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Laugengebäck Portionen: ergibt etwa 6 Stück Zubereitungszeit: etwa 70 Minuten 500 g glutenfreies Mehl (ca. 100 g zur Seite stellen) 1 Packung Trockenhefe 1 TL Backpulver 1 bis 2 TL Jodsalz 125 g Quark 125 g saure Sahne 150 ml lauwarmes Wasser 3 EL Öl 100 ml 4 %-Natronlauge grobes Salz 1 400 g Mehl mit der Trockenhefe, Backpulver und Salz mischen. 2 Den Quark mit der sauren Sahne sowie dem lauwarmen Wasser verrühren und zum Mehlgemisch geben. 3 Alle Zutaten mit dem Knethaken verrühren. Den Teig etwa 30 Minuten stehen lassen. Danach das restliche Mehl unterkneten. 4 Aus dem Teig Brötchen formen, mit einem Schaumlöffel in die Natronlauge tauchen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben. 5 Mit einem Messer quer einschneiden und mit grobem Salz bestreuen. 6 Das Laugengebäck etwa 20 Minuten bei 180 °C backen. Nährwerte pro Stück: Eiweiß: 11,8 g; Fett: 11 g; Kohlenhydrate: 60 g; kcal: 385 15 Süße Versuchung – Nachspeisen und Co. In diesem Kapitel Herrliche Desserts Süßes zum Mitnehmen Gesunde Leckereien
Wenn der Hauptgang verspeist ist, warten alle nur noch auf eines, und das ist nicht der Abwasch. Es ist natürlich das Dessert. Wenn Sie glauben, dass Sie bei einer glutenfreien Ernährung nicht mehr schlemmen dürfen, wird Sie dieses Kapitel eines Besseren belehren. Ich habe in diesem Kapitel ein paar Rezepte zusammengestellt, mit deren Hilfe Sie Ihren Appetit auf Süßes stillen können. Außerdem stelle ich Ihnen noch einige Rezepte vor, mit denen Sie ganz einfach etwas Süßes für unterwegs zubereiten können. Für die Anspruchsvollen unter Ihnen habe ich auch noch Rezepte für Kuchen, Kekse, Karamell und andere Naschereien zu bieten. Süße Versuchungen Sie dürfen natürlich Kuchen essen. Aber er muss glutenfrei sein. Ich liebe Süßes. Wenn Sie sich ab und zu einmal etwas in dieser Richtung gönnen, können Sie Ihr Verlangen und Ihren Heißhunger danach stillen. Es gibt viele glutenfreie Dessertrezepte. Die Rezepte, die ich hier für Sie zusammengestellt habe, sind wirklich ganz wunderbar. Das Dessert kommt nach dem Hauptgang. Meistens handelt es sich dabei um etwas Süßes. In manchen Ländern ist ein Dessert allerdings nicht zwangsläufig eine Süßigkeit, aber auf jeden Fall etwas, das einen besonders intensiven Geschmack besitzt wie beispielsweise Käse. Das Wort Dessert kommt von dem französischen Wort desservir, was so viel wie »den Tisch abräumen« bedeutet.
Schneckennudeln Portionen: 15 Stück Zubereitungszeit: etwa 20 Minuten Hefeteig: 500 g glutenfreies Mehl 1 Packung Trockenhefe 1/4 l lauwarme Milch 50 g Zucker 1 Packung Vanillezucker 1 Prise Salz 1 Ei Füllung: 100 g gemahlene Nüsse 100 g Zucker 75 g Butter 75 g Rosinen 1 Packung Vanillezucker 100 ml Sahne Glasur: 1 Zitrone 1 Orange 150 g Puderzucker 1 Das Mehl in eine Schüssel sieben. In der Mitte mit einem Löffel eine Mulde drücken, dann Hefe, Zucker, Vanillezucker in die Mulde geben. Lauwarme Milch und das Ei zugeben. Die Prise Salz an den Rand geben. Dabei darauf achten, dass das Salz nicht direkt mit der Hefe in Berührung kommt. Alle Zutaten mit einem Knethaken verrühren, bis sich Blasen bilden. 2 Den Teig etwa 30 Minuten gehen lassen, dann nochmals mit dem Knethaken durchkneten und eventuell noch etwas Mehl zugeben. Den Teig auf glutenfrei bemehlter Fläche mit den Händen durchkneten und zu einem Rechteck ausrollen. 3 Für die Füllung die Butter und den Zucker erwärmen. Vanillezucker, Nüsse und Rosinen zugeben. Sahne zugeben und zu einer zähflüssigen Masse einkochen und etwas abkühlen lassen. Auf die Teigplatte geben und gleichmäßig verteilen. Teigplatte aufrollen und in 15 gleich große Stücke schneiden. Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech geben, flach drücken und etwa 20 Minuten abgedeckt an einem warmen Ort gehen lassen.
4 Bei 180 °C etwa 30 Minuten backen. 5 Für die Glasur Zitronen und Orangen auspressen, absieben und erwärmen. Mit Puderzucker verrühren. Die Glasur auf den noch warmen Schneckennudeln verteilen. Nährwerte pro Portion: Eiweiß: 3 g; Fett: 11,5 g; Kohlenhydrate: 57 g; kcal: 343 Empfindliche Hefe Hefe benötigt bei der Verarbeitung etwas Fingerspitzengefühl, mit etwas Übung und einigen Tipps gelingt der Hefeteig jedoch ganz leicht. Die Hefe benötigt ein entsprechendes Raumklima. Dabei wird die größte Aktivität bei Temperaturen zwischen 25 und 37 Grad Celsius erreicht. Achten Sie daher darauf, dass alle Zutaten Zimmertemperatur haben und Sie die Lebensmittel rechtzeitig aus dem Kühlschrank nehmen. Allerdings dürfen die Temperaturen auch nicht zu hoch sein, sonst werden die Mikroorganismen abgetötet und die Triebkraft geht verloren. Besonders schön wird der Hefeteig, wenn man den Backofen einige Minuten auf 50 Grad Celsius einschaltet und anschließend den Teig in den abgeschalteten Ofen schiebt und dort vor der Verarbeitung gehen lässt. Auch dem Salz und dem Zucker steht die Hefe kritisch gegenüber, denn diese Stoffe entziehen der Hefe das Wasser und können so das Aufgehen hemmen. Also, nie die Hefe mit größeren Mengen an Salz oder Zucker in Berührung bringen!
Hefezopf Portionen: etwa 12 Stück Zubereitungszeit: etwa 80 bis 90 Minuten 500 g glutenfreies Mehl 1 Packung Hefe 1/4 l lauwarme Milch 50 g Zucker 50 g Butter 1 Ei 1 Eigelb 2 EL Sahne 2 EL Zucker 1 Die Hefe, lauwarme Milch und Zucker mit zwei Esslöffel Mehl verrühren und gehen lassen, bis sich Blasen im Vorteig bilden. Die restlichen Zutaten unterarbeiten und einen glatten Teig kneten. 2 Nochmals etwa 20 Minuten gehen lassen. Den Teig in drei Stücke teilen, zu drei gleich großen Rollen formen und zu einem Zopf flechten. Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und nochmals etwa 15 Minuten gehen lassen. 3 Das Eigelb mit Sahne und Zucker verrühren und auf den Hefezopf streichen. 4 Bei 200 °C etwa 20 bis 25 Minuten backen. Nährwerte pro Portion: Eiweiß: 2,4g; Fett: 6,3 g; Kohlenhydrate: 43,9 g; kcal: 243 Kuchen mit Orangenlimonade Portionen: etwa 12 Stück Zubereitungszeit: etwa 70 Minuten 1 Ei 1 Packung Vanillezucker 200 g Zucker 100 ml Rapsöl 300 g glutenfreies Mehl 1 Packung Backpulver 200 ml Orangenlimonade
1 Das Ei mit dem Zucker und dem Vanillezucker sehr schaumig rühren. 2 Danach das Öl unterrühren. Anschließend das glutenfreie Mehl mit dem Backpulver mischen und zu der Masse geben; zuletzt die Orangenlimonade einrühren. 3 Eine Kuchenform mit Backpapier auslegen, Teig einfüllen, glatt streichen und bei 180 °C etwa 45 Minuten backen. Nährwerte pro Portion: Eiweiß: 1,3 g; Fett: 9,2 g; Kohlenhydrate: 39 g; kcal: 245 Obst-Rührkuchen Portionen: 20 Stück Zubereitungszeit: 80 bis 90 Minuten 250 g weiche Margarine 250 g Zucker 4 Eier abgeriebene Zitronenschale 1 Prise Salz 4 bis 5 Tropfen Vanille-Butteraroma 400 g glutenfreies Mehl 1 Packung Backpulver 100 g Mandeln, gemahlen 125 ml Milch 5 Äpfel in ca. 1 cm große Würfel geschnitten Guss: 200 g Puderzucker 4 bis 6 EL Zitronensaft 1 Die Margarine cremig rühren und nach und nach den Zucker unterrühren, bis er sich vollständig gelöst hat. Die Eier einzeln zufügen, Zitronenschale, Butteraroma und Jodsalz zugeben. 2 Den Backofen auf 175 °C vorheizen und ein tiefes Backblech mit Backpapier auslegen.
3 Das glutenfreie Mehl mit Backpulver und geriebenen Mandeln mischen und abwechselnd mit der Milch portionsweise unterrühren. Zuletzt das Obst vorsichtig unterheben. 4 Den Teig in die Form füllen und auf der mittleren Schiene 40 bis 45 Minuten backen. Nach dem Backen im Blech auskühlen lassen. 5 Für den Guss den Zitronensaft erwärmen und mit dem Puderzucker verrühren. Den Guss auf dem warmen Kuchen verteilen. Nährwerte pro Portion: Eiweiß: 3,3 g; Fett: 14,6 g; Kohlenhydrate: 51,8 g; kcal: 322 Selbst gemachte Desserts Um selbst ein leckeres Dessert, Süßigkeiten oder Kuchen zuzubereiten, müssen Sie nur zwei Dinge beachten: Benutzen Sie Fertigmischungen. Es gibt wirklich sehr viele und sehr gute Backmischungen für die unterschiedlichsten Backwaren. Es ist natürlich ein klein wenig teurer, solche Fertigmischungen zu kaufen. Doch wenn man bedenkt, dass so einiges beim Backen schiefgehen kann, wenn man alles selbst macht, muss man ganz ehrlich zugeben: Backmischungen haben sich bewährt – sie gelingen und sind sehr lecker.
Seien Sie kreativ. Wie meine Familie gestern Abend mit unserem Dessertfiasko umgegangen ist, ist ein großartiges Beispiel für Kreativität. Wir hatten einen Kuchen gebacken. Der Teig ging zwar gut auf, klebte aber in der Kuchenform fest. Beim Herausnehmen zerbrach er in Hunderte kleine Stückchen. Ich legte ein Blech mit Backpapier aus und drückte die Kuchenkrümel darauf fest. Dann bemerkten wir, dass wir versehentlich glutenhaltigen Zuckerguss gekauft hatten. Doch es war noch Plätzchenteig übrig. Wir drückten auch diesen Teig auf das Backblech und gaben als Farbtupfer einige bunte Schokolinsen obendrauf. Das Ganze wurde dann noch einmal für 20 Minuten in den Backofen geschoben. Zum Schluss hatten wir einen wirklich leckeren Keks-Kuchen! Waffeln mit süßen Kirschen Portionen: etwa 16 Waffeln Zubereitungszeit: etwa 50 Minuten 250 g weiche Butter 250 g Zucker 4 Eier 125 g glutenfreies Mehl 125 g Kartoffelstärke eventuell Fett für das Waffeleisen Puderzucker zum Bestäuben 1 Glas Schattenmorellen 1 EL Kartoffelstärke
200 ml Sahne 20 g Zucker 1 Die Butter und den Zucker zusammen sehr cremig rühren. Die Eier nach und nach unterrühren. Das Waffeleisen vorheizen. 2 Das glutenfreie Mehl mit der Kartoffelstärke mischen und esslöffelweise unter die Butter-Zuckermischung geben. Sollte der Teig zu fest sein, noch etwas Mineralwasser zufügen. 3 Das Waffeleisen einfetten, portionsweise den Teig einfüllen und goldbraun backen. Die Waffeln vorsichtig entnehmen und im Backofen warm halten. 4 Den Saft der Schattenmorellen in einen Topf geben. Dabei etwas Flüssigkeit zurückbehalten und mit der Kartoffelstärke verrühren. Den restlichen Saft aufkochen und mit der angerührten Stärke abbinden. Die Schattenmorellen zugeben. 5 Die Sahne steif schlagen und dabei vorsichtig den Zucker einrieseln lassen. Die Waffeln mit den Kirschen und einer kleinen Portion Sahne servieren. Nährwerte pro Portion: Eiweiß: 2,7 g; Fett: 18,8 g; Kohlenhydrate: 32,4 g; kcal: 309 Haselnuss-Schokowaffeln Portionen: 4 Zubereitungszeit: etwa 20 Minuten (ohne Kühlzeit)
4 EL Nuss-Schokocreme 4 EL gehackte Mandeln 4 EL gehackte Haselnüsse 200 g Kuvertüre 1 Packung glutenfreies Waffelbrot 1 Die Kuvertüre nach Herstellerangaben schmelzen. Alle Zutaten in der aufgelösten Kuvertüre verrühren. 2 Das Waffelbrot halbieren und zwischen die Hälften ein bis zwei Teelöffel Schokomasse streichen. Die Schokowaffeln im Kühlschrank erkalten lassen. Nährwerte pro Portion: Eiweiß: 10,3 g; Fett: 34,9 g; Kohlenhydrate: 33,5 g; kcal: 585 Süßes für unterwegs Schokoladenschnitten Portionen: 4 Zubereitungszeit: etwa 60 Minuten 250 g Zucker 12 Eigelb abgeriebene Zitronenschale 125 g Kartoffelmehl 125 g glutenfreies helles Mehl 12 Eiweiß 400 ml Sahne Vanillezucker/Zucker 1 Den Zucker mit Eigelb schaumig rühren. Zitronenschale zugeben. Nach und nach Kartoffelmehl und glutenfreies Mehl zugeben. Eiweiß steif schlagen und unter die Masse ziehen. 2 Ein Backblech mit Backpapier auslegen und mit zwei Esslöffeln Häufchen auf das Blech setzen. Bei 180 °C etwa 12 bis 15 Minuten lang backen. Danach auskühlen lassen.
3 Nach dem Erkalten in der Mitte durchschneiden. Die Sahne steif schlagen und abschmecken. Auf die untere Hälfte des Biskuits geben und die andere mit Schokoglasur überzogene Biskuithälfte aufsetzen. Nährwerte pro Portion: Eiweiß: 28,6 g; Fett: 53,2 g; Kohlenhydrate: 114 g; kcal: 1048 Süßes für Gesundheitsbewusste Ein gesundes Dessert – ist das nicht ein Widerspruch in sich. Meistens schon. Desserts können selbst den stärksten Willen zu einer gesunden Lebensweise sabotieren. Die meisten Rezepte für gesunde Naschereien, die ich bisher gesehen habe, ähneln doch mehr einem faden, fettfreien, kalorienfreien, kohlenhydratfreien Etwas, das wirklich keinerlei Appetit macht. Doch es ist möglich, Süßes zu genießen und dabei gesund und glutenfrei zu leben. Einige der folgenden Rezepte sind sogar sehr gesund. Sie können sie deshalb ganz ohne Schuldgefühle in Ihren ausgewogenen glutenfreien Ernährungsplan aufnehmen. Sautieren Sie Obst wie Äpfel, Bananen oder Birnen bei mittlerer Hitze in Zucker und Wasser, bis er ein wenig karamellisiert. Dadurch bekommen die Früchte einen Karamellgeschmack. So sparen Sie sich die Fette, die eine Karamellsoße enthalten würde.
Reissoufflé mit Orangenragout Portionen: 4 Zubereitungszeit: etwa 70 Minuten 240 ml Milch Zimtstange, Vanilleschote, abgeriebene Zitronenschale Jodsalz 20 g Honig 60 g Milchreis 2 Eigelb 20 g Honig 2 Eiweiß Butter für die Form Orangenragout: 3 Orangen 20 g Honig 100 ml Orangensaft Vanillemark 1 Die Milch mit der Zimtstange, Vanilleschote, abgeriebener Zitronenschale und Jodsalz aufkochen. Den Milchreis einrühren und etwa 45 Minuten garen. 2 Das Eigelb mit dem Honig schaumig rühren und die Masse zum Milchreis geben. 3 Das Eiweiß zu steifem Schnee schlagen und unterheben. Förmchen mit der Butter ausfetten und die Masse in die Förmchen einfüllen. Die Orangen filetieren und in Honig, Orangensaft und Vanillemark kurz erhitzen. 4 Das Orangenragout mit dem Reissoufflé servieren. Nährwerte pro Portion: Eiweiß: 7,9 g; Fett: 7,7 g; Kohlenhydrate: 37,2 g; kcal: 254 Süßes Obst gegen den Heißhunger auf Süßes Menschen lieben Süßes. Wenn Sie einem Baby einen Teelöffel Eiscreme oder saure Sahne geben, benötigen Sie keine wissenschaftliche Studie, um vorhersagen zu können, welches von beiden ihm schmeckt und bei welchem es das Gesicht verziehen wird. Natürlich brauchen wir Glukose, denn sie liefert die Energie für unseren Körper. Doch wir nehmen mit Obst, Gemüse und anderen Nahrungsmitteln genügend Glukose auf. Gleichzeitig bekommt unser Körper dadurch auch ausreichend Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und Antioxidantien, ohne zu viele Kalorien aufzunehmen. Im Gegensatz dazu stehen die »leeren Kalorien« in zuckerhaltigen Lebensmitteln. Stillen Sie also Ihren Heißhunger auf Süßes lieber mit Dingen, die nicht nur süß, sondern auch noch gesund sind.
Schokonuss-Frucht-Dip: Erwärmen Sie einen Schokonuss-Aufstrich ein wenig und dippen Sie frisches Obst hinein. Früchte in Sauerrahm: Mischen Sie eine Tasse fettarmen Sauerrahm mit einer halben Tasse Puderzucker, Süßstoff und einer Prise Vanille. Geben Sie rote und weiße Trauben dazu. Pfirsich auf Eis: Geben Sie einen halben Pfirsich oder eine halbe Birne in eine Schüssel. Dazu kommt noch eine kleine Kugel gefrorenes Vanille-Joghurt-Eis. Garnieren Sie das Ganze mit Erdbeeren oder Johannisbeeren. Pudding: Kochen Sie einen Pudding (mit Magermilch) und servieren Sie ihn mit etwas Obst. Erdbeeren mit Joghurt: Schneiden Sie die Erdbeeren klein und mischen Sie sie mit fettarmem Naturjoghurt. Wenn Sie es etwas süßer mögen, können Sie Süßstoff hinzugeben. Erdbeeren süß und sauer: Dippen Sie Erdbeeren zuerst in fettarmen Sauerrahm und danach in Süßstoff oder Honig. Denken Sie daran: Frisches Obst ist sehr gesund, vorausgesetzt, Sie lagern es richtig. Bananen und andere tropische Früchte dürfen nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden. Melonen müssen erst gekühlt werden, nachdem sie aufgeschnitten wurden. Lagern Sie sie separat, weit ab von Gemüse und Fleisch.
Süße Polenta mit Kompottfrüchten Portionen: 4 Zubereitungszeit: etwa 40 bis 50 Minuten (ohne Kühlzeit) 500 ml Milch Jodsalz 600 g Zucker Zitronen- oder Orangenschale Vanillemark 60 g Maisgrieß 2 TL Rosinen 2 Eiklar 300 g Kompottfrüchte (nach Belieben) 1 Die Milch aufkochen. Jodsalz, Zucker, Vanillemark und geriebene Zitronen- oder Orangenschale zugeben. Maisgrieß einstreuen und etwa 25 bis 30 Minuten quellen lassen. 2 Das Eiweiß zu steifem Schnee schlagen und gemeinsam mit den Rosinen in die kochend heiße Masse unterheben. 3 Die Förmchen mit kaltem Wasser ausspülen. Die Masse einfüllen, etwas abkühlen lassen und anschließend im Kühlschrank erkalten lassen. Vor dem Servieren stürzen und mit den Kompottfrüchten anrichten. Tipp: Man kann auch Kompott aus getrockneten Früchten dazu reichen. Hierfür 300 g getrocknete Früchte (zum Beispiel Backpflaumen, getrocknete Aprikosen oder Apfelscheiben) waschen und in kaltem Wasser mindestens 24 Stunden einweichen. Nach Wunsch vor dem Servieren erwärmen. Nährwerte pro Portion: Eiweiß: 6,6 g; Fett: 4,7 g; Kohlenhydrate: 32,8 g; kcal: 200
Quarksülze mit Aprikosensoße Portionen: 4 Zubereitungszeit: etwa 20 bis 30 Minuten (ohne Kühlzeit) 300 g Magerquark 80 g Zucker Vanillemark, abgeriebene Zitronenschale und -saft Jodsalz 120 ml Milch 6 Blatt Gelatine 300 g Aprikosen, Konservenware Zitronensaft 1 Die Gelatine in Wasser einweichen. Den Magerquark mit Zucker, Vanillemark, Zitronenschale und -saft, Jodsalz und Milch glatt rühren. 2 Die eingeweichte Gelatine ausdrücken und in einem Wasserbad auflösen. Die Gelatine unter Temperaturausgleich in die Quarkmasse einrühren und sofort in Portionsförmchen geben. 3 Die Förmchen im Kühlschrank erkalten lassen. 4 Für die Soße die Aprikosen pürieren und mit Zimt abschmecken. Die Soße jeweils in eine Glasschale gießen und die Quarksülze daraufsetzen. Nährwerte pro Portion: Eiweiß: 14,2 g; Fett: 1,5 g; Kohlenhydrate: 36,5 g; kcal: 217 So klappt's mit der Gelatine Die Dosierung von Gelatine richtet sich nach der gewünschten Festigkeit. Um einen halben Liter Flüssigkeit zu binden, benötigt man sechs Blätter Gelatine oder neun bis zehn Gramm Pulvergelatine. Für Speisen, die gestürzt werden sollen oder viel Fruchtsäure enthalten, zum Beispiel mit Zitrusfrüchten, ein bis zwei Blätter mehr verwenden. Gelatine lässt sich nicht für Speisen mit rohen Kiwis, Ananas, Papaya und Mango verwenden. Diese Früchte enthalten ein Eiweiß spaltendes Enzym, das die Gelatine auflöst. Das Obst daher vor der Zubereitung kurz mit heißem Wasser übergießen oder dünsten.
Schmecken Sie Gelatinedesserts vor dem Festwerden noch einmal ab, da die Gelatine den Geschmack von Speisen mildert. Zum Schluss noch ein praktischer Tipp: Gelee, Pudding und Sülze lösen sich leichter aus der Form, wenn man diese vor dem Umstürzen in heißes Wasser taucht und den Rand mit einem Messer löst. So wird Ihr Dessert garantiert ein Erfolg! Weingelee mit Erdbeeren Portionen: 4 Zubereitungszeit: etwa 20 Minuten (ohne Kühlzeit) 360 g Erdbeeren 320 ml Weißwein 160 ml Wasser 580 g Zucker Zitronensaft 8 Blatt weiße Gelatine 40 ml Sahne Zitronenmelisse oder Minze für die Garnitur 1 Die Gelatine in Wasser einweichen. Die Erdbeeren waschen, putzen, halbieren und in eine hohe Glasschale einfüllen. Den Weißwein mit Wasser, Zucker und Zitronensaft vermischen. 2 Die Gelatine ausdrücken und in einem Wasserbad auflösen. Unter Temperaturausgleich in die Weinmischung geben und über die Erdbeeren gießen. Das Weingelee im Kühlschrank kalt stellen und fest werden lassen. Kurz vor dem Anrichten die Sahne steif schlagen und auf das Weingelee geben und mit Minze garnieren.
Nährwerte pro Portion: Eiweiß: 4,3 g; Fett: 3,5 g; Kohlenhydrate: 15,4 g; kcal: 184 Erdbeereis Portionen: 4 Zubereitungszeit: 10 Minuten (ohne Kühlzeit) 200 g Erdbeeren 2 EL Mandelmus 1 Packung Vanillezucker 1 Alle Zutaten pürieren und in Eisförmchen füllen. Anschließend im Gefrierfach erkalten lassen. Nährwerte pro Portion: Eiweiß: 1,8 g; Fett: 2,8 g; Kohlenhydrate: 3,7 g; kcal: 48 Pochierte Karamellcreme Portionen: 4 Zubereitungszeit: etwa 40 bis 50 Minuten (ohne Kühlzeit) 120 g Zucker 40 ml Wasser Öl zum Ausfetten der Förmchen 520 ml Milch Vanillemark, Jodsalz 120 g Zucker 4 Eier 4 Eigelb 1 Zucker in einem Topf karamellisieren. Sobald der Zucker goldbraun ist, das Wasser zufügen. 2 Kleine Förmchen mit Öl ausfetten und die Zuckerwassermischung einfüllen. 3 In einem Topf die Milch erwärmen. Vanillemark, Jodsalz und Zucker hinzugeben und alles aufkochen lassen. Die Eier mit dem Eigelb verquirlen und unter Rühren vorsichtig in die heiße Milch einrühren. Die Flüssigkeit auf den Karamell gießen. 4 Eine flache Auflaufform mit ein wenig Wasser füllen und die Förmchen hineinstellen. In dem Wasserbad im Backofen bei 200 °C pochieren. Anschließend die Förmchen etwas abkühlen lassen und im Kühlschrank kalt stellen. Die Förmchen vor dem Servieren stürzen.
Nährwerte pro Portion: Eiweiß: 8 g; Fett: 10,9 g; Kohlenhydrate: 34 g; kcal: 266 Teil IV Den glutenfreien Lebensstil leben und lieben lernen In diesem Teil... Ich beleuchte die Auswirkungen der glutenfreien Ernährung auf das gesellschaftliche Leben, denn auszugehen gehört zu den größten Herausforderungen der glutenfreien Lebensweise. Ich liefere Ihnen Tipps, um in Restaurants, auf Reisen oder bei Veranstaltungen das Essen genießen können. Ihre Diät sollte Ihnen bei Ihren Aktivitäten und Abenteuern nicht im Weg stehen. Ich gehe auch auf die emotionalen Herausforderungen ein, denen Menschen bei der Umstellung auf die glutenfreie Ernährung gegenüberstehen. Vor allem geht es mir in diesem Teil darum, Ihnen dabei zu helfen, glutenfrei zu leben, sich wohlzufühlen und das glutenfreie Leben zu lieben und zu genießen.16 Auswärts essen In diesem Kapitel Regeln beachten Das Abenteuer Restaurant Essen auf Reisen In Flugzeugen, Zügen, im Auto und auf dem Schiff glutenfrei essen Für manche ist nicht die Umstellung auf die glutenfreie Diät die große Herausforderung. Sie finden es viel schwieriger, unter diesen Umständen noch auszugehen. Sogar Menschen, die schon jahrelang glutenfrei leben, haben häufig ein Problem damit, außer Haus zu essen.
Ein großer Teil dieses Buches widmet sich Einkaufstipps, dem Kochen, dem Anpassen von Rezepten, der glutenfreien Küche und den Kontaminationsrisiken, die in Form von Glutenkrümeln überall lauern. Doch was, wenn Sie auswärts essen möchten? Dort können Sie keine Zutatenlisten studieren, Sie können nur auswählen, was angeboten wird, und Sie wissen nicht, ob man hier die Tropftechnik beherrscht (siehe Kapitel 7). Außerdem können Sie nicht kontrollieren, wie der Koch das Essen zubereitet. Es ist jedoch wichtig, auch auszugehen. Wird es anstrengend für Sie sein? Mit Sicherheit. Besteht die Gefahr, dass Ihr Essen mit Gluten kontaminiert ist? Ja. Werden Sie 20 Euro für ein Essen zahlen, das Sie zu Hause für 6 Euro selbst kochen könnten? Wieder richtig. Lohnt es sich dann überhaupt, auszugehen? Unbedingt. Sie können nicht immer nur zu Hause in einer krümelfreien Zone, mit Regalen voll glutenfreier Produkte und einem Toaster, der dick und fett mit »GF« gekennzeichnet ist, leben. Egal ob beim Geschäftsessen, einem romantischen Candle-Light-Dinner in Ihrem Lieblingsrestaurant oder auf Reisen, Sie werden auch auswärts essen. Wenn Sie dabei nicht »verhungern« wollen, müssen Sie wissen, wie Sie es auch in diesen Situationen schaffen, Ihren glutenfreien Lebensstil beizubehalten.
Die goldenen Regeln des Ausgehens Sie sind gerade auf dem wichtigsten Empfang des Jahres angekommen. Sie sehen großartig aus und freuen sich schon sehr auf einen schönen Abend mit guten Bekannten. Und Sie haben riesigen Hunger. Sie entdecken das Büfett mit dem leckersten Essen, das Sie seit ewigen Zeiten gesehen haben, und müssen feststellen, dass Sie im Umkreis von einem Kilometer nichts finden werden, was Sie essen dürfen. Ihre Stimmung sinkt in den Keller. Sie werden panisch, als Ihnen klar wird, dass Sie den ganzen Abend ohne irgendetwas zu essen verbringen müssen. Doch es gibt einige goldene Regeln, die Ihnen das Ausgehen erleichtern und solchen Situationen vorbeugen. Ausgerüstet mit diesen praktischen und emotionalen Tipps wird Ihr gesellschaftliches Leben genauso schön sein wie eh und je. Erwarten Sie nicht, dass andere sich auf Ihre Ernährung einstellen In zwei Monaten wird das Firmenfest stattfinden. Sprechen Sie einfach mit der Person, die das Essen für diesen Abend organisiert. Erklären Sie ihr, welche Einschränkungen Sie beim Essen beachten müssen. Gehen Sie dabei ruhig etwas ausführlicher auf die glutenfreie Diät ein. Wenn man Ihnen aufmerksam zuhört, haben Sie gute Aussichten, dass Ihr Anliegen verstanden wird. Doch erwarten Sie nicht zu viel.
Wenn Sie zur Feier dann glutenfreie Leckereien auf dem Büfett entdecken, dürfen Sie sehr dankbar sein. Schließlich hätte man nicht auf Ihre Bedürfnisse Rücksicht nehmen müssen. Sie sollten wirklich von niemandem erwarten, dass er sich Ihrer Diät anpasst. Selbst diejenigen, die Ihnen sehr nahestehen oder die Sie sehr lieben, vergessen manchmal Ihre Situation oder machen Fehler. Das geschieht mit Sicherheit nicht, weil man sich nicht um Sie sorgt. Manchmal ist es einfach ein Versehen, wenn für Sie kein glutenfreies Essen vorbereitet wurde. Manche Menschen glauben auch, sie hätten die Grundsätze der glutenfreien Ernährung verstanden, doch die glutenfreien Häppchen, die Ihnen angeboten werden, schwimmen in Teriyaki und sind deswegen natürlich nicht glutenfrei. Fragen Sie nach dem Menü Es ist nicht unhöflich, vorher nachzufragen, was es zu essen geben wird. Na ja, manchmal schon. Wenn Sie zum Beispiel jemanden zum Abendessen einladen und Sie erhalten die Antwort: »Ja, vielleicht. Was wird es denn geben?«
Wenn Sie sich glutenfrei ernähren und im öffentlichen Leben stehen, werden Sie nicht auf die schwarze Liste gesetzt, nur weil Sie sich erkundigen, was es zum Abendessen geben wird. Natürlich kann man so eine Frage auch unhöflich formulieren, doch ich gehe davon aus, dass Sie genügend Taktgefühl besitzen. Sie könnten zu Ihren Gastgebern sagen: »Ich muss in meiner Ernährung einige Einschränkungen beachten. Deshalb hoffe ich, dass es für Sie in Ordnung ist, wenn ich Sie jetzt frage, was es zum Abendessen geben wird. Dann kann ich mich entsprechend vorbereiten.« In den meisten Fällen wird man sich mit Ihnen zusammensetzen, das Menü besprechen und Ihnen so weit wie möglich entgegenkommen. Essen Sie etwas, bevor Sie aus dem Haus gehen Da Sie nicht erwarten können, dass es auf der Party glutenfreies Essen geben wird, sollten Sie sich vorher satt essen. So sind Sie nicht mehr hungrig und nur auf das Essen fixiert. Sie können stattdessen die Party genießen und mit Ihren Freunden einfach nur Spaß haben.
Mitbringpartys Mitbringpartys sind problematisch, da für das Büfett viele Köche am Werk waren. Sie wissen nicht, welche Zutaten in den einzelnen Gerichten enthalten sind. Selbst im Essen, das sicher zu sein scheint, können Gewürze oder Zutaten sein, die für Sie eine unerfreuliche Überraschung wären. Am besten, Sie bringen auf eine solche Party selbst etwas mit, das Sie gerne essen und von dem Sie satt werden. So steht Ihrem Partyspaß nichts mehr im Wege. Doch wie wird es bei den anderen Gästen ankommen, wenn Sie nur Ihre eigenen Häppchen essen? Mit großer Wahrscheinlichkeit werden die anderen das im Partytrubel gar nicht bemerken. Das größte Problem an dieser Regel ist allerdings, dass Sie vermutlich vor lauter Freude alles aufessen werden, falls es doch glutenfreie Leckereien für Sie geben wird. Auch wenn Sie gar keinen Hunger haben. Vorsicht, nicht dass Ihr Hosenknopf abspringt! Bringen Sie Ihr Essen mit Ich meine damit natürlich nicht, dass Sie bei einer offiziellen Abendgesellschaft mit Fast-Food-Tüten unterm Arm erscheinen und den Geruch frischer Pommes im Saal verströmen sollen. Solch ein Auftritt würde den Gastgebern wohl sehr missfallen. Welches Essen Sie mitbringen und wie Sie das tun, hängt selbstverständlich von der Art der Einladung ab.
Haben Sie keine Angst, dass es den Gastgeber verletzt, wenn Sie Ihr eigenes Essen mitbringen. Sie können diese Möglichkeit im Vorfeld schon mit ihm besprechen. Hatten Sie dazu keine Gelegenheit, können Sie ihm jetzt diskret erklären, dass Sie eine spezielle Diät einhalten müssen und ihn nicht damit belasten wollten, extra etwas für Sie zuzubereiten. Tragen Sie's mit Fassung, wenn die anderen einen Fehler machen Sie haben sich mit dem Gastgeber zusammengesetzt und besprochen, wie man Ihnen beim Essen etwas entgegenkommen kann. Sie kommen dann auf die Party und finden auf dem Büfett nur Croissants und andere Glutenbomben. Sie 1. schmollen und hungern den ganzen Abend. 2. schmollen, hungern und beschimpfen den Gastgeber. 3. schmollen, hungern, beschimpfen den Gastgeber und zerpflücken das Fingerfood. (Nicht doch! Es ist glutenhaltig.) 4. tun nichts von alldem. Sie genießen entspannt die Party. Sie haben auch keinen Hunger, weil Sie schon zu Hause etwas gegessen haben. Die richtige Antwort ist natürlich 4.
Genießen Sie den Abend Es ist ganz egal, ob Sie in einem Nachtclub, auf einem Empfang, einer Hochzeit oder bei einem Candle-Light-Dinner sind – das Essen ist dabei nicht das Wichtigste. Es geht mehr um das Ereignis selbst, um die Atmosphäre, das Ambiente und um die Menschen. Damit meine ich nicht, dass sich das gesellschaftliche Leben nicht auch ums Essen dreht. In den meisten Gesellschaften ist es so, dass Essen dazu dient, Menschen zusammenzubringen oder etwas zu feiern. Doch vergessen Sie nicht, dass es dabei in erster Linie um die Zusammenkunft geht, denn die macht das soziale Leben aus. (Falls Sie einmal zu einer Brotback- und -probierparty eingeladen werden, dürfen Sie diesen Tipp getrost vergessen, denn dabei geht es tatsächlich in erster Linie um das Essen.) Essen im Restaurant Ein schöner Abend in einem guten Restaurant ist unbezahlbar. Das schöne Ambiente, die zuvorkommende Bedienung und köstliches Essen machen dieses Ereignis zu weit mehr als nur zu einer einfachen Mahlzeit. Sie sollten sich von Ihrer glutenfreien Diät nicht davon abhalten lassen, auszugehen. Natürlich birgt es für Sie einige Risiken, in einem Restaurant zu speisen. Sie wissen nicht mit Sicherheit, welche Zutaten für das Essen verwendet wurden, ganz egal wie genau Sie dem Kellner erklären, worauf es bei Ihrem Essen ankommt. Das Küchenpersonal hat viel zu tun und kann Fehler machen. Ein Kontaminationsrisiko besteht einfach immer. Ich kann Ihnen garantieren, dass Sie mindestens einmal einen Salat zurückgehen lassen müssen, weil er mit Croûtons aufgepeppt wurde.
Doch Sie können ohne größere Anstrengungen sicherstellen, dass die Zutaten Ihres Essens glutenfrei ist. Hier einige Tipps, damit Sie das Ausgehen genießen können: Seien Sie freundlich und dankbar. Wenn Sie fordernd auftreten, fühlt sich Ihr Gegenüber angegriffen. Wenn man Ihrer Bitte nachkommt, zeigen Sie Ihre Dankbarkeit. Geben Sie dem Personal genügend Informationen, zum Beispiel die von der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e. V. entwickelte »Bitte an den Koch«. Erzählen Sie nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Beobachten Sie den Kellner dabei, dann können Sie einschätzen, ob er versteht, was Sie ihm erklären wollen. Scheuen Sie sich nicht, um etwas zu bitten. Sie bezahlen für das Essen. Deshalb sollten Sie es auch genießen können, weil es sicher ist und kein Gluten enthält. Erklären Sie dem Kellner, dass es sich um eine ernst zu nehmende Erkrankung handelt. Wenn Sie dazu etwas beängstigend wirken müssen, tun Sie das. Mit dem Satz »Es ist etwas Ähnliches wie eine Lebensmittelallergie.« erhalten Sie garantiert genügend Aufmerksamkeit. Sie wissen natürlich, dass es sich dabei nicht wirklich um eine Allergie handelt, doch die Aufmerksamkeit des Personals wäre Ihnen jetzt sicher.
Rufen Sie vorher im Restaurant an. Vielleicht kann das Restaurant Ihnen die Speisekarte faxen oder mailen. Gleichzeitig können Sie dem Restaurant eine Liste der erlaubten und verbotenen Zutaten zukommen lassen. Es ist gut, wenn Sie wissen, wie einzelne Gerichte zubereitet werden. Je besser Sie darüber Bescheid wissen, wie man kocht, umso besser können Sie im Restaurant entscheiden, welches Gericht Sie bestellen können. Bringen Sie Ihr eigenes Essen mit. Sie können nicht nur Ihr Brot oder Cracker zum Knabbern mitbringen, sondern auch Ihr eigenes Essen, um es im Restaurant kochen zu lassen. Dies müssen Sie aber vorher mit dem Restaurant telefonisch abklären. In einigen Pizzerien ist es auch möglich, dass Ihr mitgebrachter glutenfreier Pizzaboden belegt wird. Erklären Sie unbedingt, wie man verhindert, dass Ihr Gericht dabei mit Gluten kontaminiert wird. Lassen Sie das Essen zurückgehen, wenn es für Sie nicht in Ordnung ist. Natürlich sollen Sie nicht unhöflich sein, doch wenn Sie einen Salat mit Croûtons bekommen, dann sammeln Sie diese nicht raus und essen den Salat. Der Salat ist dann nicht glutenfrei und wäre nicht gut für Sie! Es ist völlig in Ordnung, höflich zu sagen: »Entschuldigen Sie bitte. Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass ich keine Croûtons im Salat essen darf. Könnten Sie mir vielleicht einen neuen Salat bringen?« Natürlich weiß jeder, dass Sie eigentlich vorher darauf hingewiesen hatten, doch so kann auch der Kellner sein Gesicht wahren.
Die Wahl des Restaurants Gehen Sie nicht in eine Pizzeria und beschweren sich, dass Sie hier nichts essen können. Sie frustrieren sich nur selbst, wenn Sie ein Restaurant auswählen, das vom Speisenangebot kaum etwas für Sie bietet. Gehen Sie stattdessen in Restaurants, die eine breite Palette an Gerichten anbieten. Oder besuchen Sie ein Restaurant, in dem Spezialitäten aus fernen Ländern serviert werden. Sie enthalten oft weniger Gluten. Wenn Sie ein Restaurant auswählen, dessen Speisen bereits glutenfrei sind oder leicht in glutenfreie umgewandelt werden können, steht einem schönen Abend nichts mehr im Wege. Eine gute Entscheidung In jedem Restaurant müssen Sie zunächst einmal die Zutaten überprüfen, mit dem Ihr Essen zubereitet wird. Natürlich ist auch die Art der Zubereitung von Bedeutung. (Wird für Brötchen und Hackfleisch derselbe Pfannenwender verwendet?) Sie können das Personal darum bitten, Ihr Essen so zuzubereiten, dass es nicht kontaminiert werden kann. Ganz allgemein sind folgende Restaurants eine gute Wahl, denn dort haben Sie gute Chancen auf ein glutenfreies Essen:
Fast-Food-Restaurants: Hier bekommen Sie Pommes frites, Shakes, Salate oder anderes glutenfreies Essen. Beachten Sie immer die aktuelle Aufstellung glutenfreier Lebensmittel für das jeweilige Restaurant. Falls Sie einen Burger bestellen, achten Sie darauf, dass Sie ihn ohne das Brötchen bekommen, beziehungsweise bringen Sie Ihr eigenes Brötchen mit. Manche Fast-Food-Restaurants bereiten Ihnen dann einen eigenen Burger zu. Wenn Sie Pommes bestellen, müssen Sie darauf achten, dass keine glutenhaltigen Gewürze verwendet wurden. Fragen Sie außerdem nach, was sonst noch in dem Öl frittiert wird. Sie möchten sicherlich keine Pommes, die mit panierten Zwiebelringen frittiert wurden, da die Panade das Öl mit Gluten kontaminiert hat. Indische Restaurants: Beim indischen Essen sind viele Zutaten von Natur aus glutenfrei. Eine Nachfrage zu Beginn ist jedoch unbedingt erforderlich! Mexikanische Restaurants: Die mexikanische Küche ist zum Großteil von Natur aus glutenfrei. Die Restaurants verraten natürlich nicht gerne die genauen Rezepte, doch mexikanisches Essen wird häufig mit Cumin, Knoblauch, Epazote, Oregano, Salz und Pfeffer gewürzt. Carnita, ein traditionelles Schweinefleischgericht, wird mit Maistortillas, Salat, Tomaten, Reis und Bohnen serviert. Es ist ein gutes Beispiel für ein sicheres, glutenfreies, mexikanisches Essen. Doch Sie müssen auch hier nachfragen, ob zum Andicken der Soße nicht vielleicht doch Mehl verwendet wird.
Steakhäuser und Fischrestaurants: Dort bekommen Sie Steaks, Fisch und Meeresfrüchte, Salate (Vorsicht Croûtons und Dressings!), Kartoffeln, Reis oder Pommes. Thailändische oder vietnamesische Restaurants: Was für ein Genuss, zum Thailänder oder Vietnamesen zu gehen und dort Nudeln zu essen! Doch seien Sie auf der Hut, denn nicht alle Nudeln sind glutenfrei. Meistens bekommen Sie in diesen Restaurants aber Reisnudeln. Die Soßen sind häufig nicht glutenfrei. Vor allem bei Sojasoßen sollten Sie vorsichtig sein. Sie haben sicherlich bemerkt, dass bei meinen Tipps einige exotischere Restaurantempfehlungen dabei sind. Gerade die Küche aus fernen Ländern ist häufig von Natur aus glutenfrei. Finden Sie einfach heraus, welche Ihnen am meisten zusagt, und suchen Sie sich ein geeignetes Restaurant. Die mexikanische, vietnamesische, thailändische und indische Küche sind nur einige, die eine gute Auswahl an glutenfreiem Essen bieten können. Riskante Restaurants Sicherlich können Sie in folgenden Restaurants auch ein glutenfreies Essen bekommen, doch in den meisten Fällen dürfte das schwierig sein:
Chinarestaurants: In der chinesischen Küche wird für die meisten, wenn nicht sogar für alle Gerichte Sojasoße verwendet. Sojasoße enthält häufig Gluten. Sie können natürlich Ihre eigene, glutenfreie Sojasoße mitbringen. Weisen Sie die Köche aber unbedingt darauf hin, dass sie bei der Zubereitung Ihres Essens darauf achten müssen, es nicht mit Gluten zu kontaminieren. Italienische Restaurants: Bei den meisten Italienern können Sie vor allem Pasta und Pizza bekommen. Teilweise sind auch schon glutenfreie Pasta und glutenfreie Pizzen erhältlich. Vielleicht finden Sie aber einen Italiener, der Polenta anbietet. Das ist ein altes italienisches Gericht aus Maisgrieß. Und natürlich können Sie auch die leckeren Salate, wenn mit Essig und Öl angemacht, essen. Coffeeshops: Sie kennen bestimmt diese angesagten Coffeeshops. Dort bekommt man neben Kaffee meist auch einen kleinen Imbiss. Doch außer Joghurt und Obst wird kaum etwas davon glutenfrei sein. Vorher anrufen Scheuen Sie sich nicht, vorher im Restaurant anzurufen. Auf diese Weise können Sie herausfinden, welche Gerichte für Sie geeignet wären und welche man so verändern kann, dass sie glutenfrei sind. Wenn es möglich ist, lassen Sie sich die Speisekarte faxen oder mailen. Sie können das Angebot studieren und danach zurückrufen, um Genaueres zu den einzelnen Zutaten zu erfahren. Außerdem wäre es von Vorteil, dem Restaurant eine Zusammenstellung verbotener und erlaubter Nahrungsmittel zukommen zu lassen. Manche Restaurants kommen Ihnen auch sehr entgegen und besorgen für Ihr Essen sogar extra Zutaten.
Rufen Sie im Restaurant an, wenn dort gerade nicht zu viel zu tun ist. (Wenn Sie nicht wissen, wann das ist, dann fragen Sie einfach nach.) Bietet ein Restaurant Mittag- und Abendessen an, ist 14:30 bis 15:00 Uhr eine gute Zeit. Öffnet das Restaurant nur zum Abendessen, sollten Sie schon etwas eher, vielleicht so gegen 13:00 Uhr, anrufen. Das Gute an Fast-Food-Restaurants ist, dass sie das Essen in aller Regel nach standardisierten Abläufen zubereiten. Ein Anruf kann schon genügen, um alles zu den Zutaten und der Zubereitung des Essens zu erfahren. Manche Fast-Food-Ketten liefern auf ihren Webseiten sogar detaillierte Informationen über Zutaten und Inhaltsstoffe. Zusätzlich werden auch in der Aufstellung glutenfreier Lebensmittel der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e. V. Fast-Food-Ketten mit ihren glutenfreien Produkten aufgelistet. Wenn Sie oft in Fast-Food-Restaurants essen, sollten Sie sich eine dieser Informationen abheften und gegebenenfalls auch griffbereit haben. Glutenfreie Speisekarten
Schließen Sie Ihre Augen und stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem wunderschönen Restaurant. Die Kellnerin begrüßt Sie freundlich: »Herzlich willkommen! Darf ich Ihnen die glutenfreie Speisekarte reichen?« Sie können Ihre Augen wieder öffnen, denn ich weiß, wie schwer es ist, ein Buch mit geschlossenen Augen zu lesen. Übrigens, das alles ist kein Traum, sondern Wirklichkeit. Es gibt mittlerweile einige Restaurants, die eine eigene glutenfreie Speisekarte anbieten. Vielleicht müssen Sie auch erst danach fragen, ob es eine extra Speisekarte gibt. Ein geeignetes Gericht wählen Wählen Sie auf der Speisekarte ein Gericht aus, das glutenfrei ist oder das man leicht verändern kann, damit es kein Gluten mehr enthält. Frittierte oder panierte Gerichte sind eine schlechte Wahl, obwohl man Fleisch für Sie auch natur braten kann. Haben Sie den Fisch im Bierteig bestellt? Das war keine gute Wahl. Frittiertes Hühnchen? Auch nicht. Gegrilltes Hühnchen? Das ist gut. Gegrillten Fisch? Steak? Prima! Natürlich müssen Sie sich trotzdem noch versichern, doch Sie sind schon mal auf dem richtigen Weg.
Die Bestellung in vier Schritten: 1. Finden Sie Gerichte auf der Speisekarte, die schon sehr wahrscheinlich glutenfrei sind oder die man leicht anpassen kann. 2. Wählen Sie ein Gericht aus. 3. Fragen Sie nach den Zutaten und nach der Zubereitung. Ich gehe weiter hinten in diesem Kapitel noch genauer darauf ein. 4. Weisen Sie bei der Bestellung deutlich darauf hin, worauf bei der Zubereitung Ihres Essens geachtet werden muss. Informieren Sie sich im Vorfeld ein wenig über die Zubereitung verschiedener Gerichte. Je mehr Sie darüber wissen, umso einfacher ist die Bestellung im Restaurant. Sie sollten zum Beispiel wissen, dass Surimi, wie es in Sushi oft verwendet wird, eine Mischung aus Fisch und Mehl ist und daher häufig auch glutenhaltig ist. Mit der Bedienung sprechen Meine jugendlichen Kinder mögen es gar nicht, wenn ich in einem Restaurant bestelle. Ich muss nur die Speisekarte in die Hand nehmen und zum Kellern sagen: »Kann ich Sie etwas fragen...?«, schon verdrehen sie die Augen und flüstern: »Jetzt geht das schon wieder los.« Doch was ist falsch daran, dass man genau das bekommen möchte, was man mag, wenn man für das Essen bezahlt?
Zögern Sie nicht und sagen Sie, was Sie gerne möchten. Viele Gäste in Restaurants haben besondere Wünsche, auch wenn sie keine spezielle Diät einhalten müssen. Falls Sie den Eindruck haben, dass der Kellner nicht versteht, was Sie möchten, bitten Sie den Koch zu sich an den Tisch. Natürlich sind Sie dabei freundlich. Es ist nicht unhöflich, ein paar Besonderheiten beim Essen zu wünschen – schon gar nicht, wenn Ihre Gesundheit davon abhängt. Ja, Sie müssen mit dem Kellner und vielleicht sogar mit dem Koch sprechen. Manchmal müssen Sie das sogar sehr detailliert tun. Doch größtenteils sollten Sie Ihre Erläuterungen kurz und leicht verständlich halten. Natürlich haben Sie ein Restaurant ausgewählt, das sehr wahrscheinlich glutenfreie Gerichte anbietet, und Sie haben auf der Speisekarte auch schon gesehen, welche Gerichte möglicherweise glutenfrei oder leicht anzupassen sind. Dann können Sie bestellen. Sie sagen zum Beispiel: »Ich muss mich glutenfrei ernähren und habe einige Wünsche. Ich hoffe, Sie können mir helfen.«
Lassen Sie Karten sprechen Restaurantkärtchen sind kleine Karten, auf denen die Basics der glutenfreien Ernährung erläutert werden. Sie können dem Kellner oder dem Koch solch eine Karte geben. Sie können diese Karte selbst gestalten oder vorgefertigte Karten aus dem Internet oder von der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e. V. verwenden. Auf dieser Karte sollte etwa Folgendes stehen: Ich habe Zöliakie und muss eine strikte glutenfreie Ernährung einhalten. Deshalb darf ich keine Speisen zu mir nehmen, die auch nur kleinste Mengen/Spuren von Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel und Grünkern beziehungsweise daraus hergestellte Produkte wie etwa Semmelbrösel, Backerbsen und so weiter enthalten. Können Sie mir aus Ihrer Speisekarte für mich geeignete Gerichte nennen oder mein Gericht glutenfrei zubereiten (zum Beispiel durch Weglassen mehlhaltiger Soßen oder unpanierte, unmehlierte Zubereitung)? Sie können ersatzweise für mich geeignete Getreidesorten/-stärke wie Mais, Reis, Hirse, oder Kartoffelstärke verwenden.
Vielen Dank für Ihre Bemühungen Wenn Sie sich eine eigene Karte gestalten, sollten Sie sie laminieren, denn sie wird schnell schmutzig, wenn sie in der Restaurantküche durch die Hände der Köche geht. Fertigen Sie lieber mehrere Karten. Dann lassen Sie sie im Restaurant – falls mal wieder ein Gast kommt, der sich glutenfrei ernähren muss. Sie haben vielleicht das Gefühl, dass das Personal sehr aufmerksam ist. Ich beginne absichtlich mit dem Wort »glutenfrei«, weil es möglich ist, dass das Personal sich bereits gut auskennt und der Kellner Ihnen antwortet: »Wirklich? Haben Sie etwa eine Glutenunverträglichkeit wie die Zöliakie?« In diesem Moment werden Sie sich fühlen, als sei der Kellner ein neuer guter Freund, und Sie wissen, dass Ihre Bestellung in guten Händen ist. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sich das Küchenpersonal genauso gut auskennen. Heutzutage können sich Köche weiterbilden, um etwas über die glutenfreie Ernährung zu lernen und sie haben Freude daran, ihre Fähigkeiten und ihr Wissen einzusetzen, um den Gast zufriedenzustellen. Leider gibt es aber auch immer noch viele Fachkräfte, die sich noch nicht mit dem Thema Zöliakie befasst haben. Der Alarm: »Gluten löst bei mir eine schwere körperliche Reaktion aus. Gluten ist in Weizen, Roggen und Gerste. Hafer darf ich ebenfalls nicht essen.«
Beachten Sie die Worte »schwere körperliche Reaktion«. Sie alarmieren das Personal und klingen für sie fast wie »das Gerichtsverfahren wartet schon auf Sie«. Nicht, dass Sie so etwas vorhätten (hoffe ich). Doch die Ohren werden besser gespitzt und das ist gut. Das Restaurantpersonal hört Ihnen dann einfach aufmerksamer zu. An dieser Stelle können Sie dem Kellner Ihre Restaurantkarte geben oder kurz erklären, wie der Koch Ihr Gericht zubereiten muss, damit es glutenfrei ist. Denken Sie daran zu erklären, wie das Essen zubereitet werden soll. Wenn es gegrillt wird, könnten Sie sagen: »Könnten Sie bitte darauf achten, dass der Teil des Grills, auf den Sie mein Essen legen, sauber ist. Nur so kann verhindert werden, dass es durch Reste eines anderen Essens mit Gluten kontaminiert wird. Können Sie auch bitte einen extra Pfannenwender benutzen, um meinen Burger zu wenden?« Falls Sie den Eindruck haben, dass der Kellner Ihre Erklärungen nicht versteht, fragen Sie nach dem Koch. Die meisten haben immer Angst, nach dem Koch zu verlangen, doch viele Köche mögen es, Kontakt zu ihren Gästen zu haben und sind wirklich an der glutenfreien Ernährung interessiert.
Mitgebrachtes Essen im Restaurant zubereiten lassen Es gibt Restaurants, in denen Sie Ihr eigenes Essen mitbringen dürfen. Es wird dann dort gekocht oder nur noch einmal aufgewärmt. Wenn Sie sich für diese Möglichkeit entscheiden, müssen Sie darauf achten, wie das Essen in der Restaurantküche normalerweise zubereitet wird, um eine Kontamination zu vermeiden. Viele Pizzerien benutzen beispielsweise Konvektionsöfen, die das Mehl durch den Luftstrom umherpusten. Wenn Sie Ihren eigenen Pizzaboden mitbringen und darum bitten, ihn zu belegen und zu backen, müssen Sie sich sicher sein können, dass der Pizzabelag, der verwendet wird, nicht kontaminiert ist. Außerdem muss die Pizza vor dem Backen in Alufolie gewickelt werden. Denn Ihre Pizza wird in einen Ofen geschoben, in dem glutenhaltiges Mehl herumfliegt. Das Gleiche gilt, wenn Sie sich eine fertige, glutenfreie Pizza mitbringen. Sie können zum Italiener natürlich auch glutenfreie Nudeln mitbringen und darum bitten, diese für Sie zu kochen. Weisen Sie das Personal unbedingt darauf hin, dass man einen sauberen Topf, frisches Wasser und ein sauberes Küchensieb dafür verwenden muss.
Sie sollten in einem Restaurant natürlich nur dann darum bitten, Ihr eigenes Essen zuzubereiten, wenn das Restaurant auch die Gelegenheit hat, etwas von seinen Gerichten zu verkaufen. Vier Personen, die alle ihr eigenes Essen mitbringen, werden nicht zu den beliebtesten Gästen gehören. Doch wenn eine von vier Personen ihr eigenes Essen dabeihat, ist das normalerweise kein Problem. Oft stellen die Restaurants das Aufwärmen des Essens nicht einmal in Rechnung. Sie sollten aber trotzdem vorher telefonisch danach fragen, damit's nicht schiefgeht. Wenn Sie auf Reisen sind und Ihr glutenfreies Brot toasten möchten, können Sie sogenannte Toastabags dazu verwenden. Solche Tüten sind auch in Deutschland schon verbreitet. Sie sind zum Beispiel in Spezialgeschäften oder Onlineshops, die glutenfreie Nahrungsmittel anbieten, erhältlich. Mit einem Toastabag können Sie verhindern, dass Ihr Brot kontaminiert wird, wenn Sie einen fremden Toaster benutzen müssen. Stecken Sie Ihr glutenfreies Brot einfach in diese Tüte. Danach kann es in jedem Toaster, Toasterofen oder normalen Ofen zubereitet werden. Die Tüten sind waschbar und lassen sich wiederverwenden.
Der Ob-sie-es-verstanden-haben-Test Mit diesem Test können Sie leicht herausfinden, ob der Kellner und/oder Koch verstanden hat, was Sie ihm erklärt haben. Von der Gesamtpunktzahl wird auch die Qualität und Sicherheit Ihres Essens abhängen, das Sie bestellt haben. Zählen Sie die Punkte zusammen: -3 Punkte bis -1 Punkt: Sie sollten dieses Lokal lieber verlassen. 0 Punkte: Ich hoffe, Sie haben nicht allzu großen Hunger. Sie sollten entweder gehen oder müssen viel Zeit investieren, um sicherzustellen, dass Ihr Essen auch wirklich glutenfrei sein wird. 1 bis 2 Punkte: Vermutlich eine gute Wahl. Guten Appetit! 3 bis 7 Punkte: Sie dürfen dem Personal um den Hals fallen – und vergessen Sie nicht, ein großzügiges Trinkgeld zu geben. Ans Trinkgeld denken Wenn Menschen Ihrer glutenfreien Ernährung Rechnung getragen und sich bemüht haben, dass Sie dieses Abenteuer, auswärts zu essen, entspannt genießen konnten, sollten Sie sich dafür erkenntlich zeigen. Hat man zu Ihrer vollsten Zufriedenheit für Sie gesorgt, sollten Sie das durch ein angemessenes Trinkgeld unterstreichen.
Immer mehr Menschen, die sich glutenfrei ernähren, gehen auch essen. Jeder Kellner, mit dem Sie darüber sprechen, jeder Koch, den Sie darüber aufklären, und jedes gute Trinkgeld wird allen nutzen, die heute, morgen oder später in einem Restaurant glutenfrei essen möchte. Reisezeit Egal ob Geschäfts- oder Urlaubsreise, jeder muss von Zeit zu Zeit einmal verreisen. Doch Sie müssen sich nicht einschränken oder, was noch schlimmer wäre, die Reise ganz absagen, nur weil Sie sich glutenfrei ernähren. Es gibt mittlerweile einige Länder, die sich auf diese Ernährungsweise hervorragend eingestellt haben. Bestellen Sie beispielsweise in Schweden oder Finnland bei McDonald's einen Burger, werden Sie gefragt, ob Sie ihn mit normalem oder glutenfreiem Brötchen möchten. Wenn Sie »Die goldenen Regeln des Ausgehens«, die ich zu Beginn dieses Kapitels vorgestellt habe, beachten, sind Sie gut vorbereitet, egal wo Ihre Reise Sie hinführt. Da man auf Reisen des Öfteren in Restaurants speist, sollten Sie auch dem vorangegangenen Abschnitt besondere Aufmerksamkeit schenken. Doch bevor Sie losfahren, möchte ich Ihnen noch ein paar zusätzliche Tipps mit auf den Weg geben.
Reisen ins Ausland Bei Auslandsreisen müssen Sie einiges beachten. In manchen Ländern ist es verboten, Lebensmittel einzuführen. In diesem Fall können Sie versuchen, wichtige Dinge vorauszuschicken oder aber sich ein medizinisches Attest für die Mitnahme von Grundnahrungsmitteln ausstellen zu lassen. Entsprechende Informationen hierzu erhalten Sie bei der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e. V. Noch günstiger ist es natürlich, wenn Sie herausfinden können, wo Sie dort glutenfreie Produkte kaufen können. Hierfür gibt es Urlaubsinformationen von der DZG. Jede Urlaubsinformation enthält Hinweise zu Bezugsquellen und gegebenenfalls Reiseberichte von Betroffenen, die bereits das Land bereist haben. Bedenken Sie außerdem, dass es im Ausland unterschiedliche Standards gibt, was in der glutenfreien Ernährung erlaubt ist und was nicht. In Nordeuropa ist auch sortenreiner Hafer häufig als glutenfrei deklariert. In den USA und Kanada wäre dies zum Beispiel nicht erlaubt. Denken Sie daran, dass Ihre glutenfreien Lebensmittel auf Reisen auch verdächtig wirken können. Ich reiste einmal mit meiner Familie nach Mexiko. Wir hatten abgepackt in einer Tüte unsere Lieblingsmehlmischung für Pfannkuchen dabei. Leider hatten wir recht wenig davon verbraucht. Auf der Heimfahrt mussten wir unsere Taschen beim Zoll öffnen und das mysteriöse weiße Puder in der Tüte wurde einer genauen Prüfung unterzogen.
Das Reiseziel unter die Lupe nehmen Tun Sie sich einen Gefallen und erkunden Sie Ihr Reiseziel im Vorfeld gründlich. Sie werden natürlich immer irgendwelche Supermärkte oder Geschäfte finden, die Produkte führen, die Sie essen dürfen. Doch es geht noch besser. Bei der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e. V. oder in Internetforen und Mailinglisten kann man Ihnen bestimmt Restaurants und Geschäfte empfehlen, die sich auf eine glutenfreie Ernährung eingestellt haben. Außerdem wissen Sie dann schon vorher, ob es sinnvoll ist, einige Lebensmittel mit auf die Reise zu nehmen. (Zu Foren und Mailinglisten im Internet erfahren Sie in Kapitel 5 mehr.) Wenn Sie bei Ihren Recherchen an Ihrem Reiseziel einen Naturkostladen finden, sollten Sie schon einmal dort anrufen und fragen, wie groß seine Palette an glutenfreien Produkten ist. Sie werden erfreut sein, wenn das Angebot riesig ist. Ist es das nicht, können Sie fragen, ob man ein paar Produkte für Sie bestellen kann. Do you speak Gluten? Es ist sehr hilfreich, wichtige Begriffe in der jeweiligen Landessprache zu beherrschen. Mehl heißt auf Spanisch zum Beispiel harina. Doch das kann sich sowohl auf Weizen- als auch auf Maismehl beziehen. Deshalb müssen Sie noch genauer beschreiben können, was Sie meinen, indem Sie harina de maiz (Maismehl) oder harina de trigo (Weizenmehl) sagen. Lernen Sie auch die Übersetzungen für Gluten, mit, ohne, kein und Allergie. In Tabelle 16.1 finden Sie einige wichtige Begriffe auf Englisch, Spanisch und Französisch.
Deutscher Begriff | englisch | spanisch | französisch ---|---|---|--- ich kann | I can | puedo | je peux ich kann nicht | I can't | no puedo | je ne peux pas essen | (to) eat | comer | manger Gluten | gluten | gluten | gluten Weizen | wheat | trigo | blé Mehl | flour | harina | farine Mais | corn | maiz | maïs mit | with | con | avec ohne | without | sin | sans ja | yes | sí | oui nein | no | no | non Allergie | allergy | alergia | allergie Tabelle 16.1: Einige wichtige Begriffe in verschiedenen Sprachen Die Unterkunft Der Erfolg Ihrer Urlaubsreise hängt entscheidend davon ab, wo Sie wohnen werden. Es ist ratsam, eine Unterkunft zu wählen, in der Ihnen eine kleine Küche zur Verfügung steht. Auch ein kleiner Kühlschrank oder eine Mikrowelle können Ihr Leben auf Reisen erleichtern. Dadurch haben Sie die Möglichkeit, wichtige Grundnahrungsmittel wie Milch, Obst oder Fleischwaren zu kaufen und zu lagern. Steht Ihnen eine voll ausgestattete Küche zur Verfügung, können Sie sich Ihr Essen recht unkompliziert selbst zubereiten. Das erspart Ihnen die Umstände in einem Restaurant, ganz zu schweigen von den Kosten.
Finden Sie jedoch keine Unterkunft mit Küche, sollten Sie möglichst in der Nähe einiger Restaurants wohnen. Vielleicht ist es sogar möglich, dass Sie schon vor Ihrer Reise mit dem Hotel in Kontakt treten und sich die Speisekarte faxen oder mailen lassen. Das gibt Ihnen die Möglichkeit, schon vor Reisebeginn zu besprechen, welche Gerichte für Sie geeignet sind oder leicht abgewandelt werden können. Gibt es in den Ländern Restaurantketten, die Sie von zu Hause kennen, können Sie im Internet nachsehen, ob sie die Speisekarten dort veröffentlicht haben. Auch gibt es die Möglichkeit, bereits von anderen Betroffenen empfohlene Restaurants und Hotels, die in der Broschüre der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e. V. »Sorglos Reisen« gelistet sind, aufzusuchen. Lebensmittel mitnehmen Packen Sie doch einfach Ihre Küche in einen Koffer (alles außer der Spüle!). Je nachdem, wohin und wie lange Sie verreisen, kann zur Küche im Koffer Folgendes gehören: Backmischungen (Pfannkuchen, Kekse, Kuchen, Brot) Brotschneidemesser
Zerealien, die woanders schwer zu bekommen sind Kekse Kräcker oder Snacks, die woanders schwer zu bekommen sind Pfannen Nudeln vorgebackene Pizzaböden (diese müssen manchmal kühlt gelagert werden) vorgeschnittenes Brot Toastabags (siehe im Abschnitt »Mitgebrachtes Essen im Restaurant zubereiten lassen« weiter vorn in diesem Kapitel) Toaster oder Toasterofen Mit ein wenig Glück werden die Lebensmittel die Reise gut überstehen und Ihrem glutenfreien Trip steht nichts mehr im Wege. Wenn Sie nicht die halbe Küche mitschleppen möchten, können Sie die Lebensmittel und Küchengeräte auch vorausschicken. Schicken Sie einfach ein Paket mit allem Notwendigen an Ihr Reiseziel oder bestellen Sie online Ihre glutenfreien Lebensmittel und lassen Sie sie gleich an Ihren Urlaubsort liefern. Die Reise Egal ob Sie per Auto, Bahn, Flugzeug oder Schiff unterwegs sind – Sie müssen auch die Reise selbst in Ihre Überlegungen mit einbeziehen. Im Flieger Die erste Regel beim Fliegen: Nehmen Sie Ihr eigenes Essen mit, denn das Angebot an glutenfreiem Essen ist am Flughafen oder an Bord sehr eingeschränkt.
Am Flughafen gibt es häufig Fast-Food-Restaurants. Wenn Sie also wissen, was glutenfrei ist, können Sie dort essen. An manchen Flughafenkiosken bekommen Sie auch Joghurt, Obst oder Salate. In Flughäfen gibt es manchmal sogar große Restaurants, in denen Sie bestellen können wie in jedem anderen Restaurant. Bei einigen Airlines können Sie ein glutenfreies Menü vorbestellen. Dies müssen Sie aber direkt bei der Buchung des Fluges angeben. Sie können auch noch einmal ein bis zwei Tage vor Abflug zur Sicherheit die Hotline der Airline anrufen und Ihre Bestellung überprüfen. Nehmen Sie sich aber trotzdem selbst eine Kleinigkeit mit, denn manchmal ist dieses Essen leider nicht annähernd glutenfrei. So müssen Sie nicht hungrig im Flugzeug sitzen und Ihren Mitreisenden beim Essen zuschauen. Es kommt allerdings auch vor, dass Sie ganz hervorragendes glutenfreies Essen bekommen. Uns hat man einmal glutenfreie Frühlingsrollen serviert. Sie waren einzeln verpackt und die Zutaten waren deutlich aufgelistet.
Auf hoher See Schifffahrtsgesellschaften sind bei Diäten sehr entgegenkommend. Die meisten Gesellschaften, die ich mir angesehen habe, waren mit der glutenfreien Ernährungsweise sehr gut vertraut. Sie haben sogar spezielle Produkte wie glutenfreie Nudeln, Brot, Kekse oder andere glutenfreie Backwaren vorrätig. Wenn Sie eine Schiffsreise planen, sollten Sie vorher mit dem Küchenchef in Kontakt treten und Ihre glutenfreie Ernährung mit ihm besprechen. Wenn man sich dort nicht damit auskennt, können Sie die Richtlinien der glutenfreien Ernährung faxen oder mailen. In einem anschließenden Telefonat lässt sich dann klären, worauf Sie beim Essen während Ihres Aufenthalts an Bord Wert legen. Doch auch wenn Sie nicht vorher anrufen möchten, dürfte es kein größeres Problem sein, sich an Bord glutenfrei zu ernähren. Die meisten Schifffahrtsgesellschaften bieten gesundes Essen wie Fisch und Meeresfrüchte, Hähnchen, Steaks, Obst und Gemüse an. Sie können mit dem Küchenchef dann noch persönlich besprechen, welche Kontaminationsrisiken bei der Zubereitung bestehen. Auf diese Weise stellen Sie sicher, dass Ihr Essen auch wirklich glutenfrei sein wird.
Reisen mit der Bahn Bei Reisen mit der Bahn nehmen Sie am besten Ihr eigenes Essen mit. Im Speisewagen werden Sie nur in den seltensten Fällen etwas finden, das Sie essen dürfen. Dort gibt es oft nur abgepackte Sandwichs, Croissants oder andere »gesunde« Dinge. Sie möchten sich die Reise sicherlich nicht dadurch verderben, dass Sie die ganze Fahrt über hungern müssen. Mit dem Auto unterwegs Die Fahrt mit dem eigenen Auto ist oft die einfachste Art zu reisen, wenn man sich glutenfrei ernährt. (Auch wenn die Kinder ständig jammern und wissen wollen, wann sie endlich am Ziel sind.)17 Kinder – glücklich, gesund und glutenfrei In diesem Kapitel Sich mit den eigenen Gefühlen beschäftigen Mit den Kindern über die glutenfreie Lebensweise reden Entscheiden, ob die gesamte Familie glutenfrei leben soll Den Kindern Verantwortung übertragen Mit der gesamten Familie ausgehen Lernen, Verantwortung an andere abzugeben Teenager dabei unterstützen, die Diät durchzuhalten Wenn Erwachsene glutenfrei leben wollen oder müssen, ist das eine Sache. Wenn Kinder vor dieser Aufgabe stehen, ist das etwas ganz anderes. Glauben Sie mir, ich weiß das aus eigener Erfahrung. Ich bin schließlich Mutter eines glücklichen, gesunden und sich glutenfrei ernährenden Kindes.
Unser Sohn Florian war etwa zwei Jahre alt, als bei ihm Zöliakie diagnostiziert wurde. Das war 1991. (Interessiert Sie die ganze Geschichte? Im ersten Kapitel können Sie sie nachlesen.) Um es kurz zu sagen, er war krank, doch die Ärzte waren nicht dieser Meinung. Sie sagten uns immer wieder, alles sei in bester Ordnung, obwohl Florian schwere Durchfälle hatte, sein Bauch stark gebläht war, er zunehmend lustlos und lethargisch wurde und sich seine ganze Persönlichkeit zusehends veränderte. Erst nach vier Kinderärzten, einem Gastroenterologen, den unterschiedlichsten vorläufigen Diagnosen (zystische Fibrose, Krebs, eine Bluterkrankung) und Tausenden Durchfallwindeln hörten wir diese Worte, die unser Leben für immer veränderten: »Ihr Sohn leidet unter Zöliakie.« Wir waren schockiert, panisch, traurig, glücklich, frustriert und hatten Angst, unserem eigenen Kind etwas zu essen zu geben. Und diese ganzen Gefühle stürmten in den ersten zwei Sekunden auf uns ein, nachdem wir die Diagnose vernommen hatten.
In diesem Kapitel möchte ich Ihnen dabei helfen, mit Ihren Gefühlen besser umzugehen. Außerdem beschäftige ich mich mit der praktischen Seite des Lebens mit Kindern, die sich glutenfrei ernähren müssen, und mit dem Einfluss, den das auf die gesamte Familie hat. Ich werfe auch einen kurzen Blick in die Welt der Teenies. Doch bevor ich beginne, möchte ich Ihnen noch etwas Wichtiges mit auf den Weg geben: Es ist gut für Sie und für Ihr Kind, wenn die Diagnose gestellt wird. Wenn Sie mir nicht glauben, dann lesen Sie unbedingt weiter. Das Auf und Ab der Gefühle Alles ändert sich, wenn sich Ihr Kind plötzlich glutenfrei ernähren muss: Ihre Gefühle, die Art, wie Sie sich mit der Diät beschäftigen, die Verbitterung, die Sie empfinden, weil andere Eltern es nicht so schwer haben, ihr Kind zu ernähren, die Vorbereitungen, die Sie treffen müssen, wenn Sie irgendwohin fahren möchten, der tägliche Einkauf, die Nahrungsmittel. Wenn Sie ein Kind haben, das aus gesundheitlichen Gründen eine strikte glutenfreie Ernährung einhalten muss, fahren Ihre Gefühle Achterbahn (siehe Abbildung 17.1). In einem Augenblick sind Sie glücklich, im nächsten Moment fühlen Sie sich am Boden zerstört. Alles scheint in Ordnung mit der Diät und mit Ihrem Leben und dann kommt der Moment, in dem Ihr Kind beim Kindergeburtstag in der Schule wieder als Einziges nichts vom Geburtstagskuchen essen darf.
Abbildung 17.1: Das emotionale Auf und Ab In Kapitel 18 beschäftige ich mich mit den emotionalen Problemen, denen Sie bei einer glutenfreien Lebensweise gegenüberstehen. Muss sich dagegen Ihr Kind glutenfrei ernähren, ist Ihr Gefühlschaos mit Sicherheit noch größer. Zusätzlich zu den Gefühlen, die ich in Kapitel 18 beschreibe, plagen Sie in dieser Situation noch ganz andere Sorgen. Kommen Ihnen die Gedanken in den folgenden Abschnitten vielleicht bekannt vor? »Das Leben meines Kindes hat sich für immer verändert« Ja, das stimmt. Und für immer ist eine wirklich lange Zeit, nicht wahr? Was ist mit all dem, was Sie sich für Ihr Kind gewünscht haben, mit dem perfekten Leben, in dem alles ganz einfach und wunderbar werden sollte? Die Menschen lassen sich die Schwierigkeiten nicht träumen, denen ihre Kinder einmal gegenüberstehen werden. Doch es wird eine wichtige Erfahrung im Leben Ihrer Kinder sein, auch Missgeschicke und Schicksalsschläge zu überstehen. Sie haben die Chance, einen Schicksalsschlag schon in frühem Alter in einen Vorteil für das restliche Leben zu verwandeln.
Außerdem ist das, was Sie anfangs als Problem betrachten, eigentlich etwas Positives im Leben Ihrer Kinder (und sicherlich auch in Ihrem). Lesen Sie dazu den Abschnitt »Konzentration auf das Positive« weiter hinten in diesem Kapitel. »Mein Kind soll sich nicht anders fühlen« Sie wünschen sich für Ihr Kind ein Leben ohne Probleme und ohne Leid. Zum Teil wird das auch so sein. Sicherlich hat die Ernährung einen wichtigen Stellenwert im Leben eines Menschen. Doch ich möchte Ihnen sagen, dass das Anderssein Ihrer Kinder vollkommen in Ordnung ist. Jedes Kind ist anders – einige haben blonde Haare, manche sind kleine Rotschöpfe, Kinder spielen Fußball oder gehen zum Ballett, sitzen im Rollstuhl oder tragen eine Brille. Geben Sie einem Kind niemals zu verstehen, dass es schlimm ist, anders zu sein. Eltern machen sich häufig Sorgen, dass ihre Kinder aus dem Rahmen fallen oder nicht akzeptiert werden, nur weil sie sich anders ernähren. Doch Akzeptanz hängt weit mehr vom Verhalten einer Person ab als von dem, was sie isst.
»Wird sich mein Kind gut entwickeln?« Es wird ihm sogar vielleicht besser als einfach nur gut gehen. Doch mich hat damals, als unser Sohn die Diagnose bekam, die gleiche Sorge gequält. Natürlich hörte ich von Freunden und meiner Familie immer wieder den Satz: »Alles wird gut.« Doch ich hatte das Gefühl, sie wollten mich nur beruhigen, denn was wussten sie schon von dieser Krankheit? Bevor ich ihnen erklärt habe, um welche Krankheit es sich handelt, hatten sie von Zöliakie noch nie etwas gehört. Außerdem interessierte es mich nicht, was Erwachsene dazu sagten. Ich wollte viel lieber von einem Kind hören: »Es geht mir gut damit.« Die Wahrheit ist, dass es für meinen Sohn niemals eine große Sachen war, glutenfrei zu leben. Wir haben ihm vom ersten Tag an Verantwortung für seine Ernährung übertragen. Das halte ich für äußerst wichtig. Wir behielten immer eine optimistische und realistische Einstellung. Unsere Kinder Florian und Katharina gaben uns Kraft und eine positive Einstellung. Also, liebe Eltern, Sie können sich entspannen. Die Kinder und Sie werden lernen, mit der Zöliakie umzugehen, und es wird Ihnen gut gehen.
»Für mich ist es schlimmer als für mein Kind« Wenn Sie Ihr Kind lieben, können Sie dieses Es-tut-mir-mehr-weh-als-dir-Gefühl sicherlich sehr gut nachempfinden. Ein blutendes Knie oder ein gebrochenes Herz verursachen bei Erwachsenen, die ein Kind lieben, wirklich Schmerzen. Diejenigen, die das Schicksal ihres Kindes sehr belastet, können die glutenfreie Ernährung sicherlich nur schwer akzeptieren. Doch glauben Sie mir: Ihnen fällt es schwerer als Ihrem Kind. Sie glauben, dass es für Ihr Kind schwer sein wird, ein glutenfreies Leben zu führen. Sie wünschen Ihrem Kind verständlicherweise ein unbekümmertes, glückliches Leben und Sie möchten sicherlich nicht, dass so etwas Banales wie Essen ein Problem darstellen wird. Doch Kinder denken anders. Zukunft ist für sie das nächste Fußballspiel oder das nächste Taschengeld. Kinder denken in wesentlich kürzeren Zeitabschnitten als Erwachsene. Die meisten Kinder sind sehr belastbar. Sie akzeptieren, was das Leben ihnen bringt, und machen das Beste daraus. Daran können sich Erwachsene ein Beispiel nehmen.
Wenn Sie mir nicht glauben, dass die Diagnose für Sie schlimmer ist als für Ihr Kind, dann fragen Sie es, was ihm in seinem Leben besonders wichtig ist. Es wird Ihnen von »Fußball«, »meiner besten Freundin Charlotte«, »auf meinem Pferd reiten« oder »Ferien« erzählen. Fragen Sie ruhig noch zehn weitere Kinder. Ich bin mir relativ sicher, dass die Antwort »meine Ernährung« nicht dabei sein wird. Für Kinder ist sie einfach nicht so wichtig und sollte es auch nicht sein. Ich bin froh, glutenfrei zu leben, weil... Besonders wenn viele Kinder anwesend sind, nehme ich sie manchmal vor meinem Vortrag zur Seite und veranstalte ein kleines Spiel mit ihnen. Dabei sprechen wir natürlich darüber, wie sie sich mit ihrer glutenfreien Ernährungsweise fühlen. Für gewöhnlich bitte ich sie, folgenden Satz zu vervollständigen: »Ich bin froh, glutenfrei zu leben, weil...« Dabei habe ich schon die tollsten Argumente geliefert bekommen. Viele der jüngeren Kinder berichten mir von den leckeren glutenfreien Muffins und Keksen, die sie essen dürfen. Andere verkünden voller Stolz: »... weil ich jetzt nicht mehr diesen schrecklichen Auflauf meiner Mutter essen muss.« Bitten Sie doch einfach einmal Ihr Kind, den Satz zu vervollständigen. Ich denke, Sie werden über die Argumentation erfreut sein (außer, Sie machen schreckliche Aufläufe).
Konzentration auf das Positive Die glutenfreie Ernährung kann aus vielen verschiedenen Gründen gut für das Leben Ihres Kindes (und für Sie) sein. Listen Sie einfach alles Positive auf, wenn Sie frustriert und niedergeschlagen sind. Das könnte auf Ihrer Liste stehen: Ihr Kind hat die Möglichkeit, wieder gesund zu sein. Viele Menschen mit Zöliakie oder Glutenüberempfindlichkeit wissen nicht, was mit ihnen nicht stimmt. Ihnen ist nicht bewusst, dass sie durch einige Veränderungen in ihrer Ernährung wieder ganz gesund werden können. Deshalb essen sie weiterhin all das, was sie so krank macht. Die Wahrscheinlichkeit einer Begleiterkrankung sinkt. Ihr Kind hat den großen Vorteil, rechtzeitig diagnostiziert worden zu sein, und kann so schon in jungen Jahren mit der glutenfreien Ernährung beginnen. Dadurch sinkt das Risiko einer Begleiterkrankung (siehe Kapitel 2). Es lernt, anderen gegenüber tolerant zu sein. Es kann anderen helfen, die ebenfalls unter Zöliakie oder Glutenüberempfindlichkeit leiden. Wenn etwa 1000 Kinder die Schule Ihres Kindes besuchen, leiden schätzungsweise 10 von ihnen an Zöliakie. Noch mehr können eine Glutenüberempfindlichkeit aufweisen. Es ist eine große Chance, auch das Leben anderer zu verbessern.
Falls Ihr Kind zusätzlich zur Zöliakie oder Glutenüberempfindlichkeit unter Verhaltensstörungen leidet, stehen die Chancen gut, dass sich diese bessern werden. In manchen Fällen sind die Verhaltensstörungen Symptome der Zöliakie oder Glutenüberempfindlichkeit. Konzentrationsstörungen oder AD(H)S können sich durch eine glutenfreie Ernährung bessern oder sogar ganz verschwinden. Verunsicherte Geschwister Sie sitzen zusammen und sprechen über die neue glutenfreie Ernährung von Luisa, als ihre Schwester, die liebreizende Melanie, sich plötzlich in eine Kampfhenne verwandelt. Was ist passiert? Sie haben bewusst das Thema sehr positiv erörtert. Warum rastet sie aus? Solch eine Reaktion bei Geschwistern sollte Sie nicht überraschen. Sie haben Angst und sind durcheinander – das ist ganz normal. Die Geschwister können sich über ganz verschiedene Dinge Sorgen machen: Ist meine Schwester krank? Wird sie sterben? Wird es mich auch erwischen? Muss ich auch so schreckliche Sachen essen? (Die korrekte Antwort darauf lautet, dass keiner von beiden schreckliche Dinge essen muss!) Weshalb bekommt sie so viel Aufmerksamkeit und ich nicht? Bekommt sie vielleicht besseres Essen als ich? Wieso passiert das gerade unserer Familie? Und was am wichtigsten ist: Werden meine Freunde mich für seltsam halten, weil meine Schwester andere Dinge isst?
Die Erkenntnis, dass diese Reaktionen durchaus normal sind, gibt Ihnen die Möglichkeit, verständnisvoll damit umzugehen. Sprechen Sie die Gefühle der Geschwister an, auch wenn diese nicht dazu in der Lage sind, ihre Ängste zu artikulieren. Ermutigen Sie die Geschwister, Ihnen zu erklären, warum ihnen diese Situation Angst macht. Mit den Kindern über glutenfreie Ernährung sprechen Egal ob Ihr Kind 18 Monate oder 18 Jahre alt ist, jetzt ist es an der Zeit zu reden. Die gesamte Familie sollte darin einbezogen werden. Auf diese Weise haben Ihre Kinder die Chance, eine gesunde Einstellung zu diesem Thema zu entwickeln. Wie Sie dabei vorgehen, hängt ganz von Ihnen, Ihrer Familienkonstellation und der Fähigkeit Ihres Kindes ab, ein solch komplexes Thema zu verstehen. Die gesamte Familie einbeziehen Die glutenfreie Ernährung eines Kindes wirkt sich auf die gesamte Familie aus. Alle Familienmitglieder müssen über die Erkrankung und die Ernährung des Kindes Bescheid wissen. Natürlich brauchen Sie kein riesiges Familientreffen mit allen Anverwandten zu organisieren. Doch die unmittelbare Familie sollten Sie in die Gespräche über eine glutenfreie Lebensweise unbedingt mit einbeziehen. Das ist ein fortlaufender Prozess, der sich über Monate, wenn nicht sogar über Jahre erstrecken wird.
Kinder sind Kinder und Geschwister sind Geschwister. Nur weil Brüder und Schwestern die glutenfreie Ernährung verstanden haben, heißt das noch lange nicht, dass sie immer freundlich zueinander sein werden. Sie werden sicherlich die typischen Sticheleien zu hören bekommen. Sie wissen schon, diese »Ätsch, ich darf das essen und du nicht«-Masche. Reagieren Sie in solchen Situationen so wie immer, wenn Sie das Verhalten Ihrer Kinder missbilligen. Aber reagieren Sie nicht heftiger als nötig, nur weil Sie selbst traurig sind, dass Ihr Kind diese Erkrankung hat. Optimismus verbreiten Jeder, der sich mit Ihnen über die glutenfreie Ernährung unterhält, wird merken, wie Sie dazu stehen. Ist das glutenfreie Leben für Sie etwas ganz Schlimmes? Macht es Ihnen Angst? Oder ist es gut für Sie? Wie Sie mit jemandem darüber reden, ist wichtiger als Sie glauben. Wenn Sie sich schon in düsterer Stimmung mit Ihrer Familie zusammensetzen, werden Sie Ihren Kindern Angst machen. Die Unterhaltung sollte von Optimismus und Fröhlichkeit gekennzeichnet sein, denn glutenfrei zu leben ist gut und erstrebenswert. Wenn Sie sich nicht mehr erinnern, warum das so ist, sollten Sie noch einmal die vorangegangenen Abschnitte oder Kapitel 19 lesen.
Die wichtigste Person, die eine optimistische Einstellung haben muss, ist Ihr Kind. Es hängt ganz von Ihnen ab, wie es sich für den Rest seines Lebens mit der glutenfreien Ernährung fühlen wird. Das Kind weiß schließlich nicht, wie es sich fühlen soll, denn die ganze Situation ist neu. Geben Sie ihm die Möglichkeit, froh und optimistisch in dieses neue Leben zu starten. Ihr Kind wird das schaffen. Machen Sie aus der glutenfreien Ernährung aber auch keine allzu große Sache. Selbst wenn es für Sie so scheint, für die Kinder ist sie nichts Besonderes... es sei denn, Sie machen sie dazu. Die neue Lebensweise erklären Es hängt vom Alter und der Reife Ihres Kindes ab, wie detailliert Sie mit ihm über alles sprechen. Sie sollten auf jeden Fall mit ihm besprechen, warum es jetzt glutenfrei leben muss. Auch das »Was« (was bedeutet glutenfrei) und das »Was jetzt« (was kann es jetzt noch essen) ist sehr wichtig, denn das wird Ihr Kind im Augenblick am meisten interessieren. Haben Sie Geduld und erklären Sie nicht alles auf einmal. Verständnis und Akzeptanz ist ein fortlaufender Prozess für alle Beteiligten.
Den Nutzen im Auge behalten Wenn Ihr Kind Verhaltens- oder Gesundheitsprobleme hat, die eine glutenfreie Ernährung notwendig machen, beginnen Sie mit etwas Positivem, wenn Sie mit ihm darüber sprechen. Das könnte so aussehen: »Nachdem du dich jetzt glutenfrei ernährst, wirst du dich bald viel besser fühlen.« Kleine Ohren mit großen Antennen Wenn Sie sich mit anderen Erwachsenen über die glutenfreie Ernährung unterhalten, werden die lieben Kleinen mit gespitzten Ohren lauschen. Sie glauben vielleicht, Ihr Kind spielt und ist zu beschäftigt, um zu hören, was Sie so alles erzählen. Doch Kinder haben Ohren und sie wissen sehr wohl, sie zu gebrauchen (es sei denn, Sie bitten sie, den Abwasch zu erledigen). Entschuldigen Sie sich für den Aufwand, den diese Diät verursacht? Dann fühlt sich Ihr Kind vielleicht als Opfer. Beklagen Sie sich über die Einschränkungen durch diese Ernährung? Dadurch fühlt es sich, als wäre es eine Last für Sie. Tun Sie sich selbst leid? Dann wird es sich schuldig fühlen, weil es Sie mit seiner Ernährung belastet.
Ich sage ja nicht, dass Sie keinen Dampf ablassen dürfen. Es ist normal, sich auch einmal überlastet zu fühlen. In dieser Situation tut es zweifellos gut, sein Herz auszuschütten. Doch achten Sie darauf, dass dabei keine kleinen Ohren auf Empfang sind. Kinder haben ihre ganz eigene Art, zu denken. Nehmen Sie auf etwas Bezug, das es aus eigener Erfahrung gut nachfühlen kann. Beispielsweise: »Du erinnerst dich sicherlich noch, wie sehr neulich dein Bäuchlein wehgetan hat.« oder »Du weißt, wie schwer es dir fällt, in der Schule aufzupassen.« – »Das wird nicht mehr so sein, wenn du dich glutenfrei ernährst.« Durch anschauliche Beispiele aus dem Alltag der Kinder können sie verstehen, was sich durch eine glutenfreie Ernährung verbessern wird. Weisen Sie Ihr Kind einige Wochen nach Beginn der glutenfreien Diät noch einmal darauf hin, dass und wie viel es ihm jetzt, dank des leckeren glutenfreien Essens, besser geht. Gut erklären Unterschätzen Sie nicht, was Kinder verstehen können. Wenn Sie Ihrem Kind die Diät erläutern, sollten Sie auf jeden Fall solche Fachbegriffe wie »Gluten« verwenden (Carboxymethylcellulose können Sie ihm allerdings ersparen). Auch wenn Ihr Kind unter einer Entwicklungs- oder Verhaltensstörung leidet, sollten Sie auf Fachbegriffe nicht verzichten. Auf diese Weise fällt es Ihrem Kind leichter, anderen gegenüber genau zu erklären, was es essen darf und was nicht.
Natürlich wird Ihr Kind am Anfang nicht gleich alles verstehen. (Haben Sie das etwa?) Erläutern Sie dieses Thema an gut verständlichen Beispielen. Erklären Sie, dass Gluten in vielen Nahrungsmitteln enthalten ist, die wir täglich essen, zum Beispiel in Brot, Keksen oder Kräckern. Sie sollten Ihrem Kind unbedingt parallel dazu verdeutlichen, dass es auch jede Menge leckere glutenfreie Dinge zu essen gibt. Hierfür hält die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e. V. sowohl die Broschüren »Mikrovilli und der Käsekuchen« und »Paul und der Glutenkobold« für die Jüngeren parat. Alternativen anbieten Konzentrieren Sie sich in erster Linie darauf, was Ihr Kind essen darf. Das ist sehr wichtig. Immer wenn Sie mit Ihrem Kind auf ein Nahrungsmittel stoßen, das es nicht essen darf, sollten Sie sofort eine gleichwertige Alternative anbieten können. Natürlich werden Sie nicht sagen: »Du darfst diese Kekse nie wieder essen, mein Schatz. Aber schau mal! Dafür kannst du endlich jede Menge Brokkoli verputzen.« Damit werden Sie sich bei Ihrem Kind nicht beliebt machen. Außerdem wird sich Ihr Kind nach dieser »Motivation« wohl kaum voller Freude auf sein glutenfreies Leben stürzen. Sie müssen drei Dinge erreichen:
Bewahren Sie Ihr Kind davor, dass es die Diät unerträglich findet. Bieten Sie Alternativen. Bekräftigen Sie, dass es etwas essen kann, weil es glutenfrei ist. Schon mit ganz einfachen Sätzen wie diesem hier können Sie das erreichen: »Du hast recht, diese Kekse kannst du nicht essen. Doch diesen Schokoriegel darfst du haben, denn er ist glutenfrei.« Seien Sie immer darauf vorbereitet, zu handeln. Wenn Ihr Kind gerne etwas Bestimmtes essen möchte, es aber nicht darf, weil es Gluten enthält, sollten Sie ihm eine gleichwertige, glutenfreie Alternative anbieten können. Kinder lassen sich leicht ablenken. Wenn Sie also schnell eine glutenfreie Leckerei in petto haben, ist meist alles in Ordnung. Gluten ist der Übeltäter – das müssen Kinder lernen Helfen Sie Ihrem Kind zu erkennen, dass Gluten ihm nicht guttut. Das können Sie in den verschiedensten Situationen bekräftigen. Zuerst natürlich, wenn Sie über Gluten sprechen: »Du hast recht, du darfst das nicht essen. Es enthält Gluten und Gluten macht dich krank.« Auf diese Weise prägt sich Ihr Kind ein, dass »Gluten« und »sich schlecht fühlen« zusammengehören. Die Verlockung, in der Diät auch mal zu schummeln, ist umgekehrt proportional zum Verständnis, dass Gluten krank macht (siehe Abbildung 17.2).
Sie können die negative Wirkung von Gluten auch unterstreichen, wenn Ihr Kind sich einmal nicht so gut fühlt. Ganz egal aus welchem Grund. Das funktioniert allerdings nur bei kleineren Kindern unter sechs Jahren und wenn Sie nicht genau wissen, warum es dem Kind nicht gut geht (bei leichten Bauchschmerzen beispielsweise). Ihnen ist vielleicht klar, dass dieses Unwohlsein nichts mit Gluten zu tun hat. Doch nutzen Sie trotzdem die Möglichkeit und sagen Sie: »Es tut mir leid, dass du dich nicht so gut fühlst. Da muss uns ein Fehler unterlaufen sein und du hast versehentlich etwas Glutenhaltiges gegessen. Wir müssen in Zukunft besser aufpassen.« Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind etwas Glutenhaltiges naschen wird (oder es auch nur in Erwägung zieht), ist umgekehrt proportional zum Verständnis des Zusammenhangs zwischen Gluten und dem Unwohlsein. Abbildung 17.2: Die Verlockung, bei der Diät auch einmal zu schummeln, nimmt mit dem Verständnis, dass Gluten krank macht, ab. Ihr Kind wird versuchen, die Diät wirklich konsequent einzuhalten. Sorgen Sie jedoch dafür, dass es sich nicht schuldig fühlt, weil es etwas falsch gemacht hat. Vermitteln Sie ihm, dass wir alle mal einen Fehler machen und dass Gluten in allen möglichen Nahrungsmitteln versteckt sein kann.
Wenn Ihr Kind unter Zöliakie leidet und einmal Bauchweh hat, ziehen Sie vielleicht vorschnell den Schluss, dass es etwas Glutenhaltiges gegessen hat. Doch denken Sie daran, es ist ganz normal, dass Kinder ab und zu über Bauchweh klagen. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein. Meistens gehören diese Bauchschmerzen einfach zum Aufwachsen dazu. Natürlich ist eine gewissenhafte Diät wichtig. Wenn Sie eine Reaktion auf Gluten feststellen, sollten Sie unbedingt herausfinden, wodurch sie hervorgerufen wurde. Doch manchmal sind Bauchschmerzen auch ganz normal und gehören einfach zum Kindsein dazu. Mit der Reaktion des Kindes umgehen Sie können nicht vorhersehen, wie Ihr Kind reagieren wird, wenn Sie mit ihm zum ersten Mal über sein neues glutenfreies Leben sprechen. Die Reaktion wird von seinem Alter, seiner Reife, seiner Fähigkeit, Gefühle auszudrücken, und seiner Persönlichkeit abhängen. Außerdem ist es natürlich ganz wichtig, wie Sie die Diät präsentieren. Sollte Ihr Kind Ärger, Ablehnung oder andere negative Gefühle zum Ausdruck bringen, ist es gut, wenn Sie mit Verständnis darauf reagieren, Ihr Kind beruhigen und unterstützen. Sie müssen nicht befürchten, dass diese ablehnende Haltung für immer so bleiben wird. Meist ist es nur die erste Reaktion. Mit der Zeit wird es sich an sein neues Leben gewöhnen und die glutenfreie Lebensweise auch positiver betrachten. Sie dürfen nicht müde werden, ihm immer wieder zu erklären, wie gut die glutenfreie Ernährung ist und dass es auf diese Weise gesund werden kann.
Es kann auch passieren, dass von Ihrem Kind keine oder nur eine recht schwache Reaktion kommt. Das ist für Kinder nichts Ungewöhnliches. Vielleicht ist das Kind verstört oder es macht ihm wirklich nicht viel aus. Den Kindern helfen, mit anderen über die Diät zu sprechen Ihre Kinder müssen lernen, mit anderen über die Diät zu sprechen. Egal, ob das Erwachsene oder andere Kinder sind. Sie werden das ihr Leben lang tun müssen und sollten schon jetzt damit anfangen. Natürlich hängt es vom Alter und der Persönlichkeit der Kinder ab, auf welche Weise sie das tun werden. Erklären, was sie essen dürfen und was nicht Bringen Sie Ihrem Kind am besten eine Formulierung bei, die es immer verwenden kann, selbst wenn es noch nicht genau versteht, was sie bedeutet. Wählen Sie eine aussagekräftige Formulierung, die das Kind Erwachsenen gegenüber benutzen kann. Bringen Sie ihm beispielsweise bei zu sagen: »Ich darf kein Gluten essen. Das heißt, ich esse keinen Weizen, keinen Roggen, keine Gerste, kein Malz und keinen Hafer.« Ich weiß natürlich, dass diese Beschreibung nicht ganz korrekt ist (Malz ist aus Gerste und Hafer ist nach chemischer Definition glutenfrei, aber dennoch zumeist kontaminiert und für viele Zöliakie-Betroffene unverträglich), doch Erwachsene erfahren, was sie wissen müssen.
Vielleicht ist dieser Weg mühsam, aber wenn Ihr Kind damit zurechtkommt, sollten Sie es so machen. Ist das nicht der Fall, können Sie eine altersgerechtere Formulierung verwenden. Auf diese Weise vermitteln die Kinder mit einer markanten Formulierung die wichtigsten Fakten. Bringen Sie Ihrem Kind bei, offen mit seiner glutenfreien Ernährung umzugehen. Natürlich meine ich damit nicht, dass Sie mit Ihrem Kind einen Raum betreten, gleich zum Mikrofon greifen und alle zur glutenfreien Ernährung bekehren sollen. Genauso wenig dürfen Sie bei Ihrem Kind die Erwartung wecken, dass jetzt alle anderen seinetwegen ihre Ernährung ändern. Doch es ist wichtig, andere Menschen über die glutenfreie Ernährung zu informieren (besonders diejenigen, die mit der Ernährung Ihres Kindes zu tun haben). Das kann auf eine ganz freundliche Weise geschehen. Vermutlich wird Ihr Kind schneller zum Botschafter der glutenfreien Ernährung, als Sie das für möglich halten. Manche Kinder fühlen sich wohler, wenn ihre Erklärungen ganz einfach und leicht verständlich sind, wie beispielsweise »Ich bin allergisch auf Gluten« oder »Ich bin allergisch auf Weizen«. Auch wenn diese Erklärungen fachlich nicht korrekt sind, ist es manchmal einfacher so. Sie sollten nur dafür sorgen, dass Ihre Kinder die exakten Fakten kennen.
Den Kindern beibringen, »Nein danke« zu sagen Egal wie gut Kinder ihrer Umwelt klarmachen können, dass sie kein Gluten essen dürfen – es wird immer wieder Menschen geben, die ihnen etwas Glutenhaltiges anbieten werden. Das kann für ein Kind sehr schwierig sein. Besonders wenn ihm jemand, den es sehr gerne hat, einen Keks in die Hand drückt und mit konspirativem Augenzwinkern sagt: »Sag es aber nicht Mama oder Papa.« Was soll Ihr Kind dann tun? Erklären Sie Ihrem Kind, warum es zu solchen Situationen kommt und wie es damit umgehen soll. Es kann antworten: »Nein danke.« oder »Vielen Dank, aber ich darf das nicht essen.« Manchmal ist es auch einfacher, die Leckerei anzunehmen, aber nicht zu essen. Auch wenn weder Freunde noch Familienangehörige Ihrem Kind etwas Glutenhaltiges anbieten würden, ein Außenstehender wird es mit Sicherheit tun. Sie können Ihrem Kind viele Enttäuschungen und Verwirrungen ersparen, wenn Sie ihm von Anfang an beibringen, wie es in solchen Situationen reagieren soll. Versuchen Sie auch, Lehrer und Erzieher mithilfe von Informationsbroschüren der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e. V. auf das Thema Zöliakie und mögliche Folgen für Ihr Kind hinzuweisen und zu sensibilisieren.
Entscheiden, ob die ganze Familie glutenfrei leben soll Viele Menschen gehen davon aus, dass sich die ganze Familie anpassen muss, wenn sich ein Kind glutenfrei ernährt. Und ist es nicht in der Tat gemein, wenn alle einen Kuchen essen, während Ihr Kind daneben sitzt und an einer Reiswaffel knabbert? Doch, das ist es. Trotzdem ist es nicht immer der richtige Weg, die ganze Familie auf ein glutenfreies Leben einzustellen. Sie müssen für diese Entscheidung die Vor- und Nachteile sehr genau gegeneinander abwägen. Die Vorteile Das sind die Vorteile, wenn sich die gesamte Familie glutenfrei ernährt: Sie müssen immer nur eine Version von jedem Essen kochen. Anstatt von jedem Essen eine glutenfreie und eine »normale« Variante zuzubereiten, müssen Sie nur noch glutenfrei kochen und fertig. Sie kaufen nur glutenfreie Lebensmittel ein. Alle Familienmitglieder können die Brot- und Keksregale im Supermarkt links liegen lassen. Sie gehen in Ihrer Küche kein Kontaminationsrisiko ein. Sie müssen auch die wichtige Tropftechnik (siehe Kapitel 7) nicht erlernen.
Ihr Kind fühlt sich nicht, als wäre es irgendwie anders. Es ist natürlich in Ordnung, anders zu sein, doch es ist auch schön, so zu sein wie alle anderen, vor allem in einer Familie. Die Vorratskammer ist voll mit erlaubten Lebensmitteln. Sie müssen keine Angst haben, dass Sie oder Ihr Kind versehentlich im Vorratsschrank etwas Glutenhaltiges erwischen. Ihr Kind kommt nicht in Versuchung, zu schummeln. Zumindest nicht zu Hause. Die Nachteile Natürlich möchte ich Ihnen die Nachteile dieser Entscheidung nicht vorenthalten. Wenn Sie der Ansicht sind, dass die Nachteile etwas schwerer wiegen, haben Sie damit durchaus recht: Unsere Welt ist nicht glutenfrei. Ihr Kind muss verstehen, dass der Rest der Welt Gluten isst. Und der tut das nicht, damit sich Ihr Kind schlecht oder ausgeschlossen fühlt. Dahinter stecken auch keine bösen Absichten. Wo kann man das besser lernen als in einer Familie, die einen liebt und unterstützt? Ihr Kind lernt nicht zu unterscheiden, was es essen darf und was nicht. Doch das ist sehr wichtig. Wenn in der Speisekammer nur erlaubte Lebensmittel sind, muss es nicht entscheiden, ob es etwas essen darf oder nicht. Ihr Kind wird dann vielleicht immer beim Essen zugreifen, ohne darüber nachzudenken, ob es überhaupt glutenfrei ist.
Es kann bei anderen Familienmitgliedern zu Unmut kommen. Für Geschwister oder sogar Eltern kann es sehr hart sein, auf Brot oder Kuchen zu verzichten, wenn es ihre Gesundheit nicht unbedingt erfordert. Dieser Unmut kann sich dann gegen das Kind richten, das glutenfrei leben muss. Das ist kein gutes Familienklima. Ihr Kind wird nicht verleitet zu mogeln. Auf den ersten Blick klingt das doch eher nach einem Vorteil, nicht wahr? Doch ich glaube, es ist wichtig, dass Kinder lernen, den Versuchungen zu widerstehen. Das geht natürlich nicht ohne Versuchung. Es kann sehr teuer sein, Spezialprodukte für eine ganze Familie zu kaufen. Ich empfehle ohnehin, nicht viele Spezialprodukte zu essen. Doch wenn Sie es tun, sollten Sie die fünf Euro für ein glutenfreies Brot lieber für Ihr Kind ausgeben, das dieses Brot wirklich essen muss. Der goldene Mittelweg Ein Kompromiss ist manchmal die beste Lösung. Vielleicht eignen sich folgende Vorschläge für Ihre Familie: Bereiten Sie die meisten Gerichte glutenfrei zu. Wenn Sie den überwiegenden Teil des Essens glutenfrei zubereiten können, ohne dabei die teuren glutenfreien Spezialprodukte zu verwenden, sollten Sie das tun. Das vereinfacht sowohl die Vorbereitung als auch das Kochen und jeder kann das gleiche Essen genießen.
Kaufen Sie glutenfreie Gewürze und Konserven. Es macht Ihr Leben viel einfacher, wenn Sie glutenfreie Salatdressings, Sojasoße oder andere Gewürze benutzen. Dann müssen Sie nicht immer ein separates Essen zubereiten, nur weil Sie für den Rest der Familie eine glutenhaltige Sojasoße verwendet haben. Genießen Sie die sehr leckeren glutenfreien Backwaren. Die meisten Backmischungen sind mittlerweile so gut, dass man die glutenfreien Kuchen, Kekse oder Pfannkuchen nicht mehr von den glutenhaltigen Varianten unterscheiden kann. Die glutenfreien Backwaren sind zwar etwas teurer, doch abgesehen davon gibt es keinen Grund, extra glutenhaltige Kuchen zu backen. Backen Sie glutenfrei und bieten Sie es der gesamten Familie an. Dem Kind Verantwortung geben Wenn Ihr Kind nicht in der Lage ist, seine Ernährung selbst zu kontrollieren, wird die Ernährung das Kind kontrollieren. Egal wie jung Ihr Kind auch sein mag, es muss vom ersten Tag an lernen zu entscheiden, was es essen darf und was nicht. Außerdem soll es verstehen, warum man in der glutenfreien Ernährung nicht schummeln darf, egal wie verlockend es manchmal auch sein mag.
Wie fühlen sich die Kinder, wenn alle um sie herum Gluten essen? Ich habe schon unzählig vielen Kindern die Frage gestellt: »Fühlt ihr euch schlecht, wenn andere Menschen um euch herum Gluten essen?« Natürlich kam es vor, dass sie mit der Antwort auf diese Frage zögerten oder ich hörte hier und da ein »manchmal«, doch fast alle Kinder, die ich fragte, sagten Nein. Es stört sie nicht. Sie mögen ihr Essen. Wenn Sie die Diät richtig machen, sollte das auch so sein. Das Essen schmeckt schließlich gut. Doch ich möchte Ihnen an dieser Stelle noch erzählen, dass es mir einmal fast das Herz zerrissen hat, als mein Sohn mich mit vier Jahren darum bat, doch einmal die »echte« Pizza riechen zu dürfen. Ich fragte ihn, warum er das wolle. Ich nahm an, dass er sie so gerne einmal essen würde, dass er dieser Pizza wenigstens auf diese Weise so nahe wie möglich kommen wollte. Doch die nüchterne Antwort auf meine Frage lautete: »Ich bin nur neugierig.« Vom psychologischen Standpunkt aus ist es sehr wichtig, dass die Ernährung im Leben Ihres Kindes nicht die Hauptrolle spielt. Kinder sollen hauptsächlich an andere Dinge denken dürfen als an ihr Essen. Doch wenn Ihr Kind essen möchte, muss es entscheiden können, was es verträgt und was nicht.
Ein Sprichwort sagt: »Gib einem Mann einen Fisch, und er ist satt für einen Tag. Lehre diesem Mann das Fischen, und er wird satt bis an sein Lebensende.« Sie müssen Ihrem Kind beibringen, welche Nahrungsmittel es für den Rest seines Lebens essen darf. Wenn das Kind für die eigene Ernährung selbst Verantwortung übernimmt, ist das für alle Beteiligten von Vorteil: Ihr Kind gewinnt Selbstvertrauen. Es weiß, dass es ganz allein in der Lage sein wird, das richtige Essen auszuwählen. Sie können beruhigt sein. Sie wissen, dass Ihr Kind es schafft, das Richtige zu essen – auch wenn Sie nicht da sind. Und wenn Sie da sind, müssen Sie trotzdem nicht immer die Aufgabe der Essensauswahl übernehmen. Ihr Kind lernt etwas über die Bedeutung der gesunden Ernährung. Wie viele Kinder lesen Zutatenlisten oder denken länger als eine Sekunde darüber nach, was sie in ihren Mund stecken? Ihr Kind lernt schon frühzeitig, auf Ernährung zu achten. Das wird ihm sein ganzes Leben lang von Nutzen sein. Die Kinder anleiten
Wenn ich sage, dass Sie Ihrem Kind Verantwortung für sein Essen übertragen sollen, meine ich natürlich nicht damit, dass Ihr Kind jetzt nur noch selbst entscheiden soll, was es isst. Wie auch bei allem anderen im Leben benötigen Kinder ein wenig Führung und Anleitung. Ganz besonders zu Beginn. Sie können viel mit Ihrem Kind gemeinsam tun. Dadurch lernt es, die richtigen Nahrungsmittel auszuwählen. Lesen Sie die Zutatenlisten gemeinsam. Wenn Ihr Kind noch nicht lesen kann, tun Sie einfach so als ob. Halten Sie die Zutatenliste so, dass Sie sie beide sehen können, und lesen Sie laut nacheinander alle Zutaten vor. Zeigen Sie auf die einzelnen Begriffe. Kommen Sie dann zu einer verbotenen Zutat, zum Beispiel Weizen, dann erinnern Sie Ihr Kind: »Nein. Das enthält Gluten.« Auch wenn Sie selbst schnell wüssten, welche Alternative Sie zu diesem Produkt hätten, sollten Sie ganz in Ruhe ein anderes, glutenfreies Produkt nehmen und zu Ihrem Kind sagen: »Lass mal schauen, wie es mit diesem hier aussieht.«
Machen Sie ein Spiel daraus. Wenn Sie Zutatenlisten lesen oder über Nahrungsmittel sprechen, können Sie ein Spiel daraus machen. Wer errät zuerst, welches Lebensmittel glutenfrei ist (oder nicht)? Lassen Sie Ihr Kind bei der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e. V. oder bei Herstellern anrufen. (Das funktioniert natürlich erst, wenn Ihr Kind alt genug ist, um sich zu unterhalten.) Wenn Ihr Kind schon ein paar Mal dabei war, wenn Sie bei der DZG oder einem Hersteller angerufen haben, kann es das auch einmal selbst versuchen. Es wäre sicherlich gut, wenn Sie dieses Gespräch an einem anderen Apparat verfolgen, damit Sie es im Notfall übernehmen können. Lassen Sie Ihr Kind das Essen planen. Dadurch lernt es nicht nur, welche Nahrungsmittel glutenfrei sind, sondern es wird auch alles essen, was es auf den Tisch bringt. Doch was ist, wenn sein Speiseplan aus Pommes, Reis, Schokoriegeln und glutenfreien Käsenudeln besteht? Egal, denn zumindest dieses eine Essen durfte Ihr Kind bestimmen. Lassen Sie Ihr Kind das Pausenbrot selbst zusammenstellen. Sollte es nicht wirklich ausgewogen sein, dürfen Sie ein paar Empfehlungen geben und abwarten, ob Ihr Kind Ihren Rat annimmt. Wenn nicht, ist das auch nicht so schlimm. Es bringt Ihr Kind nicht um, wenn es eine ungesündere Mahlzeit am Tag hat. Doch es wird dabei die Erfahrung machen, dass es in der Lage ist, selbstständig glutenfreie Nahrungsmittel auszuwählen, die ihm zudem noch gut schmecken.
Lassen Sie Ihr Kind kochen. Kinder lieben es, zu kochen (auch wenn es für Sie letztendlich oft mehr Arbeit bedeutet). Es ist für Kinder wichtig, schon frühzeitig kochen zu lernen. Das gilt natürlich in ganz besonderem Maße für Kinder, die speziellen Ernährungsrichtlinien folgen müssen. Den Kindern vertrauen Zu den schwierigsten Aufgaben von Eltern gehört es, ihre Kinder irgendwann einmal loszulassen. Sie bereiten Ihre Kinder mit jedem Tag auf das Leben vor. Wenn Sie Ihre Aufgabe gut gemeistert haben, können Sie ganz beruhigt sein, weil Sie wissen, dass Sie Ihren Kindern alle notwendigen Fähigkeiten mit auf den Weg gegeben haben, damit sie ein glückliches und gesundes Leben führen können. Ein Kind muss lernen, für seine Ernährung selbst Verantwortung zu übernehmen, denn Sie werden nicht für immer an seiner Seite sein. Sie haben sicherlich kein Problem damit, Ihr Kind irgendwann selbstständig auf Toilette gehen und Hände waschen zu lassen, denn Sie vertrauen darauf, was Sie ihm beigebracht haben. Doch wenn die Kinder plötzlich Verantwortung für ihr Essen, das sie wirklich sehr krank machen kann, übernehmen sollen, fällt Ihnen das nicht mehr so leicht.
Sie werden es merken, wenn die Zeit dafür reif ist und Sie ganz beruhigt darauf vertrauen können, dass Ihr Kind sich sein Essen selbst aussuchen kann. Vermutlich wird das früher als erwartet der Fall sein. Ihr Kind wird mit Sicherheit auch Fehler machen. Das wird es nicht sofort umbringen oder dauerhaft schädigen. Wenn sich Ihr Kind aber bereits unmittelbar oder kurze Zeit nach einem Fehler nicht mehr wohlfühlt, kann es sehr schnell lernen, bei der Auswahl der Nahrungsmittel besser aufzupassen. Mit Kindern ausgehen Sie leben nicht unter einer Glasglocke und das Leben Ihrer Kinder sollte nicht eingeschränkt sein, nur weil es sich an eine strenge Diät halten muss. Auch für das Essengehen mit Kindern, die sich glutenfrei ernähren, gilt: Befolgen Sie die »goldenen Regeln des Ausgehens«. Die Reisetipps und das Bestellen im Restaurant unterscheiden sich ebenfalls nicht von denen für Erwachsene. Das alles bespreche ich ausführlich in Kapitel 16. Wenn Sie meine Ratschläge aus diesem Kapitel annehmen, können Sie auch mit Ihrem Kind problemlos ausgehen.
Ich habe noch ein paar ganz spezielle Tipps für Sie, wenn Sie mit Kindern unterwegs sind: Lassen Sie Ihr Kind das Essen selbst bestellen. Das ist zu Beginn vielleicht etwas schwierig, weil es wahrscheinlich immer nur Pizza oder Spaghetti bestellen wird, da es annimmt, dass diese Gerichte genauso wie zu Hause glutenfrei sind. Machen Sie sich keine Sorgen, dass die Bestellung in diesem Fall etwas Zeit in Anspruch nehmen wird. Es ist schließlich für Ihr Kind sehr wichtig zu lernen, was es bei der Bestellung in einem Restaurant beachten muss. Seien Sie nicht zu schüchtern. Manchen Kindern ist es peinlich, wenn ihre Eltern in einem Restaurant »eine Szene machen« (ich nenne das ganz einfach »eine Frage stellen«). Alles, was ich sagen musste, war: »Könnte ich Sie etwas fragen...«, und schon rollten meine Kinder mit den Augen. Ignorieren Sie so ein Verhalten einfach. Bringen Sie für Ihr Kind einen Nachtisch mit. Sie können nicht davon ausgehen, dass die Desserts in einem Restaurant glutenfrei sind. Sollte es keinen glutenfreien Nachtisch geben, können Sie dafür noch woanders einkehren oder Sie haben selbst eine Kleinigkeit für Ihr Kind dabei.
Kinderbetreuung Es ist schon schwer genug, die Betreuung seines Kindes in fremde Hände zu legen, selbst wenn es keine Diät einhalten muss. Soll man wirklich jemand anderem vertrauen und sein Kind von ihm versorgen lassen? Ja! Es ist zwar etwas beängstigend, einen Teil seiner elterlichen Kontrolle abzugeben, doch es ist sowohl für die Eltern als auch für die Entwicklung des Kindes sehr wichtig, auch einmal voneinander getrennt zu sein. Das Kind Freunden, Familienmitgliedern oder einem Babysitter anvertrauen Um sicherzugehen, dass Ihr Kind auch in puncto Ernährung in guten Händen ist, sollten Sie die Aufsichtspersonen über die glutenfreie Lebensweise ausführlich aufklären. In Kapitel 16 können Sie nachlesen, wie Sie am besten mit anderen darüber sprechen und wie Sie herausfinden können, ob Ihr Gegenüber wirklich alles verstanden hat, was Sie gerade erklärt haben. Wenn Sie das Gefühl haben, dass die anderen noch nicht wirklich verstanden haben, worauf es bei der glutenfreien Ernährung ankommt, müssen Sie das immer wieder erläutern oder sich für eine andere Betreuungsperson entscheiden.
Wenn Ihr Kind von jemand anderem betreut wird, sollten Sie so oft wie möglich für Ihr Kind etwas zu essen mitgeben. Kennzeichnen Sie die Aufbewahrungsboxen deutlich mit »glutenfrei«. Dadurch beugen Sie versehentlichen Ernährungsfehlern vor. Das Kind zur Schule schicken Die Einschulung ist eine der größten Herausforderungen, denen Sie gegenüberstehen werden, denn Ihr Kind wird von jetzt an jeden Tag für mehrere Stunden dort sein. Auch dafür habe ich einige Tipps parat: Informieren Sie die Lehrer und den Direktor. Man kann dann mit Ihrem Kind und seiner Diät einfach besser umgehen. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass Sie dadurch auch anderen Kindern an der Schule (von denen bisher noch niemand wusste, dass sie sich glutenfrei ernähren müssen) helfen. Geben Sie dem Lehrer einen kleinen Süßigkeitenvorrat. Nichts ist schlimmer, als am Nachmittag zu hören, dass Annika heute Geburtstag hatte und Ihr Sohn nichts essen konnte, während sich die anderen Schulkameraden die Geburtstagsmuffins schmecken ließen. Deshalb ist es immer gut, wenn der Lehrer einen kleinen glutenfreien Naschvorrat auf Lager hat. Dann ist eine überraschende Party kein Problem mehr.
Vorsicht Bastelstunde. Verschiedene Sorten Knete enthalten Gluten. Und für Kinder ist es sehr verlockend, einmal zu probieren, wie wohl diese bunte Knete schmeckt. Also, ich konnte damals nicht widerstehen! Sorgen Sie deshalb dafür, dass der Lehrer und auch Ihr Kind beim Basteln darauf achtgeben. Hinweise zur Zusammensetzung der einzelnen Kneten erhalten Sie auch bei der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e. V. (Sonderdruck »Spiel- und Bastelartikel«). Das Mittagessen organisieren. Falls Ihr Kind in der Schule oder im Hort zu Mittag isst, sollten Sie zu den Verantwortlichen Kontakt aufnehmen. Es wäre für Ihr Kind ganz toll, wenn es wenigstens einmal pro Woche wie alle anderen ganz normal am Essen teilnehmen könnte. Vorsicht Frühstückstauschbörse. Es ist gang und gäbe, dass Kinder in der Schule ab und an ihr Frühstück tauschen. Sie tauschen ihren Apfel gegen ein Käsebrot oder die Banane gegen Kekse (was kein fairer Handel ist). Erklären Sie Ihrem Kind, wie wichtig es ist, dass es sein Pausenbrot nicht eintauscht. Selbst dann nicht, wenn das Essen des anderen so ausschaut, als wäre es erlaubt (abgesehen von der Tatsache, dass Ihr Kind dabei die superteuren Spezialkekse einfach weggibt).
Teenager begleiten Mit der Zeit werden aus Ihren kleinen Lieblingen Teenager. Die haben ihren eigenen Willen und lassen sich nicht mehr so formen wie kleine Kinder. Jetzt können Sie nur noch hoffen, dass Sie in den Jahren zuvor eine gute Grundlage gelegt haben, und weiter versuchen, Ihre Kinder auf ihrem Weg zu begleiten. Falls Ihr Teenager gerade erst die Diagnose Zöliakie erhalten hat, kann die Pubertät für ihn zu einer schrecklichen Zeit werden. Die Jugendlichen machen jetzt große Veränderungen durch. Wenn sie dann in dieser Situation auch noch eine neue Ernährungsweise akzeptieren sollen, gibt es ihnen das Gefühl, anders zu sein und nicht dazuzugehören. Partytime! Partys sollen einfach nur Spaß machen. Doch für Eltern scheint es manchmal so, als würde sich dabei alles nur ums Essen drehen. Befolgen Sie einfach folgende Ratschläge, wenn Ihr Kind zu einer Party eingeladen ist. Dann steht einem schönen Nachmittag nichts im Wege: Ihr Kind sollte sich satt essen, bevor es zur Party geht. Wenn es satt ist, wird es nicht ständig an das Essen denken müssen, und es ist leichter für Ihr Kind, nicht mitessen zu können.
Wenn Sie bereits vorher wissen, dass es nur Glutenhaltiges zu essen geben wird, geben Sie Ihrem Kind sein eigenes Essen mit. Nach Möglichkeit sollte es etwas sein, das dem Essen der anderen ähnelt. Das könnte eine glutenfreie Pizza sein. (Doch Vorsicht, wenn die Feier im Restaurant stattfindet: Die Öfen in Restaurants verteilen durch ihr Gebläse das glutenhaltige Mehl überall. Wickeln Sie die Pizza deshalb sorgfältig ein, bevor Sie sie aufwärmen lassen.) Wenn die Feier in einem Restaurant stattfindet, in dem man auch glutenfreie Gerichte bekommen kann, fragen Sie den Gastgeber rechtzeitig, ob Sie etwas separat bestellen können. Das ist kein bisschen unhöflich. Ihr Gastgeber wird Ihnen sicherlich gerne helfen. Wenn es die Party Ihres Kindes ist, servieren Sie ausschließlich glutenfreies Essen. Das klingt, als wäre das das reinste Kinderspiel, doch das ist es leider nicht. Servieren Sie nie eine glutenfreie Pizza oder etwas Ähnliches, das auch nur ein Kind (Sie wissen sicherlich, von welcher Art Kind ich hier spreche) dazu veranlassen könnte, es in hohem Bogen wieder auszuspucken und zu fragen: »Was ist denn das?« Servieren Sie lieber Hotdogs oder Hamburger und zum Nachtisch vielleicht einen Eisbecher, den sich die Kinder selbst zusammenstellen dürfen.
Doch auch wenn die Diagnose bereits Jahre zurückliegt, werden Sie feststellen, dass aus dem einstmals unkomplizierten Kind jetzt ein Teenager wird, der sich auch mal gegen seine Diät auflehnt und von Zeit zu Zeit ein wenig beim Essen mogelt. All diese Reaktionen sind völlig normal, wenn man im Zusammenhang mit Jugendlichen in der Pubertät überhaupt das Wort »normal« gebrauchen kann. Sie sollten versuchen, diese Zeit mit Geduld und Verständnis zu überstehen und immer wieder das Gespräch mit Ihren Großen suchen. Veränderte Symptome Manchmal scheinen die Symptome in der Pubertät wie weggezaubert. Doch das ist in den meisten Fällen nur vorübergehend. Diese Zeit ist für die Jugendlichen eine große Versuchung, der sie gerne erliegen würden. Sie glauben, dass alles in Ordnung ist, nur weil sie keine Symptome bekommen. Doch in Wirklichkeit ist das ein Trugschluss. Auch wenn die Kinder die Auswirkungen des Glutens nicht spüren, richtet es weiter Schaden an. Bei anderen gehen die Symptome nicht weg, sondern verändern sich und ähneln immer mehr den Symptomen, wie sie für Erwachsene charakteristisch sind. Dazu gehören beispielsweise Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Depressionen. Auch diese Jugendlichen glauben, dass ihre Symptome verschwunden sind, denn sie reagieren nicht mehr mit den Symptomen, die bisher für sie typisch waren (beispielsweise Durchfall). Vielleicht erkennen sie nicht, dass die Kopfschmerzen, die sie jetzt haben, auch ein Zeichen der Glutenunverträglichkeit sind.
Warum Jugendliche manchmal bei der Ernährung schummeln Ich behandle das Thema »Schummeln in der glutenfreien Ernährung« ausführlich in Kapitel 18. Doch Jugendliche sind sehr unterschiedlich und sie schummeln manchmal aus sehr verschiedenen Gründen. Mit der Zeit werden aus kleinen Kindern Teenager und wir Eltern können nicht mehr verhindern, dass sie einfach irgendetwas essen. Deshalb ist es gut, wenn Sie wissen, warum Teenager so etwas machen. Auf diese Weise können Sie Verständnis zeigen und offen mit Ihren Kindern darüber sprechen. Jugendliche möchten glutenhaltige Dinge essen, weil die Peergroup Druck ausübt. Zu keiner Zeit des Lebens ist der Gruppenzwang größer als in diesem Alter. Vermutlich werden andere Ihr Kind nicht einmal drängen, etwas Glutenhaltiges zu essen. Doch der Jugendliche möchte einfach so sein wie alle anderen und wird dadurch verleitet, seine Ernährung nicht mehr konsequent einzuhalten. Kinder möchten einzigartig, aber nicht anders sein. Doch durch eine glutenfreie Diät fühlen sie sich andersartig. Seien Sie deshalb nicht überrascht, wenn Ihr Kind sich einen Hamburger mit Brötchen bestellt, nur um so zu sein wie seine Kumpels.
sie rebellieren. Ein Jugendlicher kann die Ernährung als Mittel benutzen, sich gegen Sie aufzulehnen. Selbst wenn er Ihnen nichts davon erzählt, übt er unbewusst Kontrolle aus. So in der Art: »Ich werde dir schon zeigen, wer hier die Kontrolle hat!« sie neugierig sind. Ein kleines Kind, das neugierig ist, wie Gluten wohl schmeckt, hat sicherlich mehr Hemmungen, das herauszufinden, als ein neugieriger Teenager. Selbst wenn Ihr Kind immer sehr vernünftig war, wird es mit Sicherheit in seiner Jugend einmal der Verlockung erliegen. sie ihr Gewicht kontrollieren wollen. Viele Jugendliche finden sehr schnell heraus, dass sie nicht alle Kalorien aufnehmen, wenn sie Gluten essen. Deshalb essen manche absichtlich Gluten, um abzunehmen. Achten Sie bei Ihren Kindern auf Anzeichen einer Essstörung. Manchmal treiben sie es mit dem Abnehmen einfach zu weit oder sie essen Gluten, um Gewicht zu verlieren. Thematisieren Sie diese Problematik sofort, denn Essstörungen sind schwerwiegende Erkrankungen. Was können Sie nun gegen das Schummeln unternehmen? Am besten sprechen Sie in Ruhe mit Ihrem Kind. Versuchen Sie herauszufinden, warum es das tut. Erinnern Sie es an die Auswirkungen, die Gluten auf seinen Körper hat. Verdeutlichen Sie noch einmal, dass das Gluten auch dann seinen Köper schädigt, wenn es im Augenblick keine Symptome aufweist.
Hilfe nach dem Auszug aus dem Elternhaus Besonders schwierig wird es, wenn die Kinder aus dem Haus gehen – vor allem dann, wenn sie sich noch nicht so lange glutenfrei ernähren. Auf eigenen Füßen zu stehen ist dabei nicht das größte Problem. Wird Ihr Kind beispielsweise studieren, kann es in einer Mensa schwierig sein, sich richtig zu ernähren. In jedem Fall sollte Ihr Kind gut darüber Bescheid wissen, welche Nahrungsmittel glutenfrei und gesund sind. Ihr Kind wird die Möglichkeit haben, Lebensmittel in einem Kühlschrank zu lagern. So kann es selbst einkaufen, was es benötigt. Auch eine richtig ausgestattete Küche oder wenigstens eine Mikrowelle wären nicht schlecht. Schicken Sie Ihrem Kind doch einfach ab und zu ein Päckchen mit glutenfreien Naschereien – als kleine Erinnerung, wie sehr Sie es lieben.18 Emotionale Hürden überwinden In diesem Kapitel Negative Gefühle erkennen Die Erkrankung nicht verleugnen Lernen, mit Fehlern umzugehen Das große Ganze Auf dem richtigen Weg bleiben Vielleicht habe ich einfach nicht genau genug hingeschaut, aber ich habe im Buchladen noch nie einen Bestseller mit dem Titel Wie gehe ich mit meinem Glück am besten um gesehen. Schließlich brauchen Menschen vor allem dann Hilfe, wenn sie großen Herausforderungen gegenüberstehen. Für viele ist die glutenfreie Ernährung eine riesige Herausforderung. Das hat vor allem mit der konsequent einzuhaltenden Ernährungsumstellung zu tun.
Menschen, die eine glutenfreie Ernährung anstreben, tun das aus einem der folgenden Gründe: Es könnte Spaß machen, so zu leben. Verpackungen genau studieren, Zutatenlisten überprüfen, Codes dechiffrieren... und das Beste: Keine Pizza, kein Bier! (Zu dieser Gruppe gehören die Autoren des Bestsellers Wie vermeide ich zu viel Glück.) Sie glauben, dass sie so leben sollten. Es wurde bei Ihnen keine Erkrankung diagnostiziert oder die durchgeführten Untersuchungen fielen negativ aus. Doch Sie nehmen an, dass es Ihnen durch eine glutenfreie Ernährung besser gehen wird. Vielleicht sind Sie auch einfach der Meinung, dass diese Lebensweise gesünder ist. Möglicherweise möchten Sie durch Ihre glutenfreie Ernährung eine Ihnen nahestehende Person, die sich auf diese Weise ernähren muss, unterstützen. Sie müssen sich glutenfrei ernähren. Bei Ihnen wurde eine Erkrankung festgestellt, die eine glutenfreie Ernährung zwingend erforderlich macht. Für welche Gruppe wird es aus psychologischer Sicht wohl am leichtesten sein? Wenn Sie sich freiwillig entscheiden, haben Sie einen großen emotionalen Vorteil. Sie sind mental nicht nur auf die Herausforderung vorbereitet, sondern Sie begrüßen die Veränderungen sogar.
Wenn Ihnen dagegen jemand sagt, dass Sie etwas tun müssen (wie bei Gruppe drei), wird es sicherlich um einiges schwerer sein. (Können Sie sich noch erinnern, wie es war, wenn Sie als Kind freiwillig Ihr Zimmer aufräumen wollten und gerade in diesem Augenblick Ihre Mutter rief: »Vergiss nicht, dein Zimmer aufzuräumen!«?) Manche Menschen stehen plötzlich einigen emotionalen Problemen gegenüber, wenn sie die Herausforderung der glutenfreien Ernährung annehmen. Manche sind der Meinung, dass ich etwas zu optimistisch bin, wenn ich die Vorzüge der glutenfreien Ernährung preise. Ich lebe nun schon sehr lange glutenfrei. Und glauben Sie mir, ich bin dabei auch auf einige emotionale Herausforderungen gestoßen. Doch man muss sich der Herausforderung stellen und die Hürden erkennen, um sie zu überwinden. Sie müssen immer daran denken: Beschäftigen Sie sich mit Ihren Gefühlen, aber verweilen Sie nicht in ihnen. Sie können traurig, wütend und genervt sein. Das ist vollkommen in Ordnung. Alle Reaktionen und Gefühle, über die ich in diesem Kapitel schreibe, sind völlig normal, wenn jemand erfährt, dass er sein ganzes Leben verändern soll. Doch es kann schnell passieren, dass Sie in diesen negativen Gefühlen verharren. Dann werden Sie davon aufgefressen. Negative Gefühle sind erlaubt, aber lassen Sie sich von ihnen nicht beherrschen, sondern gehen Sie weiter Ihren Weg.
In diesem Kapitel stelle ich Ihnen verschiedene Möglichkeiten vor, wie Sie das Negative überwinden und vieles wieder in einem positiven Licht sehen können. Für viele Menschen ist die Veränderung ihrer Lebens- und Essgewohnheiten eine schwierige Phase in ihrem Leben. Doch letztendlich wird es ihnen danach besser gehen. Emotionale Probleme erkennen Die Gründe, warum es nicht leicht ist, glutenfrei zu leben, sind vom emotionalen Standpunkt aus sehr vielfältig: Soziale Aktivitäten sind oft mit Essen verknüpft. Nachdem Sie nun kein Gluten mehr essen, fühlen Sie sich möglicherweise isoliert oder haben Angst, an Veranstaltungen teilzunehmen, weil Sie glauben, dort nichts essen zu können. (Lesen Sie zum Thema »Essen außer Haus« Kapitel 16.) Ihnen nahestehende Menschen werden Sie nicht verstehen. In Kapitel 16 gehe ich darauf ein, wie Sie mit anderen über die glutenfreie Ernährung reden sollten. Doch manchmal ist es einfach so, dass Menschen, die selbst nicht betroffen sind, die Grundlagen der glutenfreien Ernährungsweise nicht begreifen. Das kann selbst bei Personen, die Ihnen sehr nahestehen, der Fall sein.
Andere könnten glauben, Sie seien merkwürdig oder gar verrückt. Wenn Sie versuchen, anderen die glutenfreie Ernährung zu erklären, oder wenn Sie beobachtet werden, während Sie zum ersten Mal versuchen, in einem Restaurant ein glutenfreies Essen zu bestellen, könnte man den Eindruck bekommen, Sie seien etwas merkwürdig, kompliziert oder pingelig, haben eine Essstörung oder sind einfach nur total verrückt. Wohlbefinden durch Essen. Ungeachtet aller Empfehlungen zu einer gesunden Ernährung dient Essen manchen Menschen auch zum Stressabbau. Wenn nun die Ernährungsmöglichkeiten eingeschränkt werden, kann das ebenfalls verunsichern und Ängste auslösen. Manche Menschen mögen generell keine Veränderungen. In diesem Fall kann es ein großes Problem sein, wenn plötzlich die gesamte Lebensweise verändert werden muss. Sie verlieren die Kontrolle über Ihr Leben. Sie sind in puncto Ernährung plötzlich zu einem Leben voller Einschränkungen verurteilt. Sie essen schon seit Ihrer Kindheit und haben sich immer aussuchen können, was Sie essen. Und jetzt will Ihnen jemand vorschreiben, was Sie essen dürfen und was nicht? Das ist manchmal sehr hart.
Es ist so endgültig. Das ist einfach so. Und es hilft niemandem, der mit diesen Einschränkungen leben muss, darüber zu lamentieren. Sie fühlen sich wie auf einer Insel, einsam und allein. Wenn dem so ist, dann sollten Sie wissen, dass es wenigstens eine sehr große Insel ist, denn Millionen Menschen ernähren sich ebenfalls glutenfrei. Durch die glutenfreie Lebensweise fühlen sich manche Menschen isoliert und ausgeschlossen. Wenn es auch Ihnen so geht, sollten Sie unbedingt weiterlesen, denn mithilfe der folgenden Ausführungen werden Sie erkennen, dass Sie keineswegs allein sind. Im Folgenden werde ich mich mit Gefühlen beschäftigen, die sehr häufig auftreten, wenn man plötzlich erfährt, dass man sich glutenfrei ernähren muss. Sie ähneln sehr stark den Gefühlen, mit denen sich Menschen nach einem schrecklichen Erlebnis auseinandersetzen müssen. Das ist keine große Überraschung, denn für manche Menschen ist auch die Nachricht, dass sie ab jetzt für immer glutenfrei leben müssen, ein Schock.
Schock und Panik Wenn Sie schon einmal jemanden gesehen haben, der sein Portemonnaie nicht finden kann, wissen Sie, was Panik ist. Für manche Menschen ist die Tatsache, sich jetzt glutenfrei ernähren zu müssen, fast genauso schlimm. Auf der einen Seite trifft Sie das alles völlig überraschend. Sie sitzen bei Ihrem Arzt und sprechen über Ihre übermäßige Darmtätigkeit oder über das Fehlen derselben. Und im nächsten Augenblick werden Sie mit einer Krankheit konfrontiert, von der Sie bisher noch nie gehört hatten und die Sie für den Rest Ihres Lebens begleiten wird. Doch eigentlich kommt das alles gar nicht so plötzlich. Wahrscheinlich haben Sie schon seit Jahren Beschwerden. Jetzt hat Ihre Erkrankung endlich einen Namen. Und man kann sie behandeln. »Was?« – Das ist alles, was Sie in diesem Augenblick denken oder sagen können. Sie sind betäubt und stehen unter Schock. Zum Glück sind Sie nur einmal deswegen geschockt. Oder haben Sie schon einmal gehört, dass man jemanden mit derselben Nachricht zweimal schockieren kann?
Hatten Sie schon einmal so kalte Hände, dass sie beinah erfroren wären? Die Hände sind dann ganz taub, nicht wahr? Wenn sie wieder warm werden, kribbelt und klopft es in den Händen, als wäre man damit in eine Häckselmaschine geraten. So fühlt es sich an, wenn der erste Schock in blanke Panik umschlägt und die Bedeutung der Worte »Ernährung für den Rest des Lebens« so langsam in Ihr Bewusstsein dringt. Was sollen Sie jetzt noch essen? Wie sollen Sie das alles bloß machen? Werden Sie es schaffen? Solche Gefühle sind ganz normal. Sie werden auch wieder vergehen. Sie werden lernen, was Sie essen dürfen, und je vertrauter Sie mit Ihrer neuen Ernährung werden, umso mehr verschwindet die Angst. Bei dem einen geht das schneller als beim anderen, doch jeder wird irgendwann diesen Punkt erreichen. Wut und Frustration Der Schock und die Angst haben nachgelassen und Sie sind schon ein wenig mit der Diät vertraut. Doch irgendetwas bohrt in Ihnen. Sie sind sauer und frustriert. Es spielt keine Rolle, auf wen oder was Sie wütend sind. Die einen sind sauer auf ihre Eltern, weil sie ihnen ein »defektes« Gen vererbt haben, andere sind wütend auf sich selbst, weil sie dieses Gen an ihre Kinder weitergegeben haben. Manche sind böse auf ihren Partner, weil er nicht genügend Verständnis zeigt. Bei den meisten richtet sich die Wut auf die Nahrungsmittelhersteller, denn sie haben das Gefühl, dass sie extra überall Gluten hineingeben. Ein paar Betroffene lassen ihre Wut auch ganz einfach an Gott aus, der sich ihrer Meinung nach diese Krankheit für sie »ausgedacht« hat.
Im Endeffekt sind Sie wütend und stressen sich selbst. Es ist im Leben sehr wichtig zu lernen, mit Ärger richtig umzugehen. Man ist sehr schnell dazu verleitet, seinen Ärger an denen auszulassen, die einem am nächsten stehen. Vor allem dann, wenn sie nur wenig Verständnis für Ihre Situation aufbringen. Wenn Sie Hilfe dabei brauchen, mit Ihrem Ärger umzugehen, sollten Sie das anderen signalisieren. Doch lassen Sie Ihren Ärger nicht an ihnen aus. Besonders nicht an den Menschen, die Ihnen nahestehen, denn sie sind an Ihrer Situation nicht schuld. Außerdem können sie Ihnen jetzt, nachdem Sie ihre Hilfe am meisten brauchen, sehr nützlich sein. Kummer und Hoffnungslosigkeit Sind Sie bekümmert und fühlen sich, als hätten Sie gerade Ihren besten Freund verloren? Auf gewisse Weise haben Sie das vielleicht auch. Die Kontrolle darüber, was Sie essen, und das Essen selbst kann Sie entspannen und trägt zu Ihrem Wohlbefinden bei. Wenn Sie plötzlich dazu gezwungen werden, Ihr Lieblingsessen aufzugeben, kann es sein, dass Sie diese Veränderung sehr belastet und traurig macht. Manche haben das Gefühl, als wären sie die einzigen auf der ganzen Welt, die dieses Problem haben. Das unterstützt das Gefühl von Isolation und Einsamkeit.
Wenn sich Ihr Kind plötzlich glutenfrei ernähren soll, können sich solche Gefühle sogar noch verstärken. Sie haben immer davon geträumt, dass das Leben Ihres Kindes frei von Kummer und Sorgen verlaufen wird. Eine Diät, bei der man nicht das essen kann, was die meisten essen, taucht in diesem Traum mit Sicherheit nicht auf. Manche Menschen sind sogar verzweifelt und ohne jede Hoffnung. Sie empfinden die Diät als mühsam und schwierig und machen dabei auch Fehler. So kommen sie zu dem Schluss, dass wenn sie die Diät nicht richtig machen können, können sie sie auch gleich lassen. Sie geben auf. Kummer und Hoffnungslosigkeit sind ganz normale Empfindungen, aber Sie dürfen ihnen nicht nachgeben. Sie werden Ihre Gefühle von Einsamkeit und Traurigkeit überwinden. Die glutenfreie Ernährung muss nicht gleichbedeutend sein mit Isolation und Verzicht. Wenn Sie Ihr Bestes geben und sich richtig anstrengen, werden Sie das schaffen. Es ist besser, ab und zu mal einen Fehler zu machen, als aufzugeben oder es gar nicht erst zu versuchen.