Intellektuelle, Ingenieure, Wissenschaftler und Philosophen, auf dieses Land mit seiner langen Geschichte großer Leistungen. Die demokratisch gewählten Regierungen denken immer nur bis zu den nächsten Wahlen voraus, was ja durchaus sein Gutes hat. Auch die großen börsennotierten Unternehmen denken immer nur bis zu ihrem nächsten Quartalsreport voraus. Was wir heute aber brauchen, sind Antworten auf Probleme, die andernfalls alle Gesellschaften auf dieser Erde verkrüppeln könnten. Ich hoffe wirklich, dass Deutschland in diesen Veränderungen eine Führungsrolle spielen wird. Ich wurde in Österreich mal gefragt, was wohl geschehen würde, wenn die Evolution zum Stillstand käme. Ich habe geantwortet, dass jegliches Leben innerhalb relativ kurzer Zeit von diesem Planeten verschwinden würde. Evolution ist ein fortwährender Prozess. Selbst die tagtägliche Biologie kann ohne Evolution nicht stattfinden. Dasselbe gilt für unser eigenes Leben. Wir müssen uns ständig weiterentwickeln, verändern und anpassen. Es ist wichtig, dass Privatpersonen, Regierungen und Nationen diese Gesetzmäßigkeit verstehen. Deutschland und auch die USA müssen sich ständig verändern und anpassen, andernfalls werden sie unbedeutend und sterben aus. Frage: Was haben Sie den Menschen zu sagen, die sich beim Thema Gentechnik Sorgen machen oder sogar Angst vor jeglicher Form von Genmanipulation haben? Venter: Die Angst der Europäer vor Genmanipulation hat meinem Eindruck nach aber auch viel mit den Eugenik-Experimenten während des Zweiten Weltkriegs zu tun. Vieles davon basierte übrigens auf den damaligen Eugenik-Experimenten der Amerikaner in Cold Spring Harbor. Das war aber keine Wissenschaft. Das war eine politische Aktion, wo versucht wurde, die Wissenschaft zu missbrauchen, um ganze Bevölkerungen zu verändern. Es gibt da also noch eine historisch bedingte Empfindlichkeit. Es ist aber nicht die Wissenschaft, die gefährlich ist. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es einzelne Personen sind, von denen eine Gefahr ausgeht. Jeder vernünftige Wissenschaftler, den ich kenne, betreibt seine Forschung für das Wohl und das Überleben der Menschheit, nicht für das Gegenteil. Frage: Ist die Wissenskluft zwischen Politikern und Wissenschaftlern heute größer als noch vor hundert Jahren? Venter: Diese Wissenskluft war in der Vergangenheit noch sehr viel größer. Die Menge an Themen und Dingen, die wir im Lauf eines Lebens lernen, scheint heute viel umfangreicher zu werden. Es ist ja nur etwa zehn Jahre her, dass mein Team erstmals in der Geschichte ein Genom entschlüsselt hat. Die ganze Genomik ist erst wenig mehr als ein Jahrzehnt alt! Das menschliche Genom selbst haben wir erst vor etwa fünf Jahren vollends entschlüsselt. An der Entschlüsselung des Hefe-Genoms haben damals 1000 Wissenschaftler zehn Jahre lang gearbeitet. Heute können wir das mit einem kleinen Team in nur wenigen Tagen erledigen. Das ist eine rasante Entwicklung. Politiker, Wissenschaftler und die Öffentlichkeit müssen sich heute mit viel mehr Themen auseinandersetzen als je zuvor in der Geschichte. Die Bevölkerung kann es sich deshalb auch nicht mehr leisten, die Wissenschaften nicht zu verstehen. Wenn du kein wissenschaftliches Verständnis hast, während unsere Zukunft gleichzeitig komplett auf wissenschaftlichen Erfolgen aufbaut, dann überlässt du anderen die Gestaltung deiner eigenen, individuellen Zukunft. Das sind beängstigende Aussichten. Deshalb dringen wir ja auch so auf ein besseres öffentliches Verständnis der Wissenschaften. Frage: Sie haben mit Ihren wissenschaftlichen Durchbrüchen viele öffentliche Kontroversen ausgelöst. Wie wichtig sind solche öffentlichen Kontroversen für die Weiterentwicklung eines nationalen Traums? Venter: Wissen Sie, wir werden es immer mit Leuten zu tun haben, die ein verkrustetes Establishment gegen jegliche Neuerung verteidigen und die sich neuen Ideen und jüngeren Menschen entgegenstellen, die eine positive Veränderung anstreben. Das ist überall so, egal ob in den Wissenschaften, der Musik, der Literatur oder der Philosophie. Meiner Meinung nach ist das auch eines der Probleme in Deutschlands akademischem System mit seinen Anstellungen auf Lebenszeit. Wenn sich die Leute erst einmal als Professoren auf Lebenszeit etabliert haben, lässt das den Jüngeren wenig Raum, dort selbst noch eine Karriere zu machen. In meinen Institutionen geben wir deshalb überhaupt gar niemandem eine unbefristete Anstellung. Wir haben dort alle unseren Job nur so lange, wie wir auch einen wichtigen Beitrag leisten. Frage: Sie sind zu einem Abenteuer aufgebrochen, um mehr über die DNA unseres Planeten zu erfahren, und erfüllen sich damit auch gleich noch Ihren Jugendtraum von einer Weltumsegelung. Was ist Ihr Lieblingsort auf dieser Erde? Venter: Die Galapagosinseln sind schon einer der außergewöhnlichsten Orte, die ich je besucht habe. Es gibt dort so eine unglaubliche Vielfalt ungewöhnlicher Tiere. Es ist verständlich, dass diese Inseln einst Darwin inspiriert haben, dorthin zurückzukehren und sein Verständnis der Evolution zu entwickeln. Aber es gibt so viele Orte, die einfach phänomenal und so wunderschön sind. Ich sehe mich gern als ein Bürger der Welt und nicht nur als ein Bürger der USA. Bei diesem Vorabdruck handelt es sich um eine stark gekürzte Fassung aus: Wolfgang Blau und Alysa Selene, German Dream, Träumen für Deutschland, Deutscher Taschenbuch Verlag, 14,50 Euro, erscheint am 1. Oktober Über Craig Venter Der amerikanische Biochemiker Craig Venter machte Ende der Neunzigerjahre weltweit Schlagzeilen, als er mit seiner damaligen Firma Celera Genomics das Rennen um die Entschlüsselung des menschlichen Genoms gewann. Die Entscheidung, Wissenschaftler zu werden, fällte Venter während seines Einsatzes im Vietnamkrieg. Nach einer Laufbahn im Nationalen Gesundheitsinstitut der US-Regierung machte er sich aber erst im Alter von 52 Jahren selbstständig und gründete Celera Genomics. Seit dem Jahr 2003 umsegelte Venter nun mit seinem Forschungsschiff "Sorcerer II" die Welt, um das Erbgut möglichst vieler Meeresorganismen zu entschlüsseln. Die dabei gewonnenen Daten veröffentlichte er lizenzfrei im Internet. Sein neues Unternehmen, Synthetic Genomics, versucht mit genetisch modifizierten Mikroben Treibstoff zu produzieren. Sein nicht kommerzielles Venter Institute ist mit 500 Angestellten eine der größten unabhängigen Forschungseinrichtungen der USA. Craig Venter wurde 1946 in den USA geboren. Er lebt in Rockville im Bundesstaat Maryland.
WELT
In der Schule war Craig Venter immer langweilig. Er wollte Surfer werden, studierte dann aber Biologie. Die Entscheidung, Wissenschaftler zu werden, fällte Venter während seines Einsatzes im Vietnamkrieg. Mit 52 Jahren machte er sich selbständig. Heute gilt er als Herr der Gene.
Wissenschaft
2007-09-21T08:36:42Z
2012-05-02T15:16:21Z
Warum Deutschland vom Aussterben bedroht ist
https://www.welt.de//wissenschaft/article1202029/Warum-Deutschland-vom-Aussterben-bedroht-ist.html
Die größten Statuen: New Yorks Freiheitsstatue ist nur ein Zwerg
Sich mal so richtig klein und unbedeutend vorkommen: Das geht, zum Beispiel indem man vom All aus auf die Erde schaut oder den Mount Everest besteigt und von oben herab blickt. Dieses erdende Gefühl kann man aber auch mit ein bisschen weniger Anstrengung haben – im Schatten übermenschlich großer Standbilder, die allesamt Touristenmagnete sind. Dabei gehören die bekanntesten, die New Yorker Freiheitsstatue (46 Meter) und Rio de Janeiros Cristo Redentor (30 Meter), zu den Zwergen unter den Kolossen. Die meisten der größten Statuen stehen in Asien, viele zeigen Buddha. Kaum eine Statue ist älter als 50 Jahre, die meisten wurden sogar erst in den 1990ern errichtet. Wir haben eine Hitparade der monumentalsten Selfie-Kulissen der Welt zusammengestellt – Podeste nicht mitgemessen. 1. Statue der Einheit (Gujarat, Indien) Der aktuelle Rekordhalter ist Indien: Die im Oktober 2018 eingeweihte 182 Meter hohe Statue der Einheit zeigt den Politiker Vallabhbhai Patel, der in seiner Heimat vor allem für seine Verdienste nach der Unabhängigkeit von Großbritannien gerühmt wird. Gekostet hat das Bauwerk rund 379 Millionen Euro, es ist damit nicht nur die jüngste, sondern auch die teuerste Statue der Welt. Kritiker haben vorgerechnet, dass man mit dem Geld in Indien viele schöne Universitäten oder Solarkraftwerke hätte bauen können. Doch das stört die hindu-nationalistische Regierung nicht. Sie ist stolz auf das neue Nationalsymbol, das ringsherum aus sieben Kilometern Entfernung sichtbar ist. Es soll Windgeschwindigkeiten von bis zu 220 Stundenkilometern sowie Erdbeben der Stärke 6,5 standhalten. Was wichtig ist, erwartet man doch täglich 15.000 Besucher, die von einer Aussichtsplattform in Brusthöhe der Figur nach unten schauen können. Lange wird der Patel-Koloss allerdings nicht den Rekordtitel halten: Vor der Küste bei Mumbai wird bereits an einer 212 Meter hohen Statue eines indischen Kriegerkönigs aus dem 17. Jahrhundert gebaut – die Einweihung ist für 2021 geplant. 2. Laykyun Setkyar (Monywa, Birma) Die größte buddhistische Statue der Welt misst 116 Meter – sie zeigt Shakyamuni, den spirituellen Meister, der als Begründer des Buddhismus (verlinkt auf /themen/buddhismus/) gilt. Sie wurde allein durch Spenden finanziert und steht seit 2008, nach zwölf Jahren Bauzeit. Sie ist in einem golden schimmernden Gute-Laune-Gelb lackiert, was im Buddhismus für Weisheit steht; in ihrem Inneren kann man mit einem Aufzug 27 Stockwerke hoch- und runterfahren. Zu ihren Füßen liegt ein zweiter Buddha-Gigant, das Duo zählt mittlerweile zu den beliebtesten Fotomotiven in Birma (verlinkt auf /themen/birma-reisen/) . 3. Zhongyuan-Buddha (Henan, China) Die Bauarbeiten am Zhongyuan-Buddha wurden etwa zur gleichen Zeit beendet wie die an seinem Bruder in Birma – der aus diesem Höhen-Wettlauf als Gewinner hervorging. Der chinesische Gigant ist auch als Lushan-Buddha und als Spring-Temple-Buddha bekannt. Für ihn wurden 108 Kilo Gold verbaut, er wiegt mehr als 1000 Tonnen. Die rekordsüchtigen Chinesen rechnen zur 108 Meter hohen Statue allerdings noch das 20 Meter hohe Lotusblüten-Podest hinzu, das sich wiederum auf dem Dach eines 25 Meter hohen buddhistischen Klosters befindet. Zudem wurden Erdarbeiten vorgenommen, um den Hügel, auf dem Kloster und Buddha stehen, optisch zu erhöhen, so dass das ganze gestapelte Konstrukt aus chinesischer Sicht 208 Meter misst. Was freilich nichts daran ändert, dass die eigentliche Statue „nur“ eine Größe von 108 Meter erreicht, also Weltrang drei. 4. Ushiku Daibutsu (Ibaraki, Japan) Und noch ein Buddha: Amitabha ist der „Buddha des unermesslichen Lichtglanzes“, das 100 Meter hohe kupferne Standbild in einem Park in der Stadt Ushiku unweit von Tokio (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/tokio-staedtereise/) ehrt ihn hier seit 1993. Besucher können einen Aufzug zur Aussichtsplattform in 85 Metern Höhe nehmen. Wem das nicht genug ist, auf den wartet am Fuß der Statue ein Streichelzoo, in dem sich Kaninchen, Meerschweinchen und Eichhörnchen tummeln. 5. Sendai Daikannon (Miyagi, Japan) Dass auch gigantische Frauen angehimmelt werden können, beweist die schneeweiße Kannon-Statue in der Stadt Sendai, die mit 100 Metern genauso hoch ist wie der japanische Riesen-Buddha Ushiku Daibutsu. Kannon ist eine der am meisten verehrten Figuren des ostasiatischen Buddhismus und steht für Mitgefühl. Allerdings berichten Gäste des nahen Hotels und des Golfplatzes, dass sie sich von der geisterhaften Riesendame beobachtet fühlen. Vielleicht deshalb werden Statuen dieser Größenordnung in Japan (verlinkt auf /themen/japan-reisen/) meist außerhalb von Städten und Wohngebieten errichtet. 6. Guishan Guanyin (Hunan, China) Mit vollem Namen heißt sie „Guishan Guanyin der Tausend Hände und Augen“: Guanyin ist die chinesische Variante dessen, was in Japan Kannon heißt, also eine sorgende Mutterfigur. Die 99-Meter-Gottheit sieht alles und hilft jedem, daher die vielen Augen und Hände – obwohl es in Wirklichkeit nicht 1000 sind, vorhanden ist jeweils eine zweistellige Zahl Arme und Augen (in vielen Gesichtern). Die vergoldete Statue wacht seit 2009 über einen Tempel im Osten des Landes. 7. Großer Buddha (Ang Thong, Thailand) Inmitten von Reisfeldern thront er im Lotussitz und erreicht in dieser Haltung 93 Meter, das reicht immerhin für Platz 7 unter den höchsten Statuen der Welt. Dafür trägt er den längsten Namen: Phra Buddha Maha Nawamin Sakayamuni Sri Wiset Chai Chan. Er ist die Hauptattraktion des aus dem 17. Jahrhundert stammenden Tempels Wat Muang, der erst Anfang der 1980er-Jahre wiederentdeckt wurde. Ebenfalls sehenswert ist der nahe Höllengarten, in dem gruselige Zementfiguren anschaulich darstellen, was Sünder im buddhistischen Jenseits erwartet. 8. Hokkaido-Kannon (Ashibetsu, Japan) Diese Kannon-Darstellung, mit 88 Metern die drittgrößte Statue Japans, die in einem Stadtpark auf der japanischen Insel Hokkaido errichtet wurde, hat das bittere Schicksal vieler ihrer Kolleginnen ereilt: Galt sie bei ihrer Einweihung 1989 als die höchste der Welt, musste sie den Titel nur zwei Jahre später abtreten. It’s not easy being riesig. 9. Mutter-Heimat-Statue (Wolgograd, Russland) „Mutter Heimat“ mit erhobenem Schwert gehört zusammen mit dem „Arbeiter hinter der Front“ (geschmiedetes Schwert) im russischen Magnitogorsk und dem Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park in Berlin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/berlin-staedtereise/) (gesenktes Schwert) zu einem dreiteiligen Denkmal-Ensemble. Die Schwert-Frau erinnert im ehemaligen Stalingrad auf 85 Meter Länge an den Sieg der sowjetischen Streitkräfte im Großen Vaterländischen Krieg – so wird der Zweite Weltkrieg in Russland genannt, der mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht im Mai 1945 endete. 1967 errichtet, droht die fast 8000 Tonnen schwere Mutter allerdings von ihrem von Grundwasser unterspülten Sockel zu kippen. Denn die Statue ist nicht mit dem Fundament verbunden, sondern hält sich allein durch ihr Eigengewicht. Noch.
Anne Waak
Gerade erst wurde in Indien die höchste Statue der Welt eingeweiht. In Asien sind die meisten Giganten dieser Art zu finden. Wir haben eine Hitparade der monumentalsten Selfie-Kulissen der Welt zusammengestellt.
Reise
Fernreisen
2018-12-23T07:04:01Z
2018-12-23T07:04:01Z
Im Vergleich ist New Yorks Freiheitsstatue ein Zwerg
https://www.welt.de//reise/Fern/article185463306/Die-groessten-Statuen-New-Yorks-Freiheitsstatue-ist-nur-ein-Zwerg.html
Stilikone Ingo Wilts: Er ist der Boss bei Hugo Boss
Ingo Wilts gehört zu den Menschen, die immer schon da sind, wenn man ankommt. Er ist gern pünktlich. Da sitzt er also in einem Sessel im Foyer des Berliner „Hotel de Rome“, ein schlanker Zwei-Meter-Mann mit übereinandergeschlagenen Beinen, die in grauen Baumwollhosen stecken. Sein graues Haar trägt er kurz geschoren, nicht länger als den Dreitagebart. Graues T-Shirt, graue Strickjacke, weiße Turnschuhe, schwarze Hornbrille – so sieht er aus, wenn er seine Wochenenden in Berlin verbringt. Ansonsten trägt er gern Anzug und Krawatte. Und das erwartet man ja auch von einem Designer, der als Creative Director zuständig ist für Boss Black und Boss Selection, jene Business-Konfektion also, für die das Metzinger Unternehmen Hugo Boss für viele in erster Linie steht: solide, gut sitzende Anzüge für Männer und Frauen. WELT ONLINE: Sie sind ja schon da. Ingo Wilts: Ja, ich hasse es, wenn ich zu spät komme. Darum habe ich extra meine Uhr vorgestellt. WELT ONLINE: Pünktlichkeit gehört nicht unbedingt zu den Kardinaltugenden von Modedesignern. Wilts: Warum eigentlich nicht? Ich komme eigentlich nie zu spät. Aber ich bin sowieso sehr diszipliniert. Ich muss auch alles immer ein bisschen vorher fertig haben. Unter der Woche trinke ich keinen Alkohol. Ich stehe in der Regel so gegen 6 Uhr auf, dann mache ich Sport und fange gegen 7.30 Uhr mit der Arbeit an. WELT ONLINE: Eigentlich wirken Sie sehr entspannt, gar nicht pedantisch. Wilts: Fragen Sie mal mein Team. Besonders wenn es um Qualität geht, bin ich unausstehlich pingelig. Disziplin erwarte ich aber eigentlich nicht nur von meinen Mitarbeitern, sondern von jedem. Da bin ich vielleicht typisch deutsch. Heute kann man ruhig ein bisschen deutsch sein. Früher war das uncool, da ging man, wenn man richtig lässig war, nach Amerika. WELT ONLINE: Und wenn man richtig spießig war, in die Provinz, nach Metzingen? Wilts: Als ich 1997 zu Hugo Boss kam, war ich begeistert, dass alle Menschen dort Anzüge trugen, mit Hemd und Krawatte. Dann kam die Sportwear-Welle, all das Verwaschene, Casual Friday war plötzlich ein Thema, das war dann ein leichter Verfall dieser Kultur, aber jetzt kommen die Anzüge zurück. WELT ONLINE: Jetzt lästern Sie so über die Freizeitmode der 90er-Jahre, dabei waren Sie ja auch lange Zeit Produktmanager für Sportswear. Wilts: Früher hat man Sachen gemacht, die würde man heute nicht mehr machen. So ist das eben. Darüber kann man offen reden. WELT ONLINE: Diese Sweatshirts mit dem geflockten „BOSS“-Aufdruck hat in den Achtzigern jeder gehabt. Wilts: Dinge entwickeln sich. Und die Mode entwickelt sich besonders schnell. Das Tempo hat sich generell erhöht. Erst kam das Handy, dann der Blackberry, jetzt das iPhone, das alles geht doch sehr schnell. Früher fuhr man mit dem Auto nach Berlin. Heute setzt man sich in den Flieger und tut so, als steigt man in den Bus. WELT ONLINE: Was bedeutet das für die Mode? Wilts: Die Nachfrage ist auch schneller geworden. Die Leute wollen alle zwei Monate etwas Neues. Früher haben wir zwei Kollektionen gemacht, jetzt machen wir vier und überlegen, ob wir in Zukunft sechs machen. Das ist das Negative an dieser Entwicklung: Man braucht sechs Monate, bis man ein Produkt fertig hat, und dann geht es in den Verkauf und man hat es schon wieder vergessen. Wenn mich heute jemand fragt, wie die letzte Winterkollektion hieß, also, ich müsste wirklich nachdenken. WELT ONLINE: An welcher Kollektion arbeiten Sie aktuell? Wilts: Produziert wird gerade die Winterkollektion 2009, ich sitze aber schon wieder am Sommer 2010. WELT ONLINE: Und wie sieht man dort aus? Wilts: Sehr weiblich oder sehr männlich. Für die Frauen muss es wieder romantischer und femininer werden. Allerdings nicht diese Retroauffassung von Weiblichkeit – keine 40er-Jahre-Silhouetten – sondern weich, mit viel Volumen. Die Männer sehe ich im Gegensatz dazu betont maskulin – Prototyp Daniel Craig. WELT ONLINE: Würde der nicht eher einen sehr eng geschnittenen Anzug aus der modischeren Linie „Hugo“ tragen? Mit „Boss Black“ verantworten Sie ja sozusagen die Marke für die breite Masse. Auch ältere Herren mit einer Vorliebe für Komfortschnitte finden bei Ihnen den passenden Anzug. Wilts: Zum Glück! Wir haben eine hohe Passformtreue. Es gibt schließlich Männer mit geraden Schultern, hängenden Schultern oder runden Schultern – und jeder steigt bei uns in einen Anzug und sieht gut aus. Das liegt daran, dass wir millimetergenau arbeiten und so lange am Schnitt herumschrauben, bis das Ding perfekt ist. Auch bei untersetzten oder sehr großen Größen bemühen wir uns um die richtige Balance. Aber hauptsächlich produzieren wir sehr modische Anzüge, wie wir sie auch in unseren Kampagnen zeigen. WELT ONLINE: Passformtreue – das klingt handfest. Doch ein global operierender Lifestyle-Konzern muss heute vermutlich mehr bieten als den Anzug, der den Bauchansatz wegzaubert. Woher nehmen Sie Ihre Inspiration? Wilts: Früher war das viel MTV. Dann war es Kunst und Architektur. Heute gehe ich immer noch unheimlich viel in Galerien und kaufe Unmengen Bücher, da leidet auch regelmäßig mein Übergepäck. Meine derzeitigen Favoriten: Christopher Sandfords Steve-McQueen-Biografie und das Buch „Japan Houses“ von Marcia Iwatate und Geeta K. Mehta. Überhaupt Tokio, ich liebe diese Stadt. Manche hassen sie, aber für mich ist es dort genau richtig. Alles ist sehr organisiert. Die Leute sind seriös und zurückhaltend. Das gefällt mir, ich bin ja auch kein lauter Mensch. Außerdem sind die Japaner natürlich sehr modisch. In Tokio gibt es viel mehr junge Designer als bei uns. Das ist eine geballte Ladung Inspiration. Wenn ich vier Tage da bin, bin ich fertig. Neben Tokio bin ich auch gern in Los Angeles, in London und natürlich in Berlin, der inspirierendsten Stadt in Deutschland. WELT ONLINE: Und zurück in Metzingen, verarbeiten Sie Ihre Eindrücke? Wilts: Am Anfang der Kollektion steht immer eine Idee, ein Thema. Das ist die Richtung. Dann mache ich Moodboards, also Collagen mit Bildern zum Thema. Wie gesagt, ich habe ja sehr viele Bücher. Zum Schluss überlege ich mir, wie der Look, den die Frau oder der Mann anhat, genauer aussehen soll, ich entscheide Dinge wie: Ist die Taille hoch oder niedrig, Hosen eng oder weit und so weiter. Dann stelle ich die Ideen meinem Team vor, das sind ungefähr 70 Leute, davon zehn verantwortliche Designer. Die entwickeln dann die einzelnen Produkte, die ich mir immer wieder anschaue. Parallel bestellen wir die Stoffe, lassen sie einfärben oder wir arbeiten direkt mit Webern zusammen, die Stoffe nur für uns machen, damit wir nicht so vergleichbar sind. WELT ONLINE: Wo wird Boss-Mode heute produziert? Wilts: Überall auf der Welt. Wir produzieren in Italien, in Osteuropa, teilweise produzieren wir unsere luxuriöse Linie „Boss Selection“ auch in Metzingen. WELT ONLINE: Qualität aus der Provinz. Sie selbst stammen ja auch vom Dorf. Wilts: Ich bin in Leer, Ostfriesland, aufgewachsen. Auf dem Dorf. Mein Vater starb, als ich acht Jahre alt war, meine Mutter arbeitete im sozialen Dienst. Zur Mode hat mich eigentlich meine Tante gebracht, die war Malerin. Mit 14 Jahren habe ich von ihr eine Strickmaschine bekommen und habe dann Kleider gemacht. Meine Schwester musste herhalten und sah leider erst mal schrecklich darin aus. WELT ONLINE: Und wollten Sie damals schon Modedesigner werden? Wilts: Ja, während des Abis hatte ich immer davon geträumt, für Wolfgang Joop zu arbeiten. Und das hat sich dann auch bewahrheitet. Das habe ich dann tatsächlich zwei Jahre gemacht. Dass ich so ehrgeizig war, hat mir sicher bei meiner Karriere geholfen. Klingt absurd, aber um da hinzukommen, habe ich auch auf viele Sachen verzichtet. Wenn andere feiern waren, habe ich gearbeitet. Und das habe ich sehr gern gemacht. Aber neben dieser ganzen Modewelt muss man natürlich auch einen Ausgleich haben. Meine Herkunft ist ausschlaggebend dafür, dass ich immer am Boden bleibe.
Anne Petersen
Der Ostfriese Ingo Wilts ist beim schwäbischen Mode-Giganten Hugo Boss für die Linien Boss Black und Boss Selection zuständig. Der Designer mag keine Freizeitmode und findet sich selbst "unausstehlich pingelig". WELT ONLINE sprach mit ihm über die Rückkehr der Anzugkultur und Qualität aus der Provinz.
Lifestyle
2009-01-15T10:24:01Z
2012-12-19T09:52:12Z
Er ist der Boss bei Hugo Boss
https://www.welt.de//lifestyle/article3028936/Er-ist-der-Boss-bei-Hugo-Boss.html
Gerald Grosz: Verfahren wegen Söder-Beleidigung – 36.000 Euro für „Corona-Autokrat“?
Gegen den früheren österreichischen Politiker Gerald Grosz findet vor dem Amtsgericht Deggendorf am Montag um 9 Uhr eine Verhandlung statt. Es geht um einen Strafbefehl wegen Beleidigung, gegen den Grosz nach Angaben eines Gerichtssprechers Einspruch eingelegt hat. Es ist ein Verhandlungstag angesetzt. Das Amtsgericht hatte im September gegen Grosz einen Strafbefehl wegen mutmaßlicher Beleidigung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erlassen. Grosz sollte eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu 400 Euro zahlen, also 36.000 Euro, wie ein Sprecher des Amtsgerichts damals bestätigte. Der Anwalt von Grosz teilte danach mit, er habe Einspruch eingelegt. Die Grosz zur Last gelegten Taten seien „evident nicht strafbar“. Die Generalstaatsanwaltschaft warf Grosz unter anderem vor, Söder am 22. Februar 2023 beim Politischen Aschermittwoch der AfD im niederbayerischen Osterhofen als „Corona-Autokrat“, „Landesverräter“ und „Södolf“ bezeichnet zu haben. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe er unter anderem „Horrorclown“ genannt.
WELT
Gerald Grosz, früher ein österreichischer Politiker, soll den bayerischen Ministerpräsidenten beim politischen Aschermittwoch beleidigt haben. Unter anderem nannte er ihn „Corona-Autokrat“ oder„Södolf“. Gegen eine hohe Geldstrafe hatte Grosz Einspruch eingelegt.
Politik
Deutschland
2024-04-08T09:26:30Z
2024-04-08T09:26:31Z
Verfahren wegen Söder-Beleidigung – 36.000 Euro für „Corona-Autokrat“?
https://www.welt.de//politik/deutschland/article250916366/Gerald-Grosz-Verfahren-wegen-Soeder-Beleidigung-36-000-Euro-fuer-Corona-Autokrat.html
Whatsapp-Alternativen: Diese Apps sind die besseren Messenger
In Brasilien war in dieser Woche der Nachrichten-Dienst Whatsapp für 72 Stunden nicht erreichbar. Die Sperrung erfolgte auf richterliche Anordnung und sollte wohl das zu Facebook gehörige Unternehmen dazu zwingen, Chatprotokolle in einem Kriminalfall herauszugeben. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass das Programm in Deutschland gesperrt wird, ist es doch Zeit, sich mit Alternativen bekannt zu machen. Zumal die Konkurrenz häufig auch noch einige Vorteile gegenüber Whatsapp bietet, denn was für viele Anwender ein Argument für den Nachrichtendienst ist, stört andere: die große Nutzerzahl. Über eine Milliarde Menschen verwenden den Dienst. Jeder, der bei der Anwendung registriert ist, importiert automatisch sein Telefonbuch auf die Server des Anbieters und läuft so Gefahr, seinem Chef ebenso wie seiner Verflossenen in dem Programm virtuell zu begegnen – alle Kontakte sind bei Whatsapp mitsamt Profilbild aufgelistet. Andere Chatprogramme bieten da mehr Exklusivität und Privatsphäre. 1. Threema ist privater Die Schweizer hinter der Anwendung Threema (verlinkt auf https://threema.ch/de) legen besonders viel Wert darauf, die Anonymität ihrer Nutzer zu wahren: Ein Abgleich des Adressbuchs ist nicht nötig, jeder Anwender bekommt nach dem Download eine „Threema-ID“, die er Bekannte weitergibt, um mit ihnen zu kommunizieren. Alle Inhalte werden verschlüsselt übermittelt und können nur vom Empfänger- und Sender-Telefon entschlüsselt werden. Threema hat auch eine Abstimm-Funktion für die Entscheidungsfindung in Gruppenunterhaltungen und ermöglicht das Versenden verschiedener Formate (Text, Sprache, Fotos, Videos, PDFs, Doc-Dokumente und komprimierte Dateien). Die Anwendung kostet je nach Plattform zwei bis drei Euro und ist für folgende Betriebssysteme angepasst: „ Ios“ (verlinkt auf https://itunes.apple.com/de/app/threema/id578665578?mt=8&ign-mpt=uo%3D4) , „ Android“ (verlinkt auf https://play.google.com/store/apps/details?id=ch.threema.app) , „ Windows Phone (verlinkt auf https://www.microsoft.com/en-us/store/apps/threema/9nblggh095s5) “ und Amazon (verlinkt auf http://www.amazon.com/gp/mas/dl/android/ch.threema.app) . 2. Slack ist für Kollegen Slack eignet sich für Nutzer, die in Teams arbeiten: In dem Programm können Kanäle eingerichtet werden, auf deren Nachrichten und Dateien hinzugefügte Nutzer auch rückwirkend Zugriff haben. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, private Unterhaltungen und Gruppenchats zu führen. Bei Slack lassen sich große Dateien nicht nur verschicken sondern in einem Archiv für alle Gruppenmitglieder zugänglich dauerhaft speichern. Bei Veränderungen an den Dokumenten erhalten Nutzer außerdem Benachrichtigungen, sodass alle Gruppenmitglieder immer auf dem neusten Stand sind. Die Preise bei Slack hängen vom gewünschten Funktionsumfang und der Größe des Teams ab. Das Programm gibt es für „ Android (verlinkt auf https://play.google.com/store/apps/details?id=com.Slack) “, „ Ios (verlinkt auf https://itunes.apple.com/app/slack-app/id618783545?ls=1&mt=8) “ und „ Windows Phone (verlinkt auf https://www.microsoft.com/en-us/store/apps/slack-beta/9nblggh1jj9h) “ sowie für Mac- und Windows-Computer. 3. Telegram ist für Geheimniskrämer Auch die Anwendung Telegram verschlüsselt die Unterhaltungen. Außerdem ermöglicht sie Gruppenunterhaltungen mit bis zu 500 Personen und den Versand von Dateien, die bis zu 1,5 Gigabyte groß sind. Von anderen Programmen unterscheidet sich Telegram vor allem, weil Nutzer Unterhaltungen anlegen können, die nach einiger Zeit automatisch gelöscht werden. Geheimnisse verschwinden bei Telegram also zuverlässig im digitalen Nirwana. Praktisch ist auch, dass Nutzer Telegram (verlinkt auf /politik/ausland/article175693647/Telegram-Russlands-wilde-Jagd-auf-den-Tech-Milliardaer.html) auf verschiedenen Geräten gleichzeitig verwenden können: Die Nachrichten können also nicht nur per Telefon sondern auch mit Tablet-PCs und Laptops verschickt und empfangen werden. Die Inhalte synchronisieren sich automatisch. Telegram ist kostenlos. Die Anwendung gibt es für „ Android“ (verlinkt auf https://play.google.com/store/apps/details?id=org.telegram.messenger) , „ Ios (verlinkt auf https://itunes.apple.com/app/telegram-messenger/id686449807) “, „ Windows Phone“ (verlinkt auf https://www.microsoft.com/en-us/store/apps/telegram-messenger/9wzdncrdzhs0) und den Browser (verlinkt auf https://web.telegram.org/#/login) .
Virginia Kirst
Eine große Nutzerzahl ist noch lange kein Gütesiegel: Es lohnt sich, die Alternativen zum weltgrößten Nachrichten-Programm genauer anzuschauen.
Wirtschaft
Bilanz
2016-05-04T22:00:00Z
2018-08-03T10:48:17Z
Diese drei Anwendungen sind besser als Whatsapp
https://www.welt.de//wirtschaft/bilanz/article161763924/Diese-drei-Anwendungen-sind-besser-als-Whatsapp.html
Shoperöffnung : Aesop eröffnet neuen Store in Köln
Die Kosmetikfirma Aesop (verlinkt auf /icon/article130628779/Lieblingsdeos-und-solche-die-versagen.html) wurde schon 1987 in Melbourne gegründet, hierzulande zählten die Pflegeartikel für Körper, Haut und Haar bis vor kurzem noch zu den Schönheites-Geheimtipps. Das hat sich im vergangenen Jahr gründlich geändert, vor allem natürlich mit der Eröffnung eines eigenen Aesop-Stores in Berlin. Nun hat die australische Firma auch in Köln einen Laden eröffnet. Der originelle Retro-Apotheken-Charme aus Berlin - hier werden die braunen Glasfläschchen (verlinkt auf /icon/article130628779/Lieblingsdeos-und-solche-die-versagen.html) im grünen Kachelambiente eines früheren Milchladens arrangiert - ist sozusagen mitgezogen, kein Wunder, wurde der neue Store doch ebenfalls vom Architekten-Team „Weiss-heiten“ gestaltet. In einem typischen Nachkriegsbau mit dunklen Balkonen und Spitzdach, ehemals Wohn-und Arbeitsort eines Kölner Juwelier-Ehepaares, das im Erdgeschoss sein Geschäft hatte und über die weiteren 4 Stockwerke privat lebte. Nach dem Tod ihres Mannes lebte die Frau alleine in dem Haus, stellte in den Fenstern kleine Schilder auf: „Bitte nicht klingeln. Ich verkaufe nicht.“ Und so lebte sie bis zu ihrem Tod in dem so besonderen Haus. Die Stadt Köln hat es nach ihrem Ableben an einen neuen Vermieter verkauft – und so hat sich Aesop auf vier Etagen ausgebreitet. Nicht alles ist dabei Verkaufsfläche, das Obergeschoss ist als „Bereich zum Nachdenken und Meditieren“ gedacht. Die Kölner zumindest dürfen nun endlich das Haus einmal von innen sehen. Ein gutes Gespür für den aktuellen Zeitgeist beweist Aesop mit der neuen Kölner Boutique also allemal: In einem so zurückhaltenden, bedachten Retro-Ambiente (verlinkt auf /icon/article129718005/Lieber-retro-puristisch-oder-rustikal-wohnen.html) kauft man zum Beispiel die Rosenmaske, die gerüchteweise am besten gegen zerzaustes Surferhaar hilft, noch mal so gern. Aesop Köln, Pfeilstraße 45, 50672 Köln. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 11 bis 19 Uhr.
WELT
Nach Berlin eröffnet die australische Kosmetikfirma Aesop nun auch in Köln eine eigenen Laden. Die gewohnte Retro-Attitüde bleibt - und ein eigenes Stockwerk zum Meditieren gibt es auch.
Iconist
2014-10-15T14:12:47Z
2017-08-27T05:55:31Z
Aesop eröffnet neuen Store in Köln
https://www.welt.de//icon/article133306197/Aesop-eroeffnet-neuen-Store-in-Koeln.html
Hessen: SPD will Abweichlerin Tesch aus der Partei drängen
Der Vorstand des SPD-Bezirks Hessen-Nord hat der Abgeordneten Silke Tesch nach ihrem Nein zur rot-grünen Regierungsübernahme mit Hilfe der Linken den Parteiaustritt nahegelegt. Der Bezirk bereite zudem eine Sofortmaßnahme vor, um Tesch von allen Parteirechten zu entbinden, sagte Bezirksgeschäftsführer Wilfried Böttner in Kassel und bestätigte damit Medienberichte. Der Beschluss des Vorstands sei Tesch per Einschreiben zugestellt worden. Nun werde eine Stellungnahme von ihr erwartet. „Der SPD-Bezirksvorstand Hessen-Nord erwartet, dass das Mitglied unseres Bezirks, Silke Tesch, die Konsequenzen aus ihrem unverantwortlichen Verhalten zieht und die SPD verlässt“, zitierte Böttner aus dem Beschluss. „Der Bezirk bereitet die Anordnung einer Sofortmaßnahme nach der Schiedsordnung der Partei vor, mit dem Ziel, nach einem entsprechenden Beschluss das Ruhen aller Rechte aus der Mitgliedschaft und die Einleitung eines Parteiordnungsverfahrens vor der Schiedskommission des Bezirks zu erreichen.“ Tesch hatte vergangene Woche mit drei anderen Abweichlern die Wahl ihrer SPD-Landesvorsitzenden Andrea Ypsilanti zur hessischen Ministerpräsidentin und die damit verbundene Ablösung von Roland Koch (CDU) verhindert. Damit platzte die rot-grüne Regierungsübernahme. Bereits gestern wurde bekannt, dass SPD-Abweichlerin Carmen Everts von ihrem Unterbezirk Groß-Gerau nicht mehr für den Landtag nominiert wird. Für sie solle im Wahlkreis 48 der Bürgermeister von Büttelborn, Horst Gölzenleuchter, kandidieren, beschloss der Vorstand. Everts gilt als eigentliche Wortführerin der vier abtrünnigen Genossen. .
WELT
Zehn Tage nach dem Ypsilanti-Debakel rechnet die hessische SPD mit den Abweichlern aus der Fraktion ab. Nachdem gestern bekannt wurde, dass Carmen Everts nicht mehr für den Landtag nominiert wird, ist nun die Abgeordnete Silke Tesch an der Reihe. Sie trifft es sogar noch schlimmer.
Politik
2008-11-13T12:46:07Z
2011-11-17T01:50:22Z
SPD will Abweichlerin Tesch aus der Partei drängen
https://www.welt.de//politik/article2717833/SPD-will-Abweichlerin-Tesch-aus-der-Partei-draengen.html
Trotz Müller-Tor: Hannover 96 stoppt die Mainzer Siegesserie
Hannover 96 hat erneut seine beeindruckende Heimstärke unterstrichen und den unerwarteten Höhenflug von Mainz 05 beendet. Nach drei Siegen in Serie verloren die Rheinhessen das Bundesliga-Auswärtsspiel in Hannover deutlich mit 1:4 (1:2) und kassierten am vierten Spieltag (verlinkt auf /sport/fussball/article119578678/Klare-Siege-fuer-den-HSV-Gladbach-und-Hannover.html) die erste Niederlage. Das Team von 96-Trainer Mirko Slomka überholte durch den hohen Sieg in der Tabelle die punktgleichen Mainzer, die mit einem Dreier sogar an Titelverteidiger und Rekordmeister Bayern München (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/) vorbei gezogen wären. Vor 38.600 Zuschauern im nicht ausverkauften Stadion hatte der Mainzer Torjäger Nicolai Müller (12. Minute) sein Team früh in Führung gebracht. Das fünfte Saisontor des formstarken Stürmers reichte der Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel aber diesmal nicht für drei Punkte. Mainz spielte diszipliniert und störte früh Hannover 96 (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/hannover-96/) legte nach einem schwachen Start den Schalter um und kippte durch Treffer von Mame Diouf (31.), Artur Sobiech (37.), Didier Ya Konan (80.) und Edgar Prib (82.) die Begegnung. Damit müssen die Mainzer weiterhin auf ihren ersten Bundesliga-Sieg in Hannover warten. Dabei sah es anfangs gut aus für die Gäste. Ohne den gesperrten Mittelfeldspieler Szabolcs Huszti (verlinkt auf /sport/fussball/article119408458/DFB-verhaengt-Sperren-nach-der-Platzverweis-Flut.html) bekam die neu formierte 96-Mannschaft keinen Zugriff auf die Partie. Mainz spielte diszipliniert, störte früh und profitierte von den Fehlpässen der Gastgeber. Nach einem Patzer von 96-Verteidiger Marcelo schaltete Christoph Moritz blitzschnell, passte den Ball zum frei stehenden Nicolai Müller, der ohne Mühe Nationalkeeper Ron-Robert Zieler (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/ron-robert-zieler/) überwand. Hannover wirkte nach dem frühen Rückstand geschockt, berappelte sich aber, als Diouf in der 25. Minute per Kopf das Mainzer Tor knapp verfehlte. Beim zweiten Versuch kurz danach machte es der Senegalese nach einer Ecke von Lars Stindl besser. Slomka-Elf verlegt sich aufs Konterspiel Unfreiwillige Hilfestellung beim Ausgleich leistete 05-Torwart Heinz Müller, der an alter Wirkungsstätte daneben griff. Der Rettungsversuch von Johannes Geis kam zu spät, der Ball hatte die Linie bereits überschritten. Das Tor gab den Niedersachsen mächtig Auftrieb. Der quirlige Ersatzkapitän Stindl bereitete mit einem tollen Sololauf und einer präzisen Flanke noch vor der Pause das Führungstor vor. Danach verlegte sich das Slomka-Team auf das Konterspiel, das die Mannschaft ziemlich gut beherrscht. Der Mainzer Trainer Tuchel reagierte auf den Rückstand und wechselte in Eric Maxim Choupo-Moting und später in Shawn Parker weitere Angreifer ein. Trotz großer Bemühungen gelang aber kein Tor mehr. Im Gegenteil. In den letzten zehn Minuten fingen sich die Gäste noch zwei weitere Tore ein. In der 78. Minute rannte plötzlich ein „Flitzer“ mitten über das Spielfeld. Den Ordnern gelang es jedoch, den splitternackten Mann umgehend wieder einzufangen und vom Platz zu bringen.
WELT
Nach starkem Saisonauftakt endet der Mainzer Höhenflug in Hannover. Durch Müller ging der Tuchel-Klub zunächst in Führung, doch die 96er konterten eiskalt. Dann stürmte ein Flitzer auf den Platz.
Sport
Fußball
2013-08-31T16:38:23Z
2015-10-15T12:47:26Z
Hannover 96 stoppt die Mainzer Siegesserie
https://www.welt.de//sport/fussball/bundesliga/hannover-96/article119579371/Hannover-96-stoppt-die-Mainzer-Siegesserie.html
Gebühren-Boykott: Kunststudenten können weiterstudieren
„Sie sind exmatrikuliert, können aber bis auf weiteres weiterstudieren.“ Die HfbK ist bundesweit die einzige Hochschule, die das erforderliche Quorum für einen Boykott der Studiengebühren erreicht hat. Der Anwalt der Studenten, Martin Klingner, kündigte für 2008 einen neuerlichen Boykott an. Ursprünglich hatten 269 von 571 Kunststudenten die Gebührenzahlung verweigert. HfbK-Präsident Martin Köttering reagierte auf die ausbleibenden Zahlungen Mitte Juli mit Zwangsexmatrikulationen, zu denen er sich nach einer „rechtlichen Feststellung“ der Wissenschaftsbehörde gezwungen sah. Damals gewährte er den Studenten jedoch noch eine letzte Zahlungsfrist bis Ende September. Diese haben bislang 178 der 401 Zahlungspflichtigen verstreichen lassen, wobei sich die Zahl durch nachträglich eingehende Einzahlungsbestätigungen noch reduzieren kann. „Es zeichnet sich ab, dass wir doch noch einiges an Zahlungseingängen haben“, sagte Pretzel. Verfahrensdauer von bis zu einem Jahr Anwalt Klingner rechnet damit, dass sich rund 140 Studenten gegen die Gebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester juristisch wehren werden. Nach seiner Einschätzung stehen die Chancen nicht schlecht. „Wir waren uns schon immer sicher, dass die Exmatrikulationsbescheide rechtswidrig sind. Diese Rechtsauffassung hat das Verwaltungsgericht Hamburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hamburg-staedtereise/) in einer Parallelsache, die die TU betrifft, auch bestätigt.“ Es sei dabei zwar kein Urteil gefällt, wohl aber ein entsprechender Hinweis des Gerichts an die Technische Universität ergangen. Sowohl Klingner als auch die HfbK rechnen mit einer Verfahrensdauer von bis zu einem Jahr. Der Jurist kündigte an, dass der Boykott für das kommende Jahr fortgesetzt werde. „Dann werden auch die anderen Hochschulen wieder einsteigen.“ Ziel sei, die Studiengebühren zu einem Wahlkampfthema für die Bürgerschaftswahl am 24. Februar zu machen. Sowohl SPD als auch GAL haben bereits angekündigt, die von der allein regierenden CDU beschlossenen Studiengebühren wieder abschaffen zu wollen.
WELT
Die Studiengebühren- Boykotteure der Hamburger Hochschule für bildende Künste (HfbK) können trotz ihrer Zwangsexmatrikulation vorerst weiterstudieren. Nach Ablauf der letzten Zahlungsfrist Sonntagnacht sagte HfbK-Sprecherin Karin Pretzel am Montag, bis zur juristischen Klärung der Widersprüche werde nichts gegen sie unternommen.
Regionales
Hamburg
2007-10-01T13:20:10Z
2015-09-01T09:49:02Z
Kunststudenten können weiterstudieren
https://www.welt.de//regionales/hamburg/article1227356/Kunststudenten-koennen-weiterstudieren.html
Frühe Beratung: Coaches entdecken Kinder als Kunden
Coaching-Angebote richteten sich lange Zeit vor allem an Erwachsene. Jetzt haben die Berater auch Kinder als Zielgruppe entdeckt. Die vor allem in Großstädten aktiven Anbieter versprechen unter anderem, Ängste der Kinder ab- und Selbstbewusststein aufzubauen und so bessere Schulnoten zu erzielen. „Wir wollen Kinder nicht effizienter machen, aber ihnen beibringen, wie sie leichter mit den heutigen Gegebenheiten umgehen“, betont etwa Kinder- und Jugendcoach Daniel Paasch. Der vierfache Vater und ehemalige Personalleiter aus dem nordrhein-westfälischen Ibbenbüren hat vor einigen Jahren das Institut für Potenzial-Entfaltung (IPE) gegründet. Er habe gemerkt, dass Coaching-Methoden für Führungskräfte auch bei Kindern wirken. Nur für gesunde Schüler Einen Psychotherapeuten oder Nachhilfelehrer könne er aber nicht ersetzen, betont Paasch. Sein Angebot richte sich nur an gesunde Schüler, die sich manchmal selbst im Weg stünden, unter Prüfungsangst oder Konzentrationsschwierigkeiten litten. Paasch bildet auch Erwachsene zu Coaches aus. Bundesweit hat er eigenen Angaben zufolge schon etwa 220 Zertifikate verteilt. Vor einiger Zeit trainierte er eine Gruppe in Berlin. Paasch zeigte Methoden wie „Doppelter Future Back Check“ oder „Fantasiereise“. Die Teilnehmer, darunter Heilpädagogen, Sozialarbeiter, eine Hausfrau und ein Kinderdorf-Vater, lernten, Kindern beim Suchen eigener Ideen zu helfen oder sie auf eine fiktive Reise zu schicken, an deren Ende eine „Energiedusche“ neue Kraft verleihen soll. Tricks gegen die Angst Zu den Kindern, die die Dienste eines IPE-Coachs bereits genutzt haben, gehört etwa die 13-Jährige Paula aus Bonn. Aus ihrer Sicht haben sich die zwei Stunden á 80 Euro ausgezahlt. „Ich wollte gern mehr Selbstvertrauen haben“, berichtet die Schülerin. Sie habe vor allem Probleme gehabt, fremde Leute anzusprechen. Ihre Trainerin habe dann mit ihr eine Fantasiereise unternommen und einen Trick gezeigt, mit dem sich die Angst aushebeln lässt. „Schon am nächsten Tag hat sich meine Tochter getraut, einen Kellner im Café anzusprechen“, erinnert sich Paulas Mutter Verena R. „So ein Coach kann in kurzer Zeit viel bewirken“, ist sie überzeugt. Ihre Tochter habe einen Kick von außen gebraucht. Ab einem gewissen Alter der Kinder könnten Eltern einfach nicht mehr so viel ausrichten, glaubt sie. Kritische Stimmen In Deutschland stehe das Kinder-Coaching noch am Anfang, sagt Christin Colli, Berliner Regionalsprecherin des Deutschen Coaching Verbandes (DCV). „Viele Eltern nutzen eher staatlich bezuschusste Angebote und sind noch nicht bereit, in ihr Kind zu investieren“, sagt Colli. Dabei lohne sich ein Coaching bereits bei jungen Leuten: Viele Erfahrungen müsse man nicht erst als Erwachsener machen. Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen fordert hingegen, die vorhandenen Beratungs- und Therapieangebote auszubauen, die Qualifikationen und Methoden von Coaches seien oft fragwürdig, sagt Stefan Drewes von der Sektion Schulpsychologie. Neben der Schulsozialarbeit, der -psychologie und Familienberatung sei auch eine Stärkung der Psychotherapie wichtig, fordert er. Jeder kann Coach „Kinder und Jugendliche brauchen eher diese etablierten Hilfen als solch ein Angebot mit unklaren Qualifikationen“, betont der Experte und fragt: „Folgen wir da einem Menschenbild, wo auch die Jugendlichen immer gut funktionieren müssen und schon ihren eigenen Trainer haben müssen, um ihre Probleme zu bewältigen?“ „Ich bin skeptisch, ob das Etikett Kinder-Coaching irgendetwas taugt“, meint auch Buchautor Erik Lindner („Coachingwahn. Wie wir uns hemmungslos optimieren lassen“, 2011). Aus seiner Sicht ist es problematisch, dass sich jeder Coach nennen darf – auch ohne Ausbildung. Es könne aber durchaus sein, dass ein Kinder-Coach das bringe, was er verspricht, räumt Lindner ein. „Es kann aber auch passieren, dass er nur heiße Luft fabriziert“, warnt er.
Von Anja Sokolow
Bei Problemen im Beruf oder Privatleben einen Coach zu buchen, gehört heute beinahe zum guten Ton. Einige Coaches haben sich nun auch auf die Probleme von Kindern spezialisiert. Doch es gibt auch Kritik.
Gesundheit
2013-04-20T10:06:32Z
2015-10-06T05:36:33Z
Coaches entdecken Kinder als Kunden
https://www.welt.de//gesundheit/article115442303/Coaches-entdecken-Kinder-als-Kunden.html
Legendär: Die Geheimnisse der Champagnerkeller von Reims
Nur 45 Minuten braucht der TGV zwischen Paris und Reims. Dennoch, als ein Pariser Vorort sollte man Reims nicht bezeichnen – dazu ist die Hauptstadt der Champagne schon aus historischer Sicht zu bedeutend. Allein 33 französische Könige wurden hier zwischen 893 bis 1825 gekrönt. 25 der Zeremonien fanden in der 1211 gegründeten Kathedrale Notre-Dame statt. Ein wahrlich beeindruckendes Juwel französischer Gotik, das deshalb gemeinsam mit der Abtei von St. Remi und dem Palais de Tau von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt worden ist. Etwa eine Millionen Menschen betreten jedes Jahr das mächtige, dreischiffige Gotteshaus mit seinen bedeutenden Reliefs und seinen Glasmalereien. Einige neuere Fenster stammen sogar von Marc Chagall. Außerhalb der dicken Mauern erlebt man Reims als eine geschäftige, lebendige, junge Stadt. Im Zentrum befinden sich elegante Geschäfte, hübsche Bistros und gute Restaurants. Keine Frage, Reims ist eine schöne Stadt, was auch an den vielen Art Deco-Elementen liegt, mit denen viele Fassaden und Innenräume nach den Beschädigungen des Ersten Weltkriegs verziert worden sind. Nicht zerstört wurde hingegen das unterirdische Reims – ein Netzwerk an Kellergewölben der großen Champagnerhäuser, die Reims zu Weltruhm brachten: Piper-Heidsick, Pommery, Taittinger, Krug, Roederer, Ruinart und Veuve Clicquot-Ponsardin, um nur einige zu nennen. 18 Kilometer Kellergänge Unter dem Firmensitz von Taittinger (1734 durch Jacques Fourneaux gegründet) liegen die Reste der Abtei St. Nicaise aus dem 13. Jahrhundert – und noch tiefer die imposanten Kreidekeller aus galloromanischer Zeit. Das Ergebnis Tausender Tagelöhner, die einst im Kreideabbau geschuftet hatten. Bei der Familie Taittinger lagern dort heute etwa 21 Millionen Champagnerflaschen (verlinkt auf /wissenschaft/article109875907/Wie-prickelnde-Blaeschen-in-den-Champagner-kommen.html) . In den Kellern der Domaine Vranken-Pommery sind es sogar noch mehr. Die 18 Kilometer langen Gänge haben Straßenschilder und wurden meistens nach großen Städten benannt. Sie führen durch zwölf riesige „Crayères“, deren trichterförmige gigantische Gewölbe bis zu 60 Meter hoch sind. Ideale Räumlichkeiten, um dort nicht nur Flaschen, sondern auch Kunstwerke auszustellen, dachte sich Pommerys First Lady Nathalie Vranken. Sie eröffnete 2003 die erste „Expérience“, seitdem setzen die wechselnden Ausstellungen neue Maßstäbe in kontemporaler Kunst. In diesem Jahr sind sogar drei Berliner Künstler mit dabei: Lothar Hempel, Alicija Kwade und Stephen Wilks, dessen „Donkey Roundabout (Eselskarussell) man im Garten der benachbarten Villa Demoiselle bewundern kann. Die Villa selbst wurde von Paul Vranken persönlich vor dem Abriss gerettet und aufwendig restauriert. Für Art-Deco-Fans könnte die Besichtigung zu einem echten Festtag werden ob der vielen wunderbaren Stücke in den Innenräumen. Und für Champagner-Liebhaber ist natürlich ebenso gesorgt: mit großzügigen Verköstigungstheken im Keller sowie Open Air im Garten.
Carola Schüren
Viele Dutzend Winzer erzeugen in der Champagne jenes Getränk, das weltweit als das festlichste überhaupt gilt. Zentrum ist die Stadt Reims. Dort lagern Millionen von Flaschen neben moderner Kunst.
Sonderthemen
Weinreise Frankreich
2013-03-06T17:13:25Z
2013-03-12T14:18:56Z
Die Geheimnisse der Champagnerkeller von Reims
https://www.welt.de//sonderthemen/weinreise-frankreich/article114036602/Die-Geheimnisse-der-Champagnerkeller-von-Reims.html
BMW-Fabrik in den USA sichert Arbeitsplätze auch in Bayern
Weite Landschaft, grüne Hügel und sonniges Klima - bayerisches Ambiente verbreitet die Region um Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina. Annähernd 4500 Flugmeilen vom Stammsitz Bayern entfernt hat BMW vor zwölf Jahren rund zwei Milliarden Dollar in den Bau eines neuen Produktionsstandortes investiert - just zu dem Zeitpunkt, als andere europäische Hersteller sich gerade aus den USA zurückzogen. Mittlerweile entfällt beim bayerischen Automobilbauer rund ein Viertel des gesamten Konzernabsatzes auf die USA, BMW verkauft dort mehr als jedes vierte seiner Fahrzeuge. Die Vereinigten Staaten sind mit 278 000 verkauften Fahrzeugen der größte Einzelmarkt von BMW vor Deutschland mit 256 000 Fahrzeugen. Im landwirtschaftlich geprägten South Carolina ist es BMW gelungen, die Region Spartanburg zu einem Zentrum der Autoindustrie zu machen. 340 ausländische Firmen haben sich inzwischen in South Carolina angesiedelt, darunter annähernd 170 aus Deutschland. Im Kreis von 50 Meilen um das BMW-Werk sitzen vor allem viele Zulieferer - darunter bekannte Namen wie Bosch, Siemens, Ina Schaeffler oder Zeuna Stärker. Alles in allem seien durch das BMW-Engagement über 16 000 Jobs in der US-Region geschaffen worden, sagt der Werkschef in Spartanburg, Professor Clemens Schmitz-Justen, 46. Warum South Carolina? Das BMW-Werk liegt an der Autobahn und eine Fahrstunde entfernt vom Flughafen Charlotte, an dem die Lufthansa Anfang 2004 eine Direktverbindung nach München eingerichtet hat. Der Seehafen Charleston ist nicht weit - wichtig für BMW, denn Motoren, Getriebe und Achsen für den Geländewagen X5 und den Roadster Z4 stammen aus Europa. "Menschen plus Infrastruktur" haben laut BMW-Vorstandschef Helmut Panke den Ausschlag gegeben für den Standort. Über die Menschen in South Carolina hat sich Panke vor zwölf Jahren zusammen mit dem damaligen BMW-Produktionsvorstand Bernd Pischetsrieder selbst ein Bild gemacht. Sauber und aufgeräumt wirkte die Gegend - das beeindruckte die Manager und erleichterte die Ansiedlung genauso wie mehr als 150 Millionen Dollar staatlicher Anschubfinanzierung. Blitzsauber und ordentlich wirken auch die Hallen des BMW-Werks in Spartanburg. 4600 Mitarbeiter arbeiten dort im Drei-Schicht-Dienst, darunter annähernd 80 Deutsche. Spartanburg gehört zu den Außenposten, die sich als Sprungbrett eignen. Erst im Juli 2004 hat Helmut Leube, 50, zuvor Chef in Spartanburg, die Leitung des BMW-Werks in München mit gut 11 000 Mitarbeitern übernommen. In die USA beordert wurde für ihn Clemens Schmitz-Justen, bisher Leiter des Bereichs Lackierte Karosserie im Forschungs- und Innovationszentrum der BMW Group in München und seit 1991 im Unternehmen. Vorstandschef Helmut Panke selbst hatte in den 90er Jahren das US-Geschäft betreut. Nach der Bewährungsprobe beim Aufbau des neuen amerikanischen BMW-Werkes holte ihn Ex-BMW-Chef Pischetsrieder in den Vorstand nach München. In der BMW Group wird mittlerweile an über 23 Produktions- und Montagestandorten in 14 Ländern gefertigt. Das Werk Spartanburg zählt dabei neben den drei großen bayerischen Standorten Dingolfing, München, Regensburg zu den wichtigsten Pfeilern im Produktionsnetz des Konzerns. Exklusiv werden in Spartanburg der BMW X5 und Z4 produziert und in alle Welt verschifft. 2003 wurden rund 166 000 Autos gefertigt, 100 000 davon für Märkte außerhalb der USA. Standorte im Ausland - wie Spartanburg - helfen BMW, sich vor Wechselkursrisiken zu schützen und sichern gleichzeitig über neue Exportaufträge Jobs bei BMW in Deutschland. Verstummt sind inzwischen auch die Kritiker, die den Abbau von Arbeitsplätzen in den deutschen BMW-Werken befürchteten. "Rund die Hälfte der in den Vereinigten Staaten verkauften Fahrzeuge wird in Deutschland produziert", erklärt Helmut Panke. "Diese zusätzlichen Einheiten haben zwischen 1991 und 2002 in Dingolfing 1200 neue Arbeitsplätze geschaffen."
Michaela Geiger
Entscheidung für den Produktionsstandort Spartanburg hat sich für den Autokonzern als Glücksgriff erwiesen
Print-wams
2005-01-08T23:00:00Z
2011-11-15T18:15:18Z
BMW-Fabrik in den USA sichert Arbeitsplätze auch in Bayern
https://www.welt.de//print-wams/article120261/BMW-Fabrik-in-den-USA-sichert-Arbeitsplaetze-auch-in-Bayern.html
Entspann dich: Es gibt auch Ökohotels ohne Birkenstock-Faktor
Ökohotels haben längst das Image abgestreift, Domizile für Gäste in Alpaka-Pullover und Birkenstock-Latschen zu sein. Im Einklang mit der Natur leben, ohne dabei auf Genuss und Luxus zu verzichten – in folgenden Häusern werden diese Wünsche eingelöst. Vitalhotel Falkenhof In den 80er-Jahren gaben die Yuppies den Ton an (lebenslustige Großstädter), in den Neunzigern die Dinks (Doppelverdiener ohne Kinder), heute sind es die Lohas. Die Bezeichnung steht für Lifestyle of Health and Sustainability, was so viel wie Ausrichtung der Lebensweise auf Gesundheit und Nachhaltigkeit bedeutet. Und eine ihrer Urlaubsbasen haben die als städtisch, gebildet und luxusorientiert beschriebenen Lohas im „Vitalhotel Falkenhof“ in Bad Füssing, sagt Johannes Pfaffenhuemer, Geschäftsführer des Hauses. So seien seine Gäste überdurchschnittlich jung, „70 Prozent sind unter 60 Jahre, sogar 20-Jährige haben wir“ – was für ein Biohotel tatsächlich ungewöhnlich ist. Aber der Falkenhof will ja auch mehr sein, ein Vitalhotel eben, wo die Bioküche den Zusatz Fitness im Namen führt, wo der Meerwasserpool auf dem Dach ist und wo es Spa-Anwendungen speziell für Männer gibt, etwa „Schmerzfrei Golfen“. Ein bayerisches Hotel, das so auch im Berliner Szenebezirk Prenzlauer Berg (eine der deutschen Lohas-Keimzellen) stehen könnte. „Vitalhotel Falkenhof”, Bad Füssing, Doppelzimmer ab 162 Euro, Telefon 08531/97 43, www.hotelfalkenhof.de (verlinkt auf http://www.hotelfalkenhof.de) Lefay Resort & Spa Lago di Garda Wenn die Gäste des „Lefay Resorts“ im Thermalpool schwimmen oder in der Sauna entspannen, haben auch die Kinder in Gargnano etwas davon. Denn der Kindergarten wird mit der Abwärme des Fünfsternehotels versorgt. Lefay war die Halbschwester von Artus. Und so wie der legendäre König gerecht über sein Volk herrschte, thront das Resort auf Felsklippen hoch über dem Gardasee (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/gardasee-urlaub/) – und tut Gutes: Indem es Biobauern fördert und mit seiner zertifizierten Bioarchitektur beweist, dass Luxus ökologisch sein kann. So ist das Restaurant wie eine Limonaia, eine italienische Orangerie gestaltet, wobei kleine Fotovoltaikscheiben die „Blätter“ bilden. Einzeln auf dem gewölbten Glasdach aufgebracht, spenden sie Schatten und speichern zugleich Energie. Ziel des Resorts mit seinen fünf Pools, sechs Saunen und 21 Spa-Räumen für maximal 200 Gäste ist es, ohne Strom von außen auszukommen. Architekt Hugo Demetz hat die Gebäude deshalb teilweise in den Berg eingegraben; das minimiert Temperatursprünge und ermöglicht eine Klimaregulierung ohne Geräusche und Zugluft. Die keltische Lefay war magisch; das Lefay der Luxushotellerie ist es nicht minder, nur dass die Zaubermittel diesseitig sind. Etwa im aphrodisischen Privat-Spa, der einen Vergleich mit den Thermen der alten Römer nicht zu scheuen braucht. Benessere, sinnenfrohes italienisches Wellness, nennen Liliana und Alcide Leali, die Gründer der Hotelgruppe, ihr Konzept. Bei ihrer Fluglinie Air Dolomiti waren sie damit bereits erfolgreich. „Lefay Resort & Spa Lago di Garda“, Gargnano, Doppelzimmer mit Halbpension ab 240 Euro, Telefon 0039/0365/24 18 00, www.lefayresorts.com (verlinkt auf http://www.lefayresorts.com) Naturhotel Waldklause Großstadttauglichkeit lässt sich auch dem ersten Holzhotel Österreichs bescheinigen. Die „Waldklause“ im Tiroler Ötztal beweist, dass natürliche Baustoffe und Design kein Gegensatz sind (und der Brandschutz jedem Massivbau überlegen ist). Die Architekten nutzten das Wissen mittelalterlicher Zimmerleute und moderner Mediziner – mit dem Ergebnis, dass das Hotel frei von künstlichen Materialien und Chemikalien ist, die Betten aus Zirbelholz bestehen (das senkt die Herzfrequenz im Schlaf) und das Wasser im Badezimmer durch eine Anlage aus Bergkristall und Marmor geleitet wird, um so seinen molekularen Eigenzustand zu bewahren, den es beim Austritt aus der Quelle hatte. Antiallergen, strahlensicher und behaglich – ein Konzept, das nicht nur die strengen Tester des Reisemagazins „GeoSaison“ überzeugt, die die „Waldklause“ zum besten Ökohotel Europas kürten. „Naturhotel Waldklause“, Unterlängenfeld, Doppelzimmer ab 210 Euro, Telefon 0043/5253/54 55, www.waldklause.at (verlinkt auf http://www.waldklause.at) Artepuri Hotel MeerSinn Experten schätzen, dass mehr als fünf Millionen Deutsche im Urlaub etwas für ihre Gesundheit tun wollen, weshalb immer mehr Hotels Medical Wellness anbieten. Inzwischen gibt es einen gleichnamigen Verband ( www.dmwv.de (verlinkt auf http://www.dmwv.de) ), dessen strenge Kriterien das „MeerSinn“ in Binz mit Bravour erfüllt. Damit ist es hierzulande eines von gerade mal einem halben Dutzend „echter“ Medical-Wellness-Hotels mit eigenem Ärzteteam und diagnostischer Ausstattung. Mehr noch: Es ist auch Rügens erstes zertifiziertes Biohotel, und es wird von Bioland, dem größten und strengsten ökologischen Anbauverband in Deutschland (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/deutschland-reisen/) , empfohlen (das trifft hierzulande auf insgesamt 32 Biohotels zu, darunter auch auf das „Vitalhotel Falkenhof“). Zudem rühmt sich das „MeerSinn“, die populäre Ernährungstherapie F.-X.-Mayr-Kur „modern zu interpretieren“, soll heißen, der Gast kann sich auf sanfte Weise entgiften lassen. Überhaupt vermeidet das Hotel alles, was an Kur und Askese erinnert. So bestimmt Design die Einrichtung. Und in der Küche verschmelzen Genuss und gesunde Ernährung zur Gustogenese. Das klingt dann beispielsweise so: Als Vorspiel Sashimi vom Herforder Weiderind an Kürbis-Chutney, danach ein Filet vom Loup de Mer an Karotten-Fenchel-Gemüse mit Safranrisotto und zum Abschluss ein Schokoladen-Parfait mit Ananas. „Artepuri Hotel MeerSinn“, Binz/Rügen, Doppelzimmer ab 226 Euro, Telefon 038393/66 30, www.meersinn.de (verlinkt auf http://www.meersinn.de) Hotel Mitart, Berlin Die Natur kommt im ersten Biohotel Berlins nur eingetopft oder hinter Glas vor; als Ficus benjamina etwa oder als Goldfisch im Aquarium. Und die Holzmöbel, die zusammen mit Konstruktionen des Brandenburger Stahlbildhauers Frank Odebrecht die Einrichtung bilden, sind zu ausgefallen, um als ökoinspiriert durchzugehen. Christiane Waszkowiak verhehlt denn auch nicht, dass sie auf Umwegen Bio8aktivistin wurde. Galeristin war sie einst, die hin und wieder Künstler zu sich einlud: „Aus zwei Gästezimmern wurden allmählich sechs und aus dem guten Roten ein Tropfen vom Biowinzer.“ Heute hat sie 30 Räume, und sämtliche Speisen sind aus zertifizierten Zutaten nach der EU-Öko-Verordnung. Völlig kann die 55-Jährige ihre frühere Profession aber nicht verhehlen. So schmücken Kunstwerke und Antiquitäten die Zimmer; das macht die hohen Räume (sie beherbergten einst die DDR-Militärdruckerei) individuell. Und weil das „Mitart“ nahe der Friedrichstraße inmitten von Galerien liegt, gibt es weder Radio, TV noch Telefon – die Gäste sollen ihre Sinne ganz auf die Stadt und die Kunst richten. Auch das gehört zur Biophilosophie des Hauses. „Hotel Mitart“, Berlin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/berlin-staedtereise/) , Doppelzimmer ab 130 Euro, Tel. 030/28 39 04 30, www.mitart.de (verlinkt auf http://www.mitart.de) +++ Hier geht es zur Climate Change Conference (verlinkt auf http://unfccc.int/meetings/cop_14/items/4481.php) der Vereinten Nationen (1.-12. Dezember in Posen/Poeln)
Bettina Seipp
Mit wachsendem Umweltbewusstsein ändern sich auch die Urlaubsziele: Eine Reise zu sich selbst wünschen sich viele Gäste – Entspannung statt Ekstase, Vitalität statt Völlerei. Wir stellen fünf europäische Ökohotels vor
Reise
2008-11-28T06:20:17Z
2011-12-16T10:16:09Z
Es gibt auch Ökohotels ohne Birkenstock-Faktor
https://www.welt.de//reise/article2792079/Es-gibt-auch-Oekohotels-ohne-Birkenstock-Faktor.html
Städte wollen schnelleres Internet in Gewerbegebieten
Goslar (dpa/lni) - Niedersachsens große Städte fordern vor allem in Gewerbegebieten einen stärkeren Breitband-Ausbau. Die Wirtschaft sei auf schnelles Internet angewiesen, sagte der Vorsitzende der Oberbürgermeisterkonferenz des Städtetages, Wolfsburgs Verwaltungs-Chef Klaus Mohrs, am Donnerstag in Goslar (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/goslar/) . Ziel sei es, möglichst schnell eine flächendeckende Versorgung mit leistungsstarken sogenannten ultraschnellen Gigabit-Netzen zu erreichen. «Sonst werden wir weiter abgehängt», sagte Mohrs.. Zuletzt habe es beim Breitband-Ausbau vielfach eine falsche Prioritätensetzung gegeben. In der OB-Konferenz sind die Hauptverwaltungsbeamten der großen Städte organisiert. «Es ist zwar richtig, auch den letzten Bauernhof mit Internet zu versorgen», sagte der Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetages, Jan Arning. «Aber zuerst muss der Ausbau dort stattfinden, wo die Menschen leben und arbeiten.» Nach Einschätzung des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums hinkt die Bundesrepublik beim Internet-Ausbau hinterher. «Deutschland ist im weltweiten Vergleich bei der Giganetz-Struktur nicht konkurrenzfähig», sagte der für Digitalisierung zuständige niedersächsische Staatssekretär Stefan Muhle der Deutschen Presse-Agentur. In Niedersachsen seien derzeit gut drei Viertel der Haushalte mit deutlich langsameren 50 Megabit-Netzen versorgt. Das sei zwar etwas besser als der Bundesdurchschnitt. «Bei höheren Bandbreiten, erst recht im Gigabit-Bereich, sind die Versorgungszahlen deutlich geringer», sagte Muhle. Das gelte insbesondere auf dem Land. «Bestmögliche Digitalisierung ist kein Luxus, sondern die Grundlage für unseren künftigen Wohlstand», sagte Muhle, der in Goslar in nicht-öffentlicher Runde mit den Oberbürgermeistern über das Thema «Digitalisierung» gesprochen hatte. Das Land habe sich deshalb zum Ziel gesetzt, Niedersachsen bis zum Jahr 2025 flächendeckend mit dem schnellen Gigabit-Netz zu versorgen. Dem Vorsitzenden der OB-Konferenz dauert das alles zu lange. «In Wolfsburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/wolfsburg/) wollen wir das bis 2021 hinkriegen», sagte der Verwaltungs-Chef der Volkswagen-Stadt. Mit dem Breitband-Ausbau befasst sich auch die Landkreisversammlung, die noch bis Freitag in Hameln (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hameln/) tagt. Die Delegierten der 36 niedersächsischen Landkreise und der Region Hannover (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hannover/) wollen ein Papier verabschieden, in dem ein zügiger Breitbandausbau als Grundlage für eine leistungsfähige digitale Infrastruktur in Niedersachsen gefordert wird. «Derzeit hakt der Breitband-Ausbau an allen Ecken und Enden», sagte der Präsident des Landkreistages, Göttingens Landrat Bernhard Reuter, der dpa. Dies liege vor allem an einem Förder-Chaos. «Es gibt Töpfe bei der EU, beim Bund, beim Land», sagte Reuter. «Jeder hat andere Fördervoraussetzungen, andere Formulare, andere Konzepte. Die Praktiker sind völlig verzweifelt und raufen sich die Haare.»
WELT
Schnelles Internet im letzten Winkel schön und gut. Priorität müsse aber der Breitbandausbau für die Wirtschaft bekommen, fordern Verwaltungs-Chefs der großen Städte.
Regionales
Niedersachsen & Bremen
2018-03-08T12:38:31Z
2018-03-08T14:34:45Z
Städte wollen schnelleres Internet in Gewerbegebieten
https://www.welt.de//regionales/niedersachsen/article174333438/Staedte-wollen-schnelleres-Internet-in-Gewerbegebieten.html
Tado: So will das Start-up vom Hype um Wärme profitieren
„Ich kann mich noch an die Wahl erinnern, ich war beeindruckt“, sagt Christian Deilmann. Die Rede ist allerdings nicht von der Bundestagswahl, sondern dem Europaparlament im Mai 2019. Damals hatten unter den jungen Wählern besonders viele grün gewählt (verlinkt auf https://www.europawahl-bw.de/wahlergebnis-europawahl2019) und die EU investiert seither verstärkt in nachhaltige Technologien. Davon profitiert auch Deilmann und seine Smart-Home-Firma Tado. Denn damit die EU ihr Ziel erreicht, bis 2050 klimaneutral zu werden, subventioniert sie etwa erneuerbare und effizientere Heizungssysteme (verlinkt auf https://www.tado.com/be-de/europaeische-regierungen-foerdern-smarte-thermostate) , da Heizen für große Teile der Treibhausgase verantwortlich ist. Tado verkauft seit zehn Jahren Produkte in diesem Bereich. Dazu gehören smarte Thermostate (verlinkt auf https://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article164574915/Dank-Tado-System-ist-das-Heizen-kein-Thema-mehr.html) , die über das Internet ins eigene Zuhause angebunden sind und sich per Smartphone oder Sprachbefehl von Google, Siri oder Alexa steuern lassen. Die Geräte von Tado werden in Asien gefertigt und kommen dann mit dem Schiff nach Europa. Klimatechnisch ist das ausbaufähig. Dennoch sparen Kunden der Firma massiv CO₂ und damit auch Heizkosten ein, indem die smarten Thermostate die Räumlichkeiten nur erwärmen, wenn es notwendig ist. Dafür erkennt die Technik etwa, ob sich die Bewohner im Haus befinden oder Fenster geöffnet sind. Tado geht neue Themen an Laut Unternehmen hätten ihre Nutzer so bis Ende 2020 rund 466.000 Tonnen CO₂ eingespart. Das komme einer Million Flugreisen von München nach New York gleich, rechnet Tado aus (verlinkt auf https://www.focus.de/finanzen/news/tado-gruender-im-interview-tado_id_20652449.html) . Bemüht man unabhängige CO2-Rechner wie den des Umweltbundesamtes (verlinkt auf https://uba.co2-rechner.de/de_DE/mobility-flight#panel-calc) oder von Atmosfair (verlinkt auf https://www.atmosfair.de/de/kompensieren/flug/) , ergibt sich eine Ersparnis von rund 250.000 Flügen, bei fast zwei Tonnen CO₂ pro Flug. Also deutlich weniger als von Tado angegeben, aber immer noch beachtlich. Zudem mischt das Unternehmen aus München inzwischen auch in anderen Bereichen mit. So werden die nächsten Jahre für Tado bestimmt durch die Elektrifizierung von Heizungsanlagen und die Integration ins Energienetz, sagt Deilmann. „Heizungen und Klimaanlagen werden alle intelligent gemanagt, das steht komplett außer Frage. Die großen Verbraucher im Energienetz – die Wärmepumpen und Elektroautos – werden ein Teil des dezentralen Energienetzes werden. Hier wollen wir als führender Spieler relevant sein“, so der Gründer. Eine Wärmepumpe zieht Wärme aus der Luft, der Erde oder dem Grundwasser und läuft im Gegensatz zu aktuellen Lösungen nicht mit Gas oder Öl, sondern mit Strom. Der kann nachhaltig produziert werden, etwa durch Photovoltaik- oder Windkraftanlagen, wodurch CO₂ eingespart wird. USA für Tado derzeit kein Thema Für seine Expansion hat Tado immer wieder Geld eingesammelt. Zuletzt erhielt die Firma im Sommer (verlinkt auf https://www.munich-startup.de/73168/tado-erhaelt-finanzierung-in-hoehe-von-38-millionen-euro/) 38 Millionen Euro. Das Geld kam von den Altinvestoren wie Amazon, Eon und Siemens, die sich schon im Jahr 2018 (verlinkt auf https://www.businessinsider.de/gruenderszene/technologie/tado-zahlen-geschaeftsbericht/) beteiligt hatten, und einem Neuzugang, der Noventic-Gruppe. Diese betreibt unter anderem sogenannte Submetering-Geräte zur Heizkostenverteilung in acht Millionen Haushalten. Gemeinsam mit Tado sollen smarte Steuerungslösungen in der Wohnungswirtschaft entstehen. Tado ist also auf Expansionskurs – will aber vorerst nur in Europa wachsen. „Wir haben uns entschieden, dass wir erst europäischer Marktführer sein wollen, bevor wir uns in der Welt verzetteln“, so Deilmann. „Wir kratzen in Europa noch an der Oberfläche des Potenzials.“ In den USA hätte man Giganten wie den Smart-Home-Spezialisten Nest als Konkurrenten, der für mehrere Milliarden von Google gekauft wurde. In den Vereinigten Staaten war Tado zwar mit einem Produkt über Kickstarter gestartet, das laufe aber derzeit nur so mit, sagt der Gründer. Die stärksten Märkte in Europa sind die DACH-Region, knapp gefolgt von Großbritannien und den Benelux-Staaten sowie Italien, Spanien und Frankreich auf einem ähnlichen Level, so Deilmann. Tado: Zweistelliges Wachstum dank Corona Für das Unternehmen arbeiten inzwischen rund 200 Menschen. Mit sonstigen Zahlen etwa zum Umsatz geizt die Firma aber. Nur so viel: Zuletzt sei Tado im zweistelligen Prozentbereich gewachsen, sagt Deilmann. Dabei geholfen hat auch Corona. „Dadurch dass die Leute mehr Zeit in ihrem Zuhause verbracht haben, haben natürlich viele in die Optimierung ihrer eigenen vier Wände investiert“, so Deilmann. Seine Firma profitiere auch weiterhin von dem Trend, dass sich die Menschen mit ihrem Zuhause identifizierten. Zudem hätten sie im Sommer gemerkt, dass sie fürs Homeoffice eine Klimaanlage bräuchten. Auch davon hat Tado profitiert, da es neben Thermostaten für Heizungen smarte Klimaanlagen-Steuerungen verkauft. Tado-Gründer Christian Deilmann selbst ist kein großer Fan des Homeoffice und lieber im Büro. „Ich arbeite lieber von hier“, sagt er. Dort beschäftigt der Gründer auch ein eigenes Team, um den CO₂-Fußabdruck der Firma zu verringern. Das verkauft etwa generalüberholte Produkte, kümmert sich um umweltschonende Verpackungen oder ein nachhaltiges Müllkonzept im Bürobetrieb. Wie groß der Fußabdruck des Unternehmens aber konkret ist, hat Tado bisher nicht ermitteln lassen. Es dürfte aber auch zweitrangig sein. Denn wie schon bei der Elektrifizierung der Mobilität führt beim Thema Heizen und Kühlen kein Weg daran vorbei, Innovationen voranzutreiben. Die fossilen Ressourcen sind endlich und das europäische Ziel der Klimaneutralität liegt noch in weiter Ferne.
Georg Räth
Mit smarten Thermostaten von Tado sollen Nutzer massiv CO₂ einsparen und ihre Heizkosten senken. Corona hat der Firma einen Boom beschert. Nun will das Unternehmen neue Wege gehen – und bei der Elektrifizierung des Wärmemarktes mitmischen.
Wirtschaft
Gründerszene
2021-10-21T12:31:42Z
2021-10-21T12:31:42Z
Hype um Wärmepumpen – Start-up Tado feilt an entscheidendem Detail
https://www.welt.de//wirtschaft/gruenderszene/article234508784/Tado-So-will-das-Start-up-vom-Hype-um-Waerme-profitieren.html
Das Frankenstein-Manuskript erscheint als Buch
Im von einem Vulkanausbruch verdunkelten Sommer 1816 erlebte die Literatur einen ihrer feinsten Momente. In einer Villa am Genfer See verabredeten Lord Byron (verlinkt auf /print/die_welt/vermischtes/article13449498/Lord-Byrons-Schuhe.html) und sein Leibarzt John Polidori, Percy Bysshe Shelley und seine erst neunzehnjährige Frau Mary Shelley, jeder eine Schauergeschichte zu schreiben. So entstand die erste Vampirerzählung der Literatur, vor allem aber entstand so der Roman (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/romane/) „Frankenstein“, den Mary Shelley binnen neun Monaten in zwei Notizbücher schrieb. 1818 ist er in einer Auflage von 500 Exemplaren erschienen – und bestimmt hätte sich damals niemand auf der Welt vorstellen können, dass eine rundum digitalisierte Menschheit genau zweihundert Jahre später eine so heftige Sehnsucht nach Tinte, Handschrift und dem bibliophilen Erlebnis hat, dass ein kleiner Pariser Verlag namens SP Books (verlinkt auf https://www.spbooks.com/en/) es wagen kann, Mary Shelleys Manuskript in tausend nummerierten Exemplaren zu edieren: großformatig und in Leinen gebunden, auf schönem Papier und zweihundert Euro teuer. Das eigentliche Wunder jedoch wartet drinnen: die lebhafte, aber nach und nach immer besser lesbare Handschrift Mary Shelleys, die gelegentlichen, halb liebevollen, halb herablassenden Kommentare ihres Mannes („ enigmatic o you pretty Pecksie!“, schreibt er, wo sie igmmatic buchstabiert) und dazu die langsame Verwandlung von Frankensteins Monster in ein fühlendes Wesen. Creature streicht Mary Shelley durch und ersetzt es durch being , bevor sie die erste künstliche Intelligenz der Welt auf der letzten Seite in immer größeren, schier zerfließenden Schriftzügen entlässt: Carried away by the waves and I soon lost sight of him in the darkneß & distance. Ein The End hat sie übrigens nicht daruntergesetzt, und das hätte ja auch nicht gestimmt.
Wieland Freund
Vor 200 Jahren schrieb die junge Mary Shelley ihren Roman „Frankenstein“ in zwei Notizbücher. Jetzt hat ein Pariser Verlag aus dem Manuskript ein Buch gemacht. Es ist wunderschön. Aber nicht ganz billig.
Kultur
Literatur
2018-03-06T14:28:35Z
2018-03-06T14:28:35Z
Das Frankenstein-Manuskript gibt es jetzt als Buch zu kaufen
https://www.welt.de//kultur/literarischewelt/article174254606/Das-Frankenstein-Manuskript-erscheint-als-Buch.html
Leichtathletik-Kampfrichter: Vom Speer getroffen – in der Nacht gestorben
Der von einem Speer getroffene Düsseldorfer Kampfrichter (verlinkt auf /sport/article108807076/Kampfrichter-von-Speer-lebensgefaehrlich-verletzt.html) ist in der Nacht zum Montag gestorben. Der 75 Jahre alte Mann erlag seinen Verletzungen, teilte die Polizei mit. Dieter S. war am Sonntag bei einem Leichtathletik-Wettkampf in Düsseldorf von einem Speer getroffen und lebensgefährlich an der Halsschlagader verletzt worden. S. war bereits auf den Rasen gelaufen, obwohl der von einem 17-Jährigen geworfene Speer noch in der Luft war. Der Mann berechnete die Flugbahn falsch und wurde am Hals getroffen. Offenbar war das Wurfgerät von einer Windbö abgelenkt worden. Enkelin ist Speerwerferin Der Vorfall geschah bei den Wilhelm-Unger-Spielen im Rather Waldstadion, ein traditioneller Wettkampf für Nachwuchs-Athleten. 300 Kinder und Jugendliche nahmen in diesem Jahr teil. Nach dem Unfall wurde die Veranstaltung umgehend abgebrochen. Rund 800 Zuschauer befanden sich im Stadion. Die Angehörigen des Verletzten und der Werfer wurden psychologisch betreut. Unterdessen kümmerten sich Zuschauer und Sanitäter als Ersthelfer um den Schwerverletzten, ein Notarzt brachte ihn ins Krankenhaus. Dort konnte S. nicht mehr geholfen werden. Die 18-jährige Enkelin des Verstorbenen, Fiona M., ist selbst Speerwerferin und soll in drei Wochen mit ihrem Klub bei der Mannschafts-DM an den Start gehen.
WELT
Der 75 Jahre alte Kampfrichter, der am Sonntag bei einem Leichtathletik-Wettkampf in Düsseldorf von einem Speer in der Halsschlagader getroffen wurde, ist seinen Verletzung im Krankenhaus erlegen.
Sport
2012-08-27T06:43:56Z
2015-10-05T06:54:50Z
Vom Speer getroffen – in der Nacht gestorben
https://www.welt.de//sport/article108809438/Vom-Speer-getroffen-in-der-Nacht-gestorben.html
Abschied nach 38 Folgen - „Viel Liebe für alle da draußen, die uns so lange zugehört haben“ - Podcast
Abonnieren Sie den Podcast unter anderem bei Spotify (verlinkt auf https://open.spotify.com/episode/237UHUbYrjH5yXTjIwoRhn) , Apple Podcasts (verlinkt auf https://podcasts.apple.com/de/podcast/ein-herz-und-ein-habibi/id1576341116) , Google Podcasts, Deezer (verlinkt auf https://www.deezer.com/search/ein%20herz%20und%20ein%20habibi) oder direkt per RSS-Feed. Beatrice und Ahmad Mansour waren zu Gast im WELT-Podcast „Die Sache mit der Liebe“. Hier können Sie ihr Gespräch mit dem Paarberater Christian Thiel (verlinkt auf https://www.welt.de/podcasts/die-sache-mit-der-liebe/article240603689/Partnerwahl-So-viel-Einfluss-hat-die-Herkunftsfamilie-Podcast.html) hören. Im Podcast „Ein Herz und ein Habibi“ sprechen Beatrice und Ahmad Mansour über ihre binationale Ehe. Es geht um Vorteile und um Vorurteile. Es sind sehr persönliche Gespräche über Ängste, Liebe und die Frage: Wie viel Religion hält eine Ehe aus? Alle zwei Wochen erscheint dienstags eine neue Folge.
WELT
Nach 38 Folgen verabschiedet sich das Ehepaar Mansour: Warum ein gemeinsamer Podcast besser wirkt als eine Paartherapie, über welche Hörerzuschriften sich Ahmad und Beatrice besonders gefreut haben und welche Pläne sie für das neue Jahr haben. Ein Abschied voller Dankbarkeit, Melancholie und Gelächter.
Podcasts
Ein Herz und ein Habibi
2023-01-09T19:50:08Z
2023-01-09T19:50:08Z
„Viel Liebe für alle da draußen, die uns so lange zugehört haben“
https://www.welt.de//podcasts/ein-herz-und-ein-habibi/article243003469/Abschied-nach-38-Folgen-Viel-Liebe-fuer-alle-da-draussen-die-uns-so-lange-zugehoert-haben-Podcast.html
100. Geburtstag: Lotte Koch, UFA-Filmstar und ewige Assistentin
Eines der Stereotypen, die das Kino im Dritten Reich für Frauen vorsah, war das der Assistentin. Frauen durften berufstätig sein, und sie durften im Beruf etwas leisten, aber nicht in einer Führungsposition. Sie waren zum Assistentinnendasein verurteilt. Eine, die das zu spüren bekam, war Lotte Koch. Ihr Stern ging ausgerechnet mit Kriegsbeginn auf, wie der von Hertha Feiler, Marte Harell oder Winnie Markus, nachdem sie erst Theater gespielt hatte, in Heidelberg, Wien, Zürich. In Nestroys "Lumpazivagabundus" fiel sie Paul Hubschmid auf, der Talentsuchern Fotos von ihr zeigte – und schon war sie als moderne Frau entdeckt, als Assistentin. Gleich in ihrer ersten großen Rolle, in "Achtung! Feind hört mit!" (verlinkt auf http://www.heise.de/tp/artikel/37/37882/2.html) ist sie Assistentin des Chefkonstrukteurs eines Rüstungsbetriebs und wird Ziel eines feindlichen Romeos. In "Germanin" forscht sie als Helferin eines Professors im afrikanischen Busch nach dem Mittel gegen Schlafkrankheit. Und in "Rätsel der Nacht" assistiert sie dem Astronomen einer Sternwarte.Fünf Stunden unter TrümmernWar keine Assistenzstelle zu besetzen, kannte der NS-Film noch die Ehefrauen, die treuen, die leidenden, die Katalysatoren für die Größe ihrer Männer. In "Friedemann Bach" wird Lotte Koch als Tochter Johann Sebastians verheiratet, in "Du gehörst zu mir" muss sie erst mit dem Tode ringen, bevor ihr Gatte, der berühmte Chirurg, Zeit für sie findet, und in "Der Strom" hält sie am Ende ihren toten Mann in den Armen, der den Deich gerettet hat. Kochs Filmchefs und -gatten waren erstklassig: René Deltgen, Luis Trenker, Hans Söhnker, Willy Birgel, Rudolf Prack, O.E. Hasse, Carl Raddatz, Ernst von Klipstein (den sie heiratete und mit dem sie vier Filme drehte), Hans Albers. Ganz selten brauchten Filme im Dritten Reich auch keinen starken Mann. Die stärkste Szene in "Das Herz der Königin" spielten Zarah Leander und Lotte Koch; Erstere als Maria Stuart, Letztere als ihre Hofdame, die auf Rache sinnt, weil Maria vielen aus ihrer Familie zum Verhängnis wurde. Sie reicht ihr einen Giftbecher – und schlägt ihn doch im allerletzten Moment von deren Lippen. Ihre erstaunlichste Rolle spielte Lotte Koch 1943 in "Die schwarze Robe" als jung verheiratete Rechtsanwältin, der ihr Beruf über alles geht. Sie ist erfolgreicher als ihr Mann und darf am Schluss die Robe behalten – für das minimale Zugeständnis, sich etwas mehr um den Gatten zu kümmern. Auch als Verlegerin in "Das schwarze Schaf" ist sie eine vorbildliche Unternehmerin und darf das bleiben – obwohl sie sich in einen verschollen geglaubten Teilhaber verliebt. Weil Berlin zunehmend von Luftangriffen geplagt wurde, wichen die Produktionen an weniger gefährdete Orte aus. "Das schwarze Schaf" entstand in Prag, "Die schwarze Robe" und "Rätsel der Nacht" in Amsterdam und Den Haag, "Germanin" bei Rom. Zurück in Berlin, geriet Lotte Koch in einen der schwersten Bombenangriffe und wurde verschüttet. „Diese fünf Stunden unter Trümmern haben meine Lebenseinstellung verändert“, sagt sie. „Ich hänge mein Herz nicht mehr an Besitz. Nur das Leben, die Menschen sind mir wichtig.“ Das Kriegsende erlebte sie in Österreich, in Altaussee. Dort stellte sie mit Kollegen ein kleines Theater auf die Beine, wobei Ernsts Bruder Dieter von Klipstein sie tatkräftig unterstützte (und bald auch heiratete)."Morituri" – das reinste KassengiftKochs Karriere ging nach dem Krieg bruchlos weiter; schon in "…und über uns der Himmel" (verlinkt auf http://www.geschichte-projekte-hannover.de/filmundgeschichte/deutschland_nach_1945/zeitgenossische-spielfilme/die-filme-3/und-uber-uns-der-himmel.html) , dem ersten Film aus der US-Besatzungszone, spielte sie neben Hans Albers die Hauptrolle. In einer langen Szene fahren die beiden mit einem Lastwagen die völlig zerstörte Potsdamer Straße in Berlin entlang und enden bei den Resten der Gedächtniskirche; es war ein Film, der sich durch Trümmerlandschaften bewegte und doch Mut zum Wiederaufbau predigte. Koch spielte auch die Hauptrolle in dem bis heute umstrittensten Trümmerfilm, in "Morituri" (verlinkt auf http://www.filmportal.de/film/morituri_1947a39fcd324b73a4a5ad202134b9b6) . Der vereinte 1947 Lieblinge des alten Regimes (wie Hilde Körber, Veit Harlans Frau) mit unpolitischen Stars des NS-Films (Koch, Winnie Markus, Josef Sieber), inneren Emigranten (Willy Prager), aus dem Exil Zurückgekehrten (Annemarie Hase, Josef Almas), Filmneulingen (Klaus Kinski) und einem Überlebenden des Untergrunds (Produzent Artur Brauner). Koch verkörperte eine polnische Dorfschullehrerin, die einen Erdbunker tief in den Wäldern zusammenhält, wo sich Verfolgte aller Nationen versteckt halten. Keiner in Deutschland wollte damals diesen Film sehen, deren Figuren einzig und allein in ihrer Furcht vor den Deutschen vereint sind, und Brauner und die anderen lernten ihre Lektion und kehrten zum Unterhaltungskino zurück. Lotte Koch zog nach München, wo sie weiter Filme drehte, für den Rundfunk arbeitete und synchronisierte. Auch Theater spielte sie wieder, allerdings an kleineren Bühnen wie in Essen, Bonn und Witten. Immer mehr bestimmte die Berufsplanung ihres Mannes – eines Bundeswehroffiziers - das Familienleben, und ein Fernsehfilm war 1971 ihr letzter Auftritt. 1996 zog das Ehepaar in ein Unterhachinger Wohnstift mit guten kulturellen Angeboten - allerdings ohne Kino. Es dauerte nicht lange, und Lotte Koch gründete einen Filmklub, für den sie die Filme aussuchte und einführte - auf Wunsch der Mitbewohner auch einige, in denen sie mitgewirkt hatte. In Unterhaching feiert sie am 9. März ihren 100. Geburtstag, neben Martha Eggerth der letzte noch lebende große Ufa-Star.
Hanns-Georg Rodek
Unter den Nazis spielte sie Assistentinnen und Ehefrauen, später auch emanzipiertere Rollen. Lotte Koch ist einer der letzten noch lebenden Filmstars der UFA. Eine Gratulation zum 100. Geburtstag.
Kultur
Film
2013-03-09T12:19:35Z
2015-09-28T16:40:27Z
Lotte Koch, UFA-Filmstar und ewige Assistentin
https://www.welt.de//kultur/kino/article114267554/Lotte-Koch-UFA-Filmstar-und-ewige-Assistentin.html
General Motors: Mehr Selbstständigkeit für Opel, Reilly neuer Chef
Der GM-Manager Nick Reilly wird mit sofortiger Wirkung neuer Chef von Opel und der Schwestermarke Vauxhall. Er löst den bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden und Präsidenten der Europatochter von GM, Carl-Peter Forster, ab. Forster hat das Unternehmen bereits verlassen. Wie GM-Chef Fritz Henderson in Rüsselsheim ankündigte, werde Reilly nur Übergangsweise neuer Opel-Chef. Reilly ist Präsident des internationalen Geschäfts von GM mit Sitz in Shanghai. Der Brite ist als harter Sanierer bekannt und leitete in den vergangenen Jahren unter anderem die Geschäfte von Vauxhall. Sein Job soll es nun sein, Opel „besenrein“ an einen Nachfolger zu übergeben. Dieser, so Henderson, werde außerhalb des GM-Konzerns gesucht. Er müsse „einen Sinn für Abenteuer haben“, denn das Geschäft des Autobauers in Europa sei alles andere als leicht und stabil, sagte der GM-Chef. Für die Hängepartie bei dem geplanten Verkauf Opels entschuldigte sich Henderson in der ARD vor laufender Kamera: „Wie das gelaufen ist, bedauern wir zutiefst.“ Nach einem Gespräch mit dem Opel-Management und dem Konzernbetriebsrat sagte Henderson, die Pläne für die Werke Bochum und Eisenach seien noch unklar. Details zum Restrukturierungsplan gebe es voraussichtlich erst in einigen Wochen. Der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel sagte WELT ONLINE, die Arbeitnehmervertreter gingen davon aus, dass es keine Schließungen in Deutschland geben werde. „Das macht keinen Sinn, und das weiß GM. Wir setzen auf die Lernfähigkeit der Amerikaner.“ Immerhin sagte Henderson dem Betriebsrat zu, Opel solle „mit einem hohen Maß an Eigenständigkeit innerhalb des GM-Konzerns geführt“ werden. Zugleich schränkte Henderson ein: „Opel ist heute eine regionale Marke.“ Das solle so bleiben. GM kann sich unterdessen vorerst keine Hoffnung auf eine weitreichende Unterstützung der Bundesregierung machen. Der US-Konzern müsse zum Umbau Opels selbst tief in die Tasche greifen, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Gelingen kann das nur, wenn General Motors den Hauptanteil der Restrukturierung mit eigenen Mitteln trägt.“ Gleichzeitig stellte Merkel dem Autobauer Staatshilfen für Opel nicht ganz in Abrede. Der US-Konzern will in Europa rund drei Mrd. Euro an Hilfen beantragen. GM hat derweil mit der Rückzahlung des Überbrückungskredits für Opel begonnen. Es seien bereits 200 Mio. Euro Staatshilfe zurückgegeben worden, hieß es. GM will das Geld bis zum Auslaufen des Kredits am 30. November zurückzahlen. Allerdings könnte ein weiterer Aderlass auf GM zukommen: Sowohl der Zulieferer Magna als auch die russische Sberbank (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/sberbank/) prüfen die Möglichkeit, den US-Konzern an den Kosten für den Bieterprozess zu beteiligen. „Im Verlauf der Verhandlungen entstanden Kosten, und es wurden Konzepte erarbeitet, die GM vielleicht nutzen will. Wir wollen über einen Beitrag dafür mit Detroit reden“, hieß es bei Magna. Der Zulieferer steht dessen ungeachtet weiter als industrieller Partner für Opel zur Verfügung. Aus dem Unternehmensumfeld hieß es gegenüber WELT ONLINE: „Wir ziehen uns jetzt nicht in die Schmollecke zurück.“ Auch wenn Opel Teil von GM bleibe, seien „verschiedene Ebenen der Partnerschaft denkbar“. Unter anderem sei es möglich, bei der Entwicklung neuer Modelle zusammenzuarbeiten. „Noch ist nichts beschlossen, aber es gibt entsprechende Signale von GM, dass man dafür aufgeschlossen wäre.“ Ein Magna-Manager stellte allerdings klar, dass sich das Unternehmen als Zulieferer nicht am Autobauer Opel beteiligen werde.
M. Dalan, N. Doll
Opel und Vauxhall bekommen einen neuen Chef. GM-Manager Nick Reilly übernimmt ab sofort die Verantwortung für die Geschäfte bei den beiden GM-Töchtern. Auch strukturell kommt es zu Änderungen. GM-Chef Henderson will Opel zu alter Stärke führen und gesteht den Deutschen mehr Selbstständigkeit zu.
Wirtschaft
2009-11-10T15:02:28Z
2011-11-18T11:01:05Z
Mehr Selbstständigkeit für Opel, Reilly neuer Chef
https://www.welt.de//wirtschaft/article5159175/Mehr-Selbststaendigkeit-fuer-Opel-Reilly-neuer-Chef.html
Personalchefs immer anspruchsvoller
Bei der Auswahl von Führungskräften werden die Personalchefs deutscher Unternehmen immer anspruchsvoller. "Die Suchprofile, die unsere Klienten den Personalberatern vorlegen, werden zunehmend komplizierter. Die Firmen neigen zu kaum erfüllbaren Qualitätsanforderungen", sagt Joachim Staude, Vizepräsident des Bonner Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU). Folglich dauere es immer länger, bis ein Auftraggeber seinen Wunschkandidaten gefunden habe. Erschwerend kommt hinzu, daß häufig in letzter Minute ein Kandidat von innen bevorzugt werde oder die Stelle doch unbesetzt bleibe, sagt Thomas Hölzchen von der Münchner Personalberatung Neumann Partners. Denn bei Top-Managern, die von den Headhuntern aus festen Jobs abgeworben würden, seien immer noch Gehaltsaufschläge von rund 20 Prozent üblich. Kompromißbereiter sind mittlerweile Führungskräfte, die sich selbst bewerben. "Sie erwarten beim Jobwechsel nicht mehr automatisch die lange Zeit üblichen zehn- bis 15prozentigen Gehaltssteigerungen. Alternativ stehen attraktive Angebote zur Weiterbildung oder Programme zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Freizeit hoch im Kurs", sagt Staude. Probleme bereitet den Headhuntern nach wie vor, daß deutsche Manager infolge der angespannten Arbeitsmarktlage nur ungern den Arbeitgeber wechseln und schon gar nicht umziehen wollen. Trotz anhaltend schlechter Konjunkturprognosen rechnen die Berater im laufenden Jahr mit einem zweistelligen Umsatzplus, nachdem sie im vergangenen Jahr bereits ein Plus von knapp 16 Prozent auf 880 Millionen Euro verbucht hatten. Damit konnten sie erstmals den seit dem Jahr 2000 anhaltenden Abwärtstrend mit zum Teil drastischen Einbrüchen stoppen. Einerseits gebe es bei den Unternehmen einen Nachholbedarf, andererseits profitiere die Branche von einer zunehmenden Internationalisierung, so der BDU. Nur 32 Prozent der Aufträge kämen noch von deutschen Kunden, die ausschließlich in Deutschland suchten, mehr als 40 Prozent würden von deutschen Klienten erteilt, die im In- und Ausland Kandidaten suchten. Der Rest entfalle auf ausländische Firmen. Folge für deutsche Bewerber: Der Kampf um einen Job wird noch härter. Gefragt seien derzeit vor allem technische Spezialisten, Ingenieure und Verkaufsleiter mit ausgewiesenen Branchenkenntnissen. Größeren Bedarf gebe es auch im Controlling, im Finanz- und Rechnungswesen sowie für Qualitätsmanager. Die meisten Aufträge erwarten die Berater aus der Investitionsgüterindustrie, von der TIMES-Branche (Telekommunikation, Information, Medien) und den Finanzdienstleistern. Auch die Öffentliche Hand, die jetzt vermehrt Kandidaten mit Erfahrung und Know-how aus der Wirtschaft einstellen will, schalte verstärkt Headhunter ein, so der BDU: "Hier entsteht ein Wachstumsfeld für die Branche."
Eli Hamacher
Auswahl von Führungskräften
Print-welt
2005-06-17T22:00:00Z
2011-11-16T13:39:59Z
Personalchefs immer anspruchsvoller
https://www.welt.de//print-welt/article676821/Personalchefs-immer-anspruchsvoller.html
Aktienpaket: Sagenhaftes Einkommen für Apple-Chef Tim Cook
Das riesige Aktiengeschenk zum Amtsantritt hat den neuen Apple-Chef Tim Cook zumindest auf dem Papier ein sagenhaftes Einkommen für 2011 beschert. In den am späten Montag veröffentlichten Unterlagen für die anstehende Apple-Hauptversammlung wird es auf knapp 378 Millionen Dollar (knapp 297 Millionen Euro) beziffert. Davon macht 376,2 Millionen Dollar die Option auf eine Million Aktien aus, Cook soll allerdings jeweils die Hälfte davon erst 2016 und 2021 bekommen. Zudem bekam der neue Apple-Chef (verlinkt auf /wirtschaft/webwelt/article13790608/Steve-Jobs-Nachfolger-Tim-Cook-mischt-TV-Markt-auf.html) ein Jahresgehalt von gut 900.000 Dollar und weitere 900.000 als Prämie. Der im Oktober gestorbene Steve Jobs, der 1997 zu Apple zurückgekehrt war, hatte seitdem traditionell für ein Gehalt von einem Dollar im Jahr gearbeitet. Allerdings musste sich der Apple-Mitgründer (verlinkt auf /wirtschaft/article13793148/Cook-Jain-Mehdorn-amp-Co-die-Top-Manager-2012.html) spätestens seit dem Börsengang seiner Animationsfirma Pixar Mitte der 90er Jahre keine Geldsorgen mehr machen. Außerdem sammelte er über die Zeit 5,5 Millionen Apple-Aktien an – von denen er nie eine verkauft habe, wie Apple in dem aktuellen Dokument betont. Jobs hatte den Apple-Chefposten angesichts seines schweren Krebsleidens im August an Cook abgegeben.
WELT
Zumindest finanziell gelingt dem der Apple-Chef ein guter Start. Zu einem Gehalt von 1,8 Millionen Dollar erhält er noch ein dickes Aktienpaket.
Wirtschaft
Webwelt & Technik
2012-01-10T07:32:39Z
2015-10-04T07:44:50Z
Sagenhaftes Einkommen für Apple-Chef Tim Cook
https://www.welt.de//13807124
Jung, ehrgeizig, erfolgreich
Der Kanzler hatte es als erster wieder laut gesagt. "Unsere Gesellschaft braucht Eliten", forderte Gerhard Schröder schon zu Beginn seiner Amtszeit - wohl wissend, daß der Begriff seit der NS-Diktatur negativ besetzt ist. Doch sein Signal kam dennoch an. Der Ruf nach gescheiten, kreativen, innovativen Leistungsträgern zur Rettung des angeschlagenen Standorts Deutschland ist wieder legitim. Die "Welt am Sonntag" hat sich der Suche nach der Generation Erfolg angeschlossen - und ist in Hamburg fündig geworden. In der Hansestadt ist der Wechsel der Generationen bereits eingeleitet. In einer neuen Serie werden ab sofort erfolgreiche, begabte, besondere Menschen vorgestellt, die nicht älter als 40 sind. Quer durch alle Lebensbereiche, von der Wirtschaft über Politik, Kultur, Sport und Mode bis zur Wissenschaft, verkörpern sie jene, von den Unternehmensberatern auch High-Potentials genannte Garde, die künftig die Maßstäbe setzt und das Gesicht der Stadt prägen wird. Bei den Gesprächen zeigte sich schnell: Den jungen Machern ist überraschend vieles gemeinsam, auffällig ist die bewußte Rückkehr zu Werten, die eigentlich als staubig, altbacken und uncool verpönt waren. Arthur Ernesto Darboven, 40, Sohn einer 136 Jahre alten Kaffeedynastie und zukünftiger Firmenchef, bekennt sich beispielsweise offen zu der Verpflichtung, der Familien-Nachfolge zu gehorchen. "Ich habe ab einem gewissen Alter verstanden", sagt er, "daß ich in eine Tradition hineingeboren worden bin. Das ist meine Herausforderung als Mensch. Ich verkörpere die fünfte Generation. Mein Ziel ist, das Unternehmen erfolgreich und solide an die sechste zu übergeben." Wie brisant die Nachfolgeregelung in Hamburger Unternehmen zukünftig ist, hat erst kürzlich eine Studie der Handelskammer ergeben. "Von 125 000 Mitgliedsunternehmen", sagt Referent Jörg Märkt, "stehen in den kommenden fünf Jahren 11 000 zur Übergabe an." Ein deutlicher Schnitt der Generationen, bei vielen Familienunternehmen trotzdem ungeplant. Auch Eckhard Spoerr, 36, Vorstandsvorsitzender des börsennotierten Internet-Anbieters Freenet, wollte eigentlich ins väterliche Unternehmen, ein Steuerberatungsbüro, einsteigen. Er entschied sich dann zwar für einen anderen Weg, doch die Werte der "Alten" sind auch ihm wichtig. "Häusle baue und sparen sind nicht die schlechtesten Tugenden", war beispielsweise eine häufiger geäußerte Platitüde des gebürtigen Schwaben. Dabei folgt zwar stets ein Augenzwinkern, doch im Kern ist dies die ernstgemeinte Aussage eines Kaufmannes und gelernten Steuerfachgehilfen, der mit einem jungen Unternehmen den Untergang der sogenannten New Economy überlebte, weil er sich konsequent an den Grundsätzen soliden Wirtschaftens orientierte. Selbst eine hippe Modemacherin wie Anna Fuchs, 35, die die reiche Kundschaft in ihr Atelier im schmuddelig-schicken Karoviertel zwingt, legt nicht nur Wert auf kreative Schnitte und Nähte, sondern auch auf perfektes Zahlenspiel. "Modemachen ist gut und schön", sagt sie, "aber am Ende brauche ich Geld, um meine Pläne verwirklichen und überleben zu können." Mit ihrem Lebensgefährten schreibt sie derzeit den ersten Busineßplan ihres Lebens. Bei der Realisierung ihrer Träume oder der Erfüllung gestellter Aufgaben gehen die künftigen Top-Stars der Branchen bis an die Leistungsgrenze. Verzicht üben inbegriffen. "Wochenende oder ein pünktlicher Feierabend sind bei mir selten", sagt Christine Block, 28, Tochter des Hamburger Steak-Königs Eugen Block. Sie hat sich bewußt vom Vater abgenabelt und ist mit ihren italienischen Snack-Läden "Prima Pane" eigene Wege gegangen. "Er ist mein Vorbild", sagt sie, "und ich frage ihn gern um Rat. Aber machen muß ich es selbst." In Stoßzeiten bedient sie mit und wischt auch mal die Tische sauber. Der Wunsch nach Kindern und Familienleben ist deshalb vorläufig zurück gestellt. Ähnlich idealistisch muß auch der Nachwuchs der Wissenschaften sein. Einerseits droht Hamburg eine Welle von Pensionierungen und Emeritierungen, andererseits fehlt es an geeignetem Nachwuchs. "Das wird ein verdammt abrupter Wechsel", sagt Marian Paschke, Landesvorsitzender des Hochschulverbandes. Seine Analyse: "Die Chancen sind da, doch die Konkurrenz ist übermächtig." Die dürftige Bezahlung und der lange Weg bis zur Habilitation schrecken besonders Studenten der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften ab. Zwar ist das Durchschnittsalter der Habilitanden auf 38 Jahre gesunken, aber die Nachfrage macht dennoch Sorge. "Juristen und Ökonomen werden lieber gut bezahlte Berater", sagt Paschke. Linderung sollen neu geschaffene Junior-Professuren schaffen. Doch deren Qualifikation sorgt derzeit noch für Unruhe an den Hochschulen. Viel Arbeit für Wissenschaftssenator Jörg Dräger. Er gehört mit 36 ebenso zu den Jungen der Politik wie die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Natalie Hochheim, 29, sowie SPD-Fraktionschef Michael Neumann, 34. Deren gemeinsame Linie über die Parteizugehörigkeit: "Strukturell reformbereit."
Martina Goy
Generation Zukunft - eine neue Serie über die wichtigsten Newcomer der Hansestadt
Print-wams
2005-01-15T23:00:00Z
2011-11-15T18:15:53Z
Jung, ehrgeizig, erfolgreich
https://www.welt.de//print-wams/article120461/Jung-ehrgeizig-erfolgreich.html
Aktion von HSV-Fans: Harsche Kritik nach Anti-Polizei-Spruchbändern
Eine Choreografie der HSV-Fans zu einem umstrittenen Polizeieinsatz eine Woche zuvor in einem Regionalzug hat Kritik aus der Hamburger Politik hervorgerufen. „Wir reden hier über die Polizei, die jedes eurer Spiele begleitet und schützt“, schrieb die Hamburger Bundestagsabgeordnete Dorothee Martin (SPD) auf X, ehemals Twitter. Auch der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion Hamburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hamburg-staedtereise/) Sören Schumacher übte Kritik. Die Sicherheit rund um die Spiele des HSV zu gewährleisten, sei ein riesiger Posten für die Polizei Hamburg und die Bundespolizei. „Dass die Nordtribüne sich jetzt derart abfällig gegenüber den Einsatzkräften äußert, ist völlig inakzeptabel.“ Sachliche Kritik an der Einsatzführung der Polizei sei wichtig, so Schumacher, „aber die Verächtlichmachung von Einsatzkräften, die jedes Wochenende rausmüssen, um in Fußballstadien für geordnete und friedliche Verhältnisse zu sorgen, weil der Fußball die Gewalt in den Stadien seit Jahren nicht in den Griff bekommt, verbietet sich“. Beide SPD-Politiker riefen den Hamburger Zweitligisten dazu auf, Stellung zu nehmen. Beim Zweitliga-Heimspiel gegen die SV Elversberg (1:0) hatten Fans des Hamburger SV am Sonntag unter anderem zwei Spruchbänder gezeigt, auf denen stand: „Niemals Freund. Niemals Helfer. Ganz Hamburg hasst die Polizei.“ Die Choreografie bezieht sich auf eine Razzia der Bundespolizei am vorvergangenen Wochenende. Vor der Aktion am Sonntag war es bereits zu Bedrohungen gegenüber Polizisten (verlinkt auf /regionales/hamburg/article250216514/Drohungen-nach-HSV-Razzia-Unsere-Kollegen-haben-ihren-Job-gemacht-und-muessen-sich-jetzt-bedrohen-lassen.html) gekommen. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften hatte am 17. Februar einen Regionalzug gestoppt und 855 Hamburger Fans kontrolliert. Dazu war der Zug, mit dem die Fans vom Auswärtsspiel gegen Hansa Rostock (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/rostock/) nach Hamburg zurückreisten, im Bahnhof Bergedorf gestoppt worden. Ziel sei es gewesen, nach mutmaßlichen Gewalttätern zu suchen, die im September vergangenen Jahres mit Anhängern von Borussia Dortmund (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/dortmund/) aneinandergeraten waren. Laut Polizei seien 31 Verdächtige ermittelt worden. Rund 400 Polizisten seien im Einsatz gewesen, hieß es von den zuständigen Behörden. Betroffene berichteten davon, bis zu sechs Stunden in dem Zug festgehalten worden zu sein. Sie und Hamburger Politiker hatten die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes (verlinkt auf /regionales/hamburg/article250168106/Fahndung-in-Regionalzug-Kollektivhaft-Linksfraktion-und-Fan-Clubs-fordern-Aufarbeitung-der-HSV-Razzia.html) infrage gestellt. Der neue HSV-Trainer Steffen Baumgart war zur Wendezeit selbst Bereitschaftspolizist in Schwerin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/schwerin/) . Auf die Fan-Aussagen angesprochen, hielt sich der 52-Jährige aber bedeckt. „Ich höre zum ersten Mal, dass ein Polizeieinsatz da war. Deshalb kann ich es überhaupt noch nicht einschätzen“, sagte Baumgart und schob hinterher: „Ich glaube, dass wir immer wieder in die Situation kommen: Was war gut? Was war nicht gut? Was war angebracht? Was war nicht angebracht? Ich glaube, da bin ich aber nicht der richtige Ansprechpartner für.“ Der Verein distanzierte sich am Mittag in einer Mitteilung „klar und in aller Deutlichkeit“ von den Inhalten der Choreografie. „Unser Wohnzimmer, das Volksparkstadion, ist kein Platz für Hass-Botschaften und kein Platz für pauschale Verurteilungen von Menschen und Berufsgruppen“, hieß es. Der HSV kündigte einen kritischen Austausch mit den Urhebern an. Die Choreografie sei dem Club nicht bekannt gewesen.
WELT
Der umstrittene Polizeieinsatz gegen HSV-Fans in einem Regionalzug aus Rostock zieht weitere Kreise. Mit einer klaren Botschaft stellten die Supporter des Zweitligaklubs das Vorgehen beim Heimspiel gegen Elversberg infrage. Die Plakate der Fans wiederum rufen Kritik hervor.
Regionales
Hamburg
2024-02-26T11:33:34Z
2024-02-26T12:37:29Z
Harsche Kritik nach Anti-Polizei-Spruchbändern
https://www.welt.de//regionales/hamburg/article250278890/Aktion-von-HSV-Fans-Harsche-Kritik-nach-Anti-Polizei-Spruchbaendern.html
Krieg gegen IS: Wie Putin und Assad vom Westen profitieren
Am Freitag, dem 29. August 2013, gehen die amerikanischen Militärs noch davon aus, dass sie am kommenden Tag den Einsatzbefehl gegen Syriens Diktator Baschar al-Assad (verlinkt auf /themen/baschar-al-assad) bekommen. Neun Tage zuvor war der US-Präsident von den Geheimdiensten informiert worden, dass das syrische Militär in Wohnvierteln von Damaskus ein Massaker mit Giftgasbomben angerichtet hatte, 1400 Menschen sollen umgekommen sein. Barack Obamas rote Linie war überschritten. Das Militär zieht Schiffe vor Syrien zusammen und entwirft Operationspläne. Ein Angriff steht kurz bevor. Doch dann befallen den Präsidenten Zweifel. Der britische Premier David Cameron (verlinkt auf /themen/david-cameron) wird vom eigenen Parlament gebremst. Obama hat Angst, nicht genug Verbündete zusammenzubekommen. Deshalb macht er mit seinem Stabschef Dennis McDonough an jenem Freitag einen Spaziergang im Rosengarten des Weißen Hauses und präsentiert eine überraschende Idee: Obwohl er als Präsident allein über solch einen Einsatz befinden könnte, möchte er die Sache vor den US-Kongress bringen. Noch am Abend holt Obama sein Sicherheitskabinett zusammen. Die meisten sind schockiert. Die Nationale Sicherheitsberaterin Susan Rice warnt davor, die Vorrechte des Präsidenten aus der Hand zu geben. Doch der hat entschieden. Der Angriff auf Syrien wird abgeblasen. In den folgenden Tagen wird deutlich, dass Obama ein Chaos angerichtet hat. Es ist keinesfalls klar, dass der US-Kongress zustimmen wird, viele Demokraten sind dagegen. In Washington herrscht tagelang Ratlosigkeit. Bis die Russen einen Deal vorschlagen. Assad soll unter russischer Aufsicht all seine Chemiewaffen abgeben und dafür ungeschoren bleiben. Ein Angebot, das Washington erleichtert annimmt. Russland ist zurück als einflussreiche Macht im Nahen Osten. Ordnungsmacht? Nein danke! Heute sieht sich der Westen gezwungen, sich mit allerlei moralisch fragwürdigen Akteuren zu arrangieren, die im Konflikt in Syrien (verlinkt auf /themen/syrien-krise) und im Irak ihr eigenes Spiel spielten. Einer der Gründe dafür liegt im damaligen Unwillen des Westens, als Ordnungsmacht einzugreifen. Die Briten waren umgefallen, Obama hatte sein Chemiewaffenproblem an Russland delegiert – die Franzosen waren wütend, weil Obama sie im Regen stehen ließ. Schon am Tag nach der russisch-amerikanischen Einigung nahm Assad seine Luftangriffe wieder auf. Er hatte verstanden, dass er mit allem davonkommen würde, was unterhalb der Schwelle eines Giftgaseinsatzes lag. Seitdem bombardiert er die Zivilbevölkerung in von Rebellen gehaltenen Gebieten noch heftiger mit schwerer Artillerie und Fassbomben. Er hat so die größte Flüchtlingswelle ausgelöst, die Europa seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat. Und Assad hat damit auch maßgeblich den Aufstieg des IS befördert, der sich den Sunniten in der Region als machtvolle Opposition anbot – gegen Assads Schiiten-Koalition mit dem Iran und der Hisbollah genauso wie gegen das Sektierertum der schiitischen Regierung in der irakischen Hauptstadt Bagdad. Die Uhr lässt sich nicht zurückdrehen. Und weil die Not groß ist angesichts der Bedrohung durch den IS, hat nun ein neues Spiel begonnen. Plötzlich zeigt der Westen Interesse, sich mit vorher verschmähten bösen Buben ins Benehmen zu setzen. Frankreichs Außenminister Laurent Fabius sinniert gar darüber, mit Assads Truppen in den Bodenkrieg gegen den IS zu ziehen. Die Russen scheinen plötzlich vom Störfaktor zum möglichen Partner zu mutieren, in Deutschland fordern die Ersten eine Aufhebung der Sanktionen gegen Moskau. Und weil man die Türkei braucht, um die Grenzen für Flüchtlinge dicht zu machen, kann Bundeskanzlerin Angela Merkel sich plötzlich einen EU-Beitritt vorstellen, obwohl Präsident Recep Tayyip Erdogan (verlinkt auf /themen/reccep-tayyip-erdogan) immer undemokratischer und autoritärer regiert. In der Türkei werden kritische Medien unter Druck gesetzt, Chefredakteure verhaftet, und in der Kurdenfrage setzt Erdogan wieder auf Einschüchterung und Repression. Statt der arabischen Welt als demokratisches Vorbild zu dienen, ähnelt das Land nun immer mehr den arabischen Autokratien in der Region. Böse Buben werden plötzlich Partner Realpolitik war immer schon ein schmutziges Geschäft in Nahost. Der Westen unterstützt Saudi-Arabien, weil es das Öl billig hält und den Einfluss des Iran ausbalanciert – obwohl die wahhabitische Staatslehre des Landes die Basis bildet, auf der islamistische Terrorbewegungen aufbauen. Man hat sich mit dem Putsch des ägyptischen Generals Abdel Fattah al-Sissi abgefunden, weil er Frieden mit Israel und die Islamisten in Schach hält. Warum sollte der Westen sich jetzt nicht auch mit denen arrangieren, die bisher auf der anderen Seite standen, um den IS aus der Welt zu schaffen? Tatsächlich neigt der Westen dazu, sich die Situation schönzureden, wenn er keinen Ausweg weiß. Deshalb lohnt ein kühler Blick auf die Interessen derjenigen, die nun als Partner gehandelt werden. Putin etwa geht es vor allem darum, Assad an der Macht zu halten, wieder einen Fuß in den Nahen Osten zu bekommen und Verhandlungsmasse anzuhäufen, um die Isolation Russlands in der Ukraine-Frage aufzubrechen. Deshalb fliegt Russland seit dem 30. September Luftangriffe in Syrien. Der überwiegende Teil ist nicht, wie behauptet, gegen die Terroristen des IS gerichtet, sondern gegen Rebellen, die Assad bedrohen. In der Ukraine hat Putin gelernt, dass militärische Stärke das beste Verhandlungsargument ist. Vor jeder wichtigen Gesprächsrunde in Minsk begannen die Separatisten eine Offensive mit Unterstützung der russischen Armee. Auch in Syrien fuhr Putin die diplomatische und die militärische Schiene parallel. Seit dem Besuch von Kerry in Sotschi im Mai gab es Gespräche über Syrien zwischen beiden Ländern. Gleichzeitig gab es offenbar intensivere Kontakte zwischen Russland und dem Iran mit dem Ziel, das Regime in Syrien zu stärken. Denn Assads Armee hatte seit dem Frühjahr schwere Verluste erlitten. Im Juli reiste der iranische Kommandeur der Al-Quds-Einheit, Qassem Soleimani, nach Russland und traf sich mit Putin und seinem Verteidigungsminister Sergej Schoigu, um zu beraten, wie man Assad vor einer Niederlage bewahren könnte. Seit die Verhandlungen mit dem Iran über den Atom-Deal zu Ende sind, ist Syrien die letzte wichtige Karte, die Moskau ausspielen kann. Putin handelt dabei wie ein Rowdy. „Bereits vor 50 Jahren habe ich auf der Straße in Leningrad gelernt: Wenn eine Straßenschlägerei nicht zu vermeiden ist, muss man als Erster zuschlagen“, sagte er über die Entscheidung, militärisch in Syrien einzugreifen. Sein und auch Assads Kalkül ist es, die Opposition gegen den Diktator kleinzubomben, um den Westen dann vor die Alternative „Assad oder IS“ zu stellen. Das Terrain dafür hat Assad gut vorbereitet. Er hat den IS in den vergangenen Jahren in Ruhe gelassen und sich vor allem um die Zermürbung der moderateren Opposition gekümmert. Russland stört, um Einfluss zu behalten Auch das anhaltende Bombardement syrischer Zivilisten fördert Moskaus Interessen. Denn je mehr Syrer das Land verlassen, desto stärker könnte Europa destabilisiert werden. Putin sieht Russlands Macht vor allem darin begründet, als Störfaktor zu agieren. Weshalb Russland gemeinhin Konflikte nicht lösen hilft, sondern schwelen lässt, um Einfluss zu behalten. Auch der mit dem Westen verbündete Erdogan ist ein problematischer Partner. Zwar hat er recht behalten mit seiner frühen Forderung nach Flugverbotszonen in Syrien, die geholfen hätten, syrischen Flüchtlingen Zuflucht im Land selbst zu bieten. Ankara hat aber anfangs jeden in Syrien unterstützt, der die Waffe gegen Assad erhob, und deshalb lange Zeit ein – vorsichtig ausgedrückt – ambivalentes Verhältnis zum IS gehabt. Die Islamisten in Ankara haben bis heute ein anderes Verständnis davon, wer ein annehmbarer Partner in Syrien ist und wer nicht. Und sie finden nichts dabei, auch Dschihadisten zu unterstützen. Das gilt für Saudi-Arabien und andere Golfanrainer genauso. Erdogan hat mit dem Abschuss der russischen Militärmaschine erneut gezeigt, dass er ein unberechenbarer Macho ist. Wenngleich er sich vorsichtshalber am Samstag in Moskau für den Schlag entschuldigte (verlinkt auf /politik/ausland/article149383642/Erdogan-bedauert-Abschuss-des-russischen-Kampfjets.html) . Er will ein sunnitisches Regime in Syrien installieren, um den neoosmanischen Traum eines sunnitischen Raumes unter türkischer Vormacht zu verwirklichen. Seine Interessen kollidieren in der Kurdenfrage mit denen des Westens. Die Kurden haben sich sowohl im Irak als auch in Syrien als effektivste Kämpfer gegen den IS erwiesen und garantieren im Umfeld ihrer Siedlungsgebiete am ehesten, als Bodentruppen gegen die Terrororganisation aufzutreten. Es ist ein schwieriger Balanceakt, mit den Türken zu kooperieren, ohne die Kurden fallen zu lassen, die der Westen dringend braucht. IS-Gegner müssen die Angst der Sunniten ernst nehmen Nicht jeder, der tatsächlich oder vermeintlich gegen den IS kämpft, ist ein geeigneter Partner für den Westen. Die Macht des IS im Irak und in Syrien erwächst vor allem aus dem Gefühl sunnitischer Araber, von den Schiiten in der Region bedrängt zu werden, sei es durch die mit Teheran verbündete schiitische Regierung in Bagdad oder den mit Teheran und der Hisbollah verbündeten Assad. Wer den IS wirksam bekämpfen möchte, sollte die Angst der nicht ideologisch radikalisierten Sunniten ernst nehmen, vom Iran und seinen Verbündeten überrollt zu werden. Mit dem Sunnitenschlächter Assad eine Allianz gegen den IS einzugehen und sich so mit der schiitischen Vormacht Iran und der libanesischen Terrororganisation Hisbollah ins selbe Bett zu legen würde nur das Narrativ der Extremisten befördern, dass sich der Westen gegen sunnitische Muslime weltweit verschworen hat. Dass der Westen nun so abhängig ist von fragwürdigen Akteuren, hat einen einfachen Grund: Ziele und Mittel klaffen im Kampf gegen den IS weit auseinander. Man will den IS besiegen, aber nicht die notwendigen Bodentruppen schicken. Die von den Amerikanern geführte Koalition versucht seit mehr als einem Jahr, die Terrororganisation mit Luftschlägen auszuschalten. Doch da es außer den Kurden an Verbündeten am Boden mangelt, hatte das bisher nur mäßigen Erfolg. Die hektische französische Diplomatie, die versucht, von Moskau über Damaskus jeden einzubinden, der sich auf diesem Schlachtfeld herumtreibt, soll vor allem diesen Grundwiderspruch verdecken: Der Westen will siegen, aber nicht kämpfen, jedenfalls nicht in dem Maße, in dem das nötig wäre, um den IS zu zerschlagen. Frankreichs Präsident François Hollande etwa hat von vorneherein ausgeschlossen, den IS mit Bodentruppen zu bekämpfen. Die Lage hat sich keinen Deut verbessert, seit Obama im Sommer 2013 das Chemiewaffenproblem an Russland outsourcte. Doch der intensivierte Krieg Assads gegen Zivilisten, die nun nach Europa strömen, und die verblüffend schnelle Expansion des IS halten eine bittere Lehre parat für den Westen: Wer nicht bereit ist, selbst kraftvoll zu handeln, der wird zum Spielball der Interessen anderer. Und die sind oft nicht mit unseren kompatibel.
Clemens Wergin
Lange war der Westen nicht gewillt, in Syrien als Ordnungsmacht einzugreifen. Nach dem Terror in Paris versucht man, mit neuen Partnern den IS zu besiegen. Die Gewinner: Putin, Assad und ein Despot.
Politik
Ausland
2015-11-29T13:39:35Z
2015-11-30T11:14:20Z
Die Despoten tanzen dem Westen auf der Nase rum
https://www.welt.de//politik/ausland/article149394217/Die-Despoten-tanzen-dem-Westen-auf-der-Nase-rum.html
Medizin: Erstes Baby nach Eierstock-Transplantation
Nach der weltweit ersten Eierstock-Transplantation hat die Patientin jetzt in London ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht. Die 39-jährige Frau, die den Eierstock ihrer Zwillingsschwester implantiert bekam, hat nach BBC-Angaben auf natürlichem Weg entbunden. Nach Angaben eines Experten könnte das Verfahren auch dazu dienen, die Fruchtbarkeit vor einer Krebsbehandlung zu bewahren, anstatt sie zeitlich zu verlängern. Das Baby mit einem Gewicht von 3600 Gramm ist Tochter einer aus Deutschland stammenden Mutter, die mit einem Briten verheiratet ist. Im Alter von 15 Jahren war sie wegen einer Fehlentwicklung ihrer Ovarien unfruchtbar geworden. Es wird berichtet, dass sie die Transplantation des schwesterlichen Eierstocks nicht wollte, um schwanger zu werden. Vielmehr habe sie sich erhofft, die Symptome ihrer frühzeitig eingetretenen Menopause lindern zu können. Um die Abstoßungsreaktion des Körpers möglichst gering zu halten, wurden feinste mikrochirugische Methoden angewendet. Damit wurde das Organ mit der Blutversorgung verbunden und in die richtige Position entlang dem Eileiter gebracht, damit die Eier auf dem normalen Weg über den Eileiter in die Gebärmutter wandern können. Sherman Silber vom Infertility Centre of St Louis, der die Transplantation durchführte, berichtete auf dem Kongress der Amerikanischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin in San Francisco über die Operation. Er kündigte an, dass die vollständige Transplantation wahrscheinlich dauerhafter sei, als das Verpflanzen einzelner Gewebeteile. Außerdem könnte ein ganzer Eierstock wieder entfernt und nach längerer Lagerung auch wieder zurückgesetzt werden. Das, so Silber, könnte für Frauen, die ihre Mutterschaft der Karriere wegen oder aus anderen Gründen verzögern, die Chancen auf ein Baby zu einem späteren Zeitpunkt verbessern. Die Britische Fertilitätsgesellschaft unterstützt die Methode der Eierstock-Transplantation ausschließlich in Fällen von eingeschränkter Fruchtbarkeit bei bevorstehender Radio- oder Chemotherapie. Ihr Sprecher, Laurence Shaw, sagte, dass die Entnahme von Eiern zur vorübergehenden Speicherung in diesen Fällen die Behandlung, etwa durch Hormongabe zur Follikelbildung, herauszögern kann. Dagegen könnte ein Eierstock sofort entnommen werden. Allerdings würden die meisten jungen Frauen mit fehlgebildeten Eierstöcken nicht rechtzeitig erkennen, wann eine vorübergehende Lagerung ihrer Eierstöcke sinnvoll ist. Und eine Zwillingsschwester würden sicher auch die wenigsten haben, so Shaw. „Als Chirurg ergreift es mich mit Ehrfurcht, wie die Kollegen dieses äußerst anfällige Organ transplantiert und funktionsfähig gemacht haben.“ Jedoch gäbe es für das Phänomen hinausgezögerter Mutterschaft andere Techniken, wie das Einfrieren von Eiern, die wahrscheinlich angemessener sind.
WELT
Viele Frauen sind unfruchtbar, weil sich die entsprechenden Organe in der Pubertät nicht normal gebildet haben. Die Aussichten, trotzdem ein Kind zu bekommen, sind verschwindend gering. Jetzt hat eine Frau mit dem weltweit ersten Eierstock-Transplantat ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht.
Gesundheit
2008-11-12T16:44:27Z
2015-10-03T14:31:25Z
Erstes Baby nach Eierstock-Transplantation
https://www.welt.de//gesundheit/article2713436/Erstes-Baby-nach-Eierstock-Transplantation.html
Stuttgarter Taxi-Zentrale wehrt sich erfolgreich gegen Uber
Stuttgart - Die Taxifahrer in Stuttgart und Umgebung haben sich erfolgreich gegen den Mitfahrdienst Uber zur Wehr gesetzt. Uber verpflichtete sich am Donnerstag vor dem Landgericht Stuttgart, nicht mit seinem umstrittenen Service UperPop in der baden-württembergischen Landeshauptstadt an den Start zu gehen. Uber bringt Privatleute mit Auto und Reisewillige zusammen. Die Stuttgarter Taxi-Zentrale hält das Angebot für wettbewerbswidrig und hatte vorsorglich Unterlassungsklage eingereicht. Die Erklärung, die Uber über seine Anwälte verlauten ließ, gilt auch für die Städte Filderstadt (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/filderstadt/) und Leinfelden-Echterdingen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/leinfelden-echterdingen/) . Uber hatte bereits zuvor betont, keine Pläne in Stuttgart (verlinkt auf http://www.welt.de/themen/stuttgart/) zu haben. Taxi-Auto-Zentrale (verlinkt auf http://www.taxi-auto-zentrale.de/ueber-uns/vorstand/) Informationen zu Uber (verlinkt auf https://www.uber.com/about) Urteil Landgericht Frankfurt (verlinkt auf http://docs.dpaq.de/8865-uber_3__1___1_.pdf)
WELT
Stuttgarter Taxi-Zentrale wehrt sich erfolgreich gegen Uber
Regionales
Baden-Württemberg
2015-04-30T11:29:34Z
2017-08-25T18:06:30Z
Stuttgarter Taxi-Zentrale wehrt sich erfolgreich gegen Uber
https://www.welt.de//regionales/baden-wuerttemberg/article140334192/Stuttgarter-Taxi-Zentrale-wehrt-sich-erfolgreich-gegen-Uber.html
BVG-Tarifkonflikt: Ver.di lehnt neues Angebot als Provokation ab
Auch am siebenten Tag des Streiks bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ein Ende des Ausstands nicht in Sicht. U- und Straßenbahnen fuhren am Morgen überhaupt nicht, Busse nur in einem Notfallplan. Mit dieser Lage müssen die Berliner auch zu Ostern rechnen. Ver.di hat das neue Angebot der Arbeitgeberseite als „Provokation“ abgelehnt. Der Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) wollte Ver.di mit einem überarbeiteten Angebot zurück an den Verhandlungstisch rufen. Das Papier ging am späten Montagnachmittag per Fax an die Gewerkschaft. Die Arbeitgeber erneuerten darin ihr Angebot, den Neubeschäftigten bei der BVG einmalig 200 Euro und schrittweise sechs Prozent mehr Gehalt zahlen zu wollen. Erstmals wurde damit auch schriftlich erklärt, dass für die deutlich besser bezahlten Altbeschäftigten die angebotene Erhöhung zu 25 Prozent wirksam werden soll. Das würde zu einer Einkommensverbesserung von insgesamt 1,5 Prozent für rund 10.500 langjährige BVG-Mitarbeiter führen. In diesem Schreiben würden lediglich die unzureichenden Arbeitgeberangebote vom 31. Januar und 18. Februar wiederholt, die von der Tarifkommission bereits einstimmig abgelehnt worden seien, erklärte Ver.di-Sprecher Andreas Splanemann. Ver.di fordert für alle 11.500 Beschäftigten der BVG und ihrer Tochter Berlin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/berlin-staedtereise/) Transport acht bis zwölf Prozent mehr Geld, mindestens aber 250 Euro.
dpa/apä
Mit einem überarbeiteten Angebot wollten die Arbeitgeber Ver.di zurück an den Verhandlungstisch locken und somit Streiks über Ostern verhindern. Doch die Gewerkschaft wies die Offerte schroff zurück. So bleiben Busse, Straßen - und U-Bahnen weiter im Depot - offenbar noch lange.
Regionales
Berlin & Brandenburg
2008-03-11T07:24:35Z
2011-11-16T15:45:19Z
Ver.di lehnt neues Angebot als Provokation ab
https://www.welt.de//regionales/berlin/article1785254/Ver-di-lehnt-neues-Angebot-als-Provokation-ab.html
A1 Richtung Hamburg: Kasachen packen Auto hochkant in Transporter
Geht nicht? Gibt's nicht. Nach diesem Motto haben zwei Kasachen ein Auto für den Transport verladen. Das Duo hatte einen Mittelklassewagen auf die Seite gelegt und passgenau hochkant in einen Kleintransporter geschoben. Bettzeug und Matratzen sorgten für Schutz gegen Kratzer. Die beiden Männer aus dem zentralasiatischen Kasachstan wurden am Pfingstwochenende von der Polizei auf der Autobahn 1 Richtung Hamburg gestoppt. Weil die Hecktüren des Transporters trotz der Millimeterarbeit beim Einpacken nicht ganz zu gingen, fiel die Ladung einer Streife der Autobahnpolizei an der Anschlussstelle Bargteheide (Kreis Stormarn) auf. Für den Beifahrer sei kaum noch Platz gewesen, er klemmte zwischen Motorhaube und Sitz, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Das Auto war nicht geklaut – den Männern wurde aber wegen der nicht ordnungsgemäß gesicherten Ladung die Weiterfahrt Richtung Osten untersagt.
WELT
Die Polizei hat auf der Autobahn zwei Kasachen angehalten, die einen Kleinwagen in Richtung Osten bringen wollten. Sie hatten den Pkw in einen Transporter gepackt.
Vermischtes
Weltgeschehen
2011-06-14T12:13:51Z
2015-09-01T11:16:56Z
Kasachen packen Auto hochkant in Transporter
https://www.welt.de//vermischtes/weltgeschehen/article13429041/Kasachen-packen-Auto-hochkant-in-Transporter.html
Wenn Flüchtlinge sich im Schützenverein engagieren
Im Musikzug der Paderborner Schützen würde Lean gerne die Pauke spielen, die 17-jährige Schwester Merry hat es in diesem Sommer schon als Prinzessin bis in den Hofstaat geschafft. Und wie es sich für einen Schützenbruder gehört, half Vater Gabro beim Streichen der Biertische für das große Schützenfest. Familie Barsoum ist aus Syrien nach Deutschland geflohen (verlinkt auf /regionales/nrw/article148958664/Behoerden-rechnen-mit-500-000-Fluechtlingen-in-2016.html) . Vor den Bomben, die inzwischen auch ihr Haus in Al-Hasaka zerstört haben, wie sie berichten. Seit die Schützenkompanie des Stadtteils in Paderborn (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/paderborn/) sich ihrer angenommen hat, ist Integration für die Familie längst nicht mehr nur ein Wort. Das verdanken sie vor allem dem Engagement des Kompanie-Hauptmanns Heinz-Josef Nötges oder „Monsieur Joseph“ wie sie ihn nennen, weil ihnen Heinz-Josef zu wenig respektvoll und Herr Nötges zu unpersönlich scheint. Im Frühjahr hatte er vor der Tür gestanden, gefragt, was sie brauchten. Möbel? Fahrräder? Hilfe bei der Behördenpost? Seither sind er und weitere Mitglieder des Vereins Freunde geworden. „Schützen – die Bezeichnung kommt nicht von schießen. Sie kommt von be-schützen“, sagt Nötges. Überhaupt ist er davon überzeugt, dass das, was sie in ihrem „Projekt Flüchtlingshilfe“ tun, den Kern des Schützenwesens berührt – nicht obwohl, sondern weil die Traditionslosung konservativ-christlich „Glaube, Sitte, Heimat“ lautet. „Die Heimat, die wir alle so lieben, die haben die Barsoums und die anderen verloren. Wir sind hier, um ihnen ein Gefühl von Heimat, neuer Heimat zu geben“, sagt Nötges. Dabei sei es purer Zufall, dass die syrischen Familien in der Nachbarschaft orthodoxe Christen (verlinkt auf /regionales/duesseldorf/article130943776/Schuetzenpraeses-duldet-Muslim-aus-Werl-als-Koenig.html) seien. „Muslime wären bei uns genauso willkommen.“ Im konservativen Dachverband des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften, der sich nur sehr langsam auch Nichtchristen (verlinkt auf /regionales/duesseldorf/article130943776/Schuetzenpraeses-duldet-Muslim-aus-Werl-als-Koenig.html) öffnet, sind die Paderborner Bürgerschützen nicht mehr organisiert. Schützenhilfe dieser Art gehöre zum Selbstverständnis vieler Vereine und Bruderschaften, betont der Vorsitzende des Westfälischen Schützenbundes, Jörg Jagener. Manchmal scheine den Mitgliedern vielleicht die Hemmschwelle zu hoch, doch – und das zeigten inzwischen einige Beispiele – sei Helfen so leicht. Auch der Dachverband habe bereits Spendenaktionen initiiert und unterstütze Vereine, die sich engagieren wollen. Schützenhallen als Flüchtlingsunterkünfte selten möglich Auf einen Hilferuf des damaligen NRW-Integrationsministers, die Schützen mögen ihre Hallen als Notunterkünfte (verlinkt auf /regionales/nrw/article148958664/Behoerden-rechnen-mit-500-000-Fluechtlingen-in-2016.html) zu Verfügung stellen, sei die Resonanz jedoch gedämpft gewesen, heißt es bei der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg. Oft mangele es dafür auch an der richtigen Infrastruktur – es gibt meist keine Duschen, wie etwa in Turnhallen, erklären dazu die Schützenverbände. Auch die Paderborner Bürgerschützen mussten sich mit Platzangeboten zurückhalten: Statt einer Halle gibt es auf dem Schützenplatz nur kleinere Vereinsheime mit Zeltvorbauten. Helfen wollten sie trotzdem und zwar möglichst langfristig: „Was wir anbieten können, ist unser Netzwerk“, sagt Nötges. In einer Stadt, in der rund jeder zehnte der 146.000 Einwohner in einem der vielen örtlichen Schützenvereine organisiert ist, ist das ein wahrer Schatz. Hier kennt jeder jemanden, der jemanden kennt... Tochter Fadia Barsoum kam so schnell an ihren Praktikumsplatz in einer Bank. Im Schützenverein trafen die Barsoum-Jungs auch auf den Jugendtrainer im örtlichen Fußballverein, der die beiden gerne als Verstärkung in die Mannschaften holte. Fahrräder für alle im Haus lebenden Familien stammen aus den Kellern der Schützenbrüder. Und wenn Vater Gabro Barsoum erst einmal gut genug Deutsch spricht, um seinen Lkw-Führerschein auch in Deutschland zu machen, hat der erfahrene Kraftfahrer schon einen Job bei der örtlichen Spedition in Aussicht. Wann immer die Schützenbrüder die Familie in der Nachbarschaft besuchen, kommen Tee, Nüsschen und Obst auf den Tisch. Die Begrüßung ist herzlich, man fällt sich in die Arme, als habe man sich lange nicht gesehen. „Wir sind jetzt wie eine Familie“, sagt Fadia. Ihre jüngere Schwester unterbricht sie mit gespielter Strenge: „Nicht „wie“! Das ist jetzt Familie“. Dank der Hilfe der Schützen kommen sie Woche für Woche ein bisschen mehr an. Auf das Schützenfest im nächsten Jahr freuen sie sich schon jetzt.
Florentine Dame
Glaube, Sitte, Heimat auch für Flüchtlinge? Aber klar, findet eine Schützenkompanie in NRW und kümmert sich um syrische Familien in der Nachbarschaft. Und die haben Spaß an der deutschen Tradition.
Regionales
Nordrhein-Westfalen
2015-11-18T11:05:09Z
2015-11-18T11:05:09Z
Wenn Flüchtlinge sich im Schützenverein engagieren
https://www.welt.de//regionales/nrw/article148980159/Wenn-Fluechtlinge-sich-im-Schuetzenverein-engagieren.html
Zum guten Schluss regnet es "Pomp Euros"
Die Streichholzschachteln, die auf den Bistrotischen vor und im Spiegelzelt am Gleisdreieck liegen, sind die wahrscheinlich schönsten Streichholzschachteln der Welt. Eine portugiesische Kirche, ein knallrotes Blumenfeld in der Toskana sowie eine zigarrenrauchende Mama in Havanna sind auf besagten Schachteln abgebildet. "Merian"-Titelblätter anlässlich der Vorstellung des neuen "Merian"-Berlin-Heftes, die Hans-Peter Wodarz Dienstagabend als Generalprobe zur heutigen Galapremiere von "Pomp, Duck and Circumstance" nutzt. Die Begrüßungsrede hält "Merian"-Chef Wolf Thieme, der in seinem Hemd ein bisschen wie auf dem Weg zum Urlaubsflieger ausschaut. Auf einem Podium diskutieren als dann Manfred Bissinger, Leander Haußmann und Giovanni di Lorenzo. Worüber ist irgendwie unbestimmt, man streift altbekannte Themen wie das Stadtschloss, die Halbwertszeit von Chefredakteuren in der Berliner Medienlandschaft sowie das vielbeschworene Berlin-Gefühl zwischen Ost und West. Haußmann gibt zum besten: Wenn er nach Charlottenburg gehe, dann käme ihm das fast wie eine Reise nach Leipzig vor. Was auch immer Charlottenburg und Leipzig gemein haben. Dem schließt sich weiteres an. "Wollen wir nicht die Plätze tauschen?" (Haußmann zu Bissinger). "Es macht mich ganz nervös, dass hinter mir Leute sitzen, die meinen Arsch sehen." Über das "Goethe Institut" sagt Haußmann sinngemäß: Es sorge dafür, dass Leute, die es in Deutschland nicht schaffen, anderswo unterkommen. "K'atu" heißt das Getränk, das Dienstagabend bei "Pomp&Duck" (unter den Gästen: Peter Strieder und Gregor Gysi) serviert wird. Ein klebrig-süßes Getränk, das auf eine Tradition der Inkas zurückgeht, informiert zumindest der Flaschenaufdruck. "Rituelle und mystische Feste begannen die Inkas mit K'atu. Es setzt psychische Ressourcen frei." Ob Haußmann den Drink konsummiert, verschluckt das Schummerlicht. Dann der Start der Show. Bewunderswert die Leistung der Artisten, die während des Vier-Gänge Menüs unter der Zeltkuppel turnen und sich verbiegen. Und das Menü: Tomaten-Karotten Suppe, gebratener Saibling mit Kartoffelschuppen, Ente auf Barolo-Brombeersauce und als Dessert "Chocolate kisses Vanilla". Zum Schluss regnet es im Spiegelzelt "Pomp Euros", die eine Karikatur von Hans-Peter Wodarz zeigen. Ein Abend, der auch Unterschiede zwischen dem Gesellschaftsleben in Berlin und dem in Los Angeles zeigt. Dort hätte man nicht nur "K'atu", sondern noch 50 weitere Fitnessdrinks servieren lassen, wie einer der über den Großen Teich angereist ist, beobachtet. Man würde es auch als Unhöflichkeit ansehen, sich zu anderen an einen Bistrotisch zu stellen, ohne ein Gespräch zu beginnen: "Und was machen Sie?" Oder: "Und wo wohnen Sie?" (eine Frage, die in New York Aufschluss über den sozialen Status gibt). Nach seiner Wohnanschrift wird man nicht gefragt. Dafür aber, ob man bitteschön einmal die hübschen Streichhölzer herüberreichen könnte. pop
WELT
Ein neues Merian-Berlin-Heft und die Generalprobe für "Pomp, Duck and Circumstance"
Print-welt
2001-08-22T22:00:00Z
2011-11-16T19:54:00Z
Zum guten Schluss regnet es "Pomp Euros"
https://www.welt.de//print-welt/article469717/Zum-guten-Schluss-regnet-es-Pomp-Euros.html
Hitlers Hetzschrift: Wäre ein Verbot von „Mein Kampf“ Zensur?
Verbote machen attraktiv. Was die Obrigkeit für schädlich oder sogar für gefährlich hält, wird beinahe zwangsläufig interessant. Das gilt selbst dann, wenn das Verbot in Wirklichkeit gar nicht existiert, wenn es sich nur um ein Missverständnis handelt. Adolf Hitlers Buch „Mein Kampf“ ist in der Bundesrepublik bis heute nicht verboten. Es darf nur nicht neu aufgelegt werden. Doch auch diese Einschränkung läuft unwiderruflich zum Ende des Jahres aus. Wie die juristische Lage dann aussieht, spielt in der November-Ausgabe der Fachzeitschrift „ Juris (verlinkt auf http://www.juris.de) “, der Beilage zum „Anwaltsblatt“, der Rechtshistoriker Hannes Ludyga (verlinkt auf http://www.uni-saarland.de/lehrstuhl/deutsche-rechtsgeschichte.html) durch. Der Aufsatz erscheint in einer Zeit, in der Juristen in verschiedenen deutschen Landesministerien aufgrund eines Auftrags der Justizministerkonferenz von Juni 2014 (verlinkt auf /newsticker/dpa_nt/infoline_nt/brennpunkte_nt/article129462234/Mein-Kampf-soll-auch-nach-2015-verboten-bleiben.html) beraten, ob die künftige Verbreitung der Hetzschrift unterbunden werden soll – und wenn ja: wie. Denn ohne jeden Zweifel ist die bisher konsequent durchgehaltene Strategie des Freistaates Bayern nicht mehr zu halten. Das Finanzministerium in München unterbindet seit fast 70 Jahren jeden Neudruck von „Mein Kampf“. Deshalb kann die von Historikern und anderen Fachleuten nahezu einhellig seit Jahrzehnten geforderte wissenschaftlich kommentierte Ausgabe des renommierten Instituts für Zeitgeschichte erst im Januar 2016 erscheinen, nach dem Auslaufen des Urheberrechtes. Ludyga legt dar, dass Bayern die „negative Veröffentlichungsfreiheit“, also die Entscheidung, etwas nicht zu veröffentlichen, zu Recht benutzt habe. Das sehen andere Juristen zwar durchaus anders; sie konstatieren einen Missbrauch des Urheberrechtes zu Zwecken der Zensur. Doch den Inhaber der Professur für bürgerliches Recht in Saarbrücken überzeugt das nicht: Mit dem Satz „Eine Zensur findet nicht statt“ im Artikel 5 des Grundgesetzes (verlinkt auf http://www.artikel5.de/) sei nur Vorzensur gemeint. Sonst könnte keine Äußerung, und sei sie noch so unzulässig, sanktioniert werden. Mit dem Jahreswechsel fällt die Grundlage des bisherigen Vorgehens Bayerns jedoch weg: „Da das Urheberrecht erlischt, kann eine freie Verwertung von ,Mein Kampf’ ab 2016 erfolgen.“ Jedem sei es dann gestattet, ,Mein Kampf’ zu verbreiten. Für die zeitweise erwogene Verlängerung der Schutzfrist speziell für „Mein Kampf“ und ähnliche NS-Schriften sieht Ludyga keinen Handlungsspielraum, „da diese Frist nach europarechtlichen Vorgaben einheitlich 70 Jahre in der Europäischen Union beträgt“. Genauso wenig Aussicht auf Erfolg hat der Versuch, gegen „Mein Kampf“ strafrechtlich wegen der Verbreitung von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen“ vorzugehen, also wegen Paragraf 86 des Strafgesetzbuches (verlinkt auf http://dejure.org/gesetze/StGB/86.html) . Zwar ist Hitlers Buch ohne Zweifel ein Propagandamittel der ohne Zweifel verfassungswidrigen und ja auch verbotenen Organisation NSDAP. Dennoch fehlt nach Ansicht des höchsten deutschen Strafgerichtes eine wesentliche Voraussetzung. Im Verfahren über antiquarisch angebotene Ausgaben von „Mein Kampf“ hatte der Bundesgerichtshof schon 1979 entschieden, dass diese Norm nicht angewendet werden könne. Denn Hitlers Buch sei unzweifelhaft vor Inkrafttreten des Grundgesetzes entstanden, sei also eine „vorkonstitutionelle Schrift, aus deren unverändertem Inhalt sich eine Zielrichtung gegen die in der Bundesrepublik Deutschland erst später verwirklichte freiheitliche demokratische Ordnung noch nicht ergeben“ könne. Das war rechtlich sicher korrekt gedacht, jedoch für Nichtjuristen kaum nachvollziehbar. Kritiker forderten, die „Fehlentscheidung“ zu revidieren. Wegen der massiven antisemitischen Ausführungen hätten, so verlangten sie, auch andere Strafvorschriften geprüft werden müssen, etwa Volksverhetzung. Das unterblieb 1979. Genau hier knüpfen jetzt die Justizministerien an – und auch Ludyga hält diesen Weg für richtig: „Hitler verwirklicht in ,Mein Kampf’ alle Tathandlungen“ des Paragrafen 130 Strafgesetzbuch, der Volksverhetzung unter Strafe stellt. Für „Pamphlete, die das politische Klima vergiften und den öffentlichen Frieden stören“ bestehe ein „absolutes Herstellungs- und Verbreitungsverbot“. Allerdings gilt dies ausschließlich für unkommentierte Neuauflagen, schränkt der Rechtsprofessor ein: „Wissenschaftliche Ausgaben mit Kommentaren zu ,Mein Kampf’, die Hitlers Aussagen entgegentreten und über die NS-ldeologie aufklären, erfüllen den Tatbestand der Volksverhetzung gemäß Paragraf 130 Strafgesetzbuch (verlinkt auf http://dejure.org/gesetze/StGB/130.html) nicht.“ Denn „Tathandlungen, die der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre dienen, sind nicht strafbar“. Zu wissenschaftlichen Zwecken sei sogar der Vertrieb von Ausgaben mit dem Originaltext an Universitäten denkbar – was allerdings niemand vorhat. Abschließend kommt Hannes Ludyga zu einem eindeutigen Ergebnis: „Das einzige Mittel der Verhinderung einer Vervielfältigung und Verbreitung von ,Mein Kampf’ bleibt ab 2016 das Strafrecht mit dem Tatbestand der Volksverhetzung.“ Allerdings können auch diese zutreffenden juristischen Überlegungen am Grundproblem nichts ändern: Schon heute kann jeder mit wenigen Klicks im Internet auf mehr als zwei Dutzend verschiedene Versionen von Hitlers Buch zugreifen, auf Faksimiles oder Text-Dateien, ganz nach Wunsch. Die Frage eines unkommentierten Neudrucks, für den allein eine Sanktion wegen Volksverhetzung relevant wäre, stellt sich daher kaum. Sven Felix Kellerhoff ist Autor von „,Mein Kampf’ – Die Karriere eines deutschen Buches“ (Klett-Cotta-Verlag. 367 S., 24,95 Euro).
Sven-Felix Kellerhoff
In zwei Monaten läuft das Urheberrecht an Hitlers Buch aus. Der Rechtshistoriker Hannes Ludyga analysiert, welche juristischen Mittel dann bleiben, um den Vertrieb von „Mein Kampf“ zu verhindern.
Geschichte
Zweiter Weltkrieg
2015-11-02T08:33:13Z
2018-05-28T09:22:07Z
Wäre ein Verbot von „Mein Kampf“ Zensur?
https://www.welt.de//geschichte/zweiter-weltkrieg/article148318705/Waere-ein-Verbot-von-Mein-Kampf-Zensur.html
Digitale Reisewelt: Mobile Dienste – mit Apps und Tweets in den Urlaub
Immer mehr Menschen recherchieren vor der Buchung einer Reise erst einmal im Internet zu Zielen und Angeboten. Die Entscheidung für eine Tour fällt dann oft nach Diskussionen in sozialen Netzwerken oder nach einem Besuch auf einem Hotel-Bewertungsportal. Und gebucht wird vielleicht in der Straßenbahn oder auf der Parkbank: Smartphones, anwenderfreundliche Applikationen (Apps) und mobiles Internet machen's möglich. Dass das alles keine Zukunftsmusik mehr ist, hat jetzt die Reisemesse ITB in Berlin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/berlin-staedtereise/) gezeigt. Dort bekamen die „Mobile Travel Services“ in diesem Jahr erstmals einen eigenen Bereich. Dabei geht es nicht mehr nur um Webseiten, die an kleine Displays angepasst sind. Bei denen sei oft mühsames „Durchwurschteln“ nötig, sagte der Berater Hagen Sexauer vom Unternehmen Sempora Consulting. Apps dagegen „haben einen viel intuitiveren Zugang.“ Außerdem explodiere gerade der Absatz von Smartphones: „Der 'Switch' vom 08/15-Handy auf das Smartphone wird ein Selbstgänger sein“, sagt der Experte voraus. Die Reiseveranstalter reagieren schon darauf. Dertour zum Beispiel will vom Mai an eine Smartphone-App zur mobilen Urlaubsfeinplanung und -buchung anbieten. Wer im Katalog blättert und die dortigen Hotelbilder fotografiert, soll aktuelle Informationen, Fotos, Preise und Verfügbarkeiten zum Vergleichen aufs Handy geschickt bekommen. Feratel, ein Reservierungssystem-Spezialist, kündigte auf der ITB die neue Buchungs-App „iDestination“ an. Der Anbieter Pausanio bringt dagegen Audio-Reiseführer für den Wissensdurst unterwegs aufs Handy. Flugplan, Buchung, Check-in und einen Zugriff aufs Meilenkonto: All das hat die Lufthansa in ihrer neuen App zusammengeführt. Die Air Berlin präsentierte auf der ITB ebenfalls ihre neue mobile Sitzplatzreservierung – und das Angebot, die Bordkarte aufs Handy schicken zu lassen. Lufthansa hat außerdem eine zweite App im Angebot: Über den „MemberScout“ sollen Reisende Erfahrungen austauschen und sich Restaurant-, Einkaufs- und Hoteltipps geben. Auch ein standortbezogener Dienst ist vorgesehen: Wer möchte, kann sich seine aktuelle Position oder die der anderen Weltenbummler anzeigen lassen – aus Neugier oder auch für spontane Treffen. Die Buchungsplattform Hotel Reservation Service (HRS) mischt mit einer Buchungs-App namens „Hotels Now“ mit. Geschäftsführer Tobias Ragge geht davon aus, dass sich das mobile Buchen zunächst bei Geschäftsreisenden durchsetzt und bald schon einen Anteil von 30 Prozent an allen Buchungen erreichen könnte. „Das mobile Web führt dazu, dass dieser Anteil erheblich steigen wird“, sagt auch Michael Buller, Vorstand des Verbands Internet Reisevertrieb (VIR). Daten von Semporia zufolge gehen in Deutschland (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/deutschland-reisen/) inzwischen 18 Millionen Menschen mehrmals täglich mobil ins Netz – und jeder Vierte buche bereits Hotels, ganze Reisen oder Tickets zwischen Tür und Angel. Die meisten Apps erscheinen derzeit zuerst für das iPhone. Meist folgen dann Versionen für Blackberrys, Android- und Symbian-Geräte. Ein touristisches App-Potpourri auf dem Smartphone werde sich beim Verbraucher aber nicht durchsetzen, glaubt Martin Thyssen vom Blackberry-Hersteller Research in Motion: „Die Schnittstelle zu Social-Media-Anwendungen wird fließend sein. Wir werden nur noch Anwendungen haben, die Funktionen vereinen.“ Vor allem der mobile Erfahrungsaustausch wird für Reisende immer wichtiger. Kaum ein Tourismusunternehmen kommt heute mehr ohne den ständigen Seitenblick in soziale Netzwerke oder auf Videoportale aus. „Die Kunden diskutieren, egal ob die Unternehmen zuhören oder nicht“, erklärt Christine Petersen, Marketingchefin bei der Reisecommunity TripAdvisor. Hotels und Fremdenverkehrsämter von der Österreich (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/oesterreich-reisen/) Werbung bis zu Sri Lanka versuchen daher zunehmend, Informationen, die Diskussion und ihr Marketing mit eigenen Tweets und Fanseiten zu kanalisieren. Viele Unternehmen vergäßen aber, ihren Kunden zu antworten, kritisiert Petersen: „Twitter-Nutzer wollen den Dialog.“ Wie weit dieser in der digitalen Reisewelt gehen darf, ist noch offen. „Wir kommen so nah an den Gast heran wie nie zuvor“, sagt zum Beispiel Olivier Harnisch, Vizepräsident der Hilton-Hotelgruppe in Deutschland und der Schweiz (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/schweiz-reisen/) . Das Unternehmen bietet bereits die Buchung per App an und denkt über neue Funktionen wie die Steuerung des Lichts im Zimmer per Handy nach, aber auch über standortbezogene Dienste, sagt Harnisch: „Ich kann mir vorstellen, dass ein Kunde ein Angebot für eine Behandlung bekommt, wenn er durchs Spa geht.“
Dirk Averesch
Abschalten im Urlaub war gestern. Heute ist Einschalten angesagt – noch bevor der Flieger überhaupt abhebt. Denn immer mehr Menschen nutzen Handy und Internet für die Reiseplanung. Wichtig ist dabei auch der Erfahrungsaustausch mit anderen. Hotels und Reiseveranstalter reagieren darauf mit neuen Angeboten.
Reise
2010-03-15T13:25:06Z
2015-09-01T09:42:03Z
Mobile Dienste – mit Apps und Tweets in den Urlaub
https://www.welt.de//reise/article6781530/Mobile-Dienste-mit-Apps-und-Tweets-in-den-Urlaub.html
FC Bayern München: Thomas Tuchel baut Team gegen Werder Bremen um
Schon vor dem ersten Spiel der neuen Bundesligasaison stehen die Bayern mächtig unter Druck. Nach dem ganz schwachen 0:3 im Supercup gegen RB Leipzig am vergangenen Samstag dürfen sich die Münchner in Bremen keine weitere Niederlage leisten. Verliert das Team von Thomas Tuchel auch zum Auftakt in die Saison bei Werder ( hier geht es zum Liveticker (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/article246981788/Bundesliga-SV-Werder-Bremen-FC-Bayern-Muenchen-im-Liveticker.html) ), wird aus einem Fehltritt ein echter Fehlstart. Tuchel, der nach dem Spiel gegen Leipzig deutliche Worte für den Auftritt seines Teams gefunden hatte, ist sich der Brisanz und Wichtigkeit der Partie in Bremen bewusst. „Es fühlt sich an wie die komplette Fortsetzung der letzten Saison. Das ist nicht genug“, klagte Tuchel nach dem Supercup und bemängelte vor allem das Defensivverhalten seiner Spieler. Vor dem Anpfiff in Bremen appellierte er an seine Mannschaft: „Ich war letzte Woche sehr enttäuscht. Was letzte Woche passiert ist, ist bis heute nicht zu erklären. Ich wünsche mir, dass wir die Freude und den Fokus aus dem Training heute auf den Platz bekommen.“ Müller sitzt auf der Bank Dafür veränderte Tuchel sein Team gleich auf fünf Positionen. Für Superstar Harry Kane muss im Sturm Mathys Tel weichen. Auch in der Abwehr startet ein Zugang, Minjae Kim verdrängt in der Innenverteidigung überraschend Matthijs de Ligt auf die Bank. Im zentralen Mittelfeld vertraut Tuchel neben Joshua Kimmich auf Leon Goretzka (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/leon-goretzka/) , der für Konrad Laimer startet. Thomas Müller (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/thomas-mueller/) sitzt nach seiner Verletzungspause auf der Bank. Auch der abwanderungswillige Benjamin Pavard, an dem Inter Mailand (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/inter-mailand/) großes Interesse hat, steht nicht in der Anfangsformation. „Sicherlich ist er ein Ziel, aber nicht das einzige. Ich habe aber keine Lust über Spieler anderer Teams zu sprechen“, sagte Inters Trainer Simone Inzhagi. „Uns fehlt ein Rechtsverteidiger, der nicht leicht zu finden ist.“ Für Pavard spielt auf der rechten Abwehrseite Noussair Mazraoui, der als einer der wenigen gegen Leipzig überzeugen konnte. Auf linken offensiven Bahn spielt Kingsley Coman für Serge Gnabry (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/serge-gnabry/) .
WELT
Nach der deutlichen Niederlage im Supercup müssen die Bayern zum Saisonauftakt in Bremen gewinnen, um einen Fehlstart und damit verbundene Unruhe abzuwenden. Dafür baut Trainer Thomas Tuchel seine Mannschaft um.
Sport
Fußball
2023-08-18T18:34:27Z
2023-08-18T18:34:35Z
Tuchel baut Startelf um und appelliert an die Mannschaft
https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/article246986962/FC-Bayern-Muenchen-Thomas-Tuchel-baut-Team-gegen-Werder-Bremen-um.html
Karriere und Gleichberechtigung: Was Frauen stärker macht
Der folgende Text ist ein Auszug aus dem Buch (verlinkt auf /themen/neue-buecher/) „Confidence Code – Was Frauen selbstbewusst macht“ von Katty Kay und Claire Shipman, das im März im btb Verlag erschienen ist. Das englischsprachige Original wurde in den USA zum Bestseller. Katty Kay ist Moderatorin beim Nachrichtensender BBC World News America. Claire Shipman ist Korrespondentin des amerikanischen Nachrichtensenders ABC News. Susan B. Anthony, Pionierin der Frauenrechtsbewegung (verlinkt auf /themen/frauenrechte/) in den Vereinigten Staaten, kämpfte 50 Jahre lang dafür, das Wahlrecht für Frauen (verlinkt auf /themen/frauenwahlrecht/) durchzusetzen. Sie starb 1906, 14 Jahre zu früh, um die Früchte ihrer Arbeit ernten zu können. Doch sie ließ sich nicht beirren – weder von ihrer Verletzlichkeit noch von der Tatsache, dass der Sieg immer knapp außer Reichweite lag. Um als Mädchen im Pakistan (verlinkt auf /themen/pakistan/) von heute auch nur tagtäglich den Weg zur Schule hinter sich zu bringen, bedarf es derselben Eigenschaft. Und für eine Zwölfjährige, die sich einbildet, es mit der Forderung nach einer Bildungsreform mit den Taliban aufnehmen zu können und die Blog-Postings (verlinkt auf /themen/blogs/) in die Welt hinausschickt, während um sie herum Schulen in die Luft gejagt werden, ist diese Eigenschaft geradezu unverzichtbar. Um weiterzumachen, weiter für eine Sache zu kämpfen, nachdem Extremisten einem im Schulbus in den Kopf geschossen haben, ist wiederum eine ungeheuer große Dosis an etwas sehr Bemerkenswertem nötig. Malala Yousafzai hat Mut, so viel steht fest. Aber sie macht sich auch etwas anderes zunutze, etwas, das ihre Todesverachtung schürt und ihren unbeirrbaren Weg vorzeichnet. Malala wird von der außergewöhnlichen Überzeugung angetrieben, dass sie ihr Ziel erreichen kann, selbst wenn vor ihr turmhohe Barrieren aufgeschüttet werden. Getrennt durch ein ganzes Jahrhundert verbindet diese beiden Frauen (verlinkt auf /themen/frauen/) dennoch eine gemeinsame, feste Überzeugung: das Gefühl, alles erreichen zu können, was sie sich vorgenommen haben. Was sie verbindet, ist ihr Selbstvertrauen. Es ist mächtig, sogar unverzichtbar – und bei Frauen in erschreckendem Ausmaß Mangelware. In den 20 Jahren, die wir über die amerikanische Politik berichten, haben wir einige der einflussreichsten Frauen des Landes interviewt. In unserem Beruf und in unserem Privatleben haben wir es mit Menschen zu tun, von denen man annehmen könnte, dass sie vor Selbstvertrauen (verlinkt auf /icon/article133276638/Warum-die-Generation-Y-so-ungluecklich-ist.html) strotzen. Bei näherer Betrachtung waren wir überrascht, als wir erkennen mussten, in welchem Ausmaß die Machtzentren in den Vereinigten Staaten Zonen weiblicher Selbstzweifel sind. Eine Frau nach der anderen, von der Abgeordneten bis zur CEO, brachte die unterschiedlichsten Versionen des gleichen, unerklärlichen Gefühls zum Ausdruck, dass ihr das Recht, ganz oben mitzuspielen, nicht wirklich zustünde. Selbstvertrauen ist essenzieller Bestandteil des Lebens Allzu vielen der überaus kompetenten Frauen (verlinkt auf /themen/karrierefrauen/) , die wir trafen und mit denen wir sprachen, fehlte es anscheinend an einer gewissen Kühnheit, an einem unerschütterlichen Glauben an ihre Fähigkeiten. Und einigen mächtigen Frauen ist schon das Thema unangenehm, wie wir herausfanden, da sie fürchten, es könne herauskommen, was sie für eine beschämende Schwäche halten. Jedes Interview und jede Antwort brachte uns zu der Überzeugung, dass Selbstvertrauen nicht nur ein essenzieller Bestandteil des Lebens ist, sondern auch unerwartet komplex. Wir verabredeten uns mit Wissenschaftlern, die erforschen, auf welche Weise sich Selbstvertrauen im Tierversuch (verlinkt auf /themen/tierversuche/) bei Ratten und Affen manifestiert. Wir sprachen mit Neurologen, die uns erzählten, es sei in unserer DNA verankert, und mit Psychologen, die uns berichteten, es sei das Produkt von Entscheidungen, die wir treffen. Wir sprachen mit Sporttrainern, die uns sagten, es komme von harter Arbeit und von Training. Wir machten Frauen ausfindig, die es definitiv hatten, und andere, die weniger damit gesegnet waren, und wollten ihre Meinung dazu hören. Und wir sprachen mit Männern (verlinkt auf /icon/maenner/) : mit Vorgesetzten, mit Freunden und Ehepartnern. Vieles von dem, was wir herausfanden, gilt für beide Geschlechter. Wenn es um Selbstvertrauen geht, unterscheiden sich unsere genetischen Fingerabdrücke nicht dramatisch. Aber Frauen stecken in einem besonderen Dilemma. Kinder und das Tauziehen zwischen Privat- und Arbeitsleben Jahrelang haben wir Frauen uns unauffällig verhalten und die Spielregeln beachtet. Wir haben unbestreitbar Fortschritte gemacht. Aber die Höhen, von denen wir wissen, dass wir sie erklimmen können, haben wir noch immer nicht erreicht. Einige fehlgeleitete Eiferer meinen, Frauen wären nicht kompetent genug. (Wir persönlich haben allerdings nicht viele inkompetente Frauen gefunden.) Andere sagen, dass Kinder (verlinkt auf /themen/kinderbetreuung/) unsere Prioritäten verändern. Ja, an dieser Behauptung ist etwas Wahres dran. Unsere mütterlichen Instinkte führen tatsächlich zu einem komplizierten, emotionalen Tauziehen zwischen unserem Privat- und Arbeitsleben, ein Problem, das sich zumindest im Moment bei den meisten Männern nicht in diesem Ausmaß stellt. Viele Kommentatoren verweisen auf kulturelle und institutionelle Barrieren, die sich vor uns auftürmen. Was aber schwerer wiegt, ist unser mangelnder Glaube an uns selbst. Stellen Sie sich alles vor, was Sie über die Jahre so gerne gesagt, getan oder ausprobiert hätten – und nicht getan haben, weil etwas Sie daran gehindert hat. Gut möglich, dass dieses Etwas ein zu geringes Selbstvertrauen war. Ohne Selbstvertrauen bleiben wir im Sumpf unserer unerfüllten Wünsche stecken und lassen uns ständig neue Ausreden einfallen, bis wir wie erstarrt sind. Das kann anstrengend, frustrierend und deprimierend sein. Ob Sie berufstätig sind oder nicht, ob Sie eine Führungsposition oder einen Teilzeitjob (verlinkt auf /themen/teilzeitarbeit/) anstreben: Wäre es nicht großartig, Ihre Bedenken und Ihre Ängste vor dem, was Sie gerne ausprobieren möchten, sich aber nicht zutrauen, einfach über Bord zu werfen? Im Grunde genommen müssen wir uns nur dazu aufraffen, aktiv zu werden, etwas zu riskieren und vielleicht zu scheitern, und wir müssen aufhören zu grummeln, uns zu entschuldigen und Ausflüchte zu suchen. Es ist nicht so, dass Frauen nicht die Fähigkeit hätten, erfolgreich zu sein; es ist vielmehr so, dass wir anscheinend nicht glauben, erfolgreich sein zu können, und das hindert uns daran, es wenigstens zu versuchen. Frauen sind so erpicht darauf, alles perfekt (verlinkt auf /icon/article139574752/Doch-Frauen-sollen-ruhig-perfekt-sein-wollen.html) zu machen, dass es uns davor graut, etwas nicht richtig hinzukriegen. Aber wenn wir keine Risiken eingehen, werden wir die nächsthöhere Stufe nie erreichen. Eine Welt, zunehmend von Frauen geprägt Die gründlich ausgebildete Frau des 21. Jahrhunderts sollte weniger Zeit damit verbringen, sich Gedanken zu machen, ob sie kompetent genug ist, sondern mehr Zeit damit, an sich zu glauben und zur Tat zu schreiten. Kompetenz hat sie mehr als genug. Vor nicht allzu langer Zeit bezeichnete das Magazin „Economist“ das Empowerment von Frauen in der Wirtschaft als die gravierendste gesellschaftliche Veränderung unserer Zeit. In den USA machen inzwischen mehr Frauen als Männer Universitäts- und Hochschulabschlüsse. Wir leiten einige der bedeutendsten Unternehmen. Weltweit gibt es 17 weibliche Staatsoberhäupter. Wir kontrollieren mehr als 80 Prozent der Konsumausgaben in den Vereinigten Staaten, und bis 2018 werden Ehefrauen in den Vereinigten Staaten mehr verdienen (verlinkt auf /themen/loehne-und-einkommen/) als ihre Ehemänner. Heute stellen Frauen die Hälfte der Erwerbstätigen und nivellieren allmählich das Ungleichgewicht im mittleren Management. Unsere Kompetenz und unsere Fähigkeit, uns hervorragend zu schlagen, waren nie offensichtlicher. Diejenigen, die die Werteverschiebung in der Gesellschaft genau unter die Lupe nehmen, sehen eine Welt, die zunehmend von Frauen geprägt werden wird. Und dennoch: An der Spitze ist unser Anteil immer noch klein und wird kaum größer. Auf allen Ebenen werden unsere Begabungen (verlinkt auf /icon/article138037615/Hochsensibilitaet-ist-eine-unterschaetzte-Besonderheit.html) nicht ausreichend wahrgenommen. Wir glauben, dass wir Frauen auf der Stelle treten, weil wir allzu oft nicht erkennen, ja uns nicht einmal vorstellen können, was möglich ist. Ein Teil des Problems liegt darin, dass uns die Spielregeln nicht vollkommen einleuchten. Lange Zeit glaubten wir, dass unsere natürlichen Begabungen automatisch erkannt und belohnt würden, sofern wir nur mehr arbeiteten und keinen Ärger machten. Aber dann mussten wir zusehen, dass nicht wir, sondern die Männer befördert und auch besser bezahlt wurden. Insgeheim wissen wir, dass sie nicht fähiger sind als wir, oft sogar weniger kompetent sind als wir, aber sie strahlen ein Maß an Zufriedenheit (verlinkt auf /icon/article123020161/Der-Weg-zum-Glueck-fuehrt-ueber-den-eisernen-Willen.html) mit sich selbst aus, das ihnen Aufmerksamkeit und Belohnung garantiert. Dieses Wohlbehagen, diese Sicherheit in Hinblick auf die eigenen Fähigkeiten – das ist Selbstvertrauen oder wenigstens das, was sie dafür halten. Wir können unser Gehirn verändern Überwiegend ist die Art und Weise, wie sich Selbstvertrauen bei Männern manifestiert, für Frauen eher unattraktiv, es ist ihnen regelrecht fremd. Den meisten Frauen widerstrebt es, in Gesprächen (verlinkt auf /icon/article127542040/Was-die-Stimme-den-anderen-ueber-uns-verraet.html) das große Wort zu führen, sich in Konferenzen wichtigzumachen, anderen ins Wort zu fallen oder mit den eigenen Errungenschaften zu prahlen. Einige von uns haben diese Taktiken über die Jahre ausprobiert, nur um festzustellen, dass das einfach nicht unser Stil ist. Wie Menschen ihr Leben führen, hat einen überraschend großen Einfluss auf ihr ursprünglich angelegtes Selbstvertrauen. Die neueste Forschung zeigt, dass wir unser Gehirn im wahrsten Sinn des Wortes verändern können, sodass unsere Gedanken und unser Verhalten beeinflusst werden, und zwar in jedem Alter. Demnach ist glücklicherweise ein wesentlicher Bestandteil des „Confidence Code“, was Psychologen (verlinkt auf http://Konferenzen) „Volition“ nennen: unsere Willensentscheidung. Wenn wir uns ernsthaft bemühen, können wir alle unser Selbstvertrauen bewusst stärken. Aber dahin werden wir nur kommen, wenn wir aufhören, perfekt sein zu wollen, und wenn wir uns auf Fehlschläge gefasst machen. Die Welt wartet nicht auf Perfektion Einer unserer guten Freunde (Internet-Freak und Start-up-Genie (verlinkt auf /themen/start-ups/) ) warf uns zwei Worte vor die Füße, als wir ihn fragten, was Frauen seiner Meinung nach tun sollten, um ihr Selbstvertrauen zu stärken: schnell scheitern. Er machte keine Witze (verlinkt auf /icon/article130784869/Maenner-stecken-witzhistorisch-im-Fruehmittelalter.html) . Schnelles Scheitern ist tatsächlich ein Schlagwort in Kreisen von Technikfreaks und, noch wichtiger, eine Geschäftsstrategie. Sie beruht auf dem Prinzip, dass es besser ist, einen Stapel Prototypen zusammenzuschustern, die Teile schnell auf den Markt zu werfen, festzustellen, welcher sich durchsetzt und den Rest wegzuschmeißen. Heutzutage wartet die Welt nicht auf Perfektion, und die Zeit mit endlosen Verfeinerungsarbeiten zu verbringen ist schlichtweg zu teuer. Schnell scheitern, laufend nachbessern, testen und sich dann schnell auf das konzentrieren, was tatsächlich funktioniert – das Schöne daran ist, dass Sie bei einem schnellen oder frühen Scheitern viel weniger zu verlieren haben. Normalerweise scheitern Sie eher im kleinen Rahmen als richtig spektakulär. Und Sie haben eine Menge zu gewinnen, zumal Sie aus Fehlschlägen lernen. Wir betrachten die Theorie, schnell zu scheitern, inzwischen als ideales Paradigma, um weibliches Selbstvertrauen aufzubauen. Scheitern ist im Augenblick sogar „hip“, vielleicht ist es sogar lukrativ. Und ein häppchenweises Scheitern ist anscheinend beherrschbar. Wir müssen immer wieder scheitern, damit es in unserer DNA verankert wird. Wenn wir beginnen, kleinere Fehlschläge hinzunehmen, werden wir nicht mehr über unsere möglichen Unzulänglichkeiten grübeln und uns nicht mehr in Worst-Case-Szenarien verlieren. Wir werden handeln, statt ein Vorhaben nach noch so kleinen Unvollkommenheiten (verlinkt auf /icon/article152246194/Das-Gesicht-der-Generation-Beziehungsunfaehig.html) zu untersuchen. Wenn wir ein Scheitern als Schritt nach vorn begreifen, können wir uns auf die andere wichtige Fähigkeit konzentrieren, die wir für unser Selbstvertrauen brauchen: Dinge zu meistern. Jede Forschungsarbeit, mit der wir uns befasst haben, und jedes Interview, das wir geführt haben, legt uns die gleiche Schlussfolgerung nahe: Nichts baut Selbstvertrauen so wirksam auf wie die Entscheidung, aktiv zu werden, und zwar ganz besonders dann, wenn die Handlung ein Risiko birgt oder fehlschlagen kann. Risiko gibt Ihrem Leben (verlinkt auf /icon/article150486159/20-Trends-fuer-ein-schoeneres-Leben-im-Jahr-2016.html) Würze. Es sorgt dafür, dass Sie sich entwickeln, dass Sie besser werden und Selbstvertrauen gewinnen. Aktion trennt das Kleinmütige vom Kühnen. Durch Fehlschläge kann man sich schneller entfalten Manchmal sind die wichtigsten Handlungen und Risiken nicht einmal physischer Art – es geht nicht darum, in einer Besprechung das Wort zu ergreifen oder sich um eine neue Stelle zu bewerben (verlinkt auf /themen/bewerbung/) . All die selbstbewussten Frauen, mit denen wir sprachen, sagen, dass die Fähigkeit, innerhalb eines angemessenen Zeitraums große und kleine Entscheidungen zu treffen und dafür die Verantwortung zu übernehmen, ein entscheidender Ausdruck von Selbstvertrauen und Führungsstärke ist. Was kann schon schlimmstenfalls geschehen, wenn Sie Ihre Komfortzone verlassen? Richtig. Hier haben wir es wieder: Sie könnten scheitern. Fehlschläge bieten tatsächlich die Möglichkeit, sich schneller zu entfalten, und auch eine Gelegenheit, eine andere innere Ressource anzuzapfen: Selbstmitgefühl (verlinkt auf /icon/article147740156/Und-der-Privatjet-ist-auch-eine-Nummer-zu-klein.html) . Wie Forschungen zeigen, versorgt ein gelebtes Selbstmitgefühl Sie mit einem belastbaren emotionalen Sicherheitsnetz, das viel stärker ist als das traditionelle Konzept der Selbstachtung. Beim Selbstmitgefühl geht es darum, unsere Schwächen zu akzeptieren. Es geht darum, das gleiche Maß an Liebenswürdigkeit und Toleranz – Eigenschaften, die wir bei unseren Freunden so selbstverständlich anwenden – auch uns selbst zukommen zu lassen und uns so mit unseren eigenen Unvollkommenheiten zu versöhnen. Folgen Sie uns unter dem Namen ICONISTbyicon auch bei Facebook (verlinkt auf https://www.facebook.com/ICONISTbyicon/) , Instagram (verlinkt auf https://www.instagram.com/iconistbyicon/) und Twitter (verlinkt auf https://twitter.com/ICONISTbyicon) .
Katty Kay, Claire Shipman
Beim Kampf um Karriere und Gleichberechtigung stehen sich Frauen oft selbst im Weg. Dabei haben sie alles, was sie für den Weg an die Spitze brauchen. Zwei Frauen erklären die überraschende Strategie.
Iconist
2016-04-04T10:10:24Z
2018-03-07T14:11:36Z
Das Dilemma der Frauen beim Thema Selbstvertrauen
https://www.welt.de//iconist/article153887198/Das-Dilemma-der-Frauen-beim-Thema-Selbstvertrauen.html
Vorsicht, Falle: Mietwagen sind prima – bis auf das Kleingedruckte
Immer mehr Reisende wollen auch im Urlaub nicht auf die Vorzüge eines eigenen Autos verzichten. Mit einem Mietwagen lassen sich Feriengebiete auf eigene Faust erkunden, abseits von geführten Bustouren und den Zeitplänen von Reiseveranstaltern. „Urlauber sind gerne individuell unterwegs“, sagt Michael Knapp vom Reiseveranstalter TUI (verlinkt auf http://www.tuicars.com/) . Die Zuwachsraten auf dem Mietwagenmarkt lägen deutlich über denen im Tourismus insgesamt. Besonders beliebte Mietwagengebiete sind Süd- und Mitteleuropa oder die USA (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/usa-reisen/) , erklärt Knapp: „In Ländern wie Großbritannien, Australien (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/australien-reisen/) und Neuseeland (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/neuseeland-reisen/) sind Urlauber aus Deutschland (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/deutschland-reisen/) wegen des Linksverkehrs etwas zurückhaltender.“ Aber nicht nur fremde Verkehrsregeln können sich im Urlaub mit Mietwagen als Hindernis erweisen – auch bei den Formalitäten rund um Vertrag und Versicherungen lohnt sich ein genauer Blick (verlinkt auf /reise/article12946085/So-vermeiden-Sie-Aerger-mit-dem-Mietwagen.html) . Ärger kann sich zum Beispiel ersparen, wer den Mietwagen vor dem Urlaub in Deutschland (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/deutschland-reisen/) bucht. Das hat vor allem einen Vorteil: „Bei einem deutschen Anbieter mit lokalen Partnern bekommt man den Vertrag und die Mietbedingungen in Deutsch zu sehen“, sagt Herbert Engelmoor, Verkehrsjurist beim Automobilclub von Deutschland (verlinkt auf https://www.avd.de/) (AvD). Bei allen Anbietern gilt aber auf jeden Fall das Recht des Landes, in dem der Mietwagen gefahren wird. Bei der Buchung vor Ort verlangen regionale Anbieter zwar oft etwas weniger Geld als die Vermittler, sagt Engelmoor. Wer allerdings lange genug im Voraus bucht – am besten bis zu 20 Wochen –, könne diese Differenz wieder herausholen, erklärt Frieder Bechtel vom Internetportal „ Billiger-Mietwagen.de (verlinkt auf http://www.Billiger-Mietwagen.de) “. Außerdem könnten Frühbucher sicher sein, ein Auto zu bekommen. Kurzentschlossene hätten dagegen schnell schlechte Karten, gerade in der Hauptsaison. Bei den meisten Anbietern lassen sich Buchungen außerdem bis zu 24 Stunden vor Fahrtantritt kostenlos stornieren. Unabhängig vom Termin sollten Urlauber vor einer Fahrzeugbuchung das Angebot genau studieren, empfiehlt AvD-Experte Engelmoor. Bei manchen Anbietern seien Versicherungen oder Sonderausstattung im Preis enthalten, bei anderen nicht: „Kindersitze kosten meist extra.“ Eine Klimaanlage gebe es häufig ohne Aufpreis. Versicherungen und Selbstbeteiligung Bei der Versicherung müsse jeder Mietwagenfahrer laut Engelmoor selbst entscheiden, welches Risiko er eingehen will. „Über die Konsequenzen sollte man sich allerdings im Klaren sein.“ Der Jurist nennt ein Beispiel: Wer eine Kaskoversicherung mit Selbstbeteiligung wählt, muss bei Unfällen üblicherweise zwischen 500 und 750 Euro zahlen. „Für viele ist das ein erheblicher Teil der Urlaubskasse.“ Eine Schadenversicherung ist neben der Haftpflichtversicherung im Mietvertrag obligatorisch. Dabei handelt es sich je nach Vertrag um eine Teilkasko- oder teurere Vollkasko-Police. Hier lohnt es sich, genau hinzuschauen: Denn Schäden durch Vandalismus, Glasbruch oder Unterbodenschäden sind dadurch nicht immer gedeckt. Versichert ist außerdem nur der im Vertrag vermerkte Fahrer. Wer sich bei längeren Touren abwechseln will, muss dafür extra bezahlen. Die "Mallorca-Police" Kritischer Punkt bei der Haftpflichtversicherung ist die Deckungssumme, denn alle darüberliegenden Schäden muss der Versicherte selbst bezahlen. In Deutschland beträgt die gesetzliche Mindestsumme für Personenschäden 7,5 Millionen und für Sachschäden 1 Million Euro. In anderen Ländern wie den USA oder der Türkei (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/tuerkei-reisen/) liegt sie deutlich niedriger. „Viele Autoverleiher bieten deshalb eine Erhöhung an“, erklärt Frieder Bechtel. Diese Option sei oft günstiger als eine zusätzliche „ Mallorca-Police (verlinkt auf /finanzen/tipp-des-tages/article7284497/Was-tun-bei-einem-Unfall-im-Ausland.html) “, die auch im Ausland eine Mindestdeckung nach deutschem Maßstab garantiert. Mit vollem oder leerem Tank zurück? Unnötige Kosten können die unterschiedlichen Tankregelungen der Autovermieter verursachen: Im Gegensatz zu Deutschland ist es etwa in Griechenland (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/griechenland-reisen/) oder Italien (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/italien-reisen/) oft üblich, die erste Tankfüllung vom Autovermieter zu kaufen und das Auto dann leer zurückzugeben. „Man fährt den Tank aber natürlich nicht unbedingt leer“, sagt Bechtel. „Also schenken sie dem Vermieter immer eine gewisse Menge Benzin.“ Außerdem sei der Preis für die erste Tankfüllung meist höher als an der Tankstelle. „Am besten vorher nachfragen, welche Tankregelung beim jeweiligen Anbieter gilt“, rät Bechtel. Das erspare Automietern böse Überraschungen. Wer bekommt einen Mietwagen – und wer nicht? Grundsätzlich gilt: Wer eine gültige Fahrerlaubnis besitzt, darf auch einen Mietwagen fahren. Allerdings gibt es bei vielen Vermietern Einschränkungen, erklärt Herbert Engelmoor vom Automobilclub von Deutschland (AvD): „Bei seriösen Anbietern bekommen junge Erwachsene unter 21 Jahren kein Auto.“ Besonders teure oder luxuriöse Autos dürfen oft sogar erst ab 25 Jahren geliehen werden. In manchen Fällen bekommen auch Senioren, die älter als 70 Jahre sind, kein Mietauto.
Tobias Hanraths
"Haftpflichtdeckungssumme", "Zweitfahrergebühr", "Unterbodenversicherung": Ein Wegweiser durch das Kleingedruckte bei Mietwagen.
Reise
2011-05-17T13:47:18Z
2015-10-03T17:17:30Z
Mietwagen sind prima – bis auf das Kleingedruckte
https://www.welt.de//reise/article13377299/Mietwagen-sind-prima-bis-auf-das-Kleingedruckte.html
Deutsche Bahn: Mitarbeiter entscheiden - mehr Geld oder mehr Freizeit
Die Deutsche Bahn (DB) hat mit den Vorbereitungen einer bundesweiten Befragung ihrer Mitarbeiter zur Entlohnung und Arbeitszeitgestaltung begonnen. Die 150.000 tariflich Beschäftigten sollen angeben, ob sie nach dem jüngsten Tarifabschluss mehr Geld oder mehr Freizeit haben wollen. Bis Jahresmitte soll die Befragung abgeschossen sein. „Wir betreten hier Neuland. Mehr Wahlmöglichkeiten ist nach aktuellen Studien der Wunsch vieler“, sagt Sigrid Heudorf, Leiterin Beschäftigungsbedingungen, Sozialpolitik und Personal, der „Welt“. „Wir sind gespannt, wie das Votum der Beschäftigten ausfällt. Ziemlich sicher scheint jedoch, dass die Beteiligung an dieser Wahl groß sein wird.“ Studien ergeben regelmäßig, dass neben der Atmosphäre am Arbeitsplatz und dem Verhältnis zum Chef angemessene Gehälter und flexible Arbeitszeiten entscheidend dafür sind, dass die Deutschen mit ihrem Job zufrieden sind. Die Bahn registriert darüber hinaus seit Jahren, dass immer mehr Mitarbeiter flexibler und weniger arbeiten möchten. Die Quote der Teilzeitbeschäftigten bei der Bahn lag im vergangenen Jahr bei 9,4 Prozent, nach 8,6 Prozent 2015. Der Generation Y, also die heute etwa Mitte 30-Jährigen, ist ein ausgewogenes Verhältnis von Berufsleben und Zeit für die Familie noch wichtiger als Generationen davor. Die Deutsche Bahn ist Pionier In der vergangenen Tarifrunde haben Arbeitgeber und Eisenbahngewerkschaft EVG deshalb auf Vorschlag der Arbeitnehmervertreter erstmals ein Wahlmodell ausgehandelt. „Mit dem EVG-Tarifvertrag gibt es erstmals ein individuelles Wahlrecht für einen Teil des Tarifvolumens. Jede und jeder Beschäftigte kann selbst entscheiden, ob er oder sie die vollen 5,1 Prozent Lohnerhöhung im Volumen haben möchte oder 2,5 Prozent Lohnerhöhung und sechs zusätzliche Tage Urlaub“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, der „Welt“. „Wir wissen, dass Arbeitszeiten und Urlaub wichtige Themen für die Beschäftigten sind. Das ist ein innovativer Tarifvertrag, der den Beschäftigten Wahlmöglichkeiten bietet, die sie entsprechend ihren Präferenzen nutzen können.“ Das Modell ist neu, die Bahn damit neben den Volks- und Raiffeisenbanken ein Pionier. Die Banken hatten im Dezember einen entsprechenden Tarifabschluss ausgehandelt, mit dem auch die Arbeitgeberseite leben kann. Bislang galten Lohnerhöhungen oder Absenkungen der Arbeitszeit für alle Beschäftigten, individuelle Lösungen waren in den Tarifabschlüssen nicht vorgesehen. Zwar gibt es Regelungen für flexible Arbeitszeiten nach den jeweiligen Wünschen der Arbeitnehmer, aber keine Umwandlung von Lohnerhöhungen in Arbeitszeitverkürzung, wie die Bahn es nun tut – jedenfalls nicht in größerem Umfang. Tarifexperten begrüßen die Wahlmöglichkeiten, glauben aber gleichzeitig nicht, dass das Bahn-Modell ohne Weiteres auf andere Branchen übertragbar ist. Tarifexperten sind skeptisch Ob die Beschäftigten beispielsweise mit ihren Arbeitszeiten zufrieden sind, hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem der Art des Beschäftigungsverhältnisses. Nach einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung arbeiten Vollzeitbeschäftigte in Deutschland deutlich mehr als mit dem Arbeitgeber vereinbart, würden aber gerne weniger als vorgegeben arbeiten. Anders ist das Bild bei Teilzeit- oder geringfügig Beschäftigten. Die arbeiten zwar ebenfalls mehr als vereinbart, aber nur unwesentlich, und die Betroffenen würden mehrheitlich gerne deutlich länger arbeiten – und damit auch mehr verdienen. Von einem „Vorbildcharakter“ des Bahn-Modells für die deutsche Wirtschaft könne man daher nicht sprechen, meint der Tarifexperte der Böckler-Stiftung, Reinhard Bispinck. Die Bahngewerkschaft EVG habe ihre Mitglieder sehr detailliert nach ihren Präferenzen befragt und festgestellt, dass die selbst bei gleichen Berufsgruppen sehr unterschiedlichen sind, also vom jeweiligen Mitarbeiter abhängen. „Das muss aber in anderen Branchen bei anderen Beschäftigtenstrukturen gar nicht unbedingt genauso sein“, glaubt Bispinck. Im Arbeitgeberlager hält man sich mit einer Bewertung zu dem Abschluss noch bedeckt. Dass gerade kleinere Unternehmen mit einem entsprechenden Wahlmodell schnell überfordert sein dürften, liegt jedoch auf der Hand. Denn entscheiden sich Mitarbeiter nach einer Tarifrunde für mehr Freizeit, muss schnell geeigneter Ersatz gefunden werden. Und das dürfte das ein oder andere Unternehmen angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels vor Probleme stellen. Als Arbeitgeber attraktiv bleiben Große Konzerne können mit der Herausforderung leichter umgehen. Die EVG hatte es daher vor der letzten Tarifrunde tatsächlich ganz genau wissen wollen und die Prioritäten ihrer Mitglieder abgefragt. Dabei kam heraus, dass 21 Prozent vor allem mehr Geld und elf Prozent vor allem mehr Freizeit wollen. 44 Prozent gaben aber an, dass eine Mischung von etwas mehr Lohn und einer abgesenkten Arbeitszeit die beste Variante wäre. Jüngeren und männlichen Mitarbeitern war in aller Regel Geld wichtiger als Freizeit. Ob Letztere in Form von weniger Wochenstunden oder als Urlaub gewährt wird, ist nicht entscheidend, rund die Hälfte votierte für jeweils ein Modell. Die Bahn stellt jedes Jahr rund 10.000 Mitarbeiter ein und tut sich schwer, ausreichend qualifizierten Nachwuchs zu finden. „Ein solches Tarifmodell wird die Bahn natürlich auch etwas kosten, aber es lohnt sich. Aber das ist alles im überschaubaren Rahmen. Wir werden es uns in ein paar Monaten anschauen und reagieren“, sagt Sigrid Heudorf. „Den Beschäftigten ist wichtig, mitbestimmen zu können. Uns ist wichtig, als Arbeitergeber attraktiv zu sein.“
Nikolaus Doll
Die Mitarbeiter der Deutschen Bahn dürfen jetzt selbst entscheiden, ob sie mehr Geld verdienen oder stattdessen weniger arbeiten wollen. Die Idee scheint besonders gerecht, hat aber ihre Tücken.
Wirtschaft
2017-01-06T08:30:53Z
2017-01-06T08:46:07Z
Mitarbeiter entscheiden über mehr Geld oder mehr Freizeit
https://www.welt.de//wirtschaft/article160918191/Mitarbeiter-entscheiden-ueber-mehr-Geld-oder-mehr-Freizeit.html
Formel 1: Neuer Red-Bull-Hauskrach mit Webber nervt Vettel
Ein neuer Hauskrach mit Stallrivale Mark Webber kostet Sebastian Vettel Nerven und macht Ferrari-Star Fernando Alonso (verlinkt auf /sport/formel1/article13478603/Alonso-gewinnt-in-Silverstone-vor-Vettel-und-Webber.html) im Formel-1-Titelrennen wieder Hoffnung. "Es wäre unnötig, etwas Dummes zu tun", warnte Vettel nach dem internen Ärger um eine Teamorder in Silverstone. Red-Bull-Teamchef Christian Horner bestellte den störrischen Webber prompt zum Vier-Augen-Gespräch ein. Großbritannien-Sieger Alonso versprach WM-Spitzenreiter Vettel eine heiße zweite Saisonhälfte. "Wir werden aggressiv sein und jedes Rennen als Finale betrachten", drohte der Spanier, der in Silverstone von einem fatalen Malheur bei Vettels Boxenstopp profitiert hatte. Mindestens genauso wie die Werkzeug-Panne störte Weltmeister Vettel jedoch die Debatte um eine Stallregie zu seinen Gunsten. Der drittplatzierte Webber hatte den Boxenbefehl, den Deutschen kurz vor Schluss nicht mehr anzugreifen, missachtet und Vettel heftig attackiert. "Aus Sicht des Teams gibt es eigentlich keinen Grund, die Punkte aufs Spiel zu setzen", schimpfte Vettel. "Die Teamorder ist bei Red Bull angekommen", kommentierte Spaniens Sportzeitung "As". Der angefressene Webber rechtfertigte sich für seine Befehlsverweigerung: "Ich war nicht einverstanden damit. Wenn Fernando noch ausgefallen wäre, dann wäre es um den Sieg gegangen. Natürlich habe ich die Teamorder ignoriert, weil ich das Beste rausholen wollte. Es sah auch nicht nach einem Crash aus." Sofort aber war die Erinnerung an den Red-Bull-Zoff vom Vorjahr erwacht. Damals hatte Webber in Silverstone triumphiert, obwohl die Teamführung einen eigentlich für den Australier bestimmten Frontflügel an Vettels Auto montieren ließ. "Nicht schlecht für einen Nummer-Zwei-Fahrer", spottete Webber nach seinem Sieg via Funk. Damals war die Eiszeit zwischen beiden Fahrern auf dem Höhepunkt. Zuvor waren Vettel und Webber in Istanbul ineinander gekracht. "Dass da jetzt wieder Diskussionen losgetreten werden, das kann ich auch nicht vermeiden", sagte der Champion angesäuert. Vettel muss vor dem Heimrennen am Nürburgring in zwei Wochen fürchten, dass der interne Zwist seine bislang so souveräne Fahrt zum zweiten Titel gefährdet. "Wir müssen aufmerksam bleiben", forderte Vettel. Auch er weiß längst, dass sich Red Bull in diesem Jahr wohl nur selbst schlagen kann. Schon 2010 hatten Vettel und sein Rennstall es vor allem durch eigene Fehler, technische Pannen und den Pilotenstreit bis zum Schluss im WM-Kampf spannend gemacht. Teamchef Horner will daher einen möglichen neuen "Bürgerkrieg bei Red Bull" – wie die Gazetten vor Jahresfrist getitelt hatten – im Keim ersticken. "Das ist etwas, das wir beide unter vier Augen besprechen werden", sagte der Engländer. Am Montagmorgen fand sich Webber zur Nachbesprechung in der Red-Bull-Rennfabrik in Milton Keynes ein. "Das Team steht über allem, kein Einzelner ist größer als das Team", sagte Horner. Die englische Boulevardzeitung "The Sun" titelte bereits: "Webber riskiert seinen Arbeitsplatz". Fast zur Nebensache wurde dabei der Boxenstopp-Patzer (verlinkt auf /sport/formel1/article13479018/Peinliche-Reifenwechsel-Panne-verhindert-Vettels-Sieg.html) , der Vettel um den scheinbar sicheren Sieg gebracht hatte. "Das Rennen wäre wohl ein anderes gewesen", kommentierte Vettel das Malheur, bei dem ein Wagenheber gebrochen war. Alonso überholte in der Box und fuhr den Sieg nach Hause. "Alonso stutzt Red Bull die Flügel", jubelte die Sportzeitung "Marca". Ferrari profitierte in Silverstone wohl auch vom Wirbel um das Zwischengas-Verbot. "Fernando Alonso läuft für Ferrari heiß und ist bereit für einen späten Angriff auf den WM-Titel", urteilte der "Daily Telegraph". Nachdem das McLaren-Duo Lewis Hamilton und Jenson Button erneut an Boden verlor, gilt nun der WM-Dritte Alonso als letzter ernsthafter Konkurrent für Red Bull und vor allem Vettel. "Wir müssen weiter hart an uns arbeiten und uns weiter verbessern", mahnte Vettel daher eindringlich.
WELT
Wie im vergangenen Jahr gefährdet ein hausinterner Krach mit dem aufmuckenden Kollegen Mark Webber den Erfolg von Sebastian Vettel bei Red Bull.
Sport
Formel 1
2011-07-11T11:45:14Z
2015-10-03T18:37:15Z
Neuer Red-Bull-Hauskrach mit Webber nervt Vettel
https://www.welt.de//sport/formel1/article13480395/Neuer-Red-Bull-Hauskrach-mit-Webber-nervt-Vettel.html
Bundesbank-Chef: Weidmann warnt, dauerhaft auf Niedrigzins zu setzen
Bundesbank-Chef (verlinkt auf /themen/bundesbank/) Jens Weidmann hat die Deutschen davor gewarnt, bei Investitionsentscheidungen auf dauerhaft niedrige Zinsen zu setzen. „Die gegenwärtige Niedrigzinsphase darf kein Dauerzustand sein, und darauf sollte sich auch niemand verlassen“, sagte Weidmann der „Bild am Sonntag“. Dies sollten auch all jene bedenken, die sich jetzt verschuldeten. „Die Grenzen der eigenen Belastbarkeit sollte man nicht an den aktuell sehr niedrigen Zinsen, sondern an langfristig normalen Zinssätzen bemessen.“ Weidmann bekräftigte zudem seine Vorbehalte gegen die Rettungspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Zum Kurs von EZB-Präsident Mario Draghi, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen zur Stabilisierung des Euro aufzukaufen, sagte er der Zeitung: „Ist es eine gute Idee, dass wir einfach alle gegenseitig für unsere Staatsschulden haften? Eigentlich geht es doch darum, dass wir auf dem Weg zu einer stabileren Währungsunion vorankommen.“ Er habe die Sorge, dass die gute Entwicklung an den Finanzmärkten und insbesondere die niedrigen Zinsen auch für Staatsanleihen dazu führten, dass der Kampf gegen die Ursachen der Krise mit weniger Nachdruck geführt werde. „Das gehört zu den Risiken und Nebenwirkungen der Medizin, die Zentralbanken weltweit mit der Politik des billigen Geldes gerade verabreichen.“ Bundesbank will den Euro erhalten Weidmann betonte, Kritik an der Ausgestaltung einzelner Rettungsmaßnahmen bedeute nicht, dass man den Euro abschaffen wolle. „Im Gegenteil: Für die Bundesbank gilt, dass wir den Euro erhalten wollen und zwar als stabile Währung.“ Die EZB hatte den Leitzins (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/leitzins/) Anfang Mai auf den historischen Tiefstand von 0,50 Prozent abgesenkt. Angesichts schwacher Aussichten für den Arbeitsmarkt und für die Wirtschaft in etlichen Euro-Staaten war in den vergangenen Wochen der Druck auf die Währungshüter gewachsen, den Leitzins weiter zu senken. Durch die Absenkung der Zinsrate ist die Aufnahme von Krediten beispiellos günstig, während Anleger kaum noch Zinsen für ihr Geld bekommen.
WELT
Bürger sollten bei Investitionen aufpassen. Denn die „Niedrigzinsphase darf kein Dauerzustand sein“, sagt der Bundesbank-Chef – und warnt vor den Nebenwirkungen der Politik des billigen Geldes.
Wirtschaft
2013-05-18T09:09:13Z
2015-10-06T06:30:18Z
Weidmann warnt, dauerhaft auf Niedrigzins zu setzen
https://www.welt.de//wirtschaft/article116322043/Weidmann-warnt-dauerhaft-auf-Niedrigzins-zu-setzen.html
Koalitionsgipfel: Schwarz-Gelb einigt sich darauf, was nicht geht
Auf diesen Termin (verlinkt auf /politik/deutschland/article106414241/Koalition-einigt-sich-auf-spaerlichen-Minimalkonsens.html) hätte Angela Merkel gern verzichtet. Denn die Kanzlerin ist zurzeit voll damit ausgelastet, die drohende Verschärfung der Euro-Krise (verlinkt auf /themen/finanzkrise/) abzuwenden. Merkel wirkt mit dem Kopf eher bei den spanischen Banken, den italienischen Arbeitsmarktgesetzen oder dem griechischen Wahlsystem als bei heimischen Problemen. Merkel glaubt, die nächste Bundestagswahl (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bundestagswahl/) werde gewinnen, wer Sicherheit in der Euro-Krise vermittelt – andere Probleme übergibt sie, wenn sie ihr wichtig genug erscheinen, an Profis ihres Vertrauens. So bearbeitet Thomas de Maizière die Bundeswehrreform und Peter Altmaier neuerdings die Energiewende (verlinkt auf /politik/deutschland/article106414686/Wachstum-um-jeden-Preis-ist-nicht-laenger-akzeptiert.html) . Der Rest ist aus ihrer Sicht egal, deshalb darf sich ihr schwarz-gelber Kindergarten mit dem Betreuungsgeld oder anderen Bauklötzchen austoben. Horst Seehofer sieht das allerdings anders. Während Merkel, entgegen einer frischen Beteuerung vom Wochenende, keine Chance auf eine weitere bürgerliche Mehrheit sieht, muss Seehofer die schwarz-gelbe Karte im Spiel halten. Nicht für Berlin, wohl aber für München. In Bayern, wo vielleicht sogar zeitgleich mit der Bundestagswahl 2013 über eine neue Landesregierung abgestimmt wird, träumt Seehofer zwar von der absoluten Mehrheit der Mandate für seine CSU, weiß aber, dass er sehr wohl wieder auf die Liberalen als Koalitionspartner angewiesen sein könnte. Deshalb haben die Vorsitzenden von CDU und CSU eine ganz andere Strategie für Schwarz-Gelb. Während Merkel damit so wenig wie möglich in Verbindung gebracht werden will, hat sich Seehofer zum Ziel gesetzt, den Laden flott zu machen. Seit der verlorenen NRW-Wahl macht er Druck – auch öffentlich. Und durchaus auch auf Merkel. Merkel zierte sich zuerst Seehofer verlangte die sofortige Umsetzung der lang gehegten Pläne für das Betreuungsgeld und einen "Gipfel" der Parteivorsitzenden. Merkel zierte sich erst – schützte gar ein paar Tage lang "Terminschwierigkeiten" vor – und gab dann nach. Seehofer bekam sein Betreuungsgeld und seinen Gipfel. Während er mit Rösler und Merkel schon am Mittag gut drei Stunden im Kanzleramt tagte, sollte die neue familienpolitische Leistung wenige Stunden später am gleichen Ort durchgewunken werden: In der so genannten "Staatssekretärsrunde" bei Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) wollten die FDP-geführten Ministerien die "Leitungsvorbehalte" fallen lassen, die sie noch vorige Woche gegen das Betreuungsgeld erhoben hatten. Im Gespräch mit den Chefs hatte dies schon keine Rolle mehr gespielt. Die Unterhaltung der drei – über die es offiziell keine Unterrichtung gab – kreiste dem Vernehmen nach mehr um "grundsätzliche Fragen" und "lange Linien". Eine Verständigung über das reichliche Jahr bis zur nächsten Bundestagswahl sollte dabei erzielt werden. "Keine operativen Entscheidungen", hatte CDU-General Hermann Gröhe schon vorab alle Erwartungen gedämpft. Es gehe darum, sich "eher prozedual zu verständigen, als einzelne Fragen kontrovers zu behandeln". Was nicht weniger bedeutet als: Man versucht erst gar nicht, sich zu einigen. Rösler gegen Mindestlohn, Frauenquote und Maut So kam es dann auch. FDP-Chef Rösler machte im Kanzleramt deutlich, dass weder die CDU-Anliegen Mindestlohn und gesetzliche Frauenquote noch das CSU-Anliegen PKW-Maut von der schwarz-gelben Koalition umgesetzt würden. Damit ging er auf deutlichen Konfrontationskurs zu Merkel, die bereits angekündigt hatte, im Koalitionsausschuss über ein Mindestlohngesetz beraten lassen zu wollen. Die Haltung der FDP wird von vielen in der Union als starsinnig empfundenen – offener Ärger kam nach dem gestrigen Interview von FDP-Generalsekretär Patrick Döring mit dieser Zeitung hinzu. Denn Döring hatte gegenüber "Welt Online" (verlinkt auf /politik/deutschland/article106410236/Doering-CSU-schuld-an-schlechtem-Koalitionsbild.html) bereits vor dem Koalitionsgipfel mit scharfen Worten öffentlich festgelegt, die "Abwanderung der Union nach links" nicht mitmachen zu wollen. Eine Provokation? Jedenfalls zeigte sich der sonst so bedächtige Gröhe öffentlich angefressen: Er sprach von "einer öffentlichen Zensurvergabe", die er nicht nachmachen wolle, und widersprach Döring: "Auch über das Thema Lohnuntergrenze wird heute zu sprechen sein." Es sei "abwegig, von drei, vier oder fünf sozialdemokratischen Parteien" zu sprechen, schimpfte Gröhe und spottete in Richtung der schwächelnden FDP: "Wenn man schon wieder so stark zu sein glaubt, die gesamte politische Mitte allein zu repräsentieren…" "Pflege-Bahr" soll beschlossen werden Da Durchbrüche nach dieser Ouvertüre kaum mehr ohne Gesichtsverlust möglich waren, kamen die Vorsitzenden auch tatsächlich nur mit kleinen Ergebnissen aus dem Kanzleramt. Neben dem Betreuungsgeld soll am Mittwoch auch eine steuerliche Förderung privater Pflegezusatzversicherungen beschlossen werden. Bürger, die eine solche Versicherung abschließen, sollen künftig einen direkten Zuschuss zu ihren monatlichen Beiträgen bekommen. Das entspräche den Plänen von Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), der sich damit gegen Finanzminister Schäuble durchsetzen konnte, der kurzfristig zur Parteivorsitzendenrunde hinzu stieß. Allerdings sind im Bundeshaushalt zunächst nur 100 Millionen Euro für die Förderung vorgesehen – und damit nur rund halb so viel wie Bahr ursprünglich gefordert hatte. Nach Auffassung der Versicherungswirtschaft wären sogar 300 Millionen Euro nötig, um wirkliche Anreize zum Abschluss einer solchen Zusatzversicherung zu setzen. Im Koalitionsvertrag war sogar noch die Rede von einer Pflicht zum Abschluss einer solchen Versicherung. Davon nahm die Koalition aber später Abstand, weil es rechtlich nicht umsetzbar war. Nun hofft die FDP aber dennoch, die geförderte Zusatzversicherung könne als "Pflege-Bahr" schnell bekannt und populär werden. Außerdem bekräftigen die Parteivorsitzenden die gemeinsame Absicht, den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), also den Dauer-Rettungsschirm, gemeinsam mit dem Fiskalpakt noch vor der Sommerpause im Bundestag beschließen zu wollen. Das kann Schwarz-Gelb freilich gar nicht ohne die Opposition. Wegen einer notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit für den Fiskalpakt spricht die SPD hier mit. Keine Einigung bei Haushalt und Praxisgebühr Unklar blieb, wie weit die Parteivorsitzenden bei ihren Gesprächen über die Energiepolitik neue Gemeinsamkeiten finden konnten. Zuletzt war etwa eine Kürzung der üppigen Subventionierung der Solarenergie auch an unionsgeführten Bundesländern gescheitert. Am Morgen hatte Merkel darüber noch mit einigen Ministerpräsidenten im Parteipräsidium der CDU sprechen können. Eine Teilnehmerin der Sitzung glaubte hinterher Bewegung in der Debatte beobachtet zu haben. Rösler jedenfalls betonte im Kanzleramt sein "herausragendes Interesse an bezahlbarem Strom für Wirtschaft und private Verbraucher". Konkret verständigten sich Merkel, Rösler und Seehofer darauf, noch vor der Sommerpause ein neues Leistungsschutzrecht für Presseverlage zu verabschieden. Keine Einigung dagegen gab es beim Wunsch der FDP auf einen ausgeglichenen Haushalt schon 2014 sowie der ebenfals von den Liberalen gewünschten Abschaffung der Praxisgebühr. Seehofer gab sich demonstrativ zufrieden Einer gab sich nach dem Treffen immerhin demonstrativ zufrieden: Horst Seehofer: "Ich fahre mit dem guten Gefühl zurück nach München, dass diese Regierungskoalition die wichtigen politischen Aufgaben national wie international anpacken will und lösen kann", ließ er sich von seinem Sprecher zitieren. Die Beschlüsse des letzten Koalitionsausschusses im November seien nun abgearbeitet, damit könne man sich in diesem wichtigsten Gremium der Koalition nun erneut treffen. Damit bezog sich Seehofer auf sein Ultimatum: Er hatte angekündigt, die Mitarbeit im Koalitionsausschuss einzustellen, bis ein Gesetzentwurf für das Betreuungsgeld vorliege. Mitarbeit: Thorsten Jungholt, Philipp Neumann
Robin Alexander
Horst Seehofer hatte den Koalitionsgipfel gegen den Willen der Kanzlerin erzwungen – und war anschließend zufrieden. Das Betreuungsgeld und der "Pflege-Bahr" kommen. Andere Pläne verweigert die FDP.
Politik
Deutschland
2012-06-04T16:41:34Z
2012-10-31T12:15:31Z
Schwarz-Gelb einigt sich darauf, was nicht geht
https://www.welt.de//politik/deutschland/article106414840/Schwarz-Gelb-einigt-sich-darauf-was-nicht-geht.html
Deutsches Jobwunder verblüfft selbst Experten
Der Arbeitsmarkt boomt. Obwohl Experten bereits zu Beginn des Jahres und bis in den Sommer hinein gewarnt hatten, dass es mit der glänzenden Entwicklung im Laufe des Jahres vorbei sein könnte, sinkt die Arbeitslosigkeit weiter – entgegen aller Prognosen. „Es gäbe derzeit genügend Gründe, ein Steigen der Arbeitslosigkeit zu befürchten, sei es die große Aufgabe der Flüchtlingsintegration, die Dieselkrise oder die Brexit-Verunsicherung“, sagt etwa Enzo Weber, Forschungsleiter beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Und trotzdem sprechen die Zahlen seiner Kollegen eine andere Sprache: Deren monatliches Arbeitsmarktbarometer, das die Entwicklung der Arbeitslosigkeit prognostiziert, machte im Oktober einen regelrechten Sprung um 1,3 Indexpunkte auf den Wert von 102,6 Punkten. „Die Aussichten für ein weiteres Sinken der Arbeitslosigkeit haben sich deutlich verbessert“, jubeln die Nürnberger Forscher. Der Index soll die Entwicklung der kommenden drei Monate prognostizieren. Wie stark die Arbeitslosigkeit zuletzt zurückgegangen ist, wird die Bundesagentur für Arbeit (BA) am kommenden Donnerstag bekanntgeben, wenn sie die aktuellen Zahlen zum Arbeitsmarkt veröffentlicht. Beobachter rechnen angesichts der weiterhin robusten Konjunktur und positiver Signale aus der Wirtschaft damit, dass die Zahl der Arbeitslosen um 10.000 Personen zurückgehen wird – wenn man die für die Jahreszeit üblichen Schwankungen herausrechnet. Damit sinkt die Arbeitslosigkeit zwar nicht mehr so stark wie in den Hochphasen der vergangenen Jahre; aber der Rückgang ist beständig. Diese Entwicklung überrascht viele Ökonomen; hatten Experten doch in den vergangenen Monaten prognostiziert, dass die Arbeitslosigkeit in der zweiten Jahreshälfte stagnieren oder sogar schlimmstenfalls steigen würde. Zwei Entwicklungen hatten die Arbeitsmarktspezialisten zu diesen pessimistischeren Vorhersagen bewogen: Zum einen finden sich unter den verbliebenen Langzeitarbeitslosen viele Menschen, die nur noch sehr schwer oder gar nicht mehr in den normalen Arbeitsmarkt zu vermitteln sind. Zudem kommen, und das ist die zahlenmäßig weitaus gewichtigere Entwicklung, Zehntausende Flüchtlinge in diesen Monaten auf den Arbeitsmarkt. Für viele Geflüchtete, die im Sommer 2016 kamen, gehen die verpflichtenden Sprach- und Integrationskurse zu Ende, und das lässt sich in der Arbeitslosenstatistik der BA ablesen: Demnach meldeten sich im August 62.700 Flüchtlinge arbeitslos, und im September weitere 63.300. Die Neuzugänge sorgen dafür, dass die Arbeitslosigkeit weniger schnell zurückgeht, als in den vergangenen Jahren. Allerdings: Sie steigt auch trotz der Neuzugänge nicht, obwohl viele Beobachter damit gerechnet hatten. Verantwortlich dafür sind die Unternehmen, die angesichts der weiterhin boomenden Konjunktur viel mehr Jobs schaffen als erwartet. Das drückt die Arbeitslosenquote: Wenn die Zahl der Beschäftigten stärker steigt als die Zahl der Arbeitslosen, sinkt die Arbeitslosenquote. Tatsächlich gibt es neben diesem statistischen aber auch einen ganz handfesten Effekt: Der boomende Arbeitsmarkt nimmt überraschend viele Geflüchtete auf: Zehntausende von ihnen haben laut den offiziellen Statistiken bereits einen Job gefunden. Das IAB erwartet denn auch, dass im kommenden Jahr mehr Flüchtlinge, die Integrationsmaßnahmen beenden, einen Job finden werden als in die Arbeitslosigkeit gehen. Die Zahl der arbeitslosen Flüchtlinge soll demnach zwar im kommenden Jahr um 60.000 Personen steigen, die Zahl der erwerbstätigen Flüchtlinge allerdings weit stärker um sogar 80.000. Wie lange diese Entwicklung noch weitergeht, ist allerdings fraglich, denn dem Job-Boom könnte trotz gut laufender Konjunktur die Puste ausgehen, weil es nicht mehr genug Bewerber gibt. In vielen Bereichen der Wirtschaft fällt es den Unternehmen zunehmend schwer, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Wie händeringend Arbeitgeber nach Personal suchen, zeigt etwa der Stellenindex der BA, der die Nachfrage nach Arbeitskräften misst. Er stieg im Oktober auf den höchsten jemals gemessenen Wert seit dem Beginn der Berechnung im Jahr 2005. „In vielen Branchen ist die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften höher als vor einem Jahr“, heißt es von der BA. Das gelte ganz besonders für die Industrie. Inzwischen gebe es kaum noch eine Branche, die nicht nach geeigneten Mitarbeitern suche. Eine Ausnahme ist lediglich der öffentliche Dienst. In der boomenden Baubranche macht sich die Knappheit an Personal bereits besonders stark bemerkbar. „Inzwischen meldet fast jeder fünfte Bauunternehmer Probleme bei der Besetzung von offenen Stellen“, schreiben die Forscher des Münchener Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) in der Veröffentlichung zu ihrem jüngsten Beschäftigungsbarometer.
Tobias Kaiser
Ökonomen hatten für das zweite Halbjahr stagnierende oder gar steigende Arbeitslosenzahlen prognostiziert. Die Realität sieht anders aus
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DIE WELT
2017-11-01T06:06:18Z
2017-11-01T00:55:10Z
Deutsches Jobwunder verblüfft selbst Experten
https://www.welt.de//print/die_welt/wirtschaft/article170212911/Deutsches-Jobwunder-verbluefft-selbst-Experten.html%20https://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article170212911/Deutsches-Jobwunder-verbluefft-selbst-Experten.html
Israel: Netanjahus Likud laut Prognosen stärkste Kraft bei Wahl
Die rechtskonservative Likud-Partei des Regierungschefs Benjamin Netanjahu ist bei Israels vierter Parlamentswahl binnen zwei Jahren laut Prognosen stärkste Kraft geworden. Die Likud-Partei kam demnach am Dienstag auf 31 bis 33 Mandate, etwas weniger als bei der Wahl vor einem Jahr. Auf Platz zwei kam die Zukunftspartei des Oppositionsführers Jair Lapid. Eine klare Regierungsmehrheit zeichnete sich zunächst nicht ab. Netanjahu hat aber Chancen, eine Regierung zu bilden. Dies hängt davon ab, ob sich die siedlerfreundliche Jamina-Partei auf Netanjahus Seite schlägt. Deren Vorsitzender Naftali Bennett war zwar mit dem Ziel in den Wahlkampf gegangen, Netanjahu abzulösen. Er hat allerdings auch nicht ausgeschlossen, in eine Koalition mit diesem einzutreten. Mit Jamina würde der Netanjahu-Block den Prognosen zufolge eine Mehrheit von 61 von 120 Abgeordneten erreichen. Netanjahu ist seit 2009 durchgängig im Amt. Hinter dem Likud erreichte die Zukunftspartei von Oppositionsführer Jair Lapid Platz zwei (16 bis 18 Mandate). Der dritte Platz ist noch unklar. Die Prognosen sehen dort entweder die streng religiöse Schas-Partei oder das arabische Parteienbündnis. Nach den Prognosen übersprangen insgesamt zwölf Parteien die für den Einzug in die Knesset nötige Hürde von 3,25 Prozent. Die meisten kamen auf einstellige Mandatszahlen. Israel befindet sich seit mehr als zwei Jahren in einer politischen Dauerkrise. Nach zwei Wahlen 2019 war es Netanjahu nicht gelungen, eine Regierung zu bilden. Nach der Wahl 2020 hatten er und sein Likud unter dem Eindruck der Corona-Krise eine Koalition mit dem Mitte-Bündnis Blau-Weiß von Ex-Armeechef Benny Gantz gebildet. Die neuerliche Parlamentswahl war nötig geworden, nachdem die Koalition im Streit über den Haushalt für 2021 zerbrochen (verlinkt auf /politik/ausland/article223101642/Neuwahlen-noetig-Israelisches-Parlament-loest-sich-auf.html) war. Vorläufige Endergebnisse werden nicht vor Freitag erwartet Vorläufige Endergebnisse erwartete das Wahlkomitee nicht vor Freitag. Wegen der Corona-Krise galten besondere Sicherheitsregeln, in Israel gibt es keine Briefwahl wie in Deutschland. So stimmten Infizierte in speziellen Wahllokalen ab, die etwa in Bussen errichtet wurden. Sogar am Flughafen Ben Gurion konnten Einreisende wählen. Insgesamt waren rund 6,6 Millionen Menschen aufgerufen, die Mitglieder der 24. Knesset in Jerusalem zu bestimmen. Das bestimmende Thema des Wahlkampfes war vor allem die Corona-Krise. Netanjahu wollte vor allem mit der rasanten Impfkampagne in dem Land punkten. Viele zeigten sich zuletzt jedoch unzufrieden mit dessen Pandemiemanagement. Die Infektionszahlen in Israel hatten teils deutlich über denen in Deutschland gelegen, die Bürger mussten sich mit langen Lockdown-Phasen arrangieren. Netanjahu steht auch wegen eines gegen ihn laufenden Korruptionsprozesses (verlinkt auf /debatte/kommentare/article223095788/Vor-Neuwahlen-Auch-in-Israel-verroht-die-Politik.html) unter Druck. Nach Angaben der israelischen Armee wurde am frühen Abend eine Rakete auf Israel abgefeuert. Opfer oder Sachschäden gab es demnach nicht. Medienberichten zufolge ging das Geschoss in der Region um Beerscheba nieder. In der Stadt habe sich zu der Zeit Netanjahu aufgehalten.
WELT
Laut Prognosen ist die Likud-Partei von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu stärkste Kraft bei der Parlamentswahl geworden. Platz zwei geht an den Oppositionsführer Jair Lapid. Eine klare Regierungsmehrheit zeichnet sich aber nicht ab.
Politik
Ausland
2021-03-23T21:10:00Z
2021-03-24T07:20:18Z
Netanjahus Likud laut Prognosen stärkste Kraft bei Wahl in Israel
https://www.welt.de//politik/ausland/article229025935/Israel-Netanjahus-Likud-laut-Prognosen-staerkste-Kraft-bei-Wahl.html
Deutscher Student besucht umkämpfte Stadt Kobani
Vor vier Monaten hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) (verlinkt auf /themen/islamischer-staat/) ihren Angriff auf die syrisch-türkische Grenzstadt Kobani begonnen. Nur mit der Luftunterstützung der internationalen Koalition konnten kurdische Truppen die Extremisten abwehren. Heute ist nahezu der gesamte Ort wieder unter kurdischer Kontrolle. Weit über 1000 IS-Kämpfer sollen getötet worden sein. Aber die Terrormiliz gibt nicht auf und startet immer wieder neue Angriffe. Kobani bleibt eine der gefährlichsten Städte der Region. Trotzdem reiste Ingo Dauben aus Geldern (Nordrhein-Westfalen) in die umkämpfte Grenzstadt. Der 27-jährige Student der Sozialpädagogik wollte sich persönlich ein Bild machen. Nach seiner zehntägigen Reise ist er wieder zu Hause und spricht zum ersten Mal über seine Erfahrungen. Die Welt: Wie kommt man dazu, freiwillig in den Krieg zu ziehen und sein Leben zu riskieren? Ingo Dauben: In Deutschland hörte ich immer, wie grausam die IS-Terroristen sind und wie schlecht es den Tausenden von Flüchtlingen geht. Aber viel mehr Informationen gab es kaum. Deshalb habe ich mich entschlossen, mir das einmal direkt vor Ort anzusehen. Die Kurden kämpfen gegen die momentan gefährlichste Bedrohung der Menschheit und sie kämpfen nicht nur für sich selbst, sondern auch für uns. Welt: Wie haben Sie die Kriegsstadt Kobani erlebt? Dauben: Am ersten Tag habe ich eine kleine Tour mit Journalisten zur Orientierung gemacht. Das war sehr eindrucksvoll, die Stadt, die Menschen. Alles ist perfekt organisiert. Jeder macht das, was er am besten kann. Ich war im Krankenhaus. Dort arbeiten Ärzte und Pflegepersonal unter den schlimmsten Bedingungen, aber alle sind höchst professionell. In nur 15 Minuten wurden sechs Verwundete eingeliefert, darunter ein kleines Kind mit schweren Verbrennungen. Sie alle wurden schnell und bestens versorgt. Ich habe vormittags in der Logistik geholfen. Da wurden alle Hände benötigt, um Lieferungen an die einzelnen, geheimen Versorgungspunkte in der Stadt zu verteilen. Da kamen auch Kämpfer, um Lebensmittel, Wasser und Zigaretten zu übernehmen. Nachmittags bin ich dann meist an die Front gegangen. Welt: Die Kampflinie liegt noch innerhalb der Stadt? Dauben: Kobani ist wirklich kein großer Ort. Zu Fuß ist man in zehn oder 15 Minuten an der Front. Der IS steht am östlichen und westlichen Rand von Kobani. Deshalb können die Islamisten noch immer die ganze Stadt beschießen. Welt: Wie sieht es an der Front aus? Dauben: Vom IS ist man nur durch eine Straße getrennt. Da liegen nicht mehr als 25 Meter dazwischen. Nachts versuchen IS-Kämpfer, an Kurdenstellungen heranzuschleichen, um sie dann im Morgengrauen in die Luft zu sprengen. Die Kobani-Verteidiger haben mir gesagt, wenn die Stadt erst einmal von den Terroristen gesäubert sei, dann sei alles kein Problem mehr. Die umliegenden Dörfer seien danach leicht zu befreien. Da gebe es nur offenes Gelände und kaum Orte, die Schutz bieten könnten. Welt: Aber das scheint noch zu dauern. Die IS-Kämpfer wollen offenbar nicht aufgeben. Dauben: Ja, allerdings! Ich erinnere mich noch an eine groß angelegte IS-Offensive am 6. Januar. Sie wollten die sogenannte schwarze Schule zurückerobern. Das ist ein strategisch zentraler Punkt in Kobani. Sie griffen mit zwei Panzern an. Nachts flog die Koalition permanent Luftangriffe. Früh morgens konnten die beiden Panzer mit Katjuscha-Raketen zerstört und der Angriff zurückgeschlagen werden. Danach dachten alle, jetzt sei endgültig Schluss. Aber nein, der IS machte weiter. Welt: Sie scheinen sich sehr schnell an den Krieg gewöhnt zu haben. Hatten Sie keine Angst? Dauben: Nein, man gewöhnt sich sehr schnell daran. Das hat mich auch gewundert. Angst hat man keine, obwohl in Kobani überall und jederzeit Mörsergranaten einschlagen können. Um 16 Uhr geht die Sonne unter und man sollte draußen im Dunkeln nie mit Taschenlampe gehen – wegen der Drohnen und der Scharfschützen. Welt: Sie konnten nachts ruhig schlafen? Dauben: Ja, selbst die nächtlichen Bombardements waren kein Problem. Zuerst hört man das Flugzeug, dann kurze Zeit später eine Explosion oder auch drei hintereinander. Man verbindet ja etwas Gutes mit den Luftangriffen der Koalition. Ich erinnere mich an einige Kinder, die nach einem Bombenangriff voller Freude lachten. Welt: Haben Sie an der Front die Kämpfer nicht gestört? Dauben: Nein, im Gegenteil. Das war gut für die Moral, wenn sich ein Deutscher direkt an der Kampflinie zeigt. Ich habe viele Stunden mit den Kämpfern verbracht, wenn nicht viel los war. Sie waren nett und zuvorkommend. Der Kampf wird von jungen Männern und Frauen geführt, die meisten sind nicht älter als 20 Jahre und haben uralte Waffen. Ein Scharfschütze zeigte mit sein Gewehr, das noch aus dem zweiten Weltkrieg stammte. Keiner trägt eine Schutzweste oder einen Helm. Welt: In Kobani haben die syrisch-kurdische Miliz YPG und die Kämpfer der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) Verstärkung von den Peschmerga-Truppen aus der autonomen Kurdenregion im Irak bekommen. Auch eine kleine Einheit der Freien Syrischen Armee (FSA) ist in der Stadt. Sind die alle gemeinsam an der Front? Dauben: Nein, in vorderster Linie kämpfen nur Einheiten der YPG und PKK. Die Peschmerga sind mit ihrer schweren Artillerie relativ weit hinten. Sie haben auch ein besseres Leben als die anderen. Nach einigen Wochen werden sie abgelöst. Ihre Verpflegung ist auch besser. Sie haben Schafe mitgebracht, um frisches Fleisch zu haben. Keiner der Peschmerga-Kämpfer gibt je einen Schuss auf den IS ab. Sie sind nur für die Artillerie zuständig. Welt: Und die FSA? Dauben: Ihre Kämpfer sind ebenfalls hinter der Front untergebracht. Nur selten kämpfen sie ganz vorne. Welt: Kobani liegt in Trümmern. Wie muss man sich das Stadtbild vorstellen? Dauben: Alles kaputt, könnte man sagen. Auf dem bekannten Friedensplatz der Stadt steht kein Gebäude mehr. Überall sind Barrieren aufgebaut, um die IS-Selbstmordattentäter mit ihren Fahrzeugen aufzuhalten. Überall liegen tote IS-Kämpfer. Wegen der Scharfschützen und versteckten Bombenfallen ist es zu gefährlich, sie zu bergen und zu beerdigen. Einer von ihnen lag zwölf Tage auf der Straße. Ich konnte erkennen, dass er aus dem asiatischen Raum stammte. Welt: Gibt es nach wie vor Zivilisten in der Stadt? Dauben: Ja, einige sind noch da und leben dort ohne Wasser und Strom. Andere haben sich Zelte unmittelbar in der Nähe des Grenzzauns zur Türkei gebaut. Viele schlafen auch auf Anhängern, in Kleinbussen oder in Autos. Manche von ihnen sind aus der Türkei zurückgekommen, weil sie dort nicht bleiben konnten oder wollten. Sie sagten, sie zögen es vor, notfalls in ihrer Heimat zu sterben. Welt: Aber an eine Niederlage glaubt niemand? Dauben: Nein. Abends werden im kurdischen Fernsehen die Märtyrer des Tages gezeigt. Die Moral aber ist ungebrochen, und das ist wohl auch der Grund dafür, dass die Stadt noch nicht gefallen ist. Welt: Sie sind nun wieder in Deutschland. Was haben sie nach Ihrer Reise vor? Dauben: Ich bin auf der Suche nach zivilen und politischen Organisationen, um Hilfe für die Flüchtlinge zu organisieren. Es fehlt dort an allen Ecken und Enden. Babynahrung ist nur eines von vielen Gütern, die dringend benötigt werden. Ich habe auch Videos von Familien und kurdischen Offiziellen an die Bundesregierung geschickt. Darin geht es um einen Schutzkorridor, der aus humanitären Gründen geschaffen werden müsste.
Alfred Hackensberger, Tanger
Student Ingo Dauben wollte sich selbst ein Bild vom Krieg gegen die Terrormiliz machen und fuhr nach Kobani. Dort fand er Verwüstung – aber auch ungebrochenen Siegeswillen. Ein Augenzeugenbericht.
Politik
Ausland
2015-01-21T13:23:54Z
2015-10-16T07:03:57Z
„Überall in Kobani liegen tote IS-Kämpfer“
https://www.welt.de//politik/ausland/article136613832/Ueberall-in-Kobani-liegen-tote-IS-Kaempfer.html
Nord- und Ostsee: Beginn der Badesaison – Forscher messen Rekordtemperaturen
Die Badesaison an den deutschen Stränden beginnt in der Regel mit dem Juni. Zwar soll das Wetter in den kommenden Tagen vielerorts noch wechselhaft werden, das Wasser ist in diesem Jahr aber wärmer als sonst. Die durchschnittlichen Temperaturen der Wasseroberfläche von Nord- und Ostsee (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/nordsee-urlaub/) waren in den Monaten März, April und Mai außergewöhnlich hoch. Die gesamte Nordsee erlebte das wärmste Frühjahr seit Beginn der aktuellen Auswertungen im Jahr 1997, wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg mitteilte. Auch in der deutschen Ostsee wurden Rekordtemperaturen gemessen. Die Temperatur der Nordsee stieg im Frühjahr auf durchschnittlich 8,7 Grad. Das sei die höchste seit Beginn der aktuellen Daten im Jahr 1997, sagte der Leiter des Referats Marine Klimafragen beim BSH, Tim Kruschke. Das seien im Durchschnitt 0,9 Grad über dem langjährigen Mittel von 1997 bis 2021. „Fast die gesamte Nordsee war an der Oberfläche mindestens 0,5 Grad wärmer als üblich, mit deutlichen Ausreißern nach oben.“ Die größten Abweichungen traten den Angaben zufolge in der östlichen Nordsee vor der norwegischen und dänischen Küste auf, wo die Temperaturen bis zu 2 Grad über dem langjährigen Mittel lagen. Im deutschen Teil der Nordsee lagen die Oberflächentemperaturen laut BSH ebenfalls deutlich über dem langjährigen Mittel – um 0,8 bis 1,5 Grad. Je nach Ort war es dort das viert- bis sechstwärmste Frühjahr seit 1997. Deutscher Teil der Ostsee mehr als 2 Grad wärmer Die Durchschnittstemperatur der Ostsee betrug im Frühjahr 5 Grad, wie das BSH weiter mitteilte. Das sei ein Grad über dem langjährigen Mittel und das sechstwärmste Frühjahr seit 1997. Dabei gab es deutliche regionale Unterschiede: Der äußerste Norden war den Angaben zufolge etwas kälter als der Durchschnitt, während der Süden deutlich wärmer war. Im südwestlichen Teil der Ostsee, der die deutschen Gewässer und die dänischen Inseln umfasst, lagen die Temperaturen mehr als 2 Grad über dem Langzeitmittel. Damit handelt es sich dort um das wärmste Frühjahr seit Beginn der aktuellen Daten im Jahr 1997. In Kiel dauerte eine marine Hitzewelle in einer Wassertiefe von einem halben Meter mit 55 Tagen den Angaben zufolge so lange wie nie zuvor seit 1989. Bei solchen Hitzewellen gehören die Temperaturen mindestens fünf Tage lang zu den höchsten 10 Prozent der über 30 Jahre gemessenen Werte am betreffenden Ort für die jeweilige Jahreszeit. Die Temperaturen lagen laut BSH vom 28. März bis zum 21. Mai durchschnittlich 2,6 Grad über dem Mittelwert von 1991 bis 2020, mit einem Höchstwert von 4,3 Grad über dem Durchschnitt. Folge des Klimawandels Das BSH analysiert wöchentlich die Oberflächentemperaturen der Nordsee und Ostsee, indem es Satellitendaten mit Messungen von Stationen und Schiffen kombiniert. Das BSH erhebt sie im Rahmen seiner Vermessungs- und Beobachtungsaufgaben. Es erstellt unter anderem auch amtliche Seekarten, Seewetterberichte und Sturmflutwarnungen. Das Frühjahrsmittel 2025 wurde anhand der Wochenmittelwerte von März bis Mai berechnet und mit dem Frühjahrsmittel von 1997 bis 2021 verglichen. Die Leiterin der Abteilung Meereskunde beim BSH, Kerstin Jochumsen, sagte, „unsere Daten zeigen, dass sich Nordsee und Ostsee kontinuierlich erwärmen“. Das sei eine direkte Folge des Klimawandels und verändere die Meeresumwelt zunehmend.
WELT
In Nord- und Ostsee messen Forscher im Frühjahr Rekordtemperaturen an der Wasseroberfläche. Die Experten sprechen von „deutlichen Ausreißern nach oben“. Badegäste sollten sich vor dem Sprung ins Wasser genau informieren.
Wissenschaft
2025-06-10T14:00:23.742Z
2025-06-10T14:01:15.932Z
Beginn der Badesaison – Nord- und Ostsee sind überdurchschnittlich warm
https://www.welt.de//wissenschaft/article256231634/Nord-und-Ostsee-Beginn-der-Badesaison-Forscher-messen-Rekordtemperaturen.html
Formel 1: Sebastian Vettel wird zum Bruchpiloten
Der angekündigten Aussprache entzog sich Sebastian Vettel fürs Erste. Der 22 Jahre alte Red-Bull-Pilot fuhr mit seinem Vater vom Fahrerlager zum Flughafen, als Stallgefährte Mark Webber (33) den peinlichen Auftritt seines Rennstalls beim Großen Preis der Türkei erklärte und Teamleiter Christian Horner den verständnisvollen Vermittler gab. „Es gibt keine Animositäten zwischen den Fahrern“, beschwichtigte der Chef, „beide sind sehr ambitionierte Fahrer, wie hungrige Tiere, und es liegt an uns, dass sich so etwas nicht wiederholt.“ Schwamm drüber. Das Kriegsbeil soll bei einem Versöhnungsgipfel am Teamsitz in Milton Keynes vor dem Großen Preis von Kanada (13. Juni) begraben werden. Wenn es so einfach wäre. Horners Appell klang wie eine Selbstverständlichkeit. „Sie dürfen sich auf keinen Fall mehr in die Kiste fahren.“ Wer sich nun bei wem entschuldigen muss, deutete Horner nur an. Er hätte sich gewünscht, dass sie sich mehr Platz gelassen hätten beim Überholmanöver, Webber dem heranstürmenden Vettel; eine Auffassung, die das zerrüttete Verhältnis der Fahrer kaum kitten wird. Die Unwucht in der Diskussion ist heftig. Kaum jemand außer bei Red Bull sprang Vettel bei. „Zu aggressiv“ fand Niki Lauda das Manöver. „Sebastian ist reingezogen, Mark hat sich überhaupt nicht bewegt. Ganz klar Vettels Fehler“, urteilte Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Auch Lewis Hamilton, hinterher fahrender Unfallzeuge mit bester Aussicht („Es war wie im Film in HD-Qualität“), belastete Vettel schwer. „Mark konnte nicht ausweichen. Ich finde, er hat genug Platz gelassen. Vettel versuchte auch mir vorher reinzufahren. Er ist gefährlich und aggressiv.“ Mit seinem forschen Fahrstil eckte Vettel an, auch bei seinem Teamkollegen aus Australien. Der elf Jahre jüngere Teamrivale ist allerdings der Liebling von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz. Er fuhr schon als Junior im Ausbildungsprogramm der Österreicher und schlug ein hoch dotiertes Angebot von Ferrari aus. Dem Deutschen gehört die Zukunft. Er fühlt Dankbarkeit, aber er kann sich zurzeit nicht revanchieren. Das frustriert. Machten ihm zu Saisonbeginn technische Defekte zu schaffen, wurde er in den zwei vorangegangenen Rennen, in Barcelona und Monte Carlo, von Auslaufmodell Webber mit zwei Siegen düpiert. Im Istanbul Park entlud sich der Druck auf Vettel in zwei abwertenden Handbewegungen. Die beleidigenden Gesten verschlimmerten das Zerwürfnis im Team. „Da muss man schnellstens gegensteuern“, fordert Ex-Rennfahrer Gerhard Berger. Ungeachtet dessen hat der Kommandostand Partei für das Mateschitz-Juwel ergriffen. „Es war Vettels Linie“, behauptet unbeirrt der einflussreiche Berater Helmut Marko, der noch am Abend mit seinem Chef telefonierte. „Mateschitz war alles andere als begeistert.“ Warum wurde Vettel in der Stunde der Schmach derart protegiert? Wusste der Kommandostand mehr, als er öffentlich zugeben konnte? Mark Webber jedenfalls ist weit davon entfernt einzulenken. Gefragt, warum er in der verhängnisvollen Kurve in Runde 40 plötzlich wesentlich langsamer als Vettel war, brachte er die Journalisten für sich in Stellung: „Hm, ihr Jungs müsst ein bisschen tiefer graben, vielleicht woanders.“ Etwa zur Hälfte der Renndistanz wurde Webber per Funk aufgefordert, wegen Spritmangels langsamer zu fahren. Vettel dagegen konnte Benzin sparen, weil er angeblich zu Beginn des Rennens nicht durch einen Hintermann bedrängt wurde. Das habe dem Deutschen laut Horner Spielraum für eine zusätzliche Runde Vollgas gegeben, die für Vettel bekanntlich neben der Spur endete. Auch so etwas wie ein Sündenbock fand sich. Ciaron Pilbeam, ein eher kleines Licht in der Hierarchie der Red-Bull-Strategen. Webbers Renningenieur soll es versäumt haben, seinem Fahrer früh genug über Vettels Attacke zu informieren. „Es war ein Kommunikationsproblem“, behauptet Red-Bull-Mann Marko. Die allgemeinen Funkstörungen bei Red Bull beschäftigten die Schaltzentralen der Konkurrenz. Mercedes-Teamchef Ross Brawn nimmt die Teamführung der Bullen in die Pflicht: „Beide Piloten wissen, dass sie gegeneinander fahren. Es kommt darauf an, was ihnen vorher gesagt wird.“ Laut Brawn habe der in Führung liegende Webber offensichtlich nicht erwartet, dass Vettel so hart gegen ihn fahre: „Beiden müssen die Spielregeln bekannt sein.“ Dass der weise Brite zum Friedensgipfel eingeladen wird, muss bezweifelt werden. Unmittelbar nach dem Rennen gab Teamchef Horner an, Vettel hätte die besseren Reifen gehabt. Auch deshalb wird gemunkelt, dass Webber unter dem Vorwand, im Duell mit Hamilton zu viel Benzin verbraucht zu haben, angewiesen worden sein soll, langsamer zu fahren.
Robert Dunker
Für die Experten war die Sache klar: Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel war für den Unfall mit seinem Teamkollegen Mark Webber verantwortlich.
Sport
Formel 1
2010-05-31T10:51:01Z
2015-10-03T04:43:28Z
Sebastian Vettel wird zum Bruchpiloten
https://www.welt.de//sport/formel1/article7860570/Sebastian-Vettel-wird-zum-Bruchpiloten.html
Flughafen in Florida: Die rührende Reise eines Stofftigers
Ein Junge verliert am Flughafen von Tampa im US-Bundesstaat Florida sein Stofftier. Als Flughafenmitarbeiter den Kuschel-Tiger finden, kommt ihnen eine Idee: Sie zeigen dem Stofftier den Airport.
WELT
Ein Junge verliert am Flughafen von Tampa im US-Bundesstaat Florida sein Stofftier. Als Flughafenmitarbeiter den Kuschel-Tiger finden, kommt ihnen eine Idee: Sie zeigen dem Stofftier den Airport.
2015-07-06T12:00:00Z
2016-12-17T08:41:10Z
Die rührende Reise eines Stofftigers
https://www.welt.de//videos/video143600363/Die-ruehrende-Reise-eines-Stofftigers.html
Haute Couture im Zeitalter des wieder auflebenden Feminismus
Eine riesige runde Bibliothek hatte Chanel ins Grand Palais gebaut. Pappmascheebücher, aber lauter Titel, die Karl Lagerfeld gefallen haben. Ein Ruhepunkt und Luxus in digitalen Zeiten, so wie die Haute-Couture-Schauen in der allgemeinen Konsum- und Bilderflut. Das Setting war wieder grandios und wirkte wie Bepanthen für die Gäste. Die Trostlosigkeit des leeren Bahnsteigs bei der letzten Prêt-à-porter-Schau so wenige Monate nach dem Tod von Lagerfeld (verlinkt auf /icon/article189034503/Karl-Lagerfeld-Mode-Legende-im-Alter-von-85-Jahren-gestorben.html) durfte verheilen. Vor allem aber wurde klar: Seine Nachfolgerin Virginie Viard war nicht nur des Designers rechte Hand. Dies war ihre erste ganz eigene Kollektion, und sie war schön und emanzipiert vom Übervater. Den Tweedmänteln zur Eröffnung folgten viele Entwürfe mit Allure, neuen Linien, einer gewisse Leichtigkeit. Als die scheue Designerin zum Schlussapplaus aus einer der Tapetentüren trat, lächelte sie zum ersten Mal. Die neue Zeit kann beginnen. Bei Dior gilt das, seit Maria Grazia Chiuri 2016 die kreative Führung übernommen hat. Emanzipation ist für sie keine Kampfansage, sondern das Leben einer modernen Frau mit Mann, Tochter und Sohn, einem inspirierenden wie fordernden Beruf und weitläufigen Interessen. „We should all be feminists.“ Mit dieser Devise eröffnete sie ihre erste Show. Es war im Vorfeld ein ziemlicher Kampf gewesen. „Wir machen keine T-Shirts bei Dior“, schallte es ihr entgegen. „Ich will es aber“, schallte sie zurück. Der Kompromiss: Du kriegst dein T-Shirt, wir unseren Preis. Ein paar Hundert Euro. Pro Hemd. Den Run darauf hat die Summe nicht aufgehalten. Am Montagabend nun wurde die Römerin für ihre Verdienste um den Feminismus (verlinkt auf /themen/feminismus/) von der französischen Staatssekretärin Marlène Schiappa mit dem Orden der französischen Ehrenlegion und einer geradezu euphorischen Rede ausgezeichnet. „Ihre Stärke: Sie wissen, wer sie sind“, hatte Madame le Secrétaire noch gesagt. In ihrer Dankesrede musste MGC, die Legionärin, doch ein-, zweimal schlucken. Es war auch ein unternehmenshistorischer Moment. Schon wieder. Sie als erste Frau auf dem kreativen Posten zeigte dort, wo Christian Dior mit seinem New Look (verlinkt auf /icon/article153914652/So-schrieb-Diors-New-Look-Modegeschichte.html) die Welt überrascht hatte, die letzte Kollektion, die in diesem Rahmen gezeigt wurde. Die Sentimentalität findet in Zukunft Raum in den vielen großen Bildbänden. Das geschichtsvolle Haus wird geschlossen, in den nächsten drei Jahren mit der Boutique an der Ecke daneben zu einem großen Maison umgebaut. An der Champs-Élysées eröffnet stattdessen Mitte Juli ein „Pop-up“, man darf sich kein Provisorium darunter vorstellen. Dior spielt ganz oben in der Weltliga. Mit Maria Grazia Chiuri für die Frauen und Kim Jones für die Männer hat CEO Pietro Beccari ein perfektes Team am Start, die Verkaufszahlen ähneln den Rennpferden in Chantilly: Sobald die Türen zum Geläuf aufgehen, rasen sie los. Deswegen verhallt auch im Feld der weltweiten Märkte und der Verzauberung auch dieser Kollektion wieder die Anmerkung der Puristen, die fanden, dass es doch gar nicht Haute Couture war, was sie gezeigt hat. Viel zu normal, zu tragbar. Kein Galliano, keine Unmöglichkeit. Aber was ist unter Haute Couture heute zu verstehen? Im Zeitalter des wieder auflebenden Feminismus? Die Antworten waren so vielfältig, wie die Frauen auf der Welt, ihre Leben, ihre Stile sind. Es gibt die subtileren und die offensichtlicheren Designer. Das verbindende Element ist die ganz große handwerkliche Kunst, egal wie pompös oder schlicht die Linien sind, die Arbeit daran kommt von sehr geschickten Händen. Pierpaolo Piccioli ließ zum Schlussdefilee seiner wirklich atemberaubenden Entwürfe nicht nur die Models (verlinkt auf /themen/models/) noch einmal durch die Säle im prachtvollen Stadthaus „Hôtel Salomon de Rothschild“ laufen, sondern gleich das ganze Atelierteam in den weißen Kitteln. Jedes Kleid trägt den Namen einer Näherin oder Nähers, backstage gab es Champagner für alle, und auch ein Weltstar wie Céline Dion wartete geduldig und freudig kommentierend, bis der ganze Trupp an ihr vorbei die große Treppe hinauf in die obere Etage gezogen war. Elie Saab, quasi der Godfather aller Roben aus 1001 Nacht, hatte dieses Mal seinen Blick gen Osten (verlinkt auf /icon/mode/article191395553/Wird-China-die-neue-Supermacht-der-Mode-Imran-Amed-im-Interview.html) gewandt, zeitgleich mit der wachsenden Rückbesinnung im Land die chinesische Kultur auch auf seine Entwürfe wirken lassen. Prachtvolle Stickerei, Drachen, ausladende Schultern, wehende Schleppen, der Samt der Schuhe im selben Material wie die Gürtel, Haute Couture als offensichtliche Kostbarkeit. Es wird dafür Anlässe geben. Man vergisst das als abgebrühter Europäer leicht. Gegenüber vom Palais du Tokyo, wo die Saab-Schau mit Blick auf den Eiffelturm stattfand, war mittig auf der Avenue du Président Wilson ein Markt. Dort hingen stangenweise Kleider, Kaftane für 39 Euro. Made in China. Welten, die sich nicht vergleichen lassen. Schon gar nicht mit Guo Pei, die einzige chinesische Haute-Couture-Designerin ist eine Klasse für sich. Sie hat spirituelle Träume und setzt diese in vieldimensionale Kleider voller Symbole um. Tausende Stunden Arbeit stecken in so einem Märchenbuch, das die Models (verlinkt auf /themen/models/) mit langsamen Schritten wie traumwandlerisch in der letzten Show der Woche vortrugen. Mit Rabenkäfig auf dem Kopf und Vogel in der Hand. Tod war durchaus Guo Peis Thema, „er ist ja nicht nur Ende, sondern auch Anfang, Transformation“. Die Raben allerdings stünden in China eher für Profit. Den finanziellen, aber auch den ideellen. Ein passendes Schlusswort zur gar nicht unzeitgemäßen Haute Couture. Folgen Sie uns unter dem Namen ICONISTbyicon auch bei Facebook (verlinkt auf https://www.facebook.com/ICONISTbyicon/?fref=ts) , Instagram (verlinkt auf https://www.instagram.com/iconistbyicon/) und Twitter (verlinkt auf https://twitter.com/ICONISTbyicon) .
Inga Griese
Darf Haute Couture „tragbar“ sein? Diese Frage wurde bei den Schauen in Paris ein für alle Mal beantwortet: Sie darf. Weil die Frage nicht mehr zeitgemäß ist und es längst um andere Themen geht.
Iconist
Mode
2019-07-06T06:20:15Z
2019-07-06T06:20:15Z
Wie die Haute Couture den Sprung ins Feminismus-Zeitalter schafft
https://www.welt.de//iconist/mode/article196395027/Haute-Couture-im-Zeitalter-des-wieder-auflebenden-Feminismus.html
Taiping-Aufstand in Cina: Verlassene Orte und ein Meer von Leichen
Eigentlich wollte Hong Xiuquan (1814–1864) Beamter werden. Das bedeutete im Kaiserreich China, dass er eine strenge Prüfung bestehen musste (verlinkt auf https://www.welt.de/print-welt/article214480/Eine-Gesellschaft-gepraegt-von-Respekt.html) , um zu der Laufbahn zugelassen zu werden, für den Sohn armer Bauern eine vielversprechende Aussicht. Das erste Mal versuchte Hong es im Alter von 14. Als er auch drei weitere Male scheiterte, bekam er einen Nervenzusammenbruch. In seinen Halluzinationen sollen ihm Gottvater und Jesus erschienen sein, die ihn überzeugten, Jesu jüngerer Bruder zu sein. Was das womöglich bedeutete, lernte Hong bei dem amerikanischen Missionar Jacox Roberts (verlinkt auf https://www.zeit.de/2010/49/China-Taiping) , der ihm eine eigenwillige Vorstellung vom Christentum und anderen Religionen zuteilwerden ließ. Auf jeden Fall durfte sich Roberts seitdem Hoffnungen machen, dass sein charismatischer Schüler nach dem Vorbild vieler anderer Prediger jener Zeit eine Erweckungsbewegung um sich scharen würde. Ab etwa 1847 begann Hong zu predigen und traf tatsächlich mit einer Mischung aus christlichen Ritualen und egalitären Inhalten den Nerv seiner Zuhörer: Bauern, Bergarbeiter, Piraten, Deserteure, darunter viele aus der unterprivilegierten Schicht der Hokka, aus der Hong selbst stammte. Bald zählte seine Anhängerschaft nach Zehntausenden. Mit ihnen entfachte er im Süden Chinas eine Rebellion, die zum blutigsten Bürgerkrieg aller Zeiten werden sollte. 20, vielleicht auch 30 Millionen Menschen verloren im sogenannten Taiping-Aufstand ihr Leben. Erst mit der Eroberung der Taiping-Hauptstadt Nanking (Nanjing) am 19. Juli 1864 konnte die Zentralregierung der Erhebung Herr werden. Dass Hongs Botschaft auf fruchtbaren Boden fiel, hatte viel mit den Wirren der Zeit zu tun. Die seit 1644 regierende Qing-Dynastie aus dem Nomadenvolk der Mandschu (verlinkt auf https://www.welt.de/geschichte/article160307196/Eine-Nonne-erfand-die-toedlichste-Kampfkunst.html) verharrte in den Traditionen, in denen sich das Kaiserreich seit Jahrtausenden bewegte. Doch das reichte nicht mehr. Die Bevölkerung war um 1850 auf 430 Millionen angewachsen, ohne dass die Produktivität damit Schritt gehalten hätte. Auch waren Konfuzianismus, Beamtenschaft und prunkvolle Rituale wenig geeignet, um gegen die Schiffe, Kanonen und rationalen Wirtschaftsinteressen der europäischen Mächte zu bestehen. Nach seinem Sieg im Ersten Opiumkrieg (1839–1842) (verlinkt auf https://www.welt.de/geschichte/kalenderblatt/article161321910/Hongkong-im-Opiumkrieg-von-Briten-besetzt.html) hatte Großbritannien China den ersten der „ungleichen Verträge“ aufgezwungen, der als große Demütigung empfunden worden war und das Ansehen des Kaisers nachhaltig schwächte. Zugleich fachte die Öffnung des chinesischen Marktes für westliche Industriewaren und Opium die Krise weiter an. Hier bot Hong mit seiner „Gesellschaft zur Verehrung Gottes“ radikale Lösungsvorschläge: Jeglicher Landbesitz sollte abgeschafft, der Boden kollektiv bebaut, Männer und Frauen gleichgestellt werden. Die Sitte der Fußverkrüppelung von Frauen wurde als Mittel sozialer Distinktion verboten, ebenso Alkohol, Glücksspiel und Drogen. Sein Versprechen eines „Himmlischen Reiches des höchsten Friedens“ als paradiesisches Gegenbild zum Qing-Regime konnte dabei schwerlich seine christlichen Wurzeln verschleiern. Den entwurzelten Habenichtsen, die Hangs Anhang bildeten, reichte das als ideologische Rechtfertigung für einen gewaltsamen Aufstand aus, schreibt der Historiker und Sinologe Kai Vogelsang. Im Sommer 1850 war es so weit. In Jintian im äußersten Süden des Reiches versammelten sich einige Zehntausend Anhänger und begannen ihren mörderischen Zug. „Ein Menschenkopf gilt einem Taiping nicht mehr als ein Kohlkopf“, brachte Karl Marx es auf den Punkt (verlinkt auf https://www.welt.de/geschichte/article205323439/Gelbe-Gefahr-Die-ewige-Angst-vor-dem-Chinesen.html) . Die Heere der Provinzgouverneure, die sich ihnen entgegenstellten, wurden geschlagen und massakriert. Bei der Eroberung von Wuhan fielen den Aufständischen genügend Waffen in die Hände, sodass sie auch größeren Heeren gewachsen waren. Den Rest besorgte Terror. Fielen die Taiping-Rebellen in eine Stadt ein, blieben nur die Häuser verschont, deren Bewohner durch Zeichen ihre Anhängerschaft bekundeten. Alle übrigen, Beamte zumal, wurden bestialisch umgebracht. Umgekehrt reichten schon Gerüchte den kaiserlichen Truppen, wenn sie bei einem siegreichen Vorstoß in eine Ortschaft kamen, um ihre Opfer auszuwählen. Der Aufstand wurde zum Vernichtungskrieg. In ehemals dicht besiedelten Gebieten habe man nach den Aufständen tagelang durch verlassene Ortschaften und ein Meer von Leichen gehen können, ohne eine Menschenseele anzutreffen, beschreibt der Sinologe Helwig Schmidt-Glintzer das Ergebnis von 15 Jahren Mordbrennerei und Hungersnot. Als seine bewaffnete Anhängerschaft auf eine Million angewachsen war, verließ Hong den tieferen Süden und zielte auf Nanking, das er 1853 zur „Himmlischen Hauptstadt“ machte. Damit beherrschten die Taiping fast ein Drittel des bebaubaren Landes. 600 Städte sollen von ihnen erobert und oft genug verwüstet worden sein. Mangel an Kavallerie verhinderte einen weiteren Vorstoß nach Norden, die Eroberung von Shanghai unterblieb. In Nanking setzt Hong als „Himmlischer König“ sein krudes Programm aus Agrarkommunismus und Gottesstaat in die Tat um. Wer seine Zustimmung durch die Annahme der Taufe verweigerte, wurde umgebracht. „Es gibt kaum Städte in der Welt – eigentlich gar keine, so vermute ich – , die so moralisch sind wie diese“, jubelte Missionar Roberts, der von seinem Jünger zum Außenminister der Taiping befördert worden war. Deren fanatische Ideologie hatte er voll verinnerlicht: „Wäre es nicht besser ... , die halbe Nation würde ausgelöscht, als dass sie so weiterlebt wie bisher – wenn die andere Hälfte dafür Rechtschaffenheit erlernte?“ Je länger Hongs „Himmelsreich“ währte, desto mehr weckte derartige moralische Radikalität Zweifel an seiner Umsetzung. Während die Führer von ihren Untertanen die Einehe forderten, ließen sie es sich selbst im Harem gutgehen. Interne Machtkämpfe, die häufig genug mit Mord endeten, desavouierten Hong und seine Entourage. Bündnisse mit anderen Rebellenbewegungen wurden verworfen. Nicht zuletzt der Zweite Opiumkrieg gegen Briten und Franzosen (1856–1860) verhinderte eine machtvolle Reaktion des Kaiserhofs. Dafür sprangen hohe Beamte in den Provinzen in die Bresche. Sie erkannten, dass nur eine Modernisierung nach europäischem Vorbild das Reich retten konnte. Einer von ihnen war Generalgouverneur Zeng Guofan (1811–1872). Mit anderen Statthaltern gründete er eine moderne Waffenfabrik und ein Arsenal, in dem moderne Remington-Gewehre produziert wurden. In Shanghai stellte der Amerikaner Frederick Townsend Ward aus Ausländern und Chinesen eine Söldnertruppe auf, die als „Ever Victorious Army“ bekannt wurde. „Etwa 1000 ausländische Soldaten feuerten gleichzeitig aus westlichen Gewehren und Kanonen“, schrieb ein chinesischer Augenzeuge. „Wo immer diese Armee auftauchte, zerstreute sich der Feind vor ihr wie Spreu im Wind. Westliche Kanonen sind ein wahres Wunder.“ Mit solchen Truppen wurde die Taiping 1864 schließlich vollständig vernichtet. Von da an wurden die Provinzen zum Motor und Experimentierfeld der Modernisierung. Die Schaffung regionaler Machtzentren deutete sich an, die nach dem Untergang des Kaiserreichs 1912 (verlinkt auf https://www.welt.de/geschichte/kalenderblatt/article160485896/Revolutionaere-setzen-Chinas-letzten-Kaiser-ab.html) die Herren des Landes werden sollten. Doch die Konservativen am Kaiserhof glaubten weiterhin an ihr göttliches Mandat und widersetzten sich den notwendigen Reformen. Sie finden „Weltgeschichte“ auch auf Facebook. Wir freuen uns über ein Like. (verlinkt auf https://www.facebook.com/weltgeschichte/)
Berthold Seewald
Ein Prediger sammelte um 1850 in China eine Gemeinde, der er das „Himmlische Reich“ auf Erden versprach. Um es zu errichten, entfachte er einen Aufstand, der weite Teile des Landes erfasste und Millionen Opfer forderte.
Geschichte
2020-07-19T03:40:54Z
2020-07-19T03:40:54Z
Man konnte tagelang durch verlassene Orte und ein Meer von Leichen gehen
https://www.welt.de/geschichte/article211809655/Taiping-Aufstand-in-Cina-Verlassene-Orte-und-ein-Meer-von-Leichen.html
Test: Welcher Paketdienst am schnellsten liefert
Beim Versand von Geschenken sind verspätete Lieferungen besonders ärgerlich. Dieses Video zeigt, welcher Paketdienst im N24-Test am besten abgeschnitten hat. Dabei kam es nicht nur auf Tempo an.
WELT
Beim Versand von Geschenken sind verspätete Lieferungen besonders ärgerlich. Dieses Video zeigt, welcher Paketdienst im N24-Test am besten abgeschnitten hat. Dabei kam es nicht nur auf Tempo an.
2014-12-08T11:32:00Z
2016-12-17T13:59:32Z
Welcher Paketdienst am schnellsten liefert
https://www.welt.de//videos/video135132464/Welcher-Paketdienst-am-schnellsten-liefert.html
Jens Peter Maintz
Karriere am Cello - 17 lange Jahre ließen sich die Juroren des ARD-Wettbewerbs Zeit, ehe sie 1994 wieder einen ersten Preis im Fach Cello vergaben. Sie wußten offensichtlich, was sie taten. Denn der Glückliche von damals gehört heute zu den führenden Cellisten seiner Generation. Als Solist und seit 1998 Mitglied des Trio Fontenay - benannt nach der Hamburger Straße nahe der Alster, wo er und seine Kollegen zu üben pflegten - tourt Jens Peter Maintz seither durch Deutschland und die Welt. Seit 1995 ist er Solocellist im Deutschen Sinfonieorchester Berlin. Gerade eben hat er eine CD mit sämtlichen Cello-Werken Tschaikowskys aufgenommen.
Stefan Siegert
Jens Peter Maintz
Print-wams
2005-03-26T23:00:00Z
2011-11-15T18:34:56Z
Jens Peter Maintz
https://www.welt.de//print-wams/article125821/Jens-Peter-Maintz.html
Autobranche: Strukturwandel gefährdet Hunderttausende Jobs
Der schwierige Strukturwandel in der Autoindustrie mit dem Umstieg auf die Elektromobilität gefährdet nach der Analyse (verlinkt auf https://www.plattform-zukunft-mobilitaet.de/wp-content/uploads/2020/01/NPM_AG4_Personalplanung_Zwischenbericht_2020.pdf) einer Expertenkommission Hunderttausende Jobs in der Branche. Wenn sich die Wettbewerbslage der deutschen Industrie bei der Elektromobilität in den kommenden Jahren nicht verbessere und der Importbedarf für Batteriezellen und Elektrofahrzeuge weiter steige, wäre ein „erheblicher Beschäftigungsrückgang“ bis 2030 zu erwarten, heißt es im Bericht einer Arbeitsgruppe der von der Bundesregierung eingesetzten Kommission Nationale Plattform Zukunft der Mobilität. In einem Extremszenario sind demnach bis zu 410.000 Arbeitsplätze in Gefahr. Zuvor hatte das „Handelsblatt“ darüber berichtet. Am Mittwoch kommt Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Kanzleramt mit Vertretern von Gewerkschaften sowie des Auto-Branchenverbands VDA zusammen. Schwerpunkt dürfte der Umbruch in der Branche sein. In dem am Montag vorgelegten Bericht der Arbeitsgruppe heißt es: „Auch wenn dieses Extremszenario aufgrund einer besseren Entwicklung inländischer Angebote von Elektrofahrzeugen und inländischer Produktion von Batterien abgewendet werden kann, gilt: In keinem Fall werden die Automobilhersteller weiterhin im selben Maße für eine solche Wertschöpfung und Beschäftigung entlang der Zulieferketten sorgen können, wie es heute der Fall ist.“ „Das gefährdet Hunderttausende von Arbeitsplätzen“ Der Leiter der Arbeitsgruppe, IG-Metall-Chef Jörg Hofmann, sagte laut Mitteilung, der Markthochlauf der Elektromobilität bis 2030 aufgrund der europäischen und auch nationalen Klimaschutzregelungen und weitere Effizienzsteigerungen durch eine zunehmende Automatisierung in der Produktion wirkten sich immer stärker auf die Beschäftigungsstrukturen aus. Im Vergleich zu bisherigen Ergebnissen gehe der Personalbedarf in den neuen Elektromobilitätsszenarien weiter zurück, auch weil die Produktivität durch eine höhere Automatisierung in Zukunft weiter steigen werde. Die Herstellung von Elektrofahrzeugen sei stärker automatisierbar. In der Arbeitsgruppe sind neben der IG Metall auch Unternehmen wie VW (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/vw/) , Daimler (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/daimler/) , Siemens (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/siemens/) , BASF (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/basf/) sowie Forschungsinstitute vertreten. Hofmann forderte konkrete Schritte von Betrieben und Politik. Knapp die Hälfte der Unternehmen im Organisationsbereich der IG Metall – insbesondere kleine und mittlere Zulieferer – habe keine Strategie für den Strukturwandel. „Das gefährdet Hunderttausende von Arbeitsplätzen“, sagte Hofmann dem „ Handelsblatt (verlinkt auf https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/autoindustrie-umstellung-auf-e-mobilitaet-gefaehrdet-410-000-arbeitsplaetze/25405230.html) “. Nötig seien Zukunftstarifverträge und verbindliche Zusagen für Investitionen in neue Geschäftsmodelle, Produkte und Entwicklungsaufträge. Der IG-Metall-Chef hatte bereits im Dezember gesagt, viele kleine Zulieferer hätten Finanzierungsprobleme beim Übergang vom Verbrennungsmotor zu alternativen Antrieben. Dazu kämen Auftragsrückgänge. Hofmann hatte sich für Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/kurzarbeit/) ausgesprochen, außerdem seien „dringend“ arbeitsmarktpolitisch begleitende Maßnahmen nötig. Bisher haben E-Autos in Deutschland trotz steigender Zulassungszahlen noch nicht den Durchbruch auf dem Massenmarkt geschafft. Die Elektromobilität spielt eine zentrale Rolle im Klimaschutzprogramm der Bundesregierung, mit dem die Klimaziele 2030 vor allem im Verkehr erreicht werden sollen. Dafür wird bis 2030 eine Zahl von sieben bis zehn Millionen E-Autos in Deutschland als notwendig angesehen. Die Autobranche ist auch wegen strengerer Klimavorgaben der EU auf deutlich mehr E-Autos in den kommenden Jahren angewiesen. Der FDP-Verkehrspolitiker Oliver Luksic nannte die Zahlen des Zwischenberichts der Kommission alarmierend. „Die Bundesregierung muss endlich technologieoffene Politik betreiben.“ Der Grünen-Verkehrspolitiker Stephan Kühn sagte: „Die Arbeitnehmer bei Autobauern und Zulieferern brauchen jetzt Planungssicherheit und Qualifizierungsangebote. Die Bundesregierung muss deshalb eine Qualifizierungs-Kurzarbeit bei Autobauern und Zulieferern ermöglichen, um so die Chancen der Beschäftigten und der Betriebe vorausschauend zu verbessern.“
WELT
Die Autoindustrie ist eine Schlüsselbranche in Deutschland. Doch sie unterliegt einem grundlegenden Wandel. Eine Analyse zeigt, was dies für die Beschäftigten in diesem Jahrzehnt bedeutet.
Wirtschaft
2020-01-13T12:56:26Z
2020-01-13T17:03:54Z
Expertenkommission sieht mehr als 400.000 Jobs in Gefahr
https://www.welt.de//wirtschaft/article204979116/Autobranche-Strukturwandel-gefaehrdet-Hunderttausende-Jobs.html
Geheime Notizen: Saddam hatte Angst vor Geschlechtskrankheiten
Der frühere irakische Staatschef hatte nach seiner Inhaftierung Angst, von seinen amerikanischen Gefängniswärtern mit Aids oder Geschlechtskrankheiten angesteckt zu werden. Das geht nach einem Bericht der arabischen Zeitung „Al Hajat“ aus Tagebüchern hervor, die Saddam während seiner Haft geschrieben habe. So habe Saddam besorgt auf die Entdeckung reagiert, dass die US-Wachen die gleiche Leine zum Trocknen ihrer Wäsche benutzten wie er. „Ich habe ihnen erklärt, dass sie jung sind und Krankheiten haben könnten, die junge Menschen haben“, schrieb er nach Angaben der in London erscheinenden Zeitung. „Meine Hauptsorge war, mir keine Geschlechtskrankheit, keine HIV-Krankheit an diesem Ort zu holen“, wird er zitiert. An einer anderen Stelle schrieb er, wie schwer es ihm gefallen sei, um eine Blume für seine Zelle zu bitten: „Es war ein schweres Opfer für mich, zum ersten Mal in meinem Leben um etwas zu bitten.“ Die Zeitung erklärte, einer ihrer Korrespondenten habe die Auszüge der Tagebücher von amerikanischen Stellen erhalten. Die US-Streitkräfte bestätigten, dass einige Seiten aus Saddams mehrere tausend Seiten umfassenden Aufzeichnungen veröffentlicht worden seien. Es sei aber kein Tagebuch. Saddam war mehrere Monate nach seinem Sturz im Dezember 2003 von amerikanischen Soldaten gefangengenommen worden. Von einem irakischen Tribunal wurde er wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt und 2006 hingerichtet.
WELT
Der frühere irakische Staatschef Saddam Hussein fürchtete, sich in seiner Haft mit Geschlechtskrankheiten oder HIV zu infizieren. Eine arabische Zeitung zitierte aus angeblichen Notizen Saddams, die er während seiner Inhaftierung gemacht haben soll. Auch weitere Erlebnisse während seiner Haft soll Saddam notiert haben.
Politik
2008-05-05T20:20:52Z
2015-09-01T10:21:24Z
Saddam hatte Angst vor Geschlechtskrankheiten
https://www.welt.de//politik/article1967855/Saddam-hatte-Angst-vor-Geschlechtskrankheiten.html
Hotellerie: Raten Sie mal, wie der häufigste Hotelname lautet
Wenn es um die Namensgebung von Hotels und Gasthöfen geht, sind die Deutschen seit Generationen ziemlich einfallslos. Ein Hotelvergleichsportal hat neulich nachgezählt, welche Hotelnamen am häufigsten vorkommen. Würde man einmal quer durch Deutschland (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/deutschland-reisen/) reisen, hätte man gleich 146-mal die Möglichkeit, in einem Haus namens „Zur Post“ zu übernachten: Im Örtchen Norden an der ostfriesischen Küste wie im oberbayerischen Holzkirchen, im saarländischen Blieskastel wie im brandenburgischen Spremberg. So oft nämlich hat Trivago (verlinkt auf http://trivago.de) diesen Namen gefunden. Bei Tripadvisor (verlinkt auf http://tripadvisor.de) wiederum gibt es ihn im deutschsprachigen Raum sogar gleich mehr als 300-mal. Das sorgt bei Reisenden schon einmal für Verwirrung. Tiere und Bäume beliebt Hotels mit ein und demselben Namen haben in Deutschland Tradition. Auf Platz zwei steht die „Krone“, die es 85-mal landesweit gibt. Auf Platz drei steht „Zur Linde“, von denen es laut der Trivago-Auswertung 73 Häuser in Deutschland gibt. Es folgen die immer gleichen Tiernamen wie Adler, Hirsch und Löwe, sehr beliebt sind auch „Sonne“, „Central“ , „Zum Grünen Baum“ und „Deutsches Haus“. „Ratskeller“ Bei Restaurants wird es auch nicht viel origineller. Eine Studie des Markforschungsunternehmens Business Target Group analysierte die Namen von mehr als 55.000 deutschen Wirtsstuben. Das trostlose Ergebnis: Zu den häufigsten Namen gehören, neben dem allgegenwärtigen „Ratskeller“, die altbekannten. Der Adler. Die Linde. Die Krone. Und genau: auch die Post. Auch bei Restaurants mit ausländischer Küche sind hierzulande der Fantasie engste Grenzen gesetzt. Die häufigsten italienischen Restaurantnamen lauten landauf, landab „Roma“, „Napoli“ und „Toscana“. Griechisch essen geht man ins „Akropolis“, ins „Athen“ und ins „Poseidon“. Asiatische Restaurants nennen sich hierzulande überall „Asia“, „ Peking (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/peking-staedtereise/) “ oder, noch banaler, „Thai“. „Red Lion“ in Großbritannien In Großbritannien freilich sieht es nicht viel besser aus, wenn auch etwas farbenfroher. Die häufigsten Pub- und Gasthofnamen lauten „Red Lion“ (Roter Löwe, mehr als 500-mal), die „Crown“ (Krone, mehr als 400-mal), der „White Hart“ (Weißer Hirsch), das „White Horse“ (Weißes Pferd) und die „Royal Oak“, die königliche Eiche. Im deutschsprachigen Alpenraum wiederum finden sich quasi an jeder Ecke eine „Alpenrose“, ein „Rössl“ oder auch „Rössli“. Doch warum verschwinden die immer gleichen Namen nicht nach und nach? Neue Besitzer trauen sich oft nicht, die Benennungen der alteingesessenen Gastbetriebe zu ändern – oder sie kehren nach einer Weile sogar reumütig zum altmodischen Namen zurück. Gewohnte Namensgebung Und das aus gutem Grund: Die Einheimischen bleiben gern stur und jahrelang bei der gewohnten Namensgebung, auch wenn sich die Gastwirtschaft „Zur Post“ längst in ein schickes „24hours“ verwandelt hat. Was freilich bei Ortsfremden für noch größere Verwirrung sorgt, wenn sie von Einheimischen in die Irre geleitet werden.
Kira Hanser
Würde man einmal quer durch Deutschland reisen, hätte man gleich 146-mal die Möglichkeit, in einem Hotel desselben Namens zu übernachten. Bei Restaurants wird es auch nicht viel origineller.
Reise
Deutschland
2015-11-06T09:08:25Z
2016-02-10T15:28:38Z
Raten Sie mal, wie der häufigste Hotelname lautet
https://www.welt.de//reise/deutschland/article148502990/Raten-Sie-mal-wie-der-haeufigste-Hotelname-lautet.html
Diva-Verleihung mit Hollywood-Stars
Mit viel Prominenz und einem Hauch von Hollywood wurde im Deutschen Theater der Medienpreis "Diva" verliehen. Rund 500 Gäste folgten der Einladung von Initiator Ulrich Scheele, Chef des Entertainment-Media-Verlages. Zum 15. Mal wurde der Preis verliehen, ein Event mit Tradition und Neuerungen: Aus der "Video Winner Gala", wie der Preis in Anfangstagen hieß, wurde ein Entertainment-Preis, der Leistungen aus der gesamten Unterhaltungsindustrie auszeichnet. Insgesamt wurden 15 Diven vergeben, in drei Kategorien: Jurypreis, Publikumspreis und in der neuen Sparte "Diva - Hall of Fame". Die US-Schauspieler John Malkovich und Daryl Hannah wurden als erste in diese Ruhmeshalle aufgenommen. Auch Klaus Maria Brandauer sowie das Schauspielerehepaar Nadja Tiller und Walter Giller und Veronica Ferres bekamen einen Ehrenplatz. Moderiert wurde die Preisverleihung von Reinhold Beckmann. Für den musikalischen Part sorgten die Diva-Preisträgerinnen und Sängerinnen Sarah Connor und Annett Louisan. Im Foyer des Theaters, das das Mobilfunkunternehmen O2 in eine moderne Lounge verwandelt hatte, wurde bis in die Morgenstunden gefeiert.
Gesine Jordan
Treffpunkt
Print-wams
2005-01-29T23:00:00Z
2011-11-15T18:18:51Z
Diva-Verleihung mit Hollywood-Stars
https://www.welt.de//print-wams/article121334/Diva-Verleihung-mit-Hollywood-Stars.html
Sparauflagen: Griechenland will noch zwei Jahre mehr Zeit
Griechenland will für die Erfüllung seiner neuen Sparpläne im Umfang von rund 11,5 Milliarden Euro zwei Jahre mehr Zeit als bisher geplant aushandeln. Er fände es „am besten“, wenn vier statt zwei Jahre vereinbart würden, sagte Regierungschef Antonis Samaras der US-Tageszeitung „Washington Post.“ „Wir reden über eine Ausweitung bis zum Jahr 2016“, führte er aus. Die Finanzminister der Euro-Zone hatten bei einem Treffen im zyprischen Nikosia am Freitag über den weiteren Umgang mit Griechenland beraten. Konkrete Ergebnisse gab es nicht, jedoch schien die Bereitschaft durch, Athen bei den Zeitplänen für die geforderten Spar- und Reformmaßnahmen entgegenzukommen. Dabei geht es auch um bereits vereinbarte Maßnahmen. Entscheidungen über das weitere Vorgehen werden beim EU-Gipfel am 18. und 19. Oktober in Brüssel erwartet. Sparpaket soll in zehn Tagen stehen Nach dem ersten Hilfsprogramm in Höhe von 110 Milliarden Euro aus dem Jahr 2010 sieht das zweite Paket von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Euro-Zone Notkredite im Umfang von 130 Milliarden Euro bis Ende 2014 vor. Im Gegenzug muss Athen Spar- und Reformauflagen erfüllen, deren Umsetzung jedoch wegen der Neuwahlen im Frühjahr ins Stocken geriet. Um eine weitere Hilfstranche von 31 Milliarden Euro zu erhalten, muss das neue 11,5-Milliarden-Euro-Sparpaket stehen. Griechenlands Finanzminister Giannis Stournaras sagte in Nikosia, das Paket solle in etwa „zehn Tagen“ geschnürt sein. Derzeit werde noch über darin enthaltene Maßnahmen mit einem Volumen von vier Milliarden Euro verhandelt. Verhandlungspartner Griechenlands sind die Experten der sogenannten Troika aus EU, IWF und Europäischer Zentralbank (EZB) (verlinkt auf /wirtschaft/article109162256/Troika-fordert-Sechs-Tage-Woche-in-Griechenland.html) , die sich derzeit zur Überprüfung der Fortschritte in Athen aufhalten. Ökonomen: Sparziele sind riesig Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warb für mehr Geduld mit Athen. Die Aufgabe, vor der Griechenland stehe, brauche ein Jahrzehnt, sagte der Chef des arbeitgebernahen Instituts, Michael Hüther, der „Wirtschaftswoche“. „Das hat man bei der Transformation osteuropäischer Länder gesehen. Im Grunde geht es hier um einen ähnlichen Entwicklungsprozess.“ Die Sparziele für Griechenland seien riesig, sagte Hüther. Auf Deutschland umgerechnet, entsprächen die verlangten Einsparungen 180 Milliarden Euro. Allerdings brachte Hüther im Gegenzug zu zeitlichen Zugeständnissen eine intensivere Aufsicht Athens ins Gespräch. Dabei würden EU-Beamte permanent in Athen die Regierung überwachen und für die Durchsetzung von Sparbeschlüssen sorgen. Griechen müssen auf Hilfskredit warten Griechenland hängt seit mehr als zwei Jahren am internationalen Finanztropf und hat schon zwei Hilfsprogramme zugesagt bekommen. Die im Gegenzug verlangten Einsparungen würgen die griechische Wirtschaft ab (verlinkt auf /wirtschaft/article109190710/Fast-jeder-vierte-Grieche-inzwischen-ohne-Job.html) und sorgen im Land für wachsenden Widerstand. Das jüngste Sparpaket ist auch innerhalb der Regierungskoalition umstritten. Wegen des innenpolitischen Gerangels um das neue Athener Sparpaket werden die Griechen noch mehr als einen Monat auf neue Hilfskredite warten müssen, wie Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker in Nikosia sagte. Zudem denken die Euro-Partner und der IWF inzwischen über eine Streckung der Sparziele nach. Damit würden sie dem Wunsch von Samaras entgegenkommen.
WELT
Die griechische Regierung hat ihre Forderung nach Streckung der Sparauflagen verdoppelt. Auch deutsche Ökonomen werben für Geduld – Athen brauche für die Erfüllung seiner Aufgaben ein Jahrzehnt.
Wirtschaft
2012-09-15T09:54:01Z
2015-10-05T11:47:54Z
Griechenland will noch zwei Jahre mehr Zeit
https://www.welt.de//wirtschaft/article109240711/Griechenland-will-noch-zwei-Jahre-mehr-Zeit.html
Nahost-Konflikt: TV-Sender Al-Dschasira in Israel wird geschlossen
Die israelische Regierung lässt angesichts Spannungen mit dem Fernsehsender Al-Dschasira dessen Büros in Israel schließen. Die Regierung habe das „einstimmig entschieden“, teilte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (verlinkt auf /themen/benjamin-netanjahu/) am Sonntag auf der Plattform X mit. Wann die Entscheidung in Kraft tritt, war zunächst unklar. Netanjahu sprach dabei von „dem Hetz-Sender Al-Dschasira“. Israelische Medien berichteten, durch die Abstimmung des Kabinetts könne Israel Al-Dschasira 45 Tage lang den Betrieb im Land verbieten. Der israelische Kommunikationsminister Schlomo Karhi sagte bei X, Ausrüstung des Senders werde konfisziert. Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP aus Israel berichteten, konnte der Sender am Sonntagnachmittag nicht mehr empfangen werden. Al-Dschasira sprach von einer „kriminellen“ Entscheidung. Nach der verfügten Schließung von Al-Dschasira ist das Büro des arabischen Senders in Ost-Jerusalem durchsucht worden. Dabei seien Fernsehausrüstungen beschlagnahmt worden, berichteten mehrere israelische Medien am Sonntag übereinstimmend. Netanjahu hatte dem Sender vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs vorgeworfen, dieser habe „die Sicherheit Israels beschädigt, aktiv am Massaker am 7. Oktober teilgenommen und gegen israelische Soldaten gehetzt“. Al-Dschasira ist ein katarischer Sender. Das Verhältnis zwischen dem Sender und Israel hat sich im Gaza-Krieg gegen die Hamas verschlechtert. Israel wirft Al-Dschasira Voreingenommenheit und Zusammenarbeit mit der militant-islamistischen Hamas vor. Al-Dschasira ist eine der wenigen internationalen Medienorganisationen, die während des Kriegs im Gazastreifen geblieben sind. Der Sender hat blutige Szenen von Luftangriffen und überfüllten Krankenhäusern ausgestrahlt. Er warf Israel Massaker vor. Der Sender zeigt auch regelmäßig Videos des militärischen Hamas-Arms, der Kassam-Brigaden, von Angriffen auf israelische Soldaten. Stellungnahmen der Hamas Wort für Wort veröffentlicht Die Zentrale von Al-Dschasira (verlinkt auf /themen/al-dschasira/) in Doha in Katar reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage. Im arabischsprachigen Programm des Senders wurde berichtet, die Schließung würde den Al-Dschasira-Betrieb in Ost-Jerusalem betreffen. Von dort zeigt der Sender seit Monaten Live-Aufnahmen. Nicht betroffen wäre der Betrieb in den Palästinensischen Gebieten, hieß es. Ein Korrespondent im englischsprachigen Programm von Al-Dschasira sagte, durch die Anordnung würden die Webseiten des Senders blockiert. Am Sonntagnachmittag waren sie in Jerusalem noch aufrufbar. Der arabischsprachige Sender von Al-Dschasira veröffentlicht häufig Wort für Wort die Video-Stellungnahmen der Hamas und anderer militanter Gruppen in der Region. Während der US-Besatzung im Irak nach dem Sturz des Diktators Saddam Hussein gab es scharfe Kritik aus den USA an Al-Dschasira. Al-Dschasira wird von der katarischen Regierung finanziert. Katar ist derzeit daran beteiligt, ein Waffenruheabkommen zwischen Israel und der Hamas zu vermitteln. Netanjahu hat angedeutet, dass Katar nicht genug Druck auf die Hamas bei deren Forderungen bezüglich eines Abkommens ausübe. Katar erlaubt es ranghohen Hamas-Vertretern, dort im Exil zu leben. In Ägypten war Al-Dschasira nach der Machtübernahme durch das Militär 2013 geschlossen worden. Al-Dschasira verärgerte die Militärregierung, indem der Sender live über Demonstrationen von Mursis Muslimbruderschaft berichtete. Ägypten stuft die Muslimbruderschaft als Terrorgruppe ein. Es hat Katar und Al-Dschasira vorgeworfen, die Muslimbruderschaft zu unterstützen. Al-Dschasira wurde 1996 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Doha. Er galt als einer der ersten arabischen TV-Sender, der auch kritische Berichte über die Region veröffentlichte und gewann daher schnell an Popularität in der arabischen Welt. Kritiker werfen Al-Dschasira dagegen vor, als Sprachrohr der Hamas zu fungieren. Katar selbst galt vor Ausbruch des Gaza-Kriegs als einer der wichtigsten finanziellen Unterstützer der Terrororganisation. In Doha leben auch Spitzenvertreter der Hamas. Al-Dschasira weist Vorwürfe zurück Die US-Regierung reagierte schon zu Anfang irritiert auf die Pläne des engen Verbündeten. Ein Sprecher des US-Außenministeriums sagte, man unterstütze die freie Presse überall auf der Welt. Auch die Bundesregierung hatte das sogenannte Al-Dschasira-Gesetz kritisiert. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte vor gut einem Monat: „Eine freie und vielfältige Presselandschaft ist Grundpfeiler einer liberalen Demokratie.“ Al-Dschasira wies Vorwürfe der Voreingenommenheit zurück und verurteilte die Entscheidung. Das im Golfemirat Katar ansässige TV-Netzwerk beschrieb die Vorwürfe Netanjahus „gefährliche, lächerliche Lügen“. Es handle sich um „hetzerische Verleumdungen gegen das Netzwerk“. Die jüngsten israelischen Maßnahmen seien Teil einer Reihe „systematischer israelischer Angriffe, um Al-Dschasira zum Schweigen zu bringen.“ Man behalte sich das Recht vor, rechtliche Schritte einzuleiten.
WELT
Die Gespräche zwischen der Hamas und Israel stecken fest, Katar galt bislang als Vermittler zwischen den beiden Parteien. Nun hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verkündet, dass der von Katar aus betriebene TV-Sender Al-Dschasira in Israel geschlossen wird.
Politik
Ausland
2024-05-05T11:06:08Z
2024-05-05T15:15:01Z
TV-Sender Al-Dschasira in Israel wird geschlossen
https://www.welt.de//politik/ausland/article251377574/Nahost-Konflikt-TV-Sender-Al-Dschasira-in-Israel-wird-geschlossen.html
Rocker dürfen Symbole tragen
Das öffentliche Zeigen von Rockersymbolen ist nach einem Urteil des Bochumer Landgerichts nicht grundsätzlich strafbar. Es sprach am Dienstag zwei angeklagte Mitglieder des Motorradklubs Bandidos frei. Das Urteil der 6. Strafkammer des Bochumer Landgerichts ist nicht rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits vor dem Prozess erklärt, dass sie im Falle eines Freispruchs Revision beim Bundesgerichtshof einlegen werde. Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) erklärte, die NRW-Polizei gehe weiterhin konsequent gegen Symbole krimineller Rockerbanden vor. Kaum war das Urteil im Bochumer Landgericht gesprochen, fielen sich die Angeklagten in die Arme. Die 44 und 46 Jahre alten Männer aus Bochum (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bochum/) und Unna (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/unna/) hatten den Prozess selbst provoziert. Dazu waren sie im August mit ihren Anwälten bei der Bochumer Polizei erschienen und hatten sich ihre Bandidos-Jacken abnehmen lassen. Sie wollten klären lassen, ob das seit dem Sommer vielerorts geltende Verbot des Zeigens von Rockersymbolen rechtmäßig ist. Die Antwort der Richter war eindeutig: nein. Die Ortsbezeichnungen „Bochum“ und „Unna“ unter dem traditionellen Bandidos-Symbol „Fat Mexican“ würden für eine klare Abgrenzung sorgen. Die „Kutten“ der Angeklagten zeigen laut Urteil damit keine Symbole der verbotenen Bandidos-Vereine in Aachen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/aachen/) und Neumünster (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/neumuenster/) . Pauschales „Kutten-Verbot“ nicht haltbar Das pauschale „Kutten-Verbot“, das auf einem Erlass des NRW-Innenministeriums (verlinkt auf /regionales/duesseldorf/article130422915/Tattoos-mit-Rocker-Symbolen-sind-verboten.html) beruht, ist nach Ansicht der Richter deshalb rechtlich nicht haltbar. Richter Michael Rehaag: „Das wäre eine Sippenhaft, die unserer Meinung nach unzulässig ist.“ Die Bandidos-Chapter in Bochum und Unna seien schließlich nicht verboten. Die Bochumer Staatsanwaltschaft hatte das anders gesehen. „Es kann nicht sein, dass ich ein verbotenes Kennzeichen im Raum A verwenden darf und im Raum B nicht“, hatte Oberstaatsanwalt Christian Kuhnert in seinem Plädoyer gesagt. Das müsse einheitlich gelten. Auf die Ortszusätze komme es nicht an. Entscheidend sei das Bandidos-Symbol „Fat Mexican“, das überall zu sehen sei. Der Ankläger hatte wegen Verstoßes gegen das Vereinsgesetz jeweils Geldstrafen von 600 Euro (40 Tagessätze) beantragt. Der NRW-Innenminister betonte in einer Mitteilung: „Wir nutzen auch künftig alle rechtlichen Möglichkeiten, um Rockerkriminalität effektiv und nachhaltig zu bekämpfen (verlinkt auf /regionales/duesseldorf/article125264509/Polizei-in-NRW-geht-massiv-gegen-Rockerbanden-vor.html) .“ Es treffe die Rocker besonders hart, wenn sie sich nicht mehr martialisch in der Öffentlichkeit präsentieren und für sich werben könnten. „Wir treten den Provokationen und Machtdemonstrationen dieser Banden entgegen. Das trügerische Bild von Motorradromantik hat den Blick auf die verbrecherische Realität verklärt.“
Jörn Hartwich
Die erste Runde ging an die Rocker. Ihre Symbole dürfen laut Urteil nicht grundsätzlich verboten werden. Über die endgültige Zukunft von „Fat Mexican“ und „Totenkopf“ entscheidet aber wohl der BGH.
Regionales
Nordrhein-Westfalen
2014-10-29T11:37:03Z
2017-08-27T03:28:33Z
Bandidos-Rocker siegen vor Gericht im Logo-Streit
https://www.welt.de//regionales/nrw/article133765884/Bandidos-Rocker-siegen-vor-Gericht-im-Logo-Streit.html
squeaker.net: Die richtige Vorbereitung auf ein Online-Assessment
Auch wenn Unternehmen gerne suggerieren, dass es nicht möglich sei, sich auf ihre firmeninternen Tests vorzubereiten - das Gegenteil ist der Fall. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass dieselben Aufgaben abgefragt werden, die Sie vorher geübt haben, in der Regel ähneln sich jedoch die Aufgabentypen. Deshalb bringt es nichts, Antworten auswendig zu lernen - Sie müssen die Struktur der Aufgaben verstehen. Wenn Sie viele (oder sogar alle) Aufgabentypen des Bewerbungstests schon kennen, sparen Sie wertvolle Zeit, die in diesen Assessments immer sehr knapp bemessen ist. Intensives Training gibt Ihnen außerdem die Sicherheit und Routine, die Sie für eine effektive Bearbeitung des Online-Tests brauchen. Am besten fangen Sie mit der Vorbereitung schon an, bevor Sie die erste Einladung zu einem Test vorliegen haben. Bei Online-Tests haben Sie meist eine Frist von ein bis zwei Wochen, um den Test zu absolvieren. In der Regel können Sie sich mit Ihren persönlichen Zugangsdaten nur ein einziges Mal einloggen. Es ist also nicht möglich, die Testreihe zwischendurch zu unterbrechen und später fortzusetzen. Welche Art von Test Unternehmen einsetzt, bei dem Sie sich beworben haben, lässt sich oft durch eine kurze Recherche auf der entsprechenden Karrierewebseite oder durch Erfahrungsberichte im Internet herausfinden. Falls Sie dort nichts Genaues finden können, empfiehlt es sich, allgemeine Intelligenztests (verbale, numerische und figural-räumliche Fähigkeiten) zu üben - diese werden bei Hochschulabsolventen mit Abstand am häufigsten eingesetzt. Die Intelligenztests sind so konzipiert, dass Sie in der zur Verfügung stehenden Zeit kaum alle Aufgaben bewältigen können - hier gilt es, die richtige Mischung aus Gründlichkeit und Schnelligkeit zu finden. Bei überhastetem Antworten verlieren Sie wichtige Punkte - überlegen Sie zu lange, fehlt Ihnen die Zeit für die Bearbeitung leichterer Fragen. Sofern es keine Minuspunkte für falsche Antworten gibt: Raten Sie alle Fragen, für die Ihnen keine Zeit mehr bleibt oder deren Lösung Sie nicht kennen. Falls Sie am Ende doch noch Zeit haben, schauen Sie sich die Aufgaben, bei denen Sie unsicher waren, erneut an - dafür ist es sinnvoll, sich beim ersten Durchlauf zu notieren, wo Probleme aufgetaucht sind. Auch beim Online-Tests interessieren Ihre charakterlichen Fähigkeiten. Unternehmen verwenden deshalb gerne Teile aus Persönlichkeitstests. Wichtig ist: Es gibt kein Richtig und kein Falsch! Antworten Sie so, wie es Ihrer Persönlichkeit entspricht und nicht so, wie Sie glauben, dass das Unternehmen Sie gerne haben möchte. Squeaker.net-Empfehlung: Auch wenn Online-Assessments (verlinkt auf http://www.squeaker.net) häufig spielerisch und unterhaltsam aufgemacht sind - ein Spiel ist ein Bewerbungsverfahren deshalb noch lange nicht! Machen Sie einen Test nur, wenn Sie gesund und fit sind. Weitere Bewerbungstipps und Insider-Wissen (verlinkt auf http://www.squeaker.net/de/Ratgeber) finden Sie auf squeaker.net (verlinkt auf http://www.squeaker.net)
WELT
Die Einladung zu einem Online-Assessment birgt besondere Herausforderungen. Intensives Vorab-Training und besonders das Studium aller möglichen Aufgabentypen können helfen.
Wirtschaft
Karriere
2011-12-21T12:37:28Z
2011-12-21T15:39:50Z
Die richtige Vorbereitung auf ein Online-Assessment
https://www.welt.de//wirtschaft/karriere/article13778711/Die-richtige-Vorbereitung-auf-ein-Online-Assessment.html
Brandanschläge: Berlins verzweifelte Jagd auf Autoanzünder
So hatten sich Lisa B. (28) und Gyde S. (26) ihren Start in Berlin nicht vorgestellt. Im August vergangenen Jahres kamen die beiden Jung-Medizinerinnen aus Hamburg spätabends mit ihrem Umzugswagen vor ihrer neuen Wohnung in Friedrichshain an. Ausgeladen wird erst morgen früh, beschlossen die Frauen, ein verheerender Fehler. Denn am nächsten Vormittag gab es nicht mehr allzu viel auszuladen. Unbekannte hatten das Fahrzeug in der Nacht angezündet, Möbel, Hausrat, persönliche Gegenstände, alles wurde ein Raub der Flammen. Pech für die Frauen, dass sie sich für den Umzug einen Transporter geliehen hatten, den das Logo einer Catering-Firma zierte. Und Firmen aus diesem Gewerbe erregen schnell die Aufmerksamkeit linksradikaler Gruppen, weil sie häufig auch Wohnheime und Asylantenunterkünfte beliefern. Mithin gelten sie als Profiteure eines kapitalistischen, imperialistischen und rassistischen Systems, das es nach dem Verständnis dieser Gruppe mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. Als mit Abstand beliebtestes Mittel dazu gilt bei den linksradikalen Gruppen das Anzünden von Autos. 280 Mal wurden seit 2006 Fahrzeuge aus politischen Motiven in Brand gesetzt, allein in den ersten drei Wochen dieses Jahres bereits 19. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Gerade das ist auch die Horrorvision der Berliner Polizei. Die kämpft inzwischen gleich an zwei Fronten, gegen die Brandstifter und gegen den Eindruck, sie agiere hilflos und ohne Konzept. Körting will notfalls Telefone überwachen Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) will die Aufklärung der Anschlagserie auf Autos nun forcieren und dazu notfalls auch Telefonüberwachung einsetzen. Man müsse alles tun, was getan werden könne, um die Anschlagsserie zu beenden, dazu gehöre im äußersten Fall auch das Mittel der Telefonüberwachung, sagte Körting WELT ONLINE. Körtings Parteifreund Marc Schulte, unter anderem für Ordnungsangelegenheiten zuständiger Stadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf, sprach sich in dem Zusammenhang für eine Videoüberwachung an den bekannten Schwerpunktschauplätzen der Brände aus. Die Ermittler stecken in einem Dilemma. Äußern sie sich zur Frage nach der Strategie ausweichend und allgemein, verstärken sie den Eindruck der Hilflosigkeit. Würden sie, quasi als Nachweis ihres Engagements, Details ihrer Vorgehensweise nennen, würden sie ihre Ermittlungsziele gefährden. „Wir können die, die wir suchen, ja schlecht via Medien über unsere Aktivitäten informieren“, erklärt ein Beamter. Die linke Szene - heillos zersplittert So bleibt es einstweilen bei zurückhaltenden Stellungnahmen wie der Erklärung von Polizeisprecher Frank Millert, die Berliner Polizei habe selbst das allergrößte Interesse, die Anschlagserie zu beenden und werde alles dafür tun. Zu der regelmäßig erhobenen Forderung nach einer Sonderkommission sagt Millert kurz und knapp: „Wenn die Fachleute in den zuständigen Dienststellen zu der Erkenntnis gekommen wären, eine Sonderkommission sei hilfreich, wäre diese längst gebildet worden.“ Es ist die heillose Zersplitterung der linksextremistischen und autonomen Szene, die der Polizei die Arbeit schwer macht. Eine überschaubare Struktur ist häufig nicht zu erkennen. Kleine und größere Gruppen finden sich zusammen, sind eine Zeit lang aktiv und lösen sich wieder auf, wobei die Mitglieder neue Gruppierungen bilden oder in andere bereits bestehende wechseln. In den vergangenen Monaten wurden zwar insgesamt 19 Verdächtige festgenommen, keinem von ihnen konnte jedoch eine Tatbeteiligung nachgewiesen werden, alle sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Brandstifter protestieren gegen Hartz IV In vielen Fällen tragen Bekennerschreiben Namen von Initiativen, von denen zuvor noch kein Staats- oder Verfassungsschützer gehört hat. Die in den Schreiben genannten politischen Motive sind oft an Beliebigkeit nicht zu überbieten. Fahrzeuge von Catering-Firmen brennen, weil die Unternehmen Asylantenheime beliefern. Umzugsfirmen trifft es, weil diese auch bei Zwangsräumungen aktiv werden. In den Bekennerschreiben artikulieren die Täter dann zumeist ihren Protest gegen Hartz-IV. Immer wieder brennen auch Dienstfahrzeuge großer Konzerne, die weltweit tätig und somit nach Auffassung der Brandstifter verantwortlich sind für Globalisierung, Ausbeutung und Hungerlöhne in Drittwelt-Ländern. Und Pkw von Premiummarken wie Mercedes, BMW und Audi gehören als klassische Symbole des verhassten Kapitalismus per se zu den Zielobjekten. Gelegentlich kommt es bei dem „legitimen Protest gegen Kapitalismus und Ausbeutung“ (so ein Internetaufruf aus der autonomen Szene) auch zu Pannen. So ging im vergangenen Jahr in Kreuzberg ein 18 Jahre alter Mercedes in Flammen auf, den dessen Besitzer, ein 31-jährige Altenpfleger, erst kurz zuvor für 1500 Euro erstanden hatte. "Die spinnen doch komplett" Von einem solchen Erlebnis blieb Christian Rademacher verschont. Vor vier Jahren zog der 36-Jährige nach Berlin. „Wo soll man als Linker sonst wohnen?“, sagt der Informatiker, der sich seinerzeit für Friedrichshain entschied. In seiner Nachbarschaft gab es schon mehrere brennende Autos, sein eigenes, immerhin ein BMW, war nicht dabei. Man sollte sein Glück nicht strapazieren, dachte sich Rademacher. Jetzt wohnt er in Wilmersdorf und ist etwas weniger links. „Die spinnen doch komplett“, sagt er über die Brandstifter. Wieso ein brennendes Auto die Welt besser mache, diese Logik erschließe sich ihm nicht. Was den 36-Jährigen besonders wütend macht, ist die Wirkung der Brände. „Der sicherlich nötige Protest etwa gegen soziale Ungerechtigkeiten wird durch diese Kriminellen doch diskreditiert. Kein politisches Ziel rechtfertig Gewalt“, schimpft Rademacher. Dass hinter den Anschlägen grundsätzlich immer ein politisches Motiv steckt, ist für Tom Schreiber, Verfassungsschutzexperte der Berliner SPD, keinesfalls sicher. Der Fachmann für Extremismus geht vielmehr davon aus, dass gerade in den vergangenen Monaten bei den Bränden zahlreiche Trittbrettfahrer am Werk waren. „Das muss zielgruppengenau ausgewertet werden“, fordert Schreiber. „Wenn es keine politischen Anschläge waren, dann können wir die Ermittlungen ja übernehmen“, sagt dazu ein Beamter einer örtlichen Direktion. Die Aussage zeigt ein weiteres Problem bei der Polizei auf. Viele Beamte sind offenbar der Ansicht, solche Fälle könnten von den Dienststellen vor Ort mit ihrer speziellen Szenekenntnis bearbeitet werden, würde man sie nur lassen. „Aber der Staatsschutz zieht alles an sich“, so der Ermittler. "Extremistische Wirrköpfe" Polizeipräsident Dieter Glietsch widerspricht dem. „Der Staatsschutz analysiert und bearbeitet die Fälle stadtweit und bezieht selbstverständlich alle Dienststellen und Informationsquellen mit ein“, sagt der Behörden-Chef. Andere Vorstellungen seien „weder neu noch zielführend“. Verschiedenen Forderungen, die Politik müsse deutliche Signale senden, um ähnlich wie beim 1. Mai die Gruppe der Gewalttäter zu isolieren, kann der Polizeipräsident ebenfalls wenig abgewinnen. „Bei den Brandstiftern handelt es sich um eine kleine Anzahl extremistischer Wirrköpfe, die keinerlei Rückhalt in der Bevölkerung haben und die nach meinem Eindruck auch durch politische Signale nicht zu erreichen sind“, sagte Glietsch.
H.H. Nibbrig, G. Schomaker
Besitzer teurer Autos lernen in Berlin das Fürchten: 280 Wagen wurden in Berlin aus politischen Motiven seit 2006 angezündet. Doch von den Tätern fehlt trotz Bekennerschreiben jede Spur, die Polizei scheint machtlos. Der Innensenator will nun die Ermittlungen forcieren und notfalls auch Telefonate abhören.
Motor
2009-01-24T09:45:12Z
2011-11-17T21:01:59Z
Berlins verzweifelte Jagd auf Autoanzünder
https://www.welt.de//motor/article3082528/Berlins-verzweifelte-Jagd-auf-Autoanzuender.html
Rechte für Homosexuelle: Bundestag will am Freitag über Ehe für alle abstimmen
Bereits am Freitag will der deutsche Bundestag über einen Gesetzentwurf zur Öffnung der Ehe für alle entscheiden. Dies beschloss der Rechtsausschuss des Bundestags am Mittwoch in Berlin. Damit wird der Entwurf noch in der letzten Sitzungswoche vor der Sommerpause abgestimmt. Der Abgeordnete Volker Beck (Grüne) sagte nach der Sitzung, der Ausschuss habe dem Parlament mehrheitlich die Annahme eines Gesetzentwurfs zur Öffnung der Ehe empfohlen. Der rechtspolitische Sprecher der SPD, Johannes Fechner, erklärte, der Ausschuss habe mit den Stimmen von SPD, Linken und Grünen für eine Gesetzesvorlage aus dem Bundesrat gestimmt. Von den Unionsabgeordneten habe keiner zugestimmt. „Der von der Union erhobene Vorwurf, die SPD beginge einen Vertrauensbruch, ist Unsinn“, erklärte Fechner. „Wir unterstützen ja die Position der Kanzlerin.“ Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel hatte am Montagabend überraschend die Ehe für alle zur Gewissensfrage erklärt und damit den Fraktionszwang für die Unionsabgeordneten aufgehoben. Bei der Abstimmung wird mit einer Mehrheit für die Ehe für alle gerechnet. SPD, Grüne und Linke sind dafür und haben zusammen die Mehrheit der Stimmen.
WELT
Der Bundestag soll am Freitag über die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben entscheiden. Das entschied der Rechtsausschuss mit den Stimmen von SPD, Linken und Grünen.
Politik
Deutschland
2017-06-28T08:13:49Z
2017-06-28T09:24:17Z
Bundestag will am Freitag über Ehe für alle abstimmen
https://www.welt.de//politik/deutschland/article166013707/Bundestag-will-am-Freitag-ueber-Ehe-fuer-alle-abstimmen.html
Hannover: 96-Trainer Slomka ist ein Mann für höhere Aufgaben
Mirko Slomka kann sehr charmant, aber auch sehr empfindlich sein. "Ich habe mehrfach um ein Gespräch gebeten. Wir wollten das geräuschlos abwickeln. Aber offenbar reicht meine Leistung nicht", hatte der Trainer von Hannover 96 (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/hannover-96/) geschimpft, als die Verhandlungen um seine Vertragsverlängerung von Vereinsseite hinausgezögert wurden. Im kommenden Sommer läuft sein Kontrakt bei den Niedersachsen aus, und dass ihm das neue Arbeitspapier nicht längst auf dem Silbertablett zugestellt worden ist, empfindet Slomka offenbar als Majestätsbeleidigung. Tatsächlich ist die Leistung des 44-Jährigen bemerkenswert. In Hannover ist ihm das Kunststück gelungen, aus dem grauesten Verein der Liga einen Europapokal-Aspiranten zu machen. Nach dem 5:3-Hinspielsieg in der Qualifikation zur Europa League in Breslau (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/hannover-96/article108756140/Acht-Tore-in-Breslau-96-darf-mit-Europa-planen.html) dürfte der Weg ins internationale Geschäft offen sein. In der Bundesliga kamen die 96er in den vergangenen Spielzeiten auf einen siebten und einen vierten Platz. Und für die neue Saison, in die Hannover am Sonntag mit einem Heimspiel gegen Schalke 04 (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/fc-schalke-04/) (17.30 Uhr/Sky) startet, wird auch nicht tiefgestapelt: Die internationalen Plätze möchte Slomka jedenfalls "nicht aus den Augen verlieren", während Präsident Martin Kind (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/martin-kind/) ganz offen Platz sechs als Ziel ausruft. Permanente Unruhe unter der Oberfläche Es wäre also alles prima, wenn da nicht eine permanente Unruhe unter der Oberfläche wäre, die noch vor kurzem fast für ein Erdbeben gesorgt hätte. Slomka und sein Vorgesetzter Jörg Schmadtke (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/joerg-schmadtke/) können sich traditionell nicht leiden, und deshalb hätte der Geschäftsführer Sport im Frühjahr beinahe entnervt hingeworfen – zumal ihn die Distanz zur Familie, die in Düsseldorf wohnt, belastete. Doch Martin Kind entsann mit ihm und Slomka einen Plan: Schmadtke bekam eine Auszeit zugesichert. Seit Anfang Juli ist er abgetaucht, Slomka hat bis September seine Aufgaben übernommen. Das war raffiniert ersonnen, doch Slomka sieht seine Rolle in dem Possenspiel nicht genug gewürdigt. "Da hätte man herausstellen können, dass ich unbedingt wollte, dass er bleibt. Das ist aber nicht geschehen", zickte er in Richtung Medien. Schließlich sei er es doch gewesen, der im Fall Schmadtke den Anstoß dazu gegeben hat, nur über eine Auszeit statt über eine Trennung nachzudenken. Schmadtke soll mit Slomka verlängern Nun muss er warten, bis der ungeliebte Vorgesetzte seinen Sonderurlaub beendet hat. Vorher, sagt Martin Kind der "Welt am Sonntag", passiert nichts: "Schmadtke wird mit Slomka die Vertragsgespräche führen. Vorher werde ich mich mit Schmadtke treffen und die Prioritäten festlegen, was als Erstes abgearbeitet wird." Es gehe um "eine Sachentscheidung", meint der allmächtige 96-Boss: "Aber natürlich wäre es fahrlässig, eine solch erfolgreiche Konstellation wie Slomka und Schmadtke zu gefährden. Im Rahmen unserer Möglichkeiten werden wir alles tun, um unseren Trainer auch über 2013 hinaus zu halten." Ob das langen wird? Slomka hat in den zwei erfolgreichen Jahren ein solides Selbstvertrauen aufgebaut und nach den wechselhaften Jahren bei Schalke 04 an seinem Image gewerkelt. Wenn Gerhard Schröder einst der Medien-Kanzler war, dann ist Slomka ein Medien-Trainer: galantes Auftreten, rhetorisch Güteklasse A, als TV-Experte sehr gefragt. Er weiß, wie er wirkt. Aus normalen Pressekonferenzen kann er Charmeoffensiven machen, und wenn er den Trainingsplatz verlässt, geht er beinah demonstrativ auf die Rentner am Rande zu und plaudert mit ihnen. Abseits dreht er seine Runden auf dem mittlerweile berühmten Hannoveraner Parkett. Er ist Duzfreund von Carsten Maschmeyer und Gattin Veronica Ferres und mittlerweile fester Bestandteil der niedersächsischen High Society. Vorige Saison verlor Hannover kein Heimspiel Doch auch sportlich hat er sich seine Meriten verdient. Sein Spielsystem erinnert an das von Borussia Dortmund (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/) . Bälle werden schnell zurückerobert und dann wird überfallartig zuschlagen. Mit dieser Taktik hat Slomka die Bundesliga in der vergangenen Saison überrumpelt. Spielerische Mängel seiner Elf gleicht er durch den Konterfußball aus. Zudem hat Slomka die Gabe, für seine Spieler das perfekte System zu finden. In der vergangenen Saison hat Hannover 96 kein Bundesliga-Heimspiel verloren und sowohl den FC Bayern (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/) als auch Dortmund geschlagen. Keine Frage: Der Mann hat sich für höhere Aufgaben qualifiziert – und das weiß er. Schon vor seiner letzten Vertragsverlängerung wagte er ein zähes Pokerspiel und hielt den Klub hin. Insgeheim soll er mit einem Wechsel zum VfL Wolfsburg (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/vfl-wolfsburg/) geliebäugelt haben. Und in der Szene gibt es Gerüchte, dass er beim Deutschen Fußball-Bund heimlich als möglicher Nachfolger von Bundestrainer Joachim Löw (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/joachim-loew/) gehandelt werden soll, sollte der nach der Weltmeisterschaft 2014 seinen Dienst quittieren. Mit Harun Arslan haben Löw und Slomka immerhin schon mal denselben Berater.
Lars Wallrodt, Christian Otto
Mirko Slomka hat aus den drögen 96ern ein Erfolgsteam gemacht. Nun entwächst er langsam dem Klub. Die Niedersachsen wollen mit ihm verlängern, doch er sieht seine Arbeit nicht ausreichend gewürdigt.
Sport
Fußball
2012-08-26T08:48:01Z
2012-10-16T03:37:16Z
96-Trainer Slomka ist ein Mann für höhere Aufgaben
https://www.welt.de//sport/fussball/bundesliga/hannover-96/article108797443/96-Trainer-Slomka-ist-ein-Mann-fuer-hoehere-Aufgaben.html
DFB-Team: Konkurrenzkampf: "Jeder hat den Anspruch zu spielen"
Der Konkurrenzkampf in der deutschen Nationalmannschaft ist auf vielen Positionen enorm groß. Das Kräftemessen gegen Brasilien ist für einige Akteure das letzte Bewerbungsspiel im DFB-Trikot vor der vorläufigen Nominierung des WM-Kaders durch Bundestrainer Joachim Löw.
WELT
Der Konkurrenzkampf in der deutschen Nationalmannschaft ist auf vielen Positionen enorm groß. Das Kräftemessen gegen Brasilien ist für einige Akteure das letzte Bewerbungsspiel im DFB-Trikot vor der vorläufigen Nominierung des WM-Kaders durch Bundestrainer Joachim Löw.
2018-03-26T07:44:49Z
2022-05-13T01:52:50Z
Konkurrenzkampf: "Jeder hat den Anspruch zu spielen"
https://www.welt.de//sport/video174895524/DFB-Team-Konkurrenzkampf-Jeder-hat-den-Anspruch-zu-spielen.html
TÜV SÜD: Sicherheit für das hochautomatisierte Fahren
Die Entwicklung des hochautomatisierten Fahrens und der autonomen Fahrzeuge schreitet stetig voran. Parallel zu dieser Entwicklung erwarten Verbraucher und Behörden, dass diese Technologien gründlich getestet werden, um die Sicherheit dieser autonomen Fahrtechnologien zu gewährleisten. Hochautomatisierte und autonome Fahrzeuge werden nur dann auf breite Akzeptanz bei den Nutzern stoßen, wenn die Sicherheit von Mensch und Umwelt gewährleistet ist. Um die Einführung von Technologien für das automatisierte Fahren zu fördern und branchenweite Standards zu setzen, müssen daher neue Testmethoden und entsprechende Regularien entwickelt werden. Die neuen Prüfverfahren müssen dabei physische Realversuche mit szenariobasierten virtuellen Simulationen kombinieren. TÜV SÜD übernimmt dabei eine führende Rolle. TÜV SÜD zählt seit über 100 Jahren zu den führenden Prüfgesellschaften im Automobilbereich und arbeitet weltweit mit führenden Automobilherstellern und -zulieferern zusammen. Im heutigen Zeitalter des hochautomatisierten Fahrens kann das global tätige Unternehmen dabei auf eine umfassende Erfahrung mit der Bewertung und Prüfung von modernen Fahrerassistenzsystemen zurückgreifen. Um die Entwicklung von Technologien für das automatisierte Fahren zu fördern, sind die TÜV SÜD Experten in diversen internationalen Projekten und Normungsgremien zur Formulierung der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie technischen Anforderungen und Regularien für Typgenehmigung und Zulassung beteiligt. Als einzige technische Sachverständigenorganisation war TÜV SÜD am Projekt PEGASUS des Bundesministeriums für Wissenschaft und Energie (BMWi) beteiligt. Gemeinsam mit 16 weiteren Partnern aus Industrie und Wissenschaft arbeiteten die Prüfexperten an der Bewertung und Validierung von hochautomatisierten Fahrsystemen auf Autobahnen. Der Entwicklung von neuen Regularien und der funktionalen Sicherheit von autonomen Fahrzeugen im städtischen Raum widmet sich ein Projekt in Singapur. Der Partner dabei ist, das Centre of Excellence for Testing and Research of Autonomous Vehicles (CETRAN). In Zusammenarbeit mit einem internationalen Netzwerk an Partnerunternehmen, Universitäten, Behörden und Forschungsinstituten begleitet TÜV SÜD die Automobilindustrie bei der Entwicklung sicherer automatisierter Technologien und deren erfolgreicher Einführung auf den internationalen Märkten. Ein Beispiel dafür ist die IAMTS. Die International Alliance for Mobility Testing and Standardization (IAMTS) wurde von TÜV SÜD gemeinsam mit SAE International, China Automotive Technology and Research Center (CATARC), Shanghai Intelligent Automotive Center (SIAC) und International Transportation Innovation Center (ITIC) gegründet. IAMTS ist eine globale, mitgliedschaftsbasierte Allianz von Organisationen, die an der Erprobung, Standardisierung und Zertifizierung fortschrittlicher Mobilitätssysteme und -dienstleistungen beteiligt sind. Die Allianz folgt der Mission, ein internationales Portfolio an Testumgebungen für Smart Mobility Lösungen, die den höchsten Qualitätsstandards für die Implementierung und Betrieb folgen, zu entwickeln und stetig zu erweitern. Damit Hersteller unter realen Bedingungen ihre Fahrzeuge erproben können unterstützt TÜV SÜD die Zulassung von automatisierten Fahrzeugen, Prototyp- und Versuchsfahrzeugen durch technische Beratung, Erstellung relevanter Dokumente, Einblicke in Sicherheitskonzept und Prüfkatalog sowie Erstellung von Checklisten für die Anforderungen und Genehmigungen von automatisierten Fahrzeugen. Mit zunehmender Vernetzung wächst auch das Risiko von Hackerangriffen auf elektronische Fahrzeugsysteme, welche negative Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit und den Datenschutz haben können. Die Entwicklungsteams von TÜV SÜD erarbeiten effiziente Lösungen zur Prüfung der funktionalen Sicherheit und Cybersicherheit, um eine angemessene Zulassung der Fahrzeuge sicherzustellen. TÜV SÜD bringt seine internationale Kompetenz im Bereich der IT-Sicherheit ein und entwickelt neue Lösungen für die Gefahren- und Risikoanalyse sowie den Datenschutz, um auf diese neue Bedrohung entsprechend reagieren zu können.
WELT
Die Gesellschaft wird hochautomatisierte Fahrzeuge nur dann akzeptieren, wenn die Sicherheit für alle gewährleistet ist. Dafür müssen entsprechende Methoden und Regularien entwickelt werden. Die Herausforderung dabei: eine unendlich hohe Anzahl von möglichen Situationen abzubilden. Die Experten von TÜV SÜD kombinieren deshalb physische Realversuche mit szenariobasierten virtuellen Simulationen.
Advertorials
Thought Leaders
2020-11-19T11:13:00Z
2020-11-19T13:19:49Z
Sicherheit für das hochautomatisierte Fahren
https://www.welt.de//Advertorials/thought-leaders/article218912560/TUEV-SUED-Sicherheit-fuer-das-hochautomatisierte-Fahren.html
Ukraine-News: ++ Iran liefert laut Pentagon erste Kampfdrohnen an Russland ++
Russland hat nach Angaben des Pentagon erste Kampfdrohnen aus dem Iran für den Einsatz im Krieg gegen die Ukraine erhalten. Allerdings deuteten die vorhandenen Informationen darauf hin, dass viele dieser Drohnen fehlerhaft seien, sagte Pat Ryder, Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, am Dienstag. Beweise für diese Behauptung lieferte er nicht. Nach Ryders Angaben luden russische Transportflugzeuge entsprechende Ausrüstung auf einem Flugfeld im Iran ein und flogen an mehreren Tagen im August vom Iran nach Russland. Es sei wahrscheinlich Teil der russischen Pläne, hunderte iranische Drohnen unterschiedlicher Machart zu importieren, sagte Ryder. Ryder erklärte, Moskau habe sich teils an den Iran gewandt, weil gegen Russland gerichtete Sanktionen und Exportkontrollen eine Produktion in Russland selbst erschwerten. Drohnen spielen im Ukraine-Krieg eine wichtige Rolle, ob für Raketenangriffe, den Abwurf kleinerer Bomben oder das Auskundschaften des Gegners. Alle Entwicklungen im Liveticker: 21:14 Uhr – Russland plant für AKW-Besichtigung einen Tag ein Die geplante Besichtigung des von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja durch Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) soll nach russischer Darstellung einen Tag dauern. Der Chef der von Russland eingesetzten örtlichen Verwaltung, Jewgeny Balitsky, sagte der Nachrichtenagentur Interfax, die Inspektoren der UN-Behörde hätten einen Tag Zeit. Balitsky erklärte, er erwarte nicht viel von dem Besuch. 20:49 Uhr – USA werfen Russland Vorbereitung von Scheinreferenden vor Russland bereitet nach Darstellung der USA Scheinreferenden in den besetzten Gebieten der Ukraine vor. Die Ergebnisse sollten dann so manipuliert werden, dass die Regierung in Moskau behaupten könne, die ukrainische Bevölkerung wollte sich Russland anschließen, sagt ein Sprecher des US-Außenministeriums. Dagegen zeigten Umfragen, dass die Ukrainer in einer freien Volksbefragung dies ablehnen würden. Eine russische Stellungnahme liegt nicht vor. 20:09 Uhr – Vatikan: Papst verurteilt russischen Krieg in der Ukraine Der Vatikan hat Papst Franziskus gegen Vorwürfe verteidigt, er gehe zu lax mit Russland wegen dessen Krieg in der Ukraine um. „Was den Krieg breiten Ausmaßes in der Ukraine angeht, der von der Russischen Föderation angefangen wurde, sind die Interventionen des Heiligen Vaters Franziskus klar und eindeutig dabei, ihn als moralisch ungerecht, inakzeptabel, barbarisch, sinnlos, abstoßend und gotteslästerlich zu verurteilen“, teilte der Vatikan mit. Vergangene Woche hatte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba den Botschafter des Vatikans in der Ukraine einbestellt, um gegen Aussagen des Papstes über die bei einem Attentat getötete Tochter des russischen Kriegsbefürworters Alexander Dugin zu protestieren. Franziskus hatte bei einer Audienz Darja Dugina als „armes Mädchen“ bezeichnet. Russland hat den ukrainischen Geheimdienst für das Attentat verantwortlich gemacht, die ukrainische Regierung bestreitet die Vorwürfe. Bei der Audienz sagte der Papst auch, Waisenkinder in der Ukraine und Russland gehörten zu den „Unschuldigen“ des Kriegs. Kuleba sagte zu Reportern, „das ukrainische Herz wird von den Worten des Papsts zerrissen“. 19:46 Uhr – Ukraine will Odessa als Welterbe anerkennen lassen Die Ukraine will die historische Altstadt von Odessa am Schwarzen Meer auf die Liste der Welterbestätten der Unesco setzen lassen. Die für ihre Architektur berühmte Stadt sei bereits von Bombardements getroffen worden und liege nur einige dutzend Kilometer von der Front im Ukraine-Krieg entfernt, erklärte die Unesco in Paris. Der ukrainische Kulturminister Oleksander Tkatschenko erkärte bei einem Besuch bei der Unesco in Paris: „Odessa ist in Gefahr.“ Es gebe häufige Bombardements. Odessa ist insbesondere für seine monumentalen Treppen bekannt. Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine war die Stadt von Anfang an ein strategisch wichtiges Ziel für Moskau. 19:26 Uhr – Ostsee-Anrainer kündigen massiven Ausbau von Offshore-Windenergie an Im Streben nach Unabhängigkeit von russischem Gas und Öl wollen alle anderen Ostsee-Anrainerstaaten die Offshore-Windenergie massiv ausbauen. Bis 2030 solle die Produktion von Windenergie in der Ostsee um das Siebenfache auf 20 Gigawatt erhöht werden, kündigte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen nach einem Treffen in Kopenhagen an. Daran nahmen Vertreter Deutschlands, Dänemarks, Estlands, Lettlands, Litauens, Polens, Schwedens und Finnlands teil. „Wir befinden uns an der Frontlinie der europäischen Energiesicherheit“, sagte Frederiksen mit Verweis auf den russischen Krieg gegen die Ukraine. Russlands Präsident Wladimir Putin nutze „Energie als Waffe“ und habe Europa „mit explodierenden Energiepreisen an den Rand einer Energiekrise gebracht“. Russland nahm nicht an dem Treffen teil. 18:32 Uhr – Selenskyj trifft Expertenteam der Internationalen Atomenergiebehörde in Kiew Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist in Kiew mit den Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zusammengetroffen, die das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk Saporischschja inspizieren sollen. „Wir wollen, dass die IAEA-Mission zur Atomzentrale gelangt und alles tut, um die Gefahren (einer Atomkatastrophe) zu verhindern“, sagte Selenskyj laut einem von seinem Büro veröffentlichten Video. „Dies ist wahrscheinlich eine der wichtigsten Fragen bezüglich der Sicherheit der Ukraine und der Welt“, sagte Selenskyj. Er forderte eine „sofortige Entmilitarisierung der Anlage“, den Abzug aller russischen Soldaten, Waffen und ihres Sprengstoffs von dem Kraftwerksgelände sowie eine Rückkehr des AKW unter „ukrainische Kontrolle“ mit einer Einrichtung einer entmilitarisierten Zone um die Anlage herum. 17:59 Uhr – Bundesregierung will Visa-Abkommen mit Russland aussetzen Die Bundesregierung hat sich für die vollständige Aussetzung des europäischen Visa-Abkommens mit Russland ausgesprochen. Ein solches Vorgehen könne im EU-internen Streit über mögliche Einreisebeschränkungen für Russinnen und Russen eine „ganz gute Brücke“ sein, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Rande der Kabinettsklausur der Bundesregierung auf Schloss Meseberg in Brandenburg. Der deutsche Ansatz sei ziemlich in der Mitte zwischen denjenigen, die gar keine Visa an Russen mehr vergeben wollten und denjenigen, die einfach weitermachen wollten wie bisher. 17:30 Uhr – Steinmeier und Kretschmann bei Weltkirchenrat in Karlsruhe erwartet Mehr als 4000 Christen verschiedener Strömungen aus der ganzen Welt werden ab Mittwoch bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe erwartet. Sie ist das höchste Entscheidungsgremium des ÖRK. Neben einem Bericht des ÖRK-Generalsekretärs Ioan Sauca stehen zum Auftakt unter anderem eine Ansprache von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Grußworte des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) auf dem Programm. Bis zum 8. September werden Debatten der Kirchenvertreter und richtungsweisende Positionspapiere unter anderem zu den Themen Klimagerechtigkeit, Nahost-Konflikt und Krieg in der Ukraine erwartet. 17:05 Uhr – Fortschritt bei Getreidelieferungen für Jemen und Horn von Afrika Das erste Transportschiff mit Getreide für den kriegsgeplagten Jemen seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat den ukrainischen Schwarzmeerhafen Juschny verlassen. Das teilte das Welternährungsprogramm (WFP) mit. Zugleich dockte im Hafen von Dschibuti in dem gleichnamigen ostafrikanischen Land das erste Schiff mit ukrainischem Getreide für einige der am stärksten von Hunger bedrohten Länder der Welt am Horn von Afrika an, wie WFP-Chef David Beasley bei Twitter verkündete. Er veröffentlichte dazu ein Video des Schiffs. Russland und die Ukraine hatten sich im russischen Angriffskrieg Ende Juli unter Vermittlung der UN und der Türkei auf eine Wiederaufnahme der Getreidelieferungen aus dem Schwarzen Meer geeinigt. 16:29 Uhr – Staatsanwälte fordern 24 Jahre Haft für russischen Ex-Journalisten Die russische Staatsanwaltschaft hat im Verratsprozess gegen den früheren Journalisten Iwan Safronow 24 Jahre Gefängnis gefordert. Safronow hat die Vorwürfe zurückgewiesen und erklärt, er habe sich seine Informationen aus offen zugänglichen Quellen besorgt und nichts Ungesetzliches getan. Die Ermittler hätten ihre Verratsvorwürfe nicht genau erklären und auch nicht sagen können, welche konkreten Geheimnisse er verraten haben solle. Safronows Fall zeigt die Schwierigkeiten, in denen Journalisten in Russland stecken, die sich während des Vorgehens des russischen Militärs gegen die Ukraine noch verschärft haben. Safronow hatte zehn Jahre lang für die Wirtschaftszeitung „Kommersant“ gearbeitet und über Militär und Sicherheitsfragen berichtet. Danach wurde er im Mai 2020 Berater der russischen Raumfahrtbehörde Roskomos. Zwei Monate später wurde er festgenommen. Safronow ist angeklagt, Militärgeheimnisse an den tschechischen Geheimdienst weitergegeben zu haben. Roskomos erklärte, Safronow habe bei ihr keinen Zugang zu Staatsgeheimnissen gehabt. 15:58 Uhr – EU-Staaten wollen Militärausbildung von Ukrainern koordinieren Die EU-Staaten wollen die ukrainischen Streitkräfte künftig koordiniert ausbilden. Darauf verständigten sich die Verteidigungsminister der 27 Mitgliedstaaten in Prag, wie der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell mitteilte. „Es laufen viele Trainigs-Initiativen, aber der Bedarf ist enorm, und wir müssen sicherstellen, dass diese Bemühungen kohärent sind“, sagte der spanische Politiker vor Journalisten. Darin seien sich die Minister einig. Entsprechend solle nun die Arbeit beginnen, um Parameter für die Hilfen aufzustellen, sagte Borrell am Rande der informellen Beratungen der Minister weiter. 15:17 Uhr – Regierung definiert Grundlinien der Sicherheitspolitik neu Die Bundesregierung will die Grundlinien ihrer Sicherheitspolitik in einer Nationalen Sicherheitsstrategie neu definieren. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe „gravierende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir unsere nationale Sicherheit denken müssen“, sagte Kanzler Olaf Scholz (SPD) bei den ersten Beratungen des Kabinetts über die neue Strategie in Meseberg bei Berlin. Das Konzept solle alle Facetten des Sicherheitsbegriffs umfassen, zum Beispiel auch die Versorgung mit Energie und Rohstoffen, den Erhalt der sozialen Marktwirtschaft oder eine starke Bildung und Forschung. 15:00 Uhr – Bundeswehr-Depots für Waffenlieferungen laut Lambrecht bald erschöpft – „Wir kommen an Grenzen“ Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/christine-lambrecht/) sieht kaum noch Möglichkeiten, Waffen aus Bundeswehrbeständen für den Abwehrkampf gegen Russland in die Ukraine zu schicken. „Ich muss zugeben als Verteidigungsministerin, (...) da kommen wir an die Grenzen dessen, was wir aus der Bundeswehr abgeben können“, sagte die SPD-Politikerin am Dienstag bei der Kabinettsklausur in Meseberg bei Berlin. Die Bundeswehr müsse die Landes- und Bündnisverteidigung gewährleisten können. Sie werde als Verteidigungsministerin sehr genau darauf achten, dass das weiterhin der Fall ist, betonte sie. Die Bundeswehr hat unter anderem mehrere Panzerhaubitzen (schwere Artilleriegeschütze) sowie Mehrfachraketenwerfer an die Ukraine abgegeben (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bundeswehr/) . Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), hatte vor wenigen Tagen gefordert, die Ukraine weiterhin aus den Beständen der Bundeswehr mit Waffen zu versorgen. Sie nannte konkret Marder-Schützenpanzer, für die die Bundeswehr dann später Ersatz von der Industrie bekommen könnte. Lambrecht zeigte sich „sehr optimistisch“, dass es in naher Zukunft zu einem Ringtausch mit Griechenland zur Unterstützung der Ukraine kommen könne. Polen bot sie weitere Gespräche darüber an. Die Idee des Ringtauschs entstand kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/deutschland/video240111779/Ringtausch-Scholz-hatte-wohl-nie-vor-schwere-Waffen-zu-liefern.html) . Ziel ist es, die Ukraine möglichst schnell mit schweren Waffen zu versorgen. Da die ukrainischen Streitkräfte für sowjetische Systeme keine zusätzliche Ausbildung benötigen, wurden solche Waffen zügig aus osteuropäischen Ländern in die Ukraine geliefert. Dafür sollen diese jetzt mit westlichen Fabrikaten versorgt werden. Mit Tschechien und der Slowakei hat die Bundesregierung bereits entsprechende Vereinbarungen getroffen. Polen, das bereits rund 200 Panzer in die Ukraine geliefert hat, war mit den deutschen Angeboten dagegen unzufrieden und beschwerte sich darüber lautstark. Auch mit Griechenland und Slowenien steht eine Einigung noch aus. 14:42 Uhr – Baerbock will in Prag Kompromiss im Streit um Aussetzung von Russen-Visa vorstellen Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/annalena-baerbock/) will beim Treffen mit ihren EU-Kolleginnen und Kollegen in Prag mit einem Kompromissvorschlag den Streit um einen möglichen Visa-Stopp für russische Bürger lösen. „Ich glaube, dass wir in Prag eine gute Lösung finden können“, sagte Baerbock am Dienstag bei der Kabinettsklausur der Bundesregierung auf Schloss Meseberg. Ihr Vorschlag, nur die Regeln für Visa-Erleichterungen und die Erteilung von Mehrfach- und Mehrjahresvisa auszusetzen, könne dabei „eine gute Brücke“ sein. Die EU-Außenminister tagen am Dienstag und Mittwoch in Prag. Einige Mitgliedstaaten fordern, wegen des russischen Angriffs in der Ukraine keine Visa mehr an russische Touristen auszustellen. Andere Regierung sind gegen diesen Schritt. Baerbock, die für das EU-Treffen die Kabinettsklausur am Dienstag vorzeitig verlässt, verwies auf sehr unterschiedliche Interessenlagen in Europa: Es sei „eine komplett andere Situation“, wenn baltische Staaten mit russischen Minderheiten und Grenzen zu Russland Visa ausstellten, als wenn Länder dies täten, „die Hauptziele von Sommerreisen gerade auch für russische Staatsbürger sind, die eine sehr, sehr große Nähe zum russischen Regime haben“, sagte die Ministerin. Für die Bundesregierung sei zudem wichtig, dass auch künftig verfolgten Menschen eine schnelle Ausreise aus Russland ermöglicht werden könne, sagte Baerbock. Sie dürften nicht dafür „bestraft“ werden, dass sie den Mut aufbrächten, „gegen dieses Regime aufzustehen“. Dabei gehe es nicht nur um bekannte Journalisten oder Oppositionelle, sondern auch um „Studierende, die an ihrer Uni den Mut haben, sich anderweitig zu informieren“. 13:58 Uhr – Kritik an Faeser aus Sachsen: Mehr Ukraine-Flüchtlinge würden deutliche Probleme verursachen Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) warnt vor deutlichen Problemen in den Kommunen bei einem weiteren Anstieg der Zahl von Asylbewerbern und Flüchtlingen aus der Ukraine. Es gebe bereits Schwierigkeiten bei deren Verteilung und Integration, schrieb er vor dem Hintergrund der Zusagen des Bundes für die Aufnahme weiterer Menschen an Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), wie die „Leipziger Volkszeitung“ am Dienstag berichtete. Wohnraum sei zunehmend knapp, Kitas und Schulen sowie der Arbeitsmarkt würden „in nicht unerheblicher Weise“ durch eine „sich verschärfende Konkurrenz- und Verdrängungssituation“ belastet. „Wir teilen die Einschätzung“, sagte der Geschäftsführer des Sächsischen Städte- und Gemeindetags (SSG), Mischa Woitscheck, der Presseagentur „dpa“ auf Anfrage. In mehreren Kommunen, vor allem in den Städten Dresden und Leipzig, kämen die Kapazitäten für die Aufnahme und Unterbringung Geflüchteter „zunehmend an ihre Grenzen“. Das gelte besonders für den Wohnungsmarkt, aber auch für die Plätze in Kitas und Schulen. Vorübergehend genutzte Einrichtungen wie etwa Turnhallen würden wieder für Schul- und Vereinssport benötigt. „Deshalb ist es richtig, dass der Innenminister den Bund deutlich an seine Mitverantwortung und die auf Bundesebene getroffenen Vereinbarungen erinnert. 13:52 Uhr – Russland droht angesichts möglicher Visa-Aussetzungen mit Vergeltung Russland hat im Falle einer Visa-Aussetzung (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/deutschland/article237148849/Russland-Visa-fuer-Russen-stoppen-Ruf-nach-Einreise-Hebel-wird-laut.html) für seine Bürger durch die EU vor Vergeltungsmaßnahmen gewarnt. „Das ist eine sehr schwerwiegende Entscheidung, die gegen unsere Bürger getroffen werden könnte, und eine solche Entscheidung kann nicht unbeantwortet bleiben“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag. Moskau verfolge die Angelegenheit genau. Russland müsse sicherstellen, „dass wir unseren Interessen am besten dienen und die Interessen unserer Bürger schützen“. Am Dienstag und am Mittwoch treffen sich in Prag die Außenminister der EU-Mitgliedsstaaten. Dabei steht die Diskussion um einen möglichen Visa-Stopp für Russen im Mittelpunkt. Einige Länder in Europa wollen angesichts Moskaus Offensive in der Ukraine keine Visa mehr an russische Touristen ausstellen. Andere Staaten befürworten die eher symbolische Aussetzung eines Abkommens mit Russland, das Visa-Erleichterungen vorsieht. Besonders die baltischen Staaten fordern ein Visa-Verbot für russische Touristen. Die Maßnahme gilt aber als unwahrscheinlich, da sie unter anderem von Deutschland abgelehnt wird. Die 26 Länder des Schengen-Raums erhielten im vergangenen Jahr drei Millionen Anträge auf Kurzzeitvisa, wozu neben Urlaubsreisen unter anderem auch Studienaufenthalte zählen. Mit 536.000 Anträgen kamen die meisten davon von Russen. 13:42 Uhr – EU will Ukraine fünf Millionen Jodtabletten spenden EU-Staaten haben eine Spende von fünf Millionen Kaliumjodidtabletten an die Ukraine angekündigt. „Deutschland wäre dafür verantwortlich, die Tabletten an die Ukraine zu liefern“, sagte ein Sprecher der Europäischen Kommission am Dienstag. Sie sollen als vorbeugende Maßnahme zum Schutz der Menschen in der Nähe des Atomkraftwerks Saporischschja dienen. Es gab zuletzt wieder Explosionen rund um das von der russischen Besatzungsverwaltung eingenommene AKW, wie es von russischer Seite hieß. Die Ukraine habe vergangenen Freitag eine Anfrage an die Europäische Union gestellt, sie mit Jodtabletten zu unterstützen, so die EU-Kommission. Die Tabletten sollen für den Fall genutzt werden, wenn Radioaktivität aus dem AKW austritt. So solle verhindert werden, dass sich eingeatmetes oder verschlucktes radioaktives Jod in der Schilddrüse absetze. Aus EU-Reserven werden fünf Millionen Tabletten beigesteuert, weitere 500.000 kommen aus Österreich. 13:39 Uhr – Durchsuchungen wegen des Verdachts auf illegale Russland-Geschäfte Wegen des Verdachts auf illegale Exporte nach Russland haben etwa 50 Fahnder am Dienstagmorgen sieben Objekte in mehreren Bundesländern durchsucht. „Es besteht der Verdacht der unerlaubten Ausfuhr von Waren nach Russland“, sagte Kai Thomas Breas von der Staatsanwaltschaft Stade. Die Einsatzkräfte seien in Bremen, Bremerhaven, im niedersächsischen Landkreis Osterholz und in Konstanz in Baden-Württemberg aktiv gewesen. Über den Einsatz der Zollfahnder hatten zunächst NDR, WDR und die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. „Wir ermitteln wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Außenwirtschaftsgesetz“, sagte der Stader Oberstaatsanwaltschaft Breas. Weitere Details wollte die Strafverfolgungsbehörde zunächst nicht mitteilen. 13:21 Uhr – Möglicherweise Flüchtlings-feindlicher Anschlag auf Leipziger Kita Unbekannte haben am Wochenende im Leipziger Stadtteil Grünau versucht, eine Kindertagesstätte anzuzünden. In dem Viertel hatte es ebenfalls am Wochenende einen Brandanschlag auf eine Geflüchtetenunterkunft gegeben. In der Kita werden geflüchtete Kinder aus der Ukraine betreut. Das Landeskriminalamt (LKA) teilte am Dienstag mit, es werde geprüft, ob es einen Zusammenhang zwischen den Taten gibt. Zwischen Freitagnachmittag und Montagmorgen sollen die Täter erfolglos versucht haben, den Eingang des Kindergartens anzuzünden. Zur Tatzeit wurde das Gebäude nicht genutzt, verletzt wurde niemand. Die Einrichtung ist weniger als einen Kilometer von der Flüchtlingsunterkunft entfernt, die in der Nacht auf Samstag angegriffen wurde. Das LKA kann eine politisch motivierte Tat nicht ausschließen. Die Polizei sucht nach Zeugen. 13:19 Uhr – Erster Weizenfrachter aus Ukraine seit Kriegsbeginn in Ostafrika angekommen Rund sechs Wochen nach einer Vereinbarung mit Russland zur Wiederaufnahme von Getreideexporten (verlinkt auf https://www.welt.de/wirtschaft/article240313163/Getreide-Exporte-aus-der-Ukraine-laufen-doch-auch-Russland-ist-Profiteur.html) haben 61 Frachter mit 1,5 Millionen Tonnen Agrargütern an Bord Schwarzmeerhäfen der Ukraine verlassen. Allein sechs Schiffe mit einer Ladung von 183.000 Tonnen seien am Dienstag ausgelaufen, teilte das ukrainische Infrastrukturministerium mit. Dazu gehört nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) auch die „Brave Commander“, die als erster Frachter nach Beginn der russischen Ukraine-Invasion das Horn von Afrika erreicht hat. Das Schiff ging in Dschi­bu­ti vor Anker und hat dringend benötigten Weizen für Äthiopien an Bord. Die Lieferung reiche aus, um 1,5 Millionen Menschen in dem ostafrikanischen Land einen Monat lang zu ernähren, erklärten die UN. Die Blockade der ukrainischen Schwarzmeerhäfen durch die russischen Streitkräfte hatte zu einer Nahrungsmittelknappheit geführt, durch die Millionen Menschen vor allem in ärmeren Ländern von Hunger bedroht sind. Nach Angaben des ukrainischen Getreidehändlerverbands UGA bestanden die bisherigen Exporte zu 62 Prozent aus Mais, zu 17 Prozent aus Weizen und zu sechs Prozent aus Gerste. Unter Vermittlung der UN und der Türkei hatten sich Ukraine und Russland im Juli darauf verständigt, dass Schiffslieferungen aus ukrainischen Häfen wieder aufgenommen werden können. Das Abkommen ist einer der wenigen diplomatischen Durchbrüche, die es seit Kriegsbeginn gab. 13:02 Uhr – Offensive in der Südukraine: Kiew hält sich mit Lage-Meldungen zurück Nach dem Beginn einer Großoffensive in der Südukraine hält sich das ukrainische Militär mit Meldungen zur Lage zurück. Die Pressesprecherin des Südkommandos der ukrainischen Armee, Natalija Humenjuk, sprach am Dienstag von „Positionskämpfen“ in den Gebieten Mykolajiw und Cherson. Dies sei durch vorhergehende Umgruppierungen der russischen Armee verursacht worden. Es sei dabei noch zu früh von möglichen zurückeroberten Orten zu reden. „Es finden gerade Kämpfe statt und diese erfordern eine Informationsruhe.“ Tags zuvor hatte Humenjuk den Start einer seit Juni angekündigten Offensive der ukrainischen Streitkräfte auf dem rechten Ufer des Fluss Dnipro verkündet. Die russische Armee bestätigte zwar Vorstoßversuche der ukrainischen Truppen, sprach aber zeitgleich von einer erfolgreichen Abwehr und hohen ukrainischen Verlusten. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. 12:52 Uhr – Kreml dementiert politische Ziele hinter Gasliefersenkungen Die Probleme beim Transit russischen Gases nach Europa sind nach Angaben aus Moskau rein technischer Natur. „Es gibt Garantien dafür, dass die Lieferungen durch nichts außer die durch die Sanktionen hervorgerufenen technischen Probleme behindert werden“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge. Der 54-Jährige antwortete so auf die Frage, ob Russland nach dem Ende der Wartungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream 1 die Wiederaufnahme der Lieferungen garantieren könne. „Russland war, ist und wird bereit sein, seine Verpflichtungen zu erfüllen“, sagte er. Der Kremlsprecher warf dem Westen vor, durch seine Sanktionen normale Servicearbeiten an den Turbinen der Leitung zu behindern. Zuvor hatte der russische Energiekonzern Gazprom angekündigt, Nord Stream 1 wegen anstehender Wartungsarbeiten an der einzig noch verbliebenen Turbine in der Kompressorstation „Portowaja“ vom 31. August bis zum 2. September abzuschalten. 12:31 Uhr – Russland: Strahlung am AKW Saporischschja weiterhin normal Die Strahlungswerte an dem mehrfach unter Beschuss geratenen ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja sind nach russischen Angaben weiterhin normal. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilt weiter mit, ukrainische Streitkräfte hätten auf das AKW-Gelände zwei Artilleriegeschosse abgefeuert. Außerdem sei eine abgeschossene ukrainische Drohne auf das Dach eines Gebäudes gestürzt, in dem Kernbrennstoffe und radioaktiver Abfall lagerten. Das größte europäische Atomkraftwerk wird seit März von russischen Truppen besetzt. Für den Beschuss der Anlage in den vergangenen Wochen machen sich Russland und die Ukraine gegenseitig verantwortlich. 12:27 Uhr – Ukraine setzt Attrappen ein, um russische Drohnen zu verwirren Das ukrainische Militär setzt im Abwehrkampf gegen die russischen Invasoren auch Waffenattrappen ein, um die Angreifer zu täuschen. Das berichtete die „Washington Post“. Dabei gehe es etwa um hölzerne Nachbildungen moderner US-Raketensysteme, schrieb die Zeitung am Dienstag unter Berufung auf ungenannte hochrangige Beamte aus den USA und der Ukraine. Auf diese Weise seien die russischen Streitkräfte dazu gebracht worden, teure Marschflugkörper vom Typ Kalibr auf harmlose Replikate zu verschwenden. Das Blatt habe auch Fotos dieser Scheinziele begutachten können, hieß es weiter. Russische Drohnen, die den Standort der vermeintlichen Raketensysteme an die Flotte im Schwarzen Meer übermittelten, könnten die Attrappen nicht von echten Artilleriebatterien unterscheiden. „Wenn die Drohnen die Batterie sehen, ist diese wie ein VIP-Ziel“, zitierte die Zeitung einen ukrainischen Offiziellen. Nach einigen Wochen hätten diese „Dummies“ bereits mindestens zehn Kalibr-Raketen in die Irre geleitet. Angesichts des Erfolgs sei die Produktion der Replikate ausgebaut worden. Die Nachbildungen könnten laut „Washington Post“ auch ein Grund dafür sein, dass die Anzahl vermeintlich zerstörter westlicher Waffensysteme in russischen Berichten so hoch ausfalle, insbesondere mit Blick auf den US-Raketenwerfer Himars. „Sie haben behauptet, mehr Himars getroffen zu haben, als wir überhaupt geliefert haben“, zitierte das Blatt einen US-Diplomaten. 12:02 Uhr – Kreml: Nur westliche Sanktionen stehen Gaslieferungen im Wege Russischen Gasexporten nach Europa über die Pipeline Nord Stream 1 steht nach Darstellung des Kreml nichts im Wege, außer technischen Problemen, die durch westliche Sanktionen verursacht worden seien. Das erklärt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Der russische Energieriese Gazprom hat angekündigt, ab Mittwoch die Pipeline für drei Tage wegen Wartungsarbeiten zu schließen. Die EU wirft der Moskau vor, Kürzungen bei den Gaslieferungen als Wirtschaftswaffe einzusetzen. Russland weist dies von sich. 11:53 Uhr – Kreml kritisiert Forderungen in EU nach Visa-Stopp für Russen Russland hat Forderungen in der Europäischen Union (EU) nach einem Visa-Stopp für russische Touristen kritisiert. Solche Vorschläge seien irrational und ein weiteres Zeichen für die antirussische Agenda des Westens, erklärt das Präsidialamt in Moskau. Die EU-Außenminister werden am Mittwoch bei einem Treffen in Prag über die Forderungen vor allem baltischer Mitgliedstaaten diskutieren, Russen Touristenvisa zu verweigern. 11:20 Uhr – Kreml verurteilt „Russophie“ im Baltikum Russland verurteilt die Zerstörung von Monumenten aus der Sowjet-Zeit (verlinkt auf https://www.welt.de/reise/nah/article238021593/Estland-Lettland-Litauen-Urlaub-im-Schatten-von-Lenin-und-Putin.html) in den baltischen Staaten. Was derzeit in Estland, Lettland und Litauen geschehe, sei inakzeptabel für Russland, erklärt das Außenministerium in Moskau. Die Entwicklung werde die bilateralen Beziehungen zu den drei EU- und Nato-Staaten beeinträchtigen. In den drei Ländern gebe es einen „russophoben“ Ansatz, ethnische Russen würden als „Menschen zweiter Klasse“ behandelt. 10:50 Uhr – Russischer Medienkrieg: Twitch zu 50.000-Euro-Strafe verurteilt Das Streaming-Portal Twitch (verlinkt auf https://www.welt.de/iconist/article221354772/Twitch-Darum-ist-die-Streaming-Plattform-so-erfolgreich.html) ist Medienberichten zufolge in Russland zu einer Geldstrafe von umgerechnet rund 50.000 Euro verurteilt worden wegen der Weigerung, ein zweistündiges Interview mit einem Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu löschen. Das sei von einem russischen Gericht entschieden worden, melden mehrere russische Nachrichtenagenturen. Von der Amazon-Tochter lag zunächst keine Stellungnahme vor. Twitch wird täglich von Millionen Menschen genutzt – darunter viele Musiker und Videospieler, die über das Portal mit Fans interagieren. 10:17 Uhr – Deutschland und Frankreich gegen Visa-Stopp für Russen Deutschland und Frankreich haben sich gemeinsam gegen weitreichende EU-Einreiseverbote für russische Staatsbürger ausgesprochen. Man dürfe den Einfluss der Erfahrung eines Lebens in demokratischen Systemen nicht unterschätzen, insbesondere für zukünftige Generationen, heißt es in einem deutsch-französischen Positionspapier, das Reuters vorliegt. Vor diesem Hintergrund solle die Visa-Politik der EU Kontakte zwischen EU-Bürgern und Russen ermöglichen, die nicht mit der Führung in Moskau verbunden sind. 09:56 Uhr – „Schwere Kämpfe“ in Cherson – Kiews Offensive trifft auf russische Nachschubprobleme In der von Russland besetzten ukrainischen Region Cherson (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/cherson/) sind nach Angaben aus Kiew „schwere Kämpfe“ ausgebrochen. Es habe „den ganzen Tag und die ganze Nacht über starke Explosionen“ gegeben, erklärte das Büro von Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag. „Fast das gesamte Gebiet“ der Region Cherson sei betroffen. Die ukrainische Armee hatte am Montag eine Gegenoffensive gestartet, um die Region zurückzuerobern. Die ukrainischen Streitkräfte hätten „Offensiven in unterschiedliche Richtungen“ gestartet, hieß es aus Kiew weiter. Das britische Verteidigungsministerium erklärte in einer Sicherheitsmitteilung, der „Umfang des ukrainischen Vorstoßes“ könne zwar nicht bestätigt werden. Die ukrainische Armee habe aber das „Artillerie-Feuer an Frontabschnitten in der ganzen Südukraine erhöht“, um russische Versorgungslinien mit „Präzisionsschlagen mit hoher Reichweite“ zu unterbrechen. Dem Präsidentenbüro zufolge seien in der Region inzwischen „fast alle großen Brücken“ zerstört worden, lediglich „Fußgängerübergänge“ seien verblieben. Militärexperten hatten eine Zunahme des Kampfgeschehens im Süden der Ukraine vorausgesagt, da es im ostukrainischen Donbass für keine der beiden Seiten Fortschritte gibt – und sowohl Russland als auch die Ukraine daher versuchen, vor dem Wintereinbruch im Süden voranzukommen. Die russischen Besatzer um die südukrainische Stadt Cherson leiden nach Angaben von Militärexperten trotz erheblicher Verstärkungen unter Personal- und Nachschubproblemen. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums (verlinkt auf https://twitter.com/DefenceHQ/status/1564475870034681857?s=20&t=WZnsA_rNxazhEVV2nBoH4g) zum Ukraine-Krieg am Dienstag hervor. Ob die Russen der kürzlich gestarteten ukrainischen Gegenoffensive in der Region standhalten könnten, hänge entscheidend davon ab, ob sich eine Neuorganisation der Invasionstruppen bewähre, hieß es in der Mitteilung des Verteidigungsministeriums in London weiter. „Seit Anfang August hat Russland erhebliche Anstrengungen unternommen, um seine Kräfte am Westufer des Flusses Dnipro (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/dnipro/) (Dnjepr) um Cherson herum zu verstärken“, hieß es in der Mitteilung. Dabei seien die Einheiten im Süden wohl durch Komponenten aus dem Osten ergänzt worden. Das lege eine grundsätzliche Neuorganisation der Kommandostrukturen nahe. Die meisten Einheiten um Cherson seien jedoch wohl weiterhin unterbesetzt und hingen von brüchigen Nachschublinien per Fähre und Pontonbrücken ab. In der ostukrainischen Stadt Charkiw sind nach Angaben des dortigen Gouverneurs derweil vier Personen durch russischen Beschuss ums Leben gekommen. Vier weitere Personen seien verletzt worden, schreibt Gouverneur Oleh Synehubow auf seinem Telegram-Kanal. Russland weist Vorwürfe zurück, bei seinem als militärische Spezialoperation bezeichneten Vorgehen in der Ukraine Zivilisten ins Visier zu nehmen. 08:53 Uhr – Gazprom drosselt Gas für Frankreich Aufgrund von Meinungsverschiedenheit über die Anwendung von Verträgen wird die russische Gazprom (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/gazprom/) PJSC dem französischen Energieversorger Engie SA ab dem heutigen Dienstag erneut die Gaslieferungen drosseln. Engie betonte, sich bereits die notwendigen Mengen gesichert zu haben, um seinen Verpflichtungen gegenüber den Kunden nachzukommen und seinen eigenen Bedarf zu decken. Es seien bereits mehrere Maßnahmen ergriffen worden, um die direkten finanziellen und physischen Auswirkungen einer Unterbrechung der Gaslieferungen durch Gazprom erheblich zu reduzieren. Die Gazprom-Lieferungen an Engie sind seit Beginn des Krieges in der Ukraine bereits erheblich gesenkt worden, wobei die letzten monatlichen Lieferungen etwa 1,5 TWh betrugen. Insgesamt bezieht Engie in Europa pro Jahr mehr als 400 TWh. 07:37 Uhr – Tass: Ukraine beschießt erneut AKW Saporischschja Die von Russland eingesetzte Verwaltung in der ukrainischen Stadt Enerhodar meldet einen erneuten Beschuss des Geländes, auf dem das Atomkraftwerk Saporischschja liegt. Sie macht ukrainische Soldaten dafür verantwortlich, wie die russische Nachrichtenagentur Tass berichtet. Das von Russland besetzte größte AKW in Europa geriet in den vergangenen Wochen mehrfach unter Beschuss. Die Kriegsparteien geben sich dafür gegenseitig die Schuld . 06:02 Uhr – Streit um Visa-Vergabe: Berlin und Paris wollen Russen reisen lassen Deutschland und Frankreich sprechen sich gemeinsam gegen ein weitgehendes Einreiseverbot für russische Staatsbürger in die EU aus. „Wir sollten über kluge Wege nachdenken, um den wichtigen Hebel der Visaerteilung (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/ausland/article240753325/Ukraine-News-Selenskyj-zu-russische-Truppen-An-der-Zeit-abzuhauen.html) zu nutzen“, heißt es in einem an die anderen Mitgliedstaaten verschickten Positionspapier zum Außenministertreffen an diesem Dienstag und Mittwoch in Prag. Anträge russischer Staatsangehöriger sollten auf mögliche Sicherheitsrisiken genau geprüft werden. Gleichzeitig gelte, dass man den Einfluss, der von der unmittelbaren Erfahrung des Lebens in Demokratien ausgehen kann, nicht unterschätzen sollte. Dies beziehe sich insbesondere auf künftige Generationen. „Unsere Visapolitik sollte dies widerspiegeln und weiterhin in der EU zwischenmenschliche Kontakte zu russischen Staatsangehörigen ermöglichen, die nicht mit der russischen Regierung in Verbindung stehen“, heißt es in dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Man wolle daher einen Rechtsrahmen beibehalten, der insbesondere Studenten, Künstlern, Wissenschaftlern, Fachkräften die Einreise in die EU ermögliche – unabhängig davon, ob ihnen eine politische Verfolgung drohen könnte. Vor weitreichenden Einschränkungen der Visapolitik warne man (verlinkt auf https://www.welt.de/videos/video240730305/Russland-Christoph-Wanner-glaubt-nicht-an-Nutzen-von-Visa-Beschraenkungen.html) . Es gelte zu verhindern, dass das russische Narrativ gefüttert werde und dass es zu einer Entfremdung zukünftiger Generation komme. Zudem könnte es demnach zu sogenannten „Rally around the flag“-Effekten kommen. Darunter wird verstanden, dass Bürger teilweise dazu neigen, sich bei Angriffen und Provokationen von außen geeint hinter ihre Führung zu stellen. Hintergrund der deutschen-französischen Positionierung ist die seit Tagen anhaltende Diskussion darüber, ob verhindert werden sollte, dass Russen für Einkaufstouren und Urlaube in die EU reisen, während in der Ukraine Tausende Menschen wegen des Krieges sterben. 05:58 Uhr – Selenskyj warnt russische Truppen; „Zeit, abzuhauen“ Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/wolodymyr-selenskyj/) fordert die russischen Truppen auf, vor einer Offensive seiner Streitkräfte in der Nähe der Stadt Cherson zu fliehen. „Die Ukraine holt sich ihr Land zurück“, sagt er in seiner täglichen Ansprache. Die ukrainischen Truppen würden die russische Armee „bis an die Grenze“ jagen. „Wenn sie überleben wollen, ist es für das russische Militär an der Zeit abzuhauen. Geht nach Hause.“ Ein halbes Jahr nach dem Eindringen russischer Truppen in den Süden der Ukraine hat die ukrainische Armee eine Gegenoffensive begonnen. Die äußerste Verteidigungslinie der Russen im Gebiet Cherson sei an mehreren Stellen durchbrochen worden, teilte das ukrainische Militär mit. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach am Montagabend nur in Andeutungen über die Offensive. Niemand, der sich verantwortlich verhalte, werde im Krieg etwas zu seinen Plänen sagen. Die US-Regierung wollte sich nicht im Detail äußern. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, verwies aber darauf, dass die Ukraine die Gegenoffensive lange angekündigt und vorbereitet habe. Schon damit habe sie Russland gezwungen, Truppen aus dem umkämpften Donbass nach Süden abzuziehen. Bis Dienstagmorgen gab es kaum gesicherte Details zu der Offensive. Wie die Südgruppe der ukrainischen Armee mitteilte, seien Einheiten der Donezker Separatisten und russischer Marineinfanterie zum Rückzug gezwungen worden. Genauere Ortsangaben wurden nicht gemacht. Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf ukrainische Militärquellen, vier Dörfer bei Cherson, darunter Prawdyne, seien erobert worden. Die Angaben waren zunächst nicht überprüfbar. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte ukrainische Angriffe in den Gebieten Cherson und Mykolajiw, behauptete aber, sie seien „jämmerlich gescheitert“. Die ukrainische Armee habe schwere Verluste an Soldaten und Technik erlitten. Belege dafür gab es nicht. Für Nervosität auf russischer Seite sprachen Äußerungen aus den Besatzungsverwaltungen, die versicherten, dass gar nichts geschehe. Die angebliche Offensive sei „wie üblich ein Fake der ukrainischen Propaganda“, sagte der Verwaltungschef der Krim, Sergej Aksjonow. Der russische Nationalist und frühere separatistische Feldkommandeur Igor Girkin bestätigte auf Telegram die Angriffe. Sie seien bislang aber nur als Demonstration gedacht, die Ukraine setze ihre Hauptkräfte noch nicht ein. Zu einem ähnlichen Schluss kamen auch Pentagon-Vertreter, die laut CNN vom „Abtasten“ der Front sprachen. 04:42 Uhr – US-Kreise: Russland hat technische Probleme mit iranischen Drohnen Russland soll nach US-Informationen große Probleme mit Drohnen aus dem Iran haben, die der Kreml in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine einsetzen will (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/ausland/plus240004013/Drohnen-Putins-Waffendeal-mit-dem-Iran.html) . Es gebe „zahlreiche Pannen“ bei den unbemannten Fluggeräten, teilten Mitglieder des Weißen Hauses unter Berufung auf Erkenntnisse von US-Geheimdiensten am Montag mit. Über die mutmaßlichen russischen Probleme hatte die Zeitung „Washington Post“ zuerst berichtete. Erst vergangene Woche hatte die Nachrichtenagentur AP gemeldet, dass Russland Hunderte iranische Drohnen erhalten habe, die im Krieg gegen die Ukraine genutzt werden könnten – und dies trotz US-Warnungen an Teheran, die Fluggeräte nicht zu liefern. Die US-Gewährsleute sagten der AP nun, dass eine Übergabe der Drohnen der Modelle Mohadscher-6 und Schahed in diesem Monat über mehrere Tage hinweg erfolgt sei. Russische Maschinen seien auf einem Flugplatz im Iran beladen worden und die Waffengüter dann nach Russland geflogen worden. Russische Einsatzkräfte ließen sich zudem im Iran weiter im Gebrauch der Systeme schulen, hieß es. Die Drohnen seien unter anderem zu Luftangriffen auf Ziele am Boden und elektronischer Kriegsführung in der Lage. 04:04 Uhr – Österreich bekräftigt Ablehnung von pauschalem Visa-Stopp für Russen Vor dem Treffen der EU-Außenminister in Prag hat Österreich seinen Widerstand gegen Einreisesperren für russische Touristen bekräftigt. „Wir dürfen nicht das Kind mit dem Bade ausschütten, ein pauschales Verbot von Visa für russische Staatsangehörige würde die letzten Kontakte mit der russischen Zivilgesellschaft gänzlich kappen“, sagte der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg der „Welt“ vom Dienstag. „Es wäre widersinnig, gerade jetzt kritischen Stimmen in Russland den Weg in den Westen zu versperren.“ Das Nachrichtenembargo des Kreml verschleiere den Blick der russischen Bevölkerung auf die Taten des russischen Präsidenten Wladimir Putin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/wladimir-putin/) in der Ukraine, sagte der Minister weiter. „Ein Visa-Stopp wäre auch im Kampf gegen die russische Propagandamaschinerie kontraproduktiv. Wenn wir der russischen Bevölkerung pauschal die Türe nach Europa versperren, würde das die vom Kreml propagierte Wagenburgmentalität nur noch befeuern.“ 03:00 Uhr – Iran schickt erste Drohnen an Russland für Ukraine-Einsatz Der Iran hat einem US-Medienbericht zufolge erste Drohnen an Russland für den Einsatz in der Ukraine geschickt. Wie die „Washington Post“ am Montag unter Berufung auf Geheimdienstkreise berichtete, wurden bereits am 19. August mindestens zwei verschiedene Typen an unbemannten Flugzeugen geliefert. Diese könnten für den Beschuss von Radaranlagen, Artillerie und anderen militärischen Objekten eingesetzt werden. Allerdings hätten die russischen Streitkräfte bei ersten Tests mit zahlreichen Fehlfunktionen zu kämpfen gehabt. Die Russen seien „nicht zufrieden“. Dem Bericht zufolge geht die US-Regierung davon aus, dass der Iran noch Hunderte weitere Drohnen an Moskau liefern wird. Die USA hatten im Juli erklärt, dass sie davon ausgingen, dass Russland iranische Kampfdrohnen erwerben wolle. So habe offenbar eine russische Regierungsdelegation einen iranischen Flughafen für eine Vorführung angriffsfähiger Drohnen besucht, hieß es. Putin war ebenfalls im Juli für ein Gipfeltreffen mit seinem iranischen und türkischen Kollegen in Irans Hauptstadt Teheran gereist. 23:50 Uhr – Ukraine: Übergelaufener Parlamentsabgeordneter Kowaljow ermordet Ein zu Russland übergelaufener ukrainischer Abgeordneter ist in der besetzten Südukraine ermordet worden. Der Parlamentarier Olexij Kowaljow (33) sei vorläufigen Erkenntnissen zufolge in seinem Haus erschossen worden, teilten die russischen Strafermittlungsbehörden am Montag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Auch seine Freundin sei dem Anschlag zum Opfer gefallen. Ukrainischen Angaben nach starb sie infolge einer Messerverletzung im Krankenhaus. Zuvor hatten bereits mehrere ukrainische Vertreter von dem Anschlag und dem Tod des Abgeordneten berichtet. Kowaljow hatte im Juni bereits einen Sprengstoffanschlag überlebt. Der Agrarunternehmer war 2019 über ein Direktmandat im Gebiet Cherson für die Präsidentenpartei Diener des Volkes in die Oberste Rada gewählt worden. Im April wurde er nach seiner Rückkehr in seine Heimatregion aus Partei und Fraktion wegen des Verdachts der Zusammenarbeit mit Moskau ausgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Hochverrats. In der Besatzungsbehörde des Gebiets Cherson amtierte er als Vizegebietschef und Landwirtschaftsminister. Russland hat nach dem Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar fast das gesamte südukrainische Gebiet Cherson unter seine Kontrolle gebracht. In den vergangenen Wochen sind mehrere Ukrainer angegriffen worden, die sich in den Dienst der Besatzung gestellt haben. „Kick-off Politik“ ist der tägliche Nachrichtenpodcast von WELT. Das wichtigste Thema analysiert von WELT-Redakteuren und die Termine des Tages. Abonnieren Sie den Podcast unter anderem bei Spotify, Apple Podcasts, Amazon Music oder direkt per RSS-Feed.
WELT
Die russischen Truppen haben Kampfdrohnen aus dem Iran erhalten – das berichtet das US-Verteidigungsministerium. Allerdings deute sich an, dass viele der Drohnen fehlerhaft seien. Mehr im Liveticker.
Politik
Ausland
2022-08-30T19:37:00Z
2022-08-30T02:00:24Z
Iran liefert laut Pentagon erste Kampfdrohnen an Russland
https://www.welt.de/politik/ausland/article240753325/Ukraine-News-Iran-liefert-laut-Pentagon-erste-Kampfdrohnen-an-Russland.html
Integration
Im Grunde ist das doch eine Allerweltserkenntnis, die jetzt von der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Wien veröffentlicht wird: daß 60 Prozent der Befragten glauben, eine Gesellschaft könne nur eine begrenzte Zahl von Menschen anderer Herkunft und Religion aufnehmen. Was denn sonst? Wichtiger ist dagegen der Befund, daß diese Einsicht zugenommen hat, weshalb man sie nicht vorschnell als Zunahme von Intoleranz oder Diskriminierung interpretieren sollte. Fast alle europäischen Gesellschaften blicken heute mehr oder minder entsetzt auf die Bilanz ihrer Ausländer- und Integrationspolitik und müssen sich eingestehen, jahrzehntelang leichtfertig, fahrlässig, ja ignorant verfahren zu sein. Man hat die Dinge eben laufen lassen. Jetzt, da sich die Parallelgesellschaften längst verfestigt haben, mitunter zu einem explosiven Gemisch wurden, ist guter Rat teuer. Aus der Wiener Umfrage sollte man daher die richtigen Konsequenzen ziehen und Abschied nehmen von sozialromantischen Wunschvorstellungen. Ohne den Willen zur Integration geht es eben auf Dauer nicht. Und die Politik muß dafür endlich die Voraussetzungen schaffen in so zentralen Fragen wie dem Religionsunterricht. Warum wir in Deutschland erst jetzt darüber nachdenken, warum noch vor kurzem entsprechende Studiengänge wie in Bonn verweigert wurden, ist unbegreiflich. Immerhin wagt sich jetzt Baden-Württembergs Kultusministerin Schavan mit einem Pilotprojekt voran. Es versucht beiden Seiten gerecht zu werden: der deutschen Mehrheitsgesellschaft, die endlich ihre Spielregeln des Zusammenlebens definieren muß. Und den Gläubigen einer anderen, der islamischen Religion, für die der säkularisierte Ethikunterricht eben keine Alternative darstellt zu den vertrauten Koranschulen. Ein liberales Modell, dem man Erfolg wünschen möchte.
Johann Michael Möller
Integration
Print-welt
2005-03-16T23:00:00Z
2011-11-16T11:20:28Z
Integration
https://www.welt.de//print-welt/article558529/Integration.html
Das muss man zum «Erdbeermond» in Baden-Württemberg wissen
Der Mond steht zurzeit besonders tief am Himmel und erscheint dadurch größer. Mit dem Junivollmond zeigt sich am Dienstag und am Mittwochabend über Deutschland ein sogenannter Erdbeermond am Nachthimmel. Etwa ab 22.30 Uhr sei er im Südwesten sichtbar, erklärte Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg. Wer also heute oder spätestens morgen draußen sitzt, sollte den Blick gen Ost richten. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) dürfte es heute Abend aber teils bewölkt bleiben, morgen gehen die Meteorologen von einem klaren Nachthimmel aus. «Erdbeermond»-Begriff stammt aus Nordamerika Der Juni-Vollmond werde nicht wegen der möglichen Färbung als «Erdbeermond» bezeichnet, die durch Partikel in der Atmosphäre zustande komme, erklärte die Expertin. Der Begriff stamme ursprünglich aus dem nordamerikanischen Kulturraum. Die indigene Bevölkerung habe die Vollmonde nach Ereignissen im Jahresverlauf benannt – im Juni sei dies die Erdbeerernte. Seit rund zehn Jahren hätten sich diese Monatsnamen auch hierzulande verbreitet. Einen rötlichen Vollmond könne man auch in anderen Monaten sehen. Keine kreisrunde Bahn um die Erde Der Mond ist dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zufolge im Mittel etwa 400.000 Kilometer von der Erde entfernt. Allerdings ändere sich die Entfernung, da der Trabant keine kreisrunde Bahn um den Planeten durchlaufe. Die Entfernung schwanke zwischen rund 360.000 und 405.000 Kilometern. «Warum die Bahn nicht perfekt kreisförmig ist, hat viele Gründe», heißt es auf der DLR-Homepage. Dabei spielten die Anziehungskraft der Sonne, die Kräfte zwischen Mond und Erde, aber auch die unterschiedliche Masseverteilung im Erdinneren eine Rolle. Optische Täuschung Der Erdbegleiter sei am Mittwochabend noch etwa 398.000 Kilometer von unserem Planeten entfernt, sagte Michael Passarge vom Freundeskreis der Himmelskunde, der in dem Städtchen in Osthessen ein eigenes Observatorium gebaut hat. «Er ist gar nicht so nah dran.» Der Erdtrabant wirke kurz nach dem Aufgehen generell ein wenig größer, als wenn er hoch am Himmel stehe. «Das ist aber eine optische Täuschung», so der Experte weiter. Der Grund dafür: Wenn der Mond knapp über dem Horizont stehe, gebe es Vergleichsmöglichkeiten zum Beispiel mit Bäumen oder Gebäuden.
WELT
Der Vollmond im Juni wird auch «Erdbeermond» genannt. Wer ihn heute verpasst, hat auch morgen noch die Chance.
Regionales
Baden-Württemberg
2025-06-10T13:59:42.166Z
2025-06-10T14:31:42.062Z
Das muss man zum «Erdbeermond» in Baden-Württemberg wissen
https://www.welt.de//regionales/baden-wuerttemberg/article256233940/Das-muss-man-zum-Erdbeermond-in-Baden-Wuerttemberg-wissen.html
Kasparow: „Im Unterschied zu Hitler hat Putin Finger auf dem rotem Knopf“
Der frühere Schach-Weltmeister Garri Kasparow hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin nach der Invasion Russlands in die Ukraine scharf kritisiert. „Es ist tragisch für mein Land. Tausende junge Russen sterben für diesen verrückten Diktator. Viele von ihnen wurden unter Putin geboren und sterben unter Putin“, sagte der 58-Jährige in einem Interview der „FAZ“. (verlinkt auf https://www.faz.net/aktuell/sport/) Er hoffe, „dass dieser Krieg zum Kollaps seines Regimes“ (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/deutschland/plus237264875/Ukraine-Krieg-Wie-das-Kanzleramt-intern-die-Lage-bewertet.html) führe. Es sei das erste Mal „seit dem Ende des Kalten Kriegs, dass fast die ganze Welt zusammenhält. In meinen wildesten Träumen hätte ich eine solche Solidarisierung binnen vier oder fünf Tagen nicht erwartet.“ Kasparow, Schach-Weltmeister von 1985 bis 2000, ist seit Jahren Putin-Kritiker. In seinem Buch „Warum wir Putin stoppen müssen“ hatte er bereits 2015 prophezeit, dass Putin die Ukraine wieder angreifen werde. (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/ausland/plus237267631/Kiew-Die-Optionen-Ersticken-oder-Brennen.html) Er hatte darin damals dazu aufgerufen, der Ukraine Waffen zu liefern und die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl zu beenden. Niemand habe ihm glauben wollen, berichtete Kasparow: „Auf die Frage, ob ich Putin wirklich für gefährlicher hielte als Isis, sagte ich: Die Terrororganisation kommt und geht, Putin ist eine ständige existenzielle Bedrohung. Da wurde ich angeschaut, als ob ich ein Idiot wäre.“ „Kommt es zu einem Palastcoup gegen Putin?“ Die Frage, wer Putin in Russland stoppen könne, sei dagegen nicht leicht zu beantworten. „Wenn wir wüssten, wer das kann, wäre diese Person bereits tot, denn Putin hätte die Bedrohung ausgeschaltet“, sagte Kasparow. Er werde ständig gefragt, was passieren müsse, um Putin zu entthronen. „Müssen Millionen Demonstranten auf dem Roten Platz stehen? Kommt es zu einem Palastcoup? Schreiten die Oligarchen ein? (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/article237267545/Milliarden-Deal-Abramowitsch-verkauft-FC-Chelsea-und-will-Gewinn-an-Kriegsopfer-spenden.html) Es ist alles zusammen. Wenn Diktaturen enden, kann man nie vorhersagen, wer den letzten Zug macht“, sagte Kasparow und sprach von einem „Kontrollverlust“ bei dem russischen Präsidenten. >>>Lesen Sie im Ukraine-Liveticker die aktuellen Entwicklungen<<< (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/ausland/article237268327/Ukraine-Krieg-Strafgerichtshof-ermittelt-gegen-Russland-wegen-Kriegsverbrechen.html) „Nach 22 Jahren mit einer solchen Machtfülle und niemandem, der einen kritisiert, ist es schwer, bei klarem Verstand zu bleiben. Er sieht alles aus seiner Blase“, sagte Kasparow: „Wir wissen, dass er nur sehr wenigen vertraut und nicht ins Internet geht. Wie soll so jemand realistisch bleiben?“ Es mache etwas mit Putin, „dass er das Leben auf diesem Planeten beenden kann. (verlinkt auf https://www.welt.de/wirtschaft/article237270293/Ukraine-Konflikt-USA-stoppen-Test-mit-Atombombenrakete-kurz-vor-dem-Start.html) Die Diktatur eines Mannes in Russland ist bei Weitem die größte existenzielle Bedrohung der Menschheit.“ Im Unterschied zu Hitler und Diktatoren der Vergangenheit habe der 69 Jahre alte Putin „den Finger auf dem roten Knopf“. (verlinkt auf https://www.welt.de/wirtschaft/plus237209213/Iskander-M-Tabubruch-mit-unvorstellbaren-Konsequenzen-wie-ein-Atomangriff-wirken-wuerde.html) Aus seiner Sicht müssten drei Faktoren erfüllt sein damit eine Diktatur wie die von Putin kollabiere. Der erste wäre „eine militärische Niederlage. Das kann passieren, wenn die Ukraine lange genug Widerstand leistet. (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/ausland/article237268403/Ukraine-Krieg-Selenskyj-Eine-solch-heftige-Gegenwehr-dass-sie-sich-fuer-immer-daran-erinnern.html) Der zweite Faktor ist der wirtschaftliche und finanzielle Zusammenbruch, und das ist nur eine Frage von Wochen. Der dritte Faktor ist Isolation. Das ist psychologisch sehr wichtig. Wenn alle drei Komponenten erfüllt sind, kann das Regime über Nacht zusammenbrechen, weil die Leute auf die Straße gehen und die Oligarchen Putin herauswerfen werden.“ Das Russland der Neuzeit sei „nicht mit dem Fanatismus unter Stalin oder in Hitler-Deutschland zu vergleichen, in dem Menschen bereit waren, für ihren geliebten Führer zu sterben. In Putins Regime geht es nur um Geld, es ist mehr wie ein Mafiastaat. Solange der Boss Geld und Schutz verteilt, stehen die Leute hinter ihm. Sobald kein Geld mehr fließt, ist die Loyalität sofort dahin“. Dass Putin zig Milliarden in den Sport wie den Olympischen Winterspielen in Sotschi oder der Fußball-WM 2018 investierte, auch zig Millionen dem Weltschachbund zukommen ließ, hält Kasparow für einen perfiden Plan Putins. Dem gehe es bei diesen Unsummen nicht um den Sport, „es geht ihm immer nur um Putin. Es ist Teil seines Netzwerks (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/article237261835/Schalke-04-Toennies-bricht-mit-Putin-Ich-habe-mich-in-ihm-getaeuscht.html) ebenso wie Chelsea oder Schalke 04 oder diverse Benefizveranstaltungen. Wie er durch all das Soft Power aufgebaut hat, wird wahrscheinlich als raffinierteste Operation zur Untergrabung der freien Welt in die Geschichtsbücher eingehen. Putin hat sich nicht gescheut, Milliarden dafür auszugeben, und Schach ist ein kleiner Teil dieser riesigen Kampagne. Das Überraschende ist, dass binnen einer Woche nichts mehr davon übrig ist“. (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/article237268927/Paralympics-Russland-und-Belarus-nun-doch-in-Peking-ausgeschlossen.html) Kasparow ist Vorsitzender des Human Rights Forum und der Renew Democracy Initiative. Er lebt mit seiner Familie in New York. Seit 2013 hat er Russland nicht mehr betreten und seine Mutter bis zu ihrem Tod 2020 nicht mehr getroffen. „Meine Mutter hoffte immer, dass dieses Regime (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/video237270309/Peter-Eitel-zum-Krieg-in-der-Ukraine.html) im Abfalleimer der Geschichte landet und ich nach Moskau zurückkehren kann“, sagte Kasparow, „wenn es so weit ist, werde ich als Erstes ihr Grab besuchen.“
WELT
Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow ist seit Jahren einer der schärfsten Kritiker von Wladimir Putin. Er sieht in ihm die größte Bedrohung der Menschheit. Russland sei längst wie ein Mafiastaat. Das Regime könne aber an drei Faktoren über Nacht kollabieren.
Sport
2022-03-03T10:12:20Z
2022-03-03T10:12:20Z
„Im Unterschied zu Hitler hat Putin den Finger auf dem roten Knopf“
https://www.welt.de/sport/article237268855/Kasparow-Im-Unterschied-zu-Hitler-hat-Putin-Finger-auf-dem-rotem-Knopf.html